Leipzig: Museumswinkel (realisiert)

  • ^ da gehe ich nicht ganz mit. Meines Erachtens muss in der Innenstadt so gut wie möglich nach-verdichtet werden. Dass Gebäude-Riegel wie das Interpelz bleiben ist zu begrüßen. Aber der Markt muss umschlossen werden, damit die städtebauliche Wirkung wieder erzielt werden kann. Meines Erachtens müsste aus städtebaulichen Gesichtspunkten sogar die Freifläche vor der Thomaskirche nach-verdichtet werden. Genau so wenig würde ich eine dauerhafte Erhaltung des Riegels entlang der Reichsstraße verstehen. Der Anspruch in der Innenstadt sollte ganz klar bei der Verdichtung, als an der Repräsentation der Epoche liegen!


    Zum 'Bernstein-Carré': die Messing-Leisten, Geländer, und Simse ziehen den Kontext zu den Prachtbauten der 1960er wie z.B. der Oper. Ich bin gespannt ob die Analogie auch so durchgezogen wird bzw. rüberkommt. Die anscheinende Wertigkeit ist auf jeden Fall stimmig mit dem anderen Winkel an der Katharinenstraße sowie dem MdBK

  • Bevor es zu einer weiteren Verdichtung in der Leipziger Innenstadt kommt, wird sicher noch einige Zeit vergehen.


    Schön zu sehen ist, dass am Bernstein-Carré geplant ist, den inneren Bereich besser zu nutzen.



    Bild: klm-architekten


    Bleibt zu hoffen, dass auch die Hotels nachziehen. Dann muss nur noch am Katharinum nachgebessert werden.

  • hedges: Ich muss für meinen Teil sagen, dass ich im Pinguin-Bau einen sehr geschmackvollen, ästhetischen und qualitätvollen Vertreter von 50er-Jahre Architektur sehe, dessen Verlust ich sehr schade fände. Ich persönlich finde den Marktplatz durch dessen Existenz auch nicht zu aufgeweitet, so dass ich dort eine Verdichtung für zwingend nötig halten würde. In der Reichsstraße wäre eine Verdichtung in der Tat heilsam, vor allem aber auf der Brache von Deuterichs Hof. Aber am Eingang der Katharinenstraße vermisse ich eigentlich nichts. Der kleine "Nebenplatz" zum Marktplatz, der sich vor der Pinguin-Bar, der Pizzeria und dem Steincafé auftut, ist im Sommer rege gefüllt und gibt der Ecke viel Leben. Die Aufenthaltsqualität ist hier sehr hoch, wie ich finde.


    Stahlbauer: Worin genau sehen Sie, wenn ich fragen darf, beim Katharinum Bedarf dafür, mit Blick auf die Pläne des Bernstein-Carrés "nachzubessern"? Das Katharinum ist doch in seiner lebendigen Materialvielfalt, seiner Kleinteiligkeit, seinen historisierenden Zitaten ein sehr hochwertiges Ensemble in der sich verdichtenden Innenstadt. Einen Grund, hier nachbessern zu müssen, sehe ich eigentlich nicht.
    MfG

  • Ich finde den Pinguinbau auf jeden Fall deutlich ansehnlicher als die Wohnhäuser an der Reichsstraße. Mit den Seiten Markt, Böttchergässchen und Reichsstr. habe ich auch keine Probleme - was aber meiner Ansicht nach nicht geht, ist die Salzgässchen-Seite. Dort ist der Abstand zwischen Gebäude und Straße einfach zu groß. Als ich das erste Mal in Leipzig war und an der alten Börse rauskam, dachte ich, dort sei die Innenstadt zu Ende.


    Falls man den Pinguinblock tatsächlich dauerhaft stehen lassen will, sollte dort irgendetwas Strukturierendes passieren - z. B. Sitzbänke, Mauern, vielleicht sogar eine Reihe pavillonartiger Gebäude.

