Chemnitzer Industriedenkmale: Bestand, Nutzung und Zukunft

  • So ähnlich lief die Markthalle (wie eine Markthalle eben) ja noch bis vor ca. 20? Jahren.


    Aber die Lage ist wohl doch ein wenig abgelegen vom Kern ringsum den Marktplatz. Nutzungsmöglichkeiten gäb's bestimmt trotzdem Einige.


    Zum Beispiel.. auch eine "Go-Kart-Halle", Sporthalle, eine Aquawelt, Lager, Autohaus, allgemein Veranstaltungs-/Konzerthalle.


    Der Fahrradladen hatte meiner Meinung nach aber auch schon gut gepasst, nur ist wohl die Parkplatzsituation auch nicht gerade die Beste. Zur Zeit ist glaube ich auch noch ein Dienstleister aus dem Gesundheitsbereich in der Markthalle ansässig.

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  • Meine Erinnerung daran ist nur noch sehr, sehr schwammig, aber war früher (in den 90er Jahren, vielleicht auch noch anfangs der 00er Jahre) nicht zum Teil auch noch ein Supermarkt drin? So einer sorgt natürlich für eine gewisse Grundfrequenz.

  • Die FP berichtete gestern das der Japanische Architekt "Kengo Kuma" eine Holzbrücke gerne beim Garagencampus über die Bahngleise gerne errichten will und so der Stadt was zurückgeben will. Er war vor kurzen in Chemnitz und hat einen Vortag gehalten (anlässlich des Geburstags von "Frei Otto"), den er sehr bewundert hat.


    Was ich sehr toll finde, es würde Schönau und das Gebiet aufwerten (auch wenn es noch keine Entwürfe gibt).


    https://www.freiepresse.de/che…pus-bauen-artikel13239749

  • Wow, das wäre wirklich toll! Es gibt ältere Visualisierungen des Garagen Campus mit dem roten Holzgerüst (https://chemnitz2025.de/garagencampus2025/), bei dem ursprünglich bereits eine Brücke über die Zwickauer Straße angedacht war. Dazu wurde hier im Forum auch diskutiert. Leider finde ich die Abbildungen sowie die Beiträge hier im Forum auf die Schnelle nicht. Inwieweit das aktuell noch Stand der Planungen ist und ob sich der Bau bis 2025 überhaupt noch ausgeht, weiß ich leider nicht bzw. bezweifle ich.

    Hast du den Vortrag von Kengo Kuma in Chemnitz verfolgt? War er gut besucht? War zu dem Zeitpunkt leider nicht in Chemnitz und konnte nicht teilnehmen.


    Edit: Habe die Brücke zum Garagen Campus doch gefunden. Hier ab Seite 37: https://chemnitz2025.de/wp-con…eption-Garagen-Campus.pdf Und es geht doch um eine Brücke über die Gleise, nicht wie von mir fälschlicherweise genannt über die Zwickauer.

  • Ah die Brückenvisu kenne ich schon, ich weiß aber nicht ob beim FP Artikel die gemeint ist oder ob sich das Projekt jetzt nochmal wandelt aufgrund der Idee von Kengo Kuma.


    Ich würde so eine Brücke wie gesagt gut finden, egal welcher Entwurf. Der jetzige (alte) Entwurf gefällt mir ja auch schon.


    Beim Vortag war ich, und der Saal (der größte der TU), war ziemlich voll. Ich fand den Vortag sehr interesant und er war komplett auf Englisch der Baubürgermeister und hat auch gesprochen.


    Es war eine Veranstaltung vom Garagencampus/Stadt/TU und auch irgendwo von der Kulturhauptstadt GmbH.


    Daher sehe ich auch hohe chancen das es umgesetzt wird, wenn auch sicher erst nach 2025. Ich finde aber den "Garagencampus" und "Die Fabrik" derzeit mit die interresantesten Flächen in der Stadt.

  • Hat Kengo Kuma denn irgendwo anklingen lassen, dass er auch die Kosten für die Brücke übernehmen würde? Die bekannte Idee eines Brückenbaus war ja nur bei mir aufgrund der an der Stelle fehlenden Sinnhaftigkeit auf Ablehnung gestoßen, einziger Grund für die bisher fehlende Umsetzung dürften aber die Kosten gewesen sein. Und daran würde sich durch einen interessierten Architekten nichts ändern, solange der nicht (etwas) Geld mitbringt.

