Sublounge "Zum Kessel"

  • In erster Linie profitiert doch die Metropolregion Stuttgart. Und diese macht 50 % von BW aus.


    Naja, also jemand in der hintersten Hohenlohe profitiert wenig von S21. Oder in Württembergisch-Franken. Muß man schon enger definieren, ich würd da die Region Stuttgart nehmen (die mitm Regionalparlament). Und die macht 25% von BW aus (und ca 12% der Fläche).

  • All diese Finanzierungsfragen beantworten aber noch nicht Schmittchens Frage - warum haben so viele Stuttgarter gegen S21 gestimmt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Großteil der Wähler Max BGFs Argumente überhaupt kennen, weil sie nicht so tief in der Materie oder nicht so interessiert sind wie wir im DAF. Einzig Punkt c)


    "weil mir persönlich 10 Jahre City- und Hbf-Baustelle mehr schaden als S21 hinterher nutzt."


    würde ich als "massenkompatibles" Argument ansehen, aber dann bleibt die Frage, ob das alles ist. Oder ob es noch andere Argumente gibt. Wenn es tatsächlich nur darum geht, dass Baustellen mit temporären Einschränkungen der Lebensqualität verbunden sind (zumindest für Nicht-Bauinteressierte), dann wäre das ganz schön egoistisch und kurzfristig gedacht von den Stuttgartern... ich hätte eher damit gerechnet, dass gerade die fleißigen Schwaben an die wirtschaftliche Zukunft ihrer Region denken, und dafür mal eine Großbaustelle akzeptieren.

  • Ich würde sagen für die meisten Wähler ist das massenkompatible Argument ganz einfach: "Die verbuddeln da für jeden von uns Stuttgartern 10.000 Euro von unseren Steuergeldern - und uns nützts nichts".
    (auch wenns nur 5.000 Euro sind)

  • Miguel, ich habe nur meine Gründe genannt, weil die offiziellen zumindest in interessierten Kreisen/Foren schon endlos durchgekaut sind.


    Zugegeben Punkt c) ist mein Nimby-Punkt. Würde ich fallenlassen, wenn die anderen Vorteile überwögen, so daß menschheit künftig per Saldo profitierte. Da ich dies aber nicht so einschätze, halte ich ihn aufrecht.


    Genau über Angst schürende Argumente funktioniert im übrigen meist populistischer Massenprotest. Die S21-Gegner punkten kaum wegen technischer Details wie 8 vs. 10 Bahnsteigen oder Dieselverbot im Tunnel, sondern durch


    - Schloßgarten werde zerstört
    - Mineralwasser sei in Gefahr
    - S21 werde insgesamt viel teurer
    - für ganz viele Nahverkehrs- und Bildungsprojekte fehle wegen S21 das Geld


    sowie das beliebte sympathisch obrigkeitsfeindliche Labelling als "Gigantisches Prestigeprojekt". Früher von Teufel und Schuster. Seit Oettinger MP ist wurde Teufel flugs durch Oettinger ersetzt.


    @kato, was die Provinz hierbei auch ignoriert ist, daß sie permanent von den starken Zentren Zuweisungen erhält, z.B. landesinterner Finanzausgleich. Hier wie dort, in erster Linie geht es darum, sich benachteiligt fühlen, jammern und protestieren zu können. Leider besonders ausgeprägt in BaWü - vermutlich geht´s den Leuten tatsächlich zu gut oder sie sind ne Ecke egoistischer. Früher war der Großteil positiv und konstruktiv drauf. Da hätte man sich noch über durchaus interessante Investitionen gefreut statt sich fortlaufend vor theoretisch denkbaren Problemen und Gefahren zu ängstigen.

  • Gut zusammen gefasst, Max BGF. Hinzu kommt bzgl. der Wahl natürlich auch, dass sich neben den Akteuren DB und Land eben auch die städtischen S21-Parteien, allen voran CDU und SPD bei der Präsentation des Megaprojekts ziemlich deppert angestellt haben, behäbig, ideenlos und vor allem volksfern (Beispiel: Das unsägliche Gezänk um den S21-Pavillon am Schlossplatz). Das konnte nicht wirklich gut gehen.


