Leipzig: St. Trinitatis (realisiert)
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Gibt es eigentlichen Informationen zum Geläut? Ich nehme ja stark an, man wird das aus der DDR-Kirche überführen. Befinden sich daunter auch noch Glocken aus der Alten Kirche?
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Frische Bilder vom Kirchturm:
Blick von Westen
Blick vom Bundesverwaltungsgericht
Gleiche Stelle mit Zoom
Blick von Süden mit der Photovoltaik-Installation. Auf dem Dach der Kirche befinden sich außerdem Solarmodule. Weitere Informationen dazu finden sich in diesem Artikel.
Und noch ein Blick aus Richtung Osten
Fotos: Cowboy -
Die Photovoltaikanlage hätts optisch jetzt nicht gebraucht. Der Blick vom Ring ist ansehnlicher.
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Mit einem nachlässigen Blick könnte man die Solarmodule für ein dunkel verglastes Treppenhaus halten ... Alles in allem ein feiner Kontrast zum Rot des gesteins.
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Ich weiß, dass ich mich mit meiner Meinung zu dem Bau hier vermutlich in der Minderheit befinde, aber mich überzeugt er immer weniger.
Wenn ich mir das Kreuz auf dem Turm wegdenke, dann kann ich beim besten willen keine Assoziation zu einer Kirche feststellen. Es könnte sich bei dem Turm dann auch um ein einfaches Funktionsgebäude handeln, in dem z.B. die Klimaanlagen einer größeren Gebäudeanlage untergebracht sind mit Luftauslassschächten ganz oben. Um es etwas stadtbildverträglicher zu machen, hat man es dann mit Stein verkleidet. Das war es.
Auch finde ich das verwendete Material und seine flächige Verwendung überhaupt nicht altstadtkonform, in dieser Verwendungsart kommt es meines Wissens in diesem Gebiet nicht vor.
Da ich davon ausgehe, dass der gesamte Komplex damit verkleidet wird, macht sich darüber hinaus eine unglaubliche Monotonie breit, die Fensterbänder erwecken eher den Eindruck, es handele sich um ein normales Bürogebäude. Etwas Sakrales kann ich da jedenfalls nicht entdecken.
In der Summe bin ich doch sehr enttäuscht.
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Also alleine bist du mit der Meinung auf jeden Fall nicht.
Nur im Vergleich mit der alten St. Trinitates ist der neue Bau für mich eine Augenweide.
Die Fassade gefällt mir jedoch einiger Maßen. Ohne ihre Auflockerung würde die Kirche wie eine Festung oder Bunker wirken. Aber auch mit dieser Fassade kann ich leider nicht die versprochene einladende Architektur erkennen. Auf mich wirkt die Kirche abweisend.Aber das gilt für die meisten neu gebauten Kirchen und auch Synagogen. Bei sakralen Neubauten kann ich eigentlich nur einigen Moscheen Positives abgewinnen, wie z.B. der Vatan-Moschee in Bielefeld, oder auch der sehr modernen DITIB-Moschee in Köln und noch ein paar anderen.
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@ Odyseus
Wenn du den Strang zurückverfolgst, wirst du feststellen, dass über den Kirchenneubau St. Trinitatis schon sehr kontrovers diskutiert wurde. Ich würde nicht sagen, dass du mit deiner ablehnenden Meinung in der Minderheit bist, aber darauf kommt's ja auch nicht an, sondern immer auf eine gute Argumentation.
Wenn ich mir das Kreuz auf dem Turm wegdenke, dann kann ich beim besten willen keine Assoziation zu einer Kirche feststellen. Es könnte sich bei dem Turm dann auch um ein einfaches Funktionsgebäude handeln
Mh..., ok, sei das mal so dahingestellt, Kirchen sind ja auch sakrale Funktionsgebäude. Aber mal abgesehen davon, dass die Zeit pompöser Gotteshäuser und Bischofssitze vorbei sind; in einer Stadt, in der die Katholiken 4,2 Prozent der Bevölkerung bilden, ist ein bisschen Demut ja auch angebracht. Warum dann der Bau im Zentrum? Nun, zum einen stand St. Trinitatis schon einmal ganz in der Nähe und zum anderen lag das Areal, auf dem die Kirche jetzt steht, 70 Jahre lang brach.
