Leipzig: Museumswinkel (realisiert)

  • Lefeut


    Also ich bin heute dort vorbei gekommen und konnte keine Absperrung erkennen. Abgesperrt wurde lediglich die Kreuzung Brühl/Reichsstraße und der Brühl ansich. Das sieht mir aber so aus, als würde deis mit den Bauarbeiten an den Höfen zusammen hängen.

  • Neubau soll bis 2013 stehen


    Laut der Bild LEIPZIG soll bis Anfang 2013 ein neues Wohn- und Geschäftshaus direkt am Neubau des Stadtmuseums stehen. Baustart ist für Frühjahr 2012 vorgesehen. Zu diesem Vorhaben wurden hier und hier bereits berichtet. Der Entwurf wurde noch mal überarbeitet. Bauherr ist die Meridian Grundstücksgesellschaft mbH aus Wiesbaden.

  • Wenn man den Visualisierungen glaube darf, wird es zumindest keine B-Seite geben wie beim Katharinum. Das spricht schon mal für das Projekt.

  • Laut morgiger LVZ-Printausgabe hat sich der Ergänzungsbau zum Winkel des Stadtgeschichtlichen Museums "vorerst zerschlagen". Humbeck dagegen versichert in Gestalt des sprichwörtlichen Murmeltiers "auf jeden Fall noch in diesem Jahr" mit dem Bau seines Winkels zu beginnen.

  • Hallo an alle,


    bin zufällig auf dieses Forum gestoßen und finde es toll wie interessiert ihr hier diskutiert ...


    auch wenn ich die Begeisterung nicht ganz teilen kann ;)
    es ist gut das die Randbebauung des Museums nach und nach realisiert wird, so kann man langsam die städtebauliche Intention des Entwurfes erfahren ... das gern kritisierte Museum war nie als freistehender Kubus auf grüner Wiese gedacht, sondern zieht sich vielmehr vornehm in den Block zurück, welchen die Winkelbauten bilden, indem sie die historischen Raumkanten wieder herstellen - eine gelungene städtebauliche Lösung.
    Eine andere Frage ist allerdings die architektonische Qualität des Katharinums, die finde ich eher bescheiden, vielleicht unteres Mittelmaß. Und ich bin erstaunt wie diese belanglosen, zum Teil historisierenden Entwürfe (bis an die Grenze zum Kitsch) hier gefeiert werden - Leipzig hat Besseres verdient.
    Aber wirklich ärgerlich finde ich die Behandlung des Museum-Hofes. Ein Mitglied hat hier Fotos von den "Hinterfof"-Ansichten gepostet, das ist leider treffend. Meines Erachtens ist die Städtebauliche Idee allerdings nicht irgendein abseitiger Hinterhof, wo kaum jemand hinkommt, sondern vielmehr ein Museums-Vorhof oder auch Wandelgang um das Museum (den Kunst-Tempel). Insofern finde ich die billige "Rückseitenarchitektur" sowohl des Katharinums, als auch des Stadtgeschichtlichen Museums äußerst unpassend - eine vertane Chance.
    Abgesehen davon finde ich auch die Vorderfassaden relativ geschmacklos - aber über Geschmack läßt sich ja streiten ;-))


    Natürlich geht es auch noch viel schlimmer, keine Frage ...
    (zb: Mariott-Hotel, Kaufhof-Galeria, Anbau Hotel-Continental ...)

    4 Mal editiert, zuletzt von mehrHeerich! () aus folgendem Grund: war nicht vollständig

  • was wäre denn deiner ansicht nach eine bessere lösung gewesen? wenn dir die aktuelle eckbebauung so missfällt? eine allerwelts-schubladen-lösung mit ungleichmäßig angeordneten boden-tiefen sichtschlitzen? etwas konkretes finanzierbares würde mich jetzt neugierig machen :) (bitte mit beispiel und nicht "ja etwas zeitgenössiges ohne kitsch")

  • mehrHeerich! hat schon recht. Der Stil des Katharinums ist auch aus meiner Sicht ein eher fragwürdiger Mischmasch mit historisierenden Zitaten als ein wirklicher Stilbau aus einem Guss. Gegen sowas ist ja nichts zu sagen. Und die Bauqualität haben wir hier auch schon diskutiert. So wurde zu Recht kritisiert, dass man vor allen in der Erdgeschosszone die billige Vorhangfassade an den weiten Spaltmaßen der Steinplatten überdeutlich wahrnehmen kann.


