Ruhrstadtgeflüster

  • Turmbauer
    Mit dem "Abstimmen" meinte ich den teilweise drastischen Rückgang der Einwohnerzahlen.


    atma4
    Ich verstehe nicht, warum den Geburtenrückgang für das Sinken der Einwohnerzahl verantwortlich machst. Das ist zwar natürlich die "Hauptursache", aber in Düsseldorf und Köln wird dieser Rückgang doch auch irgendwie aufgefangen!?



    Ansonsten:
    Leute, ich finde eure Argumente alle durchaus interessant und lesenswert. Natürlich lässt sich im Endeffekt über Geschmack und subjektives Empfinden nicht streiten.
    Ich persönlich habe - um es so zu formulieren - mit dem Ruhrgebiet als Wohnort praktisch "abgeschlossen". Aber wie jemand bereits sagte, die Diskussion würde sich im Kreis drehen ;)


    Hilfreicher wäre es vermutlich eher an Verbesserungsvorschlägen zu arbeiten. Mir fällt auf, dass aus meiner Sicht viele Dinge durch die großen Entfernungen entstehen. Womöglich würde sich ein schönerer Eindruck einstellen (im Gegensatz zu euren Erfahrungen waren die Eindrücke meiner Besuche im Ruhrgebiet eher nicht so positiv, obwohl ich mich redlich mühte), wenn man innerhalb kurzer Zeit im Centro/in Essen einkaufen, am Baldeneysee entspannen und im Bermudadreieck "saufen" könnte. Für mich persönlich (als Nicht-Fachmann) entwickelt sich Urbanität in Europa vor allem auch durch den Nahverkehr. Ein gut funktioniorendes System würde dort extrem helfen. Würde man sich nun die obige Route Centro-Baldeneysee-Bermudadreieck an einem Tag vorstellen, würde dies mit dem ÖPNV einer Tortur gleichen.
    Die möglicherweise (da ich dem ja nicht zustimmen kann) sehenswerten Orte sind weder mit dem Auto noch mit der Bahn schnell zu erreichen.
    In dieser Hinsicht würde ich Verbesserungsvorschläge von den dafür Verantwortlichen erwarten.


    Und das andere große Manko wäre, wie bereits jemand erwähnte, die Darstellung nach außen hin. Da stimme ich Xysorphomonian komplett zu.

  • nrwizzle
    Die Ruhrstädte haben einen hohen Sterbeüberschuss neben sinkenden Geburtenzahlen. Hier im Ruhrgebiet ist die demografische Entwicklung schon fortgeschrittener als in Restdeutschland. So sieht man hier heute schon das, was in anderen Städten erst später eintreten wird. Wir sind sozusagen Modellregion für den Umgang mit dem demografischen Wandel in ganz Deutschland.


    Sicher haben Köln oder Düsseldorf einen höheren Wanderungsgewinn als die Ruhrstädte, aber auch hier gibt es Besonderheiten. Köln beispielsweise hat einen großen Einzugsbereich was mögliche Zuzügler betrifft. Für Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Bergischen Land (meine alte Heimat) zB. ist Köln die große Stadt im Westen und eine unglaubliche Zahl zieht es vom Land in diese Großstadt.
    Hier im Ruhrgebiet grenzen bekanntermaßen die Städte aneinander und so geht es - wenn überhaupt da alles schnell erreichbar - meistens von einer Stadt in die andere. In Dortmund sieht das anders aus. Dortmund hat ein größeres Einzugsgebiet zB. im Sauerland und so ist es nicht verwunderlich, dass Dortmund seine Einwohnerzahl fast konstant hält.


    Aber da wie schon erwähnt der demografische Wandel seine volle Wirkung im restlichen Deutschland erst später zeigen wird, werden viele mehr oder weniger alleinstehende Großstädte noch eine Zeit lang etwas wachsen, jedoch irgendwann einmal auch nicht mehr genügend Zuzug haben, der den Sterbeüberschuss ausgleicht.



    Zu Deiner Nahverkehrskritik pflichte ich dir natürlich bei. Der Nahverkehr im Ruhrgebiet ist sicher stark verbesserungswürdig und entspricht nicht einer Metropolregion. Ich nutze hier nur den Nahverkehr mit meinem NRW-Ticket. Den größten Kritikpunkt sehe ich in der Preisgestaltung, denn wenn man den Preis einer Tagesfahrkarte für ganz Berlin mit einer für das ganze Ruhrgebiet vergleicht, ist das schon wesentlich zu teuer. Die jetzige Struktur der Verbindungen ist meines Erachtens den Entfernungen eigentlich sehr angemessen. Zwischen den Städten S-Bahn und Regionalbahn und vor Ort mit Straßenbahn und Bus. Die Verkehrsunternehmen sollten nur auch mal darauf reagieren, dass eben Leute von einer Stadt in die andere wollen und ihre Taktung darauf abstimmen.


    Zu den Entfernungen muss man einfach sagen, dass sie bestehen. Touren wie Centro, Baldeneysee und Bermuda3eck mache ich sehr oft mit dem ÖPNV und empfinde sie nie als Tortur. Es gibt zwar keinen 5 Minuten Takt wie in Berlin, aber man kommt immer ganz gut weg.


    Dass, wie du schreibst, die Ort mit dem Auto nicht gut zu erreichen sind verstehe ich nicht, schließlich halten Dich auf dem Weg keine schlammigen Waldwege auf, höchstens Stau auf der A40. Und Staus, obwohl 3 Autobahnen parallel sprechen wieder für eine "echte" Metropole...

  • #381/ #382


    Was den ÖPNV angeht, schwimmen wir denke ich auf einer Welle. Da zeigt sich aber auch wieder, dass das Ruhrgebiet eine Metropolregion und keine Metropole ist. Die Preisgestaltung so wie die Verknüpfung des Liniennetzes zwischen den Städte empfinde ich als mangelhaft. Warum gibt es beispielsweise kein Wochenendticket für die einzelnen Preisstufen?


