Kulturcampus - Neuentwicklung Uni-Campus Bockenheim

  • Wenn man den Denkmalschutz nach ästhetischen Gründen begreifen würde, so wäre das


    1. Ein Mißbrauch des Begriffs "Denkmal"
    2. Doch auch die absolute Beliebigkeit nach dem Zeitgeschmack. Denn dann hätte bis in die 70er kein Altbau überdauert. Und wer weiß weche ästhetischen Ansichten in 50 Jahren populär sind? Man stelle sich vor die Gründerzeit käme ein weiteres Mal in Verruf, wie Mitte des 20. Jahrhunderts?


    Da akzeptiere ich lieber ein paar "Zweckbauten", deren Wert eben in der Dokumentation einer historischen Phase liegt, die im Einklang mit dieser "zweckmäßigen" Architektur unseren heutigen Wohlstand geschaffen hat und auch unsere Gesellschaft mit deren Werten und Sekundärtugenden mit geformt hat. Und in dieser Gesellschaft fühlen wir uns doch alle, trotz Kritik, Polemik und Sarkasmus, soweit ganz wohl.


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    Mod: Und nun bitte zurück zum Thema. Grundsatzfragen zum Denkmalschutz können gerne an geeigneter Stelle diskutiert werden - aber bitte nicht hier.

  • Fachwerkhaus: Öffentliche Planungen lassen sich vermutlich nicht so schnell ändern oder anpassen. Jedoch die Gebäude auf dem Riedberg sind bestimmt noch keine 5 Jahre alt und teilweise sind da noch Erweiterungen im Bau.
    Dass, die Uni von Bockenheim ins Westend zieht dürfte aber schon vor 10 Jahren beschlossen worden sein, schätze ich. Zu der Zeit hätte man, denke ich bzgl Umverlegung des Naturwissenschaftlichen Bereichs von Riedberg nach Bockenheim noch was machen gekonnt.
    Vermutlich ist die Ansiedlung der naturwissenschaftlichen Fakultät auf dem Riedberg, für das Projekt-Riedberg sowas wie eine Initialzündung gewesen, aber für die Student wäre Bockenheim die bessere Alternative schätze ich mal. Alle studentischen Einrichtungen welche auf dem Riedberg erst noch wachsen müssen, wie Copyshops, Studenten-Kneipen, Wohnheime, etc gibt es in Bockenheim schon. Ausserdem ist der Riedberg doch arg weit weg von der Innenstadt. Selbst mit der U-Bahn dürfte man eine halbe Stunde unterwegs sein.
    Auch für Bockenheim dürfte der Wegzug der Studenten ein starker Einschnitt in den Stadtteilcharakter bedeuten. Selbst wenn auf dem Gelände der Uni hauptsächlich Wohnungen gebaut werden würden, so wird Bockenheim sehr viel langweiliger werden. Als ehemaliger Bewohner von Bockenheim bedauere ich das.

  • Ich habe keine Daten vorliegen wann die Umsiedelung auf den Riedberg losging, jedoch gab es dort schon vor der aktuellen Bautätigkeit mindestens seit den 80er Jahren einige Uni-Institute. Natürlich wäre ein innenstadtnaher Standort besser gewesen, aber den hätte man wohl kaum so einfach realisieren können. Ein Ausharren der Institute in Bockenheim mit anschließenden Neubauten ab 2014 war auch nicht wirklich praktikabel, hinzu kommt wohl auch der politische Wille zur Neugestaltung des Bockenheimer Campus - ohne Uni.


    Im Kern lässt es sich wohl daran festmachen, dass man die unter vollkommen anderen Rahmenbedingungen aufgestellte Planung der 70er und 80er nicht mehr ändern wollte. Man kann wohl zumindest davon ausgehen, dass die Lernbedingen auf dem Riedberg besser sind als in den alten Häusern in Bockenheim.

