Weil das Rosa wohl der originale Anstrich war, wie auch beim Zeughaus. Das heutige beschränkt sich jedoch auf ein Farbsprekturm, das zwischen Kaffee mit Milch und Milch mit Kaffee liegt. Im Zusammenhang mit der "Kommode" hatte er auch schon ein paar mal erklärt, dass damals auch der Sandstein bemalt wurde, z.B. auch das Brandenburger Tor. Dennoch wird man sich sicher an die rosa Oper gewöhnen müssen.
Sanierung Staatsoper
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@ Ben: das ist ein Missverständnis. Dass die Oper ursprünglich rosa war, bestreite ich doch gar nicht. Nur dass der ockerfarbene Anstrich vor der Renovierung ein "Irrtum" gewesen wäre. Ich denke, es geht hier einfach um unterschiedliche ästhetische Vorstellungen und um Zeitgeschmack – und in diesem Kontext halte ich Kategorien wie Wahrheit und Irrtum für unangebracht. Zumal es auf ein Totschlagargument hinausläuft: "Ich mag Ocker ganz gern", "Da bist Du historisch im Irrtum!" Na ja, so richtig überzeugend finde ich das nicht...
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Ich kann Architektenkind nur zustimmen. Historisch korrekt hin oder her - das rosa ist mir etwas zu Bonbon-farben... Gegen ocker/ beige/ grau/ weiß/ Kaffee mit Milch oder Milch mit Kaffee habe ich nichts. Entspricht auch eher meinem Geschmack
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Nun mal halblang. Was soll denn der "originale Anstrich" der Oper sein?
Die Preußische Staatsoper, die von EffZwo errichtet wurde gibt es nicht mehr. Diese ist im Bombardement des 2. Weltkriegs untergegangen. In ihrer Geschichte hatte sie neben dem barocken Rosa auch diverse andere Farben, so eben das Farbe "sandstein" im Klassizimus. Zudem war sie im Barock zweifarbig, im Klassizimus monochrom. Dieses Schicksal teilte der Bau mit vielen Bauten am Friedrichsforum, so der königl. Bibliothek oder dem Heinrichs-Palais.
Die heutige Staatsoper ist ein interpretierender Nachbar des DDR-Architekten Paulick, der über sein Werk sagte, es sei "im Geiste Knobelsdorffs" entstanden. Der Nachbau war ebenfalls zweifarbig, mit einem leichten gelb als Farbton.
Die Probeanstriche zeigen also das barocke Rosa und das sozialistische Gelb - die anderen Farbfassungen sind gar nicht ausprobiert. Was soll jetzt "historisch korrekt" sein? Natürlich beides, die Frage ist eben, wie man das ganze Friedrichsforum gestalten will. Ist dies eine "Wiederaufbauleistung der DDR" (Landesdenkmalamt) oder ein einzigartiges Ensemble des späten Barock?
Abbildungen sind Postkarten von privat. -
Konstantin, ich sehe das so:
seit der Weimarer Klassik wurde dem deutschen Bürgertum eingeimpft, dass "klassische" Künste der Antike ganz in Monochrom gehalten waren. Das hat man vermutet, weil die Artefake, wie zB antike Statuen bzw. die Ruinen aus Ausgrabungen, die man kannte, entsprechend verblasst bzw. monochrom waren. Man denke nur an die stereotype Marmorstatue aus der Antike, ganz in weiß. "Typisch Antike" denkt sich der Normalbürger. Goethe und andere seiner Zeit bejubelten die zeitlose Schönheit und Eleganz der Antike, mit ihren weißen Marmorbüsten usw. in der Lyrik, auf antik gemachte Kunstwerke dieser Art kamen dazu (man denke zB an die Walhalla). Es galt also, die Antike war sehr monochrom, v. a. weiß und grau und materialistisch in ihrer Farbgebung. Und dementsprechend: wer sich nicht lächerlich machen will, aber antikisierende Bildhauerei oder Architektur betreibt, der hält sich besser an diese Konventionen.Dieses Antikebild prägte das deutsche Bürgertum bis weit hinein in das späte 20. Jahrhundert (also zB auch die Architektengeneration Paulicks), ja selbst heute sind viele Leute noch überrascht, wenn man ihnen klar macht:
in der Antike waren Gebäude (innen wie aber v. a. auch außen!), Statuen, etc. sehr, sehr farbenfroh und bunt bemalt und darum noch viel kunstvoller, als es deren bloße Schemen, die uns geblieben sind, es darstellen. Das hat man durch Elektronenmikroskopie und sonstige Mikrountersuchungen herausgefunden, mit denen man heutzutage die Farbpartikelreste, die für das Auge schon längst nicht mehr sichtbar sind, zuverlässig nachweisen kann.
