Molkenmarkt, Klosterviertel - Neuplanung und kleinere BV

  • Wenn das mit über 41 Metern eine vernünftige Straße für einen Stadtkern sein soll - bitte. Am Mühlendamm kommt dann in der Mitte die Straßenbahn auf eigenem Gleiskörper hinzu.[/IMG]


    Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße messe ich in weiten Teilen mit 46 Metern.
    Alle drei vereint die Tatsache, dass es sich nicht um autobahnähnliche Schneisen handelt, sondern um urbane Stadtstraßen.
    Es hängt also sehr wohl viel an der Gestaltung und der Belebung des Straßenraumes.
    Die Straßenbahn kann dazu auch positiv beitragen, wird sie nicht - wie in der Karl-Liebknecht-Straße - massiv vom übrigen Verkehr abgetrennt, sondern eher wie in Frankreich (oder den ursprünglichen Planungen für die Trasse vom Alexanderplatz zum Hackeschen Markt) in den Stadtraum eingebunden.


    Kurzum: Die städtebaulichen Veränderungen stellen eine positive Veränderung dar. Persönlich hätten mir auch zwei Spuren "gereicht", aber wenn die Alternative die Nichtrealisierung gewesen wäre, so ist mir der Stadtumbau in dem geplanten Maße lieber. Viel wird dann natürlich von den eigentlichen Fassaden und den Erdgeschossnutzungen abhängen.

  • Bleibt natürlich die entscheidende Frage übrig, warum man überhaupt Adelspalais wieder aufbauen sollte?
    Ich bin ja bekanntlich kein Fan der hochwohlgeborenen Herrschaften aber auch unabhängig davon gibt es doch gar keinen Grund heute irgendwelche Palais im Klosterviertel, am Molkenmarkt oder am Petriplatz (und noch nicht mal am Orginalstandort) wiederaufzubauen, um dadurch eine Kulisse zu erschaffen.
    Für was und für wen?


    So kann sich die Fraktion "Historische Altstadt" in diesem Bereich ausleben. Hier sind genügend Anknüpfungspunkte für ein einigermaßen stimmiges Gesamtbild vorhanden.


    Dafür sollten sie dann den Rest der Stadt mit der immer wiederkehrenden Forderung nach Bebauung des Bereichs um den Fernsehturm in Frieden lassen.


    Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.

  • Bleibt natürlich die entscheidende Frage übrig, warum man überhaupt Adelspalais wieder aufbauen sollte?


    In der Funktion sind es natürlich keine Adelspaläste, sondern Museen, Hotels usw. Irgend eine Form müssen diese Bauten haben - was wäre durch noch einen Klotz mit Sichtbeton, Weißputz und versetzten Fenstern in der einstigen Altstadt gewonnen? Und bitte nicht noch einmal diese ausgelutschte Legende von Meisterwerken der Moderne, die in der realen Praxis irgendwie nie entstehen, aber just am Ort vorgeschlagener Rekonstruktion durch ein Wunder möglich sein sollten.


    Je altstädtischer die Gestaltung hier, desto besser. Ich zeige sogar ein mögliches Vorbild in der Nähe (an den Hauptstraßen wären EG-Ladenlokale toll).

  • Na, beide Bauten sind nicht "altstädtisch" sondern gründerzeitliche Überformungen. Um eine Gründerzeitstadt wiederzugewinnen muss man keine Altstadt wieder aufbauen. Da kann man den Kollwitz- oder den Chamissoplatz besuchen.

