Wohin mit dem Autoverkehr in Leipzig?

  • Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Die Bild macht hier etwas, was schon viele gemacht haben bzw. kann man die Zahlen auch ganz anders sehen. Die absolute Anzahl der Fahrzeuge in Leipzig ist gestiegen. Die Anzahl der Privatfahrzeuge pro 1000 Einwohner ist gesunken. Von 366 im Jahr 2010 auf 351,7 im Jahr 2015. Bei einer Diskussion um ein Ausbau- oder Neubauprojekt, dass dem MIV dient, macht es sich immer gut mit den absoluten Zahlen zu arbeiten. Die relativen zahlen lassen eher vermuten, dass die Bedeutung des Autos wenn auch sehr langsam, so aber doch abnimmt.


    Naja - die absolute Zahl an Fahrzeugen ist aber der einzig brauchbare Wert. Sonst könnten ja in der Stadt auch 1.5 Mio. Einwohner mit gerade noch 250 Fahrzeuge auf 1.000 Einwohner einen Invesititionsstopp bedeuten. Trotzdem wären es aber mehr Autos als heute.

  • Was ich am Anfang für ziemlichen Stuss hielt ist von der Idee gar nicht so schlecht. Die Unterführung der Innenstadt mit einer Entlastung des Rings. Die Umsetzung ist aber sicher nicht zu gewährleisten. Was ich bei einem weiteren S-Bahn Tunnel aber nicht sehe - im Gegenteil. Damit wird sich die Stadt bei anhaltendem Wachstum beschäftigen müssen. Leipzig hat ein Netz von recht engen Straße welche heute schon extrem verstopft sind. Desweiteren gibt es keinen geschlossenen Mittleren Ring. Um Wachstum ohne großen Straßenbau zu ermöglichen, bräuchte es demnach eine Verdichtung vom S-Bahn Netz auf dem Stadtgebiet. Ein Ost-West Tunnel bindet sicher noch einmal Stadtteile. Ein weiterer Nord-Süd Tunnel erschließt sich mir aber nicht so richtig.


    Reudnitz, Südvorstadt, Lindenau/Plagwitz, und der Augustusplatz sind nicht direkt angeschlossen. Dazu kommen fehlende (direkte) S-Bahn Verbindungen nach Markranstädt, Merseburg/Leuna, Weißenfels, und Naumburg. Die Universitäts- und Wissenschaftsstadt Jena war ja auch mal im Gespräch. Desweiteren die nun längere Verbindung nach Wurzen und die fehlende Verbindung nach Grimma. Aspekte welche mittelfristig sicher wieder wichtiger werden.

    Einmal editiert, zuletzt von hedges ()

  • Planer denken über autofreien Innenstadtring nach

    OGottoGottoGottoGott!


    Die LVZ füllt ihre erste Lokalseite morgen mit Artikel unter der Überschrift:


    Genial oder gaga? Planer denken über autofreien Innenstadtring nach
    Workshop empfiehlt, in der City noch stärker auf Nahverkehr, Radfahrer und Fußgänger zu setzen


    Ich zitiere nur kurz indirekt aus dem Artikel, weil ich davon ausgehe, dass er bald online zu finden sein wird und bis Weihnachten allerorten, nicht nur in den LVZ-Leser_innenbriefen für Aufschreie sorgen wird:


    Die LVZ berichtet über die „Summerschool“, zu der über hundert internationale Experten – Studenten und professionelle Verkehrsplaner – ins Neue Rathaus eingeladen worden waren. Dort spielten sie mehrere Tage lang Veränderungen durch. Sie fanden heraus, dass der Verkehr nicht zusammenbrechen würde, wenn Leipzig seine Ringfahrspuren für Autos drastisch reduzieren beziehungsweise sogar komplett sperren würde. Würden im gleichen Maße bessere Bedingungen für den öffentlichen Nahverkehr, für Fahrradfahrer und Fußgänger geschaffen, käme es auch zu keiner Verlagerung des Verkehrs auf andere Straßen. „Der Autoverkehr würde dann einfach verpuffen, weil die Leute statt mit dem Auto dann mit dem Nahverkehr, dem Fahrrad oder zu Fuß auf dem Ring unterwegs wären“, berichtet der Leipziger Architekt Oliver Draxler, der an der „Summerschool“ teilnahm.


