• Die Komplexität im Städtebau und der Architektur ist das Resultat von historischen überschichtungen und dynamischen und lebendigen Entwickelungsprozessen, und nicht von einer individuellen artistischen Katastrophen-Aesthetik die sich unter pseudo- philosophischen und schlecht verdauter Chaos-Mathematik und überflächlicher Wissenschaftsbluff Autorität verlangt. Traditionelle und historisch-komplexe Städte sind doch wirklich nicht langweilig und sogar Strassenflucht-Unterbrechungen, Kontraste und Widersprüche, überlagerungen und Disharmonien sind nicht selten...Das Problem des Dekonstruktivismus und des Modernismus besteht wohl in der Anmassung in neuen Gebäuden sowohl existentielle Dramen, quantische Unbestimmtheit und künstlerisch forcierte Zersplitterung oder hochakademische Abstrahierung, dilettantische Weltinterpretation und subjektive Selbstherrlichkeit zu einem gebauten Manifesto zusammenzuleimen ohne den baulichen Kontext und die Realität der Einwohner zu berücksichtigen! Aus obsessiver und egozentrischer Leidenschaft die Komplexität und Unbestimmtheit jeglicher Realität in grossartig-pathetische Bausynthesen zu verpacken scheitern diese Architekturen am Leben selbst und landen leider allzuoft in skurrillen und grotesken Karikaturen, leider nicht zum Lachen da sie sehr effizient bestehende Baukontexte zerstören und eine dauerende moralische Belastung der Bewohner darstellen...Innovatives Schaffen das keine Verbesserung und Verschönerung mit sich bringt ist eine tragische Verschwendung menschlicher Kulturkreativität! Hier einige Bilder aus Rom mit ansehlichem Chaos, Kontrasten und Komplexität, enstanden über Generationen von Intelligenz und künstlerischem Eifer, Zertsörung und Wiederaufbau, Veränderung und Collage, Improvisation und geschicktes Komposieren von unzähligen und anonymen Genies...



    Kontrast, Komplexität, Spannung..bei der Fontana Trevi



    Sehr komplexe Kombinationen von Gebäuden und Räumen im ST.Peter's Bereich



    Spannungsvolle und vielschichtige Harmonie um den Pantheon



    Ecke am Campo di Fiori: Harmonisch-Komplexer Dekonstruktivismus der Baugeschichte



    Harmonische Unterbrechung der Fassade und kontrastierende Architektur: der Architekt versuchte nicht bewusst störend zu sein ohne sich aber vom Kontext erdrücken zu lassen und eine banale Anpassung zu machen!


    Beste Grüsse
    Lucien Steil

  • stimmt, schöne Beispiele
    Vielleicht schafft es auch Libeskind, einen auf den ersten Blick störenden Bau spannungsvoll mit der Altbebauung zu "harmonieren"

  • Ich halte die genannten dekonstruktivistischen Beispiele zumindest im historischen Kontext für absolut fehl am Platze. Die Gebäude mögen die eine oder andere innere Qualität haben, städtebaulich wird Ihre avantgardistische Provokation in wenigen Jahren lächerlich erscheinen, sowie auch die meisten Beispiele der High-Tech-Architektur sich nach wenigen Jahren (optisch)verbraucht haben. An der Peripherie oder in Gewerbegebieten gibt es sicher Schlimmeres, in historischen Zusammenhängen sind die Leichname einer toten Avantgarde eher schlecht zu ertragen.


    Es ist unverzichtbar, als Architekt ein grösseres „Zeitfenster“ im Blick zu haben, als seine eigene Gegenwart.
    Das jahrzehntelange Sichbedienen aus dem Baukasten der Moderne der 20er Jahre ist schon viel zu kurz gedacht. Hier jedoch aus Überdruss und Erneuerungswut in Dekonstruktivismus zu verfallen ist ebenso falsch.


    Eine Erweiterung des „Zeitfensters“ führt zu mehr Bescheidenheit in Anbetracht des Vorhanden oder Gewesenen.


    Es mag sein, daß man das als Bewohner intakter historischer Altstädte anders sieht, Berlin und das Ruhrgebiet zum Beispiel können gut auf jeglichen Dekonstruktivismus verzichten.


    Selbst wenn man sich in dieser Richtung bemüht, entstehen schon aus den alltäglichen Bedingungen und Restriktionen des Bauens Kontraste und Gegensätze genug um unsere Städte „lebendig“ zu halten.


