Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Danke für die Information, aber Dein Link funktioniert bei mir nicht. Ebenso beim Beitrag zum Rathausforum. Könntest Du das nochmal überprüfen?

  • Doch. Der Link geht. Hier ist der der Berliner Morgenpost, den ich aber noch zusammenfassen muss, da er sonst von Bato gelöscht wird. Das ist nach über 16 Jahren Planungszeit recht einfach, da die Grunerstraße wie bekannt verlegt wird.

  • Ich bin ja sonst ein Fan der Verdichtung, aber ich finde es immer noch nicht gut, dass die Fläche vor dem Stadthaus bebaut werden soll. Ja, Konstantin, ich weiß, dass es früher auch so war. Aber Damit würde die Schauseite eines repräsentativen Gebäudes (wieder) in einer Seitenstraße verschwinden. Dieses Guckloch würde da sicher keinen Unterschied machen. Es würde auch reichen, wenn man entlang der Gruner und der Parochialkirche eine Reihe Häuser hinsetzt. So gäbe es einen Platz, der gegen den Lärm seitens der Grunerstraße abgeschirmt wäre und dessen die Symmetrie gewahrt bliebe.


    Auf dem Platz könnte man dann eine rekonstruierte Berolina (aufm Alex wäre das wohl kaum möglich oder zu schade, weil sie gleich Opfer von Vandalismus würde) oder meinetwegen auch Marx und Engels aufstellen, wenn das Forum nun vielleicht doch bebaut werden sollte.

  • Wo ist der Größenwahn geblieben?

    Diese Planungen gefallen mir mehr als erwartet, ABER:
    Meiner Meinung nach ist das Vorhaben ein riesen Rückschritt! Weg von einer Auto-freundlichen Stadt, weg von einer der Größe der Stadt angemessenen Magistrale, die laut den Planungen nun unnötig verengt und verschwenkt wird.
    Hin zu einem kleinkarierten Blockrand, wie er in jeder x-beliebigen deutschen Stadt vorzufinden ist. Nix gegen kleinkarierten Blockrand, aber Berlin hat schon genug davon.
    Dieses Vorhaben ist ähnlich rückwärtsgewandt, wie wenn man zum Beispiel die D-Mark wieder einführen würde.
    Sechs Spuren statt acht, der Durchgangsverkehr wird auf zwei (!!! ZWEI !!!) Abbiegespuren geleitet und muss um eine enge Kurve...:nono: Die Verkehrsmassen in dieser wachsenden Stadt werden doch nicht weniger - das Verkehrschaos ist somit vorprogrammiert!:Nieder:

  • Der Querschnitt der Grunnerstraße wird nicht enger, als das bestehende Nadelöhr Leipziger Straße. Der Durchlassfaktor wird also meines Erachtes nicht verringert und eine Kurve wird man doch wohl noch fahren können. Es handelt sich hier schließlich um das Berliner Zentrum und keinen Autobahnzubringer. Der Großteil des Straßenraums wird momentan durch ruhenden Verkehr, überbreite Fahrsturen und Verkehrsinseln belegt. Mehr als 3 Spuren pro Richtung stehen auch zur Zeit nicht zur Verfügung.

  • Meiner Meinung nach ist das Vorhaben ein riesen Rückschritt! Weg von einer Auto-freundlichen Stadt...


    Ja, richtig und genau so ist es gut. Die auto-freundliche Stadt war ein großer Fehler, der den Städten viel ihrer Lebensqualität genommen hat. Man sollte stattdessen weitere Maßnahmen treffen, um den Verkehr zu reduzieren. Dieser Umbau ist schonmal eine, denn größere Straßen generieren von sich aus schonmal zusätzlichen Verkehr. Es gibt noch so manche überdimensionierte Kreuzung, die man hoffentlich noch zurückbaut und städtebaulich enger fasst.

  • ^ Eben, Tomov. Es handelt sich um das Berliner Zentrum. Mit riesigen Ministerien, verschwenderisch großen Plätzen und übergroß dimensionierten Prachtbauten. Dazu gehört auch eine entsprechend dimensionierte Straße!
    Für den Individualverkehr sind zwar derzeit nur 3 Spuren pro Richtung befahrbar, aber Busse und Taxen haben eine eigene, vierte Spur. Man könnte die jetzige Straße auch noch verbessern, so dass vier bis fünf Spuren nutzbar sind. Bei der Neuplanung sind Kapazitätserweiterungen nicht möglich.

