Sanierung Staatsoper

  • also im Stadtbad Mitte sind vorrangig weiße Fliesen verlegt und das Stadtbad Oderberger Straße ist auch ziemlich homogen befließt.


    Macht ja auch sinn. Ein Schwimmbecken mit aufwendig verziertem Beckenrad wäre zwar hübsch aber unpraktisch.

  • ^
    Doch, das tut man. Deshalb sind ja historische Bäder wie das Stadtbad Mitte oder Oderberger Straße so beliebt.


    Super, jetzt weiß ich auch warum die Schwimmhalle am Velodrom immer so schön leer ist. Man geht einfach nicht hin, weil`s nicht schön genug ist.


    Da der Pierre-Boulez-Saal noch gar nicht fertig gestellt ist, würde ich mit einem Urteil auch noch warten. Ich denke aber, dass dieser aussergewöhnlich gut sein wird, sowohl von der akkustischen, als auch von der architektonischen Seite aus betrachtet. Die Menschen werden diesen ganz sicher annehmen und diejenigen, denen es mal wieder nicht historisch genug ist, sollen halt draussen bleiben.

  • Oh Gott - was für ein gequirlter Mist!


    Womit begründest du diese Aussage?


    Tatsache ist das dass ehemalige Magazingebäude, in dem der neue Saal erbaut wird, erst 1955 errichtet wurde, was seine Architektonische Qualität natürlich nicht mindert. Was ich damit sagen will, dass Gebäude ist der umliegenden historischen Bebauung angepasst worden.


    Das es jetzt mit einer Akademie bespielt wird in der junge Musiker aus Israel den arabischen Ländern und Deuschland gemeinsam musizieren und lernen, und zusätzlich von zwei hochrangigen Architekten wie Frank Gehry und dem Akustiker Yasuhisa Toyota (der auch die Akustik der Elb Philharmonie und andere Großprojekten entworfen hat) honorarfrei ausgestattet wurde, kann man wohl einfach nur begrüßen und dankbar darüber sein.


    Mir scheint es das einigen Leuten eben genau diese neue Funktion des multinationalen, musikalischen Austausches nicht behagt, und daher erst einmal komplett gegen die moderne Architektur gewetter wird. Aber Vorurteilen kann man ja bekanntlich nicht mit vernünftigen Argumenten entgegentreten. Schade.


    Ich empfinde diese neue Akademie mit dem, nach seiner Fertigstellung, grandiosen neuen Saal als Bereicherung des Standortes in und auch ausserhalb Berlins.

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  • Die "neue Funktion des multinationalen, musikalischen Austausches" spielte bei meiner architektonischen Beurteilung des Innenraumes genausowenig eine Rolle wie die des Architekten Gehry oder des Akustikers Toyota. Der Innenraum sieht einfach grottenhäßlich aus, nicht mehr und nicht weniger. Es ist aus meiner Sicht ein architektonischer Missgriff. Ich fürchte die Beweggründe für Reinhards Äußerungen waren exakt die gleichen. Altgedienten Forianern irgendwelche Vorbehalte gegen internationale Aussöhnung zu unterstellen ist - pardon - eine Frechheit.


    Das Gebäude, dass Richard Paulick "im Geiste Knobelsdorff'" errichtet hatte war und ist ein Baudenkmal und wurde von den Architekten und der Denkmalpflege beim Umbau nicht nur innerlich sondern auch äußerlich schlicht hingerichtet, anders kann man das nicht ausdrücken.


    * Erstens ist ein Großteil des Gebäudes abgebrochen und mit Kalksandstein nachgebaut worden, um Kosten zu sparen. Ich wusste nicht, dass die Berliner Denkmalpfleger plötzlich auf Kopien stehen. Wenn es um eigene Bauten des Landes geht ist Kosten sparen denkmalgerecht, bei Privatleuten wird noch jeder dreimal gewendelte Zaunstab gefordert. Das hat mit seriöser Denkmalpflege nichts mehr zu tun.
    * Zweitens konnte sich dieser "hochrangige" Architekt Gehry es nicht verkneifen seine Duftmarke durch den Einbau eines fast 10 Meter langen Doppel-T-Stahlträgers in die Fassade an der Französischen Straße zu setzen, was grobschlächtig, entstellend und widerlich zu gleich ist (ganz abgesehen davon, dass es den Neubau Paulicks vom Impetus her vorsätzlich widerspricht).