Diese Untersuchungsmethoden sind aber vergleichsweise neu, davor war das nicht feststellbar. Dadurch hat sich ergeben, dass sich im deutschen Bürgertum, welches zeitweise obsessive Antike-Verehrung betrieb, das Bild festgesetzt hat, dass die Antike und die daraus abgeleiteten Kunstformen - zB in der Architektur - nun eben so "reduziert" und monochrom auszusehen hätten. Daher wurden überall, nicht nur in Berlin, u. a. Fassadenanstriche historisierender Bauten zurückhaltender, als die Antikeverehrung neue Höhepunkte erreichte. Die monochrome Formvollendung sozusagen.
Dieser Geist waltete auch dokumentierbar bei zahllosen Wiederaufbauprojekten nach dem Krieg - gesamtdeutsch. Das ist also weniger eine spezifische Handschrift eines DDR Wiederaufbau. Es galt halt, gesamtdeutsch, dass Historismus monochrom und materiell zu sein habe.
Tatsächlich aber ist ein knalliger, rosafarbener Anstrich authentischer bzgl. dem, wie man an der Antike baute. Und gleichzeitig war der Vorgängerbau rosa gestrichen. D. h. es gibt zwei gute Gründe dafür, das Gebäude nun wieder rosa zu streichen: sowohl "kunsthistorische" Gründe, wie ich das einmal bezeichnen möchte, wie auch Gründe des originären Entwurfs - den Paulick pflegte und modifizierte, der aber nun einmal nicht originär von Paulick stammte.
Alles andere wäre ahistorisch. Sowohl bzgl. des originären Entwurfs für das Gesamtensemble Friedrichsforum wie auch, weil Paulick ja das Innere der Oper quasi komplett neu gestaltet hat, zwar im Historizismus, aber eher schon an den moskauer Zuckerbäcker-Historismus angelehnt, als an den Vorkriegs-Innenraum. Aber das Äußere der Vorkriegsoper hat Paulick in den groben Zügen ja beibehalten und nur mit Detailänderungen übernommen. Gerade beim äußerlichen Erscheinungsbild lohnt sich also, sich bei der Totalsanierung auf die Wurzeln der Oper in preußischen Zeiten zu beziehen. Das Ensemble, Wiederaufbau hin oder her, hat seine Wurzeln nicht in der DDR. Sondern weitaus früher. Zu einer Zeit, als das Openhaus nun einmal rosafarben gestrichen wurde. Als Erstanstrich!
Auch möchte ich darauf hinweisen, dass nach dem Krieg Rekonstruktionen oder angehäherte Rekonstruktionen bewusst etwas reduziert ausgeführt wurden, um den Unmut in der Bevölkerung nicht zu schüren (nach dem Motto "wir haben hier eine Wohnungsnot und was machen die? Die bauen zuerst die Staatsoper prunkvoll auf!"). Das ist für viele Projekte, insb. in der besonders ressourcenschwachen SBZ, verbürgt und mich würde nicht wundern, wenn man bei einer Quellenrecherche zum Bau der Staatsoper durch Paulick auch in diesen Unterlagen Anhaltspunkte findet, die sinngemäß besagen, macht das Ding bloß nicht zu prunkvoll, wir wollen uns nicht den Vorwurf von Prunksucht bei diesem Gebäude einhandeln, während die Wohnungsnot der breiten Bevölkerung groß ist. Na und was lässt ein Gebäude sogleich etwas weniger prunkvoll erscheinen? Wenn man es in dezenter Erdfarbe tüncht.
So ein rosa Knallbonbon, frisch gebaut und frisch gestrichen, hätte inmitten Ostberlins, wo 1955 als das Gebäude wieder eröffnet wurde noch zahlreiche Kriegsruinen standen, wohl einfach nicht opportun ausgesehen.
In unserer heutigen Zeit des Überflusses kann man sich durchaus erlauben, ein prunkvolles Gebäude auch in seiner authentischen, prunkvollen Farbgebung wirken zu lassen. Ich kann natürlich verstehen, dass das ungewohnt ist. Aber Architektenkind und andere werden sich schon daran gewöhnen und es später einmal vermutlich gar nicht mehr missen wollen, unsere neue "Bonbon-Oper".
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Die Probeanstriche zeigen also das barocke Rosa und das sozialistische Gelb - die anderen Farbfassungen sind gar nicht ausprobiert. Was soll jetzt "historisch korrekt" sein? Natürlich beides, die Frage ist eben, wie man das ganze Friedrichsforum gestalten will. Ist dies eine "Wiederaufbauleistung der DDR" (Landesdenkmalamt) oder ein einzigartiges Ensemble des späten Barock?
