Zerstörte Kirchen - Pro & Contra Rekonstruktion

  • ForzaLE:


    Ich weiß was du meinst, aber wo steht denn das? Wer sagt denn, dass in Leipzig nicht rekonstruiert werden darf? WIR sind doch die Bewohner dieser im Zentrum stark zerstörten Stadt. WIR sind die, die hier Leben müssen/dürfen/können und auch ordentlich Leben möchten. WIR sind die Leipziger! Ich will mich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber irgendwie fehlt es doch in Leipzig an Jemandem, der die architektonischen Vorstellungen der Bürger sammelt und auch entsprechend dafür eintritt. Wurden eigentlich jemals die Bürger einer im Krieg zerstörten Stadt nach dem 2. Weltkrieg befragt, ob sie Ihre Stadt wieder in alter Schönheit aufbauen möchten? Wieso fragt man denn die Einwohner nicht, was sie möchten wenn sie doch die Bewohner und Nutzer einer Stadt sind?

  • und hier möchte ich der lieben LEgende mal was vorschlagen: hast du eine idee, wie wir das bewerkstelligen könnten? ich meine, mein lieblingsbeispiel ist (und ich weiß, ich wiederhole mich) die wiedererrichtung der markthalle durch die stadtbau ag.
    im grunde müssten wir forenmitglieder doch nur einmal organisiert vorgehen. denn jeder von uns kennt leute in dieser stadt, bestimmt auch welche mit öffentlichem gewicht in ihrer meinung und auch welche in der stadtverwaltung. so sollte es doch machbar sein, ein wenig "zu vermitteln und informieren". wir leben in einer medialen welt.

  • Ich bin aktuell noch Student...ich hab also Zeit ;)
    Ich setze mich gern für meine Heimatstadt ein. Ich denke die Stadt Leipzig bzw. die dort für Stadtbau verantwortlichen Stellen müssten eigentlich der erste Ansprechpartner für unsere Ideen sein.


    Aber bevor man dort seine "Wünsche" äußert, denke ich, muss man ein schlüssiges Gesamtkonzept besitzen. Ein Konzept, welches sowohl harte Fakten (vor allem auch die der Finanzierung), als auch weiche Fakten, wie die Idenditätsrückgewinnung, Tradition oder Standortaufwertung darlegt.
    Ich mein, anders machen es die aktuell erfolgreichen Leipziger Sanierungsunternehmen doch auch nicht. Sie wissen, dass ihre potenziellen Sanierungsobjekte teils in miserablem Zustand sind und das sie immense Gelder für eine qualitative Restaurierung und Rekonstruktion investieren müssen. Aber sie wissen auch, dass ihre dann 1a sanierten Häuschen aufgrund ihrer endlosen Details und Schönheit auf jedenfall besser vermarkten lassen und somit zu fast 100% an den Mann oder die Frau kommen, und sich somit das ganze lohnt. Die Firmen wissen die architektonischen Künste vergangener Zeiten also sehr zu schätzen und nutzen dies entsprechend. Die Mieter verlangen danach!
    Ein wenig Mut und Risiko ist hierbei jedoch unabdingbar.


    Ideen hab ich übrigens viele. Aber sind eben größtenteils auch "nur" Ideen. Was mir fehlt, ist die Erfahrung! Vorbild könnte m.E.n. der Dresdner Verein GHND (Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V.) sein. Aber damit hab ich mich bislang leider noch nicht wirklich beschäftigt. Sollte ich wohl mal ändern.


    Leipzig steht nach Abschluss des City-Tunnels am Scheideweg. Durch die Fertigstellung werden die Bauarbeiten wieder über der Erde stattfinden. Früher prächtig bebaute Gelände rund um die Matthäikirche, Leuschnerplatz, Johannisplatz, Bayrischer Platz stehen vor der Umgestaltung und (Wieder-)Bebauung. Es stellt sich die Frage, ob man überall etwas neues Moderne hinbaut, oder eben traditionell baut bzw. teilweise rekonstruiert.

  • Ich persönlich fände an dieser Stelle eine Reko auch großartig, nur ist ein solches Vorhaben ohne Matthäikirchenliebhaber der ein paar Dutzend Milliönchen über hat wohl leider auch ein wenig utopisch. Die Stadt hat das Geld definitiv nicht und eine Spendenaktion würde auch nicht viel bringen, da die Kirche vermutlich nicht einmal den meisten Leipzigern bekannt sein dürfte. Mit den Wohnhaussanierungen ist das Ganze leider auch nicht vergleichbar, denn das nächste Problem wäre die Nutzung. Es ist schade, aber die Prioritäten liegen für das Areal sicherlich woanders, es sei denn jemand hat nen guten Draht zu nen sehr reichen Onkel.

  • Naja, grundsätzlich stimmt das schon, man darf aber nicht vergessen, dass hier immerhin die katholische Gemeinde Leipzigs wieder zurück in de Schoß der Innenstadt kehren möchte. Natürlich soll da was modernes hin, aber mal von den bisher gehörten Äußerungen abgesehen ist das doch mehr als nichts.