    Landsam bekommt man den Eindruck, als dass die Hauptstoßrichtung der Berliner Landesdenkmalpflege zuvörderst ist, Bauten so umzubauen, dass deren ursprüngliches Erscheinungsbild nicht mehr erkennbar ist. Deshalb finde ich dass die Äußerungen gegenüber diesem Bau bis dato noch wirklich sehr zurückhaltend waren.

  • Dieser Saal wird eine sehr wichtige Bereicherung für die Kulturlandschaft in Mitte. Ich freue mich immer noch riesig darüber, dass er gebaut wird, zumal ich erst spät davon erfahren habe. Kammermusiksäle mit sehr guter Akustik sind für eine lebendige Musiklandschaft von großer Bedeutung und diese ist in Berlin wohl die beste der Welt. Die klassische Musik ist vermutlich das einzige Merkmal, in dem Berlin tatsächlich ganz vorne liegt. Selbst New York, Paris und Wien haben bei einem ähnliche Niveau nicht diese Breite.


    Ich freue mich darauf bald ein Konzert in diesem Saal zu genießen. Weshalb die Holzvertäfelung stört leuchtet mir nicht ein und mit einem funktionalen Schwimmbad scheint mir dieser geniale Hybrid, dessen Innenleben jetzt von einem Stararchitekten eingepflanzt wurde, nicht vergleichbar zu sein. Es ist ein sehr berlinisches und ein grandioses Gebäude.

  • Mir scheint es das einigen Leuten eben genau diese neue Funktion des multinationalen, musikalischen Austausches nicht behagt, und daher erst einmal komplett gegen die moderne Architektur gewettert wird. Aber Vorurteilen kann man ja bekanntlich nicht mit vernünftigen Argumenten entgegentreten. Schade.


    Konstantin hat sich dazu ja bereits treffend zu Wort gemeldet. Du sprichst hier von angeblich "vernünftigen Argumenten". Dann genüge doch mal deinem Standard, indem du nicht solche völlig spekulativen Ad-Hominem-Nebenkriegsschauplätze eröffnest. :)


    Reinhard ist bei der AfD, also ganz bestimmt ein ganz großer Fan der Aussöhnung von Juden, Palästinensern und Deutschen.


    Mir ist es ehrlich gesagt völlig schleierhaft, wie man derartig leichtfertig von der ästhetischen Einschätzung eines Gebäudes auf irgendeine politische Gesinnung schließen kann. Und hier zeigt sich eben auch deutlich das neurotische Verhältnis einiger Linker zur Architektur.


    Die Moderne ist dann eine Art Bekenntnis gegen Nazi-Zeit, zur "Weltoffenheit" etc. Georg Diez bläst ja ebenfalls in dieses Horn bezüglich des Stadtschlosses, wo er nicht müde wird, die Befürworter irgendwie in ein zweifelhaftes Licht des Reaktionären und Demokratiefeindlichen zu rücken. Da zeigt sich eine totalitäre Haltung.

  • Für mich stellt sich der Bau an sich optisch als sehr gut saniert dar. Den Einzug des T Trägers fand ich optisch auch recht brutal, es ist aber jetzt ersichtlich das dieses Konstrukt dazu dient ein Vordach zu halten welches eingezogen werden musste um Besucher nicht im Regen stehen zu lassen.
    Für ein Gebäude das an sich selbst ein "Zitat" darstellt, halte ich das für legitim. Das Vordach ist auch nicht von Gehry konzipiert worden, der hat nur den Saal an sich entworfen.


    Grundsätzlich finde ich die eliptische Konstruktion der Ränge spannend muss aber zugeben dass auch ich gedacht habe: Zuviel Holz...Sicher unterstützt die Holzauskleidung den intimen Charakter des Saales ...evtl. muss man tatsächlich ersteinmal darin sitzen um ein Urteil zu bilden.


    Hinsichtlich der Vorfreude schliesse ich mich Rotem Rathaus an....

  • Also zum Thema Unterstellungen gebe ich zu das ich mich hab hinreissen lassen meine spontanen Gedanken zu äussern. Die einfache Aussage: "Oh Gott - was für ein gequirlter Mist!" lässt ja auch viel Spielraum zum spekulieren.


