Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • Die Nachfrage nach Büroflächen in Berlin ist ungebrochen und sie ist seit Corona nicht zurückgegangen, sondern im Gegnteil weiter angestiegen. Dies liegt zum einen natürlich am stetigen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, wodurch zahlreiche neue Stellen entstehen sowie dadurch, dass die meisten Firmen eine Mindestanzahl an Präsenztagen haben (bei mir sind es drei Tage/Woche) und Homeoffice auch nicht für jeden möglich ist (z.B. bei kleinen Kindern zu Hause oder fehlendem Arbeitszimmer). Dazu kommen auch Menschen, die in Berlin keine Wohnung finden und bei Freunden/Verwandten übergangsweise auf dem Sofa pennen, dort ist i.d.R. auch kein Homeoffice möglich. Durch die weiter steigenden Büromieten werden Hochhäuser zukünftig besser finanzierbar sein in Berlin, der Bedarf wäre vorhanden.


    Berichte zum boomenden Vermietungsmarkt für Büroflächen gibt es hier: https://www.morgenpost.de/berl…gen-in-Berlin-weiter.html

  • In der Tat ist der Büromarkt in Berlin weiter mit großer Nachfrage. Kein Wunder bei 80k+ Einwohner und 4,9% Wirtschaftswachstum im Jahr 2022. Die anderen Jahre sahen ja nicht viel anders aus, sieht man mal von den Corona Jahren ab was den Zuwachs angeht, da die Einreise damals einfach schwer war. Und mal zum Thema magische Grenze von 30 Minuten:


    Wenn ich meine 5 nächsten Arbeitskollegen und mich angucke dann wohnen die alle über diese Grenze hinaus, Arbeitsort Charlottenburg:


    2x Köpenicker Region (Woltersdorf, Schöneiche) ca 1h 10 min

    1x Neuruppin (ca. 1h)

    1x Potsdam (ca. 45 min)

    1x Prenzlauer Berg (selbst das ist 40+ min, obwohl Ring zu Ring)


    Da ist es logisch, das ohne HO das für viele nicht vereinbar wäre mit dem Privatleben. Wir kommen alle 2-3 mal die Woche in die Stadt. Runtergerechnet auf 5 Tage ist das okay. Ähnlich wird wohl auch der Schnitt sein seit Corona. Der Nachfrage hat das trotzdem keine Abkehr getan. Aber wie gesagt, liegt es an der Bevölkerungsentwicklung und dem Wirtschaftswachstum. Da kann man Berlin aber sicher nicht mit irgendeiner x-beliebigen Mittelstadt oder Kleinstadt vergleichen. Eigentlich wenn man es auf die Zahlen der letzten Jahre sieht mit keiner Stadt in Deutschland.

  • Es ist ja auch so, dass Home-Office nicht unbedingt weniger Bürofläche bedeutet, zumindest nicht kurzfristig.


    Bei meinem alten Arbeitgeber sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Regel 2 Tage im Home-Office und drei Tage im Büro. Da es sich überwiegend um individuelle Einzelbüros handelt, können die in der Zwischenzeit auch von niemandem anders benutzt werden. Es bedürfte also ganz anderer Büroflächen und Arbeitstechniken, um Platz einzusparen. Das scheint in diesem Fall aber nicht möglich oder gewollt zu sein.

  • Bei GOOGLE in Berlin (und wohl nicht nur hier) ist man weiter:
    Es gibt keine festen Büroplätze, jeder sucht sich einen beliebigen Platz im gemütlich-hipp gestalteten Großraum und findet dort alles, was er braucht:
    W-LAN, Strom, seinen Rolli für Papier und Speicher, Getränke und Snacks sind in greifbarer Nähe - und doch:
    die Nerds hätten lieber ihren angestammten Platz vor dem Bildschirm.
    Der Mensch denkt - GOOGLE lenkt!

  • Es ist äußerst bedauernswert, dass das Thema Home Office so holprig von Firmen angenommen wird. 2 Tage pro Woche helfen nicht wirklich seinen Lebensmittelpunkt in ein weniger umkämpftes Immobilienfeld zu verlegen als die Großsstadt. Wer WIRKLICH dabei helfen will den CO2 Ausstoß des Individualverkehrs zu reduzieren, klebt sich nicht auf eine Straße, sondern kämpft für das Recht auf Home Office. Es wäre ein echter Game Changer.

