Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Jüdentraße Ecke Grunerstraße

    Heute im Vorbeifahren gesehen: Arbeiten auf dem Brachgrundstück Jüdentraße Ecke Grunerstraße - keine Bauschilder, vielleicht archäoligische Arbeiten?



  • Auf jeden Fall ist es mal das Ausgrabungsareal des Großen Jüdenhofs. Sicher eine weitere Grabung.

  • Genau. Die ersten archäologischen Grabungen in Berlin, die nicht von bauwillige Investoren bezahlt wurden, sondern vom Land selbst.
    Senstadt hat hierzu vor fast zwei Jahren großen Ankündigungen herausgegeben.
    Historiker vermuten unter dem romantischen Hof des Jüdenhofes, der schon nach den ersten großen Judenpogromen im Mittelalter nicht mehr von Juden bewohnt war und skurriler Weise zuletzt von den Nazis "saniert" wurde, eine Mikwe (rituelles Tauchbad). Das wäre dann die erste in Deutschland östlich der Elbe.
    Die Grabungen sind aus Geldmangel immer wieder eingestellt worden. Auch dieses Jahr beginnen sie spät. Vielleicht werden wir in der Grabungsaison 2013 klüger über die Ursprünge dieses Orts.


    Janur 2011



    Oktober 2011


  • Danke für die Bilder! Zu den Grabungen gibt es ab und zu mal kostenlose Führungen. Die nächsten:


    Freitag 14.06.2013 14 Uhr
    Donnerstag 20.06.2013 17 Uhr
    Donnerstag 04.07.2013 17 Uhr
    ...
    12.07.2013
    08.08.2013
    16.08.2013
    29.08.2013


    Mehr dazu bei der Senatsverwaltung.


    ps: Auch zu den Ausgrabungen an der Breitenstraße gibt es regelmäßig Führungen.

  • Kann mir jemand sagen, inwiefern das Land Berlin dieses Areal eigentlich bei potentiellen Investoren bewirbt? Wenn man sich mal die Fakten kurz vor Augen führt "Innenstadtlage, direkt im Zentrum", "U-Bahn-Anschluss", "Wohnen und Arbeiten", "sehr ruhiges Viertel" (Grunerstraße mal ausgenommen) und dazu eine neue Schule (Gymnasium), dann müsste das doch ein Selbstläufer sein, gerade auch für Familien?


    Welche Instrumente der Vermarktung werden hier also (nicht) genutzt?

  • Da gibt es nichts zu bewerben, solange nicht mal die grundlegenden Voraussetzungen für eine Bebauung gegeben sind. Über das potenzielle Bauland führt nach wie vor eine 10-spurige Magistrale und es ist nicht abzusehen, dass hier ein ernsthaftes Interesse an Umgestaltung besteht.

  • Ja, als erstes müsste der Teil der zukünftigen Straßenführung direkt hinter dem Roten Rathaus fertig gebaut werden. Dann müsste man "nur" für ein paar Wochen die Straße sperren, würde die neue(n) Kreuzungen bauen und das alte
    Straßenstück abkapseln.


    Aber selbst dieses Szenario scheint derzeit utopisch. Die werden kaum jetzt noch Gruner/Stralauer/Spandauer Str. kappen und den ohnehin stark blockierten Verkehr in Mitte z.Z. dadurch noch weiter einschränken.


    Leider ist die Leipziger/Gruner Str. die Haupt-Ost-Westverbindung in der Gegend. Ich kann mir leider auch nur schwer vorstellen wie die die auch ohne sonstige Baustellen überhaupt anfassen wollen..

  • Verstehe ich nicht. So schlecht scheint es Berlin ja dann nicht zu gehen, wenn hier Geld auf gut deutsch auf der Straße liegen gelassen wird.

  • Genau. Der B-Plan ist bis dato nichts rechtskräftig und die CDU kann sich nicht entscheiden ob sie der Verringerung der Fahrspuren in der Grunerstraße und der Neuerrichtung der Straßenbahn vom Roten Rathaus über den Molkenmarkt bis zum Potsdamer Platz zustimmt. Das liegt seit 10 Jahren auf Eis.


    Ähnliche Fälle gibt es ja zu Hunderten in Berlin.

  • Die werden kaum jetzt noch Gruner/Stralauer/Spandauer Str. kappen und den ohnehin stark blockierten Verkehr in Mitte z.Z. dadurch noch weiter einschränken.


    Warum eigentlich nicht?
    Das Beispiel der neuen Flaniermeile am Pariser Seine-Ufer zeigt daß man durchaus dem Autoverkehr ersatzlos Flächen nehmen kann (im Pariser Fall wurde eine Expressroute am Seine-Ufer ersatzlos dichtgemacht) ohne daß es zu nennenswertem Chaos kam. Wer Straßen sät wird Verkehr ernten, wer Straßen zurückbaut wird Verkehr reduzieren...

  • Habe vor etwa zwei Monaten auf diese Frage eine Antwort von der Senatsverwaltung bekommen. Das B-Planverfahren liegt solange auf Eis, bis die BauNVO novelliert ist (dafür ist der Bund zuständig). Grund dafür ist, dass die bisher geplante Dichte mit den aktuellen Vorgaben des Gesetzes nicht vereinbar ist. Die städtebauliche Zielsetzung hätte sich allerdings auf keinen Fall geändert.
    Wann die Novelle der BauNVO durch ist weiß ich nicht. Erst ab dann ist mit erneuter Aufstellung eines B-Plans zu rechenen und das allein kann sicherlich Zeit nehmen. Eine Wiederaufnahme des Verfahrens noch in diesem Jahr sei nicht abschätzbar.

