Leipziger Kaffeeklatsch (plaudern, träumen, ankündigen)

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    Ich möchte noch auf den Fakt hinweisen, daß die sächsischen Großstädte mit den nach der Wende Abgewanderten über eine erhebliche Ressource für zukünftige Wanderungsgewinne verfügen. In letzter Zeit habe ich den persönlichen Eindruck, daß hier ein gewisser Rückstrom eingesetzt hat.


    Da kannst Du mich dazuzählen! Möchte auch unbedingt wieder zurück. Ich schätze mal die Wohnungssuche wird sicher kein Problem darstellen (da freu ich mich auch schon drauf). Schwieriger sieht es sicher am Arbeitsmarkt aus. Wünscht mir Glück! ;)

  • Cowboy: Jeder das, was er verdient. :D Nunja, schönen Häuser allein reichen sicher nicht. Is klar, dass da mehrere Faktoren zusammenspielen müssen. Z.B. eben auch entsprechende Nutzungen, die Leben in die Bude bringen. Aber eine gute urbane Grundlage sind die Häuschen und das dazugehörige Umfeld auf jedenfall. Sie inspirieren einen und schaffen eine positive Aufenthaltsatmosphöre, wenn sie ordentlich saniert worden.


    LEonline: *Daumen drück*:daumen:

  • Liebe Kollegen,


    ich halte es eigentlich für nicht sehr zielführend, immer den Statistiken hinterherzuhecheln und die Bevölkerungsstruktur als Fetisch zu behandeln.


    Das ist im Osten ein verbreiteter Sport und nach 10 Jahren "Statistikhuberei" kann man sagen, dass fast keine der gemachten Aussagen je zugetroffen hat. Stattdessen entwickelt sich alles gottlob unabhängig von irgendwelchen Vorhersagen. Daher rate ich auch bei der Bevölkerungszahlen-Diskussion zu mehr Gelassenheit. Wen kümmert es denn was nun die Unterschiede zwischen C und L sind?


    Chemnitz mag zwar nicht so urban und großstädtisch daherkommen, schaut man sich aber den mittlerweile drallen Wohlstand der Vororte wie Adelsberg, etc. an, dann weiss man, dass in Chemnitz sehr wohl Geld vorhanden ist. Das Bentley-Autohaus muss ja schließlich seit 4 Jahren von irgendwas in dieser Stadt zehren...


    In Leipzig besticht das junge, urbane Lebensgefühl. Das zieht eben an und sorgt für einen Bevölkerungszuwachs. Organisch wächst Leipzig aber nicht, die Ratio zwischen Todesfällen und Geburten ist noch negativ - ganz anders beispielsweise in Dresden. Die Stadt wächst auch in Krisenzeiten, weil der Geburtensaldo seit Jahren positiv ist.


    Darüber hinaus vertrete ich die Meinung: es ist besser eine Stadt mit gesunder Industrie und leichtem Bevölkerungsrückgang zu haben, als eine wachsende Stadt, in der alle in der Medienwirtschaft "Projekte" durchziehen und sich ansonsten gegenseitig die Haare schneiden.

  • tatsächlich machen alle sächsischen großstädte genau da weiter, wo es nach dem krieg abrupt aufhörte. natürlich mit unterschiedlichem erfolg und ausrichtung.
    und während man in chemnitz werkelt und in dresden pranst, wird in leipzig halt gehandelt.
    keine sorge, wolfsheim: von hamburg oder berlin ist man in der minimedienstadt leipzig noch lichtjahre entfernt. und wenn der friedrichshain-kreuzberger regen der seit zwei jahren auf den süden und westen der stadt eintröpfelt nicht anschwillt, bleibt das glücklicherweise noch eine weile so ;p

  • Richtig. Leipzig ist an den großen deutschen Standorten gemessen, eher ein kleiner Medienstandort. Doch ist der MDR hier eine ähnlich feste Größe wie der WDR in Köln.


    Leipzig hatte aber auch viel weniger Zeit sich zu entwickeln, was in 20 Jahren entstanden ist, kann sich aber sehen lassen. Dennoch ist die Medienindustrie hier von Billigjobs und kleinen Klitschen geprägt, Wohlstand kann so nicht entstehen. Aber alles braucht seine Zeit, mittlerweile haben sich mit Unister und Spreadshirt zwei feste Größen etabliert.


    Und was den Zuzug angeht, kommt der immer noch mehrheitlich aus dem weiteren Umland (<250km). Positiv daran ist, daß früher viele nach dem Westen gegangen sind, diese Leute gehen jetzt verstärkt nach Leipzig, Dresden oder Jena.

