Leipziger Kaffeeklatsch (plaudern, träumen, ankündigen)

  • das ist wirklich schön zu hören, gerade wenn man sich die anderen platzierten der liste anschaut. immerhin wir unsere kleine stadt mit ganzen ländern und riesigen metropolen gleichgesetzt. :daumen:

  • Yep! Wobei ich persönlich nicht ganz glücklich bin mit der Charakterisierung Leipzigs als "a small industrial city in the former East Germany".
    Was sind dann Bitterfeld, Riesa oder Eisenhüttenstadt etc.?

  • ^na also... wenn du im vermeintlichen zentrum der welt (NY) lebst und schreibst, ist es gar nicht so abwegig. das wir eine andere ansicht von leipzig haben, ist doch klar ;)

  • In England wird Leipzig kurioserweise auch vor allem als Industriestadt wahrgenommen. Von allen Charakteristiken die Leipzig beschreiben könnten, ist diese die mit Sicherheit am wenigsten zutreffende.

  • ^ Sicherlich ist heutzutage das Label "Industriestadt" nicht mehr unbedingt zutreffend, aber die dutzenden Fabrikgebäude, über deren Sanierung und Nachnutzung wir uns hier immer erfreuen, kommen ja nicht von ungefähr. Leipzig war früher schon 'ne große Nummer in der Hinsicht. Hinzu kommt die Lage im mitteldeutschen Industrierevier. Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis sich da etwas anderes durchsetzt. Ein gutes Zeichen dafür ist ja, dass sich Leipzig wegen Hoch-, Populär- und Subkultur in der Liste findet.

  • Klar, von NYC aus betrachtet mag es gerechtfertigt sein von Leipzig als kleiner Stadt zu sprechen, aber das Etikett "industrial" ist unpassend. Dann könnte man ja beinahe von jeder deutschen 500'000-Einwohnerstadt als "small industrial city" sprechen.


    Dass man offenbar auch in England Leipzig in erster Linie damit assoziert, kann auch darin begründet liegen, dass gerade Birmingham, die britische Stahlstadt schlechthin, die Partnerstadt von Leipzig ist.


    Wobei Kultur beflissene Menschen weltweit wohl eher Musik mit Pleißen-Athen in Verbindung bringen!


    Gleichwohl ist es selbstverständlich erfreulich, dass die NYT Leipzig in ihre Liste mit aufgenommen hat.

  • Natürlich ist Leipzig eine Industriestadt, auch wenn der Ofen inzwischen meistens aus ist. Die Industrie, ab ca. 1830 mit der Buchindustrie beginnend rasant wachsend, bestimmt auch heute maßgeblich das Stadtbild. Eine solche Industriedichte gibt es wohl in kaum einer zweiten Großstadt in Deutschland. Hier werden bislang vielleicht 1 oder 2 Prozent aller (ehemaligen) Industriebetriebe in Leipzig vorgestellt. Der Unterschied zu den meisten anderen Industriestädten ist freilich, dass Leipzig auch eine Kulturstadt ist, die sich hauptsächlich über die Musik und Literatur definiert. Beides ist städtebaulich gesehen faszinierend: Großzügig errichtete Bürgerbauten, Villen und Orte der Kultur wechseln mit Industriebetrieben nebst einfacheren Arbeiterwohnsiedlungen ab. In fast allen Stadtteilen der Kernstadt.

  • Ich fotografiere die Stätten der ehemaligen und jetzigen Industrie im besonderen. Ich möchte schon sagen, dass Leipzig eine Industriestadt ist und vor allem war. Ich zähle mal auf:
    - Ein ganzes Viertel voller Buchindustrie
    - Das Zentrum des Maschinenbaus in Plagwitz
    - Die Gießereien um die Gerhardt-Ellrodt-Straße, auch mit Neuansiedelungen nach der Wende
    - Der Großmschinenbau in Eutritzsch und Gohlis
    - Das große Industriegelände West, auch mit Neuansiedelungen
    - Das große Induistreigebiet an der Riesaer Straße, benachbart alles um das ehemlige Bahnbetriebswerk herum
    - die neu angesiedelte Autoindustrie.


    Das ist schon mehr als unbedeutend. Wer Fotos und etwas Industriegeschichte sehen möchte:
    http://www.industriekultur-fot…ils&album=lastupby&uid=83
    (mehrere hundert Objekte)

  • Ist schon klar, Leipzig war auch, aber eben niemals ausschließlich, eine Industriestadt, sondern auch Messe-, Banken- und eben auch Kulturstadt. Daher halte ich es nach wie vor für unzutreffend die Stadt alleine mit "small industrial city" zu charakterisieren.


