Stadtbahn Hamburg [in Planung]

  • Was Hamburg erlebt, sind die Nachwehen der "autogerechten Stadt". Oeconom: Der Titel stammt aus einer Zeit, als man dem Individualverkehr die gesamte Stadt- und Straßenplanung unterwarf. Man baute Straßen nur aufgrund von Bevölkerungsprognosen. Man orientierte sich an amerikanischen Städten, die so ihre Verkehrsprobleme lösten. Heute merkt man aber, das dies ein großer Irrtum ist. Der MIV ist zu unwirtschaftlich, als das man ihm so viel Raum beimessen kann. In Amerika gibt es sechspurige Highways, weil das Image des ÖpnV so miserabel ist und er faktisch kaum existiert und Amerika das Land der freien Bürger ist (freie Fahrt für freie Bürger ist bei uns auch noch nicht so lange her) Dennoch sind die Straßen chronisch überlastet. Man muss den Autofahrer erziehen, ihm Alternativen anbieten. Das geht nur, indem man ihm Straßenraum nimmt und ihn zwingt, sein Auto nicht aus reiner Bequemlichkeit zu nutzen und auch mal Alternativrouten zu wählen. Dennoch verstehe ich die rolle des Autos in Hamburg sehr gut. Hamburg wurde zersiedelt, wie fast jede deutsche Großstadt. Stadtteile, wie Hammerbrook, die früher 50.000 Ew. hatten, habe heute 7000. Den vorteil der Stadt, dicht bebaut zu sein und somit kurze Wege zu bieten, hob man auf zu gunsten der Trennung von Wohnen und Arbeit. Es enstanden Bungalowwohnsiedlungen mit enormen Flächenverbrauch. Dafür mussten die Menschen enorme Pendelverkehrsströme in Kauf nehmen.


    @ Oeconom:


    Ich verstehe deine Lage. Aber bedenke, das dort mit dir im Stau bestimmt auch Menschen sitzen, die bestimmt eine Alternative haben mit der Straßenbahn oder aber aus reiner Bequemlichkeit das Auto nutzen. In Paris ist das Konzept auch aufgegangen. Dort kollabierte der Verkehr. Man reduzierte die Anzahl der Spuren und baute eine Bahn. Auch München behielt seine Bahn und das obwohl München ein viel besseres U- bahn Netz hat als Hamburg. Aber die Münchner sind halt Traditionsbewusst und gehen pfleglicher mit ihrer Stadt um als die Hamburger, die ihre Stadt ja gerne als "Metropole" verkaufen wollen.

  • Ich meine neben dem Winterhuder Markt noch die Ludolfstraße/Kellinghusenstraße, das ist für sehr viele Menschen eine Durchgangsstraße und es gibt auch kaum Alternativen diese zu umfahren. Dort soll aus zwei Spuren eine Spur werden, siehe kürzlich veröffentlichte Visualisierung.


    Und ich meine die Goernestraße. Diese soll nur noch in eine Richtung befahrbar sein. Das ist zwar deshalb nicht ganz so problematisch, weil hier nicht so viel Verkehr entlang fährt. Aber die Ausweichmaßnahmen belasten die umliegenden stark befahrenen Straßen noch zusätzlich.


    Ansonsten gebe ich DonJon Recht, mittelfristig wird der MIV hoffentlich durch immer mehr gute ÖPNV-Angebote ersetzt. Wie schon gesagt, wenn es eine gute ÖPNV-Anbindung gäbe, würde ich sofort umsteigen.


    NewUrban, Du hast sicherlich Recht, dass dort auch Menschen durchfahren, die Alternativen haben und sicherlich auch einige für die die neue Stadtbahn dann eine Alternative ist. Aber in Anbetracht der Verkehrsströme, kann ich mir nicht vorstellen, dass das mehr als 10-15% der Fahrer sind.

