Leipzig: Museumswinkel (realisiert)

  • Auch nach Sichtung der Bilder gefällt auch mir immer noch die 1001 der Bauhaus-Universität am besten.


    Die anderen Entwürfe sind für meinen Geschmack zu klotzig und zu gleichförmig für dieses doch recht filigrane Grundstück. Die Bedenken von DaseBLN bezüglich des Kopfbaus in der Katharinenstr. teile ich - vielleicht würde hier eine stärkere Betonung der Gebäudekanten auch etwas Abhilfe schaffen.


    Ich halte übrigens die Fassadengestaltung zum Brühl hin für noch wichtiger als zur Katharinenstr., da durch die Höfe gegenüber und die im Bau befindlichen Hotels nebenan das Auge bisher wenig zum "Festhalten" hatte. Das wurde bei Entwurf 1001 sehr gut gelöst.


    Da ja die Erdarbeiten bereits begonnen wurden, freue ich mich darauf, das gesamte Gebäudeensemble in nicht allzuferner Zukunft endlich komplett zu sehen!

  • Die 1001 ist verdient Platz 2, wäre eigentlich einem Platz 1 würdig.
    Der andere zweite Platz ist viel zu banal, das ist weder hochwertig noch innovativ, sowas steht in nahezu jeder Stadt herum ...
    Auch die anderen Entwürfe sind ziemlich banal, vor allem die 1005 sieht sehr seltsam aus. Ich hoffe, die schwarze Farbe ist nur für das Modell und nicht für die Realisierung gedacht gewesen ;).


    1006 - erinnert mich in der Ecksituation ein wenig an unser zweites Motel One in der Ritterstraße. Zufall?

  • @Dave was ist eigentlich mit den Gipsmodellen? Waren die nicht mehr vor Ort oder wurden sie der Vergleichbarkeit halber einfach weggelassen?


    Sie waren noch vor Ort, aber ich sehe keinen Grund, sie hier noch als Bilder zu veröffentlichen.

  • Dass "futuristisch-expressionistisch" von Dase ist wirklich die passende Bezeichnung für [URL=']http://www.bilder-hochladen.net/files/big/jqqw-4g4-b426.jpg"]diesen[/URL] Entwurf. Finde ich auch klasse, nur das EG scheint mir noch etwas arg unausgereift. Hier sollte die Gestaltung m.E. noch einmal überarbeitet werden. Insgesamt gefällt mir der von den Weimarer Studenten geschaffene Entwurf für das Bernstein-Carré schon jetzt besser als das Katharinum, obwohl ja weitere Optimierungen erfolgen werden. Und man kann auch schon jetzt sagen, dass die im Bau befindlichen City-Hotels daneben ziemlich blass und einfallslos aussehen werden.


    Wenn ich das richtig sehe, ist der zweite zweite Platz der Leipziger HTWK-Studenten noch genauso im Rennen und hat somit die gleiche Chance auf eine Realisierung wie der erste zweite Platz. In Hinblick auf das Trias oder den SAB-Neubau hoffe ich, dass auch hier der aus meiner Sicht viel bessere Entwurf umgesetzt werden wird.

  • Auch ich drücke der 1001 ganz feste die Daumen.


    Bauarbeiten am vierten Winkel haben aber noch nicht begonnen. Das ist eher Baustelleneinrichtung für die Hotels.


    Am dritten Winkel (Hotels) kann man jetzt im Blick durch den Brühl die städtebauliche Wirkung erahnen.
    Von Westen schon jetzt die Krümmung (bzw. Abknickung) der Fassadenflucht zu sehen.


    Von Ost wird die Fassade eine ganz schön dominante Wirkung haben. Damit passt das Interpelz-Haus städtebaulich wirklich nicht mehr in die Zeit...


    ... und noch eins:


    Und neben dem Stadtgeschichtlichen Museum ist der Rohbau so gut wie fertig.


  • Interessanterweise habe ich bisher auch noch keine Begründung dafür gefunden, warum es nicht auf dem ursprünglich bevorzugten Leuschnerplatz gebaut wurde.