  • Du verwechselst wohl einzig nutzungsorientiere Magistralen mit repräsentativen Alleen oder Boulevards. Mal abgesehen davon, wo sind denn dort Ministerien o.ä.? Die Rückseite des Rathauses ist zwar ganz hübsch, aber das ist sie auch entlang einer schmaleren Straße. Es wird ja keine Einbahnstraße oder Fußgängerzone draus gemacht. Davon hielte ich auch nichts, ich fahre gerne Auto.


    Und was ist an solchen Magistralen so berlinerisch oder repräsentativ? Solche gibt es in Städten aller Größenordnungen als Produkt der Nachkriegszeit. Nicht, weil so schön waren, sondern damit der Verkehr flutscht. Zumal es noch genug dieser Art in Berlin und auch in dieser Ecke gibt.

  • ^^^ Ich habe noch nie verstanden, was an solch groß dimensionierten Straßen toll oder urban oder sonstwie positiv sein soll. Es sind furchtbare Asphaltschneisen mit stinkenden, lauten Blechlawinen, die Stadträume zerschneiden und für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer hässliche und schwer zu überquerende Hindernisse. Aber vielleicht muss ich das auch nicht verstehen.


    Zumal hier ja keine enge Gasse, sondern immer noch eine 6-spurige Autostraße geplant ist. Ich freue mich auf den Umbau, den ich hoffentlich tatsächlich noch erleben werde und finde es nur schade, das anscheinend viele eher langweilige Gebäude entstehen werden. So wie es bisher am Spittelmarkt und der Gertraudenstraße überwiegend auch schon der Fall war bzw. ist...

  • Richtig. Um den Unterschied zwischen Ausfallstraßen und repräsentativen Boulevards zu sehen muss man sich nur einmal in Wien oder Paris umschauen. Diese Verkehrsschneise ist keine urbane Inszenierung sondern ein Verkehrsmoloch direkt neben der "guten Stube" der Stadt. Ich kenne keine andere Metropole, die erlaubt, dass ihr historisches Rathaus von parkenden Autos und einer mehrspurigen Hauptverkehrsstraße geprägt wird. Jede andere Großstadt inszeniert solche hübschen Großrathäuser mit städtischem Bürgerstolz. In Berlin ist es von Straßen umgeben, am Rande des verwaisten und vermurksten "Rathausforum", von dem es auch nochmal durch eine Straße getrennt ist.


    Statt das Prachtrathaus als Solitär und guter Stube, umgeben von am besten gleich mehreren Rathausplätzen, zu inszenieren, mutet es fast schon wie ein normaler Blockrandbau an:


    http://www.reise-abc.ch/berlin/images/rathaus-2.jpg



    Die Straßen gehören rundherum weg. Aufgelassen, umgeleitet. Mindestens vor der Stirnseite, sodass ein durchgänger Rathausplatz bis zur Gebäudekante entsteht.

  • Naja, diese Visus sind ja auch schon fast antik. Denke und hoffe vor allem mal, dass sich hierbei eher Studien, als um wirkliche Entwürfe handelt.

  • ^ Es gibt ja auch noch andere Verkehrsmittel, die einer Stadt dieser Größe sehr viel "angemessener" sind.


    Angemessen für Berlin sind Verkehrsmittel, die so vielfältig sind wie die Stadt selbst!



    Die jetzige Grunerstraße ist nicht schön, aber von der Größe her dem Ort, dem Verkehrsaufkommen und der Stadt angemessen. Ich habe nix gegen einen Neubau und eine Verbesserung dieser Straße, aber ich habe etwas gegen diese geplante T-Kreuzung, die den Verkehrsfluss nur unnötig behindern wird! Der stockende Individualverkehr wird sich verstärkt umliegende Nebenstraßen suchen, um die Enge zu umgehen. Die Menschen, die in den neuen Bauten an der Straße wohnen und arbeiten werden, tun mir jetzt schon Leid.

  • Der "stockende Individualverkehr" wird sich daran gewöhnen, so wie er es nach der Sperrung des Brandenburger Tores oder an manch eine Verschmälerung durch neue Bus- und Radspuren auch getan hat. Wie gesagt, die Leistungsfähigkeit der Straße wir ja kaum reduziert und 2 Schlenker mehr werden auch für den hartgesottensten Autofahrer kein Beinbruch sein.


    Überall wird nach Verdichtung geschrien. Grünanlagen, Kleingärten, sogar Friedhöfe dürfen bebaut werden. Aber wenn es um ein paar qm weniger Fläche für die Autos geht, ist der Aufschrei groß. Hier wird es in Zukunft noch zu ganz anderen Einschränkungen kommen!