  • Hier mal ein Link, der für die Kritiker vieleicht interessant sein dürfte. Er behandelt den Rückbau der neuen Straße im Ulmer Stadtzentrum. Hier wird deutlich, das auch Stadtautobahnartige Straßen zurückgebaut werden können, ohne das es zum Verkehrschaos kommt. Auch die Stuttgarter Situation wird behandelt. Die Lebens- und aufenthaltsqualität am Winterhuder Markt wird deutlich steigen.


    http://www.stuttgart-fotos.de/category/ulm-neue-mitte

  • Ich verfolge die Stadtbahn-Diskussion nun schon sehr lange und kann auch nach wie vor über diese Planungen den Kopf schütteln...


    Hamburg verliert durch diese Stadtbahn auch ganzer Linie.


    Die berühmten Argumente, dass in anderen Städten ja auch klappen würde, sind insofern häufig nicht stimmig, da man das Verkehrsnetz dort nicht mit dem in Hamburg vergleichen kann.


    Hamburg hat einen der am besten ausgebauten ÖPNV-Netz der Welt und dennoch will die GAL auf krampf noch ihr Prestigeobjekt durchboxen.


    Die Stadtbahn verursacht unendliche kosten.
    Für die Stadtbahn werden unzählige bäume gefällt, die derzeit unser Stadtbild bereichern und stattdessen durch Oberleitungen ersetzt werden.
    Ganze Siedlungen werden zerstört um haltstellen und strecke zu legen.
    Für den neuen betriebshof wird eine traumhafte grüne und bislang unangetastete Oase von Hamburg zerstört.
    Durch neue brücken (z.B. Rübenkamp) werden Bahnsperrungen in der Bauzeit erfolgen müssen, die Bereiche zunehmend verdunkelt.
    Der Einzelhandel wird an zahlreichen Stellen empfindlich gestört und zurückgedrängt.
    Da alte Baumbestände umrundet werden müssen, werden ganze Straßenzüge verlegt (siehe Kreuzung Hebebrandstraße / Rübenkamp)
    Kleingärten werden vernichtet.
    Unendliche Straßenräume geschaffen, die kaum mehr in einer Grünzone zu überqueren sein werden, außer die Grünzeiten werden massiv für Fußgänger verlängert, was weitere Staus auf den Straßen zur Folge hat.


    Sund statt die wirklich sinnvollen Verbindungen zu schlagen, werden die unsinnigsten gewählt.
    Wann kommt endlich eine erträgliche Verbindung von Niendorf über Ohlsdorf oder Barmbek nach Rahlstedt?


    Statt lieber einige Millionen mehr in die Hand zu nehmen und die richtigen und wichtigen Verbindungen im bestehenden Netz zu errichten, wird hier Unfug verzapft.



    Guuuuut. Selbst wenn man für die Zerstörung des Stadtbildes sein mag und unbedingt die Stadtbahn für so toll hält: Wer in der derzeitigen Finanzlage die Stadtbahn durchsetzen will, hat den letzten Schuss nicht gehört (Grüße an Frau Hajduk, Ole und die Regierungskoalition).


    Da wird im sozialen Bereich, bei Schule und Hochschule und in jedem anderen Bereich eingespart, was die Gesellschaft massiv verletzt, aber in die Stadtbahn pumpen wir Millionenbeträge und die Senatorin weiß nichtmal, wie die Kosten sein werden und glaubt schon jetzt an Kostensteigerungen…


    Wer die Behindertenbetreuungsgelder für Ausbildungsbetriebe kappt, aber zeitgleich die Stadtbahn baut, gehört aus Amt und Würden vertrieben!



    Wenn wir in 20 Jahren Geld haben sollten, kann man sich gaaaanz entspannt und ohne den Druck einer auf der Kippe stehenden Koalition Gedanken um Strecke und Kosten und Sinn und Nutzen machen…

  • Ausnahmsweise mal ohne Kommentar zum weiter oben geposteten verlinke ich an dieser Stelle zwei (englishsprachige) Fallstudien zur Nachhaltigen Mobilitaet an den Beispiel-Staedten Wien und Muenchen. Bevor jemand meckert: Ja, der Auftraggeber ist Siemens, also u.A. ein Tram Hersteller. Dennoch sind die Studien wert mal kurz diagonal ueberflogen zu werden.

