Leipzig: St. Trinitatis (realisiert)

  • Leipzig: St. Trinitatis (realisiert)

    Ich denke, das Thema hat in der atheistischsten Stadt Deutschlands einen eigenen Thread verdient, zumal die Planungen konkreter zu werden scheinen. Cowboy


    So richtig zum Thema passt es zwar nicht aber heute stand ein Artikel in der LVZ, in dem es sich um den geplanten Neubau der katholischen Kirche in der Leipziger Innenstadt handelt. Der Einfachheit halber fasse ich mal stichpunktartig zusammen:


    -im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau herrscht grundsätzlich Konsens darüber das Katholiken Kirche in exponierter Innenstadtlage bauen dürfen
    -Grundstück steht höchstwahrscheinlich fest, gebaut werden soll gegenüber dem Neuen Rathaus in der Nonnenmühlgasse (m.M.n. super Standort)
    -erste Skizze der Machbarkeitsstudie - lang gestrecktes einstöckiges Gebäude mit großer Turmerhöhung am Rand - ist mehrheitlich abgelehnt worden ("...offensichtlich für randstädtische Fläche gedacht...")
    -Baukörper soll in Höhe heutiger und zukünftiger Bebauung angepasst sein, Architektenwettbewerb ist geplant, Entwurf muss ins städtebauliche Konzept passen
    -Gebäude wird nach Wunsch der katholischen Kirche auf jeden Fall modern werden


    more to come...

  • der angedachte standort für die kirche ist sehr prominent. allerdings könnte direkt gegenüber des neuen rathauses selbst eine turmerhöhung - in bezug auf baumasse und gestaltung - ziemlich mikrig wirken. dieses problem wurde offensichtlich erkannt. ob es auch gelöst werden kann, ist allerdings fraglich.
    die reformierte kirche zeigt zwar sehr eindrücklich, wie ein kirchenbau auch in blockrandbebauung sich durchaus einfügen und gleichzeitig akzente setzten kann. aber so etwas scheint (angesichts der vorgelegten machbarkeitsstudie) für die trinitatis-gemeinde weder erwünscht noch finanzierbar.
    bleibt zu hoffen, dass eine lösung gefunden wird, bei der lage und architektur miteinander in einklang stehen.

  • dabei würde ein kirchenbau garnicht mehr jahrhunderte dauern, wie in damaligen zeiten, sondern nur wenige jahre. und trotzdem ist die schönheit so in den hintergrund gerutscht. wieviel mühe sich menschen aufgrund ihres glaubens gemacht haben, mit dem wissen, dass sie das endergebnis eh nie zu gesicht bekommen würden.

  • Eieiei, noch weiß keiner, wie die neue Kirche aussehen wird, aber einige wissen schon, dass sie schlecht aussehen wird. Abwarten, den vorgesehenen Platz auf der Brachfläche gegenüber dem Neuen Rathaus finde ich schon mal genial, und durch die doch recht begrenzte Fläche dürfen wir uns außerdem auf einen kompakten Komplex freuen.

  • Naja, in der LVZ war explizit die Rede von einem einstöckigen Gebäude, dass eher randstädtischen Ansprüchen genügt hätte. Da stelle ich mir persönlich und sicherlich auch einige andere eine Industriehalle drunter vor. Zur Nedden hat erklärt, es hätte sich nur um eine Machbarkeitsstudie gehandelt, ob man alle benötigten Räume in einem einstöckigen Gebäude unterbringen könnte, andere Ausschussmitglieder sprachen von einem Entwurf. Da stellt sich einem doch die Frage, wieso man überhaupt eine Machbarkeitsstudie für ein einstöckiges Gebäude erstellt, wenn nich von vornerein sowas das Ziel ist. Mit Kompaktheit hat das m.E. auch wenig zu tun.