  • Das mit dem Riedberg stimmt so nicht, Wahnfried. Die ersten Universitätsgebäude auf dem Riedberg wurden bereits in den 1960/70er-Jahren gebaut. Für den Fachbereich Chemie etwa. In den letzten Jahren wurde lediglich entschieden, auch die restlichen naturwissenschaftlichen Fachbereiche und Disziplinen dort anzusiedeln. Dies freilich im Zusammenhang mit der Entscheidung, den Campus Bockenheim aufzugeben und den Campus Westend neu zu errichten. Eine plausible und m. E. vollkommen richtige Wahl. Wie auch immer - die Umzugsentscheidung der Universität ist gefallen (und hier nicht das Thema).

  • Ansiedlung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst?

    Die Regierungskoalition hat am vergangenen Freitag tatsächlich einen Antrag (PDF) verfasst, das Land zu einem Umzug der Hochschule für Musik und darstellende Kunst auf das Areal um das Bockenheimer Depot zu bewegen. Bisher hat sich vor allem die FDP diese Idee (oben #83) zu Eigen gemacht. Es liegt nun also am Land, die Machbarkeit und Finanzierbarkeit zu überprüfen.


    Damit könnte Bockenheim Hochschulstandort bleiben (der Kernbereich des bisherigen Campus liegt allerdings im Westend), was sicherlich zu wünschen wäre. Und eine ideale Lösung für die Gebäude der ehemaligen Dondorf-Druckerei wäre das auch. Laut Wikipedia hatte die Hochschule im vergangenen Jahr ca. 850 Studenten und etwa 400 Professoren und Lehrbeauftragte.

  • Dafür, dass Bockenheim bzw. das südliche Westend als Hochschulstandort erhalten bleiben sollte, spricht noch, dass das Institut für Sozialforschung im kommenden Jahr saniert wird, also seinen angestammten Sitz trotz Uni-Umzug ins Westend wohl behalten soll.
    Ich kann mir das Institut einsam und allein zwischen Büro- und Wohngebäuden nicht recht vorstellen...


    H.

  • Vollständiger Wegzug der Universität verzögert sich

    Mit dem geplanten Umzug sämtlicher Fachbereiche auf den Campus Westend bis 2014 wird es nichts. Das hat die FAZ in Erfahrung gebracht. Die neue Universitätsbibliothek sowie Neubauten für Kunst, Musik und außereuropäische Sprachen werden nicht rechtzeitig fertig, so dass diese Fachbereiche entsprechend länger in Bockenheim bleiben müssen. Mit einer Verzögerung von bis zu drei Jahren wird gerechnet.


    Die Neuentwicklung des Areals vor 2017 muss das m. E. nicht unbedingt ausschließen, jedenfalls nicht im Bereich um das Bockenheimer Depot. Dort ist unter anderem die Ansiedlung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst im Gespräch. Wie die FAZ weiter berichtet, sind die Verhandlungen zwischen dem hessischen Finanzministerium und den designierten Investoren, nämlich ABG Holding und OFB, allerdings weiterhin ohne Ergebnis.

  • Was diese Verzögerung m.E. jedoch ausschließt, ist der Umzug der Frankfurt School Of Finance an den alten Uni-Standort Bockenheim, was ja seitens der Stadt Frankfurt am Main ins Gespräch gebracht wurde. Allerdings hat die Schule ja auch im Ostend gute Entwicklungsmöglichkeiten, wie im zugehörigen Thread bereits herausgearbeitet wurde.


    Trotzdem eine (ernsthafte?) Option weniger.

  • Geplante (teilweise) Neubebauung des Uni-Campus Bockenheim

    Ergänzend zu dem Artikel der FAZ vom 19. Januar 2010 auf den Schmittchen in seinem Beitrag #96 Bezug nimmt, wurden auf FAZ-Online am 22. Januar 2010 noch mehr Details zum Zeitrahmen der Umgestaltung des „bald“ ehemaligen Uni-Campus Bockenheim veröffentlicht.