    An Konstantin, es ist mir bewusst das ein Großteil des Gebäude abgebrochen wurde, aber eben nicht das Gebäude über das wir hier sprechen. Dort wurde zwar auch einiges umgebaut und abgebrochen, aber eben nicht Anstatzweise soviel wie im neuen Magazingebäude dahinter. Ich bin der Meinung das sollte man seperat beurteilen, da ja auch zwei unterschiedliche Bauherren.


    Der Saal gefällt mir in seiner Holzoptik ausgesprochen gut, gerade die geschwungenen Ränge mit den variierbaren Stuhlreihen sind einfach genial. Mal ehrlich wird denn irgendjemand erwarten das bei einem Saal-Neubau plötzlich Stuckelemente und sonstige Verziehrungen eingebaut werden?
    Der Bau bleibt nach aussen weitestgehend erhalten, natürlich bis auf den neuen repräsentativen Eingang.
    Ich für meine Teil kann daher der ultimativen Kritik an Nachbau oder Neubau nicht folgen, der Gesamteindruck überzeugt.

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  • Die große Aufregung ist mir auch etwas schleierhaft. Schlichte Holzvertäfelungen sind doch für Konzertsäle seit längerer Zeit normal. Früher nahm man eher dunkles, heute halt helles Holz. "Altmodischer" Stuck war bei einem jungen Orchester auch nicht zu erwarten - immerhin kommt der dafür wieder ins eigentliche Opernhaus.


    Das das WEDO wegen seiner besonderen Situation weltweite Beachtung findet und damit auch der neue Konzertsaal ist klar. Aber man sollte mal auf dem Teppich bleiben, hier geht's nicht um eine ganze Philharmonie, dies ist ein eher kleinerer Konzertsaal.


    Der Holzanteil wird auch weniger auffallen, wenn erstmal die Sitze samt Stoffbezügen, Lampen und der andere Kleinkram hineinkommt.


    Irgendwie erscheint mir die Aufregung hier auch wie ein akademisch-eliptischer Sturm im Wasserglas.:D

  • Um die Stimmung etwas zu trüben:


    Leider hat man sich - meines Erachtens eine merkwürdige Wahl - gegen den auf den Visualisierungen grauen Sitz entschieden und wird folgende, merkwürdig an die frühen 90er Jahre erinnernde Polsterung erleben dürfen, die einen unschönen Kontrast zum Holz des Saals darstellen wird:



    Quelle: eigenes Foto, die Aussage kaum direkt von dem Führer bei der Baustellentour.

  • Bei dem Design dieser Stühle hat der Konzertbesucher dann das Gefühl, in der Bahn oder im Flugzeug zu sitzen. Architektur vom Stararchitekten Frank Gehry, Sitze von Germanwings. Ich lach' mich schlapp!

  • Nein das ist kein Scherz, das Muster ist schon auf der offiziellen Website des Pierre Boulez Saales zu sehen...


    Mmmh, ich sach jetzt nix mehr bis ich in dem fertigen Saal sitze...

  • Holz ist gut für Akustik, nur mal so nebenbei. Aber bei historischen Bauten welchen eine gute Akustik nachgesagt wird ist das auch immer wieder gut zu sehen. Sicherlich sind diese Gebäude dann wieder recht und billig in den Augen einiger spezieller Kritiker hier.:lach:
    Das der Saal ansonsten recht langweilig aussieht, tja ist halt ein kleineres Projekt, da helfen auch Starchitekten nicht. (vor allem wenn das Ehrenamtlich gemacht wurde)

  • Eigentlich finde ich den Saal gar nicht mal schlecht. Die Idee besteht darin, in einen eckigen Raum zwei runde bzw. ovale Ebenen für die Bestuhlung zu integrieren. Rund trifft Eckig. Das ist doch eigentlich eine pfiffige Idee! Und es spricht nichts dagegen, einen Konzertsaal komplett mit Holz zu vertäfeln.


    Kammermusiksäle mit sehr guter Akustik sind für eine lebendige Musiklandschaft von großer Bedeutung und diese ist in Berlin wohl die beste der Welt. Die klassische Musik ist vermutlich das einzige Merkmal, in dem Berlin tatsächlich ganz vorne liegt. Selbst New York, Paris und Wien haben bei einem ähnliche Niveau nicht diese Breite.