    M.W. gab es keinen 'Favoriten WLP', sondern eine offene Standortwahl, bei der z.B. auch das Grundstück der ehemaligen katholischen Kirche mit in Frage kam. Es sollte aber klar sein, dass ein Neubau Anfang des Jahrtausends am WLP gar nicht möglich gewesen wäre, weil der Citytunnel zwar schon in Planung, jedoch nicht in Bau war und dort im Gegensatz zum jetzigen Standort auch eine Station errichtet wurde. Fest steht: die Entscheidung für den Sachsenplatz wurde spätestens 1996 getroffen und ähnlich wie der Neu- und Umbau der Universität ist das Museum strukturell sehr wertvoll für die Leipziger Innenstadt, allein schon um eine heutzutage sonst kaum zu verhindernde Monokultur von Geschäfts-, Hotel- und Büroneubauten etwas aufzubrechen.


    Zum Standort des Bildermuseums:
    M.W. wurde der Sachsenplatz von der Stadt bevorzugt, weil hier viele schmale Flurstücke lagen, auf die verschiedene Erben Rückübertragungsrechte hatten. Hier konnte die Stadt zügig und in einem Zug ein zentrales Carré erschließen, ohne sich mit kleinteiligen Rechtsstreits rumschlagen zu müssen. Dafür wurden einige interessante und repräsentative Varianten (z.B. auch auf dem Stasi-Grundstück hinterm Wagner-Denkmal) geopfert.
    Schade, dass das Internet zwar nichts vergisst, aber sich nur an die letzten Jahre erinnern kann. Damals gab es bestimmt einige tolle Konzepte.

  • ^ Beim Stadtplanungsamt im Neuen Rathaus gibt es eine Broschüre im Rahmen der "Blauen Reihe" zum neuen "Museum der bildenden Künste" mit allen geplanten Standorten und Entwürfen. Sehr sehenswert und informativ. Preis: 5 €. Einfach bei Frau Röhniß oder bei Frau Wolf nachfragen. Daneben natürlich noch zahlreiche andere, nur zu empfehlende, Broschüren. :daumen:

  • 1005 halte ich nicht für Futuristisch, lediglich eine Stilistische anlehnung an den 30er Jahre Expressionismus. Der leider durch eine durchgängige inkonsistenz brilliert. Da die Verfasser versuchen die Linke und Rechte Seiten ähnlich aber zu abgesetzt voneinander zu gestalten um dadurch die Geschwindigkeit der Fassade zu beruhigen, das ihnen nicht gelingt weil sie dadurch eher abgehackt wird und die Unruhe hervorhebt. Es simpler Trick, unzwar ein Materialwechsel im letzten geschoss hätte eine vertikalität hervorgerufen welcher ein gleichgewicht schafft.
    Das hätte dann auch einen sanfteren übergang zwischen Linker Fassadenhälfte und der abgesetzten Eckfassade gegeben.
    1001 ging auf einer Studie der Historischen Fassaden der gegenüberliegenden Straßenseite voran, welche auch in einem ausliegendem Heft dokumentiert wurde. Dabei wird diese seite eher einheitlicher behandelt und während die seite welche zum Monoklotz der Häfe am Brühl liegt reichhaltiger belohnt. Eine vertauschung der Baukörper würde hier gut tun und eine rege beziehung zur Historischen Straßenseite aufnehmen. Wahrscheinlich war die Idee einen schlichten Bau zu nehmen darin verhaftet die Historischen Bauten hervorzuheben , aber einen Dialog fände ich ehrlich gesagt begrüßenswerter. Auch ist der weiße Eckbau mit den Voluminößen füßen mit seiner "stacheligkeit" zu unruhig, eine tektonischere Detailbehandlung würde ihm helfen.

  • ^Die Entwürfe der Bauhaus-Universität sind jeweils einzelne Entwürfe, die für die Wettbewerbspräsentation wieder zusammengefügt wurden. Leider war es im Semester nicht möglich uns vernünftig abzusprechen und den Winkel als Gesamtensemble zu koordinieren. Was meinst du denn mit tektonischerer Detailbehandlung? Hast du ein Beispiel dafür?

