Ruhrstadtgeflüster

  • Ruhrstadt ff.

    Um euch über die Karwoche bei Laune zu halten, möchte ich an dieser Stelle die Denkschrift der Bürgerschaftlichen Initiative RuhrStadt vorstellen.
    Ein paar kluge Leute haben sich darin ein paar kluge Gedanken über schimärische landsmannschaftliche Identitäten, den Fetisch kommunaler Bürgernähe sowie zur Sicherung zukünftiger Handlungsspielräume der Städteagglomeration Ruhrgebiet gemacht.
    Die Denkschrift der Bürgerschaftlichen Initiative RuhrStadt wurde von einer Arbeitsgruppe verfasst, der Rainer Danielzyk, Roland Kirchhof, Uwe Knüpfer, Stefan Laurin, Angelika Münter, Christa Reicher, Klaus Tenfelde und Jochen Welt angehörten.


    Übersicht:
    I. Die politische Zersplitterung der Region
    II. Analyse: Zwangslagen und Handlungszwänge
    III. Die Probleme der Gegenwart
    1.Verkehr
    2.Wirtschaftsförderung und Tourismus
    3.Regionalplanung, regionale Kooperation und Freiraumschutz
    4.Städtebau
    5.Medien
    6.Bildung
    7.Kultur
    IV. Probleme der Finanzierung
    V. Politische Ziele


    Die komplette Denkschrift Ruhrstadt
    In aller Kürze:12 FAQ´s


    passend hierzu:
    "Die Städte werden von den Regierungspräsidenten regiert. Dennoch spielen die Kommunalpolitiker unverdrossen Selbstverwaltung, obwohl es außer dem Mangel kaum noch etwas zu verwalten gibt.[...]" Ruhrgebiet: Blick von außen

  • Neuauflage IBA Emscher-Park?

    Laut DerWesten zieht die Landesregierung eine Neuauflage der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA) in Erwägung. So will Jürgen Rüttgers den bereits seit Jahren laufenden Prozess des Emscher-Umbaus mit einem ehrgeizigen städtebaulichen Gesamtkonzept finanziell massiv unterstützen.
    Die Landesregierung plant hierfür einen Koordinator einzusetzen, der Stadtplaner, Städte und Star-Architekten an einen Tisch bringen soll sowie die Verbindung zu anderen regionalen Strukturwandel-Projekten organisiert.
    Gemeinsam mit den Emscher-Städten und [Landschafts-] Architekten wolle man entlang der Emscher städtebaulich anspruchsvoll Leben, Arbeiten und Wohnen am Wasser in zwei Etappen bis 2020 ermöglichen.


    Zur Erinnerung:


    • Titel: IBA- Emscher Park "Werkstatt für die Zukunft von Industrieregionen"
    • Kerngedanke: "Innovation in nicht-innovativen Milieus"
    • Laufzeit: 1989-1999
    • Fördervolumen: ca. 5 Mrd. DM
    • Leitung: Karl Ganser
    • Entwicklungsgebiet: die 17 Städte Bergkamen, Bochum, Bottrop, Castrop- Rauxel, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Herne, Herten, Kamen, Lünen, Mühlheim an der Ruhr, Oberhausen, Recklinghausen, Waltrop sowie die Kreise Recklinghausen und Unna
    • Leithemen: Emscher Landschaftspark, Ökologischer Umbau des Emscher- Systems, Neue Nutzung für industrielle Bauten(Industriedenkmäler/ Industriekultur) , Wohnen/ Integrierte Stadtteilentwicklung, Arbeiten im Park, Soziale Initiativen – Beschäftigung und Qualifizierung


    weiterführendes:
    Werkstatt für eine Industrieregion - IBA Kurzinfo


    Literatur:

    • Eine fundierte Zusammenschau der IBA-Emscher Park liefert der von Thomas Urban herausgegebene Sammelband: Visionen für das Ruhrgebiet/ IBA Emscher Park: Konzepte, Projekte, Dokumentationen
    • Über den aktuellen Stand der über 100 IBA-Bauprojekte informiert der IBA Katalog | IBA revisited.


    Pro und Kontra zum Rüttgers-Vorstoß in Zeiten von Landtagswahlen:

  • Plädoyer gegen die Ruhrstadt

    Um nicht dem Vorwurf der einseitigen Berichterstattung zu erliegen, soll nun eine Auftragsarbeit [verfluchter Zwang zur Drittmitteleinwerbung] der "Westfalen-Initiative" hier Erwähnung finden.
    Über Sinn und Unsinn des Bogumil-Gutachtens [dessen Arbeit ich im übrigen persönlich sehr schätze] darf ja im folgenden dann trefflich gestritten werden...


