Ruhrstadtgeflüster

  • ^^


    Zunächst einmal sind solche Prognosen ja mit Vorsicht zu betrachten. Der Artikel der Ruhrnachrichten zeigt ja auch schon recht deutlich, wie sehr man sich vertun kann (in zwei Jahren um 5 % korrigiert). Auch sollte man nicht unberücksichtigt lassen, dass in 20 Jahren viel Wasser den Rhein oder die Ruhr hinunterfließt. Ob die wirtschaftlichen Verhältnisse in NRW im Jahre 2030 wirklich ein derart großes West-Ost-Gefälle verzeichnen werden und damit eine so immense Bevölkerungswanderung vom Ruhrgebiet in die Rheinschiene eintritt, bezweifle ich. Zumindest bei den beiden größten Ruhrgebietsstädten Essen und Dortmund sieht man doch, dass sie den Strukturwandel sehr gut meistern. Potenziale haben sie und das gesamte Ruhrgebiet allemal. Großstadt, viele Freizeitmöglichkeiten, viel günstiger Wohnraum, hohe Dichte an Hochschulen, die größtenteils gut mit der lokalen Wirtschaft kooperieren (besonders gut in Dortmund zu beobachten) und auch eine jetzt schon hohe Dichte von Unternehmen in Zukunftsbranchen, die viele hochqualifizierte Arbeitskräfte brauchen und ihre Potenziale in Zukunft ganz sicher noch ordentlich entfalten werden. Dies bestätigte auch Prognos mit seinem Zukunftsatlas 2009 Branchen. Dortmund als Ruhrgebietsstadt bildet da mit Köln und Düsseldorf das Spitzentrio, was schön auch an der tief-roten Färbung auf der Karte zu erkennen ist. Ich bin davon überzeugt, dass wenn die großen Ruhrgebietsstädte ihre Potenziale erst einmal richtig entfalten, dies auch positive Effekte auf die gesamte Region haben wird.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Noch ist nicht aller Tage Abend und das Ruhrgebiet hat weitaus größere Potenziale als von vielen wahrscheinlich vermutet.

    Einmal editiert, zuletzt von Rollbrettfahrer () aus folgendem Grund: Habe die Studie zur Dichte der Unternehmen/Arbeitsplätzen in Zukunftsbranchen wieder gefunden.

  • Ruhr2030 Index

    Rollbrettfahrer


    Dass das Ruhrgebiet noch über unausgeschöpfte Potentiale verfügt ist sicher unumstritten. Das Prognosen, die einen aktuellen Ist-Zustand zur Ausgangsbasis nehmen, um aus diesem dann Zukunftsperspektiven ableiten, an Genauigkeit ermangeln, ist wohl ebenfalls unstrittig.
    Wenn sich jedoch unterschiedliche Prognosen zu einem mehr oder weniger homogenen Meinungsbild verdichten, dann bleiben direkte Auswirkungen auf eine bisher nur prognostizierte Zukunft sicher nicht aus.
    Schließlich werden heutige Investitionsentscheidungen auf Grundlage dieser Zukunftsprognosen getroffen.
    Und so gesehen schneidet das Ruhrgebiet in einer Vielzahl von Prognosen und Rankings leider nicht wirklich gut ab:
    Das frischeste Benchmarking liefert aktuell der „Ruhr2030 Index”, vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Diese Studie soll analysieren, wie gut sich das Ruhrgebiet im Vergleich mit den 40 größten deutschen Städten und den 15 wirtschaftsstärksten Regionen Europas behauptet.
    Auftraggeber ist der Initiativkreis Ruhr. Der Report ist v.a. an folgenden Oberpunkten ausgerichtet:


    • Wirtschaftliche Stärken in Kompetenzfeldern
    • Exzellenz in Bildung und Forschung
    • Ausschöpfung des Humankapitalpotenzials
    • Schaffung einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur
    • Attraktives Lebens- und Arbeitsumfeld
    • Moderne und erfolgreiche Politik.


