Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • ^ Verkehrstechnisch einwandfrei :thumbup:(zumindest für Kfz) ;)


    War zwar hoffnungslos überdimensioniert, vor allem für den damals sehr viel geringeren Verkehr, aber klar strukturiert als vierarmige Kreuzung. Jetzt bekommen wir zwei dreiarmige Kreuzungen mit abknickenden Vorfahrtsstraßen. Ob das soviel besser ist??

    Auf der damaligen Anlage aufbauend hätte ich es besser gefunden, diese vierarmige Kreuzung beizubehalten, aber radikal zu verschmälern. Also den breiten Mittelstreifen in der Grunerstraße sowie den Bypass vor der Münze weg und jeweils einen Fahrstreifen zum Radfahrstreifen umwidmen. Die Freiflächen ringsum bebauen, auch wenn das dann halt nicht dem alten Stadtgrundriss entspräche. Aber wer außer wirklich historisch Interessierten weiß das denn heute noch?

  • Wenn der Ring in Neukölln/Treptow/F`hain geschlossen wird, dann verringert sich das Verkehrsaufkommen in der Leipziger? q.e.d.

    Richtig!


    Ein einziges Mal war ich in Berlin mit dem Auto unterwegs. Während dieses Berlin-Aufenthaltes waren damals fast alle Hotels bereits ausgebucht, was dazu führte, dass ich kurzfristig von Tag zu Tag das Hotel wechseln musste. Also bin ich von einem Hotel in der Nähe des Kurfürstendamms mit dem Auto zu einem Hotel in Karlshorst gefahren. Die damalige Strecke lautete: Ku'damm, Breitscheidplatz, Bülowstraße, Potsdamer Str, Leipziger Str., Molkenmarkt, Alexanderplatz, Karl-Marx-Alle, Frankfurter Alle.


    Damals wäre ich lieber auf einem Ring (auf südlicher Seite) außen herum gefahren. Aber den (vollendeten) Ring gibt es ja bisher leider nicht. Folglich habe ich mich durch die Berliner Innenstadt gequält. Die Fahrt ging übrigens auch über den Molkenmarkt.


    Abstrus an der Sache war: Mit meinem Auto habe ich die Berliner Innenstadt verstopft, obwohl mein Ziel gar nicht in der Innenstadt gelegen hat.

  • Was viele hier einfach weiterhin nicht verstehen (und ja, es ist Off Topic so wie die Beiträge zuvor): Neue Straßen ziehen Verkehr an und leiten ihn eben nicht nur um! Hätten wir den geschlossenen Autobahnring, würde er ebenfalls Verkehr vom ÖPNV auf die Straße verlagern. Neuer Stau entsteht auf der ohnehin schon oft verstopften A100 (drei Spuren sind so viel nicht...) und führen dann eben dazu, dass man doch durch die Stadt abkürzt. Carsharing-Anbieter wie MILES z.B. bezahlt man nach KM, da wird man also nicht einmal den vielleicht (!) schnelleren Umweg nutzen.


    Nein, es muss darum gehen, den MIV grundsätzlich aus der Stadt rauszuhalten. Durch sichere Radwege, guten ÖPNV und wenig Angebot für private PKW. Dann kommen die oft zitierten Lieferverkehre, Krankenwagen und Mobilitätseingeschränkten auf schmaleren Straßen übrigens schneller an ihr notwendiges Ziel.


    Am Molkenmarkt wurde eine große Chance verpasst, den Straßengrundriss weiter zu verschmälern. Trotzdem ist es ein riesiger Schritt hin zu einer lebenswerteren Stadt. Die dritte Kfz-Spur kann nachträglich auch zu einem vollwertigen Radstreifen ausgebaut werden. Nicht morgen, aber vielleicht übermorgen.


    Weiß eigentlich jemand, wie lange der Grunerstraßentunnel so bleiben muss wie er ist? Er wurde ja bis 2004 saniert, nachdem bereits damals Überlegungen existierten, ihn wie den Tunnel am Breitscheidplatz zuzuschütten. Könnte mir vorstellen, dass die Frage spätestens in fünf Jahren wieder auf die Tagesordnung kommt. Das Alexa könnte dann einen richtigen Vorplatz bekommen.