    Pressemitteilung: "Soll das Ruhrgebiet zu einer einzigen großen Verwaltungseinheit werden? An dieser Frage scheiden sich die Geister, die Debatte ist emotional. In einem Gutachten im Auftrag der Westfalen-Initiative kommt der RUB-Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Jörg Bogumil (Lehrstuhl Politikwissenschaft / Öffentliche Verwaltung, Stadt- und Regionalpolitik) zu dem Schluss, dass das Ruhrgebiet von einem Ausbau interkommunaler Kooperation mehr profitieren würde als von der Bildung der Ruhrstadt oder eines Regierungsbezirkes Ruhr. Bogumil empfiehlt der nächsten Landesregierung interkommunale Kooperationen im Ruhrgebiet anzustoßen und zu fördern, auch vor dem Hintergrund der schlechten kommunalen Finanzlage. Zunächst sollte jedoch eine empirische Bestandsaufnahme der bisherigen Erfahrungen mit interkommunaler Kooperation in wichtigen regionalen Politikfeldern wie ÖPNV, Regionalplanung, Kulturförderung, regionaler Wirtschaftsförderung und Tourismusmanagement erfolgen.

    Kein homogener Raum


    Die Forderung nach der Gründung einer Ruhrstadt wird immer wieder laut. Jörg Bogumil hält davon nicht viel: Das Ruhrgebiet sei kein homogener Raum, sondern ein polyzentrisches, vielschichtig miteinander verwobenes Raumgefüge, argumentiert er. „Die Idee der Ruhrstadt setzt auf Abschottung nach außen und ignoriert die positiven Vernetzungseffekte mit den prosperierenden Umlandregionen.“ Verflechtungen bestehen westlich der Mitte mit Düsseldorf, östlich strahle Dortmund ins Sauerland aus. Im Hinblick auf den territorialen Zuschnitt der Verwaltung sieht der Regionalforscher daher keinen weiteren Veränderungsbedarf.

    Zusammenarbeit nach Bestandsaufnahme


    Es gebe aber einen erheblichen Bedarf zur verstärkten Zusammenarbeit zwischen den Kommunen. „Bevor hier Optimierungen vorgenommen werden, wäre jedoch eine kritische Bestandsaufnahme notwendig“, so Prof. Bogumil. „Es fehlt an aktuellen empirischen Untersuchungen über die Erfahrungen, Möglichkeiten und Grenzen kommunaler Kooperationen im Ruhrgebiet bezogen auf wichtige regionale Politikfelder wie ÖPNV, Regionalplanung, regionale Wirtschaftsförderung, regionales Tourismusmanagement oder Kulturförderung (jenseits der Kulturhauptstadt) oder die Zusammenarbeit von Berufsschulen.“ Ermutigende Signale sieht der Experte zum Beispiel im Kulturhauptstadtjahr. „Zudem könnten die Kommunen von der Vorgehensweise der Universitäten im Ruhrgebiet lernen, die zwar jede ihr eigenes Profil entwickeln, aber dies weitgehend miteinander abstimmen und auf dieser Grundlage dennoch vielfältig miteinander kooperieren.“


    Quelle: Plädoyer gegen die Ruhrstadt
    Das Gutachten in Gänze: gutachten_final.pdf

  • AS&P: Strategieatlas Ruhrgebiet

    Stefan Laurin war unlängst so freundlich ein Positionspapier des Planungsbüros AS&P - Albert Speer & Partner GmbH bei den Ruhrbaronen online zur Diskussion zu stellen. Die Ideenskizze nimmt die Gegenwart des Ruhrgebiets unter raumplanerischen Aspekten in den Blick und liefert Lösungsansätze für die Zukuft. Eine kurze Zusammenfassung meinerseits:



    Zur Notwendigkeit eines strategischen Gesamtbildes für die Regionalentwicklung im Ruhrgebiet


    Bestandsaufnahme:


    • Masse allein macht noch keine Metropole, denn dem homogenem Siedlungsteppich mangelt es an Urbanität und Lebensqualität




