Alexanderplatz: Diverses

  • Gerade das wäre doch "piefig" (welch ominöser Begriff, gibt es den auch auf Hochdeutsch?). Was Berlin interessant macht sind Brüche und Disharmonie. Am Alexanderplatz sieht man dies wohl so gut wie an kaum einem anderen Ort Berlins. Und in der Hinsicht gefällt er mir dann auch, "der Alex".


    Lieber Augsburger, in Ihrem Punkt "Disharmonie am Alex" möchte ich Ihnen gerne widersprechen. Beim Alexanderplatz trifft man auf recht viel Harmonie. Hier geht die identische Architektur von Alexanderhaus und Berolinahaus eine harmonische Beziehung mit der neuen Fassade des umgebauten Kaufhofs ein. Auch das neue Geschäftshaus "die mitte" passt sich mit den Fensterproportionen und der Sandsteinfassade in diese Architektur des Platzes ein. Die meisten weiteren umliegenden Bauwerke entstammen der "Idee eines sozialistischen Platzes" aus den 60er Jahren und weisen deshalb einen zusammenhängenden Architekturstil dieser Zeit auf.


    Disharmonie finden Sie in Berlin z.B. am Potsdamer Platz, in den Fassaden am Leipziger Platz, neuerdings am Bahnhof Friedrichstrasse und an vielen Orten in West-Berlin. Was Kollhoff als piefig kritisiert hat war wohl übrigens nicht "der Alex", sondern das Alexa Einkaufszentrum ("Pharaonengrab") das sich im Süden an den Alex anschließt. Das Problem an dieser roten Fassade mit kitschigen "Art Déco" Elementen ist, dass sie sich auffallend überhaupt nicht ins Stadtbild eingliedert, der davon vermittelte Eindruck "billig, billig, billig" und "hier bin ich" aber genau ins Konzept der Betreiber passen dürfte.

  • ^ Ich kann bei aller berechtigten Kritik am Alexa nicht nachvollziehen, wo die Fassade da "billig, billig, billig" schreit. Eher will man doch einen edlen Eindruck vermitteln. Da scheint mir eher der Wunsch Vater des Gedankens gewesen zu sein. Zwei Fragen noch dazu: warum fügen sich Bogenelemente gegenüber den S-Bahn-Bögen "nicht ins Stadtbild ein" und welches "Einkaufszentrum" in Berlin fügt sich besser ein?

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    vollkommen richtig! So schlecht ist das "Pharaonengrab" nicht - es ist absolut untypisch für ein Einkaufcenter, was üblicherweise aus Glas und weißen Putzflächen besteht, wie etwa das grausige Gesundbrunnencenter. Im Ernst, DAS ist billig billig billig. Der Kopfbau des Alexa, die Bögen und die goldfarbene Dachlandschaft findet man so schnell bei keinem Einkaufszentrum. Ebensowenig wie die Terrazzoböden. Hat ja auch alles Zusatzkosten verursacht, die rein wirtschaftlich gedacht gar nichts bringen. Gut, es mag sicher nicht jedermans Geschmack sein, mir ist die Farbe zu Schweinchenmäßig, aber durchschnittlich ist es ganz sicher nicht.
    Ein Argument, welches ich überhaupt nicht nachvollziuehen kann, ist die scheinbare Disharmonie am Leipziger Platz. Das Gegenteil ist der Fall. Dem ganzen Platz liegt ein Masterplan zugrunde und das sieht man auch, wenn man sich die fertige südliche Hälfte ansieht. Man stelle sich nur mal vor, es gäbe hier nur einen Baustil für die einzelnen Fassaden. Das wäre vielleicht "harmonischer", wäre aber entsetzlich langweilig.
    Im großen und ganzen finde ich, dass in Berlin in dieser so einfallslosen Epoche ganz fantastisch gebaut wird. Piefig finde ich das neue Berlin ganz und gar nicht. Scharen von begeisterten Architekturtouristen beweisen das.

  • ^ wenn ich mir den komplex so anschaue, wirkt das fassadenmaterial bzw. auch dessen anordnung bzw. struktur gar nicht mal so billig. gut, der kopfbau zum alex hätte das eine oder andere fenster vertragen können, abgesehen von der traufsituation ist das schon ordentlicher parkhausstyle. ich denke billig wirken vor allem die werbebeschilderungen von mediamarkt & co. in sachen reklametafeln, aber auch stadtmöbelierungem etc. könnten wir uns von den tommies einiges abschauen.