  • Ich würde mal frech behaupten, der Tunnel und der Übergang sind ein richtiger Vorplatz. Solche Straßen-Kreuzungs-Situationen können durchaus urban wirken, wenn sie entsprechend umbaut sind - und im (schleppenden) Wachstum befinden wir uns ja.


    Man mag mir nachsehen, wenn ich einen etwas extremen Vergleich herbeiziehe, aber die bekannte Shibuya-Kreuzung oder die nicht wirklich weniger belebte Kreuzung der Hennessy Road in Causeway Bay (HK) sind an sich schon fast Sehenswürdigkeiten.


    Eventuell fürchte ich, was die Entstehung eines Stadtplatzes angeht, auch mehr eine Erweiterung des Alexanderplatzes - defensives Stadtmobiliar, genutzt als Schlafstätte, Leinwand oder offener Mülleimer...

  • ^ Ganz so wir auf dem BZ-Foto, das einen von Baustellen, Baken, Sandhaufen, privisorischen Fahrspuren usw. gezeichneten Zwischenstand zeigt, wird es ja nicht bleiben. :) In dem Bereich werden es am Ende „nur“ 7 Spuren (inkl. Busspur) sein und etwas aufgeräumter wird es später auch aussehen.

    Aber du hast schon recht, eine viel zu breite Asphaltschneise mit trennendem Charakter wird es trotzdem.

  • ^ Ergänzend dazu eine Karte mit der aktuellen Verkehrsführung, die SenUMK in einer Pressemitteilung zeigt:


    verkehrsfuehrung_molkenmarkt_plan.jpg

    ©Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz


    Gut zu erkennen, dass es Richtung Alex noch auf einer provisorischen Spur über den alten Straßenverlauf der Grunerstr. geht.


    Die Buslinien 200, 300 und 248 fahren entsprechend dieser Verkehrsführung und halten an den neuen Bushaltestellen vor dem Roten Rathaus. Erst nach Abschluss der archäologischen können die fehlenden Fahrbahnen und Gehwege zwischen Mühlendamm und dem Knotenpunkt Spandauer Straße, Grunerstraße und Stralauer Straße fertiggestellt werden.


    Auch die Berliner Woche berichtet und bezeichnet die bisherigen Straßen Mühlendamm und Grunerstraße als schlimmste Autoschneise durch Berlins Mitte, deren Rück- bzw. Umbau nach historischem Vorbild seit über 10 Jahren beschlossen ist.

  • ^ Hier mal drei Bilder von der „neuen“ Grunerstraße, die jetzt direkt vor der Südseite des Roten Rathauses liegt. Blick Richtung Nikolaiviertel:


    grunerstr01.jpg


    Grunerstr./Spandauer Str., Blick Richtung Alex:


    grunerstr02.jpg


    grunerstr03.jpg

  • Ich strebe hier mal nach dem Minimalkonsens :)


    Mit ein bisschen Phantasie lässt sich schon jetzt erahnen, was für eine städtebauliche Verbesserung die neue Straßenführung mit sich bringen wird.


    Ja, es hätte insbesondere bei der Umschwenkung auf die Mühlendammbrücke bessere Lösungen geben können, aber diese kolossale Verkehrsbrache ist zumindest glücklicherweise Geschichte.

  • im zuge der koalitionsverhandlungen zw CDU und SPD plant man offenbar eine neubetrachtung der innenstadt. geplant ist ein MASTERPLAN MITTE, welcher u.a. das gebiet rathausforum und molkenmarkt umfassen soll. gerade beim molkenmarkt gab es immer wieder kritik an den geplanten grossformatigen und zusammenhängenden grundstücken die durch die DEGEWO und WBM entwickelt werden sollten. der WBMneubau auf der fischerinsel dient mMn als bestes negativbeispiel. laut petra kahlfeld sollte man auch auf genossenschaften und stiftungen setzen, gleichzeitig die grundstücke verkleinern um eine vielfältige und abwechslungsreiche gestaltung zu erreichen.


