Altes Stadtarchiv - Alles zur Katastrophe

  • Die Staatsanwaltschaft geht weiteren Hinweisen nach. Es handelt sich um den Verdacht gefälschter Baudokumente bzw. manipulierter Messdaten durch die Baufirmen:


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1264185817098.shtml
    http://www.ksta.de/html/artikel/1262688322009.shtml


    „Die Vorwürfe stehen ausdrücklich nicht im Zusammenhang mit der Ursache des Archiveinsturzes“, so Günter Feld, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Glaubwürdigkeit der Baufirmen wird allerdings hierdurch nicht eben besser. Die Rundschau will zudem Informationen haben, dass beim Bau der Schlitzwandlamellen vor dem Stadtarchiv schon lange zuvor Schwierigkeiten und Anomalien bemerkt worden seien.
    Genaueres wird man erst nach Errichtung eines Sicherungsbauwerks erfahren, was in den nächsten Monaten hoffentlich endlich passiert.

  • Hinsichtlich der Neubebauung des Areals des alten Stadtarchivs an der Severinstraße hat sich nun, frühzeitig, die, rund um die Weiterentwicklung des Opernquartiers bekannt gewordene, Bürgerinitiative "Köln kann auch anders" zu Wort gemeldet.


    Nach Ansicht der Bürgerinitiative sollen "die Kölner Bürgerinnen und Bürger, Anwohner, die angrenzenden Schulen, Pfarrgemeinden und andere Betroffene" bei der Bebauung des Geländes vor dem Beschluss über einen Bebauungsplan mitreden sollen. Oberbürgermeister Roters wird aufgefordert, "die Bürger Kölns zu einem Gespräch über die Zukunft dieses Ortes auf die Piazzetta des Rathauses zu laden".


    Die Bürgerinitiative hat auch schon konkrete Vorstellungen. Es wird der Vorschlag des Kölner Künstlers Eusebius Wirdeier verfolgt, auf dem Gelände die in Köln seit ihrem Abriss vor über sieben Jahren fehlende Kunsthalle und den ebenfalls fehlenden Kölner Kammermusiksaal zu errichten.


    Der Stadtentwicklungsausschuss ist aktuell beauftragt, einen Bebauungsplan zu erstellen. Dessen Ausschussvorsitzender Klipper regte an, "den alten Standort des Stadtarchivs einer breiten, kulturellen Nutzung zuzuführen".


    http://www.report-k.de/content/view/30072/


    Zum Künstler Eusebius Wirdeier:
    http://www.eusebius-wirdeier.de/
    http://de.wikipedia.org/wiki/Eusebius_Wirdeier

  • Ich halte das Ganze für ausgemachten Blödsinn. Das Einzige, dass ich nachvollziehen kann, ist, dass man an dieser Stelle in irgendeiner Form an den Einsturz des Stadtarchivs und der benachbarten Häuser, sowie an den Tod zweier junger Männer erinnert. Wie das geschieht lasse ich offen - darüber kann und sollte man gerne mit den Bürgern sprechen.


    Warum an diese Stelle aber unbedingt wieder eine kulturelle Nutzung kommen soll, ist mir schleierhaft. Es ist ja nun nicht so, dass dort das kulturelle Herz des Severinsviertels herausgerissen worden wäre. Wenn man ehrlich ist, hat man (bis auf relativ wenige, die sich zu Recherchezwecken dorthin verirrt haben) doch vom Stadtarchiv vor dem Einsturz so gut wie keine Notiz genommen. Und wenn - dann eher negativ - in der Wahrnehmung des Gebäudes als unwirtlichen, heruntergekommenen, großen, sich nach außen abschottenden Betonklotzes.