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    Die Stadt hat zumindest in einem Papier/Entwicklungsplan zur Innenstadt (wenn ich es nur finden würde :/ ) mal Planungen gehabt, das LWB-Gebäude der Pinguin-Eisbar incl. Gebäude in der Reichsstraße sowie ggf. Interpelz-Gebäude abzureißen und die Straßenkanten auf der historischen Ebene neu zu schließen. Dies ist definitiv nicht mehr aktuell, da z.B. Interpelz bestehen bleibt.
    Die Freifläche vor der Pinguin-Eisbar finde ich vollkommen in Ordnung, die Innenstadt muss nicht bis auf den letzten cm zugebaut sein. Um die Fläche kleiner erscheinen zu lassen, könnte ich mir hier ebenfalls mehr Bänke, Mauern und v.a. GRÜN vorstellen, d.h. einige Bäume, die z.B. an der alten Raumkante entlang gepflanzt werden könnten. Da das Milchbar-Haus nicht so fotogen ist, wäre es sicher zu verkraften, wenn man es nicht in voller Pracht sieht.
    Die Freifläche vor der Thomaskirche finde ich ebenfalls wichtig, damit die Stadt auch Lücken zum Atmen hat. Man muss denke ich nicht alles auf historischer Struktur wiederherstellen. Auf ein modernes, oft unspektakuläres, Gebäude mehr kann ich dort gern verzichten und den freien Blick auf die Thomaskirche nutzen. Das wird sicher der Mehrheit der Leipziger und Touristen so gehen.


    FF167 - ich glaube Stahlbauer meinte die Erdgeschoss-Nutzung mit Cafés und Co zur Belebung der nun bald vollständigen Innenhöfe am Bildermuseum.

  • FF167


    Altbaufan_ hat das richtig verstanden. In früheren Diskussionen hier wurde die Nutzung der Flächen zwischen den Randwinkeln und dem Bildermuseum thematisiert. Im Moment werden diese Bereiche nur als Parkplatz genutzt. Freisitze würden diesen Bereich beleben. Dann würde man aber auch erkennen, dass die rückwärtigen Fassaden doch recht stiefmütterlich behandelt wurden und diese vielleicht etwas auffrischen.

  • OK, bezogen auf die Innenhofsituation kann ich Nachbesserungsbedarf auch nachvollziehen. Ich denke aber, dass dafür in erster Linie die geschlossene Hofsituation nötig ist. So, wie die offene Situation momentan ist, kann dieRückseite des Katherinums gar nicht so zum Sitzen und Verweilen einladend sein, wie ich finde.

  • Wäre das Salzgäßchen nicht breit genug, um da noch einen zusätzlichen Gebäuderiegel einzuschieben? Oder spielt mir hier die Wahrnehmung einen Streich?


    Dort ist nämlich auch meiner Meinung nach die einzige Stelle, an der man verdichten sollte ...

  • Diese Idee hatte ich auch schon mal. Aber dann werden Café Stein etc. sich alle aufregen, dass Ihnen die Freisitz-Südeseite verloren geht. Das Pflaster an dieser Stelle ist auch grauenhaft (was ich immer mit der Hoffnung auf eine grundlegende Änderung verbunden habe.)
    Wenn ich es mir auf der Karte so ansehe, könnte man das Gebäude allerdings auch einfach nach Süden erweitern? Die Südseite ist nur ein schmaler Streifen, und dann könnte man auch den Hof besser nutzen.

  • Das Salzgässchen wurde vor einigen Jahren in die ursprüngliche vor-Kriegsfassung zurück saniert. Es imitiert sozusagen den ursprünglichen Blockrand. Der Bereich Böttcher-, Salzgässchen, Katharinen-, und Reichsstraße war komplett umbaut.

  • Das stimmt, das hatte ich vergessen. Im Rahmen der Hoteleröffnung. Aber das grausige 90er-Pflaster um den 50er-Bau ist noch da, oder? (Bin ja leider nicht mehr vor Ort...)

  • Das Salzgäßchen könnte man erheblich aufwerten durch einen zusätzlichen Zugang zur S-Bahn. Wäre ja auch sinnfällig. Nun ja, aber leider hat man ja auch bei den Tunnelstationen gespart bis zum geht-nicht-mehr...

  • Mit dem Aufzug ist der ausreichend da.


    Auch wenn der frühere Kochs Hof eine schmale Gasse zur Alten Börse bildete, muss das nicht zwingend imitiert werden.


    Das Wohnhaus aus den 50ern sieht absolut hochwertig aus. Wer sich unvoreingenommen die Mühe macht, schaue vor Ort die Ausfachungen an, Mosaike, die Faschen und Gliederungen. Alles andere als langweilig, alles andere als schlecht. Das nun breite Salzgässchen sichert immerhin auch bei Marktnutzungen das Vorankommen in der Innenstadt.


    Die städtebaulich wichtigere Ecke gegenüber an der Grünfläche wurde vor 15 Jahren vergeigt. Damals war ein wie auch immer aussehender Gebäudeabschluss nicht mehrheitsfähig. Ein schmales L entlang der Straßen hätte die Grünfläche minimal verkleinert und in den zur Kirche hin offenen Hof verlegt. Doch das ist wie am Brühl - gegen kollektive Maschinenstürmerei kommt man mit Argumenten zum Nachdenken nicht an.