    Ergebnisse:


    Deutliche Defizite sind laut Studie v.a. in den Bereichen „Exzellenz in Bildung und Forschung", "Mobilität", "Lebens- und Arbeitsumfeld", "Altersstruktur der Bevölkerung" sowie einem neg. Wanderungssaldo zu verzeichnen.
    Positiv hervorgehoben werden u.a. Verbesserungen bei der wissensintensiven Beschäftigung; im Bereich „moderne Politik” [???] sowie dem kulturellen Angebot.
    Fazit: Im Vergleich zum Vorjahresindex 2008 schnitt das Ruhrgebiet 2009 mit knapp 48,4 Punkten um ca. 2,5 Punkte schlechter ab. Dies bedeutet einen deutlichen Rückschritt für das Ruhrgebiet, im Wettbewerb mit den anderen Metropolregionen Europas. Das erklärte Ziel der Initative lautet nämlich, im Rahmen díeser Studie, im Jahre 2030, die 100 Punkte Marke zu knacken und damit auf das Top-Drittel der europäischen Metropolregionen aufgeschlossen zu haben.
    Hier findet sich das aktuelle Zahlenmaterial des Ruhr2030Index_2009
    und hier der erläuternde Bericht_Ruhr2030Index_2009 der IW Consult.


    weiterführende Informationen:
    Strategiepapier_Zukunft_Ruhr2030
    Initiativkreis Ruhr
    Standortstudie: Das Ruhrgebiet hinkt hinterher - DerWesten

  • nikolas
    Interessante Zahlen. Nur habe ich ein Problem mit der Abgrenzung des Untersuchungsgebietes. Ruhrgebiet, was ist das? Gehört nicht im Grunde auch Düsseldorf dazu. Wie sehe eine Studie Ruhrgebiet + Düsseldorf + Bergisches Land aus? Oder wie wäre es mit einem Vergleich Großraum Düsseldorf (also DDorf + Duisburg + MGladbach + Neuss + Solingen) mit dem Großraum Essen? Würde DDorf dann immer noch deutlich vorne liegen? Ich denke nein.


    Eine sinnvolle Abgrenzung kann nur das Rhein-Ruhrgebiet sein. Ansonsten haben solche Studien einen fragwürdigen Aussagewert.

  • easton: Du kannst nicht einfach Duisburg zum Großraum Düsseldorf rechnen aber andererseits Essen einen eigenen Großraum zugestehen, das ist doch absurd. Und abgesehen davon steht außer Frage, dass Düsseldorf nicht zum Ruhrgebiet gehört wohl aber zu Rhein-Ruhr.

  • easton

    Fast das Gleiche dachte ich gerade auch, als ich die Studie gelesen habe. Das Ruhrgebiet besteht ja nunmal aus ein paar großen Städten wie Essen, Dortmund, Duisburg, Bochum und ganz vielen kleinen Kommunen dazwischen, die noch viel weniger die Kraft haben, ihre Entwicklung noch zum Guten zu wenden und das Ergebnis des hier untersuchten Ruhrgebiets eher herunterziehen (man denke vor allem mal an den ÖPNV. Da wird der ÖPNV einer heute schon vollkommenen Stadt wie Köln mit der eines Flickenteppichs im Ruhrgebiet verglichen). Ich bin weißgott kein Fan des Leuchtturm-Denkens im Ruhrgebiet, jedoch halte ich es für unfair, große, moderne und absolut vollwertige Städte wie Dortmund und Essen nicht einzeln für sich zu betrachten und dann mit z. B. Düsseldorf zu vergleichen. Da können Essen und Dortmund doch nur super schlecht abschneiden, wenn man wirklich tote Städte (man wird es mir verzeihen) wie Herne, Castrop oder Gelsenkirchen quasi-eingemeindet. Warum darf Düsseldorf zum Beispiel seine Stärken ohne sein Umland ausspielen und Dortmund oder Essen nicht? Das ist sowieso eine Tendenz, die mir immer wahnsinnig auf den Wecker gegangen ist. Essen und Dortmund sind doch total moderne und vollkommene Großstädte. In Frankreich wäre Dortmund die dritt-größte Stadt (!!!) des Landes aber in Deutschland assoziiert man Dortmund oder Essen mit Bildern von Vororten in Herne. Das ist doch lächerlich!