    Ohne mich jetzt zu sehr in Haarspalterei zu ergehen, aber diese Begrifflichkeit käme mir auch nicht in den Sinn, wenn ich bei einer Beschreibung Nürnbergs zwei Adjektive auswählen müsste. Und dies obwohl Nürnberg womöglich über eine ausgeprägtere industrielle Geschichte verfügt (MAN, Grundig, AEG, Siemens, bedeutende Druckindustrie etc.) und nach wie vor deutlich mehr Arbeitsplätze im industriellen Bereich aufweist als Leipzig.


    aber warum nicht? ich halte das für cleveres stadtmarketing.


    interessantes Interview! Ich halte das auch für eine positive Sache!

  • Nürnberg ist auch heute noch durch seine Industrie stärker mit der Welt verbunden. Auch wenn das eher verschwiegen wird. Oder kennt hier jemand die Firma DIEHL?



    Im Osten gibt es erhebliche Widerstände gegen derartige Aktivitäten. Aber ob es wirklich die beste Lösung ist, sich von der Wirklichkeit der Welt abzukoppeln?


    Nürnberg und andere Industrieregionen profitieren von ihrer Einbindung in internationale Netzwerke. Bremen hat gerade einen großen Auftrag für das GALILEO-System gewinnen können.

  • Also beim Thema Militär werde ich mich nicht weiter engagieren. Es ist mir aber aufgefallen, dass sich im Osten viele heraus halten wollen.


    Militärflüge vom Flughafen Leipzig-Halle sind ein schwieriges Thema.


    Bei diesen Diskussionen habe ich aber schon das Gefühl, dass manche denken nur sie wären die Guten. Oder hat man ganz persönliche Interessen und nutzt das Thema Militärflüge um diese durchzusetzen?



    Valjean hatte von der doch immer noch stärkeren Industrialisierung der Region Nürnberg gesprochen. Ein Bereich, der Nürnberg doch erheblich mit den USA verbindet, fehlte bei der Aufzählung.


    Weder in Frankfurt, Nürnberg oder anderswo und noch viel weniger in Kaiserslautern habe ich den Eindruck, dass die Bevölkerung die US-Soldaten als Bedrohung empfinden. Sind sie im Osten noch immer die Klassengegner?

  • bei diesem thema treffen halt zwei strömungen zusammen:


    - manchen anwohnern ist die militärische nutzung eher egal, sie sind gegen flüglärm
    - manchen leuten ist der fluglärm eher egal, sie sind gegen militärflüge


    die "proteste" halten sich nach art und umfang aber doch wohl ziemlich im rahmen, wenn du sie mal mit den seinerzeitigen krawallen um die frankfurter startbahn west vergleichst.

  • Stahlbauer, wenn ich mich recht entsinne, gelang der Flughafen Leipzig/Halle mit Beginn des Irakkrieges an militärische Bedeutung. Ohne politisch werden zu wollen, aber es ist legitim, kritisch zu hinterfragen, warum Deutschland den Irakkrieg strategisch unterstützt (zB Lej - anfangs unter dem Mantel der absoluten Geheimhaltung - als Drehkreuz für heimkehrende und in den Irak ziehende US-Amerikaner), obwohl sich die damalige Bundesregierung gegen den Irakkrieg ausgesprochen hatte und den USA jegliche Unterstützung verweigerte. Unter diesem Gesichtspunkt hielten sich die Proteste in der Tat in Grenzen.


    Aufschlussreich ist die Aussage von LTM-Chef Volker Brehmer im Interview, dass die US-Amerikaner, die in Lej umsteigen, "selbstverständlich nicht als Touristen gezählt" werden. Diverse Medien, allen voran die Leipziger Internetzeitung, mutmaßten bislang, dass die auf Lej umsteigenden US-Amerikaner als Touristen gezählt werden. Damit wurde der sprunghafte Anstieg amerikanischer Touristen in den letzten Jahren begründet.

  • ^ Da die Flüge der Amerikaner als zivile Charterflüge zählen, hat die Bundesregierung zunächst nichts damit zu tun, dass (wie auch in den vergangenen Jahrzehnten und auch heute noch Nürnberg, Hannover oder Frankfurt) Leipzig/Halle sich erfolgreich als Zwischenlandeort etabliert hat. Da sind die direkten NATO-Flüge für Salis, d.h. die Transportflüge mit den An124, schon eher zu hinterfragen.


