Langfristige Perspektive des kleinen Grasbrooks
Hallo Zusammen,
Die derzeit in Hamburg laufende Diskussion um die moegliche (Teil-) Verlagerung der Uni auf den kleinen Grasbrook hat mich motiviert, mir ein paar Gedanken um die prinzipiellen Staerken und Schwaechen der im Rahmen der Studie vorgelegten Szenarien zu machen. Was mich dabei am meisten stoert (und das habe ich in anderen Postings hier auch schon formuliert) ist, dass Hamburg sich m.E. unnoetig auf einen Pfad begeben hat, welcher am Ende fast zwangslaeufig auf eine Konfiktsituation bzw. eine Flaechenkonkurrenz zwischen Hafennutzung und staedtischer Nutzung hinauslaufen wird.
Ich finde dieses Vorgehen unklug. Der Hafen ist ein integraler und identitaetsstiftender Bestandteil der Stadtstruktur Hamburgs. Seine zentrale Lage bringt zwar einige Probleme mit sich (Laerm, Verkehr, Platzmangel) ist dafuer aber einzigartig und bietet Raum fuer die Schaffung von Synergien und von „besonderen“ urbanen Raeumen, in denen sich die Gegengewichte von aktiver Hafennutzung und anderen hafen – bzw elbnahen Nutzungen ergaenzen oder einen spannenden Kontrast bilden koennen.
Eines der Hauptprobleme in den vorgelegten Entwuerfen der Architekten ist meines Erachtens das Beharren auf einer (ansatzweise historischen) Wasser- und Landflaechenverteilung die weder fuer den Staedtebau noch fuer einen modernen Hafen optimal ist. Der heutige Moldauhafen ist viel zu schmal fuer eine attraktive Wasserfleache, zumal wenn das umliegende Land auf flutsicher 8,50m ueber NN erhoeht wird. Bei Ebbe wuerde das Hafenbecken wie eine Schlucht wirken und in seiner Nutzung entsprechend eingeschraenkt sein. Das zweite Hafenbecken, welches die Architekten neu Planen ist entweder nur einseitig „staedtisch“ bebaut oder setzt langfristig eben doch die Ueberplaung der Unikais voraus (siehe Bild unten) um sich in einen Stadtraum zu verwandeln. Der Hafen muesste dafuer weg.
Bildquelle: gmp Architekten aus der Studie der FHH.
Unabhaengig davon ob die Universitaet nun verlagert wird oder nicht, denke ich, dass die Begehrlichkeiten der Stadt auf das Areal Kleiner Grasbrook langfristig bestehen bleiben werden. Mit oder ohne Uni koennte hier das fehlende Verbindungsstueck zwisschen Innenstadt und der Elbinsel (mit allen ihren Projekten) geschaffen werden. Es erscheint mir daher sinnvoll, sich langfristig Gedanken zu machen in welcher Form hier eine Ueberplanung stattfinden koennte, die Hafenwirtschaft und(!) staedtebaulichen Interessen gleichzeitig gerecht wird und zudem eine nachvollziehbare und dauerhafte Grenze zwischen diesen Nutzungen zieht.
Unter der Voraussetzung, dass die Stadt bereit ist das Geleande konsequent zu entwickeln und dafuer auch die entsprecheden Mittel vorzustrecken (langfristige Refinanzierung ueber Grundstuecksverkaeufe und / oder Pachten) koennte eine solche Loesung gelingen. Eine beispielhafte (!) moegliche Loesung habe ich unten skizziert.
Bildquelle: Ich auf Basis von Google maps
Die Gundideen sind dabei folgende: Statt zwei schmalen Wasserflaechen (alter Moldauhafen und neuer noch namenloser Hafen – siehe gmp) wird in Form des aufgeweiteten Moldauhafens nur eine neue, aber deutlich groessere Wasserflaeche geschaffen, welche auf beiden Seiten von dem neuen Stadtteil umgeben ist. Die Ausrichtung der urbanen Struktur dieses neuen Stadtteils orientiert sich mehr in Suedost-Richtung als parallel zur Norderelbe, um dessen Brueckenkopffunktion zur Veddel zu staerken. Durch Teilzuschuettung des Hansahafens gewinnt der Unikai auf Seiner (Sued-)Westseite neue Flachen hinzu. Mittels dieser und durch die Verfuellung des Restes des Segelschiffhafens werden neue Terminalflaechen erschlossen, die es wiederum erlauben Areale auf der bisherigen Nordostseite abzugeben. Die Trennung von Wohnfunktionen und Hafenumschlag erfolgt durch einen „Riegel“ von Buero- und Gewerbenutzung auf der Westseite des „neuen Moldauhafens“, durch die Wasserflaeche selbst und durch die Ausrichtung des Terminals nach Westen. Die funktionelle Gliederung saehe ungefaehr aus wie in folgender Abbildung:
Bildquelle: Ich auf Basis von Google maps
Da ich weder Architekt noch Planer bin liegt mein Schwerpunkt auf den grundsaetzlichen Ueberlegungen und nicht auf den Details des Entwurfes. Die von mir skizzierten Baufelder sind also nur beispielhaft. Ihre Dimensionen sind moeglichst realitsich gewaehlt was die Tiefe der Felder und das Verhaeltnis von Bauflache zu Grundflaeche betrifft – um einen Eindruck zu vermitteln wieviel Baumasse ungefaehr moeglich waere.
Die vierte und letzte Abbildung gibt eine Uebersicht der neuen Infrastruktur bzw der Erschliessungsbaumassnahmen, welche fuer eine Entwicklung nach meinem Denkmuster notwendig und wuenschenswert waeren.
Bildquelle: Ich auf Basis von Google maps
Mich wuerden zu dieser Idee Meinungen und / oder Alternativvorschlaege interessieren. Ich bin sicher, dass ich nicht alles bedacht habe, was es prinzipiell zu bedenken gaebe. Ist die Idee tragfaehig? Gibt es einen (mehrere) Haken dabei? Passt die Idee in die „politische Landschaft des Gewollten“ oder nicht?
Joyeuses Pâques, Midas.