Erfurt - Landeshauptstadt Thüringens

  • Erfurt - Landeshauptstadt Thüringens

    Erfurt - die Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen kommt hier kaum vor.


    Eigentümlicherweise scheint Erfurt etwas im Schatten der Nachbarstadt Weimar zu liegen. Daher hier einige Fotos zum Kennenlernen.








    Domplatz mit Dom und Severikirche.






























































    Petersberg mit den Resten der barocken Zitadelle

















    Die Krämerbrücke



    über die Gera ist die längste bebaute Brücke Europas.








































































































    Alles eigene Fotos.

  • erfurt ist wirklich eine ganz besondere perle. herrlich verwinkelte gassen, wunderbare altbausubstanz, überraschend viele kirchen - und das alles inzwischen zum grossteil vorbildlich saniert. da folgen doch hoffentlich noch mehr fotos...

  • Echt schön anzusehen. Habe es schon mal bei GoogleEarth angeschaut. Die kleine Gassen mit dem bunten Fachwerk...Ist auf jeden Fall nen Tagestripp wert, denke ich. Hat es den Krieg mehr oder weniger unbeschadet überstanden oder hat man sich Mühe gegeben, die (Innen-)Stadt wieder herzustellen?

  • Danke ebenfalls für die Fotos. Erfurt ist komischerweise sowohl hier als auch im APH unterrepräsentiert. Wo sich wohl die ganzen Bewohner tummeln?


    M.E. eine der schönsten Landeshauptstädte Deutschlands. Hast du evtl. noch Bilder aus den Vierteln, die dieInnenstadt umschliessen?

  • Ben



    Zu eventuellen Kriegsschäden in Erfurt kann ich nichts sagen. Vielleicht findet sich doch ein Erfurter, der uns da weiterhelfen kann.:cool:


    Die Stadt sieht aber nicht aus, als ob es dort nennenswerte Bombenangriffe gegeben hätte.



    Die vierzig Jahre DDR haben da schon heftiger zugeschlagen. Wenn ich das richtig erinnere, sollte hier am Hirschlachufer ein neues Theater oder die neue Oper errichtet werden. Dazu wurde ein altes Viertel geschleift. Zur Wendezeit war der Bau rohbaufertig. Weil er aber für diesen Bereich zu klobig war, wurde er nicht fertiggestellt und abgerissen. Ob das hier gezeigte Areal das nämliche ist, kann ich aber nicht sagen. Denk aber es passt.



















    Gleich daneben- noch im Altstadtbereich- wurde die Macht des Sozialismus demonstriert. Heute etwas aufgehübscht.


















    Auch die Nachwendezeit hat ihre Spuren hinterlassen. Wie hier in dieser Seitenstraße des Angers.
















    Hirschlachufer, eine Parallelstraße des Angers.





























    Um die Altstadt findet man Viertel mit einem Mix aus Gründerzeit, Ostwohnungsbau und Nachwendebauten.





























    Das Bayernhaus.
















    Hier noch einige Fotos vom Anger - der Erfurter Flaniermeile.



















    Alles eigene Fotos.

  • erfurt gehört zu den glücklichen städten, bei denen die verordnete sozialistische aufmarschstrasse - in diesem fall der "juri-gagari-ring" - nicht brachial durch den altstadtbereich geschlagen wurden.
    nach der wende wurde ein neues opernhaus errichtet. wenn dies nicht am ursprünglich dafür vorgesehenen standort geschah, sind die verluste durch vorangegangene abrisse umso bitterer.
    abschreibungsprojekte aus den 90ern gehören wohl überall zur kehrseite des nachwende-baubooms. zum glück hat die stadt dem vergleichsweise viel entgegenzusetzen.
    vielen dank für die bilder!

  • Die gezeigten Nachwendebauten sind wirklich unter aller Kanone. Nicht auszudenken, wie Erfurt heute aussähe, wenn die Altstadt nicht zu 20%, sondern zu 80% zerstört gewesen wäre. Das ist vielleicht auch der Grund, warum die Stadt in den Architekturforen so wenig Resonanz bekommt. Wer hätte bei solchen Neubauten schon großes Interesse, darüber zu schreiben?


    Die Altstadt ist freilich sehr schön, aber schon der Gründerzeitgürtel drumrum haut mich nicht vom Hocker. Von meinen flüchtigen Erfahrungen her scheint die Stadt am Rand - im Verhältnis zu ihrer vergleichsweise geringen Größe - außerdem sehr mit Plattenbauten und Einfamilienhaussiedlungen zersiedelt zu sein.

