Ich würde mal vermuten, dass man den Gewerbebau nicht abreißt, sondern umbaut, sonst hätte man wohl nicht so sorgfältig den Anbau entfernt. Das könnte die innenliegenden Bäder erklären, würde aber zu einem Extralob für das gelungene Äußere führen. Spätestens mit dem Projekt kann man aber einen gewissen Trend zum Wohnen an der Chemnitz feststellen, die bisher ihr Potential als attraktives Wohnumfeld noch nicht wirklich ausgespielt hat (sichelrlich wegen der jahrhundertelang schlechten Wasserqualität).
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Ein Bildliches Update von den zumeist Industriellen Bauten an der Lerchenstraße/Zentrum |Einstige SPEMAFA..
Zuletzt im Beitrag hier und auch hier <
Es tut sich weiteres...hier und da..
Blick zum ehemaligen Bahnbetriebswerk:
Vielleicht ist dies mehr als eine Sicherung?
Und vielleicht mag Joseph etwas davon erzählen?März 2018
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Die Gruppe "Stadtbild Chemnitz" hat seine letzten Facebook-Post den Wanderer-Werken in Chemnitz-Schönau gewidmet und kritisiert den schlechten Zustand des Denkmals. Die Fenster sind geöffnet, teilweise wohl ganz entfernt, Regenrohre kaputt und demzufolge Wasserschäden an der Fassade und im Mauerwerk vorhanden.
Persönlich empfinde ich die Wanderer-Werke als eines der imposantesten Chemnitzer Gebäude. Allerdings stelle ich mir schon seit längerem die Frage, ob und wie dieses Gebäude wohl gerettet werden kann. Die Zwickauer Straße ist bei weitem nicht die beste Wohnlage, soziale und technische Infrastruktur nur in geringem Ausmaß vorhanden und das Gebäude für eine Wohnnutzung aufgrund seiner schieren Größe wohl auch schwierig zu nutzen. Auch die Kreativbranche sehe ich in dem großen Komplex verloren. Und ob das Gebäude den heutigen Anforderungen an einen Gewerbestandort entspricht, bezweifle ich leider ebenfalls.
Mich würden hier eure Ideen und Visionen wirklich interessieren.
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Meines Wissens nach war Frau Korneli an den Wanderer-Werken mal interessiert. Sie erwarb ja auch vor vielen Jahren das Werk nebenan.
Die Wanderer-Werke wurden ja lange als Zwischenlager für Autoteile o.ä. genutzt, die ehemalige Heizzentrale wurde vor einigen Jahren im Dachbereich mal ein wenig gesichert...
Es ist ein geiles Areal und ich glaube kaum, dass man das dort nicht gewerblich genutzt bekäme. Sicherlich, ein großer Betrieb hätte da heutzutage seine Bedenken, weil man nicht mehr über mehrere Etagen produzieren will. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass ein Ansatz wie in der Schönherrfabrik auch hier gut funktionieren könnte. Die Lage ist ja ähnlich gut, wenn man sich nur mal die Nähe zur Autobahn / Innenstadt / anderen Gewerbestandorten ansieht.
Die großen und vor allem alten Fabrikbauten haben allerdings so ihre Tücken... Ich erlebe das in der Spemafa ja live mit. Man stellt sich das so lange einfach vor, bis dann der Statiker auf der Matte steht und einem erstmal erklärt, dass das ja alles gar nicht geht und die heutigen Normen usw. usf. Ich übertreibe jetzt ein wenig, keine Frage, aber es ist wirklich schwierig bei den heute geltenden Regeln so einen Bau halbwegs wirtschaftlich wieder in eine Nutzung zu bekommen. Da sind richtig alte Fabriken mit Holzbalkendecken oder Kappengewölben wirklich einfacher zu handhaben als die moderneren Betonbauten aus der Anfangszeit des Eisenbetonbaus...
Wohnen ist da aufgrund der höher zu erzielenden Preise wahrscheinlich die einzige Nutzung die sich am Ende bezahlt macht.
Übrigens: Die Stadt ist selbst schuld, dass gerade die größeren Fabrikbauten größtenteils immer noch ungenutzt sind... Zumindest bei der Tüllfabrik ist mir bekannt, dass der letzte Eigentümer da sehr viel vor hatte und auch schon einige Mietinteressenten Schlange standen, gescheitert ist es aber wohl an einer Unterschrift - näheres schreibe ich jetzt aber nicht öffentlich. Die Folge dort: Das Ding ist immer noch ungenutzt und wurde zum Spekulationsobjekt. Der jetzige Eigentümer bot es vor einiger Zeit mal für sagenhafte 900.000€ an... und es steht noch immer leer...
Die wenigen Highlights die es in den letzten Jahren in dem Bereich gab sind meist nur aufgrund sehr sehr engagierter einzelner Personen entstanden - nicht durch städtische Bemühungen. Zu nennen wäre da allen voran die Schönherrfabrik, der Neubau von Intenta nebst aktueller Sanierung der Union-Fabrik und der Spinnereimaschinenbau - denn auch da passiert recht viel, auch wenn das von außen nicht so wirkt.
Die Stadt äußert selbst bei direkter Nachfrage auch keinerlei Interesse an gewünschten Nutzungen - der Ball wird zurückgeschossen und es wird einem lediglich erklärt was baurechtlich am Standort möglich wäre. Dabei bin ich mir sicher, dass der ein oder andere Neubau gespart werden könnte, wenn man Firmen davon überzeugt und dabei unterstützt solche alten Standorte neu zu beleben. Die Zentrale der Eins Energie oder auch das neue technische Rathaus hätten sicherlich auch in dem ehemaligen Post-Gebäude in der StraNa Platz gefunden - und dort einen wesentlichen Beitrag zur Belebung geleistet. Nebenan wurde jetzt übrigens ein Grundstück beräumt und zukünftig wohl ein Altersheim neu gebaut - auch diesen Neubau hätte man sich vielleicht sparen können...
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Nachtrag zur Spemafa
dwt.´s Frage kann ich auch nur zum Teil beantworten.
Vor der IBUG 2017 mussten erstmal einige Notsicherungen ausgeführt werden, sonst hätte die Veranstaltung dort nicht stattfinden können. Unmittelbar nach der IBUG wurde das Dach des Kopfgebäudes repariert.
Da der Schmuckgiebel absturzgefährdet war, musste dieser vor der IBUG abgetragen werden und er wurde im letzten Jahr wieder aufgesetzt. Leider lief da planungseitig mangels Zulieferung einiges schief, sonst hätte man sehr viel mehr in dem Jahr schaffen können - auf Details hierzu gehe ich aber öffentlich nicht weiter ein. Faktisch ist es verdammt schwer heutzutage Leute zu finden, die überhaupt bereit sind sich mit den alten Konstruktionen zu befassen UND gleichzeitig noch eine verträgliche + nutzerfreundliche + ansehnliche Lösung zu finden - es ist wirklich schwer, meistens ist alles alte ganz sehr schlecht und nur ganz neues ist gut...
Durch den sehr verzögerten Giebelaufbau konnten dann natürlich auch andere Arbeiten letztes Jahr nur noch in geringem Ausmaß weiter verfolgt werden. Es geht aber in diesem Jahr weiter, sobald die Temperaturen wieder steigen.
Zur zukünftigen Nutzung kann ich derzeit noch nicht viel sagen, der Eigentümer ist aber für sehr vieles offen, was ja die IBUG auch gezeigt hat. Ich würde mich freuen, wenn man in diesem Jahr wenigstens mal wieder ein klein wenig was für die Öffentlichkeit dort machen könnte: Eine Kunstausstellung, Workshops, Konzerte o.ä. Aber darum kann ich mich nicht auch noch kümmern, ich hab genug um die Ohren.
Der Bau wird jedenfalls weiterhin betreut und es geht in "kleinen" Schritten voran.
Für den Giebelaufbau / die bisherigen Fassadenarbeiten gab es übrigens dickes Lob und große Zufriedenheit seitens der Betreuer vom Landesdenkmalamt bzw. der unteren Denkmalschutzbehörde. Die hatten ja gefordert, dass der Giebel innerhalb von 3 Jahren wieder steht und auch ich bin froh, dass wir dieses Unterfangen geschafft haben.
Für die Qualität ist die Verfahrensweise des Eigentümers jedenfalls entscheidend: es bleibt genug Zeit die Arbeit gewissenhaft und gut zu machen, was sich in einigen Details bereits jetzt schon widerspiegelt. Wenn ich mir da die Schnellbauweise an anderen Stellen der Stadt anschaue, kommt mir das nackte Grauen... Trotzdem sind manche Punkte der alten Baukonstruktion schwer zu lösen - auch weil es keinen gibt, der sich im Detail mit derlei Dingen auskennt. Lösungen müssen oftmals langweirig entwickelt werden.
Im Anhang mal ein Bild des Giebels.
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^Eine Nutzung für gewerbliche Zwecke mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Mietern ist die Möglichkeit, die ich bei den Wanderer-Werken auch am ehesten sehe (als Beispiel fällt mir noch der Wirkbau in der Annaberger Straße ein). Dafür braucht es aber einen sehr mutigen Investor mit ganz langem Atem und risikobereite Banken, weil die Nachfrage eben nicht von heute auf morgen zu einer Vollauslastung führt und die zwangsläufig immensen Investitionskosten kurzfristig refinanzieren. Das genannte Positivbeispiel der Schönherrfabrik ist nämlich insofern anders, dass dort mehrere kleine Gebäude schrittweise saniert werden konnten, wenn die vorherige Investition voll vermietet war. Bei einem Großobjekt wie den Wanderer-Werken dürfte das schwieriger werden, keine Ahnung ob man dort irgendwie etappenweise vorgehen könnte oder die nötigen Anfangsinvestitionen alles Kapital auffressen würden. Was man so vom Spinnereimaschinenbau in der Presse liest, ist der Weg zur gewinnbringenden Vollvermietung auch dort eher ein Marathon als ein Sprint.
P.S.: Danke für die Ausführungen zur Spemafa, ich hätte sonst auch eine neugierige Frage dazu gestellt... Sich ein solches Projekt vorzunehmen, verdient allerhöchsten Respekt und zahlt sich dann hoffentlich auch irgendwann finanziell aus. Der Giebel macht jedenfalls schon einen tollen Eindruck.
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Deine Ausführungen zu dem Vergleich zwischen Schönherrfabrik und Wanderer sind völlig richtig und ich habe mir das beim Schreiben in ähnlicher Weise auch schon gedacht.
Dennoch glaube ich, dass das mit ein wenig Engagement seitens der Stadt schon möglich wäre auch solche Objekte zu nutzen. Es ist meiner Ansicht nach zu viel erwartet und auch falsch gedacht bei jedem größeren Objekt auf einen neuen tollen Investor zu warten - dafür gibt es einfach zu viele Großbrachen hier.
Die CWE bräuchte nur mal analysieren welche Betriebe in der Stadt in welchem Maße wachsen und welche Gewerbestandorte in Zukunft bedroht sind. Vielleicht ergeben sich ja auch Synergien? Dann muss man die Leute nur noch "einsammeln" und zu einem gemeinsamen Projekte bewegen - oder mittels Vertragsdreieck dem Eigentümer die Möglchekit geben das Ding bei der Bank über die Bühne zu bekommen.
Hilfe könnte da auch von Banken wie der SAB kommen - dafür sind die ja eigentlich da.Zeitgleich könnte die Stadtverwaltung reagieren, indem sie gewisse Neubauprojekte behindert oder zumindest versucht, die Leute in andere Richtungen zu lenken.
Solange aber für jeden Rotz masslos Baugrundstücke zur Verfügung gestellt werden, wird man dem Leerstand einfach nicht Herr.
Ich kann nur sagen: Uns Betrieben in Altendorf wurde kein Ersatzstandort angeboten und wir waren sowohl der Stadtverwaltung als auch der CWE ziemlich egal - so zumindest der Eindruck. Nur vom neuen Eigentümer kam mal das Angebot im Wirkmaschinenbau nach Flächen zu sehen, da gab es aber nix geeignetes.
Chemnitz hat ein gewaltiges Problem: Einerseits mangelt es seit Jahren an kleinen Gewerbeflächen für die es sehr viel Nachfrage gibt, andererseits stehen sehr große Areale / Gebäude leer. Das sind aber seit zig Jahren bekannte Probleme und getan wird nix wirklich sinnvolles. Bestehende Gewerbebeflächen werden verdrängt / bedrängt und neue Flächen werden auf der grünen Wiese ausserhalb der Stadt geschaffen - gleichzeitig will man aber den Verkehr reduzieren....
Was in den Köpfen vorgeht, wird sich mir jedenfalls nie erschließen und ich bin heilfroh, zumindest für mich einen erstmal fixen Ort gefunden zu haben und damit (hoffentlich) relativ unabhängig zu sein.
Nutzbaren Bestand gäbe es jedenfalls genug, aber der wird oft plattgemacht, in der Erwartung dass kleinere Betriebe sich einen Neubau leisten können - was ja Quatsch ist. Produktenbahnhof wäre so ein Beispiel...
