Ruhrstadtgeflüster
Mod: Ruhr=Stadt oder ein Thread für die Imaginationen des Urbanen. nikolas
Hernes Einwohnerzahlen gehen stetig zurück
,,Das Verhältnis von Geburten und Zuzügen einerseits und Sterbefälle und Fortzüge andererseits entscheidet über Wachstum und Schrumpfung einer Stadt“ heißt es in de aktuellen „Analyse der Bevölkerungsentwicklung in Herne“, über die in der Ratsitzung der vergangenen Woche gesprochen wurde.
Untersucht wurde der Zeitraum von 1975 bis 2001, außerdem stellen die Statistiker Prognosen für die Entwicklung bis 2015. Die Experten vermuten, dass die Bevölkerungszahlen in Herne im Zeitraum 2001 bis 2015 um rund 8 Prozent zurückgehen und dann noch etwa 160.000 Menschen hier leben werden. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen soll um 17 Prozent abnehmen, die der Senioren ab 75 Jahren um ein Sechstel anwachsen.
Peter Falck, Leiter des Fachbereiches für Stadtentwicklung, -planung und Wahlen, erläuterte die möglichen Gründe: ,,Eine nicht so große Rolle spielen die Abwanderungen. Die aktuellsten Zahlen zeigen, dass im Zeitraum 1995 bis 2003 lediglich 800 Menschen fortgezogen sind.“
Ein wichtigeres Phänomen sei das der so genannten geburtenschwachen Jahrgänge. ,,Die Zahl der potentiellen Eltern nimmt ab“, so Falck. Die Jahrgänge der 50er und 60er galten noch als geburtenstark, es gab also mehr potentielle Eltern. Entsprechend mehr Kinder wurden später, vor allem gegen Ende der 80er, geboren. Eine mangelnde Bereitschaft, Kinder zubekommen, sei nicht zu erkennen und auch kein Grund für die sinkenden Geburtenzahlen. Frauen im gebärfähigen Alter würden lediglich oft später Kinder bekommen, da sie erst ihre Ausbildung und berufliche Karriere anstrebten. Insgesamt weicht die Bevölkerungsentwicklung in Herne nicht erheblich von der des gesamten Ruhrgebiets ab und liegt zwischen der von Bochum und Gelsenkirchen.
Wichtig sind die Zahlen unter anderem für Politik und Verwaltung. Die Untersuchungsergebnisse sollten bei zukünftigen Planungen unter anderem in den Bereichen Finanzen, Flächennutzung und Infrastruktur berücksichtigt werden, heißt es in dem entsprechenden Beschlussvorschlag.
Erste Schlüsse hat bereits die Wohnungswirtschaft aus den Zahlen gezogen. Fünf Herner Wohnungsbauunternehmen hatten ein Forschungsinstitut mit einer Studie, in der der Wohnungsbedarf für Herne untersucht werden sollte, beauftragt. Professor Dr. Volker Eichner von der Ruhr-Universität Bochum stellte jetzt die Ergebnisse Vertretern der Herner Politik, Verwaltung und Wirtschaft vor und bezog sich zum Teil auch auf die zuvor genannten statischen Ergebnisse zur Bevölkerungsentwicklung.
Nach seiner Auffassung spielen die Zu- und Abwanderungszahlen durchaus eine wichtige Rolle für die Wohnungswirtschaft, zeigen sie doch, dass seit 1991 die Zahl der jungen und Single-Haushalte zunimmt, während die finanziell stärkeren Hernerinnen und Herner vermehrt abwandern, vorzugsweise ins nördliche Ruhrgebiet. Die Hauptschlüsse, die in der Untersuchung gezogen werden, sind: Herne könnte bis 2015 bis zu 3.500 Wohnungsleerstände zu verzeichnen haben, was nach Meinung der Wohnungswirtschaft Abrisse sinnvoll machen würde. Dafür könnte dann moderner und exklusiver gebaut werden, um finanziell besser gestellte Bürgerinnen und Bürger in der Stadt zuhalten. JR
[document info: erschien am 27.Juli 2003 in den 'Herner Sonntagsnachrichten'
(C) 2003 by Sonntagsnachrichte, Herne]
Anm.: jetzt hat diese große welle des bevölkerungsrückgangs auch das provinznest Herne erreicht...
Kaiser