    • Die Raumentwicklung im Ruhrgebiet ist aktuell gekennzeichnet durch ein großes Flächenangebot, anhaltend hohe Flächeninanspruchnahme [2ha pro Tag]bei gleichzeitig stark schrumpfender Einwohnerzahl [demographischer Wandel, Strukturverlust, brain drain, etc.]. So sind über 100km² Brachflächen[rund 5% der gesamten Siedlungs- und Verkehrsfläche] sind in eine neue städteübergreifende regionale Raumfigur zu integrieren.
    • Aufgrund dieser Entwicklung ergibt sich eine stark abnehmende Siedlungsdichte in der Region. Dies wird gravierende Folgen für die Aufrechterhaltung der kommunalen und regionalen Infrastrukturen haben und in seiner negativen Dynamik die Ruhrstädte weiter schwächen.
    • Die überkommene Raumstruktur des Ruhrgebiets wird den Anforderungen der Wissensgesellschaft, der kreativen urbanen Ökonomie, nicht gerecht.
    • Die Vielfalt an Akteuren, Instrumenten und Planungsbereichen spiegelt die Zerrissenheit der politischen und administrativen Verfasstheit wider



    FAZIT: Die gegenwärtige Raumentwicklung läuft den funktionalen, wirtschaftlichen, sozialen und demographischen Notwendigkeiten in der Region extrem zuwider! Die Aufstellung eines strategischen Entwicklungsplanes für die gesamte Region ist von daher längst überfällig.



    Strategieatlas Ruhrgebiet als Lösungsansatz:



    • Der [noch zu erstellende] Strategieatlas soll sich auf vier aufeinander aufbauenden Teilen bestehen: 1) Begabungsbuch [Darstellung der vorhandenen Potentiale]; 2. Prognosenbuch [Veränderungstendenzen und Zukunftsanforderungen]; 3. Strategiebuch [Sammlung und Kalibrierung von raumplanerischen Konzepten]; 4. Regiebuch [integriertes Handlungskonzept]
    • Beim Strategieatlas Ruhrgebiet soll es sich um eine interdisziplinäre Expertise handeln [Planung, Wirtschaftsgeographie, Stadt-und Regionalökonomie, Stadt- und Regionalsoziologie]



    Empfehlungen:



    • Konzentration auf das Kerngebiet, in den Grenzen des RVR
    • Ein langfristig orientiertes, strategisches Gesamtbild für die Metropole Ruhr, unter Einbeziehung bereits existierender Raumplanungen [ elp2010, Masterplan Emscher Zukunft, Masterplan Raum- und Siedlungsstruktur Nördliches Verbandsgebiet, Regionaler Flächennutzungsplan, Masterplan Ruhr, Masterplan Ruhrtal + Dortmund, Konzept Ruhr, Initiative Zukunft Ruhr 2030, uvm.]
    • Regional formell verbindliche [!] Flächennutzungspläne
    • Differenzierte Perspektiven für die Teilräume des Ruhrgebiets [nicht jede Ruhr-Stadt kann und darf zukünftig alles vorhalten, sondern soll sich vielmehr über ihre spezifisch-teilräumlichen, ökonomischen, urbanen und landschaftlichen Qualitäten profilieren] Stärken stärken: „Die Renaissance des Ruhrgebiets in der Wissensgesellschaft wird von den Hellwegstädten ausgehen!“, Qualifizierung der Zwischenstadt-Landschaft
    • Qualitätsvolle Schrumpfungsstrategien
    • Verringerung des Flächenverbrauchs
    • Entwicklung einer zukunftsgerichteten Regionalidentität, über ein glaubhaft gezeichnetes Zukunftsbild des Ruhrgebiets
    • Um all dies koordiniert umzusetzen zu können, wäre die Schaffung einer handlungsfähigen politisch-administrativen Organisationsform für das Ruhrgebiet zwingend von Nöten



    Quelle:
    ASP1.pdf

    ASP2.pdf

    ASP3.pdf

    ASP4.pdf

  • Tja. Um es mit einer herrlich griffigen Pottfloskel zu sagen: "Der eine sacht so, der andere sacht so"


    Während also Jörg Bogumil von der Wechselwirkung des Ruhrgebietes mit benachbarten Regionen spricht, die unter einer administrativen Vereinigung der Kreise und Kommunen des RVR litten, plädiert AS&P für die Konzentartion auf das RVR-Kerngebiet mit verbindlichen Flächennutzungsplänen. Ist das den Stadtvätern, die in erster Linie das kurzfristigere Wohl ihrer kleinen Stadt im Blick haben (müssen), beizubringen?