  • Die Sinnhaftigkeit einer Brücke an dieser Stelle erschließt sich mir auch nicht so richtig, 100 m weiter befindet sich ein Bahnübergang. Wäre es nicht sinnvoller Hr. Kuma ein Brückenprojekt in exponierterer Lage wie zum Beispiel die Radwegbrücke über die Kalkstraße oder die schon lange überfällige Brücke beim Smart Systems Campus, über die Fraunhoferstraße, entwerfen zu lassen?! Aber trotzdem sehr schön dass sich ein so namhafter Architekt hier in Chemnitz verewigen möchte! :thumbup:

  • Im Konzept ist die Idee beschrieben (Wie wollen wir uns in Zukunft ernähren? Brückenschlag zwischen Stadt und "Land"/ etc.). Sie ist eher metaphorischer Natur als einer rein funktional-städtebaulichen. Von daher kann man sie durchaus auch als Kunstprojekt bezeichnen. Persönlich fände ich den Brückenschlag über die Zwickauer auch besser weil stadtbildprägender, die Idee finde ich dennoch klasse. Finanzierung ist natürlich ein Punkt.

  • Hat Kengo Kuma denn irgendwo anklingen lassen, dass er auch die Kosten für die Brücke übernehmen würde? Die bekannte Idee eines Brückenbaus war ja nur bei mir aufgrund der an der Stelle fehlenden Sinnhaftigkeit auf Ablehnung gestoßen, einziger Grund für die bisher fehlende Umsetzung dürften aber die Kosten gewesen sein. Und daran würde sich durch einen interessierten Architekten nichts ändern, solange der nicht (etwas) Geld mitbringt.

    Die Kosten würde er wohl kaum übernehmen, wenn würde es warscheinlich eh über die Stadt bzw. die Kulturhauptstadt GmbH und deren Fördertöpfe gehen (vermute ich mal).


    Zumal an der Stelle eh schon eine Brücke vom Garagencampus über die Schienen geplant ist. Ob die Idee jetzt umgeändert wird durch Kuma ist mir nicht bekannt und wurde auch nicht weiter erwähnt.

  • Die Stadt Chemnitz plant für die Jahre 2024/2025 den geförderten Rückbau von einigen leerstehenden Gebäuden über das Landesbrachenprogramm des Freistaates sowie über EU-Förderprogramme. Dazu wird der Stadtrat zur nächsten Sitzung beraten und ggf. einen Beschluss fassen. Um den Rückbau von leerstehenden Objekten gefördert zu bekommen, müssen diese Brachen im INSEK der Stadt bereits erfasst sein. Dem Beschlusstext beigefügt findet sich eine Liste von Brachen, die noch nicht im INSEK erfasst wurde und über die der Stadtrat ebenfalls noch einen Beschluss fassen muss, bevor diese dann auch "revitalisiert" - also abgerissen - werden können. Ein sehr euphemistisches Wort, welches sich da für den Rückbau und die anschließende "Begrünung" (mehr als Wiese wird es kaum werden) durchgesetzt hat. Eine echte Revitalisierung sieht natürlich anders aus....


    Über folgende Brachen müssen die Stadträte noch einen Beschluss fassen:

    • Ehemaliges Fabrikgebäude – Anbau an Schadestraße 14, kein Verlust, gern könnte hier großflächiger abgerissen werden zugunsten einer Neuentwicklung des gesamten Areals mit Wohnbebauung ähnlich der vor ein paar Jahren entstandenen Neubauten direkt gegenüber
    • Hintergebäude Fabrik – Zwickauer Straße 219; direkt benachbart zu den Wanderer-Werken; der Kopfbau ist das "palaisartige" Gebäude (zuletzt hier) mit Tanzsaal welches aber offenbar nicht Teil der Maßnahme ist; war ein Teil der ROBOTRON Chemnitz; kein Verlust, sofern es wirklich nur die Hintergebäude betrifft, die einfache Funktionsgebäude ohne besondere Merkmale sind; der palaisartige Kopfbau ist meiner Meinung nach auf jeden Fall erhaltsenwert, auch wenn der Zustand sehr schlecht ist
    • Abbruch Wohngebäude – Frankenberger Straße 229; das Gebäude ist komplett hinüber; städtebaulich schreit die spitze Ecksituation aber nach einer Bebauung - wird wohl aber nach Rückbau kaum passieren; Frankenberger Straße für mich eine der traurigsten Straßen der Stadt mit kaum nennenswerter Bebauung und starker Perforation der letzten Jahre; Umgang mit der Straße in Zukunft meiner Meinung nach sehr schwierig
    • Ehemalige Gärtnerei – Reineckerstraße, einfache Funktionsgebäude
    • Flachbau, ehemals Gewerbe – Annaberger Straße 142
    • Teilabriss ehemaliges Fabrikgebäude – Turnstraße 28; hier sollen offenbar Teilabrisse nicht mehr nutzbarer Fabrikteile stattfinden; ein Teil der alten Fabrikhalle wurde schon für Events der Kulturhauptstadt-Bewerbung genutzt und war als Event-Ort sehr schön; ich hoffe man erhält die große Halle
    • Ehemaliger Bauernhof – Chemnitztalstraße 84
    • Abbruch ehemaliges Fabrikgebäude – Voigtstraße 25; Reste einer alten Fabrik; generell halte ich das ganze Areal dort für eine recht große Potentialfläche; Nachnutzung mit Wohnnutzung wäre langfristig wünschenswert

    Die Gesamtkosten für den Rückbau dieser Gebäude blaufen sich auf rund 1,4 Mio. Euro.