Umso dankbarer bin ich übrigens den privaten Betreibern (wie zum Beispiel im Falle des Spinnereimaschinenbaus) die jungen Leuten geeignete Flächen zu einem fairen Preis zur Verfügung stellen.
Wie war gleich das neue Motto der Stadt? Entfalte dich?
Nur: WO liebe Stadt - außer bei den Privaten....?
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Ich frage mich hier immer, was die Schuld der "Stadt" genau sein soll. Die Wanderer-Werke (hier beispielhaft) gehören einer Privatperson. Diese Person kann mit ihrem Eigentum generell erstmal machen, was sie will. Die Stadtverwaltung kann die Eigentümerin jetzt gerne bitten, hier doch mal zu sanieren und eine neue Nutzung zu suchen. Machen muss das die Eigentümerin aber nicht, wenn die nicht will/ es sich nicht leisten kann. Die Stadt kommt frühestens dann ins Spiel, wenn Teile des Gebäudes auf die Straße stürzen und eine Gefahr für die Sicherheit darstellen oder die Eigentümerin tatsächlich (mit Fördergeldern) sanieren möchte und sich an die Verwaltung wendet. Anders sieht das freilich bei Gebäuden der GGG aus. Hier haben die Stadtverwaltung und die Räte in Form des Aufsichtsrates durchaus Handlungsspielräume. Dass hier in der Vergangenheit oft falsch gehandelt wurde, wissen wir. Dennoch: Auf Privateigentum hat die Verwaltung nur einen sehr geringen Einfluss. Ich sehe hier eher die Öffentlichkeit gefragt: Es muss bei den Chemnitzern endlich der Wert derartiger Architektur und Industriekultur erkannt werden und öffentlich eine Diskussion über die Nutzung solcher Gebäude einsetzen (Freie Presse, Morgenpost, überregional wie mit der Brücke an der Beckerstraße). Damit können Eigentümer unter Druck gesetzt werden, entweder zu sanieren oder eben zu verkaufen.
Jetzt stelle man sich aber mal vor, die Verwaltung oder die CWE beschränkt ihre Wirtschaftsförderung - und Standortpolitik lediglich auf private Eigentümer und überlässt jegliche Neuansiedlung den Privaten - in der Hoffnung, dass die Pläne nicht doch noch platzen? Ich kann den Aufschrei der Stadträte sowie der Medien schon jetzt hören. Ganz vom Compliance-Problem abgesehen: Welchen Eigentümer unterstützt jetzt die Verwaltung/ CWE zuerst? Wo wird zuerst angesiedelt und investiert? Im "schönsten" Objekt? Im Größten? Und was wenn der mit dem kleineren Industriebau (zurecht) klagt?
Die einzige Möglichkeit die ich sehe wäre es, städtebaulich/ architektonische/ oder industriekulturell wichtige Objekte ins Eigentum der Stadt zu bringen - durch das Vorkaufsrecht in eine Holding (falls denn die Eigentümer überhaupt verkaufen möchten). Allerdings kenne ich bundesweit keine einzige Stadt, die sich derartige Klötze ans Bein binden möchte. Der Trend geht (leider) eher in die andere Richtung.
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Ich lese da bei dir irgendwie schwarz / weiß -Malerei raus...
Ich sage ja nicht, dass sich die CWE oder die Stadt ausschließlich nur noch um solche Objekte kümmern soll - das ist ja auch Quatsch. Aktuell besteht lediglich das Angebot der Stadt / CWE dass sich die Eigentümer dort melden können.
Da erwarte ich einfach ein wenig mehr Aktivität und ein direktes Zugehen - und das erlebe ich nicht wirklich, zumindest nicht in einem Maßstab der was bringt.Man könnte zum Beispiel mal konkrete Konzepte spinnen - gerade Wanderer und die ehemalige Strumpffabrik nebenan (später war da glaub ich ne Fabrikation von Schreibmaschinen/Rechenmaschinen drin) wären zwei sehr große Areale für die es lohnen würde mal was anzuleiern - übrgens: Beim Technologiecampus / Spinnereimaschinenbau kümmert man sich ja schon um eine gute Verbindung - ist also auch nicht alles schlecht!
Klar, die CWE bemüht sich schon ein klein wenig, aber oftmals bleibts dabei einen Kontakt herzustellen - manchmal auch unabhängig davon ob es zum Unternehmen passt oder nicht.
Erst kürzlich hat sich ein Bekannter von mir sebstständig gemacht und seine Firma wächst rasant. Er hat lange nach einer geeigneten Fläche gesucht und ist von alten Fabrikbauten richtig angetan und hätte auch Lust sowas selber in die Hand zu nehmen / umbauen zu lassen etc. Nun ist er zwar unterkommen - wohl eine pragmatische Lösung- die für ihn sicher gut funktionieren wird. Er wäre aber einer derjenigen gewesen, der durchaus auch für solche Objekte wie Wanderer zu haben gewesen wäre.
Die Stadt könnte ebenfalls den Druck auf solche Gebäude erhöhen, wenn man weniger neue Gewerbegebiete erschließen würde. Wenn ein Unternehmer die Wahl hat zwischen Neubau direkt an der Autobahn und Fabrikhalle in der Nähe der Autobahn - für was wird er sich wohl entscheiden?
Klingt aus meinem Mund ein wenig unverständlich, da ich ja immer bemängele dass es zu wenig Gewerbeflächen in Chemnitz gibt - damit meine ich aber kleine Gewerbeflächen, bestenfalls mit Bestand. Objekte die auch für kleinere Unternehmer bewirtschaftbar und bezahlbar sind - und die werden immer knapper. Neulich ist mir zu Ohren gekommen, dass sich die Japo nun erweitert hat und dadurch eine Menge Leute ihre kleinen Werkstätten/Garagen verlieren. Die Nachbarn nebenan zittern bereits ebenfalls...
Klar, die kleinen "abgeranzten" Gewerbehöfe die es (noch) in Chemnitz gibt sind nach außen hin nicht sehr attraktiv - sind aber oft die Geburtsstätten größerer Firmen - mein Bekannter von dem ich gerade sprach, war früher ebenfalls in so einem Objekt ansässig - und jetzt platzt sein Betrieb quasi aus allen Nähten.
