Sanierung Staatsoper

  • Die Diskussion greift zu kurz.


    Erstens glaube ich nicht, dass das höher, schneller, weiter hier wirklich tragend ist.


    Zweitens ist es eine Frage des Gesamtkonzeptes. Es gab viele Stimmen, die die Lindenoper als Kammeroper profilieren wollten, wofür sie im Original groß genug ist. Die König-der-Löwen-Inszenierungen können wunderbar in der Deutschen Oper stattfinden und man käme aus der direkten Konkurrenz der Häuser heraus.


    Die Diskussion hilft nun nicht mehr weiter. Es ist nur bezeichnend, wie der Denkmalschutz in der Frage irrlichtert.

  • Sorry, aber für mich ist das ein klassischer Fall von "über andere Leute reden, statt mit ihnen". Ich bin passionierter Oper- und Theaterbesucher und verbringe gefühlt jeden dritten Abend im Zuschauerraum vor einer Bühne, in Berlin und in anderen Städten. Zur "Gesamtleistung Opernspiel" gehört eben nicht nur die Leistung auf der Bühne. Man kann sich unmöglich vom Eindruck, den ein Haus auf einen macht, in der Beurteilung einer Vorstellung lösen. Und wieso sollte man das auch wollen?


    Es machte einfach als Zuschauer mehr Spaß in die Lindenoper zu gehen als in die staubtrockene Deutschoper. Und ich habe über die Jahre viele "man quatscht etwas, wenn man sich wieder trifft"-Bekanntschaften in Theater und Oper geschlossen und kenne ehrlich gesagt niemand, dem es nicht mehr oder minder ganz genauso geht. Fragt einfach das Publikum und nicht nur irgendwelche Konservatoren oder Architekten, für die die Oper einfach nur ein weiteres Gebäude ist. Das ist sie "verdammt nochmal" einfach nicht!

  • Nein, es ist eben kein Fall von "über andere Leute reden", das geht aus meinem Beitrag wohl zweifelsfrei hervor dass ich über mich selbst gesprochen habe!


    Nun sind leider sehr wenige der deutschen Opernhäuser noch mit einer barocken Ausstattung gesegnet. Dem überwiegenden Teil des Opernpublikums von Hamburg bis Köln sprichst Du mit Deiner Meinung ja ab, einen Opernbesuch geniessen zu können.


    Ich sitze ebenfalls regelmässig in der Oper Berlin und in Häusern von Oslo bis New York und kann sehr wohl gute Inszenierungen mit guten Stimmen in modern gestalteten Opernhäusern geniessen. Das schliesst sich nicht aus!
    Deiner Theorie zufolge müssten die Aufführungen in der komischen Oper dann immer die besten sein weil dieses Haus über den zweifelsohne prächtigsten Saal verfügt! Leider hapert es dort aber manchmal an guten Stimmen, was eben kein Kristalllüster wett machen kann!


    Ich kann aber nachvollziehen, dass man das Interieur der Staatsoper erhalten will auch weil mit einem modernen Ersatz auch ein Stück der Identität des Hauses verloren gegangen wäre. Und daher ist es auch nachvollziehbar dass man möglichst die Paulliksche Version erhält da diese eben dem Publikum vertraut ist. In einer Saalrekonstruktion aus dem 19. Jahrhundert würde sich das Publikum ja ähnlich fremd fühlen wie in einem modernen Saal....

  • Dem überwiegenden Teil des Opernpublikums von Hamburg bis Köln sprichst Du mit Deiner Meinung ja ab, einen Opernbesuch geniessen zu können.


    Super und da sind wir wieder bei Polemik. Wo habe ich das gesagt?


    Ich meine nur, dass es nicht den einen, geilen, überlegenen Stil gibt. Und deswegen stemme ich mich so gegen die entspannte Haltung, mit der hier manche gerne die Lindenoper entkernt und verdeutschopert hätten. Das wäre sachlich betrachtet nicht weniger grotesk, als das Innere der Deutschen Oper im Paulick-Stil umzubauen!


    Alle Häuser haben ihre eigene Funktion und ihren eigenen Reiz. Genau dieses Miteinander und Nebeneinander habe ich im Sinne, nicht mehr aber auch nicht weniger. Was Andere hingegen gerne hätten ist wortwörtliche Monokultur. Alles verdeutschopert. Und das wäre traurig und verantwortungslos gleichermaßen, denn nichts ist insb. in der Bühnenkunst so stetig in den letzten Jahrhunderten gewesen wie deren stetige Veränderung. Ich will als bauliches Erbe unseren Nachkommen keine "Schema F" Gebäudelandschaft hinterlassen, die ihre Kreativität in ein Korsett zwingt, sondern einen bunten Strauß, der immer neu inspirieren kann.


