Mahn- und Denkmale in Berlin

  • ^^
    Was soll denn bitte diese Zynik, gerade bei dem Thema?
    Was ist an der 'leichten Sprache' unangemessen bei einem Denkmal, das an die Ermordung (geistig) Behinderter erinnert?
    Ich finde gerade bei diesem Denkmal ist die Barrierefreiheit ein integraler Bestandteil des selben und trägt enorm zu dessen Wirkung bei.


    Die Menschen, die hier angesprochen werden, wären zu der Zeit, an die das Denkmal erinnert, umgebracht worden.


    Wie kann man soetwas nicht verstehen?!

  • @ ouyawei


    Über die Form meiner Nachricht kann man streiten, ok. Daher nochmal zum Inhalt:


    Mir ist es nochmals wichtig drauf hinzuweisen, dass mir die äußere Form eines Mahnmals gleichgültig ist, sofern es etwas in den Köpfen der Menschen erreicht.

  • ^ Es gibt einen Unterschied zwischen leichter verständlicher Sprache und der "Verona-Feldbuschisierung des Deutschen". Ich hab null gegen ersteres, aber an den Wortschatz und den Satzbau der Bild-Zeitung könnte es schon reichen. Und wenn nicht, dann bitte wie gesagt nicht "Kindersprache", weil alleine das Niveau der Sprache der Sache schadet. Aus meiner Sicht, wie immer.


    PS/Edit: Ich spezifiziere nach nochmaligen Lesen. Es ist "Kinder-Werber-Deutsch" ohne Rücksicht auf den Satzbau und das Argument mit dem Thema zieht nicht wirklich. Ich möchte zwei Beispiele geben. "Aber: Manche Familien sagten nichts dagegen" wäre einfach grammatikalisch richtig "Aber manche Familien sagten nichts dagegen." Oder: "Deshalb hörten sie damit auf: Mit Gas zu töten" wäre besser geschrieben als "Deshalb hörten sie auf, mit Gas zu töten". Mal ganz ab von den vielen Wiederholungen, die man vermeiden kann, ohne es schwieriger zu machen.

    4 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • Der von ouyawei berührte Aspekt ist mir noch gar nicht aufgefallen und wurde bisher wohl hier auch nicht erwähnt. Ich hatte die "leichte Sprache" (offizieller Begriff) auf dem Mahnmal als normale Folge der Vorschriften verstanden. Das ist jetzt halt Standard (als Option), zumindest auf den Internetseiten der Ministerien.


    Daß diese Sprache jetzt explizit deshalb dort verwendet wird, weil vornehmlich geistig weniger potente Personen angesprochen werden sollen, hatte ich gar nicht auf dem Radar. Das wäre immerhin ein triftiger Grund.


    Das Problem bleibt aber trotzdem. Leute mit normaler Verstandeskraft sollen ja nicht für dumm verkauft und ernsthaft angesprochen werden. Dieses Mahnmal braucht für seine Würde eben auch ein gewisses anspruchsvolles Deutsch, sonst wirkt es in der Tat lächerlich. Oder man macht eben einen Hinweis auf das Tableau, daß hier aufgrund des Gedenkthemas ausschließlich die leichte Sprache verwendet wird.


    Trotzdem alles sehr merkwürdig. Zumal das Englisch wohl doch anspruchsvolles Englisch ist, oder?

  • Das ist jetzt halt Standard, zumindest auf den Internetseiten der Ministerien.


    Ach so? Beim BMI heisst es z. B. in der Sebstdarstellung "Die Aufgabenzuständigkeit des BMI resultierte aus dem vom Organisationsausschuss aufgestellten Grundsatz, dass für Angelegenheiten, die die Zuständigkeit mehrerer Ministerien in gleichem Maße berühren, "die Federführung dem in erster Linie für die allgemeinen Staatsaufgaben zuständigen Bundesministerium des Innern zuzuweisen ist"."

  • Das ist jetzt halt Standard (als Option), zumindest auf den Internetseiten der Ministerien.


    Wo blieb denn die Option bei deinem Zitat? Zensur in einer Demokratie? :)


    Habe mal einen kritischen "Spiegel"-Artikel gelesen, worin es darum ging, daß noch nicht alle Ministerien und Institutionen die leichte Sprache als Option anbieten.