    Zudem waren da noch eine Reihe von Negativ-News bei der CDU, sei es die Sitzungsgeld-Affäre (Schmid) oder Peinlichkeiten um Herrn Uhl (jetzt FDP), LBBW-Krise inkl. Personaltohuwabohu, Wasserrückkauf...
    Das war alles andere als rühmlich.

  • Aha, danke für die Zusammenfassung. Interessant. Bin gespannt, wie es im grünen Stuttgart jetzt weitergeht und ob die nächste Wahl wieder so ausgehen wird.

  • Wahlbeteiligung lag bei mageren 48,7%.


    Das vorläufige Endergebnis u.a. auch nach Stadtbezirken aufgedröselt hier.


    Quelle: Stadt Stuttgart

  • Ich denke, der Durchschnittsstuttgarter weiß weder wieviel S21 kostet, noch wie es genau aussehen wird oder was eine europäische Bahnmagistrale ist, obwohl, wie ich mir selbst angesehen habe, die Information der Bürger mit der Ausstellung vorbildlich ist!


    Da auch niemand Ahnung von der Finanzierungsstruktur hat, denkt der "mündige" Bürger, dass seine Steuergelder verschwendet werden und stimmt daher dagegen (egal wieviel die Stadt bezahlt). Hinzu kommen dann noch allgemeine Baustellenphobie und dass es den Stuttgartern eventuell einfach zu gut geht, weshalb sie nicht so recht zu schätzen wissen, was dort für sie errichtet werden soll.


    Hoffe jetzt fühlt sich kein Stuttgarter auf den Schlips getreten, aber ich war vor wenigen Wochen in Stuttgart und dies war mein Eindruck.


    Das Ganze ist übrigens ein typisch deutsches Verhalten, kann man auch schön bei der Privatisierung von Schulen und anderer öffentlicher Infrastruktur beobachten. Während der Planungsphase gibt es eine riesige Aufregung und das darf ja alles nicht sein etc. pp., aber falls ein Projekt es doch bis in die Betriebsphase schaffen sollte, interessiert es keinen Menschen mehr. Wenn etwas reibungslos läuft, nimmt es niemand mehr war und ich wette, wenn S21 aus dem gröbsten heraus ist und der Rohbau unter der Erde verschwunden ist, wird niemand mehr dagegen gewesen sein wollen (außer bei Kostensteigerungen, dann "hat man es ja gewusst"). Man kann nur hoffen, dass S21 verwirklicht wird, denn langfristig ist eine tolle Sache! :daumen:

  • was die Provinz hierbei auch ignoriert ist, daß sie permanent von den starken Zentren Zuweisungen erhält, z.B. landesinterner Finanzausgleich.


    Eigentlich zahlt Stuttgart mit 22,53% vergleichsweise wenig FAG-Umlage - der Mindestsatz ist 22,10%, unter den Stadtkreisen zahlt Heilbronn mit 22,64% am meisten, der Höchstsatz liegt zur Zeit irgendwo bei 32%. Dafür langt Stuttgart aber bei den auf Einwohnerzahlen basierenden Schlüsselzahlungen genauso hin wie alle anderen Kommunen (und zwar mit dem höchsten Satz pro Einwohner in BW!).


    In absoluten Zahlen sieht das im aktuellen Haushalt genauso aus. Stuttgart zahlt dieses Jahre 220 Millionen FAG-Umlage ans Land, und erhält dafür 290 Millionen Schlüsselzuweisungen zurück (plus 53 Millionen allgemeine Zuweisungen und 127 Millionen Zuschüsse "für laufende Zwecke", sonstige Zuschüsse mal gar nicht eingerechnet).


    Finanziert wird so was von kleinen Gemeinden mit sehr hohem Steueraufkommen - z.B. Walldorf (SAP) oder die ganzen kleineren Gemeinden um Stuttgart herum mit Technologiezentren (wie z.B. Weissach mit Porsche).

  • Kann mir einer erklären, was Stuttgarter gegen das S21-Projekt haben?


    Sie sind schlecht informiert und haben Angst.
    Und sie denken nicht daran, dass die Alternativen auch sehr viel Geld kosten.