Ähm, ich hoffe, Du möchtest nicht nahelegen, ein gelber Anstrich wäre eine unterschwellige Botschaft der DDR-Verherrlichung? Wenn doch, wäre ich für eine völlig ahistorische, dritte Farbe. Absolutismus ist jetzt, finde ich, auch nicht soo der Burner...
Zitat von Pumpernickelin der Antike waren Gebäude (innen wie aber v. a. auch außen!), Statuen, etc. sehr, sehr farbenfroh und bunt bemalt und darum noch viel kunstvoller, als es deren bloße Schemen, die uns geblieben sind, es darstellen.
Hier geht es aber nicht um eine kunstvolle Bemalung, sondern um die Wahl zwischen zwei Farbtönen. Und ob die Gleichung je bunter=desto Kunst in jedem Falle aufgeht, wage ich auch zu bezweifeln. Aber sonst hast Du natürlich recht – solange es kein Magenta wird, werde ich mich dran gewöhnen...
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Ich bitte zu bedenken, dass es sich ja gerade nicht um ein Bonbon-Rosa handelt, sondern um ein zurückhaltendes Altrosa. Warum sollte diese Farbe, die dem Zeughaus wunderbar ansteht, bei der Oper auf einmal zu viel Buntheit in die Stadt bringen, gerade in eine Stadt wie Berlin, die von grauweißem Putz und Betongrau geradezu erdrückt wird!
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... Warum sollte diese Farbe, die dem Zeughaus wunderbar ansteht, bei der Oper auf einmal zu viel Buntheit in die Stadt bringen, gerade in eine Stadt wie Berlin, die von grauweißem Putz und Betongrau geradezu erdrückt wird!
... Ich denke weil beide, Staatsoper und Zeughaus sich genau schräg gegenüber liegen und man höllisch aufpassen muss bei der Wahl des Rosatons, der Oper dass dieser zum eher opaken Erdbeerrosa des Zeughauses passt. Für meinen Geschmack ehrlich gesagt ein Bisschen zuviel rosa an dieser Stelle. Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass nichts mehr dem Zeitgeist und Moden unterliegt als eine Farbe.
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in der Antike waren Gebäude (innen wie aber v. a. auch außen!), Statuen, etc. sehr, sehr farbenfroh und bunt bemalt und darum noch viel kunstvoller, als es deren bloße Schemen, die uns geblieben sind, es darstellen. Das hat man durch Elektronenmikroskopie und sonstige Mikrountersuchungen herausgefunden, mit denen man heutzutage die Farbpartikelreste, die für das Auge schon längst nicht mehr sichtbar sind, zuverlässig nachweisen kann.
Tja falsch gedacht, bereits Semper hat das schon vermutet und dann auch bewiesen.......... -
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Eröffnung der Staatsoper nach der Renovierung am 3. Oktober 2017
so sagt es Jürgen Flimm, also als eine Betrachtung aus Intendantensicht. Und in der letzten Spielzeit im Schillertheater (einen Plan B gibt es von Intendantenseite nicht, sollte sich die bauliche Seite verzögern, man macht dann wohl einfach mit Plan A weiter) wird mächtig aufgefahren wie ich finde. Aber das ist dann eine andere Kunstgattung als Architektur und diesem Link folgend kann man mehr erfahren, wenn man möchte.
Jedenfalls die Theaterleute rechnen mit dem 03.10.17, schelmisch lächelnd und herzensfroh hoffend?!
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Barenboim Said Akademie
Die Farbgestaltung ist definitiv nicht nicht abschließend fertiggestellt. Gegenüber der Hedwigskathedrale sieht es derweil so aus (Straße Hinter der katholischen Kirche):
Vermutlich wird es so werden:
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Auch von mir einige Updates mit Nahaufnahmen.
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Warum wurde das Giebelrelief eigentlich nicht gesandelt? Das Rietschel-Werk ist ja aus Zinkguss (wie auch bei der gegenüberliegenden Neuen Wache) und hier offenbar weiss gestrichen, um Marmor vorzutäuschen. An der neuen Wache hat Schinkel das Zinkgussrieleif mit Farbe gestrichen, der Sandsteinmehl zugesetzt wurde, damit es nach Sandstein aussieht.
Das Relief wurde 1844 nach dem ersten, großen Brand ersetzt. Vor dem Streichen sah es so aus.
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Vom Rosa des eigentlichen Opernhauses bin ich dagegen nur so mittel begeistert, das ist mir irgendwie zu bunt.
Selbstzitat zwecks Selbstkorrektur: Bin heute mal vorbeigeradelt und habe festgestellt, dass ich mit dem Rosa ganz gut leben kann. Es ist bei weitem nicht so schweinchenfarben, wie ich befürchtet hatte und wie es teilweise auch auf Bildern wirkt. In natura hat es weniger eine Tendenz ins Blaue als ins Orangefarbene. Es wirkt wirkt angenehm warm und ein bisschen italienisch – so zumindest meine Assoziation trotz dichter Wolkendecke.