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    Die Werbeschilder und Logos sind aber Sache der Mieter - viel kann der Architekt hier nicht machen. Eine Lösung sind hierfür Vorgaben der Stadt, wie groß und bunt Reklameschilder sein dürfen. Aber dennoch Zustimmung: Mediemarkt etwa hat ein grauenhaftes Logo.
    Die Stadtmöblierung in Berlin ist aber nicht schlecht. Geh mal nach Stuttgart oder München und vergleich dann noch mal mit Berlin. Bei den Tommies ist schlicht weniger im Bombenkrieg zerstört worden - auch gab es keine DDR mit ihrer eizigartigen Maßnahme, alten Gaslaternen ihren Kopf abzusägen und durch hässliche Glühbirnenhalter zu ersetzen. Warte noch einige Jahre, bis der ganze Peitschenlaternen und Ossilampen-Schrott ersetzt ist. (Nix gegen Ossis :)) Die Friedrichstadt hat doch sehr vernünftige moderne Leuchten bekommen. Auch die Mülleimer sehen an prominenten Orten zumindest sehr ordentlich aus. Unter den Linden hat sogar Kleihues die Kioske entworfen.
    Moderne Stadtmöblierung sieht in England nicht besser aus - etwa die Bushaltestellen in London.

  • ^ habe das thema stadtmöblierung auch nur in bezug auf england angerissen. klar in london wird es auch die eine oder andere neuzeitsünde geben, aber die alten sachen haben stil. stimme dir zu, in berlin geht das schon in ordnung. auch in düsseldorf. dort gibt es neben berlin bundesweit die meisten kandelaber. unsere damaligen entscheidungsträger im osten waren da eher pragmatisch veranlagt. ;)
    thema alexa: man muss sich im vorfeld schon gedanken über die wirkung der werbetafeln machen, sofern man diese an die hauptfassade anzubringen gedenkt. im oberlichtbereich des erdgschosses fiele das nicht so ins gewicht. man kennt ja schließlich schon in der planungsphase seine potentiellen pappenheimer, ich meine ankermieter.

  • ^ Ich kann bei aller berechtigten Kritik am Alexa nicht nachvollziehen, wo die Fassade da "billig, billig, billig" schreit. Eher will man doch einen edlen Eindruck vermitteln.


    Hallo DaseBLN, was ich meine ist dass die aufmerksamkeitsstarke rote Farbe zu den beliebten Farben im Billigmarketing gehört. Stellen Sie sich z.B. mal den Mediamarkt im Galeria Kaufhof am Alex vor, mit dem prägnanten Logo an der Fassade. Die helle Sandstein und Glasfassade macht hier einen edleren, schlichteren, teureren Eindruck, wie ich finde, und das würde nicht so gut zum Discountimage passen.


    Vielleicht ging es bei der roten Farbe des Alexas auch nur darum, dass es ein bisschen mehr ins Auge fällt, sich unterscheidbar macht, bei dem doch etwas abgelegeneren Standort im Vergleich zu Kaufhof und Saturn.


    Da scheint mir eher der Wunsch Vater des Gedankens gewesen zu sein. Zwei Fragen noch dazu: warum fügen sich Bogenelemente gegenüber den S-Bahn-Bögen "nicht ins Stadtbild ein" und welches "Einkaufszentrum" in Berlin fügt sich besser ein?


    Ok, die Bögen stellen einen Bezug zu den S-Bahnbögen her. Aber sonst passt doch der ganze Stil des Bauwerks eher nach Las Vegas oder Baghdad? Wie gesagt finde ich dass sich der Kaufhof am Alex besser integriert, oder z.B. "Das Schloss" in Steglitz neben dem Rathaus im gotischen Stil. Die Fassade orientiert sich hier auch an alten Berliner Kaufhäusern (vgl. z.B. Tacheles), innen findet sich leider der selbe Kitsch wie im Alexa.

  • Was mir missfallen hat ist die Decke beim Hines Gebäude.


    Von innen fand ich wirkte die Mitte auf mich nicht gerade hochwertig, eher provisorisch und kalt.
    Für einen Neubau und insbesondere am Alexanderplatz mehr als unpassend, wie ich finde.


    Wo wir schon beim Thema "billig" sind, auf mich hat die Einrichtung einen billigen Eindruck gemacht.


    Oder gefällt euch der Saturn von innen?


    Ich für meinen Teil war ein stückweit enttäuscht.