Auch finde ich das verwendete Material und seine flächige Verwendung überhaupt nicht altstadtkonform, in dieser Verwendungsart kommt es meines Wissens in diesem Gebiet nicht vor.
Hier irrst du gleich mehrmals. Das verwendete Material, Rochlitzer Porphyr aus Mittelsachsen (also ganz in der Nähe), findet sich in vielen Gebäude der Stadt wieder: vom Alten Rathaus aus dem Jahr 1556 bis zum neuen Zooausgang aus dem Jahr 2014. Auch ganze Flächen wurden mit diesem Stein schon verkleidet. Auf die Schnelle fallen mir der ehemalige Eingang zur Untergrundmessehalle oder das Grassimuseum sowie das Stadtgeschichtliche Museum ein.
Der nächste Irrtum ist der, dass die Kirche in der Altstadt stünde und darüber hinaus es in Leipzig eine Altstadt überhaupt gibt. Selbst wenn die Innenstadt gemeint ist, die Kirche steht außerhalb. Eine echte Altstadt gab es schon vor dem Krieg nicht, eher eine über die Jahrhunderte gewachsene und eine baulich sich ständig veränderte Innenstadt. Auf dem Areal, auf dem du oben das Neue Rathaus siehst, stand z.B. bis 1897 die Pleißenburg aus dem 13. Jahrhundert, vielleicht das letzte Bauwerk, bei dem noch so was wie Altstadt-Feeling in Leipzig aufkam.
Die Photovoltaik-Anlage gefällt mir auch weniger, aber sie ist an der Kehrseite angebracht, die, sofern das Viertel an der Nonnenmühlgasse irgendwann einmal bebaut ist, im öffentlichen Raum kaum wahrnehmbar sein wird.
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@ Cowboy
danke für deine Rückmeldung. Ich hatte in einem Beitrag weiter vorne ja schon meine Probleme mit aktuellen sakralen Bauten deutlich gemacht. Das Ergebnis von St. Trinitatis bestärkt mich wieder in dem Eindruck, dass man es bei so finanziell knappen Mitteln dann besser lässt.
Mir ist klar, dass Leipzig keine klassische Altstadt hat und das die Kirche außerhalb des Rings steht, trotzdem fügt sie sich anders als z.B. das neue Gebäude am Neuen Rathaus nicht ein, das Gegenteil ist eher der Fall.
Es mag sein, dass Rochlitzer Porphyr in kleinen Mengen Verwendung findet, in dieser Flächigkeit aber sicher nicht. Mir gefällt die Monotonie nicht und mir gefällt leider auch die Architektur nicht, sieht aus, wie eine typische BRD 70-er Jahre Kirche, die man mit Rochlitzer Porphyr verkleidet hat.
Aber vieles ist ja Geschmacksache. Für mich müssen Kirchen einfach wie eine Kirche aussehen, auf solche gewollten oder aus der finanziellen Not heraus geborenen modernen Reduktionen kann ich verzichten.
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Es wird wohl eine Weile dauern, ehe ich mich an das Gebäude gewöhnt habe. Immer noch finde ich einen Kirche an dieser Stelle besser, als ein Parkhaus oder ein Bürohaus. Auch wenn Leipzig ein atheistische Stadt ist -oder gerade deshalb- kann etwas Spiritualität nicht schaden. Andere Themen als Rüpelradler, Kerzendenkmale und Diskussionen zum geifernden Anspruchsdenken Alt-68er-Pfarrer, z.B. Diskussionen zur Architektur dieser Kirche, sind eher erfrischend. Oder Linke, die heute auf jeden Cent oder jede Million Euro achten. Als die noch an der Macht waren, konnten die Feste und Paraden nicht groß genug sein.
Die Katholische Trinitatisgemeinde baut die Kirche noch immer allein. Respekt!
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... macht sich darüber hinaus eine unglaubliche Monotonie breit... Etwas Sakrales kann ich da jedenfalls nicht entdecken.