    Ich glaube auch nicht, dass die Mehrheit hier fatalistisch ist, aber man sieht (auch in der Umgebung von Leipzig), wie einstöckige Kirchen mit Turmnadel aussehen. In solch zentraler Lage hat so etwas nichts zu suchen. Ich begrüße es, dass die katholische Kirche im Zentrum neu bauen will, aber das darf kein Freibrief sein, da irgendwas hinzustellen. Wer ein Grundstück in dieser Lage erhält, sollte definitiv verpflichtet werden, dort Städtebau zu betreiben und nicht die Verwirklichung eigener feuchter Träume ohne Rücksicht auf die Umgebung. Wenn die finanziellen Mittel der Gemeinde für ein halbwegs anspruchsvolles Gebäude nicht reichen, muss man eben Abstriche hinnehmen, sei es, was die Lage betrifft (in Plagwitz wird bald eine Kirche frei) oder die Umsetzung (Zusammengehen mit der Initiative zum Wiederaufbau des Johanniskirchturms - damit kein rein modernes Gebäude).



    Grüße,
    *D

  • ^ Sehr konstruktiver Beitrag, gefällt mir! An der Kirche in Naunhof bin ich vor 2 Monaten vorbeigeradelt; ich dachte das wäre die Garage für die Gemeindemitglieder und Besucher der Kirche. :D


    Das großzügige "Platz verschenken" dürfte in einigen Jahren vorbei sein. Dann kann die Stadt auch wieder die Forderungen stellen, und ist gegen "Billig-Investoren" gefeilt.

  • DaseBLN, recht haste mit dem, was du geschrieben hast. Nur habe ich aus Forzas Beitrag entnommen, dass ein "lang gestrecktes einstöckiges Gebäude mit großer Turmerhöhung am Rand" vom Tisch sei. Offensichtlich ein Irrtum?

  • Also aus dem Artikel der LVZ geht für mich hervor, dass zur Nedden den Entwurf dem Ausschuss präsentiert hat. Deswegen auch die unterschiedlichen Sichtweisen (Machbarkeitsstudie vs. Entwurf). Positiv ist der Kommentar es Ausschussmitgliedes Siegfried Schlegen von "Die Linke", nach dessen Aussage der Ausschuss einen Entwurf fordert, der insbesondere in der Höhe der zukünftigen und bereits vorhandenen Bebauung angepasst sein soll.


    Offensichtlich wollte hier allerdings zur Nedden als Beigeordneter für Stadtentwicklung etwas einbringen, was gar nicht geht - und das macht Grund zur Sorge. Hoffen wir, dass die Informationspolitik und der Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau als Kontrollgremium weiterhin so gut funktionieren wie bisher.


    Was mich auch wundert: offensichtlich sind Leuschnerplatz und das Gebiet um die Nonnenmühlgasse nicht Teil des selben Bebauungsplanes - der Plan zur Reko/Neubau der Markthalle wurde ja mit der Begründung abgelehnt, dass hier erst eine Änderung erfolgen sollte. Die katholische Kirchgemeinde hatte aber noch vor wenigen Wochen keine Ahnung, wo in Innenstadtnähe gebaut werden sollte.


    Grüße,
    *D

  • Ich hab die Zeitung zum Glück noch also ich zitiere mal Mitglieder des Fachausschusses Stadtentwicklung:
    "Der Entwurf war offensichtlich für eine randstädtische Fläche gedacht, nicht für ein Grundstück mitten in der Innenstadt[...]. Das sieht aus wie eine Nadel in der Landschaft." (Siegfried Schlegel)
    "Vorher werden wir dem Ausschuss jedoch noch einmal eine überarbeitete Skizze mit einer anderen möglichen Gebäudeform präsentieren."(zur Nedden)
    "Grundsätzlich meinen die Mitglieder[...], dass ein Neubau in exponierter Innenstadtlage entstehen soll. "Nur eben nicht in dieser Art und Weise."(Opitz)"

  • Gruß,


    Nach Angaben der heutigen LVZ (1.10.08) scheint die katholische Kirche sich der städtebaulichen Notwendigkeit eines repräsentativen Kirchenbaus in dieser Lage im klaren zu sein und will auf die Wünsche der Stadt zugehen. Es soll wohl nicht nur eine Kirche sondern gleich ein Gemeindezentrum (Kita, Wohnungen) enstehen. Dafür werde auch im Ausland Spenden geworben. Fünfzig Architektenbüros sollen schon angeschrieben wurden sein.


    Man darf gespannt sein...