  • Das sowjetische Ehrenmal im Tiergarten soll laut einem Bericht des RBB für rund 200.000 Euro saniert werden. Unter anderem will man dabei sowohl die beiden T-34-Panzer der Roten Armee als auch die zwei Kanonenhaubitzen vom Typ ML-20 entrosten und neu lackieren. Justizsenator Thomas Heilmann und andere CDU-Landespolitiker bringt dies nun in Erklärungsnot: Sie hatten erst vor kurzem eine Petition unterstützt, in der angesichts der Ukraine-Krise eine Entfernung des russischen Kriegsgeräts von dem Denkmal gefordert wurde.


    http://www.rbb-online.de/polit…rung-Heilmann-Streit.html

  • So oft wie Teile von Hitlers Reichskanzlei wieder verbaut wurden sein sollen, muss das Gebäude ja 3 oder 4 mal so groß gewesen sein wie in Wirklichkeit. Erinnert fast schon an den Verkauf von Reliquien. Mamor kommt am Russendenkmal im Tiergarten überhaupt nicht vor. Nachzulesen u.a. hier (ab. S. 176): http://www.zeitgeschichte-onli…lt/files/media/mittig.pdf


    Es ist schon peinlich, dass so etwas vom staatlichen Rundfunk bar jedes Wissens herausposaunt wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia () aus folgendem Grund: R

  • Deutschland hat sich auch in dem Zwei-plus-Vier-Vertrag dazu verpflichtet dieses Ehrenmal und weitere zu pflegen und Instand zu halten.


    Bestandteile dieses Vertrags zu kippen nach so kurzer Zeit wäre natürlich eine Ansage, das müsste die CDU dann nochmal erklären, wie sie sich das vorstellen.


    Das mit dem Mamor hört man auch immer wieder..., beim Bahnhof Mohrenstraße wurde dies doch bereits auch schon widerlegt, der Mythos hält sich aber hartnäckig.

  • ^
    Der Vertragsbruch den Deutschland begehen würde war ja Teil des Kalküls. Nach dem Motto, wenn ihr (Russland) das Budapester Protokoll (Die Integrität der Ukraine) verletzt, dann könnte man auf die Idee kommen auch andere Verträge mit Russland zu hinterfragen. Symbolisch musste halt das Sowjetische Ehrenmal dafür herhalten.
    Jedoch hat man da nicht sonderlich weit gedacht, denn darunter würde z.B. der Volksbund Kriegsgräberfürsorge in Russland deutlich mehr zu leiden haben als es der Imageschaden für Russland wert wäre.

  • Unter anderem will man dabei sowohl die beiden T-34-Panzer der Roten Armee als auch die zwei Kanonenhaubitzen vom Typ ML-20 entrosten und neu lackieren.


    Die Arbeiten haben offenbar schon begonnen. Ein Panzer und eine Haubitze waren jedenfalls schon eingerüstet als ich zuletzt dort vorbei ging.

  • Gegen dieses Denkmal habe ich vor 16 Jahren demonstriert.
    Meine Einstellung hat sich seit dem nicht geändert.


    Was spräche dagegen, das Kriegsgerät rosa oder mit den Regenbogen-Farben anzumalen?


    Auch die schützen vor Rost! :daumen:

  • Vertrag hin oder her, es ist schon irgendwie paradox, dass man immer mit Militarismus gegen andere hist. Denkmäler, z.B. wie die Siegessäule oder gar Rekos ganzer Gebäude argumentiert, weil ein paar Helme oder Säbel (bei der Siegessäule natürlich mehr) abgebildet sind, während hier die Panzer saniert werden (müssen). Aber naja, dieses ist zumindest eher ein Denkmal, als die Obstschale vor dem Schloss.

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • @ ReinhardR


    Geschichtsglättung.


    Vergleichbar mit herausstreichen, heute nicht ganz politisch korrekter Worte, aus historischen Texten. Oder wer fordert an gothischen Kirchen die karrikaturhaften Judendarstellungen abzuschlagen?


    Das Denkmal ist rau, die Russen haben harte Rache für Gräueltaten unserer Vorfahren genommen. ("Auge um Auge")


    Berechtigt dort zu stehen ist es doch und kann uns heut auch noch was lehren.


    Sehen Sie es doch mal so: an diesem Mahnmal kann man heute gut ablesen, wie die Sowjetunion damals sich als Sieger darstellte. Dem gegenüber stellen sich die Mahnmale der Westalliierten friedlicher dar.

