Chemnitzer Industriedenkmale: Bestand, Nutzung und Zukunft

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    Zwickauer 225 ist das Addiermaschinenwerk, entworfen von Wilhelm Kreis, gebaut 1936. Nutzung zu DDR-Zeiten, so wie große Teile des restlichen Geländes der ehem. Wanderer-Werke auch --> VEB Kombinat Orsta-Hydraulik, Betrieb Industriewerke Karl-Marx-Stadt.

  • Kleiner Hinweis zum Addiermaschinenwerk: Erst 2022 waren Pläne bekanntgewordenen, dass der Eigentümer Rock Immobilien GmbH dort einen Umbau in Wohn- und Gewerbeflächen vorhat.


    Dass man laut der Kleinanzeige die Wanderer-Werke für überschaubare zwei Millionen Euro kaufen kann, ist allerdings eigentlich eine Mega-Schlagzeile, die das bestimmende Stadtgespräch sein müsste. Normalerweise müsste ich mich jetzt an alle Medien und Stadtratsfraktionen wenden und zu mutigem Handeln von Verwaltung und Stadtrat aufrufen, um keinesfalls die einmalige Chance zum Erwerb des überragend wichtigen Kulturdenkmals verstreichen zu lassen und mit viel bürgerschaftlichem Engagement und Unterstützung der GGG eine Entwicklung zu ermöglichen.


    Nur schade, dass ich dazu viel zu desillusioniert bin, auch nur einem von den Genannten die geringsten Bemühungen für die Stadtentwicklung zuzutrauen. Wie immer wird es auf Immobilienspekulation und Verfall hinauslaufen, was ich längst begriffen habe und schulterzuckend und frustriert hinnehme.

  • Obwohl das Inserat die Wanderer-Werke falsch verortet, da die natürlich in Schönau und nicht Siegmar liegen. Die Beschreibung lässt aber eigentlich nur auf die Wanderer-Werke schließen. Ich habe zumindest der Freien Presse mal geschrieben. Bei einem gerade mal eine Woche alten unscheinbarem Inserat mit 230 Aufrufen ist es jetzt wenig verwunderlich, dass das noch niemand von Relevanz mitbekommen hat.

  • Vielen Dank vor allem für die schnelle Rückäusserung zu Baujahr und Architekt von Z S 225. Es ist beeindruckend (und auch ein wenig verstörend) einen so komplexen und sehr erfolgreichen Werdegang über 4 politische Wechsel hinweg nachvollziehen zu können. Hier in meinem Heimatort Dortmund gibt es auch noch zwei Objekte von ihm, die immer noch in Nutzung sind.

    Ich habe aber noch eine Frage zu der Info von c2: Woher stammt die Info? Ich kann in der ausführlichen Durchsicht der reichlich vorhandenen Dokumentationen alle möglichen Werknachweise, Auflistungen finden, auch in Chemnitz, aber nie einen Hinweis auf ZS 225.

  • Obwohl das Inserat die Wanderer-Werke falsch verortet, da die natürlich in Schönau und nicht Siegmar liegen. Die Beschreibung lässt aber eigentlich nur auf die Wanderer-Werke schließen. Ich habe zumindest der Freien Presse mal geschrieben. Bei einem gerade mal eine Woche alten unscheinbarem Inserat mit 230 Aufrufen ist es jetzt wenig verwunderlich, dass das noch niemand von Relevanz mitbekommen hat.

    Man hat es sich bei der Freien Presse direkt angeschaut und mir mitgeteilt, dass es sich wohl nicht um die Wanderer-Werke handelt. Ich war ja auch etwas skeptisch wegen der falschen Verortung.


    Ich habe jetzt nochmal geschaut und vermute, dass es sich dann wohl um das Grundstück im Bereich Zwickauer Str., Lassallestraße und Otto-Schmerbach-Straße handeln könnte. Das liegt auch in Siegmar und einen Uhrenturm gibt es auch:

    https://maps.app.goo.gl/JQkUF7fsKzEoDD5L9?g_st=a


    Also kann man sich wieder etwas beruhigen.

