Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Der Jüdenhof wäre natürlich für eine Rekonstruktion geeignet, weil er die Berliner Stadtgeschichte sehr schön vedichtet: von einem Ort des Jugentums bis zum Geburtshaus von Horst Wessel - was will man mehr?


    Aber es soll eben alles "zeitgenössisch" sein. Die letzten Aussagen des Senats waren, daß für den Wohnungsbau nur landeseigene Wohnungsbaugesellschaften in Frage kommen. Baurechtlich gehen an der Straße ohnhin nur Gewerbeflächen. Deshalb werden die straßenbegleitende Bebauung wohl überwiegend Hotel/Büro/Shopping und die "zweite Reihe" Wohnen à la WBM. Wir sind ja nicht in Potsdam, wo eine Wohnungsbaugenossenschaft "Karl Marx" Sozialwohnungen hinter Palladiofassaden errichtet.

  • Naja, für die Diskussion wäre es doch sehr hilfreich, wenn du diese Beispiele mal konkret benennen würdest. Wie soll man diskutieren, wenn man stets im Ungefähren bleibt?


    Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du nur drei größere Bauprojekte (und hier meine ich keine einzelnen Solitäre, sondern Projekte, die mit denen des Molkenmarktes vergleichbar sind) aus Berlin nennen würdest, die aus deiner Sicht gelungen sind, diesen positiven Trend, von dem du sprichst, wiedergeben und deren Fortführung geeignet wäre, am Molkenmarkt einen positiven Beiteag zur Stadtentwikclung zu leisten. Ich bin gespannt!


    a) Das ergibt keinen Sinn, weil wir dann hier über meine Beispiele diskutieren, die aber mit dem Thema nichts zu tun haben
    und b) :confused: Alles klar, warum willst du nicht direkt ganze Stadtteile von mir benannt haben...


    Um dir aber dennoch etwas Futter zu geben: das Hakesche Quatier gefällt mir beispielsweise sehr gut. Eine Kombination in dieser Art, sowohl was Höhe als auch Materialwahl angeht, gefiele mir am Molkenmarkt auch.


    So, jetzt kanst du über mich herfallen, ich geh jetzt aus (in Gummersbach - Krass...)

  • @ Architektator


    Recht hast du, wer das Hackesche Quartier als Vorbild anführt, was in wesentlichen Teilen aus Altbauten und sehr traditionell angepassten Neubauten besteht, dann aber gegen alles pestet, was neu so geplant würde, den kann man nicht mehr ernst nehmen, daher belasse ich es dabei.


    Wie bestellt kommt dafür ein Artikel aus dem Feuilleton der Welt, der alles, aber wirklich alles auf den Punkt bringt, worüber wir hier die ganze Zeit geredet haben. Die Lektüre des Artikels kann nur eindringlichst empfohlen werden. Positiv stimmt, dass die Diskussion auch bei immer mehr Journalisten ankommt und auch zunehmend bei den Architekten selbst, denn man merkt ja, dass es so nicht weitergehen kann!


    https://www.welt.de/kultur/kun…-der-deutschen-Stadt.html


    Ich zitiere einfach mal den letzten Satz des Artikels, wo es im Fazit darum geht, wie es denn weiter gehen soll:


    Zitat gelöscht. Warum dürfte klar sein.
    Bato


    Die Wiederentdeckung des Hauses aus richtigem Dach, vernünftiger Fassade und menschenfreundlicher Gestaltung, das wäre in der Tat eine Idee. Was über Jahrhunderte selbstverständlich war, muss man sich nach 100 Jahre Moderne erst wieder mühsam erarbeiten!

  • ^^ Ja, bestätigt Euch immer fleißig gegenseitig. Verzichtet auf jegliche Differenzierung. Haut alles in einen Topf: Alt gut, neu schlecht. Neues wie Neues bauen: schlecht. Neues wie Altes bauen oder Altes rekonstruieren: gut (bzw. "normal"). Wer das anders sieht: Troll. Es gibt hier keinerlei Entwürfe, über die man reden könnte, weil es erstmal nur um die Verlegung von Straßen geht? Egal! Immer feste druff!


    Auch ich schätze die sachliche Diskussion, die einige von uns in den vergangenen Tagen zum Dom geführt haben. Das geht aber anscheinend nur, wenn vermeintliche (!) Modernisten wie ich Ihre Zustimmung zu einer Vollreko äußern. Sobald es jemand wagt, zeitgenössische Architektur für angebracht zu halten, wo früher mal Altstadt war, ist es mit der Toleranz vorbei. Auch wenn die Verteidiger der Tradition mangels Information gar nichts tun können, als lange Beiträge mit Allgemeinplätzen gegen die Moderne und – was nicht dasselbe ist – gegen zeitgenössisches Bauen zu füllen.