    Es stimmt überdies zwar, dass Einkaufen im Centro, Relaxen am Baldeneysee und Nachtschwärmen im Bermuda3Eck einen Zeitaufwand als auch einer gute Planung bedürfen, weil man eben von Stadt zu Stadt fahren muß, aber man muss es sich doch gar nicht so kompliziert machen. Man kann in Dortmund oder Bochum einkaufen, am Kemnader Stausee ausspannen und dann im 3Eck ausgehen. Variante II wäre in Essen zu schoppen, am Baldeneysee oder in der Gruga/Wassergarten zu entspannen und dann auf der Rü oder drum herum auszugehen, respektive die Clubs in der Innenstadt aufzusuchen. Wie ich finde, hätte man so den zeitlichen Aufwand in Grenzen gehalten.


    Ich wünsche nrwizzle viel Glück außerhalb des Ruhrgebietes, bedaure aber, dass er nicht wirklich viel hier kennen gelernt hat. Vielleicht wäre deine Ansicht über das Revier ne andere, wenn du in Bochum Dortmund oder Essen gewohnt hättest. Die Städte liegen, ausgenommen Do, zentraler und haben jede für sich genommen doch viele gute Angebote.

  • atma4


    Ich denke vom ländlichen Niederrhein könnten genauso Menschen nach Duisburg, Oberhausen, Mülheim ziehen, wie aus dem Sauerland nach Dortmund. Wenn es so attrativ wäre, würden ja auch leute aus Düsseldorf oder Köln nach Essen/Bochum ziehen. Aber ich nehme an, dass sich "Experten" schon mehr Gedanken über die Ursachen gemacht haben, als ich als Laie.
    Und die beschriebene Tour mit dem ÖPNV halte ich in der Tat für sportlich :-).


    Turmbauer


    Noch bin ich ja hier ;-). Aber ich kann auch so nicht stehen lassen, dass ich das Ruhrgebiet nicht kennengelernt hätte. Der westliche Teil ist mir sehr gut bekannt (gerade auch Essen), jedoch gebe ich zu, dass mir der östliche Teil und insbesondere Dortmund schlechter bekannt ist. Dies liegt einerseits an der immensen Entfernung (in Düsseldorf bin ich viel schneller) und andererseits am eher mangelndem Interesse. Was soll mich öfter dort anziehen? Meine dort studierenden Freunde berichten mir auch nichts positives...


    Doch seisdrum, hoffen wir einfach auf ein besseres und schnelleres Zusammenwachsen im Sinne einer "Ruhrstadt". Dies würde doch nur Vorteile für die Bürger bringen...

  • #380, schöner Fund! Die Aussage des zusammenwachsens mit Köln ist aber in der Tat merkwürdig. Solch einen Beitrag würden deutsche Medien allerdings leider niemals produzieren.



    #383/#384, den Nahverkehr empfinde ich in der Tag als wirklich, wirklich, wirklich schlecht ausgebaut und unzureichend vernetzt.
    Da ein Ausbau des S-Bahn Netzes wohl leider unrealistisch ist, hoffe ich, dass eine zukünftige Deregulierung des Bus-Marktes die Entstehung privat betriebener express-Buslinien erlauben würde.



    nrwizzle, es gibt durchaus einen gewissen Zuzug aus Düsseldorf nach Essen!

    Vom Rhein an die Ruhr - Die besten Wohnlagen in Essen
    Nicht nur ThyssenKrupp hat seine Konzernzentrale von Düsseldorf nach Essen verlegt. Auch Immobilienkäufer zieht es von der Landeshauptstadt in die Ruhrgebietsmetropole.


    Quelle: Capital Magazin "Immobilien Kompass" (nach unten scrollen, wenn der Lang-Artikel nicht angezeigt wird)
    Der Artikel im gedruckten Heft geht noch deutlich ausführlicher auf die Zu- und Umzüge ein.

  • Solch einen Beitrag würden deutsche Medien allerdings leider niemals produzieren.


    Die Sendereihe "Deutschland von oben" von TerraX hat das Ruhrgebiet wie ich finde auch in jeder Sendung sehr gut dargestellt. So ist unter anderem die Rede von: Die Grüne Megacity ist heute wohl die sich am schnellsten verändernde Stadt Deutschlands. Aber sonst dominieren leider mehr negative Berichte im Fernsehen als positive. Mit Klischees ist es eben einfacher Geld zu verdienen und den Vorstellungen der Zuschauer zu entsprechen.


    Was den Zuzug nach Essen anbelangt hat it.NRW in seinen Kommunalprofilen genaue Informationen zu Zu- und Fortzügen. Düsseldorf liegt mit 581 Personen auf Platz 6 in der Liste der Städte mit den meisten Abwanderungen nach Essen und Köln auf Platz 10 mit 330 Personen.


    Nach Duisburg zogen 762 Düsseldorfer und 263 Kölner.


    (Alle Angaben beruhen auf den Zahlen von 2009)

  • Die Aussage des zusammenwachsens mit Köln ist aber in der Tat merkwürdig.


    Ganz und gar nicht, selbst der enger gezeichneten Rheinschiene werden zwei Revierstädte zugerechnet. Erst vor einer Woche musste ich lachen, als ich einer im östlichen Ruhrgebiet wohnenden Berlinerin erklären musste, dass "Oberhausen/Rheinland" darauf beruht, dass Oberhausen durchaus im Rheinland liegt. Die Pendelströme zwischen diesen Städten und Köln sind zwar nicht so stark wie nach Düsseldorf, aber deutlich vorhanden. Man braucht nur am Wochenende in den RE1 oder den RE5 einzusteigen, um zu sehen, wie viele Leute aus dem Ruhrgebiet Freizeit in Köln verbringen.


    Die Verflechtungen bekräftigen Meldungen wie


    Nach Duisburg zogen 762 Düsseldorfer und 263 Kölner.


    Ich glaube nicht, dass diese Leute plötzlichen Gefallen an stillgelegten Walzwerken gefunden haben. In sehr vielen Fällen wollten sie wahrscheinlich Wohnungskaufkosten oder Miete sparen, ohne den Lebensschwerpunkt ganz zu verlegen. Zum Pendeln nach Düsseldorf oder Köln ist Duisburg nah genug, mit dem Regional-Express Düsseldorf-City fast so schnell erreichbar wie aus Düsseldorf-Benrath.