    Viele Grüsse
    Andreas Mecklenburg
    http://www.plankonzept.com

  • Willkommen im Forum, Andreas. Das ist das bisher Beste und Vernünftigste was ich seit langer Zeit zu diesem Thema gelesen habe - und das in einem Erstlingsbeitrag! In Stein gemeißelt gehören diese Sätze:


    Die Gebäude mögen die eine oder andere innere Qualität haben, städtebaulich wird Ihre avantgardistische Provokation in wenigen Jahren lächerlich erscheinen, sowie auch die meisten Beispiele der High-Tech-Architektur sich nach wenigen Jahren (optisch)verbraucht haben. An der Peripherie oder in Gewerbegebieten gibt es sicher Schlimmeres, in historischen Zusammenhängen sind die Leichname einer toten Avantgarde eher schlecht zu ertragen.

  • Zitat von architektM

    städtebaulich wird Ihre avantgardistische Provokation in wenigen Jahren lächerlich erscheinen, sowie auch die meisten Beispiele der High-Tech-Architektur sich nach wenigen Jahren (optisch)verbraucht haben.....[/url]


    mit sicherheit nicht :nono::nono:


    der Eifel Turm erscheint bestimmt nicht lächerlich ,ebenso das chrysler building oder andere Gebäude...(die wahrscheinlich nie entstanden wären ,wenn es nach ihrer "zeitfenster" theorie ginge)


    Sie sind Meisterstücke der architektur und sie sind vorallem MUTIGE Entwürfe und keine SICHERHEITS architektur ,die zwar 1000 jahre "optisch" Unverbraucht sein wird ,aber nur deswegen ,weil sie völlig banal und unauffällig ist..(siehe beisheim center und andere "LEGO meisterstücke" ,die in Berlin wie pilze aus dem boden schießen )


    Zitat von architektM

    in historischen Zusammenhängen sind die Leichname einer toten Avantgarde eher schlecht zu ertragen......[/url]


    wie können sie als architekt von einer "TOTEN" avantgarde sprechen ?


    avantgarde mag zwar immerwieder von einer neuen avantgarde abgelöst werden ,aber sie ist deswegen NIE tot ,sonern bleibt immer als avantgarde "ihrer zeit" bestehen...Oder sprechen sie bei der gotik auch von einer "toten" avantgarde ? ,nur weil danach die renaissance Architektur etc. kam.. ?


    Zitat von architektM

    Es ist unverzichtbar, als Architekt ein grösseres „Zeitfenster“ im Blick zu haben, als seine eigene Gegenwart.


    Viele Grüsse
    Andreas Mecklenburg
    http://www.plankonzept.com


    ein guter architekt hat kein "zeitfenster" welches er als billige ausrede für seine "schablonen architektur" benutzt ,zB. Berliner quadratische "LEGO Architektur" ,sondern er geht in seinen Entwürfen mit jedem bleistiftstrich voran (avantgarde) ,auch auf die gefahr hin ,daß seine architektur nicht zur Jeder Zeit "in" sein wird...


    Hierzu empfehle ich diesen Artikel


    http://morgenpost.berlin1.de/a…2/berlin/story536812.html :daumen::daumen::daumen:

  • Markus, ich bin auch eher deine Meinung.


    aus dein link:

    ...Doch während die Experten in erster Linie den Mangel an großen Würfen beklagen, ist es aus Sicht der Berliner vielmehr die Masse von gesichtslosen, sich scheinbar nur in Farb- und Materialwahl unterscheidenden Rasterfassaden, die den Blick auf die eigene Stadt trüben. Gleich blockweise sind diese als «Investorenarchitektur» verspotteten Bauten in der Innenstadt hochgezogen worden - vor allem in den Karrees der Friedrichstadt...


    Quelle: o.g.


    Wenn wir unzufrieden damit sind wie sich manche unsere Städte entwickeln, woran liegt das dann ? Liegt das an den Eitelkeiten (und auch Fehler) einer querdenkenden, hartarbeitenden, innovationsorientierten Avantgarde ? Oder eher an fantasie- und inspirationslose, halbdurchdacht zusammengeklaute, investorfreundliche 08-15 Architektur ?

  • Hallo markus1234


    Ich würde mir für manche Stadt mehr „Legosteine“ wünschen...natürlich muss die Qualität stimmen, dahingehend stimme ich zu, denn Abklatsch a la „Fisher Price“ ist eben nicht Lego.


