Leipzig: Alte Messe + Revitalisierung "Kohlrabizirkus"

  • Die LVZ mit einer Bildergalerie zu den diversen Baustellen auf der Alten Messe u.a. mit den beiden Vollack-Einheiten an der Puschstraße, die m.M.n. durchaus vielversprechend sind. Am anderen Ende der Skala dann aber auch die OFB-Gewerbebauten am Doppel-M, die ich schlichtweg bodenlos finde - kann mich nicht erinnern, dass es in jüngerer Zeit ein Projekt gab, dass auf dem Murks-Level noch darunter lag: https://www.lvz.de/lokales/lei…7O6FGW7O222BJMBZXLUI.html


    Anyway: Am Sonntag fand die Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals in der Halle 14 statt. Die ehem. Ausstellungshalle von Carl-Zeiss wurde in den 80ern von einem polnischen Architekturkollektiv geplant und stellt eines der ganz wenigen Zeugnisse des Brutalismus in der Stadt dar. Die Bilder sind älteren Datums:

    Im Eckbereich befindet sich der Pavillon der Hoffnung. Auch wenn es nachvollziehbar ist aber der Architekturpurist in mir hätte die cleane Betonoptik beibehalten:

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    Eigene Bilder

  • ^ ein Erhalt der Gebäudestruktur aber Dekonstruktion des Carl-Zeiss Pavillons hätte schon einen großen Reiz. Vor allem die verschiedenen Ebenen des Dachs geben Möglichkeiten dazu.


    Zu den Projekten von Vollack konnte ich mich neulich auch durch Zufall überzeugen. Die Raumkanten geben mehr und mehr Urbanität auf den großen Flächen.

  • Da Du die Raumkanten ansprichst - ich habe vor Baubeginn