  • @ Elbjung


    Die einstellung der Straßenbahn in Hamburg geschah gegen den willen der Hamburger bürger, wie in so vielen Städten. Seit Jahren fordern die Hamburger sie zurück, sonst würde das Thema ja nicht immer wieder auf dem Tisch liegen.


    Hamburg hat vielleicht eines der besten Netze in der Welt, aber schon im Vergleich zu München verliert es. Dort hat man drei Verkehrsträger. U- bahn, Straßenbahn und Bus.


    Und zum Abholzen von Bäumen. Es wird ja auch wieder begrünt und aufgeforstet. Es sollen ja Rasengleise zum Einsatz kommen. Ausserdem verstehe ich nicht, wie du darauf kommst, das man die Straße als Füßgänger nicht mehr genauso schnell überqueren sollen kann, wie vorher auch? Zu 90% werden bestehende Busspuren für den Neubau der Strecken verwendet. Die Straße bleibt genauso breit. Informiere dich einfach mal besser, anstatt hier so los zu poltern.


    Und komm mir nicht mit Bildungsmisere und Co., die werden aus einem anderen Topf finanziert als der ÖPNV! Also bitte. Denke auch mal an die Menschen, die vom Nahverkehr profitieren oder gar auf ihn angewiesen sind. Die sind auch glücklich wenn sie ein besseres Angebot bekommen. Der busverkehr gelangt langsam an seine Kapazitätsgrenze, da man in Hamburg schwere Fehler in der Verkehrsplanung begangen hat. Allein wenn ich mir vorstelle, was die Fahrgäste auf der Linie 5 ertragen müssen...

  • Die Stadtbahn verursacht unendliche kosten.


    ...ist aber immer noch günstiger als eine U-Bahn.


    Für die Stadtbahn werden unzählige bäume gefällt, die derzeit unser Stadtbild bereichern und stattdessen durch Oberleitungen ersetzt werden.


    Im Vergleich zu anderen Städten wird Hamburg auch ohne diese paar Bäume sehr grün sein. Eine stadtbahn kann ebenfalls das Stadtbild bereichern. Wie die Oberleitungen im Stadtbild wirken, interessiert mich auch, ist allerdings im Verhältnis zum Nutzen der Stadtbahn nur eine ästhetische Frage.

    Ganze Siedlungen werden zerstört um haltstellen und strecke zu legen.


    Welche Siedlungen werden denn zerstört? Im Gegenteil: Ganze Siedlungen werden besser an den ÖPNV angebunden.


    Für den neuen betriebshof wird eine traumhafte grüne und bislang unangetastete Oase von Hamburg zerstört.


    Beherbergt diese "grüne Oase" (in Nachbarschaft zum Ohlsdorfer Friedhof und dem Stadtpark) irgendwelche sseltenen und gefährdeten Tiere und Pflanzen? Irgendwo muss der Betriebshof ja hin.


    Durch neue brücken (z.B. Rübenkamp) werden Bahnsperrungen in der Bauzeit erfolgen müssen, die Bereiche zunehmend verdunkelt.


    Ok, Ab sofort wird nichts, aber auch gar nichts gebaut, damit es nicht zu Beeinträchtigungen während der Bauzeit kommt. Welche Bereiche werden denn hier verdunkelt? Die Stadtbahn fährt ebenerdig und lediglich die Brücke über die S-Bahn Rübenkamp wird wohl verbreitert. Was da verdunkelt wird, ist an dieser Stelle vollkommen unwichtig.

    Der Einzelhandel wird an zahlreichen Stellen empfindlich gestört und zurückgedrängt.


    Ich vermute mal, während der Bauzeit. Das ist normal. Im Gegenzug werden dieselben Einzelhandelsgeschäfte nach Vollendung besser angebunden sein.