Leider sind diese Flächen immer öfter bedroht - auch die Jungs von den ehemaligen Kunstwerkstätten in der Heinrich-Schütz-Straße zittern seit Jahren. Dort hatte ich auch mal nach einer Unterkunft nachgehakt und die sagten mir, sie wissen auch nicht wie das in Zukunft bei denen werden wird...Das ist übrigens einer der Punkte, weswegen ich den Plan der Stadt am Produktenbahnhof für total bescheuert empfinde. Klar, einige der Hallen dort sind unrettbar, manche aber sind rettbar. Die Güterschuppen wären gerade für kleinere Handwerksbetriebe idealer Ansiedlungsort: Auf dem Sonnenberg/ in Hilbersodrf/ auf dem Brühl gut oder günstig wohnen, mit dem Fahrrad oder Bus auf kurzer Strecke in den Betrieb und mit dem Auto von dort aus schnell in der Stadt unterwegs. Für Reparaturbetriebe auch für die Kunden sehr gut erreichbar - egal ob mit Auto oder Bus - und schlussendlich auch mitten in der Stadt und nicht am Rand.
Alles Unrettbare dort könnte ja zugunsten neuer Gewerbebauten weichen, der Rest könnte aber durchaus "Scheibchenweise" verkauft werden oder auch direkt von der Stadt verpachtet werden. Da könnte ein sehr schöner Mix entstehen aus kleinen und großen Unternehmen.Ich hatte ja seinerzeit von Herrn Stötzer mal eine Nummer bekommen zu dem Ansprechpartner des Gebietes der Stadt. Die Besichtigung fand zwar statt, aber es hieß, dass selbst der denkmalgeschützte Rest-Schuppen der bis an die Böschungsmauer reicht am liebsten abgerissen werden solle - obwohl der nach wie vor genutzt wird. So gesehen war die Besichtigung dieses Schuppens eigentlich für die Katz... Zu dem Zeitpunkt war auch noch nicht klar, was für Gewerbe auf dem Gelände zukünftig angesiedelt werden sollte, mittlerweile ist man an der Stelle hoffentlich ein Stück weiter. Für mich wäre das jedenfalls sehr attraktiv gewesen - und ich kenne einige für die das ebenfalls attraktiv wäre /gewesen wäre.
Wenn ich also von einer Stadt spreche die aus meiner Sicht "schuld" ist, dann meine ich damit vor allem solche Misstände, die einfach wider besseren Wissens krampfhaft nicht behoben werden. Keine Kleinstadt würde sich so ein Verhalten erlauben - aber Chemnitz hat halt die große Industrie, da scheint alles andere nicht wirklich wichtig zu sein...
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Wanderer
Die Sanierung der Wanderer Werke hätte DAS Projekt für die Bewerbung zur Kulturhaupstadt 2025 sein können. Zusammen mit den angrenzenden Industriebauten bis hin zur Messe hätte dieses Gebiet auf völlig neue Beine gestellt werden können. Und dafür wären Fördertöpfe in Millionenhöhe aufgegangen. Ein Gebäude mit einer derartigen Geschichte hätte DAS Aushängeschild für die Stadt werden können. Das Fahrzeugmuseum hätte endlich eine würdige Präsentationsfläche bekommen und es wären hunderte von ideen zur weiteren Nutzung entstanden. Dieses Jahr ist Bewerbungsschluss und ich kenne NICHTS was uns von den anderen Bewerberstädten unterscheidet. Chance vertan. Hauptsache Hutfesitival. Alles Luftnummern ohne Nachhall.
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Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 - Wir sanieren eine Fabrik
Nö, deine Auffassung teile ich nicht.
Zwar halte ich von dem Kulturhaupstadtgedöns mittlerweile auch rein gar nichts mehr, das hat aber mit meiner Vorstellung von Moral, Werten, Ehrlichkeit und Selbstkritik und einigen persönlichen Erlebnissen dahingehend zu tun.
Im Gegenteil. Ich sorge mich momentan eher um die Kulturprojekte die in den letzten Jahren so mühsam gewachsen sind. Geht die Bewerbung schief, wird das sicherlich sehr negative Auswirkungen auf die Szene haben.
Wäre der Stadt Kultur wirklich wichtig und auch was wert - dann würde sie nicht warten was irgend ein seltsamer Ausschuss bewertet, sondern hätte schon lange gehandelt und die Weichen gestellt.
Selbst wenn ich großer Fan der Kulturhauptstadtbewerbung wäre, hielte ich es nicht für richtig das auf eine Fläche zu fixieren - es geht ja nicht um einen Jahrmarkt, sondern um viele große und kleine Projekte die bestenfalls quer durch die Stadt die schon bestehenden Institutionen / Veranstaltungen gut vernetzen. Klar, neue kleine Zentren darf es ruhig geben, aber Wanderer ist da definitiv eine viel zu große (und abgelegene) Nummer.
Trotzdem: Eine Belebung des Areals würde ich sehr begrüßen.
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Ich lese da bei dir irgendwie schwarz / weiß -Malerei raus... Ich sage ja nicht, dass sich die CWE oder die Stadt ausschließlich nur noch um solche Objekte kümmern soll - das ist ja auch Quatsch. Aktuell besteht lediglich das Angebot der Stadt / CWE dass sich die Eigentümer dort melden können. Da erwarte ich einfach ein wenig mehr Aktivität und ein direktes Zugehen - und das erlebe ich nicht wirklich, zumindest nicht in einem Maßstab der was bringt.
Dann lass es mich mit Huxley sagen: "Fakten hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden." Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass die CWE nicht über fremdes Eigentum entscheiden kann - weder über deines, noch über meines noch über die Wanderer-Werke oder die Schönherr-Fabrik. Wenn bestimmte Eigentümer andere Pläne verfolgen (und diese Pläne können auch ein weiteres brachliegen sein), so muss sich Stadtverwaltung und CWE daran halten und (vorerst) damit abfinden, bis der Eigentümer die Stadt irgendwann ins Boot holt. Geltendes Recht gilt auch für Verwaltungen. Kein Eigentümer kann zu einer Nutzung oder Sanierung seiner Immobilien gezwungen werden. Und keine CWE kann fremdes Eigentum vermarkten. In einer Stadt existieren zahlreiche Akteure, die alle unterschiedliche Interessen verfolgen. Inwieweit die Chemnitzer Verwaltung in der Lage ist, diese Akteure an einen Tisch zu holen, ist eine andere Frage.