    Allen Berichten und Untersuchungen ist eines gleich, nämlich dass verstärkte Kooperationen sehr viel Potential schaffen und nutzen könnte. Und genau das wäre das Richtige für das Ruhrgebiet.


    Wenn sich also die Experten im Detail uneins sind, die Marschrichtung steht.


    Deswegen wäre ich auch nach wie vor für eine Ruhrstadt, denn hier gingen die kommunalen Interessen in den Interessen einer Region auf, wenn es die Region weiter bringt, oder unter, wenn es weiterhin nur interne Konkurrenz schafft.


    Aber ob nun Ruhrstadt oder nicht: Der Worte sollten allmählich genug gewechselt sein. Die Idee eines Strategieatlasses ist m.A.n. richtige Ansatz. Wenn dieser zudem verbindlich wird, dann kann es ja los gehen mit dem Projekt "Phoenix aus der Asche".

  • ^ Die Bevölkerung wird weniger und trotzdem werden pro Tag (!) 2 ha zusätzlicher Fläche verbraten. Geradezu instinktiv müsste jeder spüren, dass derart extensive Flächenwirtschaft massiv die Infrastrukturkosten pro Einwohner erhöhen muss - die man sich längst nicht mehr leisten kann, die Lokalpolitiker sind nur noch am Streichen und Klagen.

    Und trotzdem wird nur mit wissenschaftlich untermauerten Absichtserklärungen, aber nicht mit kommunalpolitischer Praxis gegengesteuert? Was für ein Armutszeugnis ist das?

  • Charta Ruhr empfiehlt globale Stadtausstellung in 2020

    PM: "Mit einer "globalen Stadtausstellung Ruhr" soll die Metropole Ruhr im Jahre 2020 der Öffentlichkeit zeigen, wie sie sich nach dem Kulturhaupstadt-Jahr weiter entwickelt und modernisiert hat. Diesen Vorschlag macht die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) den Entscheidungsträgern der Region in ihrer heute vorgestellten "Charta Ruhr".
    Im Mittelpunkt der Stadtausstellung 2020 sollen das "Neue Emschertal" und Schlüsselprojekte zu den Themen Klimaschutz und Energieeffizienz, sowie Bildung und Migration stehen.
    Insgesamt unterbreitet die Städtebau-Akademie der Metropole Ruhr fünf Vorschläge zu Großprojekten für die Zeit nach der Kulturhauptstadt RUHR.2010. Dazu gehören auch ein "Strategieatlas Ruhr", die weitere Urbanisierung der Städtelandschaft und mehr politische Selbstständigkeit der Region durch eine "Verfassung Ruhr".
    Alle Vorschläge werden vom 7. bis 10. Oktober auf der DASL-Jahrestagung in Dortmund und Essen zur Diskussion gestellt. Auch die Menschen in der Region sind aufgerufen, die Charta Ruhr mit eigenen Ideen zu ergänzen. Die Schlussfassung soll Ende 2010 vorliegen. Grundvoraussetzung für die weitere Modernisierung der Metropole an Ruhr und Emscher sei eine zeitnahe Entschuldung der kommunalen Haushalte, so die DASL.
    Die "Charta Ruhr" ist mit maßgeblicher Unterstützung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 entstanden. Die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung umfasst ein Netzwerk aus 400 bundesweit aktiven Planern, Städtebauern, Wissenschaftlern und Politikern."

    Weitere Informationen:
    www.dasl.de
    Quelle: Presseverteiler Informationsdienst Ruhr
    passend hierzu: Neuer Ruhrverbands-Chef will Klima-Expo in NRW | RP ONLINE

  • Charta Ruhr: Ergänzung

    CHARTA RUHR: DENKANSTÖSSE FÜR POLYZENTRISCHE METROPOLEN


    • "Die Empfehlungen dieser Charta mögen eine Anstiftung zum globalen Diskurs über die Zukunft polyzentraler Siedlungsräume mit Metropolanspruch und zum gemeinsamen Lernen über Urbanität im 21. Jahrhundert sein.[...]


    • Als strategisches Leitbild ist die „Urbane Metropole Ruhr“ ohne realistische Alternative. Nach dem Wegbrechen der alten Industriebasis ist Ruhr gezwungen, sich neu zu erfinden. Dabei haben sich Vorstellungen, die Region könne nahtlos an ihre industrielle Vergangenheit anknüpfen und auf eine Re- oder Neo-Industrialisierung setzen, als teure Illusion erwiesen. [...]