.Hm .... Interessant, daß Sie hier eine Monotonie entdecken - noch dazu eine "unglaubliche" - was ja wiederum gegen Ihre Monotonie-These spricht.
Jedenfalls zeigt Cowboys Foto doch recht deutlich, daß so etwas wie Monotonie bei diesem abwechslungsreichen Gestein und der dreidimensionalen Fassade nahezu unmöglich ist. Eine glatte einfarbige Fläche - das Synonym für Monotonie in Ihrer Diktion - ist doch gerade NICHT zu erkennen.
By the way - eine komplett gotisch ausgeführte Westfassade ist in ihrer einheitlich gotischen Bildsprache auch irgendwie "monoton" - genau wie eine 100 Meter lange Gründerzeitfassade auch etwas monoton-langweiliges hat - sorry for that.
Und da wir gerade unter uns sind und der Rotwein so schön versöhnlich stimmt: die Leipziger "Altstadt" gewinnt gerade durch ihren Mix aus Barock und Gründerzeit und DDR und Nachwende und .....Was wollte ich noch fragen? Genau: wann hat ein Bau etwas "sakrales"??? Glockenturm und Versammlungsraum sind doch typisch für Kirchen - oder irre ich?
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Tut mir leid, wollte einfach nur meine Empfindungen deutlich machen und leider gefallen mir solche Bauten einfach nicht, nicht nur, weil sie gar nicht mehr modern sind, sondern weil mir das Sakrale fehlt.
Natürlich kann man jetzt darüber streiten was ein sakrales Bauwerk ausmacht. Für mich muss eine Kirche eben direkt als solche erkennbar sein, traditionelle Elemente der Kirchenarchitektur aufweisen, so wie es z.B. bei der Paulinerkirche recht ordentlich gelungen ist (besonders im Inneren). Daneben muss Bauschmuck vorhanden sein, der in der Tradition der Kirchenarchitektur steht. Aber eigentlich will ich gar nicht mehr dazu sagen, weil die Ansichten hierüber doch sehr divergent erscheinen und ich nicht zu irgendeiner Polarisierung beitragen will;)
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Besonders modern im Sinne einer Neu- oder Weiterentwicklung des Sakralbaus ist die Kirche sicherlich nicht. Vielmehr wurde sich wohl recht konservativ an der Kirchbauarchitektur der unmittelbaren (west)deutschen Nachkriegszeit orientiert.Sakralität ist - um ein wenig versönlich zu stimmen - ein ausgesprochen subjektiver Begriff. 100 Menschen haben hierzu auch 100 verschiedene Auffassungen. Deshalb kann man auch schlecht von einer Sakralität per se sprechen. Wichtig für die Umsetzung dieses doch relativ theoretischen und auch spirituellen Gedankens "Sakralität" ist vor allem die Selbsteinschätzung der bauenden Gemeinde.
Identifiziert sich eine Gemeinde in Ihrem Glauben sachlich und zurückhaltend, wäre nichts unpassender als ein extrovertiertes und verspieltes Kirchengebäude in tiefgotischer oder barocker Anmutung. Insofern bleibt es vor allem den Gemeindemitglieder darüber zu entscheiden, ob die gebaute Umsetzung Ihres Glaubensgedankens auch dem eigenen Gefühl von Sakralität entspricht.
Für unbeteiligte Passanten sorgen Turm und Kreuz als unmissverständliche Zeichen für Klarheit in der Funktion des Gebäudes. Meiner Meinung nach ist das genug Symbolik um die divergierenden Auffassungen über Sakralität in einem gemeinsamen Kern zusammenzufassen.
Städtebaulich hätte es uns an diesem Bauplatz auch schlimmer treffen können. Eine Monotonie kann ich im Bau beim besten Willen nicht erkennen. Verschiedene Bauhöhen, mehrere in Proportion und Ausrichtung verschiedene Baukörper, lokale Natursteinverkleidung in im Reliefverbund - alles zusammen auf einem asymetrischen Grundriss. Auch in den Ansichten die Cowboy uns so schön präsentiert hat, zeigt sich eine gewisse perspektivische Vielfalt.