  • ^ Die Entwürfe aus Weimar bestechen vor allem dadurch, dass sie alle eine mehrfache Gliederung haben und die einzelnen Grundstücke herausarbeiten. Auch wenn ich nicht jeden Entwurf der einzelnen Grundstücke bei '1001' passend finde, so ist es doch das beste Gesamtkonzept. Während die beiden Einheiten auf dem Brühl für mich im städtebaulichen Kontext nicht ganz so gelungen sind, haben das Eckgebäude und der Kopfbau in der Katharinenstraße potential. Vor allem der Kopfbau erinnert mich in seiner Gestaltung an die 'Gruppo 7' in Rom. Was aber kein Vorwurf der Ideologie sein soll.


    Die HTWK hat es augenscheinlich als gesamtes Eck-Konzept gelöst. Den Ansatz empfinde ich am Brühl aber als nicht wirklich dienlich. Die, zumindest im Vergleich, noch erhaltene Südseite des Brühls ist von Kleinteiligkeit geprägt. Das sollte auch in der neuen Konzeption beibehalten werden!

  • Was meinst du denn mit tektonischerer Detailbehandlung?


    Die "stacheligkeit" ensteht durch die zu filigranen Elemente, die nach oben durchgehend keinen Abschluss finden welcher Gegendruck ausüben kann.
    Auch geben die Horizontalen Elemente mir ihrer Schräge keine Beruhigung.
    Versteht mich nicht Falsch, es ist in Ordnung Unruhe aufzubauen, sie sollte aber gegengewichte Enthalten.
    Tektonischer Detailbildung heißt für mich, das die Vertikalen Elemente plastischer werden, und durch Horizontale Abschlüsse an deren Enden gefangen werden.
    Das Hauptproblem sehe ich in dem Scharfen Kontrast zwischen Klobigen Fuß im Verhältniss zur leichtigkeit des aufsetzenden Baus. Eine verstärkung des Mittelteils bringt aber ohne großen Setback nichts und würde auch sehr ungausgegoren aussehen. Daher fände ich einen "Massiveren" (relativ im verhältniss zur Filigranität der Elemente gesehen) Abschluss ohne "Stacheln" besser.

    Hast du ein Beispiel dafür?


    Ehrlich gesagt nicht, es basiert nur auf meinem Eindruck.
    Jetzt haftet ihm meiner Meinung nach eine gewisse unfreiwillige unausgegorenheit an.

  • ^ Beim Stadtplanungsamt im Neuen Rathaus gibt es eine Broschüre im Rahmen der "Blauen Reihe" zum neuen "Museum der bildenden Künste" mit allen geplanten Standorten und Entwürfen. Sehr sehenswert und informativ.

    Sind damit die "Beiträge zur Stadtentwicklung 19, Museum, Realisierungswettbewerb" gemeint?
    Die hab ich vor kurzem auch entdeckt (wusste gar nicht mehr, dass ich sowas besitze :D ), tatsächlich ganz interessant, aber zu den alternativen Standorten gibt's darin fast nichts zu lesen.


    Zum Standort des Bildermuseums:
    M.W. wurde der Sachsenplatz von der Stadt bevorzugt, weil hier viele schmale Flurstücke lagen, auf die verschiedene Erben Rückübertragungsrechte hatten. Hier konnte die Stadt zügig und in einem Zug ein zentrales Carré erschließen, ohne sich mit kleinteiligen Rechtsstreits rumschlagen zu müssen.

    Also nach Darstellung aus der Broschüre lag der Grund für eine relativ schnelle Einigung mit den vielen Erben darin, dass sie ansonsten bei weiterer öffentlicher Nutzung der Grundstücke als Sachsenplatz keine müde Mark bekommen hätten. Worin in dieser Hinsicht allerdings der Unterschied zum Leuschnerplatz bestanden hätte, wird nicht klar.
    Es wird nur erwähnt, dass zunächst "Leuschnerplatz und Rudolphstr./Alter Amtshof favorisiert" waren. Plötzlich stand aber nach einer ominösen "Werkstattdiskussion" fest: Der Sachsenplatz, der muss es sein!
    Und damit war das Museum endgültig in den Brunnen gefallen... :mad:


    Damals gab es bestimmt einige tolle Konzepte.