    Da alte Baumbestände umrundet werden müssen, werden ganze Straßenzüge verlegt (siehe Kreuzung Hebebrandstraße / Rübenkamp)


    Ja was denn nun? Oben erst meckern, dass Baumbestände vernichtet werden müssen, und hier meckern, dass Baumbestände erhalten werden müssen?


    Kleingärten werden vernichtet.


    Kleingartenanlagen sind grundsätzlich Platzhalter, bis eine andere Nutzung vorgesehen ist.


    Unendliche Straßenräume geschaffen, die kaum mehr in einer Grünzone zu überqueren sein werden, außer die Grünzeiten werden massiv für Fußgänger verlängert, was weitere Staus auf den Straßen zur Folge hat.


    Wohl noch nie in einer Stadt mit Stadtbahn oder Straßenbahn gewesen, was? Dort stellt die Stadtbahntrasse meist kein großes Hindernis dar. Außerdem liegt die erste Trasse auf einem großen Stück (Jahnring) auf einem bereits bestehenden Grünstreifen. Überquerungsverzögerungen für Fußgänger wird es hieer wohl kaum geben.


    und statt die wirklich sinnvollen Verbindungen zu schlagen, werden die unsinnigsten gewählt.


    Ich hätte zwar auch lieber die M5-Strecke als erstes realisiert gesehen, aber man muss auch bedenken, dass der Betriebshof angebunden werden muss. Und da gibt es wohl keinen anderen geeigneten Platz mehr als nördlich vom Rübenkamp. Falkenried wurde ja schon längst verbaut.


    Wann kommt endlich eine erträgliche Verbindung von Niendorf über Ohlsdorf oder Barmbek nach Rahlstedt?


    Über diese Strecken kann man diskutieren, aber sie währen im Grunde auch nicht wichtiger als die derzeit erste geplante Strecke.


    Statt lieber einige Millionen mehr in die Hand zu nehmen und die richtigen und wichtigen Verbindungen im bestehenden Netz zu errichten, wird hier Unfug verzapft.


    Welche Verbindungen? Und mit welchem Verkehrsmittel sollten diese Verbindungen hergestellt werden?


    Mod: Bitte nicht in diesem Umfang zitieren! Lasse ich jetzt ausnahmsweise mal stehen aber in Zukunft bitte vermeiden! Gruß, Dykie!

  • Ich glaube, dass der MIV nur noch mittelfristig eine derart große Rolle spielt wie heute. In ein paar Jahrzehnten ist die Fortbewegung jenseits des ÖPNV wahrscheinlich für die Mehrheit der Bevölkerung nur noch ein teures Vergnügen....


    Das ist und war schon immer ein teures "Vernügen" (wobei ich keinen Pendler kenne der das als "Vernügen" bezeichnen würde). Addiert man Spritkosten, Versicherung, KFZ Steuer, Anschaffungskosten des Autos, Reparaturen, Winterreifen, Autowäsche,... dann kommt man auch bei einem sparsamen Kleinwagen auf tausende Euro die man im Jahr mehr im Geldbeutel hat wenn man auf ein Auto gänzlich verzichtet.


    Ein ÖPNV Abo nimmt sich, durch die monatliche "Flatrate" (sollte man vielleicht so vermarkten, aus irgend einem Grund muss ja heute alles einen englischen Namen haben damit die Leute es annehmen...) nicht nur günstig aus sondern ist ja auch Mobilität zum Festpreis. Während jeder Meter mit dem PKW Geld kostet. Bloß hat der Autofahrer kein Taxameter mitlaufen und merkt deswegen nicht bei jeder Fahrt den konkreten Preis.


    Dann würden auch andere Kalkulationen ganz anders ausfallen. Der lange Anfahrtsweg zu "Discountern" auf der grünen Wiese, was ja auch einiges an Zeit kostet, wäre dann gegenüber dem vermeintlich teuren Tante Emma Geschäft um's Eck auf einmal gar nicht mehr so unschlagbar billig.