    Hier zeigen zwei Grafiken auf der Seite 100, wie die Pendlerströme von Dortmund bis Bonn zwischen 1987 und 2002 zugenommen haben. Hier gibt es eine Statistik für Bochum (2008): 13.056 Auspendler nach Essen, 10.894 nach Dortmund, aber immer noch 3.442 nach Düsseldorf, 1.089 nach Köln und gar 218 nach Bonn. 10.335 Einpendler aus Essen, 15.146 aus Dortmund, 8.006 aus Gelsenkirchen, aber auch 1.215 aus Düsseldorf, 719 aus Köln, 170 aus Bonn und selbst aus Aachen 98.


    Hier fand ich eine Übersicht, woher die 284.776 Einpendler Düsseldorfs kommen: 9,7% aus Duisburg (etwa 28.000 Menschen), 7,8% aus Mülheim (damit müsste es eigentlich Düsseldorf-Mülheim heissen, genauso wie es auch Köln-Mülheim gibt), 5,7% aus Essen, 2,7% aus Bottrop, 2,4% aus Bochum, 2,3% aus Gelsenkirchen.

  • Manche Stimmen klingen, als ob es eine homogene 'Ruhrstadt' und einen ganz separaten Ballungsraum südwestlich von ihr gäbe, die so stark getrennt sind wie Berlin-Ost und Berlin-West in gewissen Jahrzehnten. Diese Vorstellung ist absurd, nicht minder auch wenn es Körperschaften wie der RVR gibt, die einzig von ihr leben. Die von mir zuletzt verlinkte Anregung der abgeschotteten 'Metropolregion Rheinland' kommt wiederum aus der IHK Köln, wo man offenbar errechnete, wo der Schwerpunkt des Gebiets von Bonn bis Düsseldorf liegt und wo eines Ballungsraums von Bonn bis Dortmund oder Hamm.


    Die Begrifflichkeit 'Rhein-Ruhr' ist nicht so tot, wie manchen es lieb wäre. Im heutigen WAZ-Portal finde ich 'Lange Nacht der Industrie' an Rhein und Ruhr. Demnach besteht diese Definition der Region neben Berlin oder dem Saarland, wo ähnliche Veranstaltungen stattfinden.


    Der Leitgedanke einer Metropolregion Rhein-Ruhr geistert immer wieder mal durch den Zukunftsdiskurs-NRW. Konkrete Handlunsanweisungen sind daraus bislang noch nicht entsprungen...
    Und ja, die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Rhein und Ruhr, wie du nicht müde wirst zu betonen, sind nicht zu übersehen. Wahrscheinlich mittlerweile sogar ausgeprägter als zwischen den einzelnen Ruhrgebietsstädten selbst.
    Warum also nicht eine gemeinsame Metropolregion Rhein-Ruhr, mit dann knapp 11 Millionen Einwohnern propagieren und international vermarkten?


    Meines Erachtens ist das ökonomische Gefälle zwischen Rhein [en bloc] und Ruhr [en bloc] dann doch zu groß, um darin halbwegs homogene Verhältnisse zu gewährleisten. Hier das wirtschaftlich putzmuntere Rheinland dort das hochdefizitäre Ruhrgebiet. Da müssten sich die Verhältnisse erst deutlich angleichen, bevor man sich auf Augenhöhe begegnen kann, dann aber auch sollte...


    Was würden die Rheinstädte nach außen durch einen gemeinsam propagierten Ballungsraum Rhein-Ruhr denn aktuell gewinnen? Während das Rheinland mit Bonn, Köln und Düsseldorf sowohl städtebaulich als auch imagetechnisch gleich drei "Vollsortimenter" ins Rennen schicken kann, hat keine einzige Ruhrstadt das Zeug sich auf diesem Parkett zu bewegen.


    Welche Position hätten denn die Ruhrgebietsstädte in dieser ungleichen Konstellation inne? Sie wären weiterhin, was sie immer schon waren - der Hinterhof von Düsseldorf!


    Der Reiz an den unterschiedlichen "Ruhrstadt"-Konzepten liegt für mich folglich in folgenden Punkten begründet:


    • Da schließen sich 53 Kommunen in unterschiedlichen Kooperationsformen zusammen, um gemeinsam das auszugleichen, was eine Stadt infrastrukurell und imagetechnisch alleine nicht gewähleisten kann [vgl. IBA-Emscher Park und RUHR2010 - Innovation City verfolgt mit der Festlegung auf Bottrop hingegen den falschen Ansatz und wird deshalb auch keine breite Rückendeckung aus der Region erfahren. Eine interkommunale Ausrichtung hätte diesem Innovationsprogramm sicher besser getan].
    • Man kann sich dabei auf eine gemeinsame - d.h. in erster Linie montanindustrielle - Vergangenheit berufen
    • sowie daraus resultierend einer gemeinsamen postmontanindustriellen Gegenwart, die ja in erster Linie durch den ersatzlosen Wegfall bestehender Strukturen beschrieben werden kann.
    • Das nach außen getragene Zukunftsversprechen würde dann lauten dieses Strukturdefizit - unter dem ja außnahmslos alle Ruhrstädte leiden - gemeinsam und nicht gegeneinander zu überwinden.


    Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich will mich hier keinen Illusionen hingeben! Eine verstärkte Kooperation zwischen den einzelnen Ruhrstädten, bis hin zu einer gemeinsamen Ruhrstadt ist immer aus der blanken Not heraus geboren [die meisten Ruhrgebietskommunen stecken bekanntlich aktuell in der Haushaltssicherung] und resultiert nicht aus irgendwie sympathisch befunden Leitbilddiskussionen, rund ums Thema "Ruhrstadt" bzw. "Metropolregion Rhein-Ruhr".
    Dies ist auch ein weiterer Grund warum es ein gemeinsames Rhein-Ruhr für mich auf absehbare Zeit nicht geben wird. Für die Rheinstädte besteht schlichtweg nicht die finanzielle Notwendigkeit, sich die strukturschwache Schwester aus dem Nordosten auf den Rücken zu binden und sich so das Leben künstlich schwer zu machen.