    Hierin werden die Folgen, die sich aus dem verzögerten Umzug einiger Fakultäten (Kunst, Musik und außereuropäische Sprachen) sowie der Universitätsbibliothek für die Neu-Entwicklung des Gebietes ergeben, beschrieben. Ich verstehe die Aussagen von Vertretern der ABG so, dass sich der Ablauf und Zeithorizont der Neubebauung ändert, aber dennoch mit der Erschließung begonnen werden könne. Den Anfang könnte das Gebiet nördlich der Bockenheimer Strasse machen – gemäß nachfolgender Visualisierung der Rahmenplanung ist in diesem Gebiet um das Bockenheimer Depot großteils Wohnbebauung vorgesehen:


    http://img96.imageshack.us/img…41bacfbc1449ff955d88d.jpg


    Quelle: FAZ-Online


    Den vollständigen Artikel findet ihr hier:


    http://www.faz.net/s/RubFAE83B…Tpl~Ecommon~Scontent.html

  • Sollte nicht die alte Dondorf-Druckerei erhalten bleiben? Nach dem Plan in der FAZ würde sie abgerissen.


    Und ans Philosophicum will man jetzt auch ran, schreibt heute die FNP? Über das Gebäude kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Mir mag es, wäre schön, wenn es wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht würde. Es ist ein Zeugnis seiner Zeit mit deutlicher Aussage. Dieter Lübke macht es sich zu einfach, wenn er sagt, man könne vielleicht, um eine städtebauliche Möglichkeit zu nutzen, ein denkmalgeschütztes Gebäude auch mal zugunsten des Neuen aufgeben. Hier der Link zum Artikel:
    http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rmn01.c.7202482.de.htm

    Einmal editiert, zuletzt von Schönibert () aus folgendem Grund: Nachtrag Philosophicum

  • Neue Pläne fürs Philosophikum (Gräfstraße)


    • Der Frankfurter Architekt Dietrich-Wilhelm Dreysse möchte den denkmalgeschützten Kramer-Bau retten und Wohnungen darin einrichten.



    • Selbst bezeichnet er den Bau wegen seines Minimalismus und seines materialsparenden Entwurfs bei fantastischen Proportionen als einen der bedeutendsten Nachkriegsbauten. Dreysse geht sogar noch weiter: Das Philosophikum sei "wesensverwandt mit jenen Häusern, die in der Altstadt wieder aufgebaut werden sollen". Kurz: ein intelligentes Fachwerkhaus des 20. Jahrhunderts.



    • Dreysse war 2004 beim städtebaulichen Wettbewerb zum Uni-Gelände in der Jury. Der Entwurf von Borgards und Piribauer wurde mehrheitlich zum Sieger gekürt, jedoch mit der Auflage, die Kramer-Bauten möglichst zu erhalten.



    • Ebenso wie die neuen Gebäude des Siegerentwurfs bietet das Philosophikum mit seinen neun Etagen genug Wohnraum. Hier wurden zum ersten Mal zwei Treppentürme gebaut, an denen das Gebäude als "schmale Scheibe" hängt. Ohne Stützen im Innern, getragen nur von einem stählernen Außenfachwerk. Daher sei der Innenraum sehr variabel.



    • Beide Treppenhaustürme dienen Dreysse zur Erschließung des Wohnraums. Man könnte von jedem Treppenhaus zwei oder drei Wohnungen (zwischen 82 und 168 Quadratmeter) erreichen. Die Wohnungen seien groß genug für Loggien und Balkone. Auch kleinere Studentenbuden seien möglich.



    • Ab dem fünften Stock könne man bis in den Taunus und die Innenstadt blicken. Aus Brandschutzgründen müsse in den oberen Stockwerken ein Korridor beide Treppenhäuser verbinden. Dies wurde bereits mit der Branddirektion besprochen. Die Sanitäranlagen in den Treppenhaustürmen würden als Lagerräume dienen, weil ein Keller fehlt.



    • Die Fassade soll laut soll Dreysse einen neuen Glanz erhalten, unterbrochen von begrünten Balkonen.