  • Medienhafen

    Wenn man ganz konsequent sein möchte, dann gehörte Düsseldorf aber zumindest mal zum Ruhrgebiet. Nicht umsonst nannte man die Stadt ja auch "Schreibtisch des Ruhrgebiets". Auch wieder eine Sache, die ich nicht verstehen kann. Da bereichert sich eine Stadt jahrzehntelang an der Maloche des Ruhrgebiets aber sobald die Sache kein "Fame" mehr bringt, möchte man um alles in der Welt auch nicht mehr dazugehören und damit in Verbindung gebracht werden.

  • Der Mobilitätsfaktor wird sich durch den RRX wieder erheblich steigern. Ein umsteigefreies Angebot zwischen Köln und Dortmund im S-Bahn Takt wird sich sehr attraktiv für viele Pendler des interkommunalen Verkehrs auswirken. Als Bochumer würd ich mir dann dreimal überlegen für die dreifache Miete zum z.B. Düsseldorfer Arbeitsplatz umzuziehen. Natürlich unter der Voraussetzung betrachtet, dass der Strukturwandel an Ruhr bis 2030! nicht so recht gelingen will….


    Aber klassische Wohnstädte wie Herne und Hagen (-15%) werden aufgrund ihrer abgelegenen Lage wahrscheinlich vor sich hin vegetieren. Find es auch für Bonn eine strategisch große Gefahr über keinen unmittelbaren ICE-Hochgeschwindigkeitsanschluss zu verfügen und lediglich mit einer RRX-Linie direkt verknüpft zu werden.



    Wie ist eigentlich der aktuelle Stand zur Verwaltungsreform hin zum Regierungsbezirk Ruhr, Rheinland und Westfalen?
    Im Prinzip geht es in diesem Thread doch dadrum, denn die Städte werden sich niemals ihrer Identität berauben. Gerade bei (noch) etablierten 500k-Städten finde ich dieses Provinzdenken aus den entfernten Arnsberg, Münster heftig torpedierend.



    Rollbrettfahrer: Zunächst einmal ist festzuhalten, dass der Auftraggeber der Studie die "Initiative Ruhr" ist. Das Ruhrgebiet wurde mit den 40 größten dt. Städten als auch den 15 wirtschaftlich stärksten Regionen! in Europa verglichen. Ein Benchmarking mit den Besten ist dabei ein völlig etabliertes Vorgehen um die eigenen Defizite aufgezeigt zu bekommen und diese idealerweise im Weiteren auszugleichen.


    Zu Düsseldorf: Dort bündelt sich aktuell Landespolitik als auch Sitz der Bezirksregierung, dieses konzentriert vertikale Machtgefüge wirkt sich vorteilhaft für die eigene Kommune aus. Geschichtlich betrachtet bildet da Düsseldorf keine Ausnahme. Von daher sollte der Sitz der neuen Bezirksregierung Rheinland in Köln liegen.


    Im künftigen Regierungsbezirk Ruhr wird sich die Festlegung auf einen Sitz vermutlich noch schwieriger gestalten ;)

  • Medienhafen
    Das war natürlich provokativ gemeint. Aber um etwas präziser zu werden, sprechen wir doch mal von Wirtschaftsräumen, dann steht für mich ausser Frage, dass Dusiburg mindestens zu gleichen Teilen zum Wirtschaftsraum Düsseldorf, wie zum Wirtschaftsraum "Ruhrgebiet" gehört. Kulturell mag das wiederum anders sein.


    Zudem wollte ich zum Ausruck bringen, wie "willkürlich" solche Grenzen abgesteckt werden können.


    BNonner
    Ein Vergleich mit den 40 größten Städten bzw. Regionen ist unsinnig. Gerade da es in dem Benchmark um die harten Fakten geht, sollte doch der Wirtschaftsraum Rhein-Ruhrgebiet herangezogen werden. Von dem Kirchturmdenken sollte sich langfristig nicht nur das Ruhrgebiet, sondern auch die Rheinmetropolen befreien. Als Zentrum dieses Wirtschaftsraumes ist Düsseldorf perfekt.