  • Iguenth1:
    Auf welche Stadt bezieht sich der Wert 0,4% (Bevölkerungsrrückgang)


    Noch was zu den weichen Standortfaktoren: Ich denke, dass sich alle Großstädte in einem permanenten Wettbewerb um junge gebildete Leute befinden und es sich dennoch abzeichnet wer da das Rennen macht, bzw auch nicht.


    Zu Leipzig:


    Ich denke die Stadt genießt insbesondere bei ostdeutschen jungen Leuten ein hohe Ansehen und wird deshalb gern als Standort gewählt. Gründe hierfür sind sicherlich, insbesondere die urbanen Strukturen im Süden und Westen (reichhaltiges Kulturangebot, Gründerzeithäuser die relativ günstig zu mieten sind usw).


    Dennoch und das ist auch meine persönliche Meinung, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass viele auch nach dem Studium z.b. die Stadt wieder verlassen. Insbesondere Berlin gilt bei vielen als der sogenannte 'place to be'; da kann Leipzig einfach nicht mithalten und gerät ins Hintertreffen, da das Angbot der Stadt Leipzig trotz aller Vielfalt, relativ überschaubar und leicht zu erkunden ist.


    Leipzig ist nunmal schlichtweg eine sächsische Metropole nicht mehr und nicht weniger und das wird sich ebenso auch ab 2020 in der Bevölkerungsstatistik wieder widerspiegeln

  • ^ Wie Wolfsheim korrekt sagte, sollte man zwar nicht den Statistiken hinterherhecheln, die Aussage, dass ab 2020 die Bevölkerungszahlen wieder sinken, wird durch Wiederholung aber, gemessen an den aktuellen Prognosen, auch nicht korrekter. Detailiert bin ich da ja bereits in #913 drauf eingegangen.


    Was die Studierenden betrifft: der Beginn des Bevölkerungswachstums kurz nach der Jahrtausendwende hatte zwar mit der Aktion der Stadt zu tun, Studenten, die ihren Hauptwohnsitz nach Leipzig verlegen, die Semestergebühren zu ersetzen, allerdings wächst die Studierendenzahl nur leicht, jedes Jahr verlassen Studenten die Stadt und neue nehmen ihr Studium auf. Insofern haben die Studies auf das momentane Wachstum nur einen äußerst geringen Einfluss.


    Zu Berlin: die Nähe Berlins wird sich für Leipzig m.E. mittelfristig eher positiv als negativ bemerkbar machen. Sicherlich ist es keine Massenbewegung, aber bereits heute gibt es Pendler, die in Leipzig wohnen, aber in Berlin Freelancen oder sogar festangestellt sind. Ich selber wohne in der Nähe des Bahnhofs Gesundbrunnen und bin nur minimal später in Leipzig Hbf als in diversen äußeren Ecken Berlins.

  • keine sorge, wolfsheim: von hamburg oder berlin ist man in der minimedienstadt leipzig noch lichtjahre entfernt. und wenn der friedrichshain-kreuzberger regen der seit zwei jahren auf den süden und westen der stadt eintröpfelt nicht anschwillt, bleibt das glücklicherweise noch eine weile so ;p


    Ja, das befürchte ich auch; aber unter umgekehrten Vorzeichen!
    Schade, das Leipzig diese Potential nicht hat und eher provinziell anmutet.

  • -.- Durchs Schlechtreden wird es auch nicht besser. Welches Potential vermisst du denn? Das Kreative kannst du kaum meinen, das ist nämlich vorhanden.

  • Leipzig beliebtester Ost-Studienort

    Passend zur Diskussion: http://www.ln-online.de/artike…teste_Ost-Studienorte.htm


    Aber noch eine Anmerkung zu Dase & Phoenix:


    Ich sehe das in diesem Fall ähnlich wie Dase. Wenn man eine nichtprovinzielle Großstadt über die Anzahl der Audis, BMWs, Mercedes und Porsches auf den Straße defniert oder allgemein über das Vorhandensein von Schicki-Micki der Elite, da bin ich ganz froh, dass Leipzig so ist wie es ist und sollte auch weiterhin seinen, eigenen, vielleicht etwas idyllischeren Weg gehen und Charme versprühen, als München, Hamburg oder Berlin ihn eventuell gehen. Man kann es vielleicht auch als Understatement bezeichnen.