  • Kenne eigentlich keine Oststadt, die keinen Plattenbau(teil)ring besitzt. Da ich dazu neige den Thüringern einiges zu vergeben, kommen diese bei mir wohl besser weg als andere.
    In vielen thüringer Städten werden die Altstädte gepflegt und wieder in ihrer ursprünglichen, kleinteiligen Struktur aufgebaut. Auch wenn noch einiges zu tun ist, kann man erkennen, dass konsequent auf eine "urbane" Stadt hin gearbeitet wird. Stadt heisst auch immer "Nutzungsmix".


    Von daher war die Entscheidung die Oper in Erfurt an einer anderen Stelle zu errichten nachvollziehbar.


    Die Gründerzeitgebäude in Erfurt sind -besonders im Inneren- deutlich schlichter als Gründerzeitgebäude in Leipzig, Hamburg oder Wiesbaden.



    Dafür ist die Altstadt von Erfurt gefühlt dreimal so groß wie die City von Leipzig.:D

  • ^
    Vielen Dank für die schönen Fotos!
    Ich verstehe auch nicht so recht warum Erfurt so ein Schattendasein fristet.
    Erfurt ist mit Regensburg und Lübeck die am besten erhaltene "mittelalterliche Großstadt" Deutschlands. (14. Jahrhundert 20.000 Einwohner)
    Als ich vor ein paar Jahren das letzte Mal in Erfurt war, sind mir jedoch die vielen Brachen abseits vom Anger, Fischmarkt, Domplatz etc., aufgefallen. Ich finde trotzdem dass das Stadtbild relativ geschossen wirkt, insbesondere wenn die genannten Freiflächen eines Tages größtenteils verschwinden. Ob diese hauptsächlich aus Zeiten der DDR Stadtplanung stammen oder noch Kriegslücken sind weiß ich nicht genau. Es scheint wahrscheinlich zu sein das es eine Kombination aus beiden ist.

  • Kriegsschäden

    Ich versuche mal auf die zuvor gestellte Frage bezüglich der Kriegsschäden zu antworten.


    Ich bin zwar kein Erfurter, die Stadt hat mich aber schon sehr interessiert. Also hab ich mal nachgeblättert...
    Zitat: "Erfurt zählte besonders im Bereich des ehemaligen Innenstadtrings, zu den wertvollsten Stadtzentren Deutschlands. Durch mehrere Bombenangriffe 1944 und 1945 sowie Artilleriebeschuss im April 1945 wurde Erfurt empfindlich getroffen." Quelle: Rudolf Zießler; Schicksale Deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg.
    Einige Verluste wiegen bis heute schwer im Gedächtnis der Stadt.

    Folgende Gebäude hat es sehr schwer getroffen oder wurden zerstört:


    1. Augustinerkloster (sehr bedeutender Denkmalkomplex, ab 1266 gegründet, Wirkungsstätte Luthers, bedeutende spätgotische Bibliothek)
    der größte Teil der Klosteranlage wiederhergestellt; Gotische "Waidhäuser" an der Augustinerstraße abgetragen sowie die Bibliothek bis auf die Grundmauern des Kellers. Rekonstruktion zu DDR Zeiten geplant. 2006 wurde der Grundstein zum Wiederaufbau der alten Gebäudekubaturen gelegt. (siehe hier und hier.)


    2. Barfüßerkirche ("..einer der monumentalsten Bettelordenskirchen Deutschlands.."; Bau ab 1291; nach dem Dom die größte Kirche der Stadt (wenn nicht einst die Größte); etwa gleicher Typus wie die Predigerkirche und Augustinerkirche) Erhebliche Zerstörungen; Abbruch des südlichen Seitenschiffs und des Obergardens; Abbruch der Gewölbe im nördlichen Seitenschiff; Wiederherstellung des Chors als Kirchenraum; Sicherung der Ruine.


    3. Collegium Majus (Alte Universität; 1510 spätgotischer Neubau) Fast komplett zerstört; Architekturteile geborgen; bis auf die Grundmauern des Erdgeschosses abgetragen; Rekonstruktion seit einigen Jahren, nach einem Wettbewerb zur Nutzung und zur Erweiterung für das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, soll es wohl weiter gehen.


    Des Weiteren wurde die Ursulinen-Klosterkirche und die Schottenkirche nach erheblichen Zerstörungen wiederhergestellt.
    Profanbauten bzw. ganze Straßenzüge/Viertel waren auch betroffen, jedoch wurden sie meist nie gänzlich zerstört.
    Darunter:
    - Bebauung um das Augustinerkloster
    - Bebauung um die Barfüßerkirche und das Predigerkloster
    - Bebauung Hundorfgasse, Stunzengasse
    - Bebauung Schlösserbrücke, Hermann-Jahn-Straße, Hinter dem Rathaus
    - Bebauung Kreuzgasse
    - Bebauung Futterstraße, Wenigemarkt, Meienbergstraße, Johannisstraße
    - Sowie in einzelnen Bereichen, der Anger


    Viele Gebäude konnten wiederhergestellt werden. Unter den Verlusten sind ca. ein Duzend Gebäude der Gotik, Spätgotik und Renaissance mit teils bedeutenden Portalen besonders hervorzuheben.