    Habe aber auch nichts gegen den „Stabilbaukasten“ Eiffelturm.


    Wie passt das zusammen ? Nun, der Eiffelturm steht in Paris am Marsfeld, dort ist er als Monument trefflich gesetzt, auch wenn er zu seiner Zeit erheblichen Widerstand ausgelöst hat. Er ist nicht ins historische Zentrum in eine enge Baulücke gesetzt worden, hat auch kein historisches Gebäude ersetzt oder verunstaltet.
    Ich habe ja auch z.B. nichts gegen das Ungers-Hochhaus am Frankfurter Messegelände einzuwenden. Städtebaulich: Stell Dir ein Bettlaken vor, dessen Endpunkte mit senkrecht gestellten Bauklötzen festgesteckt werden, wie um es zu spannen. Hervorragender Städtebau im Besten Sinne!


    Im Fall des Chrysler-Buildings liegt der Fall etwas anders: Die amerikanische Stadt unterscheidet sich von der europäischen Stadt in ganz erheblichem Masse. Dort gibt es keine historisch gewachsene Struktur, sondern es liegt dem Stadtgrundriß ein abstraktes Raster von regelmäßigen Parzellen zugrunde, innerhalb deren Grenzen die Eigentümer (limitiert durch strikte „Zoning“-Regeln) sich trotz gleicher Nutzung nach Kräften versuchen zu behaupten. In der europäischen Stadt exponieren sich Gebäude mit „übergeordneten“ oder besonderen Funktionen wie Kirchen, Triumpfbögen, Stadttore, und „Eiffeltürme“.


    Beide Beispiele sind daher nicht zu vergleichen mit „Bauen im Bestand in dekonstruktivistischer Manier“.


    Du wirst sicher Beispiele finden, die für Deine Argumente stichhaltiger sind, ich will Dir auch nicht ausweichen:


    Deine Auslegung der Definition von „Avantgarde“ ist einfach eine andere. Zitat: sondern er geht in seinen Entwürfen mit jedem bleistiftstrich voran (avantgarde) ,auch auf die gefahr hin ,daß seine architektur nicht zur Jeder Zeit "in" sein wird...
    Auch Architekten die nach Deiner Auffassung nicht zur Avantgarde gehören, sondern nur „Legosteine setzen“ gehen mit ihren Bleistiftstrichen „voran“. Vielleicht nur etwas subtiler. Genau anders herum, nehmen sie nämlich in Kauf, daß sie in Deinen Augen langweilig und zu keiner Zeit oder sogar niemals „in“ sind. Die wahre Qualität ihrer Entscheidungen wird erst in Zukunft spürbar und Gewissheit, wenn das Projekt „Stadt“ durch viele qualitätvolle Legosteine ein Stück voran gekommen ist. Kannst Du Dir Barcelona oder Mailand ohne seine durchgängige Blockstruktur vorstellen ? Natürlich darf dort hier und da mal ein Turm hervorschauen, ich erkläre bestimmt nicht die Sagrada Familia oder den Kölner Dom zur „toten Avantgarde“.


    Messen wir Ungers viel kritisierte Quadrate an Deinen Worten: Meinst Du im Ernst, der „Lego“-Mann hätte keine „Ideen“ und würde nur weil er keinen Mut hat „feige Sicherheitsarchitektur“ bevorzugen ? Nein ! Er hat nur bestimmte Entscheidungen getroffen, unter anderem die, daß Ideen sich nicht darin äussern, das man sie an jeder Ecke in Form von verschnittenen Baukörpern und schräg gestellten Stützen heraushängen läßt.


    Generell sollten Architekten an der gemeinsamen „Übereinkunft Stadt“ mitarbeiten, zum Beispiel Berlin braucht eher eine Mailänder „Galleria Vittorio Emmanuele“ als ein Sony-Center. Die meisten geschundenen deutschen Städte benötigen zunächst ein „Weiterbauen“, bevor Architekten wieder über „Solitäre“ und „städtebauliche Gesten“ nachdenken.