    Architektonische Qualität kann man aber auch am jetzt scheinbar beginnenden Bau vermissen. Der Entwurf ist banal. Die Farbgebung wird bei grauem Wetter monolithisch, überschwer und depressiv wirken. Außerdem nimmt das Gebäude in keinster Weise bezug auf sein Umfeld. Beliebigkeit heisst das wohl. Wobei es ja durchaus gute Beispiele gibt: Schulz & Schulz machen es mit dem Trias vor wie stilgerechtes Bauen geht, fürs moderne Fach kann man Baukomplex' Ärztezentrum am Simsonplatz anführen. Es geht. Wenn man will.

  • ^ Sowohl Trias als auch ein stückweit das Ärztehaus am Simsonplatz gewinnen ihre Qualität aber durch die Kubatur, während bei der Randbebauung des Museums aufgrund der städtebaulichen Vorgaben wirklich nur die Fassaden individuell gestaltet werden können. Außerdem sollte man m.E. strukturelle Kritik von der Kritik am gewählten Fassadenstil trennen - auch eine hypermoderne Fassade könnte die Hofsituation negieren, auch eine stark historisierende hätte den Hof besser einbeziehen können. Der hoffentlich bald entstehende Hotelwinkel ist zwar fassadenseitig verbesserungswürdig, aber man bezieht nach Allem, was man bisher gesehen hat, die Hofseite viel stärker ins Geschehen ein.


    Bleibt also die Frage, wie es denn hätte sein dürfen. Ich persönlich finde die Idee der Verteilung von historisierenden bis klassischen Fassaden an der Katharinenstraße und modernerem an der Reichsstrasse durchaus nachvollziehbar.

  • bei der ausführung gebe ich WolfsheimJena absolut recht, die hätte im detail besser sein dürfen. grundlegend sehe ich es jedoch wie Dase. Die idee des historisierenden ist in meinen augen nicht falsch. und eine wirkliche nicht-historisierende alternative, die an der stelle besser (immer im auge des betrachters) wäre, fehlt mir immernoch. trias und das ärztehaus sind sehr gelungene moderne entwürfe, nur Dase hat es bereits gesagt .... wären an dieser ecksituation wohl auch mehr schlecht als recht geworden.

  • Wobei man schon die Frage stellen darf, was an dem Bau jetzt wirklich historisierend sein soll. Er hat kein klassisches Schrägdach, und eine Fassade aus recht glatt poliertem Naturstein. Das ist für mich nicht historisierend sondern schlicht und einfach zeitgenössisch. Die Gesimse strukturieren die Fassade. Das ist für mich nichts was in die Historismus Ecke gehört sondern zum Handwerkszeug eines jeden Architekten. Ich wünsche mit zum Teil mehr Gebäude die die vielfältigen Bearbeitunsmöglichkeiten für Naturstein ausschöpfen. Mit geschickter Beleuchtung lässt sich da zum Teil was ganz eigenes schaffen was weder modernistisch noch historisierend ist. Moderne bauten bezeichnet auch keiner als historisierend obwohl sie zum Teil aussehen wie Bauhaus anno 1920.

  • ^ Der Riegel wäre wohl auch sicherlich zu schmal, um ein "klassisches Schrägdach" draufzusetzen. Andere Merkmal weisen allerdings schon auf einen historisierenden Stil hin. Bei der Eckgestaltung von den Architekten Krier und Kohl sind es beispielsweise die beiden Statuen. Für meine Begriffe sind es auch die Erker in der Katharinenstraße und deren historisierende Konsolen, die reines Zierwerk sind. Ansonsten teile ich die hier vorgetragene Kritik. Die Entwürfe sind super, die Ausführung allerdings mäßig. Besonders die großen Spaltmaße sowie die qualitativ viel schlechter ausgeführte Rückseite schmälern das Ergebnis m.E. doch sehr.

