Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Ich meine mich erinnern zu können, dass dort das Tokyo Inn entstehen soll.


    Edit: Das scheint der Entwurf zu sein


    Edit2: Ich meinte das Projekt neben an. Kann gelöscht werden

  • OH GOTT! 😳🙄 Reine Gewinnmaximierung diese billige Architektur. Mit den S Bahn Bögen in der Tat echt super, den Rest bitte bitte nochmal überarbeiten.

  • Der rbb hat gestern in der Abendschau in einem 6 minütigem Video über das Vorhaben bzw. über die Kritik am Vorhaben berichtet. Eine Initiative befürchtet (nicht ganz zu unrecht), dass die Fassaden zu banal werden könnten, wenn die städtischen Wohnungsbaugenossenschaften mit der auferlegten Anforderungen dort bauen. Im Studio war Ephraim Gothe, der diese Befürchtung teilt. Er regte an, dass die Bauträger finanziell von Stadt und Bund unterstützt werden, damit am Molkenmarkt kleinteilige und anspruchsvolle Architektur entstehen könne. Er empfiehlt dem Senat sich in Lübeck, Potsdam und Frankfurt die Quartiere anzusehen, welche durch Gelder vom Bund gefördert wurden und sich von den Erfahrungen berichten zu lassen.

  • Ea muss wahrhaftig keine Kopie aus Potsdam oder Frankfurt sein, warum keinen eigenen Berliner Altstadt-Stil entwerfen? Warum muss Berlin immer von anderen kopieren? Jut, Gothe ist ja selbst Zugezogen (eigentlich überhaupt kein Problem, weil Berlin davon lebt, aber häufig hört man diese Unkreativität aus solchen Kreisen, gerade in der Politik!) und Herr Gothe hat schon einmal als Stadtrat bewiesen, wie man Berlin-Mitte, als Stadt nicht planen sollte, der Stil ist bis heute erkennbar. Klimanotstand und nichts davon zu merken, oder banalgestaltete Plätze, neue Gebiete, die entschlossen wurden. Alles Austauschbar! Ich vermisse Kreativität bei der Architektur in unserer Stadt, ich vermisse den Ehrgeiz, DAS Gesamtkonzept! Auch an diesem Ort kann man hochwertige Qualität erschaffen, in Kleinteiliger Atmosphäre!

  • Nun erst mal hat Gothe dem Senat „Empfohlen“ sich diese Beispiele anzuschauen von Kopie kann doch gar keine Rede sein zumal diese Lösungen alle für sich schon sehr unterschiedlich ausfallen und jedes Bsp für sich einen eigenen Altstadtstil entwickelt. Der kleinste gemeinsame Nenner sind die rekonstruierten Leitbauten und die sind deutlich geworden wichtig für das wiederauferstehen ganzer Quartiere, besonders ehrgeizige Neuerfindungen gehen in der Regel in die Hose.


    An der Stelle sei auch mal das Palais Kreutz das sich hier auf dem Areal befand erwähnt, Ein Barocker Bau der um 1860 quasi ein Double erhielt und damit das Gewerbeinstitut von Schinkel zu beiden Seiten einfasste. Was wäre typischer für Berlin als diese Dopplung.

    Die Quartiersbauten waren in historischer Zeit eher bescheiden - so richtig üppige Prachtbauten wie in Potsdam od Dresden waren das eigentlich nie - beim Wiederaufbau dieses Quartiers hat Berlin es also weitgehend mit bescheidenen Vorbildern zu tun, die dem Viertel einen eigenen unprätentiösen Charakter gegeben haben. Architektonisch Interessant wars doch eher noch in der Klosterstrasse. Ich hätte daher auch nichts gegen ein paar auferstandene Verlustbauten die mit dem Ort nur bedingt zu tun haben aber sehr interessant sind wie Die Münze von Gilly. Das Antikriegsmuseum lässt sich ja auch schwerlich an alter Stelle wiedererrichten weil der Platz durch die Sozietät besetzt ist. So dürfte m.M eine Mischung aus DDR Fantasiebestückung wie am Märkischen Ufer od Nikolaiviertel und einer Neuschöpfung wie bei dem Block von Rossi doch auch Berliner Tradition abbilden und sähe noch nicht mal hässlich aus - austoben kann sich bei so einem Quartier vieles - es dürfte genug Platz für viele Spielarten innerhalb dieser Stadtraumneubildung geben - man sollte sich nur nicht wieder in die Fahrwasser der Ausschliesseritis und Denkverbote begeben und auch der breite der vorstellungswelten der Bürger zu diesem Stück Stadt Rechnung tragen wenn man denn will dass man sich mit diesem Ort identifizieren möchte. Was bisher eigentlich nicht wirklich zur Leistungsbegabung der Städtebaulichen Maßnahmen mit Wettbewerb und Senatsbeschluss gehörte.