  • Mein AG ist momentan noch mit ca. 400 Mitarbeitern in ner sanierten DDR-Platte am Alex (Karl-Liebknecht-Str.) . Die Räume entsprechen schon länger nicht mehr unseren Anforderungen, sind absolut nicht mehr zeitgemäß, die Haustechnik hoffnungslos veraltet, der Vermieter (TLG) höchst unflexibel. Wir suchen seit anderthalb Jahren moderne, repräsentative, große Büroräume innerhalb vom Ring, was aber gar nicht so einfach ist, weil der Bedarf einfach größer als das aktuelle Angebot ist.
    Haben jetzt was in der Mediaspree gefunden, sind ab Oktober dort. Und auch da wird wie bei Google verfahren, Hybrid Working, überwiegend keine festen Arbeitsplätze mehr, je nach Team unterschiedliche Office Days. (Ich bin seit der Pandemie i.d.R. nur 1x die Woche im Büro, im neuen Haus dann evtl 2x die Woche). Allerdings geht man davon aus, dass nie die gesamte Belegschaft auf einmal im Office sein wird, daher sind die neuen Büroräume auch nur für max. 200 Mitarbeiter konzipiert (zur Not besteht die Möglichkeit ganz flexibel, kurzfristig weitere Büroräume im Gebäude dazu zubuchen)

  • Die Räume entsprechen schon länger nicht mehr unseren Anforderungen, sind absolut nicht mehr zeitgemäß, die Haustechnik hoffnungslos veraltet

    [...]

    Hybrid Working, überwiegend keine festen Arbeitsplätze mehr, je nach Team unterschiedliche Office Days.

    Genau das haben wir grade hinter uns und es funktioniert unerwartet gut. Offene Team-Zonen ohne feste Schreibtische, etliche moderne Besprechungsräume mit dem neusten Video-Firlefanz, viele Lounges und "Begegnungszonen", usw... (Das ist sicherlich nicht für alle neu, bei uns aber auf jeden Fall...)


    Die Konsequenz? Die Leute sind viel häufiger im Büro als vorher. Viele immer, bei den meisten schleicht sich so langsam eine Verteilung von 3 Bürotagen zu 2 HO-Tagen ein. Bei mir auch. Ich finde, diese Büroauslegung ergänzt das HO perfekt. Wir haben nur geringfügig weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter und Mo bis Mi eine recht hohe Auslastung.


    Es wird sich sicherlich eine leichte Verringerung der nachgefragte Bürofläche pro Mitarbeiter einstellen, aber die Frage ist, inwiefern sich sowas bei Marktschwankungen und Wachstum überhaupt bemerkbar macht. Ich habe den Eindruck, dass das Büro in Zeiten des hybriden Arbeitens wichtiger den je ist. Es sieht nur anders aus als vorher.


    Bei so "Expertenschätzungen" hinsichtlich eventuell gebrauchter oder nicht mehr gebrauchter Büroflächen bin ich erstmal skeptisch. Dieser massive Wandel der Arbeitswelt ist nach wie vor hoch dynamisch und in vielen Branchen ist noch gar nicht klar, wo die Reise letztendlich hingeht. Ich sehe keine Notwendigkeit dafür, laufende Projekte umzustrukturieren.

  • wie ich bereits am 28. Dezember in der Lounge angekündigt hatte hier

    gibt es eine aktuelle dritte Folge der Reihe "Baustelle Alexanderplatz"


    Heute Nacht wurde die Reportage lizenzrechtlich freigegeben.


    Themen sind: der Covivio Tower und die Probleme mit der U2, das Mynd Hochhaus, der Alexander Tower, der Molkenmarkt,

    das Haus der Statistik und natürlich das Hines-Hochhaus.


    Hines rechnet 2025 mit einem Baustart.


    Hier nun die Reportage:


    https://www.ardmediathek.de/vi…c2MGZlNjZfcHVibGljYXRpb24

  • Schöne Doku und gute Nachrichten bezüglich Hines.


    Man kann bei den ParkInn-Inhabern nur hoffen, dass wenn ihnen offenbar die Entwicklung des Alexanderplatzes am Herzen liegt, sie ihren eigenen Beitrag leisten und den Sockelbau um den Primark umbauen bzw. aufstocken. Wenn der Coviviobau fertig ist, stört ja nur noch der ParkInn-Sockel das geschlossene Raumgefühl am Alex.

  • Wenn den Park Inn Inhabern die Entwicklung des Alexanderplatzes auch nur im entferntesten am Herzen gelegen hätte oder würde, hätten sie ihren grauenvollen Turm der als Sinnbild für den halbtoten sozialistischen Platz steht, schon längst abgerissen.

