...zu Deinem letzten Satz: Die in so viele Hinsicht vorhandene quälende Langsamkeit Berlins ist der grösste Wettbewerbsnachteil, den die Stadt hat. Es ist also weit mehr als nur nervend - es kostet massiv Wohlstand. Heute schon - und in Zukunft noch mehr. Wettbewerb ist mehr denn je eine Wettlauf um Zeitvorsprünge. In der Industrie war das immer schon so (willkürliche Beispiele: Einführung von Antiblockiersystem oder neuer Chipgeneration). Zwischen Städten wird es das mehr denn je! Insofern ist es gar nicht lustig, dass Berlin 20 Jahre für einen Flughafen, eine Schlossplatz-Bebauung, ein flächendeckendes, kostenloses W-Lan, 2km U-Bahn oder eine Entwicklung der Tempelhofer Feldes braucht. Es ist ein Killer - von dem man nur hoffen kann, dass er teilweise durch private Initiative und Unternehmertum ausgeglichen wird. Dass sich an diesem Problem die letzten Jahre nichts verbessert hat, ist die schlimmste Unterlassungs-Sünde Wowereits (oder Diepgens - der hat das Thema genauso links liegen gelassen).
Mahn- und Denkmale in Berlin
-
-
-
Baufortschritt?
^^ Bin ja mal gespannt, ob es im Oktober was wird. Gestern stand das Zelt noch genauso da, wie es 3 Beiträge zuvor zu sehen ist. Beim genaueren Hinschauen war aber zu erkennen, dass drinnen gearbeitet wird.
Immerhin.
-
^ Jetzt ist Oktober.
Das Bauzelt wurde abgebaut, zum Simsonweg gibt es anscheinend eine (noch mit schwarzen Planen abgehängte) Art Wand mit einem Tor aus Cortenstahl, dem derzeit üblichen Gedenkstättenmaterial.
Das Gelände ist recht weiträumig mit Drahtgitterzäunen abgesperrt, was es schwierig macht, einen umfassenden Blick auf die Mahnmal-Baustelle zu erhaschen. Es scheint nun aber voranzugehen:
-
Holocaustdenkmal für Sinti und Roma
Knapp 70 Jahre nach Kriegesende (und gefühlten 20 Jahren Bauzeit) wird die Gedenkstätte im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Vorsitzenden des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose, heute in einem Festakt der Öffentlichkeit übergeben...Wir auch langsam Zeit, die ewige Baustelle wurde langsam wirklich peinlich.
http://s1.directupload.net/images/121023/zw4bxqp3.jpg</a>
Foto dapd--------------------
Beitrag aus Regierungsviertel-Thread hierher verschoben (Suchfunktion?). Die Einbindung der Bilddatei wurde außerdem in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
Bato -
HALLELUJA! Sieht aber ganz gut aus. Schlicht bzw. nicht so "aufdringlich". Vielleicht sogar das beste von den dreien. Nicht so monströs, wie das jüdische (wenngleich es natürlich recht beeindruckend ist) und das homosexuelle ist eher ne stereotypisierende Beleidigung (oder sogar Verarschung), als ein Mahnmal, finde ich.
Die "Missachtung" dieser Bevölkerungsgruppe liegt wohl nicht am Fehlen des Denkmals oder an Leuten wie Herr Rose sondern an den nervigen Bettlerinnen und den Fensterputzern am Großen Stern, die für 90% der Bevölkerung der Inbegriff der "Zigeuner" ist. Von den "guten Seiten" der Kultur bekommt man schließlich im Gegenteil zur jüdischen nichts mit. Da sind die Deutschen bez. des schlechten Gewissens doch eher selektiv in der "Förderung". Liegts vielleicht daran, dass sich deren Kultur je nach Herkunft doch unterscheiden könnten? Sie sind ja schon was die Reli angeht nicht einheitlich, sondern sowohl christlich und muslimisch (und vielleicht noch anderes)... -
Hier ein Beitrag zum Denkmal aus der Abendschau. Das mit der Blume wurde bisher aber nirgends erwähnt, oder? Weiß nicht, das finde ich irgendwie schon etwas kitschig...Auf arte gabs ne halbstündige Doku dazu. Da wird auch die Blume erwähnt. Ist zwar von 2010, aber wurde anlässlich der Eröffnung gestern noch mal gezeigt.
Hier sieht man doch auch gut, dass es sich nicht nur um Bettelmuttis und Fensterputzer handelt, wie es sicher die allgemeine Vorstellung ist. Auch wenn ich nicht auf dieses aufgesetzte Multi-Kulti-Getue stehe, wieso wird davon nicht mehr gezeigt, aus eigener Initiative und durch öffentliche Förderung, wie auch bei anderen. -
Die Idee ist eigentlich schön, die Anlage selbst auch.