    Über die Forderung nach einer Kunsthalle und eines Kammermusiksaales an dieser Stelle kann ich nur den Kopf schütteln! :nono:


    - Sowohl einen Kammermusiksaal, als auch eine Kunsthalle kann ich mir an dieser Stelle beim besten Willen nicht vorstellen. Beiden wünsche ich - so sie denn irgendwann mal realisiert werden sollten - einen attraktiveren Standort und nicht eingezwängt zwischen eine 60er/70er Jahre Bebauung.
    - Angesichts der aktuellen, angespannten Haushaltslage der Stadt geht es derzeit darum, bestehende Strukturen zu erhalten. In Zeiten, in denen ernsthaft diskutiert wird, ob man alle kulturellen Einrichtungen der Stadt überhaupt erhalten kann, die Forderung nach Neubauten wie Kammermusiksaal oder Kunsthalle zu erheben, geht doch völlig an der Realität vorbei.


    Eine Initiative, die mit daran beteiligt war, den Schauspielneubau zu kippen (und ein nicht unwesentliches Argument hierfür waren die hohen Kosten - auch gerade im Hinblich auf das hohe Haushaltsdefizit der Stadt) fordert jetzt millionenschwere Kulturneubauten?? Das ist doch absurdes Theater!!!


    Na gut - dann lassen wir alles so wie es ist. Stellen wir auf einer leer bleibenden Fläche dekorativ ein paar Trümmerteile auf. Wird dann sicherlich auch eine Touristenattraktion. Aber wohl kaum eine im Sinne des Viertels und der dort lebenden Menschen.


    Wie wäre es denn, wenn die Stadt das Grundstück nach Abschluss aller noch erforderlichen Arbeiten einfach verkauft und somit Geld in die klamme Stadtkasse käme? Aber dann käme ja ein böser Investor und würde dort womöglich noch Wohnungen bauen und Ladenlokale in die Erdgeschossebene. Und somit an dieser Stelle ganz einfach ein Stück Stadtreparatur betrieben würde?


    Also nee, also das geht ja nun wirklich nicht... ! :nono:

    Einmal editiert, zuletzt von Citysurfer ()

  • @ Citysurfer


    Gut geschrieben. Den kann man eig. nix hinzufüfen. Das als Leserbrief an den KSTA und die Katastrophe hinsichtlich deines Arguments der Kosten ist Perfekt...


    denn es ist wie du sagtest:
    Erst einen Kulturellen Neubau verhindern und an anderer Stelle einen verlangen ist Haarspalterei. Dieser gesamte Verein macht sich doch nur mehr und mehr Lächerlich

  • Ich kann Citysurfer auch nur zustimmen. Eine kulturelle Nutzung des Standortes mit gesamtstädtischer Bedeutung kann ich mir an dem peripheren Standort auch überhaupt nicht vorstellen - mal ganz abgesehen vom Kosten-Nutzen-Verhältnis einer solchen Nutzung für die Stadt.


    Jetzt habe ich mal 'ne dumme Frage weil ich die Diskussion vielleicht verpasst habe: warum baut man das Stadtarchiv nicht am alten Standort neu. Der jetzt ausgewählte Standort am Eifelwall ist ja auch äußert unwirtlich und bis es zu einem Neubau käme, stünde möglicherweise der alte Standort nach endgültigem Abschluss von Archivalienbergung und Beweissicherung doch wieder zur Verfügung (dei dem allgemeinen Kölner Tempo ;)). So stünden Nutzung und Katastrophe in einem räumlichen Kontext.


    Aber wer weiß, vielleicht habe ich ein paar Argumente nicht mitbekommen.