    Frau Lüscher mit ihrer lieben Freundin (Eigenaussage) Lompscher haben ja durchgesetzt, dass alle Türme ob Covivo, Kaufhof, und was sonst noch kommt, geklont werden müssen (Höhe und Kubatur wie Park Inn), wahrscheinlich um sicherzustellen, dass ja kein Neubau grossartig besser aussieht als diese sozialistische Errungenschaft, die danach noch verschlimmbessert worden ist und deren penetrantest hässliches Loge auf dem Dach, dazu für ein Billighotel, allen klarmacht wie runtergekommen der Alex mittlerweile ist.


    Der Monarchturm und Hines sind vorher genehmigt worden, deshalb davon nicht betroffen.

    Was an diesem Platz verbrochen worden ist in den letzten 30 Jahren, ist nur noch irrwitzig.

  • Schau mal wie verbissen über viele Jahre eine versiffte billigst Wohnanlage, genannt Staudenhof, mitten im Zentrum von Potsdam gegen einen Abriss verteidigt wurde.

    Da hat der Alexanderplatz fast noch Glück, dass da soviele Umbauten ohne einen Popanz um jede DDR Kachel möglich waren.


    Und man sollte meinen, dass der allseits beliebte Fernsehturm am Alex ein unauslöschliches Denkmal an die DDR ist.

    Lustig ist ja, dass der Fernsehturm noch viel besser herauskommen würde, hätte man das alte Interhotel damals einfach abgerissen.


    Ich glaube, dass da noch was passiert, soweit der Rest dann in ein paar Jahren fertig ist und das Problem für alle offensichtlich ist + eine andere Generation in Verantwortung ist.

  • ^^

    Gerade die damaligen Eigentümer des Park Inn waren es doch die sich gegen den Abriss und für den Erhalt entschieden haben - und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Also vielleicht mal wieder einen Gang runter schalten.

    Ich, der aufgrund des Alters und Wohnort keinen direkten Bezug zur DDR hat, finde es trotzdem gut dass man diesen Turm als Teil der Stadtgeschichte erhalten hat. Genauso geht es mir mit dem Europa Center.

  • In Herzen bleibt für mich der Fernsehturm und von Gebäude her das Park Inn Hotel

    Die Geschichte der kleine Skyline Alexanderplatz der ehemaligen DDR Geschichte.

    Wir können trotzdem froh sein dass noch andere Hoch -Gebäude dazu kommen.


    Und übrigens war mal damals die Rede nach der wendezeit ( 1990 ), dass der Fernsehturm abgerissen werden sollte.


    Und heute steht er da ,ein wahrzeichen Berlins.


    Lass uns einfach positiv sehen das Projekt Alexanderplatz neue & künftige Zentrum Berlins Skyline.✌🏼🔥

  • Dem "Palast der Republik" trauert auch keiner mehr hinterher, seitdem vollendete Tatsachen geschaffen wurden.

    Es werden selbstverständlich mal wirtschaftliche Gründe sein.

    Die letzte große Sanierung ist jetzt zwei Jahrzehnte her.

    Alle drei Jahrzehnte sagt man, dass Gebäude mit Publikumsverkehr eine große Sanierung benötigen.


    Dh in wenigen Jahren müsste dafür geplant werden, der Hotelbetrieb müsste dann auch ruhen, eine Großbaustelle ist Gästen nicht zuzumuten. Und dann wird gerechnet werden. Die energetischen Anforderungen steigen indes immer weiter, das "Heizungsgesetz" gilt auch für Hotelhochhäuser, den Rest kann man sich ja denken.


    Niemand wird da mehr investieren als die wirtschaftliche Substanz wert ist um etwas zu erhalten was eh schon lange nicht mehr so aussieht wie zu DDR Zeiten. Ab 2029 ist die DDR auch schon länger verschwunden als sie überhaupt jemals insgesamt existiert hat, dh die biographische Verbundenheit wird noch stärker verblasst sein. Und dann ist es einfach eine wirtschaftliche Entscheidung.


    Das ist ja genau das was ich als long game im Sinn hatte.


    Irgendwann in den 30ern könnte der Alex endlich mal "fertig" sein.

  • Sorry, aber Basta Meinungen sind völlig überflüssig. Was ist das denn bitte mittlerweile für ein gesellschaftlicher Umgang miteinander? Sorry, aber ich wünsche mir eine faire, ausgewogene Diskussionskultur und keine "Ich habe Recht, du nicht" siehe Palast der Republik Ansicht.