  • Leitbautenkonzept Klosterviertel

    Das Nikolaiviertel mit der Gerichtslaube, der Gaststätte Zum Nussbaum und dem Palais Ephraim ist der lebendige Beweis, dass das Konzept "Wiederaufbau an anderer Stelle" erfolgreich sein kann. Dem könnte man auch im Klosterviertel mit einigen Adelspalais und Bürgerhäusern folgen, die als Leitbauten um wenige Meter versetzt rekonstruiert werden. Außerdem schlage ich vor, den Molkenmarkt als öffentliche Grünfläche vor dem Alten Stadthaus erlebbar zu machen. All das habe ich mal grob per Bildbearbeitung im B-Plan eingezeichnet:



    Bild: SenStadtWohn, amtliches Werk, gemeinfrei; Bearbeitung: ich

  • ^ Gerne könnte es noch ein paar Rekonstruktionen mehr geben - so, dass das Viertel richtig Flair bekommt.


    ^^ Wenn man schon wählen muss, Gründerzeitfassaden sind immer noch besser als die übliche "Architektur"-Produktion mit weiß-grauem Putz und versetzten Fenstern. Wie der Zufall will, in Breslau wird gerade am HBf ein Hotel aus dem Jahr 1903 rekonstruiert, bzw. die verschandelten alten Mauern abgetragen und darauf nach Originalentwürfen neu gebaut. Das Ergebnis dürfte schöner sein als der Neubau auf der anderen Straßenseite - ich fürchte, im besprochenen Quartier hier würden Manche gerne Objekte wie der zweite Bau hinstellen, ungeachtet der städtebaulichen Chance auf historischem Areal.


    Ach übrigens - letzte Woche war ich einige Tage in Warschau. Verglichen mit der schmuck wiederaufgebauten Altstadt, der Neustadt (Altstadt 2.0), der Krakauer Vorstadt ist Berlin bloß eine öde Plattenbausiedlung. Mit dem kleinen halbherzigen Nikolaiviertel und ein paar UdL-Bauten bietet höchstens 1/10 der Warschauer Altstadtensembles. Sollte ich künftig zwischen einigen Tagen in Warschau oder Berlin wählen, ist Warschau eindeutig interessanter. Es sei denn, in Berlin wird nachgezogen - statt fröhlich die ewiggleichen Kisten hinzuklotzen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Poah, die ewig gleiche Litanei. Und so grundfalsch. Wer die Attraktivität einer Stadt nur an dessen Alstadtbestand und evtl. Rekonstruktionen festmacht, der hat wahrlich nichts verstanden. Gar nichts! Viel Spass in Warschau. (Wobei ich diese Stadt auch sehr mag, aber nicht wegen der wiederaufgebauten Altstadt)

  • Sind die Altstädte in Spandau, Köpenick und Potsdam da mit eingerechnet?


    Na, beide Bauten sind nicht "altstädtisch" sondern gründerzeitliche Überformungen. Um eine Gründerzeitstadt wiederzugewinnen muss man keine Altstadt wieder aufbauen. Da kann man den Kollwitz- oder den Chamissoplatz besuchen.


    Das erinnert irgendwie an ein Kind, dass sein I-Phone nicht bekommt und dann den angebotenen I-Pod verschmäht.

  • Das sind doch Phantomdiskussionen, die hier stattfinden.
    Es gibt nicht einen ernstzunehmenden Hinweis oder Plan oder was auch immer, der Rekonstruktionen in diesen Viertel vorsieht.


    Ich denke es wäre sinnvoller sich mit den realen Planen für die Gestaltung des Viertels auseinanderzusetzen, als diese Luftschlösser hier lang und breit auszuwälzen.

  • Momentan gibt es nur einen B-Plan. Mir wäre nicht bekannt, dass dieser Rekonstruktionen ausschließt, solange sie sich auf den Baufeldern befinden und die Höhen einhalten.

  • @#644, #646

    @ #644


    Warschau hat auch moderne Architektur zu bieten inklusive einer Skyline, die deutlich mehr Eindruck als die paar Berliner Mini-Türme macht (s. letztes Foto und die abgeknippste Visualisierung auf dem zweiten) - wobei sich etliche Debatten über eine Skyline um den Alex als Phantomdiskussionen erweisen. Hier im Klosterviertel ist dies jedoch keine Option.