  • ^^ Diese Pauschalkritik trifft m. E. nicht zu. Oder hat man das HF irgendwoher kopiert?

    Man kann ja kritisieren, da wo es gerechtfertigt ist. Auf die Dauer wird es nur noch trollig, wenn wenig Substanz dahinter steckt.

  • Also wenn die Eigentumsstruktur so sein wird, wie befürchtet, dass nämlich die Landesgesellschaften das Gros der Bebauung erstellt, dann wird es einfach nur eine völlig belanglose öde Bebauung geben. Vielleicht werden ein oder zwei Vorzeigebauten entstehen, aber meine Erwartungen sind doch sehr gering.

  • ^ Das ist nicht notwendig der Fall. Auch Genossenschaften können kleinteilig und hochwertig bauen, wie das Beispiel Potsdam zeigt. Ich stimme Dir aber zu, dass mehr Mischung sinnvoll wäre. Zum Beispiel 30 Prozent städtische Gesellschaften, 30 Prozent Genossenschaften, 20 Prozent Baugruppen und 20 Prozent Bauunternehmen (für den Büro- und Gewerbeanteil).


    Und dann eine strenge Gestaltungssatzung: Schmale Fassaden mit klassischer Gliederung, hochwertiges Material, angedeutete Schrägdächer (darüber gerne Dachgrün) belebte Erdgeschosse und evtl. einen Reko-Anteil mit Leitbauten. Den finde ich aber nicht zentral – Lübeck und Potsdam halte ich für vorbildhafter als Frankfurt, wo mir der Reko-Anteil für nicht-touristisches Leben viel zu hoch ist.

  • Hauptsache wir bekommen nicht einen lieblosen gestalteten Ka**ckhaufen da hingesetzt, wie wir ihn gerade ein paar hundert Meter weiter als Fluchtpunkt der Breite Straße auf der Fischerinsel entstehen sehen.


    Ich finde es im RBB-Interview mal wieder bezeichnend, wie die inhaltlich extrem überforderte Moderatorin die Politik im Interview nicht etwa in die Pflicht nimmt, an dieser Stelle ein ansprechendes Quartier für die Menschen der Stadt entstehen zu lassen, in dem sich eine pluralistische Gesellschaft abbildet und in dem Lebensräume nicht zu Restflächen zwischen billigen Wohnburgen verkommen. Im RBB unterstreicht man dagenen zwanghaft einen imaginierten Grundkonflikt zwischen ästhetischem Städtebau einerseits und sozialer Wohnungspolitik andererseits. Ich finde das kulturlos, inhaltlich absurd und journalistisch hochnotpeinlich.

  • Hallo an alle,

    ich lese schon seit einiger Zeit hier im Forum mit, würde mich aber nun gerne direkt an den Diskussionen beteiligen.

    Die Neugestaltung des Molkenmarkts ist ein enorm wichtiges Projekt an einem sehr zentralen und historischen Teil der Innenstadt, der durch die DDR-Planung leider beinahe unkenntlich und zu einer ausgestorbenen Gegend gemacht wurde. Dabei hat der Molkenmarkt so viel Potential, sich wieder als Teil der Innenstadt zu integrieren. Der bereits festgelegte Masterplan ist sehr vielversprechend, allerdings macht mir die architektonische Gestaltung des Viertels große Sorgen.

    Ich habe mir soeben das rbb-Interview angeschaut und bin verärgert über die Antihaltung der Journalistin gegenüber einer anspruchsvollen Architektur an so einem wichtigen Ort. Leider ist sie nicht alleine mit dieser Haltung sondern vertritt mE die Meinung vieler Menschen heutzutage.

    Sie diskreditiert hochwertige Architektur als ein protziges Statement für „Touris“, die dem Berliner keinen Mehrwert bringen würde - und zusätzlich werden ästhetische Ansprüche auch noch als antisozial dargestellt, da diese im Widerspruch zu gefördertem Wohnraum stünden!


    Dabei ist hochwertige Architektur so enorm wichtig, um einem Ort eine Identität zu geben und mit Leben zu füllen. Es ist doch wohl im Interesse Aller - nicht nur der Touristen - ein wichtiges Stück öffentlichen Raumes zurückzugewinnen, dessen historische Bedeutung erlebbar zu machen und im Zentrum Berlins schöne, identitätsstiftende Architektur zu schaffen. In dieser Hinsicht hat hochwertige Architektur also sehr wohl einen sozialen Mehrwert für die Berliner. Sollten am Molkenmarkt banale Wohnwürfel entstehen, wird sich dorthin niemand verirren. Da gibt es in Mitte genug andere Orte mit hoher Aufenthaltsqualität, die die Berliner sowie Touristen eher aufsuchen.