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    Danke für die Information.
    Welche Dichte ist denn genau gemeint? Die Bebauung selbst (Hinterhöfe?) oder die Einengung der Grunerstraße?

  • Verstehe ich immer noch nicht so recht.
    Die stehen zu dicht beieinander? Sind selbst zu dicht gebaut (zu enge Höfe)?

  • Ich bin kein Baurechtsexperte, aber ich probiers mal: Zu hohe Dichte bedeutet in diesem Falle, dass zu viel Fläche bebaut oder das passende Maß zu hoch bebaut ist. Es könnte also sein, dass zwar die Grundflächenzahl GRZ stimmt (z.B. 0,4 - das Bedeutet, dass 40% des Grundstücks bebaut werden dürfen), die Geschossflächenzahl GFZ aber zu hoch ist (z.B. 3 - das bedeutet, dass das gesamte Grundstück 3 Mal überbaut werden dürfte - bei einer GRZ von 0,5 macht das also das halbe Grundstück sechsstöckig überbaut). Dafür gibt es je nach Lage und Nutzung vorgaben in der Bau-Nutzungsverordnung. Dazu der Wikipedia-Eintrag.


    Die Häuser stehen also nicht zwangsläufig zu dicht beieinander, sondern haben nach aktuellem Recht zu viele Stockwerke oder verbauen zu viel Fläche eines Grundstücks, was sich dann tatsächlich in zu engen Höfen widerspiegeln könnte.

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    Vielen Dank für die Ausführungen. Zu viele Stockwerke kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, da die geplanten Gebäude laut Visualisierungen teilweise nur drei- bis vierstöckig sind (unter Traufhöhe). Was da nun genau der Grund ist um gegen die BauNVO zu verstoßen sei mal dahingestellt, denn seltsam bzw. äußerst unprofessionell finde ich es von der Berliner Stadtentwicklung dieses Areal planungstechnisch so weit voran zu bringen ohne darüber nachzudenken, ob damit die Bauverordnungen eingehalten werden. Oder war das Absicht?

  • Warum eigentlich nicht?
    Das Beispiel der neuen Flaniermeile am Pariser Seine-Ufer zeigt daß man durchaus dem Autoverkehr ersatzlos Flächen nehmen kann (im Pariser Fall wurde eine Expressroute am Seine-Ufer ersatzlos dichtgemacht) ohne daß es zu nennenswertem Chaos kam. Wer Straßen sät wird Verkehr ernten, wer Straßen zurückbaut wird Verkehr reduzieren...


    Ich kenne mich mit der Situation in Paris nicht aus, aber auch dort ist zweifellos nicht alles gut und besser (vorallem der Verkehrsfluss nicht) wenn eine wichtige Straße einfach verschwindet.



    Dies ist im Falle der Lpz/Grunerstr. ohnehin schwer denkbar.


    Angenommen ich komme von der Str. des 17. Juni und will zum Alex.
    Wo fahre ich lang? Es gibt nur 2 brauchbare Routen:
    Potsdamer Platz - Leipziger - Gruner
    oder Französische - Breite - Gruner


    andere Routen dauern schlicht zu lange oder sind z.Z. garnicht befahrbar wegen anderer Baustellen.


    Müssten sich alle KFZ (und die meisten fahren ja nicht zum Spaß da lang) von der Leipiger/Gruner irgendwo anders langschlängeln: es wäre der Infakt für Mitte, weil die anderen Straßen nicht viel Verkehr zulassen.

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    Vielleicht besinnt man sich auch mal wieder und öffnet wieder die Wilhelmstraße bis Unter den Linden. Diese paranoide Angst vor Terror an der britischen Botschaft muss auch mal ein Ende haben. Es kann ja nicht sein, daß hier eine wichtige Verbindung so lange geschlossen bleibt und man sich im Grunde dem Terrorismus dadurch beugt.

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    In der BRD? Vergiss es!


    Der Reichstag ist immer noch eingezäunt, obwohl sich der Al Quaida-Sturm-Angriff in November 2010 als Fake herausgestellt hat.
    Kein Sondergesetz besonders aus RAF-Zeiten ist je zurückgenommen worden.
    Fragt sich nur warum USA und GB so bevorzugt behandelt werden, die anderen Botschaften kriegen ja auch keine Poller . Warum sollten wir den Rücksicht nehmen auf die besonders verhasste imperialistische Politik der beiden genannten Länder?

  • Ich kenne mich mit der Situation in Paris nicht aus, aber auch dort ist zweifellos nicht alles gut und besser (vorallem der Verkehrsfluss nicht) wenn eine wichtige Straße einfach verschwindet.


    Lieber Wunderknabe, die Lösung des Problems sieht in Paris wohl so aus, daß wegen des mangelhaften "Verkehrsflusses" entnervte Autofahrer einfach auf Fahrten in der Innenstadt verzichten und auf andere Mobilitätsarten ausweichen.
    Damit ergibt sich auch die Lösung für Dein Fallbeispiel: Einfach das Auto stehenlassen und die Öffentlichen oder das Rad nehmen!
    Tut nicht nur dem Modal Split gut...:daumen: