Sanierung Staatsoper

  • Richtfest für Barenboim-Said-Akademie gefeiert

    Die Barenboim-Said-Akademie für 100 junge Musiker aus dem Nahen Osten hat laut einem RBB-Bericht am Montag Richtfest gefeiert. Sie entsteht in einem Teil des ehemaligen Magazingebäudes der Staatsoper Unter den Linden und soll im Herbst 2016 eröffnen. Die Gesamtkosten des Projektes, das der Bund mit 20 Millionen Euro unterstützt, belaufen sich auf 33,7 Millionen Euro.


    http://www.rbb-online.de/kultu…enboim-said-akademie.html

  • (bis der erste Studieninteressierte, der nicht aus dem Nahen Osten stammt, unter Berufung auf Art. 3 Absatz 3 Grundgesetz klagt: "Niemand darf wegen [...] Heimat und Herkunft [...] benachteiligt oder bevorzugt werden.")

  • jack000: Man kann Barenboim politisch durchaus kritisch sehen, aber dass er ein Meister klassischer Musik von Weltrang ist, steht außer Frage. Deshalb: Ist Deine Frage ernstgemeint, oder willst Du hier nur Ressentiments verbreiten?


    @Pumpernickel: Du hast Dich hier irgendwo als Sozialdemokrat bezeichnet. Dann steh' jetzt mal bitte auch durchgehend dazu und hör auf, mit pseudo-naiven Fragen Politik zu machen. Wer auf die Idee kommt, ein gemeinsames Orchester von Israelis und Palästinsern wegen "Bevorzugung" verklagen zu wollen, muss jedenfalls ein derartiges major-league-asshole sein, dass er selbst in diesem Forum hoffentlich nicht mehr auf Zustimmung rechnen darf...

  • Wenn du wüsstest, wie extrem knapp Studienplätze für junge Musiker sind, während an dieser Stelle 100 Plätze exklusiv nach bestimmter Herkunft vergeben werden sollen, dann würdest du dies vermutlich nicht mehr sagen. Und ja, ich bin Sozialdemokrat und deswegen bin ich für gleiche Chancen für alle - wenn du Anglizismen brauchst ein "level playing field". Privat kann ja jeder Projekte anschieben wie er will, aber nicht mit 20 Mio. Staatsknete vom Bund.

  • ^ Ich bitte meinen aggressiven Tonfall von gestern zu entschuldigen. Das war daneben, zumal ich sonst selbst gerne darauf hinweise, dass es um die Sache gehen muss und nicht gegen andere Diskussionsteilnehmer. Sorry, Pumpernickel! In der Sache bleibe ich aber bei meiner Kritik: Die Stipendien vergibt die Stiftung; der Bund beteiligt sich am Bau eines hervorragenden Konzertsaals, dessen Akustik allen musikinteressierten Berlinern Freude machen wird. Deine Kritik könnte ich vielleicht im Ansatz nachvollziehen, wenn dafür andere Stipendien bzw. Ausbildungsplätze für Musiker gestrichen werden würden. Das ist aber nicht der Fall. Und so läuft Deine Argumentation nicht auf Chancengleichheit hinaus, sondern auf "Deutsches Geld für deutsche Musiker". Sehr kleinlich, wie ich finde.

  • An unseren Hochschulen können sich Interessierte jeglicher Herkunft bewerben, wenn es mehr Bewerber als Plätze gibt wird nach Befähigung vergeben, nicht nach Herkunft. Vgl. der recht hohe Anteil ausländischer Studierende an deutschen Hochschulen - genauso ohne Studiengebühren, wie für inländische Studierende. Wo gibt es denn sowas sonst noch in einem großen Industrieland?


    Dagegen habe ich nichts. Ich habe lediglich etwas dagegen, wenn aus diesem Modus ausgeschert wird. Sei es bestimmte Studienplätze nur für Teutsche - oder nur für Studenten aus Nahost! Zwei Seiten der selben Medaille für mich.


    Man kann gerne talentierte Musiker aus Nahost bei der Organisation ihres Studiums finanziell unterstützen, also bezahlte Wohnung, Flüge, Lebensunterhalt, wenn sie denn grundsätzlich talentiert genug sind, für ein Studium angenommen zu werden und dies im selben Auswahlprozess bewiesen haben, den jeder andere durchläuft (gerne kann man auch Anreisekosten zu Vorspielen sponsern usw.). Aber die Studienplätze an sich lediglich an bestimmte Bewerbergruppen vergeben, das geht in meinen Augen einfach nicht. Und natürlich fehlt das Geld wieder indirekt auch an anderer Stelle, die Kultusetats sind gedeckelt und es findet ein Verteilungskampf zwischen den einzelnen Verwendungen statt.


    Und da bitte ich dich umgekehrt um Verständnis, dass ich vielleicht etwas auf den Putz gehauen habe, aber es erregt mich, wenn zur selben Zeit, wo in Berlin massiv die Studienplätze für musische Bildung zusammen gestrichen werden - ja ganze Bundesländer (!) sich sukzessive komplett von Musikhochschulausbildung verabschieden - ganze 100 Studienplätze exklusiv für eine bestimmte Herkunftsgruppe reserviert werden.

  • Warum rosa?

    Warum wird die Staatsoper einen rosafarbenen Anstrich erhalten? Bei der Renovierung des Zeughauses wurde die Farbe von gelb auf rosa gewechselt. Und bei der Staatsoper kommt jetzt der Farbwechsel von weiß zu rosa. Mir wäre es lieber gewesen, man hätte die Oper in weiß belassen.

  • Ohne es zu sicher wissen, im Zweifel direkt bei der Oper nachfragen, war dies mit größter Wahrscheinlichkeit die Originalfarbe der Fassade bei Eröffnung des Originalbaus. Das ist heutzutage üblich, modische Farbanstriche die zwischenzeitlich verfälschend vorgenommen wurden zu korrigieren. Denn natürlich ist die Farbe ein mindestens so wichtiges optisches Gestaltungsmerkmal, wie plastische Fassadenformen. Und genauso wenig, wie ein Denkmal noch im Originalzustand ist, wenn man einfach die plastische Form der Fassade ändert, genauso ist das mit der Farbe natürlich auch - dazu lässt sich die Originalfarbe vergleichsweise unkomplitziert rekonstruieren, im Gegensatz zu baulichen Veränderungen plastischer Fassadenformen.


    Nun mag die Oper seit ihrem Bau manche Veränderung durchgemacht haben, das ist aber eigentlich umso mehr ein Grund, zumindest hier eine Rückführung auf den Originalentwurf vorzunehmen, wo es doch nicht mehr braucht, als den entsprechenden Farbton. Man wird mit entsprechenden konservatorischen Techniken auch sicher noch irgendwo Pigmentreste des Erstanstrichs finden können.


    Du wirst dich daran gewöhnen und es dann auch gar nicht mehr anders haben wollen.


    PS: habe mal etwas gegoogled und tatsächlich eine alte Zeichnung gefunden, da diese aus dem 19. Jh. stammt und somit längst gemeinfrei ist erlaube ich mir, diese hier ohne weiteres Federlesen einzufügen:



    Wenn man genau hinsieht kann man eindeutig die rosa Färbung der Fassade erkennen.

  • … ich glaube das Brandenburger Tor war im Original weiß gestrichen - Urzustand.
    Das würde deiner absoluten These mal wieder widersprechen. ;)

  • Ausnahmen bestätigen die Regel, vorzüglichster, herzallerliebster Camondo.
    Es ist in der Tat ein Trend im Umgang mit Baudenkmälern zu beobachten, bei umfassenden Sanierungsarbeiten den vom Architekten gewählten Erstanstrich zu recherchieren und diesen neu herzustellen. Das führt überall zu ähnlichen Debatten, vgl. z. B.
    http://www.abendzeitung-muench…b0-9603-76f8924cdd2a.html


    bei diesem Fall in München hat dies dazu geführt, dass man zuerst die Farbe von Ockergelb in weiß mit grau akzentuierten Gesimsen ändern wollte, weil dies das Aussehen zumindest für ca. 100 Jahre gewesen sein soll, wie man zuerst herausfand. Wie sich inzwischen aber herausstellte, war der ockergelbe Farbton auch jener, den der Architekt dieser Kirche einst im Sinn hatte (aus Problemen auf dem Bau, die es offenbar schon immer bei Großprojekten gab, ist es zu diesem Anstrich dann damals aber nur nicht mehr gekommen).


    Somit bleibt in diesem Fall nun in München diese Theatinerkirche auch nach ihrer Sanierung ockergelb, nur aufgefrischt. Weil es der vom Architekten gewählte Originalanstrich war, nicht weil die Münchner gegen eine Farbveränderung waren, wie dieser Artikel noch festhielt:
    http://www.gmuender-tagespost.de/10206819 (wo auch zwei andere "Farbdiskussionen" bzgl. Baudenkmälern festgehalten sind)


    Zig weitere Beispiele darfst du gerne selbst recherchieren, bei Interesse. ;)

  • Ich sage ja nicht, dass ich rosa schlecht finde. Rosa ist genauso eine im Barock verwendete Farbe wie gelb. In Russland ist der Katharinenpalast (Puschkin) in hellblau gehalten. Der Winterpalast der Eremitage in St. Petersburg ist hellgrün. Es muss also nicht immer weiß oder gelb sein. Ist halt die Frage, ob man jetzt alles in rosa anstreichen muss. Und wenn aus Gründen der Authentizität unbedingt die Originalfarbe verwendet wird, dann doch bitte - auch aus Gründen der Authentizität - weitere Rekos in Berlin-Mitte realisieren. :)

  • ^letzteres ist dann natürlich nicht mehr so einfach, schon alleine aus finanziellen Gründen. Ein Anstrich kostet hingegen immer etwa gleich viel, egal in welchem Farbton, das erleichtert es natürlich ungemein, Authentizität an dieser Stelle durchzusetzen.


    Farbe ist eine der stärksten Eindrücke für das menschliche Auge, auch im Wechselspiel der verschiedenen Jahreszeiten und Tageszeiten. Mit der Wiederherstellung des originalen Farbanstrichs, den ein Architekt für sein Werk im Sinne hatte, kann man daher wirklich vergleichsweise viel für eine möglichst authentische Wirkung eines Gebäudes im Stadtbild tun, mit seinen Stimmungen und Lichtsituationen. Schaut man im Vorbeischlendern wirklich auf jedes Gesims und jede veränderte Dachpartie, nimmt man bewusst von diesen Kleinigkeiten notiz? Weniger. Aber die Farbe, die prägt sich ein. Noch heute weiss ich zB Dinge aus frühester Kindheit am besten, wenn sie farbig waren, es eine farbige Assoziation zu ihnen gab (das rote Bobby Car zB, ohne jetzt jedes Detail dieses Bobby Car aus dem Geiste nachzeichnen zu können).


    Das sollte man also nicht gering schätzen. Knobelsdorff wollte die Oper rosafarben im Stadtbild wirken sehen, also tun wir ihm doch den Gefallen.

  • Zur Finanzierung der Akademie:


    Wenn Du sagst, für die Ausbildung von Musikern ist zu wenig Geld da, dann stimme ich Dir sofort zu. Ich finde es wichtig, dass auch in dreißig, vierzig Jahren noch genügend Profis da sind, um auch in kleineren Städten die Orchester zu besetzen. Dafür aber den Bau der Barenboim-Akademie zu knicken, hieße auf ein echtes architektonisches Highlight zu verzichten, allein um Symbolpolitik zu machen – nach dem Motto: Wenn wir schon nicht dafür sorgen, dass es allen gut geht, sorgen wir wenigstens dafür, dass es allen geleichermaßen schlecht geht.


    Viel wichtiger wäre es, in Zukunft bei Großprojekten besser zu planen. Dort werden hunderte von Mio. Euro verpulvert, nur weil das Projektmanagement versagt. Fast 1,2 Milliarden Euro werden am Ende allein die Elbphilhamronie und die Sanierung der Staatsoper gekostet haben. Darin steckt ein Sparpotential, mit dem sich wirklich etwas ändern ließe – nicht in dem Sechzigstel dieser Summe, die in der Akademie für einen waschechten Gehry-Konzertsaal ausgegeben wird.


    Zum rosfarbenen Anstrich:


    Ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhne. Das Zeughaus hat mir in Ocker jedenfalls besser gefallen, und da auch das Schloss einen beigefarbenen/hellgelben Anstrich bekommen wird, fände ich eine einheitliche Gestaltung besser. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

  • Zur Farbe:
    Na ein Einheitslook wäre doch auch etwas fad.


    Zur Akademie:
    Ich kenne einen Dozent an einer Musikhochschule persönlich, er ist Idealist und verdient trotz aller akademischen Weihen nur 1.200 € Netto im Monat (Vollzeitjob). Seine Kollegen auch nicht mehr. Und trotzdem hängt über ihm und seinen Kollegen ständig das Damoklesschwert weiterer Streichungen, weil sie immer noch "zu teuer" seien. Da könnte eine kleine Bundesstiftung, die mit 20 Mio. Kapital im ganzen Bundesgebiet verteilt musikalische Bildung fördert, schon was bewirken.


    Das war auch immer das, was die Stärke in Deutschland war, Hochkultur und hochstehende Bildung überall und für alle, nicht nur für auserlesene Hauptstädte und wenige andere große Metropolen, sondern überall. In Bamberg genauso wie in Berlin. Ich möchte nicht, dass das bei uns einmal wie in den USA wird, wo du wunderbare Hochkultur in New York genießen kannst zB in der Met oder die Popkultur am Broadway, aber im ganzen riesigen, restlichen Land außer 0815 Blockbusterkinos und Laienspielgruppen nichts geboten ist.


    Dahin geht es gerade und dann bauchpinselt der Bund das ohnehin schon mit Kulturangeboten gesegnete Berlin mit weiteren 20 Mio. für ein Studienangebot mit nur begrenztem Zugang, ja, da ist mir etwas die Hutschnur geplatzt.

  • ^ Ich denke, das ist langsam ausdiskutiert. Nur noch eins, um ein Missverständnis auszuräumen: Ich wollte nicht sagen, mit 20 Mio. lasse sich nichts ausrichten. Ich stelle nur in Frage, dass es ausgerechnet die 20. Mio für die Barenboim-Akademie sein müssen, während bei klügerer Planung der Elbphilharmonie locker 200 Mio. freigeblieben wären.

  • jack000: Man kann Barenboim politisch durchaus kritisch sehen, aber dass er ein Meister klassischer Musik von Weltrang ist, steht außer Frage. Deshalb: Ist Deine Frage ernstgemeint, oder willst Du hier nur Ressentiments verbreiten?


    Wenn ein Privatmann das Geld locker macht und dafür sich seine "Azubis" aussucht ist das i.O.
    Aber es kann doch nicht richtig sein, dass von Steuergeldern eine Ausbildungseinrichtung finanziert die nur für Menschen bestimmter Herkunft eingerichtet wird. Warum darf niemand aus z.B. Japan an diese Einrichtung? So ein Schrott ist in Deutschland einmalig!

  • Zur Farbe - wenn nun das Opernhaus auch einen rosa Anstrich bekommt hat man mit dem Zeughaus zusammen ja wieder einen Einheitslook. ;)
    Sind wir mal gespannt welche Farbe am Ende das Schloss bekommt. Damit's wenigstens etwas Abwechlung gibt. Und wenn alles fertig ist, ist bestimmt wieder der nächste neue Anstrich beim DHM fällig - dann kann man sich ja wieder für einen Gelbton entscheiden. Letztendlich wohl auch nur ne Frage des aktuellen Geschmacks und der Mode bei den Denkmalschutzbehörden. Wenn erst alles rosarot ist ... will man wieder was anderes.:D

  • ^ Die Farbe der Schlossfassade kann man ja an der Musterfassade bewundern - ein helles beige.


    Zum Konzertsaal: Dieser Kammermusiksaal ist eine elementare Bereicherung des Kulturstandortes in Mitte. Ich finde die Entwürfe große Klasse und freue mich einfach, dass hier unverhofft so ein wunderbares Kleinod im alten Magazingebäude ensteht. Hoffentlich werde ich dort oft die Gelegenheit haben Konzerte zu hören. Ich denke schon, dass wir Barenboim für sein Engagement in Berlin sehr dankbar sein können. Die klassische Musik braucht Stars wie ihn als Botschafter.

  • Wenn ein Privatmann das Geld locker macht und dafür sich seine "Azubis" aussucht ist das i.O.
    Aber es kann doch nicht richtig sein, dass von Steuergeldern eine Ausbildungseinrichtung finanziert die nur für Menschen bestimmter Herkunft eingerichtet wird. Warum darf niemand aus z.B. Japan an diese Einrichtung? So ein Schrott ist in Deutschland einmalig!


    Ich lehne jede Form von Quotierung als undemokratisch ab. Aber wenn es eine Nahost-Akademie gibt, dann ist es naheliegend, dass dort nur Menschen aus diesem Gebiet aufgenommen werden - ich darf ja auch nicht in einer offiziellen Frauenfußballmannschaft mitspielen. Diese Einschränkung ist ja nicht zufällig gewählt, sondern soll dem Austausch, der Völkerverständigung und dem Frieden in Nahost dienen - deswegen werden keine Japaner aufgenommen. Der Nahostkonflikt ist die Folge einer einer Politik, die bis vor 70 Jahren nur ein kurzes Stück weiter betrieben wurde: Ohne den Holocaust gäbe es wohl nicht den Staat Israel in dieser Form, auch nicht den Nahostkonflikt. Wenn Deutschland also nicht nur 1,5 Milliarden für den überflüssigen BND-Umzug, 470 Mio für die 3,2 Kilometer Verlängerung der A100, sondern im Vergleich dazu magere 20 Mio € für dieses Projekt ausgibt, finde ich das begrüßenswert.