    Abschließend versucht die LVZ die Leser_innen zu beruhigen, damit sie nicht morgen das Rathaus mit Mistgabeln stürmen. Das Verkehrs- und Tiefbauamt konnte sich bislang nicht entschließen, diese Pläne öffentlich zu machen. Aus dem Dezernat Stadtentwicklung und Bau hieß es gestern auf Anfrage der LVZ, dass es sich bei den Ring-Untersuchungen um eine „spannende Studienarbeit“ handle. Dies bedeute aber nicht, dass die Vorschläge in den nächsten zehn Jahren umgesetzt würden.


    Ich bin sehr gespannt, was die BILD daraus macht. Und wie CDU und die IHK reagieren.

  • ich reagiere mit dreifachem kopfschütteln.


    erstens, dass für diese "summerschool" mit "internationalen experten" mein steuergeld verplempert wurde.


    zweitens, weil dabei wieder einmal ein schrecklich pädagogisierender ansatz der umerziehung gewählt wurde. es ging darum, wie sich leute fortbewegen sollen, anstatt darum, wie sich die bürger fortbewegen wollen. obwohl in unserer alternden gesellschaft die zahl derer stetig steigen wird, die dann nicht "mit dem fahrrad oder zu fuß auf dem ring unterwegs wären" und die auch nicht ein paar hundert meter bis zur nächsten öpnv-haltestelle schaffen. sollen sich gehbehinderte aus der innenstadt dann auch "einfach verpuffen"?


    und mein drittes kopfschütteln ist das heftigste: bei dieser "summerschool" wurde über über die mobilität der zukunft schwadroniert - ohne dabei jedoch die zukunft des autos zu berücksichtigen.

    wie sieht die aus?


    a) trotz aller anlaufschwierigkeiten werden e-autos normalität. lärm und abgase fallen damit als kritikpunkte weg. (an einer vielbefahrenen ausfallstraße noch billig eine immobilie zu erwerben, wird dadurch zum guten anlagetipp, aber das nur nebenbei.)


    und b) über kurz oder lang wird sich auch autonomes fahren durchsetzen. vom kind bis zum greis kann dann jeder per smartphone solch ein "fahrerloses taxi" ordern, um "on demand" vom start zum ziel zu kommen.
    welche konsequenzen werden sich daraus ergeben?


    wird dadurch der pkw-anteil am modal split steigen?
    wird gleichzeitig jedoch die zahl privater pkw sinken?
    wie wird sich das auf den benötigten parkraum auswirken, wenn es mehr fahrzeuge und weniger "stehzeuge" geben wird?
    wie werden ausreichend viele ladestationen für e-autos im strassenraum organisiert?
    sind für autonom fahrende autos kreuzungen oder kreisverkehre sinnvoller?
    und macht es überhaupt noch sinn, in neue öpnv-strecken zu investieren - oder sollte sich die lvb schon heute besser für den einstieg in den künftigen markt elektrisch betriebener und autonom fahrender mietwagen wappnen, um dann dort kräftig investieren zu können?
    keine antworten.


    fazit: danke für nichts. aber bestimmt werden die organisatoren dieser "summerschool" im nächsten sommer eine gegeneinladung in irgendeine andere schöne stadt erhalten, um sich bei lecker häppchen tagelang gegenseitig recht zu geben, dass man auch aus den dortigen meist befahrenen strassen locker fusswege machen könnte. auch diese ergebnisse werden dann folgenlos in der runden ablage landen. aber schön war die zeit...

  • ^ so negativ sehe ich es nicht! Gerade weil es KEIN öffentlicher Planungsauftrag war, kam (zu aller Überraschung) heraus, dass scheinbar undenkbares in den messbaren Folgen durchaus denkbar ist.


    Die Zukunft von E-Fahrzeugen und autonomes Fahren sehe ich keineswegs so rosig, wie die werbenden Versprechungen.


    Wie lange es braucht, bis der Rückstand allein an E-Zulassung abgearbeitet ist, zeigt, dass der Zeitpunkt bis zur spürbaren Wahrnehmung auf der Straße noch ein seeeehr langer sein wird.


    Der Spaß mit autonomen Fahren ist keine Gefahr sondern eine Chance für den ÖPNV. Denn der Bedarf am autonomen Fahren offenbart einen der größten Vorteile des ÖPNV - dem des chauffiert werdens. Die Fahrgäste können somit alles möglicher tun, ohne sich um das Verkehrsgewühl kümmern zu müssen. Mit dem "Bedarf" am autonomen Fahren zeigt sich, dass dieses Ziel von so vielen MIV-Nutzern gewünscht wird, dass eine ganze Industrie darauf anspringt. Nur die ÖPNV Werbung nicht.