    Die L-IZ hat m.W. nur gemutmaßt, dass der Anstieg mit den, bedingt durch die Zwischenlandungen, zahlreichen Crewübernachtungen zu tun hat. Diese These wurde ja insofern bestätigt, als dass diese Übernachtungen ganz normal gezählt werden. Was legitim ist, bei einem Abzug des Drehkreuzes dann aber auch ohne Wenn und Aber sofort wegbrechen würde. Kritisiert wurde, falls ich mich recht entsinne, hauptsächlich, dass die Transitpassagiere am Flughafen in die Bilanz der Passage eingehen. Ohne diese inzwischen mehreren hunderttausend Passagiere pro Jahr würde dessen Bilanz düster aussehen. Aus gleichem Grund ist auch eine Korrelation zwischen Transitpassagieren und Touristenzahlen ausgeschlossen - Erstere sind zahlenmäßig den Letzteren einfach weit überlegen.

  • Da die Flüge der Amerikaner als zivile Charterflüge zählen
    Ja, ich weiß. Aber die Frage, die in diesem Zusammenhang aufgeworfen wurde, war ja, inwieweit gecharterte Flüge für US-Soldaten auf dem Weg zu ihren Kriegsstützpunkten eigentlich noch zivil sind. Aber diese Frage müssen wir hier nicht vertiefen.


    Die L-IZ hat m.W. nur gemutmaßt, dass der Anstieg mit den, bedingt durch die Zwischenlandungen, zahlreichen Crewübernachtungen zu tun hat.
    Dass von Crewübernachtungen die Rede war, kann ich mich gar nicht erinnern. Aber mal davon abgesehen, sind diese Übernachtungen etwa so zahlreich, dass sie maßgeblich die Touristenstatistik beeinflussen? Zumal sicher längst nicht jede amerikanische Crew, die in Lej zwischenlandet, auch hier übernachtet.

  • ^ Da die Flüge der Amerikaner als zivile Charterflüge zählen, hat die Bundesregierung zunächst nichts damit zu tun


    Obwohl ich mich damit schon eine Weile beschäftige, blicke ich leider noch nicht ansatzweise durch :( Ob noch von zivilen Flügen gesprochen wird, weiß ich nicht. Das wirkte ja eher vorgeschoben. World Airways & Co. sind zwar outgesourcet, aber sie fliegen exklusiv für die Regierung, "Reiseveranstalter" ist das Militär. Diese Maschinen landen auch nachts, obwohl für zivile Passagierflüge in Leipzig/Halle Nachflugverbot gilt.


    Die Bundesregierung hat offenbar durchaus damit zu tun: sie stellt den Flügen "Military Diplomatic Clearance Numbers" aus. Zivile Flüge also?


    In die Statistik fließen die Soldaten als Transitpassagiere, nicht als Touristen, ein. Angeblich ist es weder dem Freistaat noch dem Flughafen möglich, die Zahl der Soldaten zu beziffern. Gegner sprechen von mehr als 300 000 Soldaten jährlich.

  • @ dancingdwarf: herzlich willkommen zunächst im Forum. Mir ging es darum, warum und ob Leipzig genutzt wird. Die Bundesregierung hat hierauf keinen Einfluss, während dies für die Salis- und Bundeswehrflüge nicht gilt. Dass Leipzig als Zwischenlandeort genutzt wird, ist zunächst eine kommerzielle Entscheidung der Global Aero Logistics, die keineswegs ausschliesslich exklusiv für das US-Militär fliegen, sondern in den Vereinigten Staaten recht große zivile Charteroperationen unterhalten sowie Subchartering im Passage- und Cargobereich für Airlines wie Lufthansa anbieten. Bis vor 2 Jahren hatte man auch noch diverse Linienflüge im Angebot.


    Das Gerücht von den U.S.-Militärairlines ist ähnlich wie die Behauptung, eine Bezifferung der genauen Zahlen sei nicht möglich (die Transitzahlen werden monatlich im Rahmen der Statistiken von der ADV veröffentlicht, da sie als zivile Passagierflüge gelten), seitens der Fluggegner lanciert, die sich zum großen Teil aus Ex-SED-Mitgliedern mit einer grundsätzlichen NATO-Antipathie sowie Lärmschutzfreunden, denen jedes Argument recht ist, zusammensetzen.


    Angesichts der Tatsache, dass durch die Amerikaner offensichtlich weder Kriegsgerät noch Gefangene transportiert werden, kann ich nur sagen: wenn die Flüge nicht in Leipzig zwischenlanden, dann eben woanders. Nur gehen dann den Caterern, dem Flughafen und seinen Gesellschaftern (u.A. Stadt Leipzig und Freistaat Sachsen) sowie der Raffinerie Leuna insgesamt ziemliche erhebliche Summen verloren. Die oben genannten Gegner sind dann die ersten, die Krokodilstränen weinen, wenn irgendwo aufgrund von Flughafenverlusten gespart werden muss.


    @ cowboy: ich hoffe es war okay, dass ich das Thema nochmals ausgeführt hab.