    Nun würde auch ich vielem, was heute gebaut wird, schlechte Kritiken ausstellen, und die klassische Moderne halte ich zumindest als Städtebau-Idee für gescheitert. Manches Neue halte ich aber auch für großartig und vieles für angemessen – bezogen auf die ökonomischen, rechtlichen, technischen und Verkehrs-Verhältnisse, unter denen heute gebaut wird. Allein von solchen Verhältnissen zu reden, scheint aber den Differenzierungswillen einiger Foristen zu übersteigen. Deshalb gibt es nur böse Ideologen und gute Ästheten – und der Höhepunkt der Schönheit war um 1900 erreicht.


    Diese präventive Verachtung, die hier über alles ausgekübelt wird, was zeitgenössisch ist, treibt mich in den Wahnsinn. Wartet doch einfach mal den aktuellen Masterplan und konkrete Entwürfe ab – und dann übt Kritik in der Sache. Daran beteilige ich mich gern. Für pauschales Moderne-Bashing könnt Ihr einen Strang namens "Seit dem Sturz des Kaisers ist alles kacke" aufmachen. Den kann ich dann ignorieren, und Ihr könnt dort endlos Eure Empörung teilen. Über Architektur wird anderswo geredet (mit Euch, versteht sich, wenn Ihr Interesse daran habt).

  • Ja bei all dem Hohn und Spott zur Moderne hier frage ich mich immer wieder wie es die Bewohner unserer 6 (!!!) Berliner Wohnsiedlungen der Moderne die Teil des Unesco Weltkulturerbes sind dort bloss aushalten!


    Die Antwort ist dass es tatsächlich ein Leben außerhalb der Berliner Gründerzeit Altbauwohnung geben könnte...


    Und so quäle ich mich jeden Tag im Hansaviertel, diesem scheusslichen Monster der Moderne, wie soll ich den Blick über ganz Berlin bloss ertragen oder die Sommerzeit in der ich in der Hansabibliothek bei herabgesenkten Fenstern im lauschigen Innenhof sitze und mein Schicksal betrauern muss...


    Der von Odysseus verlinkte Artikel betont übrigens dass die Lösung eben nicht in historisierenden Fassaden besteht...

  • 100 Jahre Bauhaus - herzlichen Glückwusch!


    Ja, wäre das nicht ein feierlicher Anlass den selbigen endlich hinter uns zu lassen? Ich würde mich freuen, wenn es am Molkenmarkt nicht nur eine Rekonstruktion gäbe, sondern eine kreative, neue aber harmonische architektonisch anspruchsvolle Gestaltung.


    Auch die Fischerinsel sollte man unbedingt angehen - es ist leider immer noch ein Trauerspiel.

  • Auf der Fischerinsel ergeben Rekonstruktionen - und das sage ich als Rekobefürworter - meiner Meinung nach keinen Sinn, da es anders als am Molkenmarkt und im Klosterviertel leider nichts mehr gibt, woran man anknüpfen kann. Die einzige Rekonstruktion, die ich mir auf der Fischerinsel vorstellen könnte, wäre das berühmte "Ahornblatt" von Ulrich Müther, welches Anfang der 2000er-Jahre völlig belanglosen Neubauten geopfert wurde:


    http://www.b-tu.de/great-engin…934-2007/projekte#c147325

  • Auf der Fischerinsel ergeben Rekonstruktionen - und das sage ich als Rekobefürworter - meiner Meinung nach keinen Sinn, da es anders als am Molkenmarkt und im Klosterviertel leider nichts mehr gibt, woran man anknüpfen kann. Die einzige Rekonstruktion, die ich mir auf der Fischerinsel vorstellen könnte, wäre das berühmte "Ahornblatt" von Ulrich Müther, welches Anfang der 2000er-Jahre völlig belanglosen Neubauten geopfert wurde:


    http://www.b-tu.de/great-engin…934-2007/projekte#c147325



    Was zur Berliner Stadtgeschichte dazu gesagt werden muss, beherbergte das Kleeblatt in den 90ern den Afterhour Club Walfisch von DJ Tanith :)


    Was die Kontroverse um den Baustil am Molkenmarkt angeht: Kleinteiligkeit ist ja schonmal gegeben. Und dann gibt es zwischen Moderne und Reko eine unendlich feine Abstufung. Was mir gut gefallen würde ist eine Schrägdachlandschaft. Am Schinkelplatz hat man damit ja schonmal klein angefangen. Darüber hinaus muss man die ersten Entwürfe abwarten. Es gibt für jeden Stil wahnsinnig schlechte wie gute Beispiele. Eine Reko wie in der Altstadt Frankfurts kann man nicht erwarten. Wir reden hier doch eher von Dresden Neumarkt Niveau. Und das haut mich wahrlich nicht vom Hocker.