    Vor rund 3 Jahren hatte ich mal gelesen, dass bei Ausrüstung aller 60 Mio. PKW in Dtl. mit E-Technik die Rohstoffe zur Batterieherstellung knapp werden, bzw. deren Fertigungskapazitäten um das Vielfache überstiegen werden. Der Modellaustauschzyklus liegt also nicht wie bislang bei rund 20 Jahren, sondern wir werden uns gut und gern über 50+ Jahre unterhalten müssen.


    Das interessante an dem Artikel in der LVZ ist die Grafik, denn diese zeigt die aktuelle Verkehrsauslastung am und um den Ring. Im Vergleich zu 2000 grob gesagt ein Rückgang von 30%.

  • Ich fände es richtig gut wenn dem Auto weniger raum eingeräumt wird auf dem Ring. Denn darum ging es. Ich glaube auch wenn man es geschickt angeht und einen Plan hat das es funktionieren kann. (Ausbau OPNV mit Wegfallen von Autospuren. Ganz Autofrei werden wir nicht werden können auf dem Ring aber das es nur noch 2 spurig ist auf jeden fall.
    Denkt an den ganzen Platz was plötzlich frei wäre für neue Nutzungen.


    Mein Vorschlag wäre die Spuren des Innenrings wegzunehmen, so dass die Straßenbahnhaltestellen ohne Straßenquerungerreichbar sind. durch die zusätzlichen Flächen wären mehr grün oder auf der Westseite die freilegung des Pleißemühlgrabens möglich.
    Aber da unsere Autolobby dies nie zulassen würde bleibt die Summershool leider nur ein guter Vorschlag leider.

  • ich reagiere mit dreifachem kopfschütteln.


    erstens, dass für diese "summerschool" mit "internationalen experten" mein steuergeld verplempert wurde.


    Kopfschütteln vielleicht aber über die Ergebnisse von etwas zu urteilen, die man selbst nur vom Hörensagen aus einer Zeitung kennt halte ich für anmaßend.


    Du unterliegst in deiner Argumentation einigen Grundfehlern.
    1. Du hast recht, dass eine Gesellschaft, in der viele noch im hohen Alter fit sind, auch immer mehr (absolute) alte Autofahrer hat. Die PKW-Fahrleistung nimmt aber im Alter immer weiter ab. Je höher die gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind, desto eher greifen Senioren auf Schuster Rappen oder den ÖPNV zurück. Während die zurückgelegten Wege mit dem eigenen PKW oder Fahrrad sinken. Gerade für Schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer ist der heutige Ring um Leipzigs Stadtkern ein Albtraum.
    2. E-Fahrzeuge sind leiser. Nein, leider nur bis 30 km/h. Dann überwiegen die Fahrgeräusche (Reifen und Wind) die Motorengeräusche. Die Emissionen werden im schlimmsten Fall nur an einen anderen Ort verlagert.


    Dass das autonome Fahren einschlägt wie eine Bombe halte auch ich mittelfristig für unwahrscheinlich. Ich stelle mir einen Autofahrer vor, der mit seinem kleinen google-car mit exakt 50 km/h durch die Stadt chauffiert wird. Und auf der anderen Seite das Versprechen vieler Automarken ein hoch emotionalen Produkt zu kaufen, dass Spaß bringt und hoch emotional ist. Beides passt für mich nicht zusammen.
    Der Hintergrund der immer wieder aufkeimenden Diskussion um den Ring entspringt ja keiner Langeweile sondern ganz konkreten Fragestellungen. Die zentrale Haltestelle der LVB am Hauptbahnhof ist für einen zukünftigen Ausbau des Straßenbahnsystems zu klein. Sowohl was den Platz für Trams als auch für die Fahrgäste anbelangt. Hier werden wir in Zukunft über ein weiteres Gleis plus Haltestellenbereich diskutieren. Vor dem Umbau gab es schon Vorschläge die Haltestelle so vor dem Hauptbahnhof anzuordnen, dass man nur einmal ein Straße queren muss und nicht zwei mal.
    Ein weitere Diskussionspunkte ist die große Barrierewirkung, die der Ring zwischen Innenstadt und den angrenzenden Gebieten darstellt. Auch dies wurde in der Summerschool aufgegriffen. Und es wurde der Frage nachgegangen wie sich auf der gleichen Fläche in Zukunft mehr Menschen transportieren lassen. Und da PKW gegenüber dem ÖPNV, Fahrrädern oder Fußgängern wesentlich mehr Platz benötigen, wäre es ratsam für letztere mehr Platz zu schaffen und somit die Transportleistung zu erhöhen und für PKW weniger Platz zur Verfügung zu stellen.

  • Die Bevölkerungszahlen wachsen, der KFZ-Bestand wächst und gleichzeitig wird über den Rückbau von Automobil-Infrastruktur nachgedacht. Ein Schließen des Rings ist da ja nur das extremste Beispiel. Bei Straßensanierungen gehört es ja schon fast zum guten Ton, dass Autospuren und Parkmöglichkeiten möglichst weit reduziert werden.
    Auf einem theoretischen Level hat die Vision einer autoarmen oder gar autofreien Stadt natürlich ihre Vorzüge. Man stelle sich ein Viertel wie z.B. das Waldstraßenviertel ohne fahrenden und stehenden Autos vor - ein Traum. Aber wie es mit Träumen so ist, haben sie wenig mit der Realität zu tun.
    Das liegt schon an der städtischen Infrastruktur. Solange die Stadt nicht sicherstellen kann, dass Kindergarten- und Schulplätze im jeweiligen Wohnviertel verfügbar sind, werden viele Eltern zumindest jüngere Kinder zwangsweise mit dem Auto fahren müssen. Die diversen Planungen zur Reduzierung des PKW-Bestandes empfinde ich da als blanken Hohn, ich habe meinen Führerschein tatsächlich mit Anfang 30 überhaupt erst wegen der verrückten Kindergartensituation gemacht... .
    Daneben wird das Pferd auch noch immer von der falschen Seite aufgezäumt. Es geht bei den üblichen Maßnahmen nur darum, dem Autofahrer das Autofahren zu verleiten. Viel zielführender wäre es doch, ÖPNV und Rad zu wirklich attraktiven Alternativen auszubauen. Aber davon ist nichts zu sehen. Das Bimmel-Liniennetz wurde ausgedünnt statt ausgebaut, für den üblichen 10-Minuten-Takt haben höchstens Rentner genug Geduld und wenn man mal versucht, zu Stoßzeiten mit einem Kinderwagen Straßenbahn zu fahren, kann man auch gleich mit dem Leben abschließen. Radfahrer können sichere Schnellverbindungen mit der Lupe suchen. Im Westen gibt es sie im Auwald und den Parkflächen, aber das ist die absolute Ausnahme. Der Parkbogen Ost ist ein tolles Projekt, aber noch Zukunftsmusik und letztlich auch nur für Anwohner attraktiv.
    Solange sich bei den Alternativen nicht mächtig etwas tut, kann man sich solche Ideen wie die Ringschließung mal gleich ganz sparen. Und selbst mit attraktiveren Öffis/Radwegen kann ich mir nicht vorstellen, dass gerade der Ring bei gleichzeitig steigender Bevölkerung für den motorisierten Indivualverkehr verzichtbar wird.

  • ^ So richtig kann ich es nicht nachvollziehen, warum die Kita-Situation zum PKW Nutzen zwingen soll. Gerade die Zeit mit den Kindern aktiv verbringen zu können anstatt zu hoffen, dass die ansgeschnallten Racker passiv ruhig bleiben?


    Ja, die 10er Taktzeit auf Einzellinienabschnitten ist nicht mehr zeitgemäß, hier muss wie auch immer verdichtet werden.


    Leipzig hat eine S-Bahn, gefühlt 95% der Bevölkerung kennen die nicht. (bei 20% von denen bin ich allerdings froh darüber, so bleibt es angenehm)


    Radschnellwege sind nicht das alleinseeligmachende Kriterium, Es gibt weitreichend gute Radmöglichkeiten, dass diese noch richtig wachsen können, steht außer Frage. Nimm mal das Beispiel Bornaische Straße: Ab Haltestelle Hildebrandstr. (St. Elisabeth) gibt es durchgehend Radfahrstreifen landwärts, bis zum Markkleeberger See also familientauglich, dort via Rundweg weiter bis Störmthaler See usw. DAS sind definitiv Qualitäten und Fortschritte!