    • Ferner fordert Dreysse, den geplanten Anteil von 30% Wohnungen zu erhöhen. Dies sei allerdings nicht ganz einfach, denn das Land Hessen benötigt das Geld aus dem Verkauf der Bockenheimer Grundstücke dringend für den Neubau der Universität im Westend.


    Quelle: http://www.fnp.de/fnp/region/l…/rmn01.c.7348193.de_1.htm

    2 Mal editiert, zuletzt von Project ()

  • Wie eine Neuordnung des Campus Bockenheim aussehen könnte, ist in der Rahmenplanung durch K 9 Architekten grob geregelt. Das Fine-Tuning findet nun unter Einbeziehung der Öffentlichkeit auf einer Veranstaltung am 20. Mai im Saalbau Bockenheim (Schwälmer Straße) statt. Dabei soll diskutiert werden, wie die bereits in der vergangenen Veranstaltung zusammengetragenen Änderungswünsche in die Rahmenplanung integriert werden können. Außerdem sollen neue Varianten der Rahmenplanung vorgestellt werden. Dies schreibt die FNP.

  • Kernforderungen der ersten öffentlichen Veranstaltung im Stadtplanungsamt


    Am Donnerstagabend trafen sich rund 100 Bockenheimer erstmals mit dem Stadtplanungsamt. Zu den wichtigsten Forderungen zählen:


    • Die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst soll auf den Campus Bockenheim ziehen, am ehesten in die alte Universitätsbibliothek an der Bockenheimer Landstraße.


    • Laut alten Plänen für das ehemalige Universitätsgelände sollen 70 Prozent der Fläche von Gewerbe und Büros genutzt werden, auf 30 Prozent soll gewohnt werden. Von den Bockenheimern wird nun die Umkehr dieses Zahlenverhältnisses gefordert.


    • Außerdem soll nach dem Wunsch der Bockenheimer möglichst viel des alten Gebäude-Bestandes erhalten bleiben. Sogar der AfE-Turm und das Philosophikum. Dort könnten, so ein Vorschlag, Künstler günstige Räume finden.


    Die alte Pharmazie wird derzeit für 22 Millionen Euro saniert. Die Bausubstanz der 60er-Jahre sei "unglaublich" schlecht.


    Die nächste öffentliche Veranstaltung findet (wie weiter oben berichtet) am 20. Mai im Saalbau Bockenheim (Schwälmer Straße) statt.


    Quelle: http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rmn01.c.7477023.de.htm

  • Den AfE-Turm erhalten? Wie stellen die Leute sich das überhaupt vor? Der ist baufällig! Wenn der Turm nicht Teil einer öffentlichen Einrichtung, also hier der Universität wäre, hätte ihn die Bauaufsicht schon längst geschlossen. Ich erinnere nur an die beiden Todesfälle in den letzten Jahren, als z. B. eine Sekretärin im Aufzugsschacht abgestürzt ist, weil sich die Tür des Aufzugs öffnete, aber kein Aufzug da war.
    Will heißen: eine Renovierung des Turms wäre vom baulichen und finanziellen Aufwand wahrscheinlich genauso teuer wie ein Neubau. In dem Zustand kann da niemand einziehen, auch keine Künstler. Und nach einer umfassenden Revitalisierung wären die Räumlichkeiten vergleichbar teuer wie in einem Neubau, also warum so eine abstruse Forderung nach Erhalt überhaupt aufstellen?
    Zur Ästhetik des restlichen Bestands - mit Ausnahme des Jügelhauses, der Professorenvillen und des Straßenbahndepots natürlich - braucht man eigentlich auch nichts mehr zu sagen. Wenn tatsächlich all die "Forderungen" der "Bockenheimer" so umgesetzt würden, dann würde wohl alles so hässlich bleiben, wie es jetzt ist, und man könnte das ganze Projekt gleich begraben. Das einzig Befürwortenswerte an der ganzen Veranstaltung ist für mich nur der Wunsch nach einer Erhöhung des Wohnanteils, das war's aber auch.