    Fazit: Eine gemeinsame Metropolregion Rhein-Ruhr macht aus meiner Perspektive erst dann Sinn - und dann macht sie auch Sinn - wenn sich die einzelnen Kooperationspartner halbwegs auf Augenhöhe begegnen können. So lange allen Kommunen aus dem Rheinland zumindest das gemeinsam ist, dass sie im Vergleich mit jeder beliebigen Ruhrgebietskommune besser dastehen, sehe ich diesen Zustand bei weitem noch nicht erreicht.


    Ich will deshalb die Hoffnung nicht fahren lassen, dass das Ruhrgebiet wenigstens in Sachen interkommunaler Kooperation ein einiges Mal bundesweit ganz vorne mitspielt. Trotz, oder gerade wegen seiner mittelmäßigen Hochschulen, seiner rückläufigen Bevölkerungsstruktur, schlechten Rankingpositionen, katastrophalen Haushaltssituation und wagen Zukunftsaussichten...
    Daraus en bloc gestärkt hervorgegangen, hat man zukünftig vieleicht auch mal etwas zu präsentieren, was verstärkte Kooperationsformen zwischen Rhein und Ruhr für alle Beteiligten lukrativ erscheinen lässt.


    siehe auch: "Mit vereinten Kräften könnte die Metropole Ruhr im Wettbewerb der Regionen und Metropolen viel weiter oben mitmischen, als das bisher der Fall ist."

  • Rheinstadt-Geflüster

    Meines Erachtens ist das ökonomische Gefälle zwischen Rhein [en bloc] und Ruhr [en bloc] dann doch zu groß, um darin halbwegs homogene Verhältnisse zu gewährleisten. Hier das wirtschaftlich putzmuntere Rheinland dort das hochdefizitäre Ruhrgebiet.


    Mir mag der Revier-Stolz fehlen, wenn ich behaupten würde, dass von zwei unterschiedlichen Partnern der arme den reichen weit mehr braucht als umgekehrt. Was die rheinländischen Städte auch unternehmen mögen (darüber gleich mehr), die des Ruhrgebiets, vor allem des rheinländischen Teils, sollten mit allen Kräften dorthin drängen.


    Was hat die Zusammenarbeit des Ruhrgebiets bisher gebracht? Ein paar Industrieskansen-Museen und -Routen. Alles, was auf den heutigen Tag ausgerichtet ist, ist durch ständiges Wetteifern geprägt. Das siehst Du nicht zuletzt hier im Forum, wenn jede zweite Erwähnung eines EKZ in Essen oder Dortmund mit dem Vergleich beider Städte endet. Gemeinsame Augenhöhe der bankrotten Gemeinden hat keine Identität erschaffen, nur Eifersucht.


    Diese Augenhöhe braucht man zum Bilden einer Metropolregion nicht. Paris und -zig Gemeinden wie Clichy befinden sich nicht auf einer Augenhöhe und trotzdem ergänzen symbiotisch zur Metropolregion Île-de-France.


    Noch ein Artikel der Welt: RegioGipfel Rheinland: Region will Marke werden über den ersten rheinländischen Gipfel, auf dem engere Kooperation (vor allem in den Bereichen Verkehr und Kultur) beschlossen wurde. Die Revierstädte der Rheinschiene sollten unbedingt versuchen, demnächst dabei zu sein.


    Weitere Artikel dazu:


    WZ: Regio-Gipfel: Rheinland auf dem Weg zur Metropole
    NGZ: Expo Real 2011 / Aufbruch zur Metropolregion
    WAZ-Kommentar mit Neid-Sticheleien: Wir müssen draußen bleiben!

  • Da schließen sich 53 Kommunen in unterschiedlichen Kooperationsformen zusammen, um gemeinsam das auszugleichen, was eine Stadt infrastrukurell und imagetechnisch alleine nicht gewähleisten kann. [/URL]


    Was ist denn daran schlecht? In einer Stadt mit 53 Stadtteilen wird auch nicht jeder einen Flughafen oder eine Universität haben. Aber durch die räumliche Nähe kann man von den Besonderheiten des einzelnen Stadtteils profitieren. Wieso sollte Herne eine Universität haben wenn man mit der U35 direkt bis zur RUB vorfahren kann oder auch nach Dortmund oder Essen zur nächsten Universität kommen kann?


    Mir mag der Revier-Stolz fehlen, wenn ich behaupten würde, dass von zwei unterschiedlichen Partnern der arme den reichen weit mehr braucht als umgekehrt. [/URL]


    Was hätten wir denn von einer wirklichen Metropolregion Rhein-Ruhr? Dass Köln und Düsseldorf dominieren und ab und an in irgendwelchen Tourismuskooperationen darauf hingewiesen wird man könne sich nach einer Stadtrundfahrt in Köln vielleicht auch mal das Folkwang Museum angucken?


    Das Ruhrgebiet und das Rheinland passen alleine schon in ihrer Mentalität nicht zusammen. Ob ich in Duisburg oder Essen bin, ich werde immer die gleiche Lebensart vorfinden. Fahre ich aber mit dem Zug von Essen nach Köln, merke ich schon an den Zusteigenden in Düsseldorf, dass ich woanders bin.


    Das Ruhrgebiet sollte sich viel stärker zusammen vermarkten, denn hier besteht die echte Chance auf eine "Metropole" die auch gelebt wird.


    Der Zusammenschluss zur Metropolregion Rheinland ist doch nur eine Reaktion auf die Vermarktung des Ruhrgebiets als "Metropole Ruhr". http://www.rp-online.de/wirtsc…le-werden_aid_915264.html So Köln Oberbürgermeister zur Expo Real 2010: "Wir können die Konkurrenz des Ruhrgebiets, das hier in München als Metropole Ruhr auftritt, nicht länger ignorieren". Jetzt wollen sie halt sich als Rheinland genauso vermarkten.