    ich begrüsse dieses "grosse" denken zur berliner mitte. vll bleibt uns so eine zweite europacity im historischen herz der stadt erspart.



    siehe auch hier: entwicklungsstadt

  • Kleines Update Umbau Molkenmarkt, aufgenommen von mir am 05.04.2023



    Der Anschluss zur Littenstraße ist erst im entstehen, bis vor kurzem lag hier noch die Fahrbahn gen Alex

    bild1hidzv.jpg


    Ein Stück weiter gen Westen werden Ausgrabungen vorgenommen

    bild2nde2u.jpg


    bild3ssct4.jpg


    Die Stelle der künftigen Fahrbahn gen Osten wird inzwischen wieder verfüllt und geht damit dem Straßenbau entgegenen

    bild4xgifz.jpg



    d.

  • Wenn man am Samstag Ende April 2023 den Blick über die frei werdende Fläche schweifen lässt, den natürlich weiter zu starken, aber an den Rand gedrängten Verkehr sieht, und die so verschiedenen Türme Berlins, die sich gerade hier besonders reichlich und eigenwillig hochrecken, dann wird klar, welch einmalige Chance sich bei der Neuschöpfung eines kleinen Quartiers hier bietet. Das Nikolaiviertel der späten DDR sollte als Modell dienen und den höheren Ansprüchen der gesamtdeutschen Hauptstadt Genüge getan werden.


  • Was sollte der

    gesamtdeutschen Hauptstadt Genüge getan werden? Das "Niko"? Ich bin dort groß geworden, aber als Vorbild dienend? Nun, da bin ich doch etwas differenziert.


    Kurze Zusammenfassung als Leitidee:


    ^ kein Dresdner oder Berliner Disneyland

    ^ Niko (Nikolaiviertel wurde bei uns Kindern damals so genannt)! nicht als gänzliches Vorbild nehmen, sondern einen ganz anderen Ansatz verfolgen. Eigens entwickelter Berliner Architektur-Stil rund ums Nikolaiviertel und Molkenmarkt. Unverwechselbar und authentisch statt Disneyland oder übertriebene Puppenstube.

    Hin zum Alex ab Rathauspassagen in die massive Dichte und Höhe wachsen. Gleichmäßige Proportionen auf beiden Seiten, damit die großen Häuser miteinander harmonieren. Am Rande der Gebäude (Richtung Molkenmarkt) Abflachung der Höhe damit die Stimmigkeit zur Kleinteiligkeit einen Übergang erzeugt.


    Das würde ich absolut Ausgeglichen finden und eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Strukturen.


    LG Minimalist 👋🤗

  • Ich bin auch kein Fan des Nikolai Viertels - zumindest nicht der seltsamen Billig-Rekonstruktionen der DDR.


    Mir geht ein bisschen die Kreativität ab bei den Vorschlägen für das Viertel. Ich träume immer von folgender Idee: Original Zustand der Häuser wiederherstellen, evtl. die Zerstörung des Krieges sichtbar machen, indem zerstörte Stockwerke mit einer modernen Glasfassade dargestellt werden. Auch eine Aufstockung mit reflektierendem Glas könnte ich mir sehr gut vorstellen.


    So könnte man Historie wieder sichtbar machen ohne dabei zu ignorieren, dass sich Berlin gerade im Zentrum zu einer modernen Großsstadt weiterentwickelt hat.

  • ^^ Ruinenkult? Nein, danke!
    Wir haben doch mit den Stimmanns Townhouses an der Kurstraße bzw. Niederwallstraße ein Vorbild, das sich am Molkenmarkt variieren ließe.
    Auch der Hühnermarkt / Krönungsweg in Frankfurt ist ein seriöses Vorbild.
    Poundbury, Dorchester, Dorset, Vereinigtes Königreich ist zu dörflich und kann sicherlich nicht als 1 : 1 - Blaupause dienen - aber als Anregung.

    Aber bitte, bitte nicht noch so einen Kretin mit dem Charme einer Gefrierbox wie an der Gertraudenstraße!