    Ein anderes Beispiel ist der Plan der Leipziger Stadtbau AG, die Markthalle am Leunscherplatz wiederaufzubauen. Es gibt einen Investor, es gibt sicherlich auch ein schlüssiges Gesamtkonzept - man muß nur dafür sorgen, dass die Stimmen in der Stadtverwaltung, die lieber den bisherigen städtebaulichen Plan für das Areal rund um den Leuschnerplatz durchziehen wollen (m.E. stören sich beide bis auf Details gar nicht) nicht die Überhand gewinnen und diese grandiose Chance zunichte machen.


    Zu guter Letzt gibt es ja bereits dne Verein zum Wiederaufbau des Johanniskirchturms - auch hier kann geholfen werden und auch hier wäre eine Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde sehr hilfreich.


    Es gibt also schon einige Projekte, die nicht ganz aus der Luft gegriffen sind und bei denen es schon Sinn machen würde, gemeinsam ein wenig Lobbyismus zu betreiben.

  • Besondere Orte verlangen nach besonderen Maßnahmen! Es handelt sich ja hier um die Wiege Leipzigs. Meine Idealvorstellung für diesen Platz wäre (neben der Reko der Kirche) eine kleinteilige Bebauung unter Einbeziehung der orig. Straßenfluchten. Es bestünde dann die Chance die Kneipenmeile vom Barfußgäßchen in diesen Bereich zu verlängern. Wichtig wäre es allerdings, dass hier kein Kulissenort entsteht sondern ein Abschnitt der City, der sich nahtlos ins Stadtgeflecht einpasst.

  • ...ach ja, es soll ja in Leipzig zukünftig ein Gestaltungsforum für den öfftentl. Raum geben. Dieses Forum soll dann ein gewichtiges Wort in Gestaltungsfragen spielen. Vielleicht kann man da später mal anfragen/intervenieren sollten Pläne zu einer Bebauung konkret werden.

  • interessanter link.
    besonders das ulbricht-zitat.
    na, immerhin wird die neue paulinerkirchenaula ja doppelt so hoch wie die alte kirche. wenn das mal nicht ein wenig versöhnlich stimmen kann...

  • Schrecklich, wenn man sieht, wie verhältnismäßig gut viele der Kirchen noch aussahen. Besonders um jene, die inzw. wieder aufgebaut wurden und zwei Jahre später abgerissen wurden, ist es schade :nono:...Und es fehlt ja noch einiges.

  • Magdeburg hats ja richtig hart erwischt! Wusste nicht, dass so viele Kirchen dort gefallen sind. Leipzig ist ja bekanntlich auch nicht glimplich davon gekommen. Hier besteht zumindest die Chance, dass Verlorenes teilweise zurückkommt - auch wenn es in zeitgemäßer Formensprache errichtet wird (KircheAulaBau sowie Neue Kathol. Kirche) oder als Teilreko (Johanniskirchturm). Bleiben wir also enthusiastisch gespannt!

  • Diesen und nachfolgende Beiträge aus dem Uni-Strang hierher verschoben, da die Reko-Debatte um die Paulinerkirche dort weiß Gott bis zum Erbrechen durchgekaut wurde. Wer dazu noch etwas zu sagen hat, der kann es hier oder sicher auch im APH-Forum (dort verweilt man gern viele Jahre auf dem gleichen Diskussionsstand, während sich die Welt draußen weiterdreht) tun. Gruß, Cowboy.


    Nun ja, auch ich tue mich schwer Paulinerkirche zu sagen, da es eben keine richtige Kirche ist. Nur eine Rekonstruktion wäre richtig und konsequent gewesen. Auch wenn das jetzige Ergebnis zumindest optisch und städtebaulich akzeptabel ist (zumindest die Front zum Augustusplatz, der Rest ist Schrott). Eine Rekonstruktion wäre jedoch schöner gewesen. Aber wenn es dafür keinerlei politische Unterstützung gab und die Uni-Leitung einen roten Anstrich hatte und immer noch hat (man siehts ja an der gesamten Klötzchen-Farbe ;)), da muss man sich nicht wundern. Die Initiatoren des Reko-Vereins hätten noch viel mehr die Leipziger Bevölkerung informieren und einbinden müssen! Stattdessen hat man sich mit der Uni-Leitung in ewig langen Sitzungen und Briefwechseln rumgeärgert. Präsenz auf der Straße wäre notwendig gewesen! Man schaue nach Dresden! Da hat es die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) mit Unterstützung der Mehrheit der Dresdner Bevölkerung sogar geschafft (gegen erhebliche politische Widerstände!), die Rekonstruktion fast eines kompletten Areals durchzusetzen.

  • Hier wird der Rekoquatsch wieder manifest, der bei APH gerade wieder schönste Blüten treibt. Was wollen Sie denn rekonstruieren? Die mittelalterliche Kirche mit der neugotischen Fassade und dem barocken Klo??

  • @ LEgende: wenn ich mich recht erinnere, hast du mal behauptet, das Buch "ein großer Wurf" gelesen zu haben. Wenn ich deine Äußerungen so lese, bezweifle ich das langsam.