    • Für die Gestaltung dieser Zukunft gibt die Akademie für Städtebau und Landesplanung zusammen mit der Europäischen Kulturhauptstadt Ruhr mit ihrer „Charta Ruhr“ Rat und Empfehlungen. [...] Die 24 Empfehlungen der Charta Ruhr beziehen sich auf fünf Handlungsfelder":


    I. Kontinuität und Konsequenz
    > Empfehlung 1: Kontinuität wahren
    > Empfehlung 2: Konsequenz wagen – eine kommunale „Verfassung Ruhr“
    > Empfehlung 3: „Strategie-Atlas urbane Metropole Ruhr“ erstellen
    > Empfehlung 4: Globale Stadtausstellung Ruhr vorbereiten
    > Empfehlung 5: Urban werden


    II. Urbanität in polyzentralen Metropole
    > Empfehlung 6: Von Landschaft und Wasser her denken
    > Empfehlung 7: Die Kerne urbanisieren
    > Empfehlung 8: Metropolitane Flächenpolitik realisieren und „exportieren“
    > Empfehlung 9: Vitale Universitätsviertel schaffen und Schulen für die Stadtteilentwicklung nutzen
    > Empfehlung 10: Soziale Kohärenz herstellen und großräumigemBenachteiligungen vermeiden
    > Empfehlung 11: Freie Experimentierräume sichern


    III. Die resiliente Metropole
    > Empfehlung 12: Die Resilienz (Selbstregulationskraft) von Ruhr stärken
    > Empfehlung 13: Metropole Ruhr mit dem technologisch geringst möglichen CO2- Ausstoß realisieren
    > Empfehlung 14: Multimodalen Verkehr ermöglichen
    > Empfehlung 15: Energiemetropole der Zukunft werden


    IV. Die Bildungs- und Wissenschaftsmetropole
    > Empfehlung 16: Masterplan Wissenschaft erstellen
    > Empfehlung 17: „Network for advanced urban and metropolitan Studies“ schaffen
    > Empfehlung 18: Transformationsforschung etablieren
    > Empfehlung 19: Junge Akademiker in Ruhr halten
    > Empfehlung 20: Ein globales Kompetenzzentrum für multilinguale Kommunikation schaffen
    > Empfehlung 21: Foren der Reflexion und des Disputs schaffen


    V. Die Kulturmetropole
    > Empfehlung 22: Kreativwirtschaft fördern
    > Empfehlung 23: Weltkulturerbe Industriekultur sichern
    > Empfehlung 24: Die Ästhetik einer polyzentral-urbanen Kulturlandschaft neu definieren


    Quelle und Download: Charta Ruhr



  • Dus-Int,
    ich habe das Video auch schon vor längerer Zeit gefunden.
    Ich teile deine Meinung, dass die Einsparpotentiale enorm wären, aber eine wirklich konstatierte Aktion in diese Richtung gibt es wohl leider nicht.
    Die Essener, Mülheimer und Duisburger Verkehrsgesellschaften sind schon quasi Fusioniert (siehe http://www.via-verkehr.de/ und http://de.wikipedia.org/wiki/Via_Verkehrsgesellschaft). Die Marken EVAG, MVG und DVG sollen jedoch (vorerst) erhalten bleiben. DSW21 (Dortmund), Bogestra (Bochum/Gelsenkirchen), HCR (Herne?) und Vestische (Recklinghausen?) haben mit der "Kooperation östliches Ruhrgebiet" (http://www.bus-und-bahn.de/2.html) einen losen Verbund gebildet.
    Eine Kooperation zwischen Via und KöR findet jedoch nicht statt. :(

  • Empfehlung 14: Multimodalen Verkehr ermöglichen


    oder mit einem halben Satz aus der gleichen Quelle wie darüber


    und der vom Automobil dominierter Mobilität zum multimodalen,
    energiesparsameren und sauberen Verkehr


    Diese Empfehlung existiert seit dem Ende der 1960er Jahre als man merkte, dass eine autogerechte Stadt ab gewisser Größe nicht funktionieren will. Die Umsetzung fehlt dennoch. Vor einigen Wochen las ich eine Statistik, nach der in der letzten Dekade der Anteil des Autos an der bundesweiten Verkehrsleistung bei ungefähr 80% konstant geblieben ist.


    Nach dieser Erhebung ist der Anteil des Autos (MIV) zwischen 1976 und 1996 im Ruhrgebiet gestiegen während er in München im gleichen Zeitraum gesunken ist.