    Leipzig hat sehr wohl Potentiale noch und nöcher an allen Ecken der Stadt. Das zeigen Bilder und Kommentare hier in den entsprechenden Threads und die darauf folgenden Lobpreisungen, wenn wieder ein Unternehmen oder die Stadt selbst endlich diese Potentiale erkennt und reaktiviert. Über Potentiale mach ich mir daher keine Gedanken; daran mangelt es nicht. Eher über das konkrete Erkennen, Aufgreifen und Umsetzen. Andere dafür zu Begeistern ist desöfteren nicht so einfach (siehe u.a. Stadthafen, Alte Messe). Es ist aber wohl auch die notwendige Geduld, die jedem hier hin und wieder abhanden kommt (inklusive mir). Gut Ding will bekanntlich Weile haben. Dann wird Leipzig wie Phoenix aus der Asche auferstehen. ;)

  • Mir geht dieses Standortgehechel und -sorry- Statistikgewichse schon seit Jahren gehörig auf den Zeiger.


    Statt praktisch was getan wird, verschwendet die Politik ihre Zeit mit kommunalem Penisvergleich. Das sollte aufhören. Es ist eigentlich gleichgültig, welche Potenziale nun genau einen Standort auszeichnen. Durch die lautstarke Proklamation dieser oder jener "Leuchttürme" oder "Cluster" ist noch keine Stadt zu Wohlstand gekommen.


    Das beste Beispiel dafür ist Halle. Die "Diva in Grau" gilt als das Aschenbrödel neben Leipzig. Mittlerweile hat sich dort der nach Berlin-Adlershof zweitgrößte Forschungs- und Technologiepark entwickelt. Ob das nun in Stuttgart oder Berlin einer gutheisst oder wertschätzt, kann doch den Betroffenen herzlich egal sein. Ich denke, man sollte mit solchen Dingen wie Wirtschaftsentwicklung viel gelassener umgehen, und das als jahrzehntelangen Prozess erkennen. Dann wirken so kleinliche Vergleiche zwischen Leipzig, Berlin oder sonst irgendeiner Stadt ziemlich albern.


    Leipzig ist so wie es ist, Unternehmer und die Kommunalpolitik müssen mit den jeweiligen Zuständen leben und sie ständig verbessern - diverse Zukunftsszenarien halte ich für Kaffeesatzleserei.

  • Noch vielleicht ein paar Gedankenfetzen zu Leipzig:


    Ich schätze Leipzig als Studienstandort sehr; vermisse aber dennoch typisch urbane Strukturen; gleich aussehende Gründerzeitviertel die sich in allen Himmelsrichtungen entlang des zentrale Stadtkerns ziehen ohne ein eigenes Stadtteilleben zu entwickeln zeichnen nicht grad urbane Strukturen aus. Wo ist das pulsierende Großstadtleben? Ein wenig Karl-Liebknechtstraße; ein wenig Könneritzstraße vielleicht noch die Karl-Heine-Straße und dann wars das schon. Wo sind die Menschenmassen am Wochenende? Wo die Skyline wenn man in den Hbf einfährt? Manchmal beschleicht nicht nur mich das Gefühl, in dieser Stadt passsiert nicht mehr allzuviel; ein schwer zu beschreibendes Gefühl; das einem z.b. schnell verläßt wenn man sich nach Berlin begibt und von einem gewissen Drive mitgerissen wird.
    Leipzig, ist da schon eher Monotonie; die nicht grade durch verschiedene Subkulturen und Multikulturalität geprägt ist, sondern eher durch sächsische Großstadtsoße besticht.

  • sicherlich ist das alles geschmackssache. allerdings find ich persönlich das, was du als "pulsierendes großstadtleben" bezeichnest nicht gerad als schön für eine stadt mit gerade mal 500k einwohnern. wenn das in berlin auch so toll wirkt, dann ist das etwas ganz anderes. 3,5 mio menschen bilden nunmal naturbedingt ihre sub-städte in einer großen stadt. viele leben auch mehr oder weniger nur in ihrem stadtteil (würde ich als negativ befinden). und in leipzig dreht sich nunmal viel ums zentrum. die leute verlassen eben ihre viertel, um am öffentlichen leben teilzunehmen. ist doch nichts schlechtes. und wenn ich egal um welche uhrzeit und an welchem tag durch die grimmaische- oder petersstraße gehe, dann weiss ich auch, wo die menschenmassen sind, die dir fehlen. genau hier. da frag ich mich oft "müssen die denn nicht mal arbeiten?".


    und der dritte punkt, den du anprangerst, thema "skyline" ... da hast du recht. also die umgebung rechts und links der gleise die in den hauptbahnhof führen sind wirklich keine schönheiten. nicht gerad ein guter eindruck für touristen oder allgemein fremde, die mit dem zug das erste mal nach leipzig reisen. allerdings würde ich auch sagen, dass der eindruck, den man bekommt, wenn man dann aus dem zug aussteigt ein komplett anderer ist.


    soviel dazu. ist mein persönlicher eindruck. aber wenn man an städte der größe berlin gewohnt is, ist es selbstverstädlich, dass leipzig etwas kleinstädtisch wirkt :) geht uns leipzig ja nicht anders, wenn wir nach markkleeberg fahren :lach:

  • In dieser Diskussion kann ich mich nur der Meinung von WolfsheimJena anschleißen. Hochrechnungen zur zukünftigen Entwicklung taugen bestenfalls dazu, zu überlegen, welche Möglichkeiten es gibt ein - mögliches- Wunschziel doch noch zu erreichen.