    Das geht in jeden Lebensbereich. Im Grunde amüsiert mich dass solch eine wichtige Frage, die in jeden Lebensbereich reinspielt und solch ungeheure Folgewirkungen erzielt, nie öffentlich debattiert wird aber sich die Massen über das Für und Wider von Rauchverboten in der Gastronomie über Jahre echauffieren können.


    ...und als jemand der in einer Straßenbahnstadt aufgewachsen ist mache ich große Augen wenn ich so manche Vorbehalte hier gegenüber einer Straßenbahn (meinetwegen auch "Stadtbahn") lese. Nicht ohne Grund sind bei uns die Wohnlagen in fußläufiger Nähe zu einer Tramhaltestelle die mit den hohen Mieten. Auch wird das Netz nach Rückbauten in den 60ern und 70ern die letzten Jahre wieder erweitert und da haben wir bereits die konkrete Erfahrung gemacht dass der Rückbau einer mehrspurigen Ausfallstraße, die Vorbehalte vieler Bürger glichen sich stark mit dem was man aus Hamburg so hört, diesen Stadtteil und vor allem diesen Straßenzug regelrecht wiederbelebt hat.


    Neue, hochwertigere, Geschäfte zogen ein weil es mehr Passanten gab (keiner will in einer Hauptverkehrsstraße einen Schaufensterbummel machen!), durch begleitende Gestaltungsmaßnahmen wurden die Gehwege breiter, Fahrradwege angelegt, zusätzliche Begrünung und nicht zuletzt der stark abgenommene Verkehrslärm durch weniger Autos haben einen Unterschied wie Tag und Nacht gemacht und die Gegend binnen 2 Jahren komplett verwandelt.


    Der Verkehr befindet sich heute zum einen auf einer neu gebauten Tangente, einer mehrspurigen Bundesstraße die tiefergelegt wurde (nicht ÖPNV und Fußgänger müssen unter die Erde, sondern der Autoverkehr!), mit Flüsterasphalt ausgestattet und zudem teilweise überdeckelt um die umgebenden Stadtviertel nicht zu zerschneiden. Und gleichzeitig wurde der Autoverkehr auch schlicht durch die neue Tramlinie reduziert, gerade Leute denen es nur darum geht "von A nach B" zu kommen nehmen neue ÖPNV Angebote sehr dankend an.


    Sich in den Sessel hocken und ein Buch lesen oder Musik hören, die Augen nochmal schließen auf dem Weg zur Arbeit statt hinter dem Steuer zu sitzen und sich durch den Verkehrsstress zu kämpfen empfinden viele Leute als deutlicher bequemer. Und ob man einen Parkplatz suchen (und bezahlen) muss oder ob man von der Haltestelle ein paar Schritte mehr zum Zielort laufen muss hält sich dann auch mindestens die Waage.


    Also für Städter, die in der Stadt wohnen und arbeiten, sollte es keinerlei praktischen Grund geben ein Auto zu besitzen - das muss das Ziel von städtischer Verkehrspolitik sein. Ich habe keines und vermisse es auch nie! Im Übrigen war es eine dezidiert nordwestdeutsche Entwicklung dem Ideal der Autostadt der Amerikaner so stark nachzueifern. So "konsequent" wie Hannover oder Köln wurden süddeutsche Städte nie umgebaut. Nicht zuletzt deswegen wird deren Lebensqualität heutzutage meist höher eingeschätzt, "Lebensqualität" ist inzwischen ein mindestens so wichtiger Standortfaktor wie möglichst schnelle Verkehrswege.

  • In den letzten Wochen konnte ich gleich drei Städte mit Stadtbahn kennenlernen. Köln, Brüssel und Barcelona.
    Gerade bei den beiden letzten gibt es nagel neue Stadtbahn(systeme)
    Ich muss sagen, dass mich Brüssel von der Effizienz begeistert hat.
    Bei Zweirichtungsfahrzeugen werden an den stark frequentierten Stationen beide Seiten zum Ein- und Aussteigen genutzt und die niveaugleiche Verknüpfung mit der Metro an Knotenpunkten ist genial.