    2 Mal editiert, zuletzt von piTTi ()

  • Interessant. Wobei die Gebäude an der Lassallestraße 11 zwar weniger bekannt als die Wanderer-Werke sind, aber im Denkmalwert ähnlich beachtlich, wie man auf dem Luftbild und den vielen Fotos von (dwt). sehen kann (die besten unten eingefügt). Sie dürften aufgrund der geringeren Etagenanzahl, besseren Substanz und dem nahegelegenen Bahnhof Siegmar sogar wesentlich leichter zu entwickeln sein. Das oben Gesagte über das nötige Engagement gälte deshalb unverändert. Dass ausgerechnet das Kulturhaus schon 2004 abgebrochen wurde, spricht Bände über die damalige Unkultur in der Stadt.


    767px-Lassallestra%C3%9Fe_11._Bild_1.JPG


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    1024px-Lassallestra%C3%9Fe_11._Bild_8.JPG

  • Danke für den Link. In meiner Anfrage oben muss es bei den Sätzen in der Klammer natürlich Z S 221 und 227 heissen und nicht 121 und 127.

  • Danke für den Link. In meiner Anfrage oben muss es bei den Sätzen in der Klammer natürlich Z S 221 und 227 heissen und nicht 121 und 127.

    Ok, hatte mich schon gewundert, das wäre nämlich ein anderes, industriearchäologisch natürlich aber auch sehr interessantes Areal gewesen.

  • Vielen Dank vor allem für die schnelle Rückäusserung zu Baujahr und Architekt von Z S 225. Es ist beeindruckend (und auch ein wenig verstörend) einen so komplexen und sehr erfolgreichen Werdegang über 4 politische Wechsel hinweg nachvollziehen zu können. Hier in meinem Heimatort Dortmund gibt es auch noch zwei Objekte von ihm, die immer noch in Nutzung sind.

    Ich habe aber noch eine Frage zu der Info von c2: Woher stammt die Info? Ich kann in der ausführlichen Durchsicht der reichlich vorhandenen Dokumentationen alle möglichen Werknachweise, Auflistungen finden, auch in Chemnitz, aber nie einen Hinweis auf ZS 225.

    Es gibt z.B. einen sehr guten Architekturführer für Chemnitz, in gedruckter Form. Da stehen solche Informationen drinnen. Autor Jens Kassner. Es gibt das Industriemuseum und Geschichtsvereine, wo man ebenso ergänzende wertvolle Infos erhält. Andere Infos zur Industriegeschichte muss man sich tatsächlich auch erkaufen, z.B. Firmenchroniken, Architekturführer oder alte Adressbücher.

    Einmal editiert, zuletzt von cequadrat ()

  • Die Freie Presse hat piTTis Hinweis aufgenommen und nachrecherchiert, das Ergebnis gibt es heute zu lesen (Link hinter Bzahlschranke). Wirklich neue Informationen gibt es aber nicht, ein bisschen Öffentlichkeit kann aber nie schaden.

  • Zu diesem Thema wurde hier noch gar nichts vermeldet:

    Das Bahnkraftwerk Chemnitz-Hilbersdorf wurde teilweise abgerissen, der neuere Teil äußerlich saniert: Link zu Google Maps

    Auch sonst sind dieses und letztes Jahr viele ungenutzte Bahngebäude in der Gegend abgerissen worden.

  • ^ doch, guckst du hier vor 2 Jahren im Strang Hilbertsdorf. Das Haupthaus wurde mE sogar ertüchtigt - wenn nicht gar saniert (siehe ^Foto bei g.maps).


    Was die Ziele fürs gesamte Areal angeht, fehlen Infos. Den Altbestand hat bestimmt jemand noch vor dem Abriß dokumentiert, oder es gibt älteres Material.

    War da was interessantes dabei? Wem gehört das Areal (der DB)? Wer ist folglich Bauherr bzw Bauverantwortlicher? Auch die Bauämter müssen Infos haben.