  • Benevolo Ganz kurz zur Info, warum nicht wieder am alten Standort:


    - Man weiß nicht, wann das Grundstück wieder zur Bebauung zur verfügung steht, das Grundstück am Eifelwall ist in städt. Besitz und sofort verfügbar
    - die Archiv-Mitarbeiter haben sich gegen einen Neubau am alten Standort ausgesprochen
    - Man müsste am alten Standort aus Platzgründen in die Tiefe bauen. Das ist teuer und aufwändig wg. Hoch/Grundwasser
    - Das neue Archiv wird vom Raumvolumen ohnehin größer - da ein Digitalisierungs - und Restaurierungszentrum gebaut wird und das Rheinische Bildarchiv integriert wird.
    - Der neue Standort ist verkehrsgünstig gelegen, bietet Erweiterungsmöglichkeiten, hat keine unmittelbate Nachbarbebauung, auf die Rücksicht genommen werden muss und liegt sehr nahe an der Uni

  • Ein Experte vom TÜV Rheinland hat dem Hauptausschuss aktuelle Untersuchungsergebnisse von der Unglücksstelle vorgetragen. Demnach gibt es ein weiteres Indiz dafür, dass die fehlerhafte Schlitzwandlamelle 11 als mögliche Ursache für den Einsturz in Frage kommt.
    http://www.ksta.de/html/artikel/1277385900119.shtml


    Das geplante Besichtigungsbauwerk soll endgültige Klarheit verschaffen. Die Hoffnung bleibt, dass die Ursache sich vielleicht relativ klar feststellen lässt.

  • Citysurfer.


    Danke für die Infos. Wahrscheinich habe ich die Berichterstatung zu oberflächlich verfolgt, einige Argumente waren mir geläufig, andere neu.


    Das Thema Bauvolumen am alten Standort kann ich nachvollziehen und schließlich ist ein repräsentativer Bau für ein Archiv vielleicht wünschenswert, aber nicht zwingend notwendig.

  • Hi lesn_de,


    willkommen im Forum und vielen Dank für die vielen Bilder zum Einstieg. Perfekt! :-). Freue mich immer über Bildbeiträge!..


    Gruß Rainer

  • Die Stadt Köln hat eine 10.000 m² große Lagerhalle eines Möbelhauses in Porz für 6 Jahre angemietet (Monatsmiete 151.000,- €) und wird dort ab März 2011 ein Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum einrichten.
    Auf ca. 3000 m² entstehen Werkstätten, ca. 7000 m² stehen für ca. 17 "Regalkilometer" Lagerfläche zur Verfügung. Zusätzlich entstanden Büro - und Sozialräume.
    Die Halle wurde vom Vermieter für 4,5 Mio. € umgebaut und mit Heizungen, Klimaanlagen und Lüftungen zur Regelung der Luftfeuchtigkeit sowie EDV-Anlagen ausgestattet.


    Ab Ende März 2011 sollen hier 18 Restauratoren, sowie weitere 40 Hilfskräfte arbeiten.


    http://www.express.de/regional…2856/4927994/-/index.html

  • Bürger des Severinsviertels haben in einem Workshop mit dem Stadtplanungsamt über die Zukunft des Areals des eingestürzten Stadtarchivs sich mehr Lebendigkeit für das Gebiet rund um das ehemalige Stadtarchiv gewünscht. Vorrangig wünscht man sich dort bezahlbaren Wohnraum für Familien - aber auch eine Gedenkstätte für die Opfer des eingestürzten Archivs. Voraussicht kann erst ab 2018 - nach Fertigstellung der U-Bahn mit Arbeiten an Stelle des alten Archivs begonnen werden.


    http://www.wdr.de/mediathek/ht…schau/lokalzeit_koeln.xml
    (Kompakt, ab 11:05)

  • Wie Stadtanzeiger und Rundschau berichten, steht die Bergung des Archivmaterials vor dem Abschluss. Taucher bergen derzeit die allerletzten Trümmerteile, sowie in geringem Umfang auch noch Archivalien.
    Wenn am 20. August die Baustelle an den Gutachter übergeben werden wird, sind ca. 95% aller Archivalien geborgen worden.