    Was hat die Zusammenarbeit des Ruhrgebiets bisher gebracht?


    Es gibt da so einige Dinge. Spontan fällt mir das Fahrradverleihsystem ein, welches im gesamten Ruhrgebiet zu finden ist. Gemeinsame Aktionen wie Extraschicht, Haldensaga oder möglicherweise wiederkehrende Sachen wie das Stillleben Ruhrschnellweg. Verkehrsunternehmen kooperieren und sogar die ansässigen Unternehmen aktuell bei der InnovationCity.


    Das ist weit mehr als die bislang geplanten Vereinfachungen der Tarifübergänge im Rheinland oder gemeinsame Tickets für Museen.


    Alles, was auf den heutigen Tag ausgerichtet ist, ist durch ständiges Wetteifern geprägt. Das siehst Du nicht zuletzt hier im Forum, wenn jede zweite Erwähnung eines EKZ in Essen oder Dortmund mit dem Vergleich beider Städte endet.


    Aber Dir ist auch die absolute Rivalität zwischen Kölnern und Düsseldorfern bekannt? Das beschränkt sich nicht nur auf Vergleiche zwischen Einkaufscentern. Das ist eine Glaubensfrage. Es ist ja schön, wenn die Oberbürgermeister aus wirtschaftlichen Interessen eine Metropolregion ins Leben rufen, aber ein Kölner wird sich nie damit anfreunden können mit Düsseldorf gemeinsam vermarktet zu werden.

    Einmal editiert, zuletzt von atma4 ()

  • Was ist denn daran schlecht? In einer Stadt mit 53 Stadtteilen wird auch nicht jeder einen Flughafen oder eine Universität haben. Aber durch die räumliche Nähe kann man von den Besonderheiten des einzelnen Stadtteils profitieren.


    Darin ist mal so gar nichts schlecht!
    Weshalb ich gefühlt 200 Postings lang nicht müde werde die Ruhrstadt zu propagieren. Nicht jede Stadt im Pott kann und soll alles stemmen. Klar braucht Herne keine Universität, sie hat die U35! Und klar braucht Bochum kein neues EKZ, wenn in DO und E schon so dufte Dinger stehen. Ob Dortmund ein eigenes Schauspielhaus braucht, weil doch schon Bochum... und dafür ein Konzerthaus hat, das in Bochum erst gebaut werden müsste...
    Du siehst: Wo anfangen? Wo aufhören?

  • Was hätten wir denn von einer wirklichen Metropolregion Rhein-Ruhr? Dass Köln und Düsseldorf dominieren und ab und an in irgendwelchen Tourismuskooperationen darauf hingewiesen wird man könne sich nach einer Stadtrundfahrt in Köln vielleicht auch mal das Folkwang Museum angucken?


    Die meisten Leute müssen arbeiten, wofür ein sehr großer Anteil der Bevölkerung Ruhrgebiets in die Rheinschiene pendelt. Ein paar Rheinländer pendeln in die Zentren im Ruhrgebiet. Diese Metropolregion Rhein-Ruhr gibt es längst de Facto, nur noch nicht offiziell. Es gibt kaum eine wichtigere Angelegenheit als das Berufsleben; ob ein Tourist nach der Besichtigung Kölns in einem Essener Museum vorbeischaut, ist den meisten Leuten komplett egal.


    Ich habe bereits über Paris und die Pariser Vorstädte geschrieben, die berufslebenbedingt zusammengewachsen sind, obwohl sie und derer Bewohner sich stark unterscheiden.


    Fahre ich aber mit dem Zug von Essen nach Köln, merke ich schon an den Zusteigenden in Düsseldorf, dass ich woanders bin.


    Trotzdem fährst Du dorthin genauso, wie die Einwohner Londoner Vorstädte oft nach Westminster fahren, obwohl sie sich von den reichen Bewohnern Westminsters unterscheiden.


    Turmbauer: Warum gibt es beispielsweise kein Wochenendticket für die einzelnen Preisstufen?


    Die Teilnehmer des Regio-Gipfels überlegten sich unter anderen Angebote zur Erkundung des Rheinlandes. Sie könnten vereinbaren, dass das zum 1.1.12 eingeführte VRR-Zusatzticket-groß an den Wochenenden von der Verbundgrenze bis zum beliebigen VRS-Ort gilt und das VRR-Zusatzticket-klein bis Köln. Ähnliche Angebote für die Dauerkunden im VRS schaffen.


    Wenn seriöse wissenschaftliche Studien über die Wirtschaftslage erstellt werden, ist vom 'Wirtschaftsraum Rhein-Ruhr' die Rede: Düsseldorf im Stimmungstest im RP-Portal (29.09.2011).

  • Trotzdem fährst Du dorthin genauso, wie die Einwohner Londoner Vorstädte oft nach Westminster fahren, obwohl sie sich von den reichen Bewohnern Westminsters unterscheiden.


    Der Vergleich ist doch nicht dein Ernst, oder? Darin ist das Ruhrgebiet ein Vorort von Köln dessen Einwohner ins reiche Köln pendeln. In meinem Falle pendel ich nur aus familiären Gründen nach Köln. Und das Kölner nur unwesentlich mehr Durchschnittseinkommen haben als Essener steht in jeder Statistik.

  • ^^^^ Meine Beobachtung ist, dass Düsseldorf und Köln zu den beliebtesten Ausflugszielen der Ruhrgebietsbewohner gehören. Zum Berufspendeln liegt Köln ein wenig weit (trotzdem gibt es starke Pendelverkehre), nach Düsseldorf pendeln sehr viele. So viele, dass mehrere Revierstädte nicht weniger als Wohnvororte Düsseldorfs gelten können als Ratingen oder Hilden.


    Ständig wird der Mentalitätsunterschied zwischen dem wirtschaftlich erfolgreichen Rheinland und dem seit halbem Jahrhundert in der Dauerkrise steckenden Ruhrgebiet angesprochen. Liegt ein Teil des Problems nicht in der Mentalität? Diese muss sich ändern statt mit Ideen wie eine 'Ruhrstadt' als Sammelsurium bankrotter Gemeinden zusätzlich zelebriert werden.