    Ausserdem erscheint der Dekonstruktivismus nicht nur in seiner theoretischen Herleitung verkrampft und gezwungen: Der Versuch, um jeden Preis das Rad neu zu erfinden obwohl es niemand braucht macht noch keine Avantgarde. Wenn man „voran geht“, kommt man irgendwo her und geht irgendwo hin, reine Rotation oder Zersplitterung auf der Stelle halte ich eben nicht für dauerhaft lebendig. „Mal gucken was wir alles tolles machen können, fahren wir die Karre doch heute einfach mal vorn Baum“


    Gebäude bestehen für eine sehr lange Zeit, in der sie unser Stadtbild bestimmen und damit auch unser Zusammenleben. Ein Handy zum Beispiel kaufen die meisten Leute alle 2 Jahre neu und müssen mit Neuigkeiten um jeden Preis zum Kauf gelockt werden. Über veraltete Modelle macht man sich in Anbetracht der x-ten Modellgeneration dann gerne lustig oder gräbt sie sogar als „Old-Scool“ wieder aus. Bitte gerne, ein prima Betätigungsfeld für kurzatmige und kurzsichtige „kreative“ Avantgardisten. Aber : Finger weg von meiner Stadt ! Sie ist keine Kirmes...


    Den angeführten Morgenpostartikel möchte ich in diesem Sinne unkommentiert lassen, er bezieht „Avantgarde“ allgemein mit ein in seine allzu dünne Kritik und verlangt eigentlich „Kirmes statt Barcelona“


    Versöhnliche Grüße
    Andreas

  • Hallo Schmittchen,


    vielen Dank für die freundliche Begrüssung.
    In Stein gemeißelt fänd ich jetzt doch stark übertrieben;-)
    Wir sind ja hier um Argumente auszutauschen und unsere Meinungen zu erweitern, so festgefügt sollte es gar nicht klingen.


    Viele Grüsse
    Andreas

  • Zitat von architektM


    Kannst Du Dir Barcelona oder Mailand ohne seine durchgängige Blockstruktur vorstellen ?


    nein ich kann es mir nicht vorstellen.aber darum geht es garnicht...siehe unten.


    Zitat von architektM


    Natürlich darf dort hier und da mal ein Turm hervorschauen, ich erkläre bestimmt nicht die Sagrada Familia oder den Kölner Dom zur „toten Avantgarde“.Versöhnliche Grüße
    Andreas


    Und genau das ist es ;):daumen: sowohl der Kölner dom ,als auch das Jüdische Museum sind irgendwann architektonisch "veraltet" und "tote avantgarde" ,und trotzdem haben beide ihre architektonische Berechtigung und sollten nicht gleich als "modeerscheinung" kritisiert werden.


    Es will doch niemand (und schon garnicht liebeskind),daß ganz Berlin Mitte oder barcelonas straßenzüge nur aus dekonstruktivismus bestehen ;)


    aber diese "subtile avantgarde" müssen wir doch auch nicht überall und durchgehend haben ,oder ?


    http://www.emporis.com/ge/il/im/?id=266479


    :)



    ps:



    passt doch wunderbar ?

  • Hallo ir.Glas,


    da bin ich anderer Meinung, aber vielleicht sollten wir uns fragen, wieso wir immer neuere, auffälligere, sensationellere Architekturen in unseren Städten brauchen ?


    Bitte nicht auf Dich persönlich beziehen, aber schauen wir alle vielleicht zu viel TV
    und in PC-Bildschirme, so daß wir schon „elektronische“ Flimmerfassaden a la Nouvel
    zur „Wahrnehmung“ benötigen um einmal stehen zu bleiben und mal ein paar Minuten lang eine Fassade anzusehen ?


    Warum können wir alle das in Rom, Mailand oder der Toskana ?


    Wer arbeitet mehr und härter ? Das wäre sicher ein gesondertes Thema wert...;-)


    Ich gebe Dir Recht, billige Investoren“architektur“ ist verwerflich, aber die gibt es
    Innerhalb jeder Architekturrichtung.


    Nur möchte ich dazu anregen, etwas genauer hin zu sehen. Architekten wie Kollhoff oder Ungers betreiben einen immensen Aufwand bei ihren Projekten.
    Nur weil sich auf Ungers Fassaden Quadrate wiederholen, sind sie noch lange nicht „schnell gemacht“. Im Gegenteil: Ein Ordnungs-„System“ trotz aller Restriktionen und Randbedingungen zum Funktionieren zu bringen, ist erheblich mehr Arbeit, als „frei“ zu entwerfen.
    Ein freier Entwurf kann einfacher auf Ecken und Einschnitte reagieren, oder auch schon mal der unauffällig zu Hilfe genommende „Zufall“.