    Ab August wird mit der Errichtung des bis zu 28 Meter tiefen Besichtigungsbauwerks begonnen.


    http://www.ksta.de/html/artikel/1311518161711.shtml
    http://www.rundschau-online.de…tikel/1308323569101.shtml

  • Bild von heute. Für Tiefbauexperten sicherlich interessant. Der Baugrund am alten Archiv wird momentan durch Vereisung gesichert. Genau kenne ich mich da nicht aus, aber es wird wohl eine Art riesiger Wärmetauscher installiert sein. Große Stahlrohre in der Grube werden permanent mit Wasser umspült. Die beiden Schlote rechts sind deshalb weiß, weil sie komplett mit Eis umhüllt sind.


    Blick auf die Schlitzwandlamellen. Die mit "L11" markierte ist wohl der mutmaßliche Unglücksherd. Dieser liegt allerdings noch 10-15 Meter unterhalb des Bodens auf dem Bild.

  • Im Auftrag des gerichtlich bestellten Gutachters suchen momentan 5 Experten nach Hinweisen für den Archiveinsturz. Dabei müssen sich sie sich unter Wasser an den Schlitzwänden entlangtasten. Nach Meinung der Beteiligten wird in diesem Bereich jedoch nichts gefunden werden, sondern erst viel tiefer
    http://www.rundschau-online.de…tikel/1316703181724.shtml


    Der Bau des Besichtungsbauwerks verschiebt sich derweil immer weiter. Man hofft jetzt auf einen Baubeginn im März 2012. Diese Arbeiten werden nochmal ein Jahr in Anspruch nehmen. Wer weiß, wie lange die dann einsetzenden Untersuchungen noch dauern. Mit viel Glück können hier die Arbeiten an der U-Bahn also (vielleicht?) 2014 fortgesetzt werden :(

  • Und weiter geht es mit den Verzögerungen. Nachdem die Tauchgänge in der mit Wasser gefüllten Grube eigentlich im Dezember abgeschlossen sein sollten, sind nun überraschend weitere Tauchgänge geplant, weil das Wasser nach Ansicht einiger Fachleute in den vergangenen Wochen zu trübe war, um ausreichend sichere Feststellungen zu machen :confused:


    Zu einer weiteren Verzögerung der Ursachenforschung könnte es kommen, weil offenbar auch die Staatsanwaltschaft noch einmal Taucher in die Grube am Waidmarkt schicken will. Frühester Baubeginn für das Besichtigungsbauwerk ist nunmehr im Mai 2012. Ende offen...


    Quelle: http://www.rundschau-online.de…tikel/1325602931827.shtml

  • Es ist ein endloses Trauerspiel...
    Die Arbeiten an der Einsturzstelle des Stadtarchivs sind bis auf Weiteres gestoppt. Ein von der KVB beauftragter Prüfstatiker hat Bedenken an der Ausführung eines Stahlbetonbalkens geäußert, welcher das Bauwerk zusätzlich stützen soll. Es sollen jetzt zusätzliche Nachweise erbracht werden. Der für September vorgesehene Baubeginn des Besichtigungsbauwerks ist damit einmal mehr hinfällig.
    http://www.rundschau-online.de…pt,15185496,16539746.html


    Somit hat sich inzwischen alleine der geplante Baubeginn (!) jenes Bauwerks um über ein Jahr verschoben. Realistisch betrachtet werden wohl weitere Verzögerungen bei der Vorbereitung an der Tagesordnung sein. Jetzt halte man sich mal vor Augen, welche Verzögerungen noch bei der eigentlichen Bauausführung, der folgenden Untersuchung sowie bei Auswertung/Interpretation der Ergebnisse durch ein Heer von Gutachtern möglich sind. Es gehen doch locker noch drei bis vier weitere Jahre ins Land, bevor der U-Bahnbau hier fortgestzt werden kann. Dann nochmal drei bis vier Jahre Bauzeit ? Fertigstellung 2020 ? Trotzdem wurde eine Teilinbetriebnahme des südlichen Streckenabschnitts so weit ich weiß bereits abgelehnt. Damit wird Köln wohl zur Haupstadt der Geister-U-Bahnhöfe werden.