    Phoenix


    Das Leipzig nicht Berlin ist, ist doch nichts Neues. Wenn es in Leipzig zu langweilig ist, kann man in einer halben Stunde in Halle/Saale sein.:D


    Wenigstens gibt es immer wieder neue Diskussionsbeiträge zu Leipzig.

  • @ Stahlbauer:


    In Halle (S) steppt aber auch nicht gerade der Bär:D


    Noch was zur Demographie:


    Wenn eine Stadt wie z.b. Halle (S) es schafft von 1990 bis jetzt 80.000 Einwohner zu verlieren und eine Umkehrwende nicht in Sicht ist und sie neuerdings im Durchschnitt pro Jahr 1.000 Einwohner verliert, dann spricht jener Umstand nicht gerade für funktionierende Urbanität; da nützt auch kein noch so toller Technologiepark um diesem Umstand abhilfe zu verschaffen!
    Die Gründe sind woanders zu suchen.

  • Pumpe Neumarkt/Preußergässchen

    Heute bemerkte ich, daß die auf dieser Seite zu sehende grüne Handpumpe, die nahe der Ecke Neumarkt/Preußergässchen stand, entfernt worden ist. Weiß jemand hier vielleicht, was mit ihr passiert ist und ob sie wieder zurückkommen wird?

  • Bezieht sich auf diesen Beitrag.


    Ich glaube da liegt der Hund begraben, wer glaubt sanierte Häuser allein beflügen gewisse Stadtviertel, befindet sich auf dem Holzweg.
    Die Frage die sich mir stellt lautet: Was will man eigentlich durch Sanierungen erreichen. Welches Konzept steckt dahinter? Will man soziale Segregation verhindern, oder gar durch teuere Sanierungsmaßnahmen fördern?
    Oder geht es einzig allein darum, sich an gewissen Architekturstilen zu erfreuen, weil man z.b. subjektiv betrachtet sanierten Altbau hübscher findet,als unsanierten? (Anmerkung: Ich persönlich finde ja z.T. unsanierten Altbau attraktiver als tod-sanierten; aber das nur nebenbei(-:

  • ^ Die restlichen wirklich unsanierten Gebäude in Leipzig sind großteils in unbewohnbarem Zustand. Allein deswegen erhöht sich durch die meisten Sanierungen die Einwohnerzahl des entsprechenden Viertels, was wiederum, das liegt in der Natur der Sache, die Lebendigkeit fördert. Bestes Beispiel ist die Karl-Heine-Straße. Sicherlich gibt es einige wneige gut erhaltene unsanierte Altbauten, die mit ihrer Patina einen gewissen Charme ausstrahlen, die liegen aber in Leipzig im einstelligen Prozentbereich der Gesamtmenge an Altbauten. Nicht zuletzt mussten seit der Wende hunderte Altbauten abgerissen werden, wenn sie nicht selbst zusammengefallen sind, weil sie eben nicht saniert und damit von der Bausubstanz her nicht zu erhalten waren.


    Von einer Todsanierung kann in in Leipzig im übrigen nur selten sprechen, das Argument mag für Berlin gelten, wo meistens noch zusätzlich vereinfacht wird oder Dachgeschosse ausgebaut werden, während in Leipzig meist unästhetische 50er Jahre-Aufbauten entfernt werden oder zweistöckige Gebäude wieder auf ihre Ursprungshöhe teilrekonstruiert werden. Da überwiegen die wiederhergestellten fenster und Dachlandschaften meist die verlorene Patina.


    Du hast viel zu meckern, Lösungsansätze, wie man es denn besser machen soll, habe ich von dir aber noch keine gelesen.

    Einmal editiert, zuletzt von DaseBLN ()

  • Phoenix, die steigene Sanierungsquote ist ein schöner Nebeneffekt der in Leipzig seit ein paar Jahren stattfindenden Re-Urbanisierung. Jene Altbauten, die saniert werden, sind nicht nur marode, sondern auch zu 95 Prozent unbewohnt (weil unbewohnbar) und im Anschluss an die Sanierung zieht Leben ein. Nach meinem Gefühl sind im Schnitt ein halbes Jahr nach Abschluss der Arbeiten die Wohnungen zu 80 Prozent bewohnt, selbst an den ungeliebten Hauptstraßen. Also wenn Sanierungen keine Stadtviertel beflügeln, was dann?