Binding plant Neubau in Bad Vilbel (Projekt gestoppt)

  • Irrlicht: Die Gewerbesteuer geht an die Stadt Frankfurt, die Einkommensteuer der Bewohner geht an den Bund und bringt der Stadt direkt nichts.


    Und was BV angeht: Googelt mal was das geplante Großlager von Stada für einen Aufruhr gab. Ob Radeberger das übersehen hat...

  • Das Schönste ist ja wie Binding mit dem Slogan "In Frankfurt zuhause" vor heimeligen Motiven von Alte Oper, Mainufer oder Römer wirbt. Solch eine Kampagne ist an Heuchlerei gar nicht mehr zu überbieten.


    Ehrlicher wäre "Dort zuhause wo wir am meisten Geld am Frankfurter Fiskus vorbeischleusen und noch als Lokalbier gelten können." Diese Brauerei hat allerdings mittlerweile genauso viel mit Frankfurt gemeinsam wie etwa Beck's oder Corona. Die zahlen nämlich genauso viel Gewerbesteuer an Frankfurt, nämlich keinen müden Cent.


    Man stelle sich vor Hacker-Pschorr, Spaten oder Löwenbräu würden wegen befürchteter Ruhestörungsklagen aus dem Münchner Stadtraum ziehen. Dann könnte man das Oktoberfest demnächst auch auf die grüne Wiese outsourcen.

  • Es ist doch egal ob die Gruppe heimlich oder nicht heimlich Verhandlungen mit Bad Vilbel geführt hat. Der zentrale Grund des Weggangs ist - genau wie bei der deutschen Börse - der hohe Gewerbesteuersatz Frankfurts. Als Unternehmen hat man die Pflicht Kosten zu senken, Prozesse zu optimieren und kein Geld zu verschenken. Wer also im Management - dem Unternehmenswohl verpflichtet - mit spitzen Stift über mehr als 5 Jahre hinaus rechnen muss, weiß das Frankfurt als Produktionsstandort zu teuer ist. Womit der schwarze Peter wieder bei der Stadt Frankfurt liegt. Wenn sich hier nichts bewegt werden wir in Zukunft immer wieder über den Weggang weiterer Unternehmen lamentieren.


    Ist die Senkung der Gewerbesteuer nicht möglich, muss die Landesregierung eingreifen und die Steuersätze landesweit vereinheitlichen, einen Stadt/Umland-Finanzausgleich erzwingen oder Eingemeindungen einklagen (was wahrscheinlich die schlechteste alle Lösungen wäre) bevor Frankfurt endgültig seine Metropolen-Leuchtkraft verliert und damit die ganze Region schädigt.

  • Ich sehe das Problem nicht zu allerst bei der Gewerbesteuer. Sicher ist die Gewerbesteuer zu hoch. Grob über den Daumen gepeilt liegt die Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften in Frankfurt insgesamt bei 31%, in Eschborn bei nur 22%.


    Aus meiner Sicht noch viel schlimmer ist aber die Arroganz unserer Stadtoberen und ihrer Verwaltung. Es kann doch nicht sein, dass unsere Wirtschaftsförderung nicht über einen Plan mit einer bedeutenden Anzahl von Gewerbeflächen verfügt. Man lässt immer alles auf sich zukommen anstatt vorbereitet zu sein.


    Für die 3.-höchsten Steuersatz in Deutschland sollte der Service stimmen. Die Stadt muss proaktiv auf die Unternehmen zugehen und Unterstützung anbieten. Und wenn ich Gewerbeflächen brauche, muss ich bei der Stadt unter einer zentralen Hotline anrufen können und nach einer entsprechenden Liste fragen können.


    @GoldenAge: Das Unternehmen ist ja nicht assozial. Es zieht bloß ein paar Kilometer weiter, beschäftigt alle Mitarbeiter weiter und zahlt Steuern in Deutschland.

  • 35% weniger Gewerbesteuer - Zum Nachahmen empfohlen

    @ garcia
    Ich sehe durchaus ein, dass Radeberger aus ökonomischen Gesichtspunkten handelt, wie jedes andere Unternehmen auch und sogar noch viele Angestellte im Rhein Main Gebiet beschäftigt. Allerdings überzieht Binding den Frankfurter Stadtraum mit einer heimeligen "In Frankfurt Zuhause" Werbekampagne, die eine geradezu perfide Satire-Vorlage sein könnte. Sagen wir es so: Sollte das Beispiel Radeberger (oder auch Deutsche Börse) Schule machen, kann die Stadt Frankfurt Institutionen wie Städel, Literaturhaus oder Palmengarten bald nicht mehr effektiv stützen. Im schlimmsten Fall muss man dann bei den "nouveau riches" wie Eschborn, Bad Soden oder eben Bad Vilbel nach einer milden Gabe für das Überleben des Frankfurter Kulturlebens betteln. Wenn Bad Vilbel schon ankündigt, dass Radeberger nur das erste große Unternehmen im neuen Gewerbegebiet sein soll, schwant mir nichts Gutes. Ein soziales Miteinander ist so nicht zwingend gewährleistet.


    In der Frankfurter Rundschau war am Mittwoch, den 17. Juni ein guter Bericht zum Umzug der Radeberger Gruppe nach Bad Vilbel zu lesen.