    Eigentlich nicht... jedenfalls, soweit ich mich erinnere... :D
    Mir fällt nur noch der Vorschlag ein, das Museum in bestehenden Altbauten mit Passagenverbindung zwischen Hain- und Katharinenstraße unterzubringen - das wäre angeblich sehr kostengünstig gewesen.
    Diese Idee wurde aber sofort vom Tisch gewischt, denn es sollte ja geklotzt werden und nicht gekleckert.


    Wie dem auch sei, die Entscheidung ist bereits gefallen, wenn man diesem Modell glauben darf...



    :D

  • Na das ist doch der gute Entwurf, ich finde ihn sehr gelungen und abwechslungsreich. Besser als der 3.Winkel, der gerade im Bau ist und an Eintönigkeit für so eine zentrale, wichtige Lage kaum zu überbieten ist (wie man sieht fast die gesamte Fassade Einheitsbrei)

  • Das einzige was meines Erachtens für den Erker spricht, ist die stumpfe Ecke kongruent zum Romanushaus. Das würde eine Art Eingang vom Brühl in die Katharinenstraße herstellen. Aber an sich ließe sich der Erker gut in einen Neubau integrieren.

    Auch wenn mich die Wettbewerbsteilnehmer wahrscheinlich dafür steinigen werden, hab ich heute mal selbst zu Hammer & Meißel gegriffen, um den Erker wieder ins Stadtbild zu integrieren... :D




    oder auch:



    vorsichtshalber schreib ich mal dazu, dass dieser Vorschlag nicht hundertprozentig ernst gemeint ist
    wobei ich mich allerdings auch frage, ob der ursprüngliche Entwurf (2. Bild) tatsächlich ein ernsthafter Beitrag sein soll. :confused: Vielleicht deutet der auf der Visualisierung fehlende Hotelwinkel an, dass man sich entweder mit der Umgebung eher weniger beschäftigt hat oder direkt an den Spirit der Architektur des Brühlpelz-Hochhauses anschließen wollte.


    Das Aderhold-Haus hat volle Höhe erreicht.

    Interessant, dass die anderen Winkel deutlich höher sind... passt irgendwie auch nicht so ganz zur eigentlichen Idee des Gesamtentwurfs.

  • Hm. Ich dachte, ich hätte es hier schon erwähnt. Der Studentenwettbewerb ist nur ein Studentenwettbewerb. Die Ideen fließen in einen ausgeschriebenen Wettbewerb ein. Das heißt, es gibt noch mal einen "richtigen" Fassadenwettbewerb.

  • Puh - bitte keine Relikte an Neubauten hängen. Beide Fotomontagen zeigen, dass im Ergebnis eine ausgeprägte Disharmonie entstehen würde.


    Der Studentenwettbewerb gefällt mir insgesamt gut. Er zeigt vor allem, dass in der heranwachsenden Architektenschaft sehr heterogene Gestaltungsprinzipien bestehen. Entwickelt sich das auf diese Weise weiter, erwarten uns in den nächsten Jahren abwechslungsreiche Neubauprojekte.


    Im realen Fassadenwettbewerb addiert der Bauherr selbstverständlich noch eine ökonomische Komponente. Vorsorglich sei deshalb erwäht: Bitte mit einkalkulieren und das Endergebnis nicht am Favoriten eines /fiktiven/ Studentenwettbewerbes messen.


    Insgesamt bin ich gespannt auf den Moment, an dem auch der letzte Museumswinkel fertiggestellt ist. Dann ist eine Dauerbaustelle zur (Innen-)Stadtreparatur abgeschlossen. Der Stadtraum am Brühl hat damit seit den frühen 1990er Jahren einen unglaublichen Wandel vollzogen. Höfe am Brühl, mdbk und Museumswinkel. Ein flächenmäßig sehr großer Teil unserer Innenstadt hat damit sein Gesicht verändert. Unabhängig davon, dass andere Wege zum Umgang mit diesem Areal manchem besser gefallen hätten, beeindruckt mich die Dynamik - insbesondere der letzten Jahre - doch sehr.