    Im Fall der Fälle glaube ich nicht daran, dass die gesamte SPD-Fraktion von heute auf morgen überlaufen wird, wie das Conradi gerne hätte. Ich denke, es wird weiterhin eine stabile Mehrheit für S21 geben.

  • @kato, ganz meine Meinung und schon öfter geschrieben, daß Stuttgart selbst Jammerstadt ist, wenn auch in etwas anderem Zusammenhang. Prahlt gern mit seinen Einrichtungen, beschwert sich jedoch über die dazugehörigen Zentralitäts"lasten". Am besten die umliegenden Gemeinden zahlen hübsch und Stuttgart fährt den Imagegewinn für sich ein.


    Zum FAG: Gemeint war bei Provinz vs. Zentren mit letzteren schon die Region, welche auch wie Du richtig schreibst mit am meisten zu profitieren scheint. Und da trifft es zu, daß die Region Stuttgart einiges an Land mitfinanziert, zumindest habe ich das mehrfach so gelesen. Ist ja auch logisch, daß aus Schwarzwald, Alb oder Odenwald nicht auch noch Gelder zur Unterstützung starker Regionen wie Stuttgart, Rhein-Neckar oder Karlsruhe fließen, sondern umgekehrt. Sonst wären die ganzen Metropolenrankings absurd und für die Tonne.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Großteil der Wähler Max BGFs Argumente überhaupt kennen, weil sie nicht so tief in der Materie oder nicht so interessiert sind wie wir im DAF.


    Du kennst Dich in Stuttgart nicht wirklich aus, oder? Die Leute, die ich kenne, die sind über S21 bestens informiert - und die meisten nehmen, je mehr sie über S21 wissen, immer mehr Abstand von dem Projekt.


    Mir schuppen sich immer die Augen, wenn ich lese, dass die Wähler eben nicht ausreichend informiert waren und man sie zu wenig mit der eigenen Wahrheit erleuchten konnte, wenn die Wahlergebnise nicht genehm sind.


    Die Menschen in der Region Stuttgart sind nicht dumm . . . und sie haben - so wie ich denke - einen nicht ganz unerfolgreichen Lebensstil und Ansichten.

  • Du kennst Dich in Stuttgart nicht wirklich aus, oder? Die Leute, die ich kenne, die sind über S21 bestens informiert - und die meisten nehmen, je mehr sie über S21 wissen, immer mehr Abstand von dem Projekt.

    Daß viele Gegner von S21 durchaus Kenntnis haben stimmt. Daß die Skepsis mit dem Wissen zunimmt, ist mehr oder weniger für jedes Großprojekt typisch, weil daduch auch immer mehr mögliche Fallstricke bekannt werden. Nur könnte es ein psychologisch zwar menschlicher, aber nachteiliger Effekt sein, vor lauter Gefahren, den Nutzen aus dem Blick zu verlieren und somit die Gefahren überzubewerten. Im Grunde müßten die Alternativen verglichen werden, also hauptsächlich Hbf belassen, S21 oder K21. Und glaube Keiner, daß es bzgl. K21 nicht mindestens so viele Kritikpunkte wie bei S21 gibt.


    Mir schuppen sich immer die Augen, wenn ich lese, dass die Wähler eben nicht ausreichend informiert waren und man sie zu wenig mit der eigenen Wahrheit erleuchten konnte, wenn die Wahlergebnise nicht genehm sind.

    Da hast Du recht, das kommt arrogant, ist nicht gut. Gleichzeitig ist es aber genau die Masche, die sonst häufig genug von der "anderen Seite" kommt, wenn ich das mal so pauschalisieren darf, wissend, daß die S21-Gegner wohltuend heterogen sind. Es ist nämlich durchaus regelmäßige Diffamierungspraxis, Projektbefürworter als stupide Jasager mit Bildzeitungshorizont darzustellen. Als Lemminge der herrschenden Politik, die Projekte nur wegen Prestige und Größenwahn wollen können. Vielleicht entgeht Dir das, weil es normalerweise die Anderen betrifft. Es ist aber so.


    Die Menschen in der Region Stuttgart sind nicht dumm . . . und sie haben - so wie ich denke - einen nicht ganz unerfolgreichen Lebensstil und Ansichten.

