Leipziger Kaffeeklatsch (plaudern, träumen, ankündigen)

  • ^ Naja, der Titel kommt wie der dj sagte, eigenbtlich ausschliesslich von der Anzahl der unter Denkmalschutz stehenden Objekte. Da liegt Leipzig tatsächlich deutschlandweit vorne. Ansonsten kann ich dir nur Recht geben, man bewegt sich in Leipzig oft in extremem Understatement oder ordentlich auf die Kacke hauen, der richtige Ton setzt aber noch ein wenig mehr Selbstbewusstsein voraus.

  • ich denke, herr jung ging hier von reinen zahlenwerten aus. und da leipzig einfach größer als die o.g. städtchen ist, sind mengenmäßig auch mehr denkmäler vorhanden.
    architektonisch haben wir dennoch richtige einzigartige denkmäler, siehe kohlrabizirkus oder die messehäuser. halt kaum sakralbauten.
    und auf die kacke hauen, ist doch leipziger spezialität, oder ;)

  • Es ist, immer noch, trotz Krieg und Abriß und Perforation, die Geschlossenheit ganzer Viertel, der komplette und komplexe Altbaubestand; es sind deren mehrere Viertel, die noch existieren, es sind Gebäude, die nicht, wie in den 60er bis 80er Jahren glattsaniert worden - kurz: die Tatsache, daß man sich durch Leipzig bewegt und das die meiste Zeit durch Altbauviertel, so, daß es für viele banaler Alltag ist, was Leipzig zur Denkmalstadt sui generis macht. ;)

  • Leipzig ist nicht Rom, Leipzig ist auch nicht Barcelona und Leipzig ist auch nicht Lisbon! Leipzig ist Leipzig und unsere stadt bleibt einigartig und hat eine stolze Geschichte hinter sich und eine Architektur für die uns viele Städte beneiden. Klar hat Leipzig noch viele Probleme aber seien wir mal ehrlich, unsere Probleme hätten manch andere Städte gerne. :)


    Also auf die Kacke hauen dürfen wir schon nur, nur müssen wir bei allem Stolz weiter an unseren Problemzonen arbeiten und seien wir mal ehrlich, ist es nicht schön zu sehen, wie sich unsere Stadt immer weiterentwickelt?


    Und Erfurt und Görlitz mögen zwar hübsche Altstädte haben, nur d ahörts leider auch auf.


    Ich kann mich noch gut erinnern wo ich mit ner Freundin nach LE gefahren bin, sie war vorher noch nie in LE und sagte als wir in Leipzig ankamen "Eure Altstadt is ja schick" Da fuhren wir gerade durch Stötteritz. :D


    Unsere Stadt bleibt einzigartig und darum lasst uns ruhig auch mal auf die Kacke hauen, das hat sich unsere stadt erarbeitet!

  • Die Anzahl der Denkmale in Leipzig ist sicher beeindruckend. Aber es handelt sich dabei überwiegend "nur" um Wohnhäuser. Mit Florenz, Wien, Krakau, Prag u.ä. Städten kann sich Leipzig nicht wirklich vergleichen. Außerhalb Leipzigs gilt Leipzig nicht unbedingt als touristisch attraktiv. Schon mit Dresden kann sich Leipzig kaum messen.



    Und wenn man über Plagwitz, Zschocher oder Crottendorf nach Leipzig kommt, wird eher an Kriegszeiten erinnert. ;)

  • ^ Wobei die Innenstadt im Vergleich zur quasi nicht vorhandenen Dresdener schon auch von, sagen wir mal, nicht-so-architektur-interessierten Menschen hervorgehoben wird. Zeigt sich nicht zuletzt ja auch in den Touristenzahlen. Und was Plagwitz & Co betrifft: das wird, Stahlbauer, das wird ;)

  • DaseBLN


    Das ist mir schon klar. Aber ich glaube nicht, dass mit abstrakten Statistiken Touristen angelockt werden können.



    In der Wahrnehmung und vom Image her schneidet Dresden immer noch besser ab. Und wenn jetzt auch noch die grüne Lunge - der Auwald - für Straßen geopfert werden soll...:D



    Ach so. Heute hatte ich in der Plagwitzer Klingenstraße zu tun. Ob der dortigen Zustände hat meine Kamera gestreikt..

    2 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Ergänzt.

  • Denkmaldichte Leipzig

    In Leipzig gibt es ca. 17000 Baudenkmäler, allein ca. 12500 stammen aus der sog. Gründerzeit. Von der aktuellen städtischen Statistik, die uns DrZott in #498 präsentierte, wissen wir nun auch, dass es rund 55590 Gebäude in Leipzig gibt. So gesehen stehen beinahe ein Drittel aller Gebäude in der Stadt unter Denkmalschutz, was wiederum in der Tat einzigartig unter allen deutschen Großstädten sein dürfte. Würde man die sozialistischen Großsiedlungen und die nach 1990 eingemeindeten Vororte mit ihren Reihenhaussiedlungen herausrechnen, und nur die Kernstadt betrachten, könnte vielleicht sogar fast jedes zweite Gebäude unter Denkmalschutz stehen.