    Die Summerschool förderte die Erkenntnis zu Tage, dass der MIV sich auflöst durch veränderte Verkehrsmittelwahl. Die Möglichkeit, stadtverträglicher zu wählen, besteht jetzt schon, Schrittweise, Stückweise. DAS muss natürlich auch kommuniziert werden.

  • Viel zielführender wäre es doch, ÖPNV und Rad zu wirklich attraktiven Alternativen auszubauen.


    Vollkommen korrekt, und? Wenn du dies so forderst, dann musst du auch die Konsequenzen daraus mittragen. Eine Verdichtung der meisten Linien, die über die Haltestelle Hauptbahnhof führen,auf einen 5 Minuten Takt, ließe sich heute schon nicht abwickeln. Dazu müsste die Haltestelle baulich erweitert werden. Das hieße Verlust von Raum für den fahrenden MIV. Von der Finanzierung ganz zu schweigen. Oder ein geschlossener Radring um die Innenstadt, ohne das man üer Gehwege huckeln muss, sich mit Fußgängern in die Quere kommt, hieße weniger Platz für den MIV.
    In der Diskussion um die Attraktivierung des Umweltverbundes (ÖPNV, zu Fuß, Rad, Taxi) wird ganz schnell zu eingewandt, man mache es den Autofahrern schwer. Zwei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit. Bei der bevorstehenden Sanierung der hinteren Georg-Schwarz-Straße wird es auf einer Straßenseite keine Parkmöglichkeiten mehr geben, da im Gegenzug auf beiden Seiten ein Radfahrstreifen angelegt werden kann. Dies wäre sowieso nicht anders gegangen, da bei der Bewilligung von Fördermitteln die Radfahrstreifen Pflicht sind. Und sie sind ein echter Fortschritt für den Fahrkomfort. Trotzdem gab es Aufschreie warum für Radfahrer Parkmöglichkeiten geopfert werden. Ein anderes Beispiel ist die Abmarkierung von Radfahrstreifen in der Georg-Schumann-Straße. Hier hat sich die CDU Ratsfraktion wiederholt als Bremser hervorgetan. Für die Radfahstreifen hatten sich zuletzt Anwohner, das Magistralenmanagement und sogar die lokalen Händler eingesetzt. Die Abmarkierung zu einer deutlichen Verbesserung für Radfahrer geführt. Die Argumente der Kritiker waren und sind:
    - die Radfahrer behindern die Straßenbahn. Das machen die Fahrzeuge auf der nun mt der Straßenbahn gemeinsam genutzten Fahrbahn.
    - für die geringe Menge an Radfahrern kann man nicht so viel Straßenraum "opfern".
    Die Maßnahme gilt ja auch der Attraktivierung und somit erst einmal dem Versuch, dass es mehr Fahrradfahrer geben wird dadurch. Solange aber bei jeder dieser Maßnahmen das Argument kommt, dass man den Autofahrern das Leben schwer machen möchte, braucht man die Forderung für eine Attraktivitätssteigerung beim Umweltverbund gar nicht erst bringen.

  • ... Eine Verdichtung der meisten Linien, die über die Haltestelle Hauptbahnhof führen,auf einen 5 Minuten Takt, ließe sich heute schon nicht abwickeln. Dazu müsste die Haltestelle baulich erweitert werden. Das hieße Verlust von Raum für den fahrenden MIV. Von der Finanzierung ganz zu schweigen.


    Die Taktfolge der meisten Straßenbahnlinien muss schneller werden, wenn die Bahn mehr Menschen aufnehmen soll und muss. Früh Morgens stehen die Leute z.B. in der 7 oft wie die Heringe und immer wieder mal kommt es vor, dass man gar nicht mehr reinpasst und auf die nächste Bahn warten muss. Die Haltestelle vorm Hauptbahnhof ist im Berufsverkehr manchmal so voll, dass es gefährlich wird. All das haben die Stadtverwaltung und die LVB bereits erkannt und deshalb wiederhole ich mich mal:



    Ich denke, dass zwischen Goethestraße oder sogar Georgiring und Kurt-Schumacher-Straße mittelfristig je eine weitere Spur für die Bahn ausgebaut werden muss. Wenn dann noch eine vernünftige Radverkehrsführung statt dem kreuzgefährlichen Pseudoradweg auf dem Fußweg vor dem Hauptbahnhof dazu kommt, wird es für PKW/LKW langsam eng. Ich bin überzeugt, dass es mittelfristig auf eine ähnliche Lösung hinauslaufen wird, wie sie der ADFC vorschlägt. Später werden weitere "Bahnsteige" an der Haltestelle Goerdelerring dazukommen und möglicherweise je ein weiteres Straßenbahngleis in beide Richtungen zwischen den beiden Haltestellen. Dann sieht es auf dem ganzen Nordabschnitt des Rings anders aus für den MIV.