  • Was spräche dagegen, das Kriegsgerät rosa oder mit den Regenbogen-Farben anzumalen?


    Der gute Geschmack und das Nichtvorhandensein von nationalen Minderwertigkeitskomplexen. Dein Nationalstolz könnte etwas Aufbesserung gebrauchen. Dann würdest du deinen sogenannten Widerstand gegen dieses sehr beeindruckende Kriegsdenkmal vielleicht aufgeben.


    Die Leute kommen vor allem nach Berlin, um einen authentischen Eindruck vom Zweiten Weltkrieg und vom Kalten Krieg zu erhalten. Mir ist dieser spießige und weltabgewandte Homunculus-"Nationalstolz" einiger Leute schleierhaft.

  • Kritik an abgelegener Gedenkstätte für gefallene Soldaten

    Auf einem Kasernengelände in Geltow bei Potsdam wurde gestern von Bundespräsident Joachim Gauck und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) der sogenannte Wald der Erinnerung eingeweiht. Die neue und nur beschränkt zugängliche Gedenkstätte für gefallene Bundeswehrsoldaten sorgte laut einem Bericht des RBB jedoch schon im Vorfeld für Kritik. Reinhold Robbe (SPD), der frühere Wehrbeauftragte der Bundeswehr, bezeichnete die Wahl des Standortes am abgelegenen Schwielowsee im Landkreis Potsdam-Mittelmark als "beschämend" und sagte, sie stehe für eine "verfehlte Gedenkkultur in Deutschland". Statt im Zentrum Berlins einen prominenten Platz zu schaffen, würden die Kriegsopfer "versteckt", so Robbe. Bereits beim Bau des Ehrenmals auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums war kritisiert worden, dass die Gedenkstätte nicht an einem öffentlichen Ort in der Nähe des Reichstags liege und nur tagsüber geöffnet sei. Er sprach von einem "Schlag ins Gesicht für die Angehörigen". Weiterhin fehle ein Ort des Gedenkens für alle Opfer seit der Gründung der Bundesrepublik, "die als Soldaten, Diplomaten oder Entwicklungshelfer" für Deutschland gestorben seien, so der frühere Wehrbeauftragte.


    http://www.rbb-online.de/polit…denkstaette-soldaten.html

  • Mir ist dieser spießige und weltabgewandte Homunculus-"Nationalstolz" einiger Leute schleierhaft.


    Was mich an diesen Panzern vor allem stört, ist, dass genau diese T 34 vielleicht jenen Flüchtlingstreck meiner Verwandten aus Niederschlesien überrollt haben könnten und dass deren Blut noch in den Scharnieren der Panzerketten klebt.


    Das hat weniger mit "Homunculus-Nationalstolz" (was im Übrigen eine Frechheit sondergleichen ist, "Echter Berliner") als mit Geschichtsbewußtsein und Familiengeschichte zu tun.


    Wenn dann auch noch gleichzeitig meiner gefallenen Bundeswehrkameraden nur in einem gottverlassenen Winkel Brandenburgs gedacht wird und nicht in Sichtweite jenes Parlaments, das sie in den tödlichen Einsatz geschickt hat, dann fehlt mir jedes Verständnis für ein solches chauvinistisches und imperialistisches Siegermal wie das am 17. Juni. :mad:

  • Wer einen Krieg begonnen hat, unabhängig der Motivation und des Rechts und Unrechts diesen zu führen, hat nur zwei Möglichkeiten: Diesen Krieg zu gewinnen, oder mit Anstand zu beenden. Im letzten Fall zum Erhalt der staatlichen Ordnung und zum Schutz der im wesentlichen unschuldigen Zivilbevölkerung.
    Dazu war der Führerstaat Großdeutsches Reich in beiden Optionen nicht fähig. Die Gründe dafür setze ich als bekannt voraus. So konnten die Sieger ihre Denkmäler errichten. Im Falle der Sowjetunion sehr monumentale, doch sehr gefällige Denkmäler. Dass die heutige aufgeklärte deutsche Nation sich immer noch vor ihrer sehr demokratischen und alles andere als kriegstreibend auftretenden Armee lieber versteckt, als Gefallene, die für Humanität und eine gerechte Weltordnung gestorben sind, angemessen zu ehren, steht auf einem anderen Blatt.