    Einspruch Euer Ehren. Sie waren nicht dumm, heute sind sie es gesamthaft betrachtet. Ich spreche nicht von S21, wo sie tatsächlich gute Gründe haben. Aber es ist doch wirklich jedes Großprojekt, wo Angst, Jammern und Bedenkenträgerei dominieren. Und das hat viel weniger mit Wissen als mit mangelnder Weisheit zu tun. Weisheit bedeutet Pro und Contra angemessen gewichten zu können, auch mal das große Ganze zu sehen oder auch Erfolgsfaktoren empirisch abstrahieren zu können.


    Die Region steht eben noch so gut da, weil sie aus den großen, innovativen und mutigen Leistungen der Vergangenheit lebt. Daher kommen immer noch die Überschüsse, welche letztlich eine gute Bildungsinfrastruktur und Kulturlandschaft finanzieren. Die Region bzw. immer mehr ihrer ach so schlauen Bürger vergessen jedoch die Wurzeln des Wohlstands, teils verteufeln sie sie gar. Daß radikale Meinungsführer mit populistischen Argumenten Angst zu schüren suchen ist üblich. Gerade in der Region Stuttgart sollte man jedoch erwarten, daß jenen nicht so viele auf den Leim gehen und eher die Erfolgsprinzipien verteidigen, mit denen die Region reich wurde.


    Es gab und gibt z.B. mit der Messe oder einem Nordostring zwei Projekte, deren Notwendigkeit und Vorteilhaftigkeit himmelschreiend waren bzw. sind. Trotzdem entwickelte sich ein ein an Absurdität kaum zu überbietender Protest dagegen. Die Tatsache, daß die neue Messe allen Kassandrarufen zum Trotz in allen Belangen ein Erfolg ist, wird unreflektiert abgehakt, wahrscheinlich nur Glück gehabt. Es wird daraus nichts gelernt. Nicht auszudenken, welch Kritik zu ertragen wäre, wenn auch nur eine Erwartung nicht erfüllt worden wäre. Der Fernsehturm ist auch so ein Beispiel. Anfangs mit allen möglichen Bedenken gefürchtet, heute geschätzt. Selbst der Tagblatturm mitten in der City scheint angenommen. Doch als Pläne für ein Hochhaus am Pragsattel konkret wurden, war dieselbe unintelligente Angst wieder da, das Stadtbild könne zerstört werden; vom Pragsattel aus, wohlgemerkt :lol:



    Der selbstgefühlte schwäbische Bildungsbürger ruht sich heute allzuoft zufrieden auf dem von weitaus innovationsfreudigeren Generationen Erreichten aus und will seinen Frieden künftig nicht mehr durch größere Änderungen gestört sehen. Ist ja alles supergut so. Nicht ohne allerdings oberflächlich von Innovation und Bildung zu schwafeln, immerhin sind diese Begriffe noch positiv besetzt und bringen genauso oberflächliche Zustimmung. Überhaupt: Wie dümmlich die Ansicht ist, der Wohlstand bliebe so, er müsse nicht immer wieder aufs Neue gesichert oder gar erkämpft werden, sei mal dahingestellt.


    Tatsächlich fragt sich, wofür hierzulande abgesehen von der Funktion als Modeschlagwort überhaupt noch in Bildung investiert werden sollte? Teure Ausbildung auf Steuerkosten für Ingenieure fernöstlicher Transrapidstrecken, für Architekten und Bauingenieure nahöstlicher Gigabauprojekte, für Finanzinnovatoren in der City of London, für Kernforscher in Osteuropa, für Entwickler ökologisch korrekter Kleinwagen in Indien oder für Gentechniker in den Staaten. Allesamt von irgendwelchen Bedenken aus unserem großen Bedenkenpool schon oder bald vertrieben. Bleibt langfristig von den Wachstumsfeldern noch der bezuschußte Ökosektor. Nur welche Branche soll dann deren Subventionen verdienen? Egal, zu kompliziert, daher ausnahmsweise keine Bedenken.