    @Mengenrabatte beim Kauf von neuen Fahrzeugen - die kann man auch bekommen, wenn mehrere Unternehmen gebündelt bestellen. Möglich wären Ersparnisse in der Verwaltung, aber bisher gründet man nur diverse Dachgesellschaften während die alten bleiben. Es heißt so oft, Verkehrsbetriebe des Ruhrgebiets würde man immer wieder nutzen, um altgediente Lokalpolitiker mit Managementposten zu versorgen. Richtig Kosten sparen kann man nur, wenn man die einzelnen Verkehrsleistungen ausschreibt, was zumindest im Busverkehr einfach ist. Dafür fehlt leider der politische Wille der Gemeinden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Le-Wel () aus folgendem Grund: + Zahlen, Fakten

  • Ruhrstadt, Rheinschiene oder Rhein-Ruhr?

    WAZ, 08.10.2010: Köln, Düsseldorf und einige umliegende Kreise wollen sich künftig vom Ruhrgebiet abgegrenzt darstellen, was unter anderen von der neuen Düsseldorfer Regierungspräsidentin stark kritisiert wird. Selbst die Düsseldorfer Handwerkskammer hat Bedenken - sie verweist auf enge Verflechtungen zwischen Düsseldorf und dem westlichen Ruhrgebiet (persönlich erlebe ich sie jeden Tag im Berufsverkehr).


    WAZ, 05.10.2010: Die kürzlich angekündigte eigenständige Darstellung der Rheinschiene wurde bereits auf Expo Real praktiziert - Aachen, Köln, Bonn, Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld und Teile des Niederrheins ohne Duisburg. Man versteht sich als Gegengewicht zum Regionalverband Ruhr, der ebenfalls eigenständig dargestellt wird. Der Düsseldorfer IHK-Chef bezeichnete die Rhein-Ruhr-Metropolenregion als nicht zukunftsträchtig.


    Warum wird nur die Initiative der rheinländischen Metropolen kritisiert und nicht ähnlich ausgerichtete Bestrebungen einiger Städte im Ruhrgebiet?

  • Weitere Pressestimmen zum regionalen Zuschnitt

    NRZ, 06.10.2010: Am Niederrhein zeigt man sich überrascht und betont, dass man genauso mit der Rheinschiene wie auch mit dem Ruhrgebiet und mit den Niederländern zusammenarbeiten möchte - ohne sich abzugrenzen (offiziell zählt man den Kreis Wesel noch zum Ruhrgebiet).


    WAZ, 11.10.2010: In Duisburg fühlt man sich genauso zur Rheinschiene wie auch zum Ruhrgebiet zugehörig. Der Chef der Duisburger Marketing-Gesellschaft meint, man sollte bei Rhein-Ruhr bleiben, dieses Projekt jedoch stärker leben. WAZ, 06.10.2010: Auch der Oberhausener OB ist für eine größere Region, die international besser wahrgenommen werden könnte.


    Nach den Pressemeldungen ging die Initiative für die separate Darstellung der Rheinschiene von der IHK Düsseldorf aus. Dort sollte man jedoch nicht vergessen, dass eine Metropolregion aus Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf ihren Schwerpunkt eher in Köln hat während Düsseldorf am Rande liegt. Gleichwohl darf man im Ruhrgebiet nicht vergessen, dass man weit mehr die Rheinschiene braucht als umgekehrt. Während unter dem Ruhrgebietsschild zu oft groteske Aktionen organisiert werden, bereits die angestrebte regionale Raumplanung ist nur als gescheitert zu bezeichnen. Nach wie vor eher pendelt man Richtung Düsseldorf als umgekehrt.

  • Einwohnerzahl im Ruhrgebiet gesunken

    PM: "Die Einwohnerzahl der Metropole Ruhr ist im ersten Halbjahr 2010 weiter zurückgegangen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes IT.NRW lebten Ende Juni 5,16 Millionen Menschen im Ruhrgebiet, 11.770 weniger als zu Jahresbeginn.
    Auch NRW-weit sanken die Bevölkerungszahlen. Der Rückgang resultierte laut IT.NRW überwiegend daraus, das mehr Menschen sterben als geboren werden.
    Größte Stadt in der Metropole Ruhr und drittgrößte in Nordrhein-Westfalen ist Dortmund mit 580 688 Einwohnern."