    Das schon vor Jahren beschlossene Teilkonzept Brachen findet man übrigens hier.

  • Zur Beschlussvorlage mit Bildern aller Abrisskandidaten: Link. Bei der Zwickauer Straße kann man nur aus dem Eintrag "Denkmal: nein" vermuten, dass es sich hoffentlich nicht um das Hintergebäude der Zwickauer Straße 219 handelt, Das wäre sehr wohl ein Verlust und steht aus guten Gründen unter Denkmalschutz. Leider ist es so versteckt, dass wir davon noch kein Foto haben, das müsste man mal nachreichen. Es gibt sogar in Chemnitz genug Beispiele, dass ähnliche Objekte höchst erfolgreich saniert wurden. ich befürchte aber, dass die Ungenauigkeit in dem Beschluss und auch die extrem hohe Abrisssumme von 650.000 Euro auf die bewusste Verschleierung des Abrisses des Kulturdenkmals hindeuten könnten.


    Der Eigentümer der Frankenberger Straße 229 wird sich auch sehr freuen, für den jahrzehntelangen Verfall des ehemaligen Denkmals jetzt auch noch mit dem Erwerb des Grundstücks und der Übernahme der Abrisskosten belohnt zu werden.


    Interessant auch in dem zugehörigen Artikel der Freien Presse: Die Eigentümerin der Rabensteiner Handschuhfabrik, eines "verfallenen Gebäude an der Limbacher Straße neben der A72", möchte das Haus wiederaufbauen und hat einen Bauantrag gestellt. Ich vermute, dass es um dieses Gebäude geht. Die Stadt hat nichts besseres zu tun, als sie wegen der Autobahnnähe dazu aufzufordern, den Antrag zurückzuziehen. Geht es denn in dieser Stadt nicht ohne Anwalt, wenn man an seinem Eigentum etwas Positives veranlassen möchte?

  • ^ Danke für die Verlinkung zum Beschluss: Hatte ich total vergessen.


    Im Hintergebäude der Zwickauer Straße 219 (der Trakt direkt parallel zu den Wandererwerken, neben der Rückbaufläche auf dem Areal der Wanderer-Werke) war ich im letzten Sommer mal. Das Gebäude ist schon sehr fertig und architektonisch meiner Meinung nach nichts besonderes. Da gibt es in Chemnitz weitaus erhaltenswertere Gebäude. Auch wenn das ganze Grundstück mit den Bäumen und den ruinösen Gebäuden schon eine sehr verwunschene Stimmung erzeugt. Das Luftbild von Bing muss zudem schon sehr alt sein - das Vorderhaus ist auf den Aufnahmen noch nicht eingestürzt. Anbei ein paar Bilder zu genau diesem Trakt:


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    ^ Hier sieht man die Verbindungsbrücke zwischen den. beiden "Hinterhäusern"


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    ^ Eingang in das hinterste aller Gebäude, unter der Brücke


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    Was das Gebäude an der Limbacher Straße neben der A72 angeht: Die Stadt Chemnitz kann hier keinen positiven Bescheid erteilen. Das deutsche BauGB ist da sehr eindeutig: In dieser Lage können die Lärmschutz-Emissionen (22-6 Uhr maximal 40 dB) nicht eingehalten werden. Die Umgebung des Gebäudes ist zu laut als das man dort leben könnte. Wenn nun die Stadt Chemnitz einen positiven Bescheid erstellen würde, so könnte der Eigentümer des Gebäudes später gegen den Lärm der Autobahn klagen bzw. er könnte von der Stadt verlangen, Lärmschutzwände zu errichten. Die Stadt müsste dann die Kosten für deren Errichtung tragen.

    Ähnlich war das ganze beim Kulturpalast in DD gelagert: Dort hat sich die Neubebauung hinter dem Kulturpalast deutlich verzögert, weil durch die Anlieferung der Bühnentechnik im Kulti für mehrere Stunden in den betroffenen Nächten die Lärm-Pegel überschritten wurden. Deswegen musste erst die Lärm-Schleuse errichtet werden. Der Streit war auch daran entbrannt, wer die Schleuse errichtet. Hätte die Stadt den positiven Bescheid erlassen, wäre sie für die Errichtung der Schleuse zuständig gewesen. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber der Investor der Neubebauung hat dann die Kosten übernommen.