Das Relief wirkt allerdings wirklich ein bisschen grell und fügt der Fassade eine dritte Farbe hinzu, was m.E. eine zuviel ist. Den Marmoreffekt hätte man sich sparen können, sandeln wäre sinnvoller gewesen.
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Meine Rede. Das Druckgussrelief hätte man entweder sandeln müssen oder die Vorlagen weiss tünchen. Aber letzteres wird ja nur noch in Potsdam gemacht, wie früher. In Berlin hält man Sandstein für Blattgold uns lasiert oder tüncht nicht mehr.
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Mir gefällt es. Ja, soviel Textur ist man in Berlin bei alten Gebäuden gar nicht gewohnt - das, was den Krieg überstand, wurde ja zunächst flächendeckend in kot- oder ockerbraunen Tönen getüncht - sind pflegeleichter, da sie nicht so schnell schmuddelig aussehen (da sie ja von vorneherein schmuddelig aussehen...).
Und da nun auf einmal so ein feingliedriges Gebäude, voller Farben und Textur in der Fassade - wartet, kann das,...ist das...? Ja, das Gebäude gab es doch früher schonmal?!
Potzplitz.. https://upload.wikimedia.org/w…Berlin2008-StaatOper1.JPG
Was so ein bischen mehr Pflege und Liebe aus einer vermeintlich altbekannten Fassade herausholt. Und das Relief wirkt so erst richtig. Erstens weil es hervorgehoben wird, zweitens weil der helle Eigenton erst die Tiefe, also die Textur, des Relief sichtbar macht. Es zu "sandeln" und somit "zurück in die plane 2D Ebene der Gesamtfassade zu saugen" hätte etwas altvertraute Langeweile des kot- oder ockerbraunen "Altberlin", wie wir es gewohnt waren, zurück geholt, aber selbst das ist ja noch eher blass im Vergleich zur Front der Bayerischen Staatsoper, deren Farbigkeit auch noch niemand bemängelt hat, die aber trotzdem nur eine vereinfachte Wiederaufbauversion des Originals darstellt. Eigentlich ist selbst diese "neue" Staatsoper unter den Linden immer noch sehr zurückhaltend und puristisch gestaltet. Ihr werdet euch daran gewöhnen und euch schließlich fragen wie euch der frühere Zustand einmal gefallen konnte - gar besser gefallen konnte.
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Bayerische Pracht kann kein Vergleich sein, wir sind in Preußen. Und das gesandelte Relief der Neuen Wache hat durch die Sandelung seine Dreidimensionalität auch nicht verloren. Im Falle der Staatsoper ist das Relief eben bei einem ersten Wiederaufbau im Klassizismus hinzugefügt worden und wollte Marmor sein. Das war nur deshalb gewollt, weil alle Sandsteinvorlagen marmorweiss getüncht waren.
In der Berliner Denkmalpflege findet man aber vor allem Zustände wünschenswert, die historisch so nie zusammen existierten aber geschichtsdidaktisch einen Sinn ergeben. Ein geschlossenes Bild hält man - wie so viele Denkmalpfleger - für (mindestens) geschichtsrevisionistisch, meist sogar für schlimmer. Was bloß Knobelsdorff und Paulick dazu gesagt hätten...
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Was so ein bischen mehr Pflege und Liebe aus einer vermeintlich altbekannten Fassade herausholt. Und das Relief wirkt so erst richtig.
Ich freue mich über die epochale Erkenntnis, dass eine frisch renovierte Fassade mehr hermacht als eine, die seit Jahrzehnten nicht gestrichen wurde. Ob dabei Liebe der entscheidende Faktor ist – oder nicht doch eher Tünche –, sei dahingestellt. Die Frage, ob das Relief in Weiß schöner ist als gesandelt, würde ich jedenfalls als reine Geschmackssache betrachten. Mir gefällt das kunterbunte Beispiel aus Bayern nicht, obwohl ich weiß, dass die antiken Vorbilder ebenfalls bunt waren. Ich hab's halt lieber dezent.
(Kleiner Insider zum Schluss: Wie hätte Kant entschieden? Wir wissen es nicht... ;))
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So würde sich das Relief in Sandsteinoptik machen:
(Trion, du hast hoffentlich nichts gegen meine kleine Überarbeitung.)Zurückhaltendere Farben und möglichst wenig verschiedene Töne stehen einem palladianischen Gebäude wie der Staatsoper besser und unterstreichen ihre Ruhe und Würde viel eher als ein bunter Mix.