    In Barcelona fande ich besonders gut (im südlichen Teil beim Torre Agbar), wie die Stadtbahn in den vorhanden Verkehrsfluss intergriert worde und das wirklich schön anzusehende Rasengleis.
    Ich denke, wenn man in Hamburg die Stadtbahn so gut umsetzt, wie in den beiden Städten werden die Kritiker auch schnell verstummen.
    Was ich jedoch mit etwas Stirnrunzeln sehe ist, dass die Stadtbahn teilweise (wie eine Straßenbahn) mit dem MIV die selbe Trasse nutzt. Zur Hauptverkehrszeit könnte dann die Bahn im Stau stehen, was das ganze System erheblich schwächen würde.

  • @ Augsburger: Als Vergnügen bezeichne ich etwas, dass fernab des Alltagstrotts stattfindet. Mit meiner Formulierung meinte ich, dass der MIV in Zukunkt sehr wahrscheinlich nicht mehr in dem Maße unseren Alltag prägt, wie er es heute tut. Schon allein wegen der Endlichkeit der Ressourcen können wir nicht mehr über unsere Verhältnisse leben wie heute. Im Sinne einer "gepflegten Freizeitgestaltung" sieht man im Jahre 2050 vielleicht noch den einen oder anderen "Sonntagsfahrer" über die Straßen rollen.


    Den Begriff ÖPNV-Flatrate, finde ich gar nicht mal so schlecht. Ich bin übrigens schon seit Längerem mit einer HVV-Flatrate unterwegs.

  • In Deutschland wird ja meistens negativ argumentiert, z.B. hier im thread:


    "Alle werden beeinträchtigt, die Anwohner, die Händler, die Natur.."


    "Das alles wird zu teuer, man sollte lieber 20 Jahre warten" (in der Hoffnung irgenwann wäre mal Kohle in der Höhe "über")..


    "Die Verschattung" (wahrscheinlich damit indirekt Minderung der Grundstücks und Immobilienwerte gemeint)


    "Irgend etwas altes muss dafür abgerissen werden" (hier im thread "ganze Siedlungen"^^)


    Und viele andere..


    Ist typisch deutsch das solche Argumente oft in der Überzahl bleiben, das sollte sich langsam mal ändern, andere Länder sind uns in diesem Punkt weit überlegen.


    Hier ein link zu einem zufällig passenden zweiseitigen Artikel aus der Financial Times Deutschland über die amerikanischen Städte Oakland und Portland. Die eine hat, die andere will ne neue Straßenbahn


    Zitat Einleitung:
    "Oakland ist urbane Tristesse in Reinform: heruntergekommene Straßenzüge und eine verödete, menschenleere Innenstadt. Ein 20-jähriger Student will das ändern und Tausende neue Jobs schaffen. Mit einer Straßenbahn."


    Das ist nicht als direkter Vergleich von mir zu Hamburg verlinkt, sondern zeigt einfach wie Anwohner und Händler (in Amerika) die Entwicklung begrüssen und wollen, und nicht wie in Deutschland so etwas mies machen und aufhalten wollen, mit den fadenscheinigsten Begründungen..


    Wer Übereinstimmungen in gewissen Bereichen des Artikels zu Hamburg ausmacht liegt aber sicher auch nicht ganz und gar falsch, auch wenn die öffentlichen Nahverkehrssysteme dieser beiden Städte nicht mit Hamburg vergleichbar sind.
    Bereiche wie Umsätze im Handel, Entwicklung Anwohnerzahlen, bauliche Entwicklung des Stadtteils, Jobentwicklung sind aber hier wie da sicherlich eher positiv als negativ von einer neuen Stadtbahn betroffen..