Ich unterstelle jetzt mal der Eigentümerin vollkommen andere Interessen, als wir sie hier im Forum verfolgen. Dieser Absatz ist reine Annahme und entbehrt jeglicher Kenntnis meinerseits. Aber es könnte sein, dass die Dame das Flurstück samt Bebauung gekauft hat, weil sie damit vor allem wirtschaftliche Interessen verfolgt. Laut RAPIS hat das Flurstück (192/11) eine Größe von rund 15.000 m2. Laut BORIS liegen die Bodenpreise pro qm für dieses Flurstück bei 35 Euro/m2. Die Dame sitzt also allein mit dem Flurstück, auf dem das Hauptgebäude steht, auf einem Wert von rund 525.000 Euro. Ob die Flurstücke der Erweiterungsbauten auch ihr gehören, weiß ich leider nicht. Es ist davon auszugehen, dass der Wert des Flurstückes ohne Gebäude noch um einiges höher wäre - die Anbindung an Schiene und Autobahn ist hervorragend, die Messe direkt angrenzend. Auch ist es aus meiner Sicht etwas offensichtlich, wie sich innerhalb kurzer Zeit der Zustand des Gebäudes derart verschlechtert hat: Auf Bildern von 2014 sind noch alle Fenster im Gebäude und auch die Regenrinnen scheinen noch intakt. Ein Schelm der böses denkt, wenn man weiß, dass im Länder-Programm "Brachenberäumung" (https://www.sab.sachsen.de/förderprogramme/sie-planen-kommunale-investitionen/brachenberäumung-(landesbrachenprogramm).jsp) seit Beginn des Jahres eine 90%-Rückbau-Förderung für Industrie-Brachen möglich ist, wenn das Gebäude erhebliche Mängel aufweist und die Standsicherheit gefährdet bzw. eine neue Nutzung nicht mehr möglich ist.
Die Stadt könnte ebenfalls den Druck auf solche Gebäude erhöhen, wenn man weniger neue Gewerbegebiete erschließen würde. Wenn ein Unternehmer die Wahl hat zwischen Neubau direkt an der Autobahn und Fabrikhalle in der Nähe der Autobahn - für was wird er sich wohl entscheiden?
Dazu würde ich gerne folgenden Facebook-Beitrag von Stadtrat Lars Fassmann verlinken: https://www.facebook.com/photo…1458512811&type=3&theater
Die Zahl der Erwerbstätigen hat in Chemnitz (Stadt) zwischen 2010 und 2017 lediglich um 0,3% zugenommen - weniger als in einigen ländlichen Kreisen Sachsens. Im gleichen Zeitraum ist die Anzahl in Dresden (Stadt) um 8,7 % in Leipzig (Stadt) sogar um 12,2% gestiegen. Weniger Gewerbegebiete halte ich jedenfalls nicht für die richtige Lösung. -
Die Sanierung der Wanderer Werke hätte DAS Projekt für die Bewerbung zur Kulturhaupstadt 2025 sein können. Zusammen mit den angrenzenden Industriebauten bis hin zur Messe hätte dieses Gebiet auf völlig neue Beine gestellt werden können. Und dafür wären Fördertöpfe in Millionenhöhe aufgegangen. Ein Gebäude mit einer derartigen Geschichte hätte DAS Aushängeschild für die Stadt werden können. Das Fahrzeugmuseum hätte endlich eine würdige Präsentationsfläche bekommen und es wären hunderte von ideen zur weiteren Nutzung entstanden. Dieses Jahr ist Bewerbungsschluss und ich kenne NICHTS was uns von den anderen Bewerberstädten unterscheidet. Chance vertan. Hauptsache Hutfesitival. Alles Luftnummern ohne Nachhall.
Hier möchte ich auch noch darauf eingehen, weil es mir wirklich auch ein persönliches Anliegen ist. Ich glaube du verstehst den ganzen Bewerbungsprozess komplett falsch, KMS. Das was aktuell läuft - von Hut-Festival über die Veranstaltungen in der Hartmann-Fabrik bis hin zum Aufruf, Projektideen für Chemnitzer Plätze einzureichen (und vieles, vieles mehr!) - ist NUR Bestandteil der Bewerbung und hat noch nichts mit den tatsächlichen Interventionsfläche zu tun, die es geben, soll, wenn Chemnitz den Zuschlag erhält. Diese Interventionsflächen sind noch geheim bzw. werden erst noch ermittelt, sobald Chemnitz den Zuschlag erhalten hat. Lediglich das Motto "Creating Spaces - Opening Minds" ist bekannt. Es soll sich mit den Freiräumen der Stadt befassen und ich gehe ganz stark davon aus, dass alte Industrie-Brachen eine wesentliche Rolle dabei spielen werden.
Alles was aktuell läuft und bekannt ist, dient dazu, die Öffentlichkeit und die Chemnitzer - dich und mich - ins Boot zu holen und die Akzeptanz für die Kulturhauptstadt (die in Chemnitz aus irgendeinem mir nicht erklärbaren Grund sehr gering ist) zu steigern. Der Jury ist es in der Vergabe sehr wichtig, dass die Bevölkerung der Stadt hinter der Bewerbung steht.
Das Investitionsvolumen - sollte Chemnitz den Zuschlag erhalten - wird bei 70 bis 80 Millionen Euro (!!!) liegen (https://www.freiepresse.de/che…rt-plan-b-artikel10287375). Natürlich wird da mehr entstehen als ein paar lächerliche Plätze im Zentrum und das Hutfestival. Im Vergleich dazu: In den letzten 25 Jahren wurden 350 Millionen Euro an Städtebaufördermitteln in Chemnitz investiert (https://www.chemnitz.de/chemni…erderung/entwicklung.html). Geht die Kulturhauptstadt-Bewerbung klar, wären innerhalb weniger Jahre knapp 1/4 der Finanzmittel der letzten 25 Jahre in der Stadt vorhanden. Das ist Wahnsinn!
Die Kulturhauptstadt ist für Chemnitz eine riesige Chance - mit Sicherheit die Größte seit der Wiedervereinigung. Und ob sich eine derartige Chance in den nächsten 25 Jahren nochmal bieten wird, wage ich zu bezweifeln.
Ich empfehle hier begleitend etwas Recherche zu Linz. Ehemals eine komplett unterschätzte Stadt, die sich seit der Kulturhauptstadt hervorragend entwickelt hat und mittlerweile kulturell mit Wien und Graz mithalten kann und seine ganz eigene Nische gefunden hat. -
Zu Wanderer:
Ich weiß nicht wer aktuell Eigentümer/in ist. Ich weiß nur, dass die Fläche nebenan (ehemals Robotron) vor einigen Jahren von Frau K. ersteigert wurde.
Auf Nachfrage sagte Sie mir mal (ich hatte Interesse an einem der Gebäude) dass Sie gerne die Wanderer Werke dazu kaufen würde um dann ein großes Projekt draus zu machen. Das ist aber schon wirklich lange lange her und ich kenne die gute Frau eigentlich nur von Sanierungsprojekten. Ob zwischenzeitlich weiterverkauft wurde oder sie Wanderer ebenfalls erworben hat, das weiß ich nicht.