    Und ebenso bin ich davon überzeugt, dass langfristig der ganze Ring weitgehend frei vom MIV werden wird. Es dauert nur noch ... .

  • Dass das autonome Fahren einschlägt wie eine Bombe halte auch ich mittelfristig für unwahrscheinlich. Ich stelle mir einen Autofahrer vor, der mit seinem kleinen google-car mit exakt 50 km/h durch die Stadt chauffiert wird. Und auf der anderen Seite das Versprechen vieler Automarken ein hoch emotionalen Produkt zu kaufen, dass Spaß bringt und hoch emotional ist. Beides passt für mich nicht zusammen.


    Das sind auch zwei komplett unterschiedliche Zielgruppen. Das GoogleCar oder ähnliche Produkte - das sind von Apple, Uber, fast alle Autohersteller ganz viele Leute an der Entwicklung - ist etwas für die 95% der Leute die einfach nur schnell und billig von A nach B kommen wollen.


    Die Werbung der sogenannten Premiumhersteller richtet sich vor allem an die Leute, die ihr genutztes Auto gar nicht bezahlen müssen. 65-90% dieser Autos werden auf Firmen zugelassen, als Betriebsausgabe abgesetzt, mit der 1%-Regel durch den Arbeitnehmer "bezahlt" und auf 3 bis 5 Jahre geleast.


    Dass die autonomen Autos bald kommen werden ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Es ist nur die Frage, ob schon 2020 oder erst 2025. Die Preise werden durch den viel höheren Ausnutzungsgrad vermutlich noch unter der heutigen Preisen der CarSharing-Anbieter liegen (z.B. 0,24 EUR je Minute bisher, in Zukunft noch etwas niedriger). Das ist dann je nach Strecke sogar konkurrenzfähig zum ÖPNV ODER kann als Zubringerverkehr für den ÖPNV dienen.


    Der große Vorteil ist dann, dass dich das Auto zuhause abholt und das egal wo du wohnst. Die Autos sind auch nicht mehr an eine Flex-Zone gebunden, sie fahren ja einfach autonom zum nächsten Fahrgast (der dann z.B. auch etwas außerhalb wohnen kann und dann das CarSharing nur als Zubringer-Verkehr nutzt und innerstädtisch auf ÖPNV umsteigt).


    Das ganze läuft dann unter dem Thema:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Disruptive_Technologie


    und wird das Mobilitätsverhalten, die Standortwahl und vieles weitere noch mal komplett umkrempeln. Ich befürchte, es wird mehr Verkehr insgesamt geben. Sicherlich auch mehr ÖPNV, weil es dann viel einfacher ist, komplett auf ein eigenes Auto zu verzichten, aber andererseits werden diese Dienste sicherlich auch mehr und öfters genutzt, d.h. mehr MIV. Genauso auch mehr Radfahrer, welche bei schlechtem Wetter diese Mobilitätsdienste in Anspruch nehmen. Einfach mehr Verkehr.

  • Albrecht: Mobilitätsinteressen aller Leipziger berücksichtigen

    Es geht wie erwartet los:


    Pressemitteilung Stadt Leipzig, 07.10.2016
    http://www.leipzig.de/news/new…ipziger-beruecksichtigen/



    Sabine Heymann (CDU-Stadträtin): "Man fragt sich wer hier gaga ist. Für die Pflichtaufgaben mangelt es der Verwaltung an Leuten und dafür hat man Zeit. ...."
    https://www.facebook.com/photo…1977820934&type=3&theater

  • und damit hat die frau heymann völlig recht: rausgeschmissenes steuergeld für eine überflüssige gaga-diskussion.


    gibt es um den ring bereits fusswege? - ja.
    gibt es um den ring bereits radwege? - ja.
    gibt es um den ring bereits straßenbahngleise? - ja.


    würde sich für den verkehrsfluss der stadt und die erreichbarkeit der city irgendetwas verbessern, wenn man den ring für den miv sperren würde? - nein.


    mehr gibt's doch dazu gar nicht zu sagen.