    Meine Meinung zu den angesprochenen Bäumen hier im thread:


    Natürlich ist es schade wenn Bäume die gesund sind dafür fallen müssen und im Stadtbild fehlen, weil aus Platzgründen dann evtl. auch keine neuen angepflanzt werden können. Aber was ist das bitte alleine im Vergleich zu der Einsparung von dutzenden Bussen, bei später größerem Netz hunderten stinkenden, lärmenden, unbequemen, und oft stickigen Bussen die nicht mehr die Natur und die Menschen belasten..

  • Es ist richtig ärgerlich die Kommentare der unwissenden Autofahrer zu lesen, die nicht mal von zwölf bis mittag denken könne/wollen. Die Stadtbahn funktioniert überall auf der welt, nur in Hamburg nicht. Auch die arrogante Haltung gegenüber dem "Hoch subventionierten" Nahverkehr, den die armen, Auto fahrenden Steuerzahler bezahlen müssen. Das ist FDP Klientelgeschwafel wie man es so oft in Hamburg hört. Das es auch schwächere gibt in der Bevölkerung, die auf den Nahverkehr angewiesen sind, stört diese Menschen nicht. Da ist nur von Erhöhung der Fahrpreise und Ausdünnung des Angebotes die Rede. Wer kein Auto hat, hat halt Pech gehabt. Hamburg hat 1978 gegen die Bürger entschieden und die Straßenbahn abgeschafft hoffentlich bleiben sie beim jetzigen Kurs und tun das einzig richtige, den Nahverkehr der steigenden Attraktivität der Stadt anzupassen und das bedeutet die Stadtbahn.


  • Neue, hochwertigere, Geschäfte zogen ein weil es mehr Passanten gab (keiner will in einer Hauptverkehrsstraße einen Schaufensterbummel machen!)


    Die teuersten Einkaufsstraßen der Welt sind aber genau Hauptverkehrsstraßen, wie zB Champs Elysées, Fifth Avenue. Bei der Leopoldsstraße in München halten sich auch sehr viel Leute in den Cafes auf und wird viel gebummelt, trotz Hauptverkehrsstraße.

  • Das ist FDP Klientelgeschwafel wie man es so oft in Hamburg hört. Das es auch schwächere gibt in der Bevölkerung, die auf den Nahverkehr angewiesen sind, stört diese Menschen nicht.


    Wohl kaum, sonst würde die FDP nicht seit vielen Jahren stets an der 5%-Hürde scheitern. Bundes- nicht mit Landespolitik verwechseln. ;)

  • Auf den Stadtbahn-Seiten der Hamburger Hochbahn AG sind seit heute nun die sehr detaillierten Planunterlagen fuer den ersten Bauabschnitt der Hamburger Tram von Steilshoop zur Kellinghusenstrasse zu sehen.


    Die Hochbahn macht diese Dokumente im Rahmen der Planfeststellung jedermann zugaenglich.


    Der erste Eindruck ist dabei durchaus positiv. Zwar koennen aufgrund der (an sich veralteten aber leider noch aktuellen) Deutschen Gesetzeslage nicht ueberall so elegante bauliche Loesungen gewaehlt werden wie hier bei uns in Frankreich - dennoch sieht das Resultat insgesamt recht schluessig und ueberzeugend aus. Eine riesige Verbesserung im Vergleich zum Status Quo ist es allemal.

  • Aktuell im Abendblatt: Ein Interview mit dem Ersten Hamburger Buergermeister. Nach einigen eher windelweichen Aussagen gab es nun endlich einmal ein klares Statement zur neuen Hamburger Stadtbahn:

    Abendblatt: Ist die Stadtbahn sinnvoll?


    Ahlhaus: Ich bin aus Überzeugung und nicht aus Koalitionsräson für die Stadtbahn. Wir wissen aus Untersuchungen, dass auf den geplanten Strecken ein hoher Bedarf an zusätzlichen Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs besteht. Gegenüber den Steilshoopern gibt es zudem schon seit Jahren Versprechungen, die Anbindungen zu verbessern.