    In der Tat, was klassische Musik angeht, gehört Berlin zur absoluten Spitzenklasse. Ich wage mal zu behaupten, dass die Berliner Philharmoniker als das weltweit prestigeträchtigste Orchester gelten.

  • ^ mich würde mal brennend interessieren wie eine angemessene Architektur in diesem Gebäude aussehen müsste? Bitte helfen Sie mir es zu verstehen.

  • 1. Es heisst doch bei den Modernisten immer, dass das Innere zum Äußeren passen sollte. Das gilt selbstverständlich nur für äußerlich moderne Bauten. Bei historischen Bauten darf unter keinen Umständen das Innere zum Äußeren passen, sonder es muss "reizvolle Kontraste geben".


    2. Das Intendanzgebäude ist von Richard Paulick "im Geiste Knobelsdorff'" (Paulick) entworfen worden und als Baudenkmal des Wiederaufbauwillens der DDR unter Denkmalschutz gestellt worden. Es ist also ein historisierender Bau (das muss man erklären, ein "guter" historisierender Bau, weil ein DDR-Architekt sich die Feder Knobelsdorffs hereingedacht hat. Wäre der Bau von einem westdeutschen Architekten oder gar nach 1989 errichtet worden, wäre es ein "böser" historisierender Bau, also Disneyland, Kitsch, Fake und dazu geeignet die Deutsche Schuld an Krieg und Verbrechen des 2. Weltkrieges zu realtivieren).


    3. Es hätte also nach 1. nichts dagegen gesprochen, in dem historisierenden Bau einen historisierenden Konzertsaal einzubauen. Es soll ja historische Räume mit guter Akustik geben. Es wäre eine Herausforderung für jeden Architekten gewesen, sich in die Archietktursprache Knobelsdorffs einzufinden und einen guten Saal abzuliefern.


    4. Wenigstens aber wäre es möglich gewesen, den Bau äußerlich - wie es sich für ein Baudenkmal gehört - unverändert zu lassen. Stattdessen wird der Bau nicht nur halb abgerissen, mit einem völlig zeitfremdem Inneren versehen sondern auch noch in seiner Hauptfront von der Französischen Straße her mit einem fetten Stahlträger vergewaltigt. Das ist ästehtische Barberei, nicht mehr und nicht weniger.

  • Ich verstehe die Kritik an dem Gebäude auch nicht so ganz. Das äußere Bild ist doch ganz ansehnlich.


    Was viele hier vergessen haben, ist, dass der neue Eingang an der französischen Straße mit dem "hässlichen" Stahlträger aus "politischen" Gründen dorthin verlegt wurde, weil die ursprüngliche Adresse: "Hinter der Katholischen Kirche" für ein jüdisch, palästinensisches Orchester nicht "zumutbar" war. Sehr schön ist dieser neue Eingang nicht, aber dennoch einigermaßen dezent.


    Und dass im Inneren ein moderner Konzertsaal eingebaut wurde ist doch völlig in Ordnung, zumal es ja da kein historisches Vorbild gab. Für mich ist es immer wieder reizvoll wenn alt und neu kombiniert werden.

  • ^ und ^^
    Der Stahlträger und das kleine Dach, die Türen in ihrer Formensprache und Farbgebung, da gebe ich Konstantin recht, sind eine Vergewaltigung dieser Gebäudeseite.


    Wenn die Begründung der Realität entspricht, dass "Hinter der katholischen Kirche" für das Orchester nicht zumutbar sei und deshlab diese Vergewaltigung zustande gekommen ist??? Für mich ist geistige und emotionale Enge keine Tugend.


    Ansonsten finde ich aber das Projekt herrlich, und freue mich darauf in dem Saal mit den beiden gegeneinander versetzten Ovalen zu sitzen und ein Konzert zu genießen. (Das von Novaearion verlinkte Stuhlpolster allerdings ist in der Tat eine Geschmackfrage, und nicht unbedingt meiner.)


    Ein historisierender Knobbelsdorffdenkender Saal wäre mir nicht lieber gewesen. Im Gegenteil.