Du täuschst dich übrigens was die Macht der Stadt angeht. Zumindest im Fall der Wanderer Werke (da unter Denkmalschutz stehend) könnte die Denkmalbehörde Auflagen erteilen und diese auch gerichtlich durchsetzen.
Davon abgesehen sagte ich ja an mehreren Stellen, dass man ja wenigstens mal ein wenig vorausdenken kann und dann mit den Eigentümern Rücksprache halten kann. Wenn die CWE 10 Interessenten zusammenzieht und einem Eigentümer vorstellt, glaube ich kaum, dass sich der Eigentümer einer solchen Immobilie mit Händen und Füßen dagegen wehren wird. Selbst wenn er ablehnt, wäre es dennoch ein Schritt in die richtige Richtung - zumal man ja genügend Gebäude hätte die es wiederzubeleben gilt.
Zum Thema Gewerbegebiete und Arbeitsplätze:
Ich hätte letztes Jahr um ein Haar jemanden angestellt. 54 Jahre alt und aus Darmstadt - leider hat die Stadt dafür gesorgt dass ich meine Fläche verliere und damit ein heilloses Chaos gestiftet - auch bei allen anderen Firmen, eine davon schließt aktuell. Da ich dem guten Mann keine Sicherheit bieten konnte, habe ich ihm schlussendlich abgesagt und mein Arbeitskräfteproblem anderweitig gelöst. Die neu aus dem Boden gestampften Gewerbegebiete sind nur für wenige Firmen interessant. Neugründer / kleine Betriebe suchen eher was im Bestand - und der Markt ist so gut wie leer - selbst für Leute mit größerem Geldbeutel. Auch mein Bekannter mit der raketenmäßigen Firma hat einen Neubau in Erwägung gezogen, hat sich aber erstmal für den Bestand entschieden, weil er noch nicht weiß inwiefern er sich in Zukunft noch erwetern muss. Davon abgesehen brauchte er schnell was neues, mit einem Neubau wäre er sicherlich sehr viel länger beschäftigt gewesen.
Wie dem auch sei, es war ja auch nur EIN Beispiel wie man den Druck auf Bestandsflächen erhöhen könnte, sicherlich gibts noch eine ganze Menge anderer und vielleicht auch geeignetere Instrumente - dafür haben wir ja aber Fachleute. Angeblich
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"...ins Boot zu holen und die Akzeptanz für die Kulturhauptstadt (die in Chemnitz aus irgendeinem mir nicht erklärbaren Grund sehr gering ist) zu steigern"
Wieso denn nicht erklärbar? Die Gründe liegen doch auf der Hand:
Einerseits gibt es eine breite Bevölkerungsschicht, der ganz andere Dinge wichtig sind und die sich darunter auch so gar nichts vorstellen können. Vielen ist das schlichtweg egal - die haben ganz andere Probleme
Andererseits ist das ja mit dem "ins Boot holen" von Anfang an ziemlich gescheitert. Diese ganze Geheimniskrämerei, der Fauxpas mit der Ostrale, das mangelnde Vertrauen in die eigene Szene, nicht eingehaltene Versprechungen und zuletzt auch die Nicht-Unterstützung seit Jahren engagierter Bürger beim Erfi... also mich wundert es nicht, wenn immer weniger mit dem Kulturhauptstadtzeugs nichts mehr zu tun haben wollen - es läuft ja im Alltag schon nicht sauber. Mich wundert es nicht, wenn das Vertrauen in die Stadtverwaltung / Stadtspitze wie weggeblasen ist...
Die Stadt torpediert sich ja auch ständig gegenseitig: Die Verwaltung macht was sie will (und ist selbst untereinander oft auf Kriegsfuß), der Stadtrat wird nicht ernstgenommen und der Aufruf zu mehr Bürgerengagement ist auch nur heiße Luft. Unter solchen Umständen wird auch ein noch so guter Bürgermeister irgendwann mürbe...
Klar, das Geld könnte neue Möglichkeiten eröffnen, aber ich glaube bei dem was in den letzten Jahren so gelaufen ist nicht daran, dass man was gescheites draus macht.
Chemnitz hat unglaublich viel Potential, aber es wird nicht urbar gemacht - und erst Recht wird nicht aus den Fehlern vergangener Tage gelernt.
Meines Erachtens nach liegt es jedenfalls nicht am Geld, sondern an einer gemeinsamen Strategie, dem Willen Dinge umsetzen zu wollen und dem Vertrauen in die hiesigen Akteure und die Bürger.
Es wäre zu einfach gedacht, die Zukunft dieser Stadt von der Bewerbung abhängig zu machen - ohne Kulturhauptstadt muss es ja schließlich auch weitergehen. Sowas ist allenfalls ein nettes Bonbon - nicht mehr, nicht weniger.
Was passiert eigentlich, wenn wir nicht gewinnen? Gibt es dafür Konzepte?
Hat sich da einer der Verantwortlichen je zu geäußert? Ist Chemnitz dann endgültig und ganz offiziell als die grauseligste Stadt dieses Landes abgehakt? Was passiert mit all den Ideen die jetzt gesammelt werden? Verstauben die dann in der Schublade? -
Alles was aktuell läuft und bekannt ist, dient dazu, die Öffentlichkeit und die Chemnitzer - dich und mich - ins Boot zu holen und die Akzeptanz für die Kulturhauptstadt (die in Chemnitz aus irgendeinem mir nicht erklärbaren Grund sehr gering ist) zu steigern. Der Jury ist es in der Vergabe sehr wichtig, dass die Bevölkerung der Stadt hinter der Bewerbung steht.
Joseph hat hier schon sehr ausführlich viel Richtiges gesagt, besser könnte ich es nicht schreiben.
"Die Chemnitzer" sind eben keine homogene Masse. Ich für meinen Teil war von Anfang an Fan der Kulturhauptstadt-Idee. Ich "mag" Kultur in (fast) all ihren Facetten, (fast) jeglicher Wirbel und (fast) jede Investition tut der Stadt gut... .
ABER: "Die Chemnitzer" haben eben auch ernstzunehmende Themen und da gehört "das ganze Kultur-Chichi" bei den meisten eher nicht dazu.
- Warum bekomme ich keinen Kita-Platz?
- Warum fällt ständig der Unterricht aus?
- Warum hat der CFC eine neues Stadion aber die Spielplätze verrotten?
- Warum nutzt die (Viertelmillioneinwohner-!)Stadt die Chance eines Badneubaus nicht, um endlich ein familiengerechtes Bad zu bauen?
- Warum findet man plötzlich keine (für Chemnitzer Verhältnisse) bezahlbaren größeren Wohnungen mehr?