Allerdings sollte so ein öffentliches Mahnmal auch eine gewisse Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit haben und da fürchte ich, wird bereits der erste Winter zum Problem werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ganze auch bei Eis und Schnee und -10 Grad noch funktioniert. Vom Aufwand des täglichen Blumenauflegens mal ganz zu schweigen. Sollte es aber. -
Ich war heute mal kurz das neue Mahnmal anschauen - alter Schwede, war da was los... Naja, strahlender Sonnenschein, Veranstaltungen in der Stadt, das Mahnmal noch ganz neu... Jedenfalls drängelten sich die Leute regelrecht um den Teich.
Da es dadurch heute etwas "wuselig" war, werde ich demnächst noch mal mal in Ruhe hingehen, wenn der erste Hype vorbei und weniger Volk unterwegs ist.
Mein erster Eindruck: Das Mahnmal ist durchaus gelungen. Allerdings bin ich gespannt, ob und wie weit man die Anlage dauerhaft pflegt. Der erste Härtetest (Winter, Frost) steht ja unmittelbar bevor. Der flache Teich mit seiner umlaufenden Rinne ist sehr filigran, die dreieckige versenkbare Mittelsäule mit ihrer Mechanik sicher recht empfindlich... Wir werden sehen.
Ein paar Bilder von heute. Die Besucher standen regelrecht Schlange am Eingang Simsonweg - dabei ist das Mahnmal keinesfalls umzäunt, man hat von mehreren Seiten aus Zugang:
Drinnen kann man dann an Acrylglaswänden diverse Infotexte zum Thema lesen - auf deutsch, englisch und (vermutlich) romani.
Andächtiges Betrachten des Teichs:
In der umlaufenden Rinne fließt das Wasser leicht, zudem wurde darin eine Inschrift angebracht:
In zahlreiche der scherbenartigen Bodenplatten um den Teich wurden die Namen der Konzentrationslager eingraviert:
Die Infowand zur Scheidemannstraße:
Hier stehen diese Zitate:
-
Ja, den Gedanken hatten heute wohl einige...;) es herrschte doch etwas Andrang. Werde mir wohl auch noch mal einen ruhigeren Zeitpunkt irgendwann in der Woche suchen müssen.
-
Bei Dunkelheit ...
Heute nach 18 Uhr hab ich dort mal vorbeigeschaut. Werktag, Dunkelheit, Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich... Da war ich der einzige vor Ort.
Es hatte was. Die Sphärenklänge aus den Lautsprechern in den Bäumen sind weiterhin zu hören, alles (soweit im dunklen zu sehen) sauber und gepflegt, die Blume auf der Säule in der Teichmitte war auch vorhanden. Ein paar Bodenleuchten sind zwischen den umliegenden Bäumen installiert.
Die Infowände sind mit einer dezent bläulich schimmernden Lichtleiste versehen. Alles in allem machte es auf mich ein atmosphärisch schönen und melancholischen Eindruck.
-
Ich finde das Denkmal ist wirklich hervorragend gut geworden, jedoch ist der akkustische Teil wohl eher Geschmackssache und in meinen Augen überflüssig...
-
S+R Mahnmal bisher winterfest
...Allerdings bin ich gespannt, ob und wie weit man die Anlage dauerhaft pflegt. Der erste Härtetest (Winter, Frost) steht ja unmittelbar bevor...
Heute hab ich mal den Wintercheck beim Mahnmal gemacht. Gegen ca. 19 Uhr, geschlossene Schneedecke, Dunkelheit und Temperaturen um 0°, ...
Ich hatte zwar nicht mit dem Schlimmsten gerechnet, aber das alles derart tiptop, heile und sauber war, hat mich dann doch etwas erstaunt. Der runde Teich war nicht zugefroren, trotz des Wetters lag eine Blume auf der Mittelsäule, die Lichtleisten auf den Info-Wänden funktionierten, auch der Geigensound waberte durch die Kälte und die Bodenlampen leuchteten durch den Schnee.
Insofern schön, zumal das in Berlin ja nicht selbstverständlich ist.
-
weitere Denk- und Mahnmale
Das nächste Denkmal steht an:
Ein Mahnmal für Euthanasie-Opfer beim Kulturforum
Die Wettbewerbsergebniss noch bis 16.12. in der Topografie des Terrors!
http://www.bundesregierung.de/…12-11-26-bkm-mahnmal.htmlGanz in der Nähe kürzlich eröffnet:
Die Bodenskuptur von Micha Ullmann in St. Matthäus. iuch dazu gibt es eine Ausstellung:
http://www.stiftung-stmatthaeu…tur-und-sand-zeichnungen/Micha Ullmann plant auch schon das nächste "Bodendenkmal": Zu Ehren Moses Mendelsohn an der Ecke Spandauer Strasse/Karl-Liebknecht-Strasse.