    Eine Zusammenfassung des Berichts:
    - Bis 2012 entstehen auf dem Gewerbegebiet "Quellenpark" auf 22 Hektar eine Brauerei, Abfüllzentrale, Logistikdrehscheibe und nationale Hauptverwaltung des Unternehmens.
    - Für das neue Grundstück an der B3 zahlt die Radeberger Gruppe 24,3 Mio an die Stadt Bad Vilbel (pro Quadratmeter zahlt man ca. €110).
    - Der gesamte Quellenpark umfasst 80 Hektar Baugebiet (davon 60 Hektar Gewerbe- und im Osten ein Wohngebiet); Geräuschbelästigung scheint hier kein Thema zu sein, oder etwa doch?
    - Der Bierbrauer ist der "erste dicke Fisch" den man aus Frankfurt anlocken konnte, mehr Frankfurter Unternehmen sollen also folgen.


    Hier der interessante Vegleich von Bad Vilbel zu anderen Vororten (wie Eschborn):
    - Der Bad Vilbeler Gewerbesteuersatz von 300 ist der einer der niedrigsten im Rhein-Main Gebiet (nur Eschborn und Bad Soden unterbieten diesen mit 280; Frankfurt erhebt einen Satz von stolzen 460); im Vergleich zu Frankfurt zahlt Radeberger demnach bald 35% weniger Gewerbesteuer.
    - Weitere Unternehmen in Bad Vilbel: Hassia, Kronia (Getränke), Stada (Pharma mit 900 Angestellten), Dresdner Bauspar, First Data (Eschborn spezialsierte sich hingegen auf Dienstleistungssektor mit Firmen wie Deutsche Börse und Deutsche Bank)
    - Bad Vilbel beschäftigt 9200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in 2007 (Eschborn rund 28.000) und erzielte 2008 rund €24 Mill. durch Gewerbesteuereinnahmen.


    Infos zu Radeberger:
    - Die Radeberger Gruppe ist mit 15% derzeit Marktführer am deutschen Biermarkt.
    - Man braut an insgesamt 14 Standorten (u.a. Jever, Sion, Tucher) und beschäftigt 4800 Menschen (500 davon in Frankfurt).
    - 2008 betrug der Umsatz €1,6 Mrd.

    Einmal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Kein Umzug nach Bad Vilbel?

    Nach Informationen der FNP hat Radeberger die Umzugspläne nach Bad Vilbel (vorerst) aufgegeben. Eine Kaufoption für ein 20 Hektar großes Areal im Gewerbegebiet Quellenpark wurde nicht wahrgenommen. Die Investition von über 300 Millionen Euro für Produktion, Logistikzentrum und Hauptverwaltung soll derzeit nicht finanzierbar sein.


    Heute Nachmittag soll es eine Pressekonferenz geben.

  • Super Nachricht! Was ich immer sage, erst wenn die Bodenplatte verlegt ist, kann man davon ausgehen das wirklich gebaut wird. Das ist oft negativ wenns um Frankfurter Baustellen geht, aber hier ist es wirklich positiv!
    Dann können wir ja weiter Frankfurter Bier trinken :saeufer:

  • Jetzt auf HR-Online bestätigt. Binding bleibt in Frankfurt!
    Das Fragezeichen kann nun gegen ein Ausrufezeichen ersetzt werden!
    Jetzt könnte sich die Stadt doch noch mal richtig ins Zeug legen, bei den nächsten Umzugsplänen, Radeberger in Frankfurt zu halten. Warum den nicht im Norden an der A5/A661 oder im Westen an der A66. Was bringt den der (Naherholungs-) Grüngürtel direkt an einer Autobahn?

  • Jetzt liegt die entsprechende Pressemitteilung der Radeberger-Gruppe vor. Auszüge:


  • Hmm, einerseits gute Nachrichten für Frankfurt - andererseits bleibt ein fader Bier-Beigeschmack zurück. In Frankfurt will man nun "auf-Sicht" fahren. Puh! Das klingt auch nicht gut. So redet man bevor man weitläufige Entlassungen ankündigt.

  • Radeberger bleibt in Frankfurt

    Eben lese ich in der Online-Ausgabe der FAZ, dass die Radeberger-Gruppe bekannt gegeben hat nicht nach Bad Vilbel umzuziehen.


    Die Zeitung schreibt, dass Radeberger das ihr vertraglich eingeräumte Rücktrittsrecht ausgeübt hat und in Sachsenhausen bleiben wird. Die geplante neue Braustätte, Abfüllzentrale, der Bau der neuen Hauptverwaltung sowie des Logistikzentrum in Bad Vilbel sollen nicht verwirklicht werden.


    Als Grund nennt Radeberger die geänderte Wirtschaftslage.


    Den kompletten Artikel findet ihr hier:


    http://www.faz.net/s/Rub8D0511…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Das Scheitern des Umzugs ist für die Stadt Frankfurt sicher ein Gewinn. Arbeitsplätze und Gewerbesteuer bleiben hier. Die Probleme der Anwohner des Binding-Areals bleiben damit aber ungelöst – d.h. weiterhin Lärm- und Geruchsbelästigung.


    Ich frage mich, ob nun die geplante Wohn- bzw. Mischbebauung östlich des Binding-Geländes überdacht werden muss?


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    Verschoben.

  • Nochmal die Rundschau (Nein, ich lese die FR nicht, die Meldungen werden mir nur "zugetwittert"). Es geht um die Zukunft von Binding/Radeberger in Sachsenhausen: Frankfurter Rundschau.


    Der Artikel klingt sehr optimistisch, was ein nebeneinander von Industrie und Wohnen am alten Standort angeht, was ich persölich begrüßen würde. Allerdings kann man aus dem Artikel ebenfalls herauslesen, dass die betroffenen Parteien noch nicht miteinander gesprochen haben.