    @ #646


    Selbst wenn die Obrigkeit (ohne Worte wie "Senat" oder "L." zu verwenden) keine Rekonstruktionen hier vorsieht, darf man doch der Meinung sein, dass welche hier absolut angebracht wären. Darf man nur noch darüber reden, ob das random Window im Bau X und Geschoss Y besser 5 Zentimeter nach links oder rechts versetzt werden sollte?


    BTW: Wenn kein Palast (u.U. räumlich versetzt) rekonstruiert werden kann - wie darüber geschrieben, besser schon etwa an die Gründerzeit angelehnte Fassaden als noch ein paar 0815-Klötze. Man kann auch ein Geschäftshaus mit mehr Geschossen und einigen Stilelementen des Palastes entwerfen.

  • Tomov, natürlich ist das eine Phantomdiskission, weil Du die Grundlagen des Bauplanungsrechtes nicht zur Kenntnis nehmen willst. Der Plan und die Begründung sind doch auf der Seite der SenStadt alle online und hier mehrfach zitiert. Und völlig unabhängig von der Diskussion um Rekonstruktionen, Verschiebung von Bauten bei einem eventuellen Wiederaufbau und Erfindung neuer Seitenfassaden, wo es früher aufgrund von Anbauten keine gegeben hat, will ich nur zwei der planungsrechtlichen Hinderungsgründe ansprechen:


    1. An der Grunerstraße ist ein Kerngebiet festgesetzt, das eine maximale Bautiefe und eine Geschossigkeit von VI aufweist. In der Begründung zum B-Plan ist klar beschrieben, dass dieser schallschützende Gewerberiegel vollständig und über alle Geschosse ausgeführt sein muss, bevor die Wohnnutzung im WA an der Klosterstraße zulassen werden kann.


    Willst Du jetzt dein geliebtes Adelspalais nicht nur verschieben, zweiseitig mit neuen Fassaden versehen (historisierend oder modern oder anders?) sondern zur Grunerstraße hin auch auf 6 Vollgeschosse aufstocken? Das ist doch bizarr.


    2. Die städtebauliche Form der Palais ist aufgrund ihrer Enge für eine Wohnnutzung in dem jetzigen B-Plan nicht genehmigungsfähig. Wenn Du sowas willst (in Dresden gibt es Beispiele) ginge das nur gewerblich und auch nucr mit einer Baukörperausweisung, weil alle nachbarschafts- und nutzschüteznden Parameter der Baugesetzgebung igniriert werden.


    Insofern, Tomov, "Phantomdiskussion" (schreibt man das nicht inzwischen mit "F"?) ist wirklich noch ein nettes Wort für den Unsinn.

  • Konstantin: Wäre eine Rekonstruktion des Palais Kreutz denn an der in Beitrag #642 vorgeschlagenen Stelle möglich? Sie würde schließlich abseits der künftigen Grunerstraße liegen. Und könnte man den malerischen Jüdenhof am alten Ort wiedergewinnen?



    Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-P063067 / CC-BY-SA 3.0

  • Das Palais Kreutz ginge. Meines Wissens nach ist jedoch ein Grundstücksteil in privater Hand, die andere Pläne hat.
    Der Jüdenhof ginge auch, ist ja in den 1930er Jahren in der Nazizeit noch saniert worden. Das wird ihm nun zum Verhängnis: wie in Frankfurt/Main sollen von den Nazis veranlasste Sanierungen und Veränedrung aus politischen Gründen nicht wieder hergestellt werden. Der Senat hat dies u.a. deshalb schon vor 15 Jahren gegen eine Rekonstruktion entschieden. Die Baumassen liessen dies jedoch nach wie vor zu. Grundstückseigentümer ist das Land Berlin.


    Wie schon oben erwähnt wäre ein Wohnnutzung erst möglich, wenn die Schallschutzmauer aus Gewerbebauten fertiggestellt ist. Deshalb wird man wohl zuerst die Straße verlegen, dann die Gewerbegrundstücke vergeben und erst zum Schluß über den Wohnungsbau diskutieren.