-
Der Teich ist zumindest eine Zierde in dieser Gegend und wertet sie auf. Man sollte das vielleicht mal unter ganz nüchternen Gesichtspunkten betrachten. Also, daß diese Mahnmale ganz einfach zuerst einmal schön sein und gefallen sollten. Ein ästhetisches Erlebnis darstellen.
Dann kann ich auch mit dieser Erinnerungsmanie leben, die mich in meinen fortwährenden Verdrängungsgelüsten zu bremsen versucht. Hoffentlich wird dieses Euthanasiemahnmal auch schön.
Solche Dinge werden gemeinhin unterschätzt. Ich denke da an die historische Uhr am Potsdamer Platz oder auch einfach an die historisierenden Schilder am Pariser Platz/18.März-Platz. So etwas ist ein schöner Stadtschmuck.
-
Also, daß diese Mahnmale ganz einfach zuerst einmal schön sein und gefallen sollten. Ein ästhetisches Erlebnis darstellen.ich glaube eines, nämlich dass diese mahnmale bestimmt nicht „schön sein“ wollen und auch nicht „gefallen" wollen! dann hätten sie nämlich ihren sinn völlig verfehlt! ich weiss ja inzwischen durch mehrere ihrer beiträge, dass es ihnen immer wieder um schönheit geht, aber die ist in diesem fall wirklich nicht gefragt. nehmen wir das mahnmahl für die unter den nazis ermordeten homosexuellen. gezeigt wird darin auf einem monitor ein sich küssendes männerpaar im wechsel mit einem sich küssenden frauenpaar. so wie ich sie einschätze werden sie das schwerlich „schön" finden. überhaupt in diesem zusammenhang und es geht ja bei all diesen mahnmalen darum an die ermordeten mitbürger zu erinnern... von schönheit und gefallen wollen zu sprechen ist einfach völlig deplaziert und beleidigt jene um die es geht! die mahnmale auch noch mit der historischen ampel am potsdamer platz zu vergleichen ist wirklich geschmacklos. sie werden damit leben müssen, dass die mahnmale eher ein stachel im fleisch dieser stadt und somit auch ein stachel in ihnen sind echter berliner!. ich betrachte ihren beitrag wie viele andere von ihnen als pure provokation.
-
@Arcadien: Mahnmale sind zweifelsohne eine Kategorie von Denkmalen, die man nicht um ihrer Schönheit willen aufstellt. Trotzdem reflektiert die Aussage von Echter Berliner aus meiner Sicht etwas Wichtiges: Moderne Architektur und Kunst hat ein gebrochenes Verhältnis zu dem, was landläufig als schön empfunden wird. Man kann bei den Kollegen der Zünfte mehr Punkte ernten, wenn man die Sehnsucht vieler Bürger nach Stimmigkeit, Gemütlichkeit, Schönheit, Maßstäblichkeit eher verweigert als bedient. Das ist meines Erachtens reiner "Peer-Group-Populismus" - statt eben "Nutzer-Populismus".
-
Denke mal, passt hier rein:
Heute wird an der Rummelsburger Bucht um 15:30 h an die wechselhafte Geschichte der dortigen Backsteinbauten erinnert. Hierzu wird der Lichtenberger Bürgermeister zwei Gedenktafeln an der Aussichtsplattform am Wasser enthüllen. Die 1877 erbauten Gebäude dienten ja bis 1990 verschiedenen "Herren" als Besserungsanstalt oder Gefängnis .
Der "Anti-Fa" ist hierbei im Vergleich zum DDR-Unrecht zu wenig Raum für die Insassen im Dritten Reich gegeben worden. So zumindest ein Flyer, der gestern in diesem Gebiet verteilt worden ist . -
ich glaube eines, nämlich dass diese mahnmale bestimmt nicht „schön sein“ wollen und auch nicht „gefallen" wollen!
Vielleicht irrst du dich in diesem Punkt ganz einfach, lieber Arcadien. Ein bißchen weniger Polemik und künstliches Echauffieren täten deinen Beiträgen gut.
Ich glaube kaum, daß Peter Eisenman ein besonders häßliches Mahnmal bauen wollte.
Mahnmale sind keine Schlösser und haben ihre eigenen Schönheitsmaßstäbe.