  • Weiteres Detail: laut OBM Jung soll "städtebaulich eine Großstadtkirche" entstehen, die "in ihren Kubaturen zum gewaltigen Rathaus gegenüber passt". Man darf also wirklich gespannt sein.


    Aber gerade, wenn Repräsentativität doch wieder gefragt ist, drängt sich die Frage auf, warum weder Johannisplatz noch Matthäikirchhof in Betracht gezogen wurden.


    Grüße,
    *D

  • Danke stoney. Na da bin ich ja froh, dass die Kirche da nicht so verkrampft an ihrem "konzept" festhält, sondern mit sich reden lässt. Gut ist auch die Stellungnahme Jungs, dass gegenüber des Rathauses keine halben sachen geduldet werden.

  • eine machbarkeitsstudie ist ja noch kein konzept. andererseits ist auch "grossstädtisch" ein dehnbarer begriff.
    wenn man im ausland spenden sammeln will, dann bedeutet dies wohl auch, dass man selbst nicht genügend hat.
    es wäre zwar wirklich gut, wenn an dieser exponierten stelle ein wirklich repräsentatives gebäude entstünde - allein, mir fehlt der glaube. (hier passt der spruch mal.)

  • Da ich, wie schon gesagt, im Verteiler des Stadtforums Leipzig bin, darf ich den verehrten Anwesenden einen offenen Brief zur Disposition stellen:

  • Ich hatte mal ein Interview mit dem Probst bei APH gepostet, laut dessen Aussage ist dort die Schule und die Grundstücksverhältnisse ein Problem.


    Grundsätzlich wird aber aus dem offenen Brief deutlich, dass der Verzicht auf einen Bau am Mathhäikirchhof zumindest aus Gemeindesicht verzichtbar ist - auch wenn ich nicht glaube, dass die Thomasgemeinde dort je mehr als eine Gemeindezentrum bauen wird. Schade.


    Bleibt noch der Johanniskirchplatz.

  • ^also mit 10.000.000 € kann man schon was anfangen... trotzdem schade, dass man angesichts dessen nicht über den Johannisplatz nachgedacht hat.


    In jedem Falle darf man auf die Entwürfe gespannt sein - mit Flachbau wirds jetzt nichts mehr.

  • Zum geplanten Kirchenneubau eine kleine Zusammenfassung aus dem LVZ-Artikel:


    • 4000qm Baugründstück in repräsentativer innerstädtischen Lage (An der Nonnenmühlgasse ggü. Neuem Rathaus)
    • Realisierung bis 2011/12
    • Investitonsvolumen mindestens 10 Mio Euro
    • Jury soll über eingereichte Entwürfe von 12 Architekten entscheiden


    Für 10 Mio Euro darf man freilich keine Wunder erwarten, aber diese Skizze verdeutlicht, dass das Baugrundstück (welches ich städtebaulich nach wie vor sehr begrüße) nicht groß ist. Wenn die katholische Kirche noch ihre geplanten Wohnungen auf diesem Grundstück realisieren will, dann ist, so hoffe ich, ein Flachbau mit Spitze endgültig vom Tisch.


    Dass die Mitgliederzahl der katholischen Gemeinde, lt. dem LVZ-Artikel derzeit knapp 21000, sogar noch wächst, wundert mich in Zeiten zahlreicher Kirchenaustritte dann doch. Genauso verwundert bin ich über den unfrommen Pragmatismus der Kirche. Auf die Frage, warum in Leipzig eine Kirche gebaut wird, wo andere wegen Mitgliederschwund und finanzieller Schieflage geschlossen werden müssen, antwortet der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt: "Wir bauen Kirchen dort, wo sie gebraucht werden und reißen sie weg, wo sie nicht gebraucht werden."


    Amen!

  • na, ist doch besser als umgekehrt.
    die steigende zahl von katholiken hat sicher auch mit zuzügen aus westdeutschland und polen zu tun.
    das grundstück hat in der tat eine exponierte lage. kann man nur hoffen, dass da etwas gescheites rauskommt - und bestenfalls leuschnerplatz und nonnenmühlgasse als solche in ein paar jahren wieder erlebbar werden.