  • Über die Finanzierung macht sich diese li-la-lustige Gruppierung eben keine Gedanken. Was man aber auch für ti-ta-tolle Ideen haben kann, wenn man einfach davon ausgeht, dass irgendjemand anders dafür schon bezahlen wird. Man sollte sich nicht darüber aufregen.




    Damit sollten wir die Berichterstattung über Vorschläge dieser Art bitte auch abschließen.

  • Wer einmal im Afe Turm war, weiß wohl bescheid, was für ein baufälliger alter Kasten das ist. Angefangen beim irrsinnigen Aufzugsystem, bis zur seltsamen Etagenanordnung, ist an diesem Turm fast alles faul. Die Meinung in Frankfurt dürfte wohl ziemlich klar sein: Ein einfach hässlicher Brutalismusbunker, in den all zu schnell keiner einziehen möchte, wohl oder besser gesagt erst recht nicht Künstler. Was hilft billiger Raum, wenn da sowieso keiner rein will?
    Ein Abriss wäre klar die beste Lösung.

  • Den Aspekt des künftigen Wohnanteils des Areals sollte man schon im Auge behalten.


    Der Frankfurter Markt für attraktives Wohnen ist überhitzt, es wird zu wenig Wohnraum in guten Lagen geschaffen. Beispiel Europaviertel: Rechnet man Kongress- und Einkaufszentrum, Grand Hyatt, Tower 185 sowie die noch möglichen Hochhäuser mit ein, wird der östliche (und damit zentrumsnahe) Teil des Viertels kaum bewohnt sein. Gerade so viel, um größeren öffentlichen Unmut zu vermeiden und sehr nach Investoreninteresse zugeschnitten. City West: kein Kommentar.


    Da wäre es auch von Seiten der Politik wichtig, ein Bekenntnis zu Frankfurt als Stadt zum Wohnen abzugeben im Gegensatz zur Rolle des Geschäftsstandortes, der als "business hub" tolle Büros zu bieten hat und zum Wochenende verlassen daliegt, weil die Tages- und Wochenpendler nach Hause geeilt sind.


    Dies verursacht die starke Abhängigkeit der Stadt von der (volatilen) Gewerbesteuer, da die Einkommen vieler Menschen, die hier hoch qualifizierte Jobs haben, in's Umland abfließen. Dabei sind in Frankfurt äußerst attraktive Wohnungspreise zu erzielen, der Markt ist groß, die Interessenten solvent, nach München der teuerste deutsche Wohnungsmarkt! Die Schaffung eines neuen, attraktiven Quartiers in Zentrumsnähe würde der Stadt vielleicht kurzfristig etwas niedrigere, aber dafür stabile und dauerhafte Einkünfte sichern.


    "Weiche" Faktoren wie die Attraktivität der Stadt sollten nicht unterschätzt werden. Das Spiel, ständig neuen Büroraum zu schaffen, ohne dass die Nachfrage damit Schritt hielte, führt zu einer Zementierung der strukturell hohen Leerstandsquoten und blockiert wertvollen Stadtraum. So hat Frankfurt es schwer, seinen Status als Pendlerstadt und -für viele- als Durchgangsstation auf dem Karriereweg los zu werden, der es entsprechend schwerer fällt "kreative Talente" anzulocken.


    Für dieses zentrale Motiv des Frankfurter Selbstverständnisses ist das Areal m.E. ein wichtiger Test.