- Warum schließen Kultureinrichtungen und Jugendclubs wegen weniger 1000 Euro, die die Stadt plötzlich nicht mehr zahlt?
- ...Und etwas weniger ernst aber in engem Zusammenhang mit dem Thema:
- Warum stand bisher die Stadt meistens auf Seite der Polizeirufer und seltenst auf Seite der ("lärmenden") Kultur?
- Warum bekommt man in einer Stadt mit (Wovonauchimmer-)hauptstadtambitionen nie ein Taxi?
- Warum haben Aue und Limbach schönere Zoos als wir?
- Warum wird immer wieder über die Schließung des großartigen Botanischen Gartens diskutiert?
- Warum ist die billigste Schauspielhauskarte preiswerter, als Schlittschuhlaufen mit Schuhausleihe oder Basketball?
- Warum liegen da diese verrottenden 70.000€-Holzstämme?
- Warum wurden jahre(zehnt)elang Kleinstveranstaltungen wegen Lärm- oder Finanzierungsproblemen nicht genehmigt, nun gibt es aber permanent (diskutierbare) neue Formate mit viel Krach und Tamm-Tamm?
- Warum werden Programmkinos nicht (ausreichend) unterstützt, Oper&Co. aber ausufernd?
- Warum war der Stadt "die Szene" jahrzehntelang (fast) egal und plötzlich biedert sie sich in dieser Form an?
- Warum wird jeder Häuslebauer mit unüberschaubaren und teils unsinnigen Auflagen gequält, "die Stadt" oder Private bauzen aber im Großformat scheinbar ohne Rücksicht auf jegliche Gestaltungskonventionen?
- Warum werden auf Teilen des Sonnenbergs und dem Brühl für den "schnellen Euro" Einzelinvestoren hofiert und so beste Möglichkeiten für wirkliche Kieze im Keim erstickt?
- Warum halten sich die Stadttöchter (GGG, CWE, ...) nicht an die eigenen Rahmenpläne und Visionen sondern machen teils das exakte Gegenteil?
- Warum wurden jahrzehntelang rettbare Industriebrachen zerstört, um sie jetzt als unseren großen Stolz zu präsentieren?
- ...Man muss nicht doof, ignorant oder kleingeistig sein, um zu sehen, dass im Rathaus und in der Stadtverwaltung großteils immernoch die gleichen Leute sitzen. Es ist ja nicht so, dass wir hier jetzt mit komplett neuem Personal den großen Aufbruch wagen.
Also auch von mir: Kulturhauptstadt(bewerbung), ja bitte! Trotzdem darf gern ausführlich auf die Missstände hingewiesen werden. Auch das ist eine wichtige Chance dieser Bewerbung. Vielleicht sogar die realistischere.
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Du täuschst dich übrigens was die Macht der Stadt angeht. Zumindest im Fall der Wanderer Werke (da unter Denkmalschutz stehend) könnte die Denkmalbehörde Auflagen erteilen und diese auch gerichtlich durchsetzen.
Sagen wir es mal so: Wenn es so einfach wäre ein Sicherungsgebot auszusprechen und es für den Eigentümer dann auch verpflichtend wäre, würde es nicht so viele Denkmale in ruinösem Zustand geben. Theorie und Praxis gehen hier sehr (!) weit auseinander. Ich plaudere aus dem Nähkästchen: Wir warten in meiner Stadt (Umland Chemnitz) schon seit drei Jahren (!!) auf die Sicherung des Gebäudes. Mittlerweile sind Decken durchgebrochen und das Dach komplett undicht. Ich gehe davon aus, dass sich dann ab Mai ungefähr das Problem von selbst erledigt hat - leider. Städtebaulich und architektonisch äußerst tragisch.
Nach zwei aufeinanderfolgenden Diktaturen (in denen Eigentum jeweils ein "unberechenbares" Gut war) ist man in Deutschland - was das Eigentum angeht - sehr vorsichtig geworden. Es ist quasi unmöglich über den Kopf des Eigentümers hinweg zu entscheiden - weder was Enteignung, Sanierungs- und Sicherungsauflagen, etc. angeht. Die Hände der Stadt sind da gebunden.
Die Untere Denkmalbehörde kommt übrigens frühestens dann ins Spiel, wenn das Gebäude abgerissen werden soll - dazu muss diese ihr Einverständnis geben oder eben verweigern - oder wenn die Sanierung ansteht und die Eigenheiten des Denkmals geschützt werden sollen.
Davon abgesehen sagte ich ja an mehreren Stellen, dass man ja wenigstens mal ein wenig vorausdenken kann und dann mit den Eigentümern Rücksprache halten kann. Wenn die CWE 10 Interessenten zusammenzieht und einem Eigentümer vorstellt, glaube ich kaum, dass sich der Eigentümer einer solchen Immobilie mit Händen und Füßen dagegen wehren wird. Selbst wenn er ablehnt, wäre es dennoch ein Schritt in die richtige Richtung - zumal man ja genügend Gebäude hätte die es wiederzubeleben gilt.
Woher weißt du denn, dass da so in ähnlicher Form in Chemnitz noch nicht passiert ist und - sagen wir mal - am Gegenwillen der Eigentümer gescheitert ist
Was die Kulturhauptstadt angeht möchte ich eigentlich keine Diskussion über Sinn oder Unsinn führen. Der Chemnitzer (ich weiß, keine homogene Masse) ist ein schwieriges Wesen - schon immer gewesen - obrigkeitstreu auf der einen Seite, im stillen Kämmerlein dann aber überkritisch. Gepaart mit einem Hass auf die eigene Stadt und einem gewissen Komplex, dann aber doch auch nicht Willens daran etwas zu ändern. Time will tell...
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Was die Kulturhauptstadt angeht möchte ich eigentlich keine Diskussion über Sinn oder Unsinn führen. Der Chemnitzer (ich weiß, keine homogene Masse) ist ein schwieriges Wesen - schon immer gewesen - obrigkeitstreu auf der einen Seite, im stillen Kämmerlein dann aber überkritisch. Gepaart mit einem Hass auf die eigene Stadt und einem gewissen Komplex, dann aber doch auch nicht Willens daran etwas zu ändern. Time will tell...
Schade. Aber sicher ist das hier auch nicht das geeignete (Unter)Forum. Es geht auch weniger um Sinn oder um Unsinn, sondern um Prioritäten und für den Einzelnen wichtig und weniger bis (individuell gefühlt) gar nicht wichtig.