    Anbei habe ich noch ein Blick auf den Alexanderplatz aus dem vielbesagtem Hinesbau.


  • Also das Alexa finde ich auch nicht so verkehrt. Von innen definitv Welten besser als manch Center-Einheitsbrei anderer Städte. Von aussen ist es Geschmackssache, klar. Mich erinnert es aber im Groben an ein altes Lichtspielhaus, was ich gar nicht mal so schlecht finde und ja auch zu Berlin passt. Der Saturn ödet mich da schon eher an, obwohl er eben auch "irgendwie passt". Ist in Berlin eben einfach.

  • ^ Ich kann bei aller berechtigten Kritik am Alexa nicht nachvollziehen, wo die Fassade da "billig, billig, billig" schreit. Eher will man doch einen edlen Eindruck vermitteln.


    Wenn man sowas tatsächlich vermitteln wollte, dann ist es zumindest heftig in die Hose gegangen. Rosa Sichtbeton erweckt nun mal auch auf größere Entfernung nicht mal den Anschein höherer Wertigkeit. Vom grobschlächtigen Design mal ganz zu schweigen.

  • Also ich finde ja, die Alexa würde ganz gut nach Gotham City oder in die realgewordenen Comicwelten von Hellboy passen. Und das meine ich nicht mal negativ. Angesichts der Mischung aus krampfhafter Ernsthaftigkeit und/oder biederer Einfallslosigkeit, die doch immer noch weite Teile der Neubauten beherrschen, freue ich mich immer wieder über etwas verspieltere Entwürfe, die in der Stadt real geworden sind.


    Was an der Alexa so langweilig ist, ist nicht der Kopfbau mit dem ganzen ungewöhnlichen Eingangsbereich daneben, sondern der fürchterlich lange und eintönige Fassadenverlauf entlang der Alexanderstraße.

  • ^Ja, ja, ja und ja! Mir war Berlin immer schon zu sehr auf rechte Winkel, gedeckte Farben und Grau beschränkt. Das was teilweise als "Rosa" bezeichnet wird nennen wir hier Lachsfarben und man findet u.a. lachsfarbene (aber auch in allen anderen Pastellfarben) getünchte Gebäude in großer Zahl aus allen Epochen, angefangen bei Barock und Renaissance. Ein biserl mehr Farbe und Formenvielfalt kann Berlin nur gut tun, auch wenn Einheimische und Berlin-Aficionados das anders sehen mögen. Ich habe die ästhetische Kritik an diesem Gebäude nie nachvollziehen können. Und noch weniger wenn man es mit anderen Einkaufszentren vergleicht.

  • Würde eher Fleischfarben sagen. Aber wie auch immer mans nennt, ich habe - abgesehen von der von Wüstenfuchsie bereits erwähnten Monotonität - nicht so wirklich etwas einzuwenden. Es harmoniert zwar eher mit den Ziegeln der S-Bahnbögen, als mit der restl. Umgeung und der Spitzname "Pharaonengrab" triffts eigentlich ganz gut. Aber vor allem die (für die Regierungszeit von Königin Hatschepsut typischen ;)) art-déco'isierenden Elemente, wie man sie auch teilweise am Potse findet, sagen mir zu. Ich finde auch den gefärbten Beton besser, als schon wieder beige Steinplatten mit sichtbaren Fugen. Außerdem stehts ja eh nicht mehr am eigentlichen Alex. Da kann man ja auch etwas aus der Reihe tanzen. Man schwärmt doch immer von "Berlin und seinen Brüchen". Das Innere ist ne andere Sache. Aber, wenn auch etwas üppig und schrill, irgendwie "angenehmer", als im Schloss. Dort hätte die Hälfte an Schmuck auch gereicht. Beide könnten den Arcaden am Potse etwas abgeben.

  • Muß ben auch zustimmen. Der rosa Riese ist sicher nicht das häßlichste am Alex - das Hines-Haus ist um Längen trivialer.


    Mal schauen, wie sich die Alexanderstraße entwickelt, wenn das "Voltaire"-Center fertig ist.

  • ^Ja, ja, ja und ja! Mir war Berlin immer schon zu sehr auf rechte Winkel, gedeckte Farben und Grau beschränkt. Das was teilweise als "Rosa" bezeichnet wird nennen wir hier Lachsfarben und man findet u.a. lachsfarbene (aber auch in allen anderen Pastellfarben) getünchte Gebäude in großer Zahl aus allen Epochen, angefangen bei Barock und Renaissance. Ein biserl mehr Farbe und Formenvielfalt kann Berlin nur gut tun, auch wenn Einheimische und Berlin-Aficionados das anders sehen mögen.