    Gerade in Westdeutschland wurde versäumt, die Gründerzeitviertel bzw. das, was der Krieg von ihnen noch übrig gelassen hat, unter Denkmalschutz zu stellen, was an den gravierenden Qualitätsunterschieden sichtbar wird. Von daher sollte man den Denkmalstatus, auch wenn's zum Großteil Wohngebäude aus der Gründerzeit betrifft, nicht unterschätzen.

  • Leipzig ist schön, gar keine Frage, ich lebe ja auch hier. :lach: Nur mit Verlaub, mit Barcelona, London, Paris, Rom, Prag, Budapest, Wien, Krakau ... kann sie es trotz Gründerzeitviertel nun mal nicht aufnehmen. Muß es auch nicht, war ja nie Landeshauptstadt, Residenzstadt etc. Nur liegen die Städte eben alle in Europa.



    Und Erfurt und Görlitz mögen zwar hübsche Altstädte haben, nur d ahörts leider auch auf.


    Görlitz: "Nur" 2.600 Einzeldenkmale, aber wenn man mal die Baualter zusammenrechnet, dürfte man Leipzig locker überholen. Da sind auch einige Leckerbissen aus dem Historismus, neben Wohnhäusern zahlreiche wichtige öffentliche Bauten. Bist Du schon mal zwischen Demianiplatz, Bahnhof und Sechsstädteplatz unterwegs gewesen?


    Erfurt: Leider habe ich aktuellen keine Zahlen gefunden, auch nicht im Erfurter SEKo (in dem das Wort Denkmal für so eine Stadt erstaunlich selten vorkommt): http://www.erfurt.de/ef/de/leb…icklung/stadt/29666.shtml
    Aber auch in Erfurt legt sich ein kompletter Gründerzeit-Kranz um die Altstadt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Erfurter_Vorst%C3%A4dte

  • leipzig war nie hauptstadt (außer vllt der herzen) und wurde m.w.n. stets nur durch die findigkeit und zuneigung seiner bürger bereichert. so ist es zwar mitnichten mit solch schwergewichten wie den o.g. europäischen hauptstädten zu vergleichen.
    aber das wäre genauso wie leipzig mit borna zu vergleichen. innerhalb seiner liga (und mir fallen vergleiche schwer: bremen? hannover? dresden ;p) darf es sich denk ich schon ein krönchen aufsetzen.
    eigentlich aber sind all diese pro und contras ziemlich unsinnig, da alle städte ihre geschichte haben und ihre hoch und tiefzeiten hatten.
    herr jung macht also nur dass, was die modernen zeiten erfordern: kreischen und übertreiben, damit man noch gehört wird.
    kennt ihr denn einen besucher, der nicht schwärmend wieder von dannen zog?

  • Cowboy: danke für die umbenennung!


    @alle anderen: geplaudert, geträumt und angekündigt wird um so mehr, je weiter anspruch und wirklichkeit auseinander driften. sich mit ihr auseinanderzusetzen, ist sicher weniger glamourös, aber keineswegs weniger interessant. wäre schön, wenn das künftig wieder mehr bedacht werden würde.

  • dj tinitus


    Mit den gegenwärtig laufenden Projekten sieht es für Leipzig doch garnicht so schlecht aus. Zukünftig wird Leipzig wohl nicht so den klassischen Bustouristen ansprechen, sondern eher den jungen/junggebliebenen Individualreisenden.:D























    Schöne Fotos, gern auch mehr im Thread "Neue Ufer". Gruß, Cowboy



    Alles eigene Fotos.

  • Office Tower am Goerdelerring


    In den 90er Jahren gab es einen Architektenwettbewerb für ein neues Hochhaus am Goerdelerring/Ranstädter Steinweg. Schön gelegen an der IHK, am Elstermühlgraben und Gründerzeithäusern.


    Den Entwurf von Bofinger kennen wir alle. Das Ziel der Architekten war es, einen Büro- und Geschäftsturm zuentwickeln. Diese sollten eine Höhe von 90 bis 100 Metern haben. Dank des Stadtplanungsamtes Leipzig konnte ich einen weiteren Architekten finden. Es handelt sich hierbei um Vittorio Gregotti.



    Grafik: http://www.gregottiassociati.it/selected_projects.htm



    Grafik: http://www.gregottiassociati.it/selected_projects.htm



    Grafik: http://www.gregottiassociati.it/selected_projects.htm


    Der Entwurf von Bofinger als auch von Gregotti gefallen mir persönlich echt gut. Das Stadtplanungsamt favorisiert immernoch diese Ecke und eine Baugenehmigung existiert ja schon seit längerem. Die Hochhausbebauung existiert ja bereits seit den 20er Jahren. Angefangen hat alles mit dem Krochhochhaus und dem Europahaus am Augustusplatz. Mit dem Ring-Café am Roßplatz ging es weiter. Auch war ein weiteres Hochhaus für die Universität geplant, oder sollte der Uniriese damals das einzige sein? Stelle war das Café Felsche. Weiter geht es mit dem Rathausturm und dem Wintergartenhochhaus. Nun fehlt nur noch nordwestlich des City-Rings ein Hochhaus. Leider gibt es zur Zeit keine Neuigkeiten zu diesem Projekt.