    Die Vorteile der Stadtreparatur überwiegen hier ganz eindeutig gegenüber den minimalen Nachteilen für die Autofahrer. Und wenn sich der ein oder andere von denen dann genau deswegen überlegt, ob er/sie wirklich mit dem Auto durch die Stadt fahren muss oder ob es nicht auch mit der U-Bahn oder dem Fahrrad geht, ist das doch ein guter Nebeneffekt.

  • Ich fänd die Planungen besser, wenn man vor dem alten Stadthaus anstatt dieser verschlafenen dreistöckigen Flachbauten a lá 90.000 Einwohner-Städtchen einen schönen, eingefassten Platz a lá Plaça de Catalunya in Barcelona bauen würde. Durch das neue Stadtquartier würde ein Platz sicher gut belebt sein.:)

  • Angemessen für Berlin sind Verkehrsmittel, die so vielfältig sind wie die Stadt selbst!


    Also befürwortest du eine Steigerung des Radverkehrs durch z.B. solche Veränderungen wie am Molkenmarkt - sehe ich das richtig? :)


    Der Verkehr wird sich durch die angedachte Maßnahme sogar verstärken! Ich werde nämlich als Radfahrer in Zukunft dort wesentlich häufiger langfahren, weil die Gegend viel gemütlicher und ansprechender wird. Wenn der Verkehr in Berlin so vielfältig werden soll, wie es die Stadt selbst ist, dann sollte man den Radverkehr und E-Mobilität erhöhen.


    Aber mal im Ernst, diese Piste ist doch grausam. Und das Auto wird als Verkehrsmittel an Bedeutung verlieren. Ist mir schleierhaft, wie man diese Piste verteidigen kann.

  • Die autogerechte Stadt ist auch das Resultat aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs. Breite Straßen wurden nun als notwendig angesehen, um im Fall einer Bombardierung Städte vor dem Ausbruch von Feuerstürmen zu bewahren. Die für den geringen damaligen Verkehr vollkommen übertrieben Ausführungen wurden, als sie den Zustand der Verkehrssättigung erreichten, kritisch betrachtet. Seit inzwischen 30 Jahren aber gilt das ganze Konzept als vollkommen veraltet und das Festhalten an dessen als vollkommen rückständig. Es ist absurd, hier von einem Rückschritt zu sprechen. Ich kann nicht verstehen, wieso man über dieses lächerliche Thema überhaupt noch diskutiert.

  • Die autogerechte Stadt ist auch das Resultat aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs. Breite Straßen wurden nun als notwendig angesehen, um im Fall einer Bombardierung Städte vor dem Ausbruch von Feuerstürmen zu bewahren.[...]


    Das Argument hat vielleicht in der unmittelbaren Nachkriegszeit bei Einzelfällen gezogen. Um ehrlich zu sein bezweifle ich, dass das jemals den Ausschlag bei größeren Stadtplanungen gegeben hat. Der zweite Weltkrieg ist schließlich mit dem Abwurf der Atombombe beendet worden.
    1968, als man die Grunerstraße durch die Berliner Mitte jagte, spielte die Angst vor einem Feuersturm angesichts des allseits bekannten nuklearen Wettrüstens mit Sicherheit keine Rolle. Für die unsinnige Verbreiterung musste übrigens auch der herrliche Kopfbau des Amtsgerichtes zur Grunerstraße weichen. (1, 2, 3).

  • JanM. Restrigo
    ich könnte ja deine Argumentation für eine Beibehaltung dieser breiten Autobahnschneise nachvollziehen, wenn es sich hier um einen historischen Prachtboulevard ala Champs-Élysées handeln würde.
    Nun besitzt die Gruner Straße weder eine ansehnliche Grünanlage, sozusagen als Stadtraumschmuck, noch repräsentative Randbebauungen wie zB Ladengeschäfte usw. die jetzt durch den Umbau weichen müssten.
    Einzig allein soll dort eine Entwickelung, die schon seit Jahrzehnten in den Städten gewünscht und umgesetzt wird, hin zu einem menschenfreundlicheren Stadtraum umgesetzt werden.
    Ich denke die ersten Fußgängerzonen wurden zu beginn ähnlich kritisch beäugt, aber niemand möchte sie heutzutage missen.
    Was am Ende als Randbebauung kommt wird man sicherlich kritisch beurteilen müssen.
    Meiner Meinung nach sollte der Individualverkehr so weit wie möglich zurückgeschraubt werden, wobei es natürlich auch wichtig ist bezahlbare alternativen anzubieten.