    Da hat es die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) mit Unterstützung der Mehrheit der Dresdner Bevölkerung sogar geschafft (gegen erhebliche politische Widerstände!), die Rekonstruktion fast eines kompletten Areals durchzusetzen.


    Da liegt der Hase im Pfeffer. Eine Reko der Paulinerkirche hatte nur zeitweise in Umfragen die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Wenn man sich dann die Mitgliederzahlen von Paulinerverein und GHND anschaut, wird klar, wie es darum wirklich bestellt war. Also hört bitte mit dem Gejammere auf und akzeptiert endlich das, was da jetzt kommt und der Mehrheit der Leipziger Bevölkerung gefällt.

  • ^ Also kann sich jede Seite quasi "seine passende Umfrage" hernehmen!


    Gab es einen Bürgerentscheid?
    Nein!


    Stand die Reko jemals ernsthaft als gleichberechtigte Alternative zur Debatte? Nein!


    "was da jetzt kommt und der Mehrheit der Leipziger Bevölkerung gefällt. "
    Diese Aussage ist also ohne sinnfrei, ohne die Frage auf eine Reko zu erweitern.


    Selbst wenn der Mehrheit das Endergebnis gefällt, wissen wir noch lange nicht, ob sie eine Reko nicht schöner gefunden hätte! Das Problem ist nämlich, dass sie keiner ernsthaft gefrag hat. DAS ist das Problem. Aber man ahnte wohl, dass das Ergebnis nicht im Sinne der Uni-Leitung ausgehen würde.

  • ^ Wenn dem Leipziger Verein quantitativ ein Bruchteil der Anhänger der GNHD angehören, verbietet sich der Vergleich von ganz alleine. Fordern kann man gern, wenn man dann kein Mitglied der Institution wird, die das Ganze durchsetzten möchte (warst du es?), ist so etwas irrelevant. Wenn die Mehrheit der Leipziger Bürger hinter einer Reko gestanden bzw. sich diese ausdrücklich gewünscht hätte, hätte der Paulinerverein mehr als ein paar hundert Mitglieder gehabt.


    Abgesehen davon ist es müßig, über gelegte Eier zu diskutieren.

  • ^ Ich geb ganz ehrlich zu, dass ich mich damals noch nicht für Architektur interessiert habe. Da war ich noch etwas jünger. ;)


    Ich wiederhole mich ja ungern, aber es hat niemand die Leipziger offiziell gefragt. Als damals diese Diskussionen und Meinungsumfragen in der Öffentlichkeit hochkamen und sicher auch die Verantwortlichen der Stadt mitbekommen hatten, dass auf Seiten der Leipziger starkes Interesse besteht (wir reden hier immerhin von einer Universität!! und einer Kirche!! in der Innenstadt), hätte die Politik die Pflicht gehabt, die Bürger aktiv mitbestimmen zu lassen. Beim Einheits- und Freiheitsdenkmal wird es doch nun nicht viel anders gemacht. Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn ich verantwortlicher Politiker gewesen wäre, hätte ich auch keine Entscheidung Pro/Contra Reko treffen wollen, wenn die Meinungen so auseinandergegangen wären. Hier hätte ich mich demokratischer Strukturen bedient, und mich nicht von der Uni-Leitung einlullen lassen.


    Nun gut, das ganze hat sich erledigt. Aber nun zu behaupten, die Mehrheit der Leipziger waren nicht für eine Reko und wollten unbedingt was neues, ist doch eine absolut unbewiesene Behauptung. Es ist eher ein Spiegelbild dafür, wie heutzutage Politik und Meinungsmache läuft. Demokratie sieht anders aus.

    2 Mal editiert, zuletzt von LEgende ()

  • ^ Demokratie funktioniert aber eben auch nicht so, mit der Bierdose auf der Couch zu sitzen und die Mitwirkung darauf zu beschränken, Umfragen aufgedrängt zu bekommen. Dazu ist aktive Mitarbeit gefordert. Diese wäre im Paulinerverein ohne weiteres möglich gewesen. Die Mitgliederzahlen sprechen Bände über das Interesse der Leipziger. Zu guter Letzt vergisst du auch immer wieder geflissentlich, dass man hier nicht nur ästhetische Bedürfnisse erfüllen musste, sondern es in erster Linie um die Ausstattung der Universität mit adäquaten Räumlichkeiten, als Geschenk zum 600-jährigen ging. Hätte die Uni nicht dafür gekämpft, würde jetzt immer noch die Platte stehen, womöglich saniert.


    Ansonsten kann ich nur nochmal wiederholen: wer sich über gelegte Eier mokiert, verschwendet seine Zeit.

  • ^ ... und wer nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernt, wird diese zuküntig wieder machen. Mit Zeitverschwendung hat das nichts zu tun. Eher mit Prozessreflexion.

  • ^ Stimmt, den ab morgen fliegen gebratene Tauben herum. Lernen könnten eher diejenigen, die sich nie im Paulinerverein engagiert haben und jetzt Krokodilstränen vergießen. Und ja, lies das Buch ruhig mal. Die Sache ist komplexer als du denkst und es gerne hättest.