    diese ganze "summerschool" hat antworten auf eine frage gegeben, die kein normaler mensch je gestellt hat. da wurde nur versucht, künstlich auch mal ein "first-world-problem" zu kreieren. ohne alimentierung durch die steuerzahler hätten sich nicht mal diese "experten" für das angebliche problem interessiert.


    denn umgekehrt ist richtig: durch eine ungewöhnliche anhäufung glücklicher umstände kann leipzig heute geradezu als paradebeispiel gelungener verkehrlicher erschliessung eines stadtzentrums gelten.
    - die innenstadt ist verkehrsberuhigt, es gibt weder durchgangsverkehr noch ampeln.
    - alle wichtigen öffentlichen gebäude (rathaus, hauptbahnhof, oper, uni, gewandhaus) befinden sich direkt am innenstadtring, an öpnv-haltestellen und tiefgaragen bzw. integrierten parkhäusern.
    - der ring ist komplett von tram-strecken umschlossen, auf die alle linien münden.
    - seit eröffnung des city-tunnels ist kein punkt der innenstadt weiter als 200 meter von der nächsten tram-/s-bahn-station entfernt.
    - der innenstadtring ist breit genung, um allen fortbewegungsarten platz zu bieten.


    alles in allem: wenn stadtplaner auf einem weissen blatt papier die verkehrliche erschliessung des zentrums einer 600 000-einwohner-stadt skizzieren müssten, würde dabei in etwa das herauskommen, was hier zum glück realität ist.


    und sicher auch bleiben wird.

  • Gerade die Zeit mit den Kindern aktiv verbringen zu können anstatt zu hoffen, dass die ansgeschnallten Racker passiv ruhig bleiben?


    Angeschnallt ist schon mal kein schlechtes Stichwort - man betrete mal mit einem Kleinkind eine durchschnittlich volle Straßenbahn zu Stoßzeiten (die ist dann auch richtig voll), z.B. Linie 1/2 und das nicht an den Endhaltestellen. Einen Sitzplatz für das Kind kann man da vergessen. Entweder man hält den Kleinen einarmig hoch und sich selbst fest (was schon nach wenigen Stationen unangenehm wird) oder man lässt ihn stehen, versucht ihn irgendwie abzusichern und hofft inständig, dass die Bahn nicht stark bremsen muss und das Kind unbeschadet da raus kommt. Das ist schon mit einem Kind irre, mit zweien würde ich mir/uns das jetzt gar nicht mehr antun. Dagegen ist eine Autofahrt mit Kind selbst bei der aktuellen Baustellensituation eine Wohltat. Unsere Kinder empfinden das scheinbar auch ganz entspannend. Dazu kommt der Zeitfaktor - zur Bahn laufen, auf die Bahn warten, Bahn fahren, von der Zielhaltestelle zum Ziel laufen und das alles in Kleinkindgeschwindigkeit - das ging nur als Student oder zuletzt mal in Elternzeit.


    Die Summerschool förderte die Erkenntnis zu Tage, dass der MIV sich auflöst durch veränderte Verkehrsmittelwahl. Die Möglichkeit, stadtverträglicher zu wählen, besteht jetzt schon, Schrittweise, Stückweise. DAS muss natürlich auch kommuniziert werden.


    Ändert sich die Verkehrsmittelwahl denn auch nachweislich oder ist das nur eine Hypothese? Selbst wenn ÖPNV und Fahrrad massiv an Attraktivität gewinnen, werden sie für viele Bürger den MIV nicht (vollständig) ersetzen können.


    Zur Frage, ob man nicht erst Kompromisse beim MIV machen muss, um ÖPNV/Fahrrad zu fördern: Die bestehende Infrastruktur stößt für den MIV aktuell schon an Grenzen. Spätestens, wenn mal wieder Baustellenschwemme ausbricht, kollabiert der Verkehr auf einigen Strecken regelrecht. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung und wächst auch die PKW-Zahl. Es dürfte deshalb in Zukunft nicht leichter werden, Abstriche beim MIV durchzusetzen. In Zeiten einer schrumpfenden Stadt hätte man das vielleicht vermitteln können - aber der Zug ist abgefahren. In einer derart wachsenden Stadt wird man realistisch betrachtet Infrastruktur für alle Verkehrstypen ausbauen müssen - selbst für den MIV. Letztlich wird es nur darum gehen können, dass man ÖPNV und Fahrrad zumindest stärker fördert.