  • Also zuerst einmal ist die Forderung, das Park Inn abzureißen, völlig überzogen. Ich bin nicht der erste, der sich bei jedem noch so kleinen Abriss über die verschwendete graue Energie empört, doch ein komplettes 120m hohes Hochhaus abzureißen, sollte in diesen Zeiten undenkbar sein. Zumal sich die Grundstruktur des Gebäudes wunderbar umbauen lässt. Um zwei Stockwerke mit Vor- und Rücksprüngen aufstocken, neue Fassade dranmachen und einen interessanten Sockel hinsetzen und voila: Der DDR-Mief wäre fort.


    Dass niemand dem Palast der Republik hinterhertrauert ist ebenso unsachlich. Auch wenn es sich wohl um eine Minderheit handelt, gibt es durchaus einen respektablen Anteil an Leuten, die sich den Erhalt des PdR gewünscht hätte - sei es wegen seiner geschichtlichen Aussage, architektonischen Qualität (ja, die gab es, wenn man das Gebäude aus seinem Kontext gelöst betrachtet) oder aus affektiven Gründen.


    Der größte Reinfall ist mMn weiterhin die unsägliche Inkompetenz, mit der der Kollhoff-Plan bis zur Unkenntlichkeit entstellt und banalisiert wurde. Abgesehen vom Schutz des denkmalwürdigen Bestands der DDR rund um den Alex, war Lüschers Einfluss auf die geplanten Neubauten völlig destruktiv. Das geklonte Einerlei des Park-Inns zum Einen und die aus diesem Ansatz eines Konzeptes ausbrechenden Türme an der Südostseite des Alex zum Anderen bilden den Gipfel der absoluten städteplanerischen Ideen- und Orientierungslosigkeit.

  • ^ völlig richtig - und doch müssen wir uns über jedes Hochhaus freuen, was gebaut wird. Aktuell sind es zwei von den Parkinn Klonen. Auf jeden Fall bringen sie mehr Dichte und Fassung für den Platz. Das Raumgefühl wird sich stark verändern und dann auch die Diskussion über zukünftige Bauvorhaben.

  • Die Berliner Zeitung berichtet heute über die geplanten und in Umsetzung befindlichen Hochhausprojekte am Alexanderplatz.

    Wer den dritten Teil der Doku vom rbb über den Alexanderplatz geschaut hat, erfährt hier nicht viel Neues.


    Allerdings beinhaltet der letzte Absatz eine (für mich) sehr interessante und neue Information.


    Demnach macht der Eigentümer des ehemaligen Haus der Elektroindustrie (Aroundtown) aktuell keine großen Anstalten die Bauflächen des Riegels neu zu entwickeln. Es wird von einem Berliner Wahrzeichen in bester Lage gesprochen. Da zusätzlich offenbar auch die Mietflächen "optimiert" werden, kann man davon ausgehen dass eine Umsetzung der jetzt schon sehr in die Jahre gekommenen Pläne, noch in weiter Zukunft liegen wird.
    Der Bebauungsplan der Baufelder A9-A11 sieht ein heranrücken der Bebauung an die Alexanderstraße sowie zwei weitere Hochhäuser vor.

    Insgesamt sind dies für mich ernüchternde Nachrichten, ist dieses Projekt doch extrem wichtig für die städtebauliche Wirkung rund um den Alexanderplatz.

    Einmal editiert, zuletzt von Fips_65 ()

  • dieses Projekt doch extrem wichtig für die städtebauliche Wirkung rund um den Alexanderplatz.

    Das sehe ich ganz genauso. Die engere Fassung der Alexanderstraße sowie eine zweite (bzw. dritte) Reihe an Hochhäusern würden Dichte, Tiefe und Komplexität schaffen, die der Wirkung des neuen Clusters enorm zugute kämen.


    Das sind wirklich schlechte Nachrichten... Aus Sicht der Besitzer natürlich irgendwo nachvollziehbar. In der aktuellen Lage ist das kurzfristige "optimieren" (das nötigste machen) und Geld verdienen natürlich wesentlich attraktiver als jahrelanger Abriss und Neubau.

  • In der Tat extrem enttäuschend. Für mich das wichtigste Projekt um den Alexanderplatz herum, da damit auch 2 neue Durchgangsstraßen geschaffen werden. Ist es nicht auch so, dass das Projekt damals ausschließlich bei der TLG lag, bevor die Fusion mit Aroundtown kam? Das könnte also neben den wirtschaftlichen Gegebenheiten seit Covid auch am Managementwechsel liegen. Das Objekt erst einmal halten um liquide zu bleiben kann man in den jetzigen Zeiten verstehen, aber von einem "Berliner Denkmal" zu sprechen ist schon krass - Altes Regierungsgebäude hin oder her. Der Fernsehturm ist ein Denkmal mit int. Strahlkraft, aber diese Klonfabrik ganz sicher nicht.