    Aber offenbar bist du an sachlicher Diskussion nicht interessiert, wie aus beinahe jedem Satz zu entnehmen ist (siehe nur die vollkommen aus der Luft gegriffene Unterstellung in "Deiner Theorie zufolge müssten die Aufführungen in der komischen Oper dann immer die besten sein weil dieses Haus über den zweifelsohne prächtigsten Saal verfügt!", dabei habe ich den Namen Komische Oper nicht einmal erwähnt, soviel zu "meiner Theorie", die du mir hier andichtest, dass du diesem Produkt deiner Fantasie gleich im Anschluss daran noch widersprichst, siehe "Leider hapert es dort aber manchmal an guten Stimmen, was eben kein Kristalllüster wett machen kann!", das macht's fast schon wieder lustig).


    Und da du am Ende ja doch versöhnliche Töne anstimmst verstehe ich endgültig nicht, was die restliche Polemik eigentlich soll?! Dass du ein klein bischen voreingenommen bzgl. Theater- und Opernarchitektur bist mag man auch in den von dir gewählten Foren-Avatar hinein interpretieren... ein Schelm, wer das vermutet.

  • Pumpernickel, Du bist hier derjenige der voreingenommen ist!
    Das bezeugt Deine Aussage " Es machte als Zuschauer mehr Spass in die Lindenoper zu gehen als in die staubtrockene Deutschoper" .


    Viele Opernhäuser z. B. in Köln haben aber genau eben diese Architektur die DU staubtrocken nennst. Also wenn das keine Voreingenommenheit gegenüber moderner Theaterarchitektur ist!


    Ich behaupte lediglich dass sich in Publikumsräumen die neutral gestaltet sind, wunderbare Theater und Opernaufführungen erleben lassen.
    Das Schauspielhaus in Wuppertal z. B. ist eine Ikone der modernen Nachkriegstheaterarchitektur in der ich das Tanztheater Pina Bausch immer als Erlebnis empfand und das in moderner Architektur.


    Meine Aussage es wäre ehrlicher gewesen einen modernen Saal in die Lindenoper einzubauen bezieht sich darauf, dass mit dem Einbau der Nachhallgalerie nun ein merkwürdiger Hybrid entsteht. Ich bin aber selbst nicht dafür alte Opernhäuser grundsätzlich in modern umzugestalten!!
    Aber wie so häufig sollte man sich auch hier wohl erst ein Bild vom Endergebnis machen ...


    p.s: Mein Avatar incl. Nickname bezieht sich auf meine Wohnsituation! Ich persönlich würde z.B. die Aufführungen in der Barockoper des Stockholmer Drottningholm Schlosses als eine der stimmungsvollsten Opernaufführungen bezeichnen die ich gesehe habe und das Theater La Fenice ist für mich eines der schönsten...

  • Barenboim Said Akademie

    Ist jetzt zur Französischen Straße komplett abgerüstet. Im Hintergrund die Kronprinzengärten:



  • Anstrich

    Ich wüßte gerne einmal, ob dieser kaffeebraune/beigefarbene Anstrich der "originale" war?
    Sowohl am Ursprungsbau...wie auch beim Paulikschen Wiederaufbau?


    Eigentlich finde ichs ja etwas komisch, dass die Oper selbst rosafarben, wohl historisch, angestrichen wurde und auf der Rückseite nun dieses kaffeebraun?

  • ^ Also, wenn das für Dich Kaffebraun ist, will ich nicht wissen, wie Du Deinen Kaffee trinkst... ;) Im Ernst: Das ist ein helles Grau mit einem Schuss beige-braun dazu, was dem Ganzen eine warme Optik gibt. Mir gefällt der Ton ganz gut: Nicht so kalt wie reines Grau oder gar Weiß, dennoch schlicht und zurückhaltend. Gefällt mir.


    Was frühere Farben angeht, bin ich überfragt - aber die Rückseite der Oper ist das natürlich nicht, sondern ein eigenständige Gebäude.

  • Die Südseite der Intendanz, die nun Said-Barenboim-Akademie wird, ist eine Erfindung von Richard Paulick, der sagte er habe das gesamte Friedrichsforum "im Geiste Knobelsdorffs" wiederaufgebaut. Die Fassade ist eine Collage mit überkommenen Bauspolien (Attikafiguren) die von abgebrochenen oder zerstörten Bauten magaziniert waren. Ob die Intendanz auch "Milchkaffee" (Denkmalpflegerjargon) war, entzieht sich meiner Kenntnis. Oper und Kommode waren zweifarbig.


    Ich habe mir für künftige Diskussionen mit der Denkmalpflege den brutalen neuen Eingang gemerkt. Falls mir mal wieder ein Denkmalpfleger sagt, ich solle etwas "zurückhaltender" gestalten ist das ein gutes Beispiel. Zudem ist die Intendanz zu einem Gutteil abgerissenund rekonstruiert - mit Billigung der Denkmalpfle aus Kostengründen. Auch das wanderte in meine Beispielsammlung für Diskussionen mit der staatl. Denkmalpflege.