  • PM vom 28.01.2019: https://www.berlin.de/sen/uvk/…essemitteilung.778710.php
    Demnach wurden vor dem Alten Stadthaus insgesamt 14 Platanen gefällt. Ab Herbst 2020 sollen im Rahmen des Straßenneubaus in der Grunerstraße, am Mühlendamm und der Stralauer Straße insgesamt 66 neue Baumpflanzungen erfolgen. Außerdem werden demnach in den benachbarten Quartiersstraßen im Klosterviertel (Jüdenstraße, Klosterstraße, Parochialstraße) ab Herbst 2022 insgesamt 75 neue Bäume gepflanzt.


    Mit Fotos & Einzelheiten dazu: https://www.berliner-woche.de/…lanzungen-geplant_a199237

  • Auf der Fischerinsel ergeben Rekonstruktionen - und das sage ich als Rekobefürworter - meiner Meinung nach keinen Sinn, da es anders als am Molkenmarkt und im Klosterviertel leider nichts mehr gibt, woran man anknüpfen kann.


    Hier muss ich widersprechen. Die südliche Fischerinsel ist wie ein riesiges Pompei, unter der Oberfläche liegen die komplette Keller und Fundamente, einschließlich Straßenzüge, der vernichteten historischen Altstadt von Cölln. Die Tiefenentrümmerung hat man sich nach der Sprengung gespart.


    Die Folge ist, dass jede kleinste Baumaßname, wie das Einbuddeln von Müllschluckern, eine Großbaustelle mit vorgeschalteten archäologischen Erkundungen wird. Sommerstürme führen zur Entwurzelung von Bäumen, weil die mit ihren Wurzeln nicht tief genug in den Boden haften können.


    Eine kritische Rekonstruktion mit einiger Leitbauten wäre unter Beibehält der Wohnhochhäuser absolut möglich und notwendig. Ich kenne einige Junge Leute die vor lauter Ödnis die Fischerinsel wieder verlassen haben, trotz des angespannten Wohnungsmarktes.
    Urban ist die Gegend nicht, außer man möchte Urbanität durch Personen pro Hektar, oder Autobewegungen pro Stunde definieren.

  • ^ Ob Leitbau-Rekos oder nicht: Die Fischerinsel muss auf jeden Fall verdichtet werden. Es müssen wieder Straßenzüge her (im Blockrand, versteht sich). Die Hochhäuser müssen bleiben, aber allein wegen der Sozialstruktur von Mitte. Städtebaulich finde ich sie völlig misslungen – anders als die Hochhäuser an der Leipziger, die auch an sich einen Wert haben.

  • Das Problem der Fischerinsel ist sicher mit der Lage in Verbindung zu bringen.
    Bedingt durch Spree, Spreekanal und Gertraudenstraße, gibt es eine Insellage, die jede Entwicklung bis heute hemmt. Erschwerend kommt hinzu, dass alle umliegenden Gebiete bis heute auch noch viel Entwicklungspotential haben, selbst das dichtbebaute Neukölln am Wasser, südlich davon, ist doch eher noch verschlafen.


    Schwierig ist auch der abweisende Charakter, der durch den einzigen Neubau noch verstärkt wurde. Von Süden geht das noch, da sieht man im Sommer, vom Märkischen Ufer aus, viel Grün. Aber sonst? Egal über welche Asphatwüste man sich dorthin vorkämpft, steht man vor diesem trostlosen Neubau und wünscht sich das Ahornblatt zurück. Das ist doch keine Lösung.


    Daher bin ich, was das Bebauen praktisch aller Grünfächen angeht, sehr skeptisch. Im Grunde müsste der Neubau wieder weg, bzw umgebaut werden. Er ist das falsche Gebäude an der falschen Stelle. Genau dort, wäre ein kleiner Stadtplatz sinnvoll, nicht in der vollen Größe aber im östlichen Teil des Grundstücks. Imerhin kann man von der Ecke bis zum Rathaus und zum Schloss schauen.


    Anbauten an die Hochhäuser wie in dem gezeigten Vorschlag, halte ich für problematisch. Da ist es wohl besser etwas Abstand einzuhalten.