    Generell finde ich unser BauGB in dieser Causa auch zu streng: Mittlerweile gibt es Dreifachverglasungen, die Lärm sehr gut abhalten - zum Beispiel an stark befahrenen Straßen in den Städten selbst. Am obigen Beispiel des Gebäudes neben der Autobahn wird aber wohl auch eine Dreifachverglasung nicht ausreichen, den Lärm unter den Grenzwert zu bringen, zumal der Lärm von mehreren Seiten kommt.

  • Danke für die Hinterhausaufnahmen. So schlimm finde ich ich die Bausubstanz aber gar nicht, und Du hast den Besuch offensichtlich auch überlebt. Nur schade, dass man dort einfach so hineinspazieren kann. Alleine die Existenz Deiner Bilder müsste doch fast für eine Anordnung reichen, dass die Zugänge zu sichern sind, oder? Eine Totale von außen hast Du nicht zufällig?


    Dass die Limbacher Straße einige spannende juristische Fragen aufwerfen dürfte, war zu erwarten, und damit möchte ich mich gar nicht im Detail auseinandersetzen. Wenn man nur mal den gesunden Menschenverstand heranzieht, könnte man einerseits auf den Bestandsschutz kommen, denn es handelt sich nur um die Sanierung eines vorhandenen Gebäudes (zu welchen Zwecken auch immer, das geht aus dem Artikel nicht hervor). Andererseits stellt sich auch die Frage, ob man im Rahmen der Baugenehmigung nicht Auflagen machen kann oder können sollte, die die von Dir genannten Risiken ausschließen. Es gibt auch andere Autobahnen, auf denen man ganz ohne Geschwindigkeitsbeschränkung und ohne jede Lärmschutzwand an Wohngebäuden vorbeirauschen darf.

  • ^ Naja, das Treppenhaus war noch in gutem Zustand. In die einzelnen Hallen haben wir uns dann aber nicht mehr getraut, zumal das keine Stahlbeton-Konstruktion ist wie bspw. bei den Wanderer-Werken nebenan sondern Ziegel-Decken sind. Von außen habe ich leider kein Bild - das Gebäude ist ziemlich zugewachsen. Ich empfand das Gebäude als eines der schlechtesten - vom Zustand her - in denen ich bisher in Chemnitz war. Es gibt zudem kaum Gebäude in Chemnitz, die wirklich gut gesichert sind. Das Haus der Einheit ist das einzige leerstehende Gebäude, wo wirklich konsequent alles verschlossen wurde.


    Als genehmigende Behörde ist das Bauamt auch für die Einhaltung der im BauGB vorgeschriebenen Standards verantwortlich - also beispielsweise die Einhaltung der Grenzwerte für Lärm, Licht, etc. Wenn aus Sicht der Behörde diese Grenzwerte nicht eingehalten werden können, so kann die Genehmigung nicht erteilt werden. Wie weiter oben schon geschrieben, empfinde ich die Grenzwerte vielerorts als zu streng (z.B. in Innenstädten wenn nicht alle Fenster einer Wohnung auf die Straße zeigen oder wenn durch Mehrfachverglasung Lärm reduziert werden kann). Man muss dazu aber auch sagen, dass ständiger Lärm krank macht und daher die Lage an einer Autobahn schon kniffelig ist. Der Bestandsschutz ist dabei erstmal untergeordnet. Da für eine 'normale' Sanierung (neue Farbe, Fenster, etc.) keine Genehmigungen der Behörden eingeholt werden müssen, können natürlich Eigentümer auch direkt neben Autobahnen ihre Häuser jederzeit sanieren. Was an der Sanierung am konkreten Objekt oben genau genehmigungspflichtig ist, weiß ich nicht.

  • Bis dato ging die Sanierung erstaunlich geräuschlos über die Bühne. Anscheinend keine Kostenexplosion, keine großen Verzögerungen. So darf es gern in den Endspurt gehen. Schön, wenn sich bis zum Ende der Kampf um die Sanierung anstelle eines profanen Neubaus gelohnt hat.

  • Ich bin auf der Suche nach Informationen zum Gebäude Zwickauer Strasse 225 auf dem ehem. Wanderer-Gelände. Wer weiss, wo finde ich Infos wann dieses Gebäude gebaut wurde (Luftbild und Kartenmaterial weisen das für 1928 und 30 noch nicht auf) und welche Nutzung es hatte, besonders zu Zeiten der DDR und wann die Gebäude hinter 225 (soz. zwischen 121 (Wanderer-HV) und 127 (heute Firmensitz). (Die Gebäude sind auf Luftbildern 1995-2000 noch intakt)