    Infos: http://www.it.nrw.de/wl/wl_bevoelkerung.html
    Quelle: Presseverteiler Informationsdienst Ruhr

  • Inmitten dieser Woche gehörte zu den wichtigsten Themen des Ruhrgebiets die InnovationCity Ruhr - ein Projekt, bei dem es unter anderen um flächenschonende Stadtentwicklung und ebensolche Mobilität geht. Im letzten Beitrag sind neben den geplanten Maßnahmen Bottrops auch Politikerstimmen zitiert, nach den vergleichbar innovative Entwicklung unabhähngig vom Sieg im Wettbewerb im ganzen Ruhrgebiet stattfinden könnte.


    Nur zwei Tage später heisst das aktuelle Thema: "Revier ist Metropole der Mega-Staus" (WAZ vom 6.11.2010) - nach Paris und London gebe es dort die meisten Staus in Europa, mehr als irgendwo in Deutschland. Die Redaktion begibt sich sofort zum nächstliegenden ADAC-Büro und holt eine lange Liste der Autobahnen, die neu gebaut oder auf 6 bis 10 Spuren ausgebaut werden sollten. Dass es auch alternative Lösungsansätze gäbe, erfährt man erst aus den Leserkommentaren.


    Unter anderen wird dieses Interview von Professor Heiner Monheim zitiert, in dem es eine brisante These gibt: Das Auto sei ein Armutsmodell. Städte mit der vermögenden und gut gebildeten Bevölkerung hätten weniger Autoverkehr während eher bildungsferne Regionen wie das Saarland und das Ruhrgebiet mehr auf Autobahnen und Autos setzen würden. Außerdem werden Fälle zitiert, wo die Staus nicht nach dem Straßenausbau, sondern gerade nach dem Rückbau verschwunden sind. Ferner wird als Absurdität der Zwang zum Bau der Parkplätze beim Immobilienbau (selbst wenn man kein Auto hat) erwähnt.

  • Wer ein bisschen weiter recherchiert, bemerkt die Bigotterie, mit der die Mittel verteilt werden. So sagte der Verkehrsminister Lienenkämper Anfang 2010 in im Zusammenhang mit dem RRX (über dessen Sinn und Unsinn sicher auch zu diskutieren ist...), dass der Haushalt 2011 nicht vorherzusehen ist, und stößt damit in das Horn der knappen Kassen (DerWesten.de, 28.01.2010). Ich würde ihm nicht widersprechen wollen, dass der Haushalt schwer vorherzusehen ist, allerdings sind allein in Dortmund 541,7 Mio € nur für Lückenschlüsse innerhalb des Autobahnnetzes vorgesehen, zum Teil in Projekten, mit deren Fertigstellung im Jahr 2020 gerechnet wird, die also bis dahin in noch zu kommende Haushalte eingerechnet werden müssen. DIE kann erst recht keiner vorhersehen.


    Hierin sehe ich einen Widerspruch, der Prof. Monheim recht gibt. Meine Befürchtung ist allerdings, dass vielen Entscheidungsträgern dieser Widerspruch nicht einmal auffält, sondern dass sie Schienenverkehrsprojekte als Luxus wahrnehmen, den Ausbau des Straßennetzes aber als schiere Notwendigkeit.


    Persönlich halte ich den Nahverkehr innerhalb des Ruhrgebiets schon seit langem für provienziell, von ein paar Oasen (hier in Bochum z.B. entlang der U35) abgesehen. Ich denke auch, das darin ein allgemeines Problem der Region liegt, dass das Wachstum reichlich ausbremst, denn ohne brauchbare Vernetzung ist m.A.n. jedes noch so hoffnungsreiches Projekt eine Insellösung. Und diese Vernetzung nur dem MIV zu überlassen, hat bisher nicht allzu gut funktioniert.
    Nicht, dass ich ein Feind vom Auto und damit vom Strassenbau bin. Aber, und darin bestätigt Monheim mich, ich schon länger den Eindruck, mit noch mehr und noch breiteren Strassen wird das Stau-Problem dauerhaft nicht gelöst.

  • "Zustände wie im Ruhrgebiet"...