  • Das Ahornblatt muss immer herhalten, wenn es um die ach so verwerfliche Abrissmentalität des Westens geht. Sicherlich war es ein Fehler, das Ding abzureißen, aber dieses Märtyrertum, was daraus gemacht wird, kann ich nicht mehr Ernst nehmen. Es war EIN mässig erhaltenswertes Gebäude, das nun mal abgerissen wurde. Leider sind im Gegenzug Dutzende andere Gebäude nicht abgerissen worden, das bedauere ich viel mehr.
    Dazu gehören auch diese verdammt scheußlichen Hochhäuser der Fischerinsel. Das Zeitfenster -wenn es denn jemals eines gegeben hat - eines möglichen Abrisses ist schon lange vergangen und heute nicht mehr durchsetzbar. Anders als Architektenkind sähe ich in der vorhandenen Sozialstruktur eher einen Anlass für den Abriss...
    Ähnlich dem Thälmannpark, wo auch gegen jegliche Veränderung gestimmt wird. habe ich als Aussenstehender den Eindruck dass hier - unter dem immergleichen Vorwand des günstigen Wohnraumes - DDR Biotope erhalten und gepflegt werden, von Diversifikation, Offenheit usw hört man da nicht so viel und ist auch nicht erwünscht. Die sinnvolle Blockrandbebauung wurde ja von Frau Lompscher, der Fischerinselschutzheiligen, persönlich untersagt. Ich glaube nicht an eine Nachverdichtung, diese wird ebenso am Widerstand der Bewohner scheitern.
    ich habe die Fischerinsel schon lange abgehakt, ist nur noch irrelevant, bis die Klötze irgendwann mal zusammenkrachen, was keiner von uns mehr erleben wird.

  • ^ Die Hochhäuser an dieser Stelle sind architektonisch und städtebaulich grauenhaft. Aber die Zerschlagung der bestehenden Sozialstruktur als wünschenswert zu betrachten, ist so zynisch, dass es einen fast den Atem verschlägt.

  • Man muss das Gebiet weiterentwickeln. Vielleicht ergibt auch ein teilweiser Rückbau städtebaulich Sinn. Das ist aber nunmal z.Zt. gar nicht möglich, es sei denn es gäbe Probleme mit dem baulichen Zustand.


    Ich habe an dem Ahornblatt auch nichts schön gefunden, aber zur DDR Zeit gab es da noch sowas wie ein städtebauliches Konzept, welches die Anlage begründete. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, man hofft einfach, dass dort irgendwann irgendwas gebaut wird.

  • Wir sind wieder an einem der fundamentalen Probleme angekommen, wenn wir über zentrale Projekte in den Innenstädten von Berlin und Potsdam in den letzten Jahren diskutieren. Nämlich der Konstruktion eines fundamentalen Gegensatzes von Sozialstruktur und Städtebau.


    Es ist auf der einen Seite bemerkenswert, dass fast alle die südliche Fischerinsel als Missstand betrachetn, in der Folge aber so argumentiert wird, dass sich mal wieder nichts verändern kann oder soll. Ich bin da manchmal ratlos.


    Und nicht dass man mich missversteht, ich bin für eine Durchmischung von allen Klassen und Schichten in den Städten und ich bin auch dafür, dass man für jeden!!! Bewohner eine sozialverträgliche Lösung findet. Nur erstens ist das Land Berlin selbst nicht ganz unschluldig an der derzeitigen Lage, hat man doch vor einigen Jahren sehr gerne das böse Geld der verhassten Kapitalisten genommen. Wo war da denn bitte das soziale Gewissen? Und zweitens kann ich - auch im Vergleich zu anderen Metropolen der Welt - nicht ganz nachvollziehen, dass es ausgerechnet in Berlin ein Grundrecht auf billiges Wohnen im direkten Zentrum geben soll. Dass es so viele Sozialwohnungen und verhältnismäßig billigen Wohnraum in Mitte gibt (Fischerinsel, rund ums Rathaus, Leipziger Straße, Wilhelmstraße), ist international ein absoluter Sonderfall. Das gibt es nicht in Paris, nicht in New York, nicht in London, schlicht nirgends. Es ist einfach das Überbleibsel aus einer anderen Zeit.