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Baufortschritt St. Trinitatis
Die Gerüste der neuen Propsteikirche fallen nach und nach. Ein paar Fotos von heute Nachmittag:
Blick auf den Kirchturm von der Karl-Tauchnitz-Straße aus gesehen
Turm im Detail
Auch die Nordseite wird langsam sichtbar
Die Kirche von Süden aus gesehen
Kirch- und Rathaustürme
Die gesamte Kirche von Südosten
...und vom Wilhelm-Leuschner-Platz gesehen
Bilder: Cowboy -
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Die Architekten sind der Meinung, dass die Porphyrverkleidung das Image des Neubaus verbessert hat.
Es fällt schwer diese Meinung nicht zu teilen angesichts der aktuellen Cowboy-Bilder. Natürlich schmeichelt warmes Abendlicht rotem Porphyr in besonderem Maße, doch gerade am Turm kommt auch die Struktur des Steins hervorragend zur Geltung. Gefällt!
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Ich finde den Bau nach wie vor völlig missglückt. Die Architektur ist derart rückwärtsgewandt, da kann auch das wertig wirkende Fassadenmaterial nichts mehr ausrichten. Auch wenn das Material an sich durchaus seine Vorzüge hat, finde ich es in dieser quantitativen Verwendung völlig deplatziert.
Diese Art von Kirchen stehen in der alten BRD seit den siebziger Jahren. Ich kann in dieser Architektur weder Innovation noch sonst was erkennen, es ist ein billiger Wiederaufguss längst vergangener Zeiten.
Und auch wenn ich mich da wiederholen muss, für mich hat der Bau nichts Sakrales. Ohne das Kreuz am Turm würde es niemand alt Kirche erkennen. Ich finde des Bau daher in der Summe völlig missglückt. Leider
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Bleiben nur ein paar Fragen:
- wann ist Architektur "rückwärtsgewandt" und was bedeutet das?
- wo steht "diese Art von Kirchen [ ...] in der alten bRD seit den siebziger Jahren" und was ist "diese Art"?
- was gibt einem Bau etwas Sakrales? -
Einzeln betrachtet finde ich das Bauwerk optisch ansprechend und durchaus gelungen. Auf mich wirkt es auf eine Art, die ich "amerikanisch" nennen würde. Liegt anscheinend an der rot-braunen Farbe, denn der Kollhoff-Tower wirkt auf mich auch so.
Allerdings, wenn man es in seinem näheren Umfeld betrachtet, fällt doch das ein oder andere Detail auf, welches das Objekt nicht perfekt macht. Da ist zunächst die Nähe zum neuen Rathaus. Durch dessen Turm wirkt die Spitze der Kirche winzig, trotz ihrer Höhe von 50 Metern.
Zudem kommt die Bebauung entlang des Rings. Auf dem Bild von Stahlbauer ist zu erkennen, dass hier einst eine Reihenbebauung gestanden haben muss, da die weißen Giebelwände völlig kahl sind. Es wirkt so, als hätte man da etwas ausgeschnitten und etwas anderes eingefügt, das überhaupt nicht dazu passt. Hätte man nicht den Turm zum Wilhelm-Leuschner-Platz hin ausrichten können? Dann wären die Traufhöhen wenigstens annähernd gleich geblieben. Aber die Ausrichtung ist bei Sakralen Gebäuden auch ein Thema für sich -
^^
Das zur Brandwand gehörige Gebäude ist ein Nachwendebau. Die Bebauung wurde hier im Krieg zerstört. Das kürzlich sanierter Haus der Handlungsgehilfen Harktkorstraße 3 ist erst wieder vorkriegszeitlich. Im Übrigen soll entlang der Nonnenmühlgasse ja ein Neubau entstehen. Ob der aber direkt angebaut wird, weiß ich nicht. Auf einigen Visualisierungen zur Kirche war da noch ein Durchgang zur Dimitroffstraße zu sehen.
http://www.german-architects.c…1415_StTrinitatis_Leipzig