    Nicht dumm sagst Du? Ich sage saudumm. Diese manisch-reflexhafte Bedenkenträgerei, welche historisch überwiegend widerlegt wurde. Welche bei Fehlentwicklungen durch Nachbesserungen auch nachträglich immer wieder ausgeräumt werden konnte. Welche somit ahistorisch und lernrestistent ist. Welche das eigene Unvermögen Anderen unterstellt. Welche Angst zum alleinigen Ratgeber hat.


    Ich schreibe das übrigens nicht aus irgendeinem Frust, sondern halte das leider für eine realistische Beschreibung vieler Mitmenschen von heute. Hat auch wie schon gesagt nix mit S21 zu tun. Vernünftige Bedenken in Maßen sind gerade Antrieb und Orientierung für erfolgreiche Innovation. Davon sind wir inzwischen meilenweit entfernt. Definitiv.

  • Mutiger Beitrag, sehr schön getroffen. Es stimmt leider, dass eben die meisten Entscheidungen nich aus Mut, sondern aus Angst getroffen werden, wobei sich da pauschal niemand ausschließen kann. In Karlsruhe gibts eine ähnliche Diskussion für die Kombilösung (wundersamerweise kaum jedoch hier im Forum). Ich hatte mal einen Gegner am Infostand nach seinen Argumenten gegen den Ausbau gefragt; mit einem vorgezogenem Fazit - "Von mir aus kann alles so bleiben wie es ist" - eröffnete er einen Argumentationsreigen, der kaum mehr als Angst enthielt: Die Geschäfte könnten während der Bauzeit bankrott gehen, die Stadt könnte sich überschulden. Klar, könnte alles passieren.
    Was leider oftmals übersehen wird: Stadtentwicklung ist IMMER ein Experiment. Vielleicht gehen wirklich einige Geschäfte bankrott. Die große Chance, dass die Fußgängerzone der Karlsruher Innenstadt sich zu einem wirklich. lebensweren Zentrum entwickelt - grundlegende Umstrukturierungen im Einzelhandel inbegriffen - wird hinten angestellt.
    Ebenso in Stuttgart. Dort sind die Möglichkeiten noch unbestimmter. Im Innersten Kern einer Metropolregion mit 4 Millionen Einwohnern wächst auf einer Länge von 2 Kilometern Stadt zusammen. Eine Metropole hat die Möglichkeit, ihr Kerngebiet quasi zu verdoppeln, Stadtteile "weit ab vom Schuss" erhalten plätzlich direkten Zugang zum neu geschafenen Zentrum. Natürlich läuft dieser Prozess nicht ohne Verlierer ab, natürlich kann man letztendlich den Kuchen immer nur neu aufteilen und nicht verdoppeln, aber in 50 Jahren wird dieser Schritt in Stuttgarts Stadtentwicklung die vorher genannten Quantensprünge Fernsehturm, Messe usw. bei weitem in den Schatten gestellt haben.

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  • ... nicht zu vergessen:

    • die Bäume im Schlossgarten werden ALLE sterben, weil der Grundwasserspiegel abgesenkt wird
    • die Häuser über den Tunnelstrecken werden ALLE einstürzen, das hat das Stadtarchiv in Köln ja eindeutig bewiesen, und Stuttgart steht ja dann auch noch auf bröckeligem Boden, den kein Ingenieur berechnen kann
    • die Frischluftzufuhr in die Innenstadt wird gestört bis unterbrochen, und wir werden ALLE am Smog ersticken
    • der Abriss der armen unschuldigen denkmalschutzwürdigen Seitenflügel des Bonatzbaus machen den Bahnhof und das ganze Umfeld zum Krüppel


    Ich warte nur noch drauf, dass man herausfindet, dass das Gleisvorfeld des HBF Lebensraum einer vom Aussterben bedrohten und sensiblen Eidechsenart ist und deswegen unter Naturschutz gestellt, wenn nicht gar zum UNESCO-Naturerbe ernannt werden müsste...


    Du kennst Dich in Stuttgart nicht wirklich aus, oder? Die Leute, die ich kenne, die sind über S21 bestens informiert - und die meisten nehmen, je mehr sie über S21 wissen, immer mehr Abstand von dem Projekt.