    Natürlich muss man nicht gänzlich auf bezahlbaren Wohnraum verzichten. Es reicht auch, für eine gute soziale Mischung mit 30% gefördertem Wohnraum zu sorgen und den ästhetischen Anspruch über die übrigen hochwertigeren Wohnungen zu finanzieren.
    Es gibt etliche Freiflächen und Verdichtungspotenziale in der näheren Umgebung rund um die Karl-Marx-Allee für den Bau von gefördertem Wohnraum. Warum muss man ausgerechnet hier irgendein linkspolitisches Statement machen?


    Es bleibt nur zu hoffen, dass sich genügend Initiativen für eine hochwertige Bebauung einsetzen und gute Lösungen für eine Finanzierung dieser finden! Denn vom RGR-Senat selbst wird dieser Anspruch nicht kommen.

  • ^ Als jemand, der sich Jahrzehnte lang als eher links definiert hat, möchte ich mal wissen, was am Ende daran links sein soll, Menschen mit wenig Geld in reizlosen, technokratisch gestalteten Massenunterkünften zu parken. Und als wäre jeder gute Architekt per Definition komplett damit überfordert, günstigen Wohnraum mit einem Gefühl für Ästhetik und einem Sinn für ein vielfältiges Haus oder Quartier zu gestalten. Das würde für mich bedeuten: links gleich eindimensional verblödet, anspruchslos und ordinär, und dazu auch noch ignorant den Bedürfnissen von Menschen gegenüber, für die man angeblich einen Lebensraum gestalten will. Das kann's nicht sein. Sowas ist für mich stadtkultureller Bankrott und hat auch eine Begrifflichkeit wie 'links' kein Stück verdient. Das ist für mich noch nicht einmal politisch. Es ist projizierte Verbrämung.


    Zudem haben Armeeen von geilen Architekten auch im 20. Jahrhundert bewiesen, dass günstige Architektur für den eher kleinen Geldbeutel keine Beleidigung für die Bewohner und auch die Passanten sein muss. Selbst manche Berliner Arbeiterstädte des Weltkulturerbes sind dafür ein Beweis.


    Ich glaube, es ist auch ein bisschen eine Berliner Spezialität, dass man hier manchmal links mit anspruchslos und lieblos assoziiert, was ich haarsträubend platt finde. Eine zeitlos gestaltete Fassade mit Einsatz material-schöner Elemente? Ist bürgerlich und irgendwie auch ein bisschen rechts. Ein gepflegter Park ohne 90%-Anteil Kippen und Kronkorken auf der Wiese und ohne pseudo-dekonstruktivistisch schief stehender Bänke in Quietschfarben? Iiih, voll uncool und total FDP! Eine auch nur ansatzweise zeitlose Gliederung bei einem Neubau mit Sockel, einen klaren Entrée und - au, Backe - einem Satteldach? Das muss Gentrifizierung pur sein und gehört mit Stumpf und Stiehl ausgerottet. Denn alles, was nicht humorlos gerastert oder pseurobrutalistisch ist, das ist dann gleich Disneyland oder wie beim Molkenmarkt angeblich für Touristen. Als würde jemals irgend einen Touristen diese Kackgegend auch nur einen Driss interessieren! Hier geht es in meinen Augen einfach darum, zur Abwechslung mal ein innerstädtisches Quartier entstehen zu lassen, das für die Bewohner wirklich die Qualitäten eines stimmungsvollen Rückzugsraums hat, sozusagen im Windschatten des Alex, wo man ausnahmsweise mal auf was anderes stößt als auf "quadratisch, praktisch, gut".

  • Ich glaube ich habe mich mit meiner Aussage nicht präzise genug formuliert. Der Begriff „linkspolitisches Statement“ bezog sich nicht auf einen bestimmten architektonischen Ausdruck, sondern auf die Vorgabe, den Großteil des neuen Quartiers mit günstigem Wohnraum zu bebauen, welcher ohne Zuschüsse des Landes oder Bundes auch mit knapperen Budget erfolgen muss.

    Ich gebe dir absolut recht, dass Architekten des 19./20.Jahrhunderts durchaus günstigen Wohnraum mit hoher architektonischer Qualität umgesetzt haben, allerdings kann man wohl aus Erfahrung sagen, dass heutzutage eine solche ästhetische Qualität bei knappen Budget nur noch äußerst selten entsteht. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, deswegen sage ich auch nicht, dass dies per Definition der Fall ist. Es gibt aber nunmal Tendenzen.

  • Als würde jemals irgend einen Touristen diese Kackgegend auch nur einen Driss interessieren!