    Die Frage ist jetzt, ob man diesen Zustand mit allen damit verbundenen städtebaulichen Problemen auf Dauer konservieren will oder ob man einen langsamen und verträglichen Übergang organisiert. Denn man sieht ja an der Wilhelmstraße, was langfristig die Perspektive ist. Die Eigentümer, sofern die Bauten in privater Hand sind, wissen ja um den Wert des Baulandes. Die Alternative wird wohl sein, dass man diese Bauten sukzessive verkommen lässt und entmietet, bis schlussendlich gar keine Durchmischung mehr vorliegen wird.


    Anstatt sich also an einen jetzigen Wunschzustand zu klammern, der nie im Leben ein dauerhafter sein wird, sollte man viel eher überlegen, wie man einen wirklich zukunftsfähigen Mix hinbekommen kann, der zudem auch städtebaulich ein Gewinn für die betreffenden Areale ist.
    Und das sage ich im Sinne einer lebendigen Sozialstruktur, die auch in 30 Jahren noch vorhanden sein soll.

  • ^ Ich glaube, es besteht mittlerweile ein gewisser Konsens, dass die modernistisch-funktionalistische Trennung der Stadt in Funktionsbereiche, wie sie die Charta von Athen vorschlug und wie sie nach dem 2. Weltkrieg vielfach durchgesetzt wurde, problematisch war. Ich hoffe, dass wir irgendwann auch zu einem Konsens gelangen können, dass eine soziale Trennung der Stadt nach Einkommensschichten (die Reichsten im Zentrum, die Ärmsten in der Peripherie/Banlieues bzw. umgekehrt die Reichsten in luxiorösen gated communities, die Ärmsten in verfallenen Innenstädten), wie sie besonders durch neoliberale Entwicklungen gefördert wurde, ebenso problematisch ist.


    Und dann wird man Entwicklungen in anderen großen Städten in diese Richtung als Fehlentwicklungen erkennen, denen zu begegnen ist und das partielle Abweichen Berlins von den eklatantesten Fehlentwicklungen als Glücksfall, nicht als "Überbleibsel aus einer anderen Zeit" bezeichnen. Aber ich denke, wir sind uns grundsätzlich einig, auch darin, dass immer wieder neue Wege gefunden werden müssen, um die "Berliner Mischung" zu bewahren bzw. neu zu erringen.

  • @ ElleDeBE


    aber glaubst du wirklich, dass sich der aktuelle Zustand einfach durch weiteres Wunschdenken konservieren lässt? Ich kenne die Eigentumsverhältnisse bei den Bauten der südlichen Fischerinsel nicht, vielleicht kann hier ja jemand aufklären, aber die Wilhelmstraße ist doch das mahende Beispiel, was passiert, wenn man rein am aktuellen Status festhält.


    Was passiert nämlich dann? Die privaten Eigentümer werden erstens nichts mehr an den Häusern tun, in der Hoffnung, dass irgendwann der Brandschutz oder dergleichen so schlecht ist, dass man das als Exit nutzen kann. Oder man macht es sanfter, indem man frei werdende Wohnung nicht mehr vermietet oder sie zu Ferienwohnungen umwandelt (auch wenn das mittlerweile deutlich schwerer geworden ist).


    Die Hoffnung, dass diese Bauten jenseits staatlicher Subvenstionierung erhalten werden können, ist völlig weltfremd. Und je höher die Grundpreise steigen, desto schwieriger wird die Lage und umso schneller geht das alles, weil sich dann auch weitergehende Maßnahmen zunehmend lohnen!


    Hinzu kommt, dass die südliche Fischerinsel allein von der Lage am Wasser eine TOP-TOP-Lage ist, wenn man sie frei bespielen könnte. Die Hoffnung, dass private Investoren diese Lage einfach so dem Barmherzigkeitsgedanken überlassen, ist völlig illusorisch. Daher müsste man sich jetzt ein Konzept überlegen, wie man ein Quartier planen könnte, welches vielleicht 30 Prozent Sozialwohnungn bzw. gebundene Mietpreise vorsieht und den Rest gibt man frei. Dann hätten Investoren einen Anreiz und es bliebe billiger Wohnraum erhalten. Die Alternative ist, dass man sich noch 10 Jahre auf dem aktuellen Zustand ausruht und am Ende dann vielleicht gar nichts mehr hat.


    Problematisch wird es aber ohnehin bei der Frage, was danach kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Investoren die Hochhäuser opfern und danach weniger Fläche hätten. Ähnliches gilt für die Leipziger Straße. Klar könnte man die Bauvolumina dann anders verteilen, aber die malerischen Altstadtgassen der Vorkeirgszeit, wie auch immer man sie dann neu interpretieren würde, wird es sowieso nie wieder geben, dafür ist das Bauland viel zu attraktiv!