Das Homocaustmahnmal finde ich tatsächlich mißlungen, und zwar ausschließlich wegen dieses lächerlichen Monitors. Dann noch ein bißchen feministische Lesbenempörung und Geschichtsfälschung und fertig ist das mißlungene Mahnmal. Das Homocaustmahnmal bezieht seinen Reiz hauptsächlich aus dem Geheimnisvollen und Unerwarteten einer verlorenen Stele, wovon der Besucher ganz bewußt keinerlei Erklärung haben sollte, statt vulgärpädagogisch aufgeklärt und mit fragwürdigen Filmchen belehrt zu werden. Diese Filmchen haben auch den unangenehmen Beigeschmack der Instrumentalisierung für gegenwärtige Interessenspolitik.
Das ist die perfekte Trivialisierung eines Mahnmals und der bezüglichen Geschichte. In der Nähe dieser Stele befindet sich am Boden eine kleine Tafel. Das hätte völlig ausgereicht.
Das wäre tatsächlich beeindruckend und nachdenklich stimmend. Noch dazu wird duch diese Homofilmchen der Holocaust bzw. dessen Mahnmal trivialisiert.
PS: Arcadien, reiß dich mal a bißl zamm. Erhöhe dein Humorlevel. Und reflektiere kritisch den Zeitgeist.
-
Hallo, ich schreibe hier heute zum ersten mal. Seit ca. einem Jahr verfolge ich regelmäßig die Diskussionen hier im Forum und informiere mich über Baufortschritte, aber auf einige Dinge, die hier am letzten Tag geschrieben wurden, will ich jetzt doch mal antworten:
@arcadien: ein küssendes Männer, bzw. Frauenpaar kann man nicht schön finden? wenn ich mich recht erinnere wird in diesem Film ein junges attraktives Paar gezeigt. Was ist daran nicht schön? Drehe ich mich angeekelt weg, wenn sich zwei Heteros küssen? Nein! Und die sind in der Regel deutlich unattraktiver. Solche Sätze empfinde ich als beleidigend. Eigentlich mag ich ihre Kommentare immer sehr gerne, und auch in diesem stimme ich ihnen in vielen Punkten zu, aber hier haben sie sich im Beispiel vergriffen.
Echter Berliner: Homocaustmahnmal??? Vulgärpädagogisch? Fragwürdiges Filmchen? Eine kleine Tafel hätte völlig gereicht? Nicht ihr Ernst! In wie fern wird das Holocaustmahnmal trivialisiert? Durch die dreckigen "Homos" mit ihren perversen Spielchen (Küsse)? Mir scheint, sie wollen diesen teil der Geschichte am liebsten völlig ausblenden und trivialisieren. Dass das Mahnmal für die verfolgten Homosexuellen notwendig ist und dies auch in genau dieser Form zeigt sich in den vielen Anschlägen, die schon darauf verübt wurden, in häufigen tätlichen Übergriffen auf Schwule Männer auch im ach so toleranten Berlin, und auch in Kommentaren wie ihrem. Dieses Mahnmal verbindet meiner Auffassung nach hervorragend das Gedenken mit Problemen von heute. Ich finde es gut, wenn Touristen aus der Provinz durch diese Scheibe sehen und sich zwei küssende Männer sehen. Weil sich darin zeigt, dass es hier um Liebe geht. Um etwas Schönes und Gutes, dass die Verachtung und Beschimpfung, wie Sie in Deutschland an der Tagesordnung ist, nicht verdient. Leute wie sie scheinen mir immer nur das Wort Sexualität in Homosexualität zu sehen und nicht das, um was es eigentlich geht.
-
sie haben mich missverstanden. ich habe überhaupt nichts gegen küssende männer- oder frauenpaare. ganz im gegenteil. und ich finde es auch überhaupt nicht unangebracht für das mahnmahl der ermordeten homosexuellen. mit dem für mich adäquaten medium des videos schlägt es die brücke zwischen gestern und heute. im gegensatz zu echter_berliner der dadurch ja sogar das mahnmal für die ermordeten juden beeinträchtigt sieht. also völlig d'accord mit ihnen.
ich wollte es so formuliert haben, dass echter_berliner küssende männerpaare wohl nicht als gerade schön empfindet, womit ich dann ja auch recht hatte. aber wie gesagt für mich ist hierbei der schönheitsbegriff nicht relevant. und ich ertrage auch die ständige banalisierung der betroffenengruppen oder wie jetzt die gefordete schönheit, sei es bei den mahnmalen der ermordeten oder auch beim mendelsohn denkmal .. nur sehr schwer. das ist wirklich ein bereich wo ich vielleicht für einige zu sensibel und gereizt reagiere aber die tendenzen der verharmlosung und banalisierung sind schon wieder zu erkennen. von daher bin ich auch gegen jedwede schlusstrich diskussion.@ echter_berliner
den von ihnen geforderten humorlevel will ich jedoch gern an anderer stelle erhöhen. aber nicht an dieser.