    Vieleicht kommt ja jemand von euch aus der Gegend. Weiß jemand wie der Bau des Collegium Majus - Kirchenamt der EKM voranschreitet bzw. über den seltsamen Zustand der Bauruine Collegium Majus bescheid?


    Als ich dort war sah es dort wie eine behelfsmäßig zusammengeflickte Baracke aus den letzten Kriegsjahren aus. Sichtbare Stahlbetonstützen im wieder aufgemauerten Bruchsteinmauerwerk, Abschnitte die einfach mit Hochlochziegel vermauert wurden, Garagentorgroße Öffnungen (keine Fenster) hat man in der Fassade eingebaut die mit Brettern vernagelt waren, die Giebelpartie teils offen, mit Schaltafeln oder Planen geschlossen und das wohlgemerkt über einen augenscheinlich langen Zeitraum ohne weitere Bauarbeiten??? (Hier nochmal eine Meldung des letzten Jahres)


    @ Moderation, hoffe diese Antwort passt in die Galerie

  • aber schon der Gründerzeitgürtel drumrum haut mich nicht vom Hocker.


    Volle Zustimmung!
    Dementsprechend finde ich Erfurt auch nicht besonders lebenswert. Eine fantastische Altstadt ist leider nicht alles.


    Eine Außnahme aber gibt es: Die großbürgerliche Brühlervorstadt im Südwesten und ein paar Ecken im Süden. Ansonsten aber flächendeckend traurige Einfachstgründerzeit, sehr häufig mit rotem Backstein, alles tendenziell schmuddeliges Arbeiterviertel. Dazu eine deftige Portion Sozialismus. Von den Stadtvierteln Erfurts war ich wirklich - gerade im Kontext zur überragenden Altstadt - sehr enttäuscht. Wie genial sind in dieser Hinsicht die beiden östlichen Nachbarn Weimar und Jena. Hat jemand eine Ahnung, warum der Erfurter Gründergürtel so dürftig geraten ist?

  • @Youngwoerth




    Als die Gründerzeitgebäude in Erfurt errichtet wurden, gehörte Erfurt zu Preußen. Kann es sein, dass die einfache Bauweise der Gründerzeitbauten damit zu tun hat? Die anderen Bauvorschriften z.B.?

  • @Youngwoerth




    Als die Gründerzeitgebäude in Erfurt errichtet wurden, gehörte Erfurt zu Preußen. Kann es sein, dass die einfache Bauweise der Gründerzeitbauten damit zu tun hat? Die anderen Bauvorschriften z.B.?


    Eher wohl deswegen, dass Erfurt sehr peripher in Preussen lag und gerade mal der Sitz eines Regierungspräsidenten innerhalb der Provinz Sachsen war. Das Regierungsgebäude stammt ja übrigens noch aus der vorhergehenden Ära der Mainzer Bischöfe als Landesherrn ("Kurmainzische Statthalterei"). Übrigens sind auch die Gründerzeithäuser im benachbarten Weimar (damals Landeshauptstadt von Thüringen ['Sachsen-Weimar-Eisenach']) auch nicht döller, nur werden sie neben den Residenzbauten von den Prachtbauten der Ministerialen - z. B. den Villen in der Belvederer Allee - überstrahlt.
    Der Maurermeister Schulze, der sich das Zinshaus in Erfurt als Alterssicherung baute, trieb vermutlich denselben (geringen) Aufwand wie in Weimar.

  • Danke, sehr interessanter Ansatz!


    Weimar hat zumindest weitläufige Villengegenden (was man in Erfurt praktisch überhaupt nicht findet) und die Gründerzeitler tendieren oft in Richtung Mehrfamilienvilla, was dann weniger arbeitermäßig aussieht. Aber was ich in Erfurt wirklich vermisse, ist so etwas wie das Damenviertel in Jena - topsaniert, hochfrequentiert und städtebaulich äußerst qualitätvoll. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, in Erfurt zu studieren - aber aufgrund der Stadtviertelsituation Abstand genommen. Wahre Lebensqualität bietet für mich in dieser Hinsicht Freiburg im Breisgau - da verzichte ich lieber auf die außergewöhnlich gut erhaltene Altstadt.

  • Grüße, ich bin mal so frei und stelle hier ein paar Schnappschüsse aus dem Laufe des Sommers ein. Da die Stadt von diversen Nebenarmen der Gera durchzogen wird stellt sich grad im Sommer ein sehr angenehmes, idyllisches Flair ein. Auf gehts:










    Bilder wenn nicht anders angegeben: Stutzen

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