  • Die Südseite der Intendanz, die nun Said-Barenboim-Akademie wird, ist eine Erfindung von Richard Paulick, der sagte er habe das gesamte Friedrichsforum "im Geiste Knobelsdorffs" wiederaufgebaut.


    Nicht nur die Südseite. Der gesamte Block des Paulick-Baus bis hin zu Unter den Linden ist eine Nachkriegserfindung. Vor dem Krieg standen dort einige Gründerzeitler, die aber tatsächlich nicht so ganz ins Bild des vornehmen und zurückhaltenden Barock und Klassizismus um Unter den Linden herum passen wollten. Paulicks Bau ist einer der ganz wenigen Beispiele, wo es tatsächlich gelungen ist, die Vorkriegssituation sogar zu verbessern und ein harmonischeres Architekturensemble zu gestalten. Eine der ganz großen, vielen aber gänzlich unbekannten, Wiederaufbauleistungen der Stadt. Selbst viele Architekturkenner werden von diesem Bau getäuscht. Einzig allein die beiden etwas eigentümlichen, großen Tore der Ost- und Westseite sowie die barockuntypischen Pfeiler des Balkons mit den original barocken, lampentragenden Putten lassen einen aufmerken und sich wundern.

  • ^ und ^^ Das ist interessant. Ich wusste nicht, dass es sich um einen Nachkriegsbau handelt; hatte geglaubt, es wäre ein historisches Gebäude, das nach dem Krieg mit vereinfachter Fassade wiederaufgebaut worden ist. Man muss Paulick lassen, dass er ein gutes Gespür für Proportionen hatte, und auch der "Geist Knobelsdorffs" ist hier nicht aus der Luft gegriffen: Der war bekanntlich für seine Zeit sehr zurückhaltend beim Einsatz von Zierrat an den Fassaden. Fensterlaibungen und Sockelzone der Barenboim-Said-Akademie erinnern durchaus an den Ostflügel des Schlosses Charlottenburg.


    Nachtrag zur Farbe: Ich bin vorhin vorbeigeradelt und finde, in natura wirkt sie (zumindest im Mittagslicht) um einiges heller als auf KaBas Bildern – ein Grau mit einem ganz leichten Beigeton. Von Kaffee kann gar keine Rede sein.

  • Die DDR -Interpretation der Oper samt zugehörigen Nebengebäuden gehört zum Besseren Berlins. Aber Schweinchenrosa?

  • Barenboim Said Akademie

    Nachdem das Programm für die Eröffnungssaison gestern bekannt gegeben und der Pierre-Boulez-Konzertsaal vorgestellt wurden, scheint momentan alles nach Plan zu laufen. Es können sogar schon Eintrittskarten erworben werden.


    Auch außen macht der Bau große Fortschritte:




    Zur Farbdiskussion: Die Farbe ist sehr angenehm. Leider lässt ist die Farbe auf den Fotos je nach Sonne und Belichtung immer wieder etwas anders. Am besten selbst vorbeikommen und schauen :)

  • ^ das haben Unterschiedliche Lichtsituationen und die damit verbundenen Unterschiede der Farbtemperatur so an sich, dass die Farben anders wirken können. Hat ja auch Vorteile, so sieht die Welt nicht immer gleich aus. ;)


    Mir gefällt es in diesem Fall. Das Gebäude macht einen warmen freundlichen Eindruck und die weiß abgesetzten Fensterrahmen und -laibungen sorgen für einen dezenten Kontrast. Es passt auch zu den Sandsteinverkleidungen u. a. des Sockels und des Eingangsportals.

  • Zweifarbig gelb/weiß, so wie zu DDR-Zeiten (klick), hätte der Staatsoper und dem Intendanzgebäude aber viel besser zu Gesicht gestanden. Schweinchenrosa passt einfach nicht zu einem palladianischen Bau und Milchkaffee gibt es rundherum schon mehr als genug.

  • Pierre-Boulez-Saal fertiggestellt

    Letzte Woche haben Frank Gehry, Daniel Barenboim und Yasuhisa Toyota im alten Intendanzgebäude den fertiggestellten Pierre-Boulez-Saal der neuen Barenboim-Said-Akademie vorgestellt. Die vollständige Meldung und eine sehenswerte Bildergalerie dazu gibt es im BauNetz:


    http://www.baunetz.de/meldunge…demie_fertig_4823973.html

  • ach naja, der Raum ist zwar nicht hübsch aber in diesem falle geht es ja wohl vorrangig um die akkustik. Man geht ja auch nicht in ein Schwimmbad und beschwert sich dann darüber dass überall diese einfallslosen, weißen fließen verlegt sind.