Choriner Höfe [Prenzlauer Berg | realisiert]

  • Besonders schön sind in Berlin NACH MEHR ALS EINEM VIERTELJAHRHUNDERT immer noch die eleganten Straßenleuchten aus volkseigener Produktion !?


    Wenn nicht schon vorhanden, dann stehen diese demnächst sogar unter Denkmalschutz. ;)


    Der Farbton an sich passt schon. Was ich bei solchen Lösungen aber immer etwas bedauere ist aber, dass man nicht die Gelegenheit genutzt hat die Fassadentextur durch entsprechende Verschiedenfarbigkeit stärker hervor zu heben. Von der Fensterlaibung über Vorsprünge bis zu den markanten Ecken ist alles in den selben Farbton getaucht worden. Das macht man heute eigentlich nicht mehr so (zumindest in Süddeutschland sieht man bei Altbausanierungen heutzutage eine eben solche Akzentuierung der Textur durch entsprechende Farbgebung, Einton-Anstriche sind eher Nachkriegszeit-Umgang mit Altbauten, falls sie nicht gleich entstuckt wurden).


    Ein schönes Beispiel dafür. was das für einen Unterschied machen kann, ist das Rathaus Augsburg nebst Uhrenturm daneben.


    Hier die unhistorische Nachkriegsbemalung in erdigem, durchgehend gleichem Ton:


    http://pix4print.de/fileadmin/…d%20Perlachturm%20010.jpg


    in den 1980ern wurde dann anlässlich des 2.000 jährigen Stadtjubiläums die historische, abgestufte Farbgebung der Gebäude wiederhergestellt. Ein Unterschied wie Tag und Nacht:


    https://upload.wikimedia.org/w…80px-Augsburg_-_Markt.jpg

  • "Einton-Anstriche sind eher Nachkriegszeit-Umgang mit Altbauten" - Wenn es um tatsächliche Fassadenrestaurationen ging, war meiner Erfahrung nach, das genaue Gegenteil Programm.


    Nach dem Krieg wurden viele Gebäudefassaden mit deinem aufgeführten Schema gestaltet. Auch Neubauten mit historisierenden Fassaden (Friedrichstadt, Luisenstadt, Gendarmenmarkt usw...) hatten zur damaligen Zeit oft diese Farbtonabstufungen. Schaue dir mal ältere Bilder und Fotos von Unter den Linden an. Hier sieht man besonders gut die Entwicklungen der Fassaden in Abhängigkeit von den jeweiligen Epochen. Gebäude aus dem Barrock wurden später gerne mal "umgestaltet" oder klassizistische Fassaden bei der ersten Restauration ein paar Epochen zurückversetzt.
    Dein Fassadenbeispiel erinnert mich unglaublich stark an die letzte Fassadenfassung der Kommode.


    1985: http://www.berlin.citysam.de/f…-p/alte-bibliothek-26.jpg


    2011: https://de.wikipedia.org/wiki/…e_Bebelplatz2_05-2014.jpg


    Seit 2011 besitzt das Gebäude seine 11. Fassung. Bei Restaurantionen von Fassaden hat man besonders bei alten, bereits restaurierten Gebäuden die Wahl der Qual für welche Fassung man sich entscheidet. Welche Auswahlkriterien hier Einfluss erhalten, kann ich dir aber nicht sagen.


    Bei dem Altbau wurde eine pragmatische moderne Ausführung gewählt. Finde ich auch wesentlich konsequenter als eine historisierende Fassung, die es bei dem Gebäude nie gab, und die ihre Gestaltung bei anderen Bauwerken abguckt. Ich kenne das Gebäude aber auch nicht gut genug, um ein finales Urteil abgeben zu können. Besitzt der Fassadenschmuck demnach eine besondere Materialität, dann darf dieser natürlich auch sichtbar wiedergegeben werden.

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  • Das von mir gezeigte Beispiel des Rathaus Augsburg ist originale Renaissance von 1615, nicht 19. Jh. Historismus. Dessen aktueller Anstrich ist das historische Original (dazu musste man auch nicht komplitziert recherchieren, da man noch die Originalpläne des "Baumeisters" Elias Holl zur Verfügung hatte). Nach diesem und vielen weiteren Leitbauten der Renaissance wurde dann später, im 19. Jh., historisierend gebaut. Die Übernahme der Stilelemente ist ja geradezu augenfällig. Dabei übernahm man eigentlich immer auch die Farbkonzepte, gehören diese doch untrennbar zur Fassadentextur. Ohne die Geschichte dieses Gebäudes also genau zu kennen würde ich tatsächlich eine Wette darauf eingehen, dass auch dieses Gebäude im Originalzustand nicht einfarbig getüncht wurde.


    Da es zumindest im lokalen Kiez Stadtbild prägend ist hätte ich mir durchaus gewünscht, dass man sich daran wieder orientiert und somit einen Eyecatcher im Kiez hat. Gerade weil man sich doch schon solche handwerkliche Mühe mit dem Baudenkmal gemacht hat. Ist halt eine kleine verpasste Chance, meine ich. Nicht mehr und nicht weniger. ;)