  • Die Fassade des Wohnhauses zwischen Markt und Reichsstraße ist zweifelsohne sehr wertig. Der Kritikpunkt an diesem Gebäude ist jedoch nicht die Fassade, sondern die Platzierung: an allen vier Seiten ist die Fassade aus der Bauflucht nach hinten versetzt - am auffälligsten ist dies meines Erachtens neben dem Alten Rathaus. Hier sind Korrekturen durchaus wünschenswert.

  • ^ genau! Es geht nicht um das Gebäude per se, sondern um die städtebaulich Ausrichtung. Die Frage stellt sich an anderen Plätzen der Stadt sicher nicht so dringlich, aber auf dem Markt ist ein Korrigieren angebracht. Nicht zu vergessen, dass die LWB immer noch mehrere hundert Mio. € Schulden hat. Mit so manchem Luxusgrgrundstück in Innenstadt und Innenstadt nähe lassen sich diese auch noch etwas weiter senken.

  • ^ M.E wird man das Ganze anders sehen, wenn das Areal von Deutrichs Hof wieder bebaut ist und damit zusammen mit der Winkelbebauung die unmittelbare Umgebung verdichtet wurde. Das breitere Salzgässchen ist nicht nur zur Weihnachtszeit als Erweiterung des Weihnachtsmarktes ganz praktisch, sondern gibt den Fassaden vom Handelshof und Alter Börse mehr Raum zum wirken. Falls hier irgendwann abgerissen und neu gebaut wird, vermute ich eher die von hedges angesprochenen finanziellen Gründe, sehe aber keinen städtebaulichen Vorteil.


    Unabhängig davon könnte das Gebäude eine weitaus größere Bereicherung fürs Umfeld sein, wenn der Innenhof als reiner Fußgängerbereich ausgewiesen und mit Freisitzen bespielt würde. Gibt es dort nicht sogar bereits einen etwas verloren wirkenden Brunnen?



    Die städtebaulich wichtigere Ecke gegenüber an der Grünfläche wurde vor 15 Jahren vergeigt. Damals war ein wie auch immer aussehender Gebäudeabschluss nicht mehrheitsfähig. Ein schmales L entlang der Straßen hätte die Grünfläche minimal verkleinert und in den zur Kirche hin offenen Hof verlegt. Doch das ist wie am Brühl - gegen kollektive Maschinenstürmerei kommt man mit Argumenten zum Nachdenken nicht an.


    Dies wiederum war m.E. eine der besten städtebaulichen Entscheidungen in Leipzig nach der Wende. Man hat damit ja keine Brachfläche hinterlassen, sondern die einzige größere und damit beliebte Grünfläche innerhalb des Promenadenringes geschaffen und die Blickbeziehung zur Thomaskirche vom Markt und auf die Frontfassade per se gelassen:



    Ein grüner Innenhof wäre dafür kein Ersatz. Das anliegende Haus Marquette wurde ja auch bereits 1997/98 errichtet, die Entscheidung für den Bau zur Mitte der 90er ist gleichbedeutend mit dem Beschluss, die Grünfläche unbebaut zu lassen.

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    Ich denke, dass beim LWB Gebäude zwischen Markt und Katharinum im Innenhof kein weiterer Gastronomiebetrieb vorhanden ist, damit die Anwohner zumindest ein bisschen Ruhe haben. Anders kann ich mir den stiefmütterlichen Umgang nicht erklären - begehbar ist der Hof schließlich von zwei Seiten und Gastronomie gibt es auch auf fast jeder Seite mit Türen zum Innenhof, die aber meist verschlossen sind.

  • In Bezug auf die Thomaswiese habe ich meine Meinug geändert. Ich war auch der Auffassung, dass die Brache bebaut und der Markt seine Fassung wieder erlangen soll. Durch die großen Bäume ergibt sich inzwischen eine natürliche Raumkante - im Sommer. Das große Plus ist, dass es in der Innenstadt einen Bereich im Grünen gibt, den man als Besucher aufsuchen kann, sich ausruhen kann, ohne konsumieren zu müssen.


    Mit dem Gebäude am Salzgässchen kann ich im Moment ganz gut leben. Nach dem Burgplatzloch und der Unisterbrache möchte ich dort kein neues Desaster sehen.

  • @ DaseBLN


    Die Grünfläche wäre bei einer schmalen Randbebauung nur etwas kleiner, nach Westen zur Kirche hin gern offen. Nur die Seite zum Markt hin wäre geschlossener... Die gezeigten B-Planausschnitte zeigen, dass etwa je "ein Baumquadrat" Breite ein Gebäude wäre. Wobei, es ist nunmehr ohnehin nur eine theoretische Überlegung.