Diese Pauschalschelte auf die - du erkennst es ja an - eben nicht homogenen Chemnitzer finde ich eigenartig bis daneben. Es hat nichts mit Hass oder überkritisch zu tun, wenn Missstände offen angesprochen werden und eben auch darauf hingewiesen wird, dass in den letzten Jahren und auch der jüngeren Vergangenheit vieles ziemlich inkonsistent ist. Deine einzelnen Attribute (obrigkeitstreu, überkritisch, Hass [was für ein unnötig starkes Wort] auf die eigene Stadt usw.) zu diskutieren, führt sicher zuweit. Komplexe kann man in einer Stadt ohne Familien-Hallenbad, vernünftigen Zoo, Szenekiez, Bahnfernverkehr, Wirtschafts- und (eng verbunden) Bevölkerungswachstum und ohne ernsthafte Visionen (außer natürlich "Kulturhauptstadt") durchaus einmal bekommen. Aber immerhin wurde das erkannt und das Thema Stadtstategie jetzt angegangen.
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Mir ist das jetzt zu müßig geltendes Recht in allen Details hier zu diskutieren. Die Macht ist da, ob sie genutzt wird, steht auf einem anderen Blatt.
An der Stelle möchte ich allerdings in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass ich generell kein Fan davon bin Macht durch Zwang auszuüben. Vielmehr sehe ich hier die Stadt bzw. die einzelnen Behörden in der Verantwortung auf (offensichtlich überforderte?) Eigentümer zuzugehen und mit ihnen gemeinsam eine Lösung zu suchen - sofern möglich. Wird sicherlich nicht in allen Fällen fruchten, aber da in der Vergangenheit einige Gebäude in der Stadt erfolgreich notgesichert wurden (zum Teil mittlerweile auch saniert) ist das schon ein Beweis dafür dass es Wege gibt. Aus irgend einem Grund leider doch zu selten gegangen? Da müsste man mal recherchieren.
Übrigens: Wenn das was du sagst zu 100% stimmen würde, dürfte die Stadt kein einziges Haus in Ersatzvornahme komplett abreissen, denn im Moment der Auftragsbestätigung geht das Eigentum vom Haus (nicht vom Grundstück!) an den Abbruchunternehmer über - ein Problem, weswegen die Stadt fast keine Möglichkeit hat Auflagen durchzudrücken was zum Beispiel die Bergung von Porphyr und anderen historischen Baumaterialien erheblich erschwert. Lediglich beim Abbruch von denkmalgeschützten Häusern hat die Denkmalbehörde die Möglichkeit das zu beauflagen. So geschehen zum Beispiel beim Abbruch der Annaberger Straße 431 - und die Stücke wurden zum Teil für die Nordfassade Schlosskirche wiederverwendet.
Aber lassen wir das und kommen mal zu deinem anderen Punkt der mich gleich wieder "triggert"
Ich liebe Chemnitz - und genau das ist auch der Grund weshalb ich die Stadt(verwaltung) so für ihren verzapften Schwachsinn kritisiere. Ich bin kein Chemnitzer, ich kam vor 12 Jahren in die Stadt und konnte auch so manche vom Charme und den Möglichkeiten hier überzeugen.
Leider ist Chemnitz aber nicht mehr die "Stadt der Optionen" wie ich sie kennengelernt habe. Damals lag sehr vieles brach, es gab kaum noch Clubs und wenn, waren die kaum besucht. Selber machen war die Devise und da ist ja auch einiges draus entstanden. Leider ist der "Geist" dieser Jahre mehr oder weniger verflogen, Akteure sind abgehauen und der Rest ist in einer seltsamen Art und sehr umfassenden Weise dem Kapitalismus gewichen - mit ganz wenigen Ausnahmen. Sicherlich auch Zeichen unserer Zeit, manchmal meinetwegen auch Notwendigkeit, aber eben lange nicht mehr so "frei" und entspannt wie früher...
...und JA, ich glaube die Chemnitzer haben mich in den 12 Jahren schon auch ein wenig mit dem Mecker-Virus angesteckt, wobei ich immer versuche konstruktiv zu bleiben.Ich sehe jedenfalls weder meine Generation, noch meinen Wirtschaftszweig, noch meine Vorstellung vom Leben hier in der Politik vertreten - mit ganz sehr wenigen (leider fast machtlosen) Ausnahmen.
Chemnitz ist heute für mich so unattraktiv wie noch nie - obwohl alles so "schick" saniert ist (was mich natürlich auch ein Stück weit freut, zumindest wenn die Qualität stimmt).
Wenn ich mir aber den ganzen Kulturbewerbungsquatsch ansehe, spüre ich jedenfalls keinen Hauch von Selbstkritik und erst Recht fühle ich mich da null mitgenommen, ganz im Gegenteil.
Gestern habe ich ürigens mal den Blick auf die Website der Stadt Magdeburg gewagt und das direkt mit Chemnitz verglichen. Alleine da stellt sich Magdeburg schon sehr viel besser auf als Chemnitz - und erklärt auch ganz offen die Ziele und Ideen.
Ich zitiere:
"Der Bewerbungsprozess ist ein einzigartiger Anlass, um eine gründliche Standortbestimmung vorzunehmen, um genau zu analysieren, welche Potentiale in einem stecken – und welchen Herausforderungen man sich gegenübersieht. Ein Anlass, um innovative Zukunftspläne zu schmieden, die genau zu einem passen. Und das ganz unabhängig vom Titelgewinn."
(Quelle:https://www.magdeburg2025.de/die-bewerbung/)
Das klingt für mich persönlich alles sehr viel positiver, frischer, jünger als was die Chemnitzer Seite (inkl. Broschüre) zu dem Thema bietet...
Als Pendant zu den Mikroprojekten die hierzulande mit 2500€ gefördert werden gibt es dort Projekte die mit 5000€ gefördert werden - und die Zielvorgaben sind wesentlich deutlicher formuliert.
Insgesamt ist Magdeburg jedenfalls in Sachen Kommunikation auf den ersten Blick erheblich attraktiver aufgestellt als Chemnitz - was sich einmal mehr als grau und langweilig präsentiert...
Eine Diskussion wie sie hier stattfindet konnte ich im Magdeburger Thread hier im Forum nicht finden - vielleicht übersehen?
Es mag eine einmalige Chance sein, ja, und sicherlich täte das Chemnitz auch gut.... aber die Umsetzung - wie immer lieblos .
Das hat Chemnitz einfach nicht verdient.
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Das Verwaltungsgebäude der Kammgarnspinnerei an der Klaffenbacher Straße 45 in Harthau soll saniert werden und vom benachbarten Pflegezentrum genutzt werden (Quelle: https://www.facebook.com/StadtbildChemnitz/).
Bild: (dwt).Beitrag verschoben
Das Gebäude befindet sich nun in der Sanierung.