    Abendblatt: Können wir uns die Stadtbahn leisten?


    Ahlhaus: Eine U-Bahn wäre noch teurer. Die Stadtbahn rechnet sich langfristig auch gegenüber einem stärkeren Einsatz von Bussen. Und ein modernes schienengebundenes System ist auch unter Umwelt-Gesichtspunkten die bessere Lösung. Die Kosten verteilen sich über Jahrzehnte und werden zu einem erheblichen Teil vom Bund getragen.


    Immehin positive Aussichten...

  • Ich frage mich langsam wie es kommt, dass das Stadtbahnprojekt, welches anhand...


    - ausnahmslos ALLER Berechnungen, Vorhersagen und Plaungen
    - der ueberweltigenden MEHRHEIT der Erfahrungen aus anderen Staedten
    - der quasi EINHELLIGEN Meinung der Fachwelt (Professoren, Architekten, Stadt- und Verkehrsplaner)


    ...als fuer Hamburg und seine Buerger sehr sinnvoll erachtet wird, von der Hamburger Presse wiederholt und konsequent schlecht gemacht wird - oft mit falschen Zahlen, suggestiven Aussagen und hinkenden vergleichen.


    So hat zum Beispuel der aktuelle Bildzeitungs-Artikel hoechstens noch das Niveau eines geifernden Hundes. Kaum getarnt werden hier ganz ungeniert nur noch negative Schlagworte ohne grossen Kontext gestreut:


    Milliarde! Stuttgart 21! Senatorin 'verzweifelt'! Buerger-Wut! Schlappe!


    Gleichzeitig ist sich das Abendblatt sich nicht zu schade ueber eine erneuete Olympia-Bewerbung Hamburgs zu phantasieren.


    Ich muss da langsam sagen, dass ich mir Sorgen um Hamburg mache. Offenbar hat man in der Stadt (und ihren Medien) noch nicht begriffen, was zukuenftige und nachhaltige Stadte ausmacht. Wer ernsthaft daran glaubt, dass eine Stadt welche, was die Qualitaet des OePNV und dessenAusbau angeht mittlerweile von jeder(!) Spanischen oder Franzoesichen Provinzstadt (ganz zu schweigen von Staedten wie Muenchen) ueberholt wurde, ersthaft Chancen auf Olympia haette, der lebt in einer Traumwelt.


    Ist der Buerger in Hamburg wirklich so dumm, dass er sich GEGEN eine machbares, finanzierbares und vom Bund stark bezuschusstes Projekt des Nahverkehrs und der Stadtraumauswertung stellt, aber gleichzeitig an das Luftschloss Olympia in Hamburg glaubt?


    Wenn ich mir die Kommentare unter dem Bild-Artikel durchlese muss ich leider sagen: Es scheint so als ob! :nono:

  • Das Problem bei der Stadtbahn ist, dass von vornherein die Bedenken der betroffenen Bürger nicht ernst genommen wurden. So gibt es in der Streckenführung immer noch Bereiche, in denen mit erheblichen Problemen für den Autoverkehr zu rechnen ist. Ich habe das schonmal ausgeführt.


    Auch wenn die Stadtbahn meiner Meinung nach kommen muss, so ist es immer ein Problem wenn Bürger sich und ihre Bedenken und Sorgen nicht ernst genommen fühlen. Und genau das passiert hier gerade mal wieder. Dazu kommt sicherlich noch, dass Bürger gern Großprojekte nutzen, um der Politik einen Denkzettel zu verpassen. Außerdem gibt es nunmal in Hamburg auch, dass Problem, dass Bürgerbegehren gern für Partialinteressen missbraucht werden und das große Ganze nicht beachtet wird.


    Meine Befürchtung: Die Stadtbahn wird an einem Bürgerbegehren scheitern, weil die Politik zu arrogant ist, die Bedenken der Bürger ernst zu nehmen und zu unfähig, um die Bürger von den Vorteilen der Stadtbahn zu überzeugen. Wie so oft.