    3 Mal editiert, zuletzt von Heinz () aus folgendem Grund: Typo

  • Zum Thema AFE Turm:
    Ich finde es schade, dass einige aus persönlichem Geschmack vehement fordern ein Gebäude "endlich" abzureissen. Der AFE Turm stellt ein in Frankfurt äusserst seltenes Beispiel des Brutalismus dar, sollte man dieses Gebäude also, nur aufgrund des momentanen nicht gefallens abreissen und somit einen Baustil leugnen, den es aber nunmal gab? nur weil er dem momentanen Zeitgeist nicht entspricht?
    Das Gebäude hat Qualitäten, die klare, ungeschönt ablesbare Tragstruktur, der klar definierten Abschluss nach oben, die spannenden Innenräume durch 2 verschiedenen Gschosshöhen, etc.
    Das paradoxe aber ist das Argument "abreissen und neu bauen kostet nicht mehr". sollte man nach dieser Maxime gehen könnte man jegliche alte Bausubstanz immer abreissen. Hat man früher übrigens auch schon gemacht, heute rekonstruiert man.
    Jeder Bau verbraucht Energie und damit Ressourcen. Sollte man dann nicht erstmal nach Lösungen der Nachnutzung nachdenken bevor man den Abriss fordert?


    Die Frau, die im Aufzugsschacht ums Leben kam ist übrigens aus einem feststeckenden Aufzug geklettert und dabei unglücklicherweise in den Schacht gefallen. Das hätte in jedem anderen Haus auch passieren können. Ausserdem: Macht ein schlechtes (oder schlecht gewartetes) Aufzugssystem ein ganzes Gebäude schlecht? Das negative Image des Turms ist meines Erachtens mehr auf negative Propaganda (wie die eben angesprochene) und falsche Nutzung zurückzuführen. Der Turm war für weitaus weniger Nutzer konzipiert, wodurch das vertikale Erschliessungssystem natürlich an seine Kapazitätsgrenzen stiess.
    Die vermeintliche Baufälligkeit ist der unzureichenden Pflege des Gebäudes geschuldet, eine komplett Sanierung wäre somit unumgänglich. Doch bei welcher Umnutzung eines 40 Jahre alten Gebäudes wäre dies nicht der Fall?

  • Franky, hast Du den Turm mal von innen gesehen, oder auch nur aus der Nähe?


    Die von Dir so gepriesene offene Tragstruktur ist von Löchern übersät, aus denen der Beton bis hinunter auf die Armierung abgebröselt ist. Dieser Prozess setzt sich munter fort und hat jedes Jahr erhebliche Sicherungsarbeiten zur Folge. Ich habe jeden Grund zur Annahme, dass dies am verwendeten Beton liegt, und eine Sanierung nicht ohne kompletten Austausch erfolgen kann. Ob sich das überhaupt durchführen lässt ohne die Statik des Gebäudes aufzuheben, darf bezweifelt werden.


    Die "spannenden" Innenräume sind in erster Linie dysfunktional, zu einem Grad den vielleicht allerhöchstens das über Jahrhunderte gewachsene verschachtelte Innere des Römer-Komplexes bis 1944 übertroffen hat. Und das schon seit Eröffnung, wie mir mehrere ehemalige Studenten geschildert haben, die den Turm schon verabscheuten als er neu war. Die zentralen Treppenhäuser führen ins Nirgendwo sobald man auf ein "Brandschott" trifft, ohne Treppen kommt man von den Aufzügen in praktisch keine der Büroetagen, ein Fakt der sich auch nicht durch kostspielige Umbauten ändern ließe. Barrierefreiheit lässt sich einfach nicht herstellen, womit schonmal ein Totschlagargument für jede zukünftige Nutzung im Raum steht.


    Die negative "Propaganda" die Du zu hören glaubst sind Erfahrungsberichte, die ich als beinahe täglicher Insasse dieses Gebäudes voll und ganz bestätigen kann. Das ganze positiv-romantisch zu verklären hilft da auch nicht weiter.


    Mein Beileid wenn Du diesen Turm "schön" findest - mit dieser Meinung wirst Du auch unter Hardcoremodernisten ziemlich einsam sein, fürchte ich. Und einen grob geschätzt mindestens zweistelligen Millionenbeitrag für die Sanierung eines Gebäudes auszugeben, was 1. baufällig, 2. dysfunktional und 3. mit überwältigender Mehrheit als hässlich empfunden wird - ja, das ist nicht mehr unrealistisch, das ist realitätsverleugnend.