    Einmal editiert, zuletzt von nikolas ()

  • Verwaltungsstrukturreform

    Wie ist eigentlich der aktuelle Stand zur Verwaltungsreform hin zum Regierungsbezirk Ruhr, Rheinland und Westfalen?
    Im Prinzip geht es in diesem Thread doch dadrum, denn die Städte werden sich niemals ihrer Identität berauben. Gerade bei (noch) etablierten 500k-Städten finde ich dieses Provinzdenken aus den entfernten Arnsberg, Münster heftig torpedierend.


    Das Thema Verwaltungsreform der Regierungsbezirke liegt bis zur nächsten Landtagswahl auf Eis.
    Während das Rheinland einer solchen Verwaltungsreform neutral bis wohlwollend gegenübersteht, regt sich der heftigste Widerstand in derjenigen Region, die nach der Reform dann wohl "Restfalen" heißen müsste. Auch die Ruhrgebietspolitik legt sich für die geplante Reform nicht wirklich ins Zeug. Anstatt diesen Prozess konstruktiv zu begleiten und dem Wahlvolk schon mal schmackhaft zu machen, übt man sich v.a. in nobler Zurückhaltung und wartet bis man die Ergebnisse aus Düsseldorf diktiert bekommt. Große Zustimmung findet eine solche Reform v.a. in der Wissenschaftslandschaft Ruhr sowie in weiten Teilen der Ruhr-Wirtschaft.

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    Die abwartende Haltung könnte damit zusammen hängen, dass man dem neuen Regierungsbezirk zwiespältig gegenüber steht. Einerseits möchte man nicht mehr "fremdregiert" werden, andererseits hat man aber die Befürchtung, dass die für den Regierungssitz ausgewählte Stadt einen Vorteil gegenüber den restlichen Kommunen erlangt. Beispielsweise möchte sich der östliche Teil des Ruhrgebietes mit Dortmund an der Spitze am liebsten vom Ruhrgebiet lösen, weil man nicht gerne von Essen aus regiert werden will, falls diese Stadt den Zuschlag bekäme. Essen sieht man als Konkurrenz, Arnsberg eher nicht. Ähnlich sieht es fürs westliche Ruhrgebiet aus, wobei sich die zentrale Stadt Duisburg da noch neutraler hält. Dabei steht ja noch nicht fest, welche der Städte den Sitz bekommt.

  • Easton, die Metropolregion Rhein-Ruhr zählt 11 Mio EW und müßte daher mit den Regionen von London, Paris, Moskau, Istanbul usw. verglichen werden.
    Also wäre dann ein Vergleich mit den 40 größten dt. Städten ebenfalls unsinnig.
    Und einzelne Städterankings gibt es jedes Jahr aufs Neue zu genüge, Bsp. http://www.wiwo.de/staedteranking/


    Ein Benchmarking dient doch nicht dazu um schlechte Zahlen in der Presse zu publizieren, sondern soll nach systematischer Untersuchung Handlungsfelder aufzeigen.
    Das die "Initiative Ruhr" sich auf den kulturell abgegrenzten Bereich des Ruhrgebiets als Analyseraum festlegt, liegt wahrscheinlich an der homogenen Umstrukturierungsherausforderung der dortigen Wirtschaft => ähnliche Ausgangsposition => vergleichbare Handlungsfelder.
    Sorry, aber da kann man Düsseldorf nicht mit einbeziehen. Das passt nicht.


    Turmbauer, das schreit doch fast nach Bochum. Zentral gelegen, dennoch Understatement statt Konkurrenz und "Tief im Westen" als einheitliche Hymne ;)

  • BNonner

    Zunächst einmal ist festzuhalten, dass der Auftraggeber der Studie die "Initiative Ruhr" ist.


    Stattgegeben. Es geht der Initiative Ruhr um die Entwicklung des Ruhrgebiets als zusammenhängenden und unzertrennbaren Wirtschafts- und Kulturraum. Da macht es auch nur Sinn, das gesamte Ruhrgebiet heranzuziehen.


    liegt wahrscheinlich an der homogenen Umstrukturierungsherausforderung der dortigen Wirtschaft => ähnliche Ausgangsposition => vergleichbare Handlungsfelder.