    Im Zuge der griechischen Schuldenkrise fielen selbst in der seriösen Presse, von seriösen Politikern Vorschläge, dass das bankrotte Land Teile der Verwaltung an die EU abgeben sollte. Höchste Zeit, ähnliche Lösungen für die ewig bankrotten Gemeinden des Ruhrgebiets in Betracht zu ziehen.


    Metropole Murks im WAZ-Portal bemängelt am entstehenden Regionalplan, dass dieser 'allen recht machen' möchte. Sieht er vor, als Konsequenz der Bevölkerungsschrumpfung verdichtete Konzentration auf verkehrlich gut erschlossene Entwicklungsachsen? Das bezweifle ich.


    Noch schockierender fand ich den drei Wochen älteren Artikel Wittke warnt vor „Revier der Egoisten“ im WAZ-Portal, wo der als glühender Verfechter der 'Ruhrstadt' sich profilierender Herr als 'Musterbeispiel für eine gute Flächennutzung' genau den Dattelner New Park bezeichnete, den Nikolas hier als Beispiel der Fehlentwicklungen nannte. Noch peinlicher ist der Spruch 'wir brauchen keine ... sieben Eisenbahngesellschaften' (im VRR), obwohl diese bei uns aufgrund der Ausschreibungen tätig sind, die aus dem Grundprinzip Wittkes Partei der freien Marktwirtschaft resultieren, was er als Ex-Landesverkehrsminister hätte wissen müssen. Genausogut hätte der Revier-Anführer einer beider großen Parteien für Planwirtschaft und Kolchosen plädieren können. Nein, es ist kein Exklusivproblem der CDU, vergleichbar peinliche Tiefpunkte könnte man etlichen Parteien im Ruhrgebiet nachweisen, was den Rahmen hier sprengen würde. Offenbar ist das Niveau der Politiker der Region denkbar grottig, was zur Horrorvision macht, dass sie in einer 'Ruhrstadt' beliebig schalten und walten könnten. Lieber möchte ich selbst ohne Stimmrecht nach Düsseldorf eingemeindet werden.

  • ^^^^ Meine Beobachtung ist, dass Düsseldorf und Köln zu den beliebtesten Ausflugszielen der Ruhrgebietsbewohner gehören. Zum Berufspendeln liegt Köln ein wenig weit (trotzdem gibt es starke Pendelverkehre), nach Düsseldorf pendeln sehr viele. So viele, dass mehrere Revierstädte nicht weniger als Wohnvororte Düsseldorfs gelten können als Ratingen oder Hilden.


    Natürlich sind Köln und Düsseldorf beliebte Ausflugsziele und auch das Münsterland und Holland werden gerne von den Ruhrgebietlern angesteuert, aber ist das nicht völlig normal. Ich meine, jeder fährt für einen Ausflug oder zum Schoppen auch schon mal über die Stadtgrenzen, weil er mal was anderes sehen will. Wir haben ja das Glück, in einem Bundesland zu leben, das reich an Ausflugszielen ist und einen hohen Freizeitwert genießt. Letztendlich jedoch verbringt man doch die meiste Freizeit in seiner Stadt. Übrigens gibt es immer mehr Ratinger oder Düsseldorfer, die zum Schoppen, Feiern, Erholen beispielsweise zum Limbecker Platz, in die Essener Clubs od. zum Baldeneysee und in den Grugapark fahren.


    Ständig wird der Mentalitätsunterschied zwischen dem wirtschaftlich erfolgreichen Rheinland und dem seit halbem Jahrhundert in der Dauerkrise steckenden Ruhrgebiet angesprochen. Liegt ein Teil des Problems nicht in der Mentalität? Diese muss sich ändern statt mit Ideen wie eine 'Ruhrstadt' als Sammelsurium bankrotter Gemeinden zusätzlich zelebriert werden.

    So weit würde ich nicht gehen. Sicherlich denkt der Rheinländer größer als der Ruhrgebietler, aber die strukturellen Probleme des Ruhrgebiets hatte das Rheinland nie. Das Rheinland profitiert davon, dass in seinen Reihen lange Zeit eine Bundeshauptstadt stand und eine Landeshauptstadt steht. Das hatte den Ausbau der Flughäfen zur Folge, in dessen Dunstkreis sich unzählige ausländische Firmen ansiedelten, die der Rheinschiene einen wirtschaftlichen Aufschwung sowie Internationalität bescherten. Auch die Messestandorte am Rhein, an denen im Gegensatz zur Messe Dortmund und Essen das Land beteiligt ist, ziehen ihren Nutzen aus dieser Tatsache. Düsseldorf und sein Flughafen profitieren von der Nähe zum Ruhrgebiet. Die Stadt wurde nicht umsonst lange Zeit der Schreibtisch des Ruhrgebietes genannt und die guten Passagierzahlen werden zu einem großen Teil aus dem Ruhrgebiet gespeist. Nein, ich gehe so weit zu sagen, dass der Einfluss durch die politischen Machtzentren im Rheinland und den damit verbundenen Synergien der Schlüssel des Wirtschaftlichen Erfolges sind. Im Ruhrgebiet konnte nach dem Zerfall der Schwerindustrie und dem Wegbrechen des Mittelstandes ohne diese Indikatoren (Regierungssitz, Großflughafen) nie der Anschluss gehalten werden, was jedem angesichts dieser Fakten verständlich sein dürfte.

  • ^^^^ Wenige Jahre nach dem Weggang der Bundesregierung hatte Bonn mehr Arbeitsplätze als zuvor, mehrere Jahrzehnte nach dem Niedergang der Montanindustrie sieht man immer noch kein Ende der Ruhrgebietskrise. Gleich zum Anfang ein Link Bank aus NRW verweigert Kommunen mit Nothaushalt Kredite als Ergänzung zum Faden der staatlichen Pleite. Der Artikel nennt keinen Stadtnamen, aber vor allem die Städte des Ruhrgebiets haben einen Nothaushalt.