  • Hm. Ich dachte, ich hätte es hier schon erwähnt. Der Studentenwettbewerb ist nur ein Studentenwettbewerb. Die Ideen fließen in einen ausgeschriebenen Wettbewerb ein. Das heißt, es gibt noch mal einen "richtigen" Fassadenwettbewerb.

    Aber in der Zwischenzeit können wir doch auch diese Entwürfe noch ein bisschen diskutieren...?


    Puh - bitte keine Relikte an Neubauten hängen.

    Naja, es gibt sicherlich schlimmere Bausünden als die Fassade zur Grimmaischen Straße mit dem Fürstenerker an der Ecke.


    Beide Fotomontagen zeigen, dass im Ergebnis eine ausgeprägte Disharmonie entstehen würde.

    Stimmt, allerdings in deutlich unterschiedlicher Ausprägung. Und das wiederum wirft ein bezeichnendes Licht auf die Qualität der Entwürfe im Hinblick auf die Harmonie mit ihrer Umgebung. Deshalb hab ich auch noch das zweite Bild gepostet. Leider möchte sich bisher keiner der Entwerfer an unserer Diskussion beteiligen, obwohl mich wirklich interessieren würde, was man sich dabei gedacht hat.


    Im realen Fassadenwettbewerb addiert der Bauherr selbstverständlich noch eine ökonomische Komponente. Vorsorglich sei deshalb erwäht: Bitte mit einkalkulieren und das Endergebnis nicht am Favoriten eines /fiktiven/ Studentenwettbewerbes messen.

    Inwiefern wären die bisherigen Entwürfe "unökonomisch"?
    Davon abgesehen, kann das Primat der Ökonomie von mir aus gerne weiterhin im Saalepark ausgelebt werden, aber nicht hier.
    Im Übrigen auch bemerkenswert, dass die Erbauer der Leipziger Vorkriegsarchitektur sicherlich durchaus dazu in der Lage waren, ökonomische Aspekte zu berücksichtigen und trotzdem zu ansehnlichen Ergebnissen gelangt sind.


  • Inwiefern wären die bisherigen Entwürfe "unökonomisch"?
    Davon abgesehen, kann das Primat der Ökonomie von mir aus gerne weiterhin im Saalepark ausgelebt werden, aber nicht hier.
    Im Übrigen auch bemerkenswert, dass die Erbauer der Leipziger Vorkriegsarchitektur sicherlich durchaus dazu in der Lage waren, ökonomische Aspekte zu berücksichtigen und trotzdem zu ansehnlichen Ergebnissen gelangt sind.


    Basics:
    1.) Ich habe nicht geschrieben, dass die Studentenentwürfe "unökonomisch" sind... Ich habe nur zu Bedenken gegeben, dass die Art des durchgeführten Wettbewerbes den gestalterischen Aspekt in den Fokus rückt. Ein Bauherr kalkuliert hingegen vor allem mit finanziellen Aspekten. Rationalisierungen auf dem Weg vom 'Idealentwurf' zur Umsetzung sind erwartbar - eine Kapitalismus-Diskussion ist hier überflüssig.
    2.) Die Sturheit, mit der versucht wird aktuelle Architektur in den Kontext von Vorkriegsarchitektur (welcher auch immer - im Geschichtsbuch finde ich viele Kriege) zu rücken, ist schon bemerkenswert. Den subjektiven Eindruck vermeintlich "ansehnlicher Ergebnisse" will ich nicht mehr diskutieren, aber einen Gedanken zum ökonomischen Aspekt einwerfen: Handwerk vs. industrieller Produktion.


    Im 19. Jahrhundert war das Handwerk oft preiswerter als die aufwändige industrielle Produktion individualiserter Bauelemente. Eine große Fensterfläche konnte etwa günstig von Schreiner und Glaser mittels kleiner Scheiben und Streben hergestellt werden. Die Produktion und der Transport einer großen Glasscheibe vergleichbarer Ausmaße war hingegen sehr umständlich und teuer.


    Heute ist das Verhältnis hingegen umgekehrt, sodass sich auch die Priorität der verwendeten Variante über die Zeit automatisch geändert hat.