    Aber das ist eben nicht der Fall und hierin liegt auch der Denkfehler der meisten Menschen, die mit dem Ruhrgebiet nicht wirklich viel am Hut haben. Oder meint man wirklich, dass der Strukturwandel in Herne heute der Gleiche ist wie in Dortmund? Meint hier wirklich jemand, dass Essen, Duisburg, Bochum und Dortmund genauso wenig Chancen, genauso hässlich und genauso wenig Potenzial haben wie Herne oder Castrop?


    Als ehemaliger Dortmunder muss ich dabei bleiben und nochmals sagen, dass es von riesiger Arroganz zeugt, wenn man meint, andere Großstädte, wie Stuttgart oder Düsseldorf einzeln betrachten zu können und die etwa gleich großen 500k-Städte des Ruhrgebiets nur zusammen mit dem wirklich fast hoffnungslosen Rest-Ruhrgebiet (wo hier die Grenze liegt mag ich nicht beurteilen, aber Dotmund und Essen sind schon ein anderes Kaliber als Herne) miteinbezieht! Düsseldorf kenne ich beispielsweise recht gut und in Dortmund habe ich fünf Jahre gelebt und ich sehe keinen Grund, warum Dortmund sich vor Düsseldorf oder anderen Städten dieser Größe verstecken sollte. Ich persönlich finde Dortmund sogar ansehnlicher als Düsseldorf aber Sprüche von irgendwelchen Rheinland-Nasen, die in ihrem Leben noch nie im Ruhrgebiet waren wie: "In Dortmund würde ich nichtmal aussteigen" oder "Oh, ich wusste gar nicht, dass es hier Hochhäuser gibt" waren fast an der Tagesordnung! :mad: Ihr seht, mich macht das rasend... ;)

  • BNonner
    Nur weil die Studie im Aufrag der "Initiative Ruhr" gemacht wird, macht sie das noch lange nicht sinnvoller. Wenn ich jeden morgen zusammen mit 10tausenden von Leuten von Essen nach Düsseldorf aufbreche, mag ich nicht glauben, dass Düsseldorf nicht zum Ruhrgebiet gehört. Der Wunschtraum nach einem geeinten Ruhrgebiet welches es dann dem Rest mal so richtig zeigt, ist doch schon mind. 20 Jahre alt; geändert hat sich jedoch wenig. Fakt ist doch, die vielen Arbeitsplätze in Düsseldorf gibt es auch deswegen, weil es eine Nachfrage im Ruhrgebiet gibt. Würde die Nachfrage vom Ruhrgebiet befriedigt werden, ginge das zu Lasten unserer Landeshauptstadt. Die Studie würde positver ausfallen. Nur ändert das etwas für die Ruhrgebietler? In Paris klammert man doch auch nicht einfach "La Défense" bei diversen Studien/Rankings aus, um dann zu dem Schluss zu kommen, dass der Osten von Paris mehr Büros benötigt. Die Idee einer Dezentralisierung ist doch längst ausgeträumt. Und DDorf ist nunmal unser "La Défense".

  • Ist ja nicht so, als ob es keine Einzelrankings gäbe.
    Wo die einzelnen Ruhrstädte so stehen kann man z.B. hier sehen.
    Aber eigentlich gibt es dafür einen eigenen Strang im Spam-Bereich.


    Versteht mich nicht falsch ich habe nichts gegen die Ruhrpott-Städte und wünsche ihnen nur das Beste für die Zukunft, aber es bringt doch nichts etwas schönzureden.

  • Medienhafen

    Was soll uns denn dein Ranking bitteschön beweisen?! Hier, ein anderes Ranking. Dort ist z.B. eine Ruhrgebietsstadt vor der Landeshauptstadt und knapp hinter der einzigen Mio.-Stadt NRWs, und?! Nichts schöner reden ist eine Sache, aber genauso richtig und wichtig ist es nichts schlechter zu reden als es in Wirklichkeit ist.

  • Das soll gar nichts beweisen, es ist nur ein Ranking unter vielen. Ich habe nie was anderes behauptet, mir ging es mehr darum, dass es die Einzelrankings eben schon gibt. Also warum nicht auch das Ruhrgebiet mal als Ganzes ranken.
    Aber wie auch immer. Solche Diskussionen gehören eigentlich in die Stadtvergeilung.
    Ich klink mich hier jetzt wieder aus, viel Spaß noch.