    Wie denkt Ihr so darüber, über ein Hochhaus an dieser Stelle? Office-Tower, IHK-Tower :D...!!

  • ich dachte gemunkel vernommen zu haben, dass es investoreninteresse gibt? na wer weiß, ich stecke ja nicht tief in der stadtplanung drin.
    ein hochhaus wäre schön, wobei ich das von gregotti nicht ganz so gelungen finde, wie das von bofinger - zumindest was die extravaganz angeht.
    schick hingegen finde ich die gestaltung des wagner-platzes vor der konservendose. was ist das für ein kleines halbrund? ein café oder eine bühne? wer weiß...
    zumindest ist die wegeführung von der hahnemann anlage stimmiger, als was ich da bei den beiträgen im neuen rathaus gesehen habe.
    das mit der vermietung wird echt schwierig, da es kaum große dienstleistungsunternehmen in leipzig gibt, die so ein ding füllen würden. m.w.n. ist ja auch das cityhochhaus kaum vermietet, oder?

  • ist ja auch das cityhochhaus kaum vermietet, oder? > Hauptmieter ist der MDR. Wissen wir ja alle..


    "Im März 2008 verlegte die Europäische Strom- und Energiebörse EEX ihren Hauptsitz in das Hochhaus. Der Energiedienstleister GET AG sowie der Hersteller für Biokraftstoffe, Verbio AG haben ebenfalls 2006 bzw. 2007 und 2008 Ihren Firmensitz in das City-Hochhaus verlegt." < wikipedia.de

  • ^ Danke für die Bilder, Dave, mir war bisher auch nur der Bofinger-Entwurf bekannt. Zwar ist dieser hier nicht unbedingt schöner, verrät doch aber einiges darüber, was man sich 1994 so erträumt hat - scheinbar sollte das Naturkundemuseum zugebaut werden und die Haltestelle Goerdelerring eine Überdachung bekommen. Die Gestaltung des Richward-Wagner-Platzes finde ich recht interessant. Das mit dem Halbrund würde mich auch interessieren.


    Es gab zum Hochhausthema mal vor einem knappen Jahr eine relativ kurze Diskussion im APH. Quintessenz ist, dass das baukulturelle Erbe Leipzigs, das wir hier immer so hoch loben, genau solche Gebäude momentan verhindert. Finde ich aber gut so. Für Leipzig typische kleinere Firmen lassen sich eher eine Fabrik "verloften" und wenn es unbedingt ein Chefsessel mit Aussicht sein muss, kriegt man im City Hochhaus etagenweise Büros hinterhergeschmissen. Weiterhin gibt es ja selbst in Innenstadtnähe etliche Brachflächen, auf denen man nicht per se in die Höhe bauen muss. So lange hier also noch genügend Alternativen bestehen, wird es sicherlich kein Hochhaus am Gordelerring geben. Die einzige Firma Leipzigs, die dafür halbwegs Bedarf hätte, ist die VNG, die haben aber leider ihren (zu Recht hochgelobten) Neubau sonstwo in der Pampa hochgezogen. M.E. eine der größten Standortfehlentscheidungen der 90er.


    Eine Fehlentscheidung wäre übrigens auch gewesen, das Hochhaus in den 90ern zu bauen. Erstens hätte man sich sicherlich einiges verbaut, was Pleiße- und Elstermühlgraben betrifft, andererseits will ich nicht wissen, wie viele Fabriken und andere Altbauten nicht saniert worden wären, wenn solche riesigen Flächen auf den Markt geworfen worden wären. Irgendwann wird diese schon seit 80 Jahren geplante Höhendominante aber sicher kommen, dann hoffentlich mit einem markanten Gebäude, dass vor allem gegen den Uniriesen besteht.

  • Also ich fände ein Hochhaus an dieser Stelle mehr als gelungen und hoffe auch bereits seit Jahren darauf. Diese riesige Kreuzung entgleitet irgendwie in alle Richtungen und es kommt kein Raumgefühl auf, obwohl fast nur schöne Gebäude sich dort befinden. Ein Hochhaus würde diesen Platz dominieren und einen Fixpunkt geben, an dem sich dann alles ausrichtet. Hier gegebener Entwurf ist nicht schlecht, erinnert ein wenig an die Hypovereinsbank in München. Kann man sich vostellen, würde passen, hat aber lange nicht so viel Eigenes wie der Weisheitszahn oder auch das Wintergartenhochhaus.

  • Ich finde den Gregotti Bau skulpturaler als den banalen Bofinger Entwurf, der zum Glück nicht gebaut wurde. Wenn die Fassadengestaltung jetzt nicht so eintönig daherkommt würde dieser das Zentrum schon ganz ordentlich aufwerten. Das Schema des damals (Anfang der 90er) mit dem ersten Platz prämierten Entwurfs findet man auch immer noch im offiziellen "Planwerk Stadtraum" von 2006.