    Wir Malocher werden in Düsseldorf nur manchmal vergessen (#317), denn letztes Jahr um diese Zeit warb man um uns als Kunden (RP, 22.09.2009) - gleich warben auch unsere Essener Brüder um Kunden aus Düsseldorf (RP, 23.10.2009). Die gegenseitigen Einladungen scheinen erfolgreich zu sein, denn nach der WAZ (8.11.2010) werden in der Adventszeit in Düsseldorf über sieben Millionen Besucher erwartet. Diesmal enthält der WAZ-Artikel Aufrufe etlicher Stellen, doch ohne Auto in die Stadt zu kommen. (Bei manchen Gelegenheiten las ich bereits Auto-stehen-lassen-Empfehlungen des ADAC!) Solche Aufrufe werden als plausibel hingenommen - warum aber nur zu besonderen Anlässen, obwohl die zu zahlreichen PKWs bei uns jeden Tag die beschränkte Verkehrsfläche sprengen?


    Die im Beitrag davor erwähnten - leider zutreffend - Prioritäten unserer Politiker... In einem Düsseldorfer Dokument (in dem man sonst vom wachsenden Autoverkehr ausgeht) gibt es auf der Seite 22 Ergebnisse der Umfrage, für welche Verkehrsmittel am ehesten etwas getan werden sollte. Das Auto lag mit 18% weit hinter Bus&Bahn (34%) und dem Fahrrad (24%).


    In Leipzig lehnen Politiker der SPD, CDU und mancher anderen Parteien in Konsens ein Straßenbauprojekt ab (DAF, 13.11.2010). Einer der Politiker verwendete Formulierungen wie: "Durch den Ausbau zur Autobahn ... ein extrem erhöhtes Verkehrsaufkommen", "mehr versiegelte Flächen" und: "Es gilt, Zustände wie im Ruhrgebiet mit Autobahnen durch die Stadt zu vermeiden".

    Einmal editiert, zuletzt von Le-Wel ()

  • Google Streetview

    "Zustände wie im Ruhrgebiet mit Autobahnen durch die Stadt" (Axel Dyck - SPD Leipzig in der LVZ v. 12.11.2010)
    Beim Lesen musste ich etwas schmunzeln. Nichts gegen das (in Deutschland seltene) "Tokio"-Feeling, wenn man auf der A40 in Essen zwischen den Hochhäusern, links und rechts von Beton umarmt, in den Tunnel eintaucht. Jedes Mal denke ich dort, dass sich hier der Begriff 'Metropole' bei dem Ausblick nicht mehr Infrage stellen lässt. Mit einer Fahrt auf diesem Stückk A40 habe ich schon einen Berliner dazu bekommen, das Wort "Provinz" betreten wieder zurückzunehmen (!).


    Wer nicht weiß, was ich meine, kann sich dieses Panorama in dem heute für weite Teile des Ruhrgebiets freigeschalteten Dienst 'Google Streetview' ansehen.


    PS.: Noch etwas zum Schmunzeln fand ich in dem von Le-Wel verlinkten Düsseldorfer Dokument auf Seite 17, dort wird eine halbe DIN A4-Seite lang erklärt, wie man die Lärmdaten erhoben hat, wie man sie ausgewertet hat, inklusive der Lärmkennzifferformel usw... Aber am schönsten finde ich das "Fazit: Veränderungen in der Lärmbelastung finden nur in
    Streckenabschnitten statt, wo es zu einer Zu- oder Abnahme
    der Verkehrsbelastung kommt."
    Aha!

  • Ich habe mich heute auch erwartungsfroh auf Google Streetview gestürzt und war erstaunt und auch ein wenig enttäuscht wie alt die Bilder sind. Ich war bislang davon ausgegangen, dass im laufe des letzten Jahrs aufgenommen worden waren.


    Die Bilder müssen ca. zwei bis drei Jahre alt sein!


    • In Essen z.B. fehlt die zweite Hälfte des Limbecker Platz EKZs, die Neubauten im Gruga Carree (u.a. Ruhrgas), ThyssenKrupp, das Folkwang Museum, etc.
    • Im Bochum wird der Bunker des zukünftigen Exzenterhauses (als gefühlt älteste Baustelle der Welt) gerade erst eingerüstet!
    • In Dortmund wird gerade an der Baugrube des Volkswohlbund-Neubaus gearbeitet.


    Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass die Aufnahmen anderer Ruhrgebietsstädte neuer sind.


    Interessant zu erfahren wäre, wie alt die Bilder anderer deutscher Städte sind. Die Hamburger Hafencity kommt mir jedenfalls relativ aktuell vor.

  • ^^^wie ich im express lesen konnte, sind die düsseldorfer auch nicht so zu frieden. Dort ist noch die eislaufbahn an der kö zu sehen, die mittlerweile umgezogen ist und es gibt noch keine baugruben auf der schadowstrasse.