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hallo ArchitektM,


    Sehr interessante Themen schneiden Sie an.
    Vorweg: für die Architekten Kollhoff und Ungers habe ich große Bewunderung. Kollhoff eher wegen konkrete Bauten mit feinsinnigster Gestaltung; Ungers eher als Meisterstratege, als Godfather der kritische Rekonstruktion, die leider über die Jahre hinweg ständig weniger kritisch wird.
    Ihre Beschreibung der Europäischen Stadt ist meiner Meinung nach ein Idealbild; längst aber keine Realität mehr. Sicherlich haben unsere Städte mal ausgesehen als zusammenhängende Bausubstanz, von woraus sich Gebäude für „übergeordnete Funktionen“ exponierten. Es gab das „Gesamtkunstwerk Stadt“, hierarchisch durchschnitten von Straßen, Alleen, Plätze. Es war die pre-industrielle Stadt und sie war, zugegeben, vielleicht „schöner“ als unsere heutigen.
    Diese heile Stadt wurde seitdem an Kräfte einer sich grundsätzlich ändernden Gesellschaft bloßgestellt.
    -Einzug der Industrie: Fabriken, Kraftwerke, etc, sprengen Maßstäbe, nicht zuletzt Ästhetische.
    -Bahntrassen zerschneiden das Stadtgewebe.
    -„Sozialdemokratie“ oder „Arbeiterbewegung“ attakkiert die Wohnbedingen und schafft neue Definitionen der Dichte und Qualität der Bausubstanz.
    -Automobilität invasiert die Stadt bis in der letzte Ecke und ändert ihre Layout grundsätzlich. Vororte und Sattellitstädte entstehen.
    -Auszug der Industrie. Periphere Wellblechlandschaften formen sich; in der Stadt Brachen und Loftliving.
    -Die Konsumgesellschaft definiiert ihre Bedürfnisse: Supermärkte, Shoppingmalls, Cash & Carry, Outlet stores. Zunächst peripher, später als Rettung der Innenstädte auch Zentral.
    -Werbung wird im Stadtbild omnipräsent.
    -Massenkultur fordert Megakinos, Sportstadien, und sonstige, Unterhaltungsorientierte Nutzungen, auch am Innenstädtischen Lagen.
    -Coorporatism und Brandscaping nehmen Einfluss auf Stadtplanung als Exponenten einer Globalisierten Wirtschaft.
    -Sicherheit mit Videoüberwachung setzt das Verhältniss öffentlicher Raum – Privater Raum unter druck.
    Diese Auflistung ist bestimmt unvollständig, aber sie zeigt hoffentlich die Unmöglichkeit, dies alles in einem Biedermeierischen Wunschbild der Europäischen Stadt zu pressen. In dieser Hinblick erscheint mir „der Dekonstruktivismus in seiner theoretischen herleitung“ gar nicht so „verkrampft und gezwungen“. Das fand übrigens Herr Ungers selber auch als er 1977 im Seminar „The urban block“, in zusammenarbeit mit „Postmodernisten“ wie Stirling und dekonstruktivisten“ wie (damals noch) Koolhaas, sein Modell für Berlin entwickelte. Dieses Modell sah einerseits Rekonstruktion vor, anderseits aber radikale Abriss und Neuentwicklung in der Richtung eines „patchworks“. Eine Stadt als Insellandschaft mehrerer gleichwertigen Realitäten; rekonstruierte Quartiere als Teile der Puzzle. Gleichzeitig Dekon und Rekon.
    Ich halte diese wirklich kritische Rekonstruktion -die friedliche Koexistenz von Hochkultur und Kirmes- für den interessanteren Ansatz in der Richtung einer vitalen Europäischen Stadt. Dazu gehört das Sony Center genauso wie das Bodenmuseum. In so eine Stadt lebe ich lieber als in einem totrekonstruierten Modelleisenbahnwelt.

  • Zitat von JinStuttgart

    Libeskind kennt keinerlei Respekt vor dem städtebaulichen Kontext. Darüberhinaus wird seine Architektur keinen Bestand haben, sie ist eine avantgardistische Laune.


    Dem Dekonstruktivismus allgemein sage ich einen schnellen Tot voraus.


    wie wahr wie wahr!!!!!!!!