    'Düsseldorf und sein Flughafen profitieren von der Nähe zum Ruhrgebiet', aber auch das Ruhrgebiet profitiert von der Nähe zum Düsseldorf. Auch meine Urlaubsflüge stützen den Düsseldorfer Flughafen, doch bezahlt werden sie mit dem Geld, das ich in Düsseldorf verdiene. Im westlichen und mittleren Ruhrgebiet halten zum großen Teil die Gehälter aus Düsseldorf und dem übrigen Rheinland die Wirtschaft am Laufen. Synergie funktioniert in beide Richtungen, doch statt bewußter Öffnung wurde im Ruhrgebiet in den letzten Jahren zu häufig bockige Abschottung betrieben. Wenn im Konzert der Großstädte Köln und Düsseldorf am hellsten strahlen werden, muss man es im eigenen Interesse einfach akzeptieren. Leverkusen, Neuss oder Ratingen stehen ebenfalls im Schatten dieser Metropolen, aber haben kein Problem damit.


    Übrigens gibt es immer mehr Ratinger oder Düsseldorfer, die zum Shoppen, Feiern, Erholen beispielsweise zum Limbecker Platz, in die Essener Clubs od. zum Baldeneysee und in den Grugapark fahren.


    Bitte schön, die Metropolregion funktioniert auch in diese Richtung.

  • Verwaltungsstrukturreform ff.

    Hancock


    Mir ist noch nicht ganz klar wohin die Reise bei dir gehen soll?


    1. Weiter machen wie bisher sicher nicht.
    2. Eine Ruhrstadt bzw. eine verstärkte Kooperation - ausschließlich zwischen den Kommunen des KVR - willst du auch nicht.
    3. Eine "Rheinstadt" klingt manchmal durch, ist aber sicher nicht ganz ernst gemeint.
    4. Eine Eingemeindung deiner rheinischen Ruhrgemeinde nach Düsseldorf würdest du aber befürworten.
    5. Ein starkes Rheinland entlang der bestehenden Grenzen der Landschaftsverbände findet bei dir ebenfalls positive Erwähnung. (Was passiert dann mit den westfälischen Ruhrgebietskommunen? Modellieren wir daraus dann ein Restfalen?)
    6. Eine gemeinsame Metropole (?) / Metropolregion (?) Rhein-Ruhr? Wenn ja, wie würde diese denn aussehen? Konkreter: Wie würde sich die Arbeit zwischen dem properen Rheinland und seiner armen, hässlichen Schwester denn gestalten? Wie müsste man den Rheinstädten - die für sich allein ja schon prima funktionieren - eine verstärkte Kooperation mit den in vielen Belangen defizitären Ruhrgebietskommunen schmackhaft machen?

  • ^^^^ Die Umrisse der Metropolregion Rhein-Ruhr wurden von den Raumplanern nicht willkürlich gezeichnet, sondern nach objektiven Kriterien, die Du als Wissenschaftler besser als jemand sonst verstehen solltest. Die räumliche Nähe macht ein Zusammenwachsen unausweichlich, auch wenn es langsamer geschehen sollte als die Verantwortlichen es gedacht haben. Vielleicht dauert es länger als eine Generation, das kann man schlecht einschätzen.


    Die unterschiedliche wirtschaftliche Lage ist genauso ein Problem wie die verschiedene Situation der EU-Länder, die trotzdem auf vielen Gebieten zusammenwachsen. Dort gilt als eines der Grundprinzipien, dass kein Land für die Schulden eines anderen Landes haftet. Vergleichbares Prinzip sollte für die regionale Zusammenarbeit gelten. Es gibt ohnehin mehr als genug Transfers vom Land und Bund, durch die im Ruhrgebiet woanders erwirtschaftetes Geld verteilt wird.


    Metropole Murks zeigt, dass die 'Ruhrstadt' keine Probleme löst, die sie lösen sollte. Du hast gehofft, dass sie etwas gegen die Zersiedlung bringt, tatsächlich werden die existierenden Probleme nur unter einem gemeinsamen Schild fortgeschrieben. Selbst viele Spitzenpolitiker der Revierstädte bekommen Zweifel, ob das alles Sinn hat. Das Ergebnis kann nicht wundern, wenn die gleichen Leute am Werkeln sind, die seit Jahrzehnten Murks produzieren.


    Es wird bestimmt besser laufen, wenn die rheinländischen Metropolen (K, D) zum Kristallisationskern werden, sie waren bisher in verschiedenen Bereichen erfolgreicher. Die Revierstädte werden sich der Kooperation anschließen, vielleicht mit verschiedener Intensität je nach der Entfernung. Probleme der Sorte Rheinland vs. Westfalen sehe ich nicht, schließlich macht Wuppertal vom Anfang an beim rheinländischen Regio-Gipfel mit, obwohl die östlichen Stadtteile traditionell Westfalen angehören. Sollte man das ernsthaft als Problem ansehen, müsste man auch die 'Ruhrstadt' in Frage stellen.


    Welches Interesse sollten die Städte des Rheinlandes haben? Das ist je nach der geographischen Lage unterschiedlich, für Köln liegt das Ruhrgebiet hinter dem Horizont. In Düsseldorf wird die Begrifflichkeit Rhein-Ruhr häufiger verwendet, der unmittelbaren Nachbarschaft des Ruhrgebiets wegen.
    Hast Du gewußt, dass Düsseldorf und Duisburg eine gemeinsame Oper haben?

  • ^^^^ Wenige Jahre nach dem Weggang der Bundesregierung hatte Bonn mehr Arbeitsplätze als zuvor, mehrere Jahrzehnte nach dem Niedergang der Montanindustrie sieht man immer noch kein Ende der Ruhrgebietskrise. Gleich zum Anfang ein Link Bank aus NRW verweigert Kommunen mit Nothaushalt Kredite als Ergänzung zum Faden der staatlichen Pleite. Der Artikel nennt keinen Stadtnamen, aber vor allem die Städte des Ruhrgebiets haben einen Nothaushalt.