    Ein Beginn der Umsetzung der Molkenmarktpläne steht doch z. Zt. gar nicht an, oder gibt es da Informationen?

  • Beim Projekt ELK-Haus (EmMi LuebesKind-Haus, siehe auch #600ff) hat sich etwas getan, Bäume wurden gefällt, das Grundstück wurde "zur Vorbereitung auf die archäologischen Untersuchungen" eingezäunt. Weitere Informationen finden sich hier, es gibt auch eine Facebook-Seite mit mehr Fotos, u.a. mit Ansichten vor und nach der Fällung. So langsam kann man an einen eigenen DAF-Thread denken.

  • Konstantin: Schade, aber trotzdem danke für die Info. Könnte man auch das historische Blankenfeldehaus an der Spandauer Straße rekonstruieren oder ist dort aus Lärmschutzgründen ebenfalls ein sechsgeschossiger Gewerbebau vorgesehen?

  • Das Haus des ehemaligen Berliner Bürgermeisters Blankenfelde stand auf dem heutigen Parkplatz an der Gustav-Böß-Straße, also der Südseite des Roten Rathauses. Der historische Bau hatte einen mittelalterlichen Kern und wurde - wie so viele Gebäude in der Gründerzeit überformt. Ein Bild ist auf der Wikiseite zur Spandauer Straße zu sehen.


    Der Bauplatz liegt somit genau auf der neuen Straßenführung der Grunerstraße, so daß eine Wiederholung des Baus in situ nicht mehr möglich ist. Die mittelalterliche Fassung des Baus ist nur zum Teil gesichert zu greifen. Es liegen allerdings noch einige Spolien des Balnkenfelde-Hauses im "Steinkeller" des Landesdenkmalamtes (Katakomben des Stadthauses).


    In der zitierten Karte ist das Haus verschoben - das geht natürlich überall. Zudem sagt der B-Plan auch hier Kerngebiet 6 geschosse, um den dahinter liegenden Wohnungsbau abzuschirmen.

  • ^ Wenn 6 Geschosse erlaubt sind, wird ein Investor unwahrscheinlich weniger hinter einer besonders aufwändigen Fassade bauen wollen. Dennoch fällt mir hier immer wieder auf, wie viele Zwänge es im B-Plan gibt bloß um die Häuser vom Straßenverkehr abzuschirmen. Diese Zwänge gäbe es nicht, würde man auf eine echte Neuheit setzen und weit weniger Fahrspuren planen - die künftige U5 ist gar nicht weit weg.

  • Wie wahr. Aber den Mut von 60.000 Autos pro Tag im Stadtkern wirklich radikal runterzukommen hatten nur Städte wie Paris, Bordeaux, Ulm, Dresden u.v.a.m. Berlin gehört eben in puncto Verkehrskonzepte zu den europäischen Dinosauriern.

  • Berlin gehört eben in puncto Verkehrskonzepte zu den europäischen Dinosauriern.


    Das stimmt nicht! Berlin hat beim Modal Split, also der Verteilung der unterschiedlichen Verhkehrsträger einen den höchsten Anteile beim öffentlichen Personennahverkehr (in der Auswahl der Städte sogar den höchsten) und einen der geringesten Anteile beim motorisierten Individualverkehr.
    Quelle: von 2014!


    Das es sich dann in der Grunderstraße leider so schnell nich ändern lässt, ist bedauerlich, aber von Senat als Ziel anvisiert. Von den sechs Fahrspuren werden ja wohl auch zwei für Busse u.a. und somit nicht für den MIV sein.
    Ich denke wir sind uns darin einig, dass der MIV in der Innestadt stärker reduziert werden muss, aber da gibt es andere Prioritäten (z.B. Unter den Linden und Museumsinsel) aber auch sehr viele Widerstände.