  • ^
    Abgesehen von der Rückseitengestaltung des Katharinums sind es gerade die von Cowboy angesprochenen Statuen, die mich am meisten stören. Während der Kopfbau "historisierend" ist, sind die Statuen (nicht nur zu klein und aus anderem Stein) barock. Früher sagte man mal: "Sieht aus, wie gewollt und nicht gekonnt". Ich konnte schon zur Enthüllung der "Damen" die damalige Euphorie nicht nachvollziehen.

  • um es mal einzuordnen, sooo schlimm finde ich das Katharinum auch wieder nicht, es tut nicht weh, wenn man hinschaut ... außer im Hof (vor allem in der Ecke!).
    Mit zum Teil historisierend bis zum Kitsch meinte ich natürlich vor allem den Kopfbau von Krier/Kohl. Das fängt bei den albernen Konsolen an ... und endet mit den absurden pilaster-artigen Sockeln, auf denen die Figuren stehen, die Sockel wirken wie irgendwie drangestellt (aber der graue Naturstein gefällt mir).
    Der Kopfbau gegenüber des Stadtgeschichtlichen Museum versucht es "modern" ... aber naja, gelungen ist anders.


    Ein konkretes Beispiel kann ich nicht nennen, da Architektur immer auch in Bezug zum Ort entwickelt wird. Aber einige Beispiele für eine bessere Fassadengestaltung, deren Haltung ich mir auch für das Katharinum vorstellen könnte. Da bei einigen eine gewisse Sehnsucht nach dem Historischen anklingt, habe ich Gebäude gewählt, die versuchen die Tradition zeitgemäß weiterzuentwickeln.


    Ortner & Ortner, Pariser Platz - Berlin

    Quelle: http://www.ortner.at/?load=pro…ohnen&lang=de&site=ortner


    Kolhoff, Bundesbank - Leipzig
    (man kann sich einfach ein Teilstück der Fassade vorstellen - so drei Fensterachsen oder so ...)

    Quelle: http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=7617


    Kleihues, Mohrenstraße 65 - Berlin
    (das Foto ist nicht so toll, in Wirklichkeit wirkt der sehr schöne helle raue Naturstein in Kontrast mit den schwarzen Fensterrahmen und glatten Glasflächen sehr, sehr edel)

    Quelle: http://commons.wikimedia.org/w…r_Arbeit_und_Soziales.jpg


    im allgemeinen finde ich, das der Glasfassade des Museums im Hof als gegenüber schöne Natursteinfassaden gut tun würden, am besten nicht glatt poliert sondern eher rauh mit einer gewissen haptischen Qualität ...
    so zB.:


    Leon Wohlhage Wernik, Indische Botschaft - Berlin
    (man könnte sagen, der gebrochene Stein übernimmt hier die Funktion eines mordernen Ornaments)

    Quelle: http://www.biander.de/Berlin/A…rlin_ArchitekTour_BO3.htm


    auch die neue Hainspitze scheint von der architektonischen Qualität her besser zu werden (nur das Teilstück zwischen Kopfbau und bestehender Bebauung in der Hainstraße wirkt etwas grob)
    Bei diesem Gebäude wird es sehr auf die Ausarbeitung und Qualität der Details ankommen ... mal sehen,
    aber Ortner & Ortner sollten das hinkriegen ...