  • Zum Glück ist es nur eine Studie. Ich kann mir für die nächste Zeit nicht vorstellen, dass die autofreie Stadt kommen wird. Was sich Andreas Tappert von der Leipziger Volkszeitung beim Schreiben des Artikels "Genial oder gaga?..." wirklich gedacht hat, bleibt rätselhaft.


    Dieses FOTO hat er untertitelt mit "Um 1910 war Leipzigs Ring -hier der damalige Thomasring- eine richtige Promenade. Heute verlaufen dort Autospuren, das Grün ist verschwunden."


    Tatsächlich? Tappert sollte vielleicht doch einmal den Elfenbeinturm verlassen. Dann könnte er sehen, wie groß die Bäume inzwischen geworden sind.



    Oder er sucht im Netz bei google MAPS

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer ()

  • Grüne befürworten einen autofreien Innenstadtring

    Leipzigs Grüne befürworten einen autofreien Innenstadtring. „Es gibt viele gute Gründe jetzt mit entsprechenden Planungen zu beginnen“, erklärte Daniel von der Heide, der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion. ...


    LVZ, 11. Oktober 2016
    Mehr Fußgänger, besserer ÖPNV
    Autofreier Innenstadtring: Leipzigs Grüne sprechen sich für rasche Planung aus
    http://www.lvz.de/Leipzig/Loka…h-fuer-rasche-Planung-aus

  • Mal ganz ehrlich, das ist doch ideologisch völlig durchgeknallt. Sicher wäre ein autofreier Innenstadtring eine lebenswerte, schöne Sache. Aber wie genau soll das laufen ? Will man dann Mautstellen und Schranken vor der Innenstadt einrichten ? Und welches ÖPNV-System soll das dann ausgleichen ? Die langsame, nicht besonders leistungsfähige Straßenbahn ?


    Bevor man über solche Luftschlösser nachdenkt, muss man (nicht "müsste man"!) für den MIV großräumige Alternativen bauen und muss auch über einen qualitativ Welten besseren ÖPNV nachdenken. Und da kommt man um das Thema U-Bahn / U-Stadtbahn (geht auch Niederflur!) nicht drum herum. Wenn man diese beiden Dinge nicht anfasst und da wieder ein ideologisch motiviertes Denkverbot für alle Andersdenkenden verhängt, zeigt man einfach nur, dass man nicht gestalten will sondern nur auf Krawall gebürstet ist und provozieren möchte. Und nichts anderes als das tun die GRÜNEN im Moment.

  • ich halte die städtebaulich und lebensqualitativ liebenswürdige Idee leider auch für schwer vermittelbar. Ohne Details zu kennen vermute ich dass Zufahrten zu Wohnungen und Parkhäusern weiterhin existieren. Also eher extrem autoarm.


    Das Kernfazit, und darauf kommt es bei der Vermittlung innert der Stadtgesellschaft an, ist die Erkenntnis, dass durch Beseitigung großer Attraktivität das Aufkommen in sich deutlich nachlässt. Sprich: Der Verkehrsbedarf MIV entfällt komplett. Und erfordert eben KEINE alternativen Ausbauten.


    Ein Teil verlagert sich, ein anderer Teil wird ersatzlos entfallen. Weltweit steht diese Idee nicht allein da. Besonders bekannt ist Paris, die auch ähnlich große Hauptstraßen komplett aufgeben.

  • Zu Paris gab es letztens einen sp-on-Artikel, weil dort nach dem Autobahn-Rückbau am linken Seine-Ufer auch das rechte Ufer auf 3 km für den MIV gesperrt werden soll. Das läuft vorerst aber auch nur als zeitlich befristetes Experiment. Der Artikel arbeitet die ideologische Kehrtwende schön heraus - vom Autofetischismus früherer Dekaden, der eine Stadtautobahn mitten durch die Stadt zuließ, zur radikalen Kehrtwende unter der grün-linken Ratsmehrheit. Wie stabil diese ideologische Wende sein wird, sei mal dahingestellt.
    Zur Begründung dient vor allem die Gesundheit der Bürger - also gerade das Thema, das sich mit dem unausweichlichen Umstieg auf alternative Antriebskonzepte früher oder später ohnehin erledigen wird. Es gibt wohl auch durchaus Gutachten, die bei der geplanten Sperrung von einer Verlagerung des MIV und sogar steigender Schadstoffbelastung ausgehen.
    http://www.spiegel.de/auto/akt…aniermeile-a-1114133.html