  • Wenn man einer "modernen Grossstadt" (Klimawandel etc) gerecht werden wollte müsste man in Ihrem Stadtzentrum wenigstens 10, 15 Stockwerke hoch bauen, um


    - bestehende Infrastruktur (Leitungen, Nahverkehr etc) maximal auszulasten
    - effizient für möglichst viele Bewohner die 15-Minuten-Stadt zu ermöglichen
    - den CO2 Footprint der Bewohner zu minimieren
    - vertikal zu begrünen und über die Höhe möglichst viel zu verschatten

    Statt dessen hat man vor einigen Jahren entschieden, die Anzahl der Stockwerke auf teilweise nur 4 zu verringern (!). Die Stadtplanung in Berlin steckt immer noch in einer Ära, wo man Verdichtung als Feind sieht - statt als Chance und Notwendigkeit. Die "moderne" Planung, die als einer der beiden Alternativen zur Debatte steht, ist ein symbolisches Utopia für ein paar verwöhnte Mitteleuropäer und deren romantische Vorstellung von grüner Vorstadt in der Innenstadt. Diesen Aufwand an diesem zentralen Ort hochgerechnet auf die Welt wäre ein Beitrag zum - und nicht gegen - den Klimawandel. Dann schon lieber historisierend.

  • Am liebsten wäre es mir, wenn man Rekonstruktionen gänzlich vermeiden könnte (vllt abgesehen vom Jüdenhof) und das Viertel mit einem neuen, vergleichbar urbanen und langlebigen Stil, der sich mit der Architekturtradition verbunden fühlt, wieder aufbaut. Somit kann man das Viertel in unsere Zeit verorten, während die Abwechslung und Harmonie eines traditionellen Stadtviertels beibehalten wird. Im Klartext: Lasst mal den Treese und Nöfer machen und es wird was Gutes entstehen ;)


    ^

    Dass man Hochhäuser für städtische Dichte braucht, ist ein Mythos. Paris ist eines der am dichtesten besiedelten Städte der Welt und kommt vollkommen ohne Hochhäuser in den inneren Arrondissements aus. Niedrigere Gebäude lassen halt eben dichtere Höfe, bzw. geringere Abstände zwischen den Häusern zu.

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  • ^... ich weiss nicht was daran angenehm sein soll. Die Mindesthöhe in Paris sind ab 7 Etagen im Sommer bei 36C° oder mehr ist es nicht auszuhalten. Die Luft steht besonders in den Innenhöfen. Ein wahrer Backofen. Deswegen ja auch die ganzen Maßnahmen zur Stadtbelüftung und Begrünung in Paris. Apropos nach neuesten Erhebungen sinkt die Einwohnerzahl von Paris. Die Leute siedeln lieber im Umland. Und Hochhäuser sind auch innerhalb von Paris nun auf dem Vormarsch besonders im Südosten. Nur so als Einwurf und um mal etwas aufzuräumen mit dem romantisch-verklärten Parisbild in Deutschland.

  • Ich habe Paris ganz und gar nicht romantisiert. Mir ging es nur ums Prinzip, dass traditionelle Blockrandbebauung ausreichend für eine urbane Dichte ist. Paris ist dabei nur ein anschauliches Extrembeispiel - auch die Gründerzeitviertel in Berlin, die deutlich grüner und lebenswerter als die Pariser Blöcke sind, haben eine hohe Dichte und werden den Anforderungen einer Metropole gerecht. Hochhäuser darf es gerne geben, nur gehören sie nicht ins historische Zentrum. Derart hohe Gebäude an der Karl-Liebknecht-Straße, Leipziger Straße und neben dem Roten Rathaus ruinieren die Stadtsilhouette schon zu genüge.

  • Im Klartext: Lasst mal den Treese und Nöfer machen und es wird was Gutes entstehen ;)

    Genau! Blockrandbebauung, traditionelle Traufhöhe oder niedriger, Fassaden, die liebevoll gestaltet und höher als breit sind, Gastronomie und kleine Läden, Bäume - aber kein billiges Abstandsgrün; ein Brunnen wäre nicht schlecht.
    So könnte es ´was werden! 8)