    Schauen Sie sich mal in den Berliner Wohnvierteln um. Hier gibt es z.B. im Prenzlauer Berg oder Friedrichshain viele Fassaden in auffallenden, emotionalen Farben wie rot, gelb, orange, oder auch mal in kräftigem dunkelblau, oft da wo bei der Sanierung der Stuck nicht mehr erhalten werden konnte oder vorhanden war.


    Ich glaube aber dass Pastellfarben, die vielleicht angemessen für einen barocken Stadtkern sind, in ihrer Zurückhaltung weniger in eine junge, dynamische Metropole wie Berlin passen. In dem Sinne finde ich passt das Lachs- oder Fleischfarben des Alexa nicht. Für Berlin konsequent wäre dann gewesen, dem Gebäude eine klare, kräftige Farbe zu geben.

  • ^Junge, dynamische Architektur müsste biologisch planen, die Umwelteinflüsse nicht aussperren sondern einbeziehen, Holz und andere Naturmaterialien verwenden, auf Raumklima, Tageslicht und Materialitäten eingehen (Wiederverwertbarkeit, Erzeugung, möglichst wenig Bauchemie, möglichst regionale Baustoffe,...).

  • Junge, dynamische Architektur müsste biologisch planen...

    ...und weitgehend ohne Fahrstühle und Klimaanlagen auskommen!:daumen:

  • Bebauungspläne für Schillingstraße in Berlin-Mitte

    Hallo liebe Leute!!


    ich werde euch regelmäßig auf dem laufenden halten zu Bebauungsplänen rund um die Schillingstraße nur einen wurf vom "Alexa" Einkaufszentrum bzw. dem Alexanderplatz entfernt! in naher Zukunft spätestens anfang 2011 soll es eine öffentliche Veranstaltung dazu geben! im moment wird ja in der Straße schon gearbeitet wie verrückt: eine Bodensanierung am Standort der alten Rewatex Filiale wird dort durchgeführt, klingt gut! denn wenn die Arbeiten hier beendet sind, soll auch ein neues Gebäude entstehen!


    wir dürfen gespannt sein! :D:D:D:D


    http://www.pgz-berlin.de/typo3temp/pics/9334fe7673.jpg


    Lg der Berliner =)


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    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.

    Einmal editiert, zuletzt von berliner1983 () aus folgendem Grund: falscher tread!!! sorry... mein fehler :) wie kann ich das denn woanders reinsetzen??

  • Hallo Berliner1983, erst mal willkommen im Forum!


    Wenn du uns "regelmäßig auf dem laufenden" hältst über dieses Thema, ist dafür ein eigener Thread m. E. genau richtig. Bin ebenfalls gespannt, was dort passieren soll. Vielleicht kannst du noch einen Lageplan (BING, Google Maps o. ä.) zu dem genauen Standort reinstellen?


    Wenn nur ab und an mal was zur Schillingstr. gepostet wird, könnte das auch unter "Aktuelles / Sonstige Meldungen und Projekte" oder "Alexanderplatz: Diverses (Ein thread für all die kleinen Dinge am und um den Alex, welche nicht eines eigenen threads würdig sind)" passieren.


    Letztlich gibt es dafür Administratoren, die die Posts ggf. entsprechend einordnen bzw. verschieben.

  • Hallöchen DAF


    ich stöber schon längere zeit in diesem Forum rum und besonders die Stadtentwicklung meiner Heimat (Berlin ;) ) interessiert mich.
    Das interessanteste Thema ist für mich wohl der Alexanderplatz, ich habe dazu eig so ziemlch jeden Artikel jeden beitrag in diesem Forum und zahlreiche Berichte zu dem Bebauungsplan I-B4


    Naja genug davon
    ich habe vor einigen wochen diese internetseite gefunden: http://www.gebege.at/de/projekte/alexa_tower_berlin.html
    es zeigt ein unteren teil des geplanten alexatowers
    nun da ich diesen link hier noch nie gesehen habe wollte ich fragen ob ihn sonst jemand schon gesehen hat und ob jemand mehr darüber weiss bezüglich der visualisierung und ob dies nun die endgültige ist oder oder oder


    danke schonmal im vorraus :)