    Interessant wäre auch die Widmung des Areals: ist es als Bahnfläche schon aufgelassen, und soll es künftig als Gewerbefläche dienen?

  • Mal wieder eine Meldung, die mich wahnsinnig werden lässt: Das Landesdenkmalamt hat der Stadt Chemnitz untersagt, Abrissarbeiten im Heizkraftwerk Nord zu genehmigen, weil es das Braunkohlekraftwerk unter Denkmalschutz stellen will - und zwar nicht nur die hässliche Esse (Freie Presse mit Bezahlschranke). Dadurch wird das Energieunternehmen eins daran gehindert, dort Pläne für den Bau von Kraftwerken zur Verbrennung von Restmüll und Klärschlamm umzusetzen, die den kommunalen Miteigentümern dringend benötigte finanzielle Mittel erwirtschaften würden. Und Chemnitz wird eine riesige Industriebrache ans Bein gebunden werden, die jetzt jahrzehntelang verrotten muss, bevor ein Abriss möglich sein wird. Die gleiche Behörde hatte keinerlei Bedenken, jahrelang den Abriss von etlichen denkmalgeschützten und leicht sanier- und nutzbaren Wohngebäuden in allerbesten Lagen zu genehmigen, der unheilbare Wunden in die Stadt geschlagen hat.


    Ein Wunder, dass immerhin der Abriss des 225 Meter hohen Altchemnitzer Schornsteins begonnen werden durfte (Freie Presse mit Bezahlschranke).

  • Es gibt durchaus extrem beindruckende Kraftwerke, die zurecht unter Denkmalschutz stehen, auch wenn es natürlich eine schwere Aufgabe ist, sie als Denkmal zu erhalten. Im Umfeld einer Großstadt wie Chemnitz ist das vielleicht noch besser möglich als etwa beim Kraftwerk Vockerode.


    Dass Denkmalschutzbehörden leider auch versagen, wenn es um fehlende Unterschutzstellungen oder Abrissgenehmigungen geht, ist auch richtig, aber ein anderes Thema.


    Kannst du uns denn Details mitteilen, was genau abgerissen werden soll und warum es keine gute Alternative gibt?

  • Dazu gibt ein weiterer FP-Artikel Aufklärung: Beantragt war der Abriss der Brücke über die Blankenburgstraße („Schönherrbrücke“) bis zum einstigen Kohleentladebunker, einschließlich aller Einrichtungen bis zum Kraftwerk (Google Maps). Dass es keine Alternative gibt, erklärt sich von selbst, weil für die Neubauten große Flächen mit Anschluss an die Energie- und Fernwärmenetze benötigt werden. Man kann ja auch gerne mal ausprobieren, wie der Bau einer Klärschlammverbrennungsanlage an anderen Standorten im Stadtgebiet bei der dortigen Wohnbevölkerung ankommt (falls es solche Standorte überhaupt geben sollte).

  • Mal eine Zwischenstandsinfo zu meinen Anfragen zur Zwickauer Str. 225.

    Der Grund meiner Recherchen war ja eine Hilfestellung für ein Zweitsemester von Architekturstudenden, die als grosse Semesteraufgabe mit den entsprechenden Ermittlungen vor Ort ein Analyse und Umnutzungsprojekt im Team bearbeitet haben.

    Ende des letzten Semesters wurde die Arbeit -einschl. eines Modells im M 1:100- abgegeben und bewertet.

    Da natürlich als Hinweis- und Auskunftsstelle auch öffentliche Institutionen in CH beteiligt waren, kann es sein, dass die Arbeit mal irgendwo in CH ausgestellt wird. Ggf. Tagespresse etc. beobachten, wenn ich davon irgend eine Kenntnis erhalte, würde ich das hier bekanntgeben. Da es wohl schon einmal ein solches Verfahren für ein anderes Gebäude gab, weiss im Forum vielleicht jemand wo, wie das abläuft, wenn's läuft