  • @ Rollbrettfahrer

    Pressemitteilung: "Kern-Ruhrgebiet belegt Spitzenplatz im Städteranking der Sport-Großveranstaltungen. [...] Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Bocholter Fachbereichs Wirtschaft der Fachhochschule Gelsenkirchen im Auftrag des NRW-Innenministeriums.
    Von den mehr als 1.000 analysierten Sportveranstaltungen verzeichnete das Kern-Ruhrgebiet (Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim/Ruhr und Oberhausen) die meisten und auch die bedeutendsten. Dabei dominieren der Marathon-Lauf und andere Laufveranstaltungen die Themenhitparade, gefolgt von Fußball, Radrennen und Reiten.
    Für die Analyse nahmen die Experten den sportlichen Veranstaltungskalender der Ruhrgebietsstädte sowie der Städte Berlin, Bonn, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart unter die Lupe. U.a. wurde die Kosten-Nutzen-Relation hinsichtlich Imageaufwertung und Tourismus einbezogen.
    Etwas anders sieht die Reihenfolge aus, wenn man die Sport-Großveranstaltungen auf die Einwohnerzahl umlegt. Das Kern-Ruhrgebiet mit seinen über zweieinhalb Millionen Einwohnern fällt dann auf Rang sieben ab, während sich Stuttgart mit knapp 600.000 Bewohnern auf die Spitzenposition schiebt."


    Quelle: Presseverteiler Informationsdienst Ruhr


    Dieses Ranking sollte nur beweisen, dass es auch genau andersrum geht.
    Man nehme als Zutat: die propperen Hellwegstädte + ausgewählte Sportsperlen in der Emscher-Lippe-Zone - definiere diesen Raum willkürlich als "Kernruhrgebiet" - und benchmarkt so lange herum, bis sich das gewünschte Ergebnis einstellt: Pole-Position in der Halli-Galli-Competition!
    Ließt sich prima, ist aber mit einigen Schönheitsfehlern behaftet:
    So bleibt u.a. zu fragen wieso Herne aus dem "Kernruhrgebiet" herausdefiniert wird. An mangeldner Zentralität zum Kern kann es sicher nicht liegen.
    Desweiteren rückt das Siegertreppchen, beim "Wie-geil-pro-Kopf-und-Einwohner-Index" [also in der B-Note] für das "Kernruhrgebiet" mit Platz 7, in weite Ferne.

  • easton
    im volkswirtschaftlichen Marktmodell zwischen Anbieter und Nachfrager bildet der Arbeitsmarkt eine Ausnahme, also hier sind die (düsseldorfer) Unternehmen die Nachfrager und die Arbeitnehmer (aus dem Ruhrgebiet) bieten ihre Arbeitskraft an.
    D.h. wenn es also im Ruhrgebiet selbst Unternehmen gibt, die genügend Arbeitskraft nachfragen würden, könnten die (düsseldorfer) Unternehmen ihre Nachfrage ganz einfach über andere anbietende Arbeitskräfte befriedigen. Die Zeiten von Vollbeschäftigung sind wohl lang vorbei und selbst dann wäre es weniger ein Problem durch Zuwanderung. Wo Arbeit da Menschen (Angebotsüberhang)



    @ Rollbrettfahrer
    Das Zentrenkonzepte realisiert werden müssen ist vollkommen klar. Allerdings sollten die durch ein Benchmarking angesprochenen Handlungsfelder möglichst effektiv angegangen werden. So liegt z.B. der Schwerpunkt von Dortmund und Essens Innenstadt klar auf Einzelhandel, während sich Herne z.B. über eine niedrige Gewerbesteuer und TGZ für neue Start-Up Unternehmen oder etwa Logistiker profilieren könnte.
    Ich mein einfach damit, dass durch eine zusammenhängende Analyse ein ganzheitliches Handlungskonzept für das Ruhrgebiet entwickelt werden kann, indem jede Stadt/Kreis eigene Schwerpunkte und Alleinstellungsmerkmale entwickelt. Natürlich stimmt es das eine Differenzierung dabei sehr wichtig ist - gerade aufgrund der geografische Nähe.
    Von daher halte ich solche Analysen, als auch die Zusammenlegung der mittleren politischen Entscheidungsebene für sinnvoll bzw. überfällig.