    Sowas nennt man wohl apodiktisch. Ich bin mir da überhaupt nicht sicher: Sollte etwa der Jüdenhof rekonstruiert werden, wäre das ein Touristenziel ersten Ranges (schon, weil es Gebäude aus dieser Epoche in Berlin nicht mehr gibt). Ähnliches gilt für den neuen Molkenmarkt mit Blick auf das Stadthaus – auch so ein kleiner, von allen Seiten umschlossener Platz mit Gastronomie ist in Berlin eine Rarität. Ich halte das auch für völlig unproblematisch, solange das richtige Maß gewahrt wird. Touris gerne – (günstigen) Wohnraum aber auch.


    Und nun wirf mir bitte nicht vor, was Du oben Deinem "linken" Pappkameraden vorgeworfen hast, sondern das, was ich oben geschrieben habe.

  • ^Ich werfe dir gar nichts vor. Ich halte nur das Gespenst in vielen Diskussionen für absurd, dass in Berlin nur für Touris gebaut werden könnte. Das ist so ein groteskes Feindbild, und so extrem weit weg von allem in Berlin. Dabei wären Touris im Zweifelsfall doch ein Symptom dafür, dass ein Ort eine gewisse Attraktivität hat. Ich glaube, ich bin da ganz bei dir. Im ürbigen sind "Touris" gut und gerne auch mal gar nicht die dämlichsten Menschen in einer Stadt. Ich fürchte nur, ich müsste das Beten lernen, damit die von dir skizzierte Situation wirklich einträte. ;)

  • @all: Das ist mE mal wieder ein richtig niveauvoller Gedankenaustausch, für den ich dieses Forum so sehr schätze. Vor allem freut mich, dass wir hier nicht in die klassischen Lager zerfallen, auch wenn die Journalistin es hier triggert. Und ich denke auch, dass halbwegs anspruchsvolle oder immerhin ansehnliche Architektur mit bezahlbaren Mieten vereinbar wäre. Gerade wenn die öffentliche Hand wie hier direkte Einflussmöglichkeiten hat und es dazu noch so ein geschichtsträchtiger Standort ist, sollte das sogar grundsätzlich angestrebt werden. Neben den Kosten ist es mE aber auch eine Frage des Zeitdrucks und des fehlenden Personals. Irgendwelche Standardkisten sind eben am Schnellsten hingestellt.

  • Wie hat man das nur damals bei der IBA in den 80er Jahren geschafft sozialen Wohnungsbau und einen hohen Anspruch an architektonische und städtebauliche Qualität zusammen zu führen?

  • Mit Subventionen aus Westdeutschland, glaube ich. Aber Herr Gothe wünscht sich ja auch Förderung.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomov ()

  • Ähm - zunächst ma gab es die IBA nur in West-Berlin und wurde wohl auch als internationales Vorzeigeereignis gepampert- zeitgleich entstanden die Nostalgieplatten im Osten - ich pers. möchte dieses Qualitätsniveau in der Ausführung eher nicht wiederholt sehen - zwischen Anspruch und der Qualität in der Umsetzung liegt für mich doch ein erheblicher Unterschied. Der billige Charme is da doch sehr präsent, in der historischen Mitte wär das für mich in heutiger Zeit zu tief gestapelt. Denn auch ästhetische Nachhaltigkeit, Materialien und eine Wertige Ausführung sollten Bestandteil der Qualität sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Endell ()

  • Der Abendschau-Beitrag bezieht sich auf ein Kolloquium der Historischen Kommission zum Molkenmarkt, das vor einer Woche stattfand.

    https://www.berlin.de/landesde…-oktober-2021-1119555.php

    Dieses Kolloquium beinhaltete auch die Führungen von Michael Malliaris und anderen über die Ausgrabungsflächen, die in der Sendung gezeigt wurden. Jedenfalls gab es zum Schluss der Veranstaltung eine Diskussion, auf der Manfred Kühne von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über den aktuellen Stand der Planungen berichtete. Kühne führte aus, dass derzeit sehr wohl eine qualitätvolle Architektur geplant ist. Außerdem sollen Spuren der Geschichte im Rahmen von archäologischen Fenstern gezeigt werden. Die Archäologen haben viele interessante Dinge gefunden, wie mehrere Latrinen aus dem Mittelalter, Reste mittelalterlicher Keller und eine mittelalterliche Pferdeschwemme, die gezeigt werden sollen. Weiterhin sagte Kühne (ebenso wie Herr Gothe in dem Abendschau-Beitrag), dass es zwischen dem Senat und der Bezirk Mitte in dieser Frage keine Differenzen gibt. Derzeit sieht es also ziemlich gut aus für das Quartier. Allerdings schränkte Kühne ein, dass die weitere Entwicklung natürlich vom neuen Senat abhängt.