    Allein die Tatsache, dass vor den Wahlen die Mär umeinandgeisterte, Stuttgart 21 könne gestoppt werden, wenn man grün wählt, und das entsprechende Wahlergebnis lässt auf den faktischen Informationsstand unter den Stuttgartern (unabhängig ob pro oder kontra) schließen.


    Ich persönlich befürworte Stuttgart 21 aus vollkommen egoistischen Gründen, allen voran will ich in ein paar Jahren vergleichsweise zentral zu einer passablen Miete wohnen können, und zwar ohne Gasöfen aus der Nachkriegszeit im Schlafzimmer. Und die verkehrstechnischen Aspekte z.B. in Bezug auf Zeitersparnis zum Flughafen sind ein willkommenes Luxusle, das man gerne annimmt. Meinetwegen könnte man den Verkehr in Stuttgart komplett unter die Erde verlegen, einschließlich des Autoverkehrs mit allen Bundesstraßen nebst Kreuzungen... Die Finanzen sind mir schnuppe, ich zahle mit oder ohne Stuttgart 21 nicht mehr und nicht weniger Steuern, und langfristig betrachtet sind das Investitionen, die sich lohnen. Mehr jedenfalls als Opel-Finanzspritzen oder halbgare Subventionen von toten Bahnlinien. Gibt es eigentlich Berechnungen zur Amortisationszeit von Stuttgart 21?

  • Ich warte nur noch drauf, dass man herausfindet, dass das Gleisvorfeld des HBF Lebensraum einer vom Aussterben bedrohten und sensiblen Eidechsenart ist und deswegen unter Naturschutz gestellt, wenn nicht gar zum UNESCO-Naturerbe ernannt werden müsste...


    Du wirst Lachen, genau das wurde schon gebracht und zwar unter der Überschrift "Serengeti am Nesenbach" :lol:

  • Es stimmt, das viele Schwaben bei derartigen Prestigeprojekten eher zur Vorsicht neigen. Das scheint in den Genen zu liegen, dann lieber nicht zu viel riskieren, bodenständig bleiben. Nachher ist man am Ende nur sein mühevoll gespartes Geld los.


    Aber...

    Der Fernsehturm ist auch so ein Beispiel. Anfangs mit allen möglichen Bedenken gefürchtet, heute geschätzt. Selbst der Tagblatturm mitten in der City scheint angenommen.


    Zwischen Fernsehturm und S21 besteht schon ein nicht zu verachtender Unterschied: deine Beispiele stehen für bauliche Solitäre, welche man im schlimmsten Falle noch hätte abreißen können. Beim neuen Bahnhof dagegen wird der komplette Stuttgarter Schienenverkehr mit verändert. Das bietet zwar vielfältige Verbesserungsmöglichkeiten, anderseits jedoch auch genügend Potential zum scheitern. Gerade deswegen muss es hier eine viel schärfere Überwachung geben.
    Und (da bin nun einmal selber kleinkariert) mich schüttelt es bereits beim Gedanken, die nächsten zehn Jahre hören zu dürfen: "auf Gleis zwei, der RE von Stuttgart nach Tübingen, hat Aufgrund von Bauarbeiten derzeit knapp 30 Min. Verspätung. Wir bitten um ihr Verständnis."


    Aber mal etwas ganz anderes. Beim lesen vom Motel One-Thread ist mir aufgefallen, das Stuttgart noch kein einziges Backpacker Hostel besitzt. Diese Hotels in denen man sich ein 10qm Zimmer mit 6 Leuten aus 5 Nationen teilen darf. Ist es hier derart uninteressant für Rucksacktouristen? In anderen Städten schießen die nur so aus dem Boden.

  • Naja, ein paar gibt es schon (guck mal z.B. auf Qype).


    Allerdings kriegt man in den "anderen Städten" in "normalen" Billighotels auch oft kein Einzel- oder Doppelzimmer für unter 30-40 Euro pro Person, und in Stuttgart ist das durchaus drin. Locker.

  • JuHe wurde unlängst ebenfalls modernisiert und ausgebaut.
    Allerdings wird Stuttgart wirklich keine Destiination für allzuviele Rucksacktouristen sein. Auf die im übrigen auch nicht viele Städte scharf sind. In der dritten Welt nimmt man halt noch was kommt, Hauptsache Devisen.