    Als rheinische Pappnase würde ich mich etwa über dem Einzugsgebiet gebührende (internationale) Veranstaltungen freuen. Solch prestigereiche Magnete können aber meiner Meinung nach nur über eine Kräftebündelung erreicht werden.
    Dann könnten ganz schnell Städte wie K, D (die ebenfalls nie kooperieren), F, N oder S ausgestochen werden.

  • Jobs in der Kultur- und Kreativwirtschaft

    Wie die Bildzeitung berichtet, sind die Arbeitsplätze in der Kultur- und Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet zahlreich. So liegt sie derzeit insgesamt bei 74000 Jobs und erreicht damit das Niveau Berlins. Das Wachstum betrug zwischen 2003 und 2007 15,6 %. Besonders schätzen die Kreativen im Ruhrgebiet die kurzen Wege und die durch die zahlreichen Hochschulen geförrderten Nachwuchskräfte.


    Zwar ist der Bildzeitung meiner Meinung nach nur unter Vorbehalt zu trauen, jedoch sind die Zahlen und die Stimmen aus der Kreativbranche ganz klar Zeichen eines guten Wandels im Ruhrgebiet. So sind es doch die Kreativen, die es anzulocken gilt, möchte man sich zu einer gut aufgestellten Metropole entwickeln. :daumen:

  • ^^
    Die Studie des RVR sowie zahlreiche weiterführende Informationen zum Thema habe ich bereits in E/RUHR: Projekte mit Bezug zu RUHR.2010 gepostet.
    Wenn man die Zahlen und Berichte aufmerksamer durchließt, bleibt vom Hurrageschrei der BILD-Zeitung leider nicht viel übrig.
    Zur "Creative Class" werden für diese Statistiken mittlerweile fast alle Berufsfelder bemüht, die sich nicht explizit mit Schiffbauantriebstechnik beschäftigen oder direkt am offenen Herzen operieren. Will heißen, wenn der studentische Journalistikassistent, der für schlechtes Zeilengeld für die Lokalpostille schreibt, heute zur kreativen Klasse gerechnet wird, sind solche Beschäftigungszahlen schnell erklärt.
    Ähnlich wie beim IGLO-Verkäufer handelt es sich bei vielen dieser Unternehmungen zudem um präkere Beschäftigungsverhältnisse in Scheinselbstständigkeit. Das ist kein reines Ruhrgebietsphänomen, sondern stellt sich in echten Metropolen, aufgrund der verschärften Konkurrenzsituation, noch krasser dar.
    Was ich damit sagen will ist, dass solche Zahlen vom kreativen Jobwunder an der Ruhr, am Vorabend des Kulturhauptstadtjahres gezielt positioniert werden, um gute Stimmung zu erzeugen.
    Die Region ist jedoch selbst im nationalen Vergeich vom Erreichen einer kritischen Masse an kreativer Klasse noch meilenweit entfernt. So exisitiert bis zum heutigen Tage in der gesamten Region kein sog. "Kreativquartier", das diesen Namen auch verdienen würde. Auf Zollverein wurde da bisher nur viel bemüht, jedoch wenig bis gar nichts selbsttragendes verwirklicht. Rüttenscheid, Ehrenfeld und Kreuzviertel sind wiederum nur größere Spielwiesen für den jung gebliebenen Mittelstand aus anderen Branchen. Auch die zitierten Projekte wie Unna Massimo, Viktoriaquartier, und KulturKanal existieren bislang nur auf dem Papier; Realisierung ungewiss.


    FAZIT: Natürlich schön das was passiert, und sicher auch gut für die Pflege der weichen Standortfaktoren. Ein Jobwunder ist durch die Kreativbranche an der Ruhr auf absehbare Zeit hingegen leider nicht zu erwarten.
    Im regionalen Clustermanagement und der Strukturwandeldebatte wird der "Kreativwirtschaft" deshalb auch nur eine geringe Bedeutung beigemessen.