    Lieber Hancock, der Strukturwandel in Bonn ist doch überhaupt nicht vergleichbar mit dem im Ruhrgebiet. Alleine das Image als ehemalige Bundeshauptstadt steht auf einer ganz anderen Stufe als das Image einer Industrieregion. Auch die Größenunterschiede der beiden Regionen sowie die des weggebrochenen Arbeitsmarktes lassen einen Vergleich nicht zu. In Bonn fand auch keine Zersiedlung oder Zerstörung von Stadtlandschaften oder der Natur statt, welche bis heute sichtbare Narben hinterlassen hat. Darüber hinaus verblieben in Bonn immer noch genug Bundesbehörden und privatisierte Geschäftszweige des Bundes. Bonn wurde zur Chefsache der Regierung, das Ruhrgebiet zur Nebensache.


    'Düsseldorf und sein Flughafen profitieren von der Nähe zum Ruhrgebiet', aber auch das Ruhrgebiet profitiert von der Nähe zum Düsseldorf. Auch meine Urlaubsflüge stützen den Düsseldorfer Flughafen, doch bezahlt werden sie mit dem Geld, das ich in Düsseldorf verdiene.


    Das ist ja nicht von der Hand zu weisen, was du da schreibst, dennoch halte ich an meiner These fest. Ein Flughafen im Ruhrgebiet, beispielsweise Essen/Mülheim, hätte für das Ruhrgebiet mehr Vorteile und für Düsseldorf im Umkehrschluss deutlich weniger. Die internationalen Firmen hätten sich in Mülheim und Essen um den Flughafen herum angesiedelt, die Messe Essen würde deutlich besser dastehen und vermutlich bedeutender sein als der Standort in Düsseldorf und das von dir erwähnte Geld, welches in Düsseldorf verdient wird, würde eben im mittleren Ruhrgebiet erwirtschaftet. Der Ausbau des Flughafens Essen/Mülheims konnte aber nicht erfolgen, da Düsseldorf hinter Bonn zur bedeutendsten politischen Adresse des Landes wurde. Mit dem Ausbau der Airports in den beiden Städten hat die Rheinschiene einen uneinholbaren Vorteil gegenüber dem Ruhrgebiet. Viel konjunktiv, aber für die Ursachenforschung bez. der Unterschiede zwischen Rhein und Ruhr allemal dienlich.


    Wenn im Konzert der Großstädte Köln und Düsseldorf am hellsten strahlen werden, muss man es im eigenen Interesse einfach akzeptieren. Leverkusen, Neuss oder Ratingen stehen ebenfalls im Schatten dieser Metropolen, aber haben kein Problem damit.

    Weshalb muss man dies akzeptieren? LEV, NE oder Ratingen mögen damit klar kommen, aber sie haben auch nicht die Größe und Bedeutung von Duisburg, Essen, Bochum oder Dortmund.

  • Pleitestadtgeflüster

    ^^^^ Wenn Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund so groß und bedeutend sind, können sie auch neben Köln und Düsseldorf genügend hell strahlen. Wenn sie im Schatten von Köln oder Düsseldorf stehen müssten, sind sie doch nicht so bedeutend.


    Man hätte denken können, diese bankrotten Städte hätten ganz andere Sorgen als gegenseitige Bestrahlungskraft. Zum Beispiel Duisburg soll 104,9 Millionen Euro einsparen, genauso die anderen großen und bedeutenden Städte, die alle unter Nothaushalt stehen. Trotzdem wollte Duisburg sich strahlenden Glaskasten in luftiger Höhe leisten und wenn die Konstruktion nicht auseinanderfallen würde, käme die Frage auf, wovon nach der Erweiterung gestiegene Betriebskosten bezahlt werden sollen. Das ist ungefähr so, als ob Griechenland jetzt als Hauptsorge die Anschaffung repräsentativer Luxusstaatskarossen hätte. Dieses Land erwähne ich nicht zufällig, denn noch vor wenigen Monaten galt die Staatspleite als Tabu, jetzt bereitet sich die EU fast offiziell darauf vor. Genauso beim Umgang mit der Dauerkrise im Ruhrgebiet müssen Tabus fallen.


    Der Ausbau des Flughafens Essen/Mülheims konnte aber nicht erfolgen, da Düsseldorf hinter Bonn zur bedeutendsten politischen Adresse des Landes wurde.


    Selbstredend stehen dunkle Machenschaften der Düsseldorfer Geheimloge Des Jonges dahinter. Ganz nebenbei liegt der Flugplatz Essen/Mülheim im hügeligen Gelände am Rand des Ruhrtals. Möchte man für Interkontinentalflüge taugliche lange Landebahnen bauen, müsste man sie vielleicht auf gewaltigen Brücken über dem Ruhrtal errichten. Die benötigten 3-4 Km würden bis dorthin reichen.


    Man fragt sich manchmal, wie absurd kann es noch im Ruhrgebiet zugehen?


    Alleine das Image als ehemalige Bundeshauptstadt steht auf einer ganz anderen Stufe als das Image einer Industrieregion.


    Das stellt gleich die Frage offen, wieso mit so vielen Kosten und Lautstärke dieses schädliche Image als Ex-Industrieregion zusätzlich herausposaunt wird. Würde man doch lieber zum Beispiel an die Vergangenheit Dortmunds als Ex-Hansestadt erinnern.


    In Bonn fand auch keine Zersiedlung oder Zerstörung von Stadtlandschaften oder der Natur statt


    Im Ruhrgebiet wird die Zersiedlung ungeachtet der Nachteile schneller fortgesetzt als je zuvor. Nikolas hoffte einst, eine 'Ruhrstadt' könnte sie stoppen, was sich bereits als illusorisch erwies. Man braucht ja nicht auf Bonn neidisch zu sein, das Aufhören mit dem Bebauen immer neuer Freiflächen würde ausreichen.
    Vielleicht sollte der Regierungsbezirk neben der Finanzaufsicht die regionale Planung übernehmen. Würde man diese Aufgaben für sämtliche Revierstädte dem RB Düsseldorf übergeben, wäre gleich der Traum vom gemeinsamen Regierungsbezirk erfüllt.