    Quelle: http://www.austria-architects.…l_thickbox/34750/plang:de




    Ich persönlich mag ja in der Regel keine reine Glas- oder High-Tech-Architektur, aber mein Favourit in Leipzig ist immer noch das KPMG-Gebäude, wirklich großartig an diesem Ort


    (ganz nebenbei hat Leipzig mit den "Höfen am Brühl" echt Glück gehabt - wenn man sich das Alexia Berlin-Alexanderplatz anschaut ;-)))

  • ich weiß,
    auch gute Architekten können mal irren ... ;-))


    aber:
    "Ortner und Ortner hatten die Gliederung der überwältigenden Baumasse entlang des S-Bahn-Viadukts ursprünglich als fünf etwas stadtverträglichere Volumina geplant, die von einem Dach "mit einer feinen, glasgedeckten Netzstruktur" zusammengehalten werden. Der Bauherr hat dann aber seinen Hausarchitekten mit der weiteren Planung beauftragt. Herausgekommen sind Fassaden aus grobschlächtigen Betonfertigteilen mit überkräftigen, sich überschneidenden Rundbögen, die ein Pendant zu den benachbarten S-Bahn-Bögen bilden sollen."
    Quelle: http://www.welt.de/welt_print/…77139/Rosa-Zwingburg.html


    " Das ursprünglich beauftragte Architekturbüro Ortner und Ortner, das gemeinsam mit RTKL Baltimore den Wettbewerb gewonnen hatte und einen "leichten gebrannten Ziegelton" präferierte, wurde vom Bauherrn in die Wüste geschickt.
    Hausarchitekt, José Quintela da Fonseca, hat sich dann offenkundig als Zyklop betätigt und den klobigen Klotz mit aller Gewalt an den östlichen Rand des Alexanderplatzes gewuchtet, der durch die überdimensionalen Markenlogos nun noch weiter verunstaltet wird."
    Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/g…-graus-haus-a-505289.html


    also Teil-Rehabilitation für O & O :-)))

  • Dritter Winkel kommt (oder auch nicht)

    Laut morgiger LVZ Printausgabe hat die Stadt Leipzig vor Kurzem das Nordöstliche Eckgrundstück am Bildermuseum an die von Friedrich Humbeck gegründete Kritikos Projektentwicklung GmbH verkauft. Da die Baugenehmigung bereits vorliegt, und das Stadtplanungsamt den geänderten Fassadenentwürfen Humbecks nach Langem hin und her doch zugestimmt hat, steht einer Realisierung nun angeblich nichts mehr im Wege. Nach LVZ-Informationen hat Humbeck seine Anteile an dieser Firma inzwischen komplett verkauft. Neuer Eigentümer ist Benchmark Development aus Frankfurt/Main, ein bundesweit tätiger Projektentwickler, der auch Wohnhäuser für Studenten baut. Mit dem Ausheben der Baugrube am Leipziger Brühl soll im Januar 2013 begonnen werden. Die Eröffnung der Hotels, die beide von der französischen Accor-Gruppe betrieben werden sollen, könnte dann im Frühjahr oder Sommer 2014 stattfinden.


    Das lasse man sich mal auf der Zunge zergehen: obwohl ein Fassadenwettbewerb für innerstädtische Neubauten Pflicht ist und Gewinner gekührt wurden, erstellt der Projektentwickler, der nebenbei auch Architekt ist, seinen eigenen Entwurf und setzt diesen beim Stadtplanungsamt durch. Ich hoffe, hier kommt etwas ordentliches, im Zweifelsfall besseres als das Wettbewerbsergebnis hin, allerdings darf man daran laute Zweifel hegen, war einer der Beweggründe Humbecks doch eine gewünschte Kostenersparnis.

  • [kann gelöscht werden]

    2 Mal editiert, zuletzt von Geograph ()

  • na ja, vor allem sieht man mal wieder, wie leicht man sich grundlos empören kann.


    beim streit zwischen humbeck und der stadt ging es vor allem um die anzahl/größe der fenster an den beiden stirnseiten. nach langem hin und her hat der investor letztlich die umsetzung der leicht modifizierten wettbewerbsergebnisse zugesichert. darum konnte jetzt das grundstück verkauft und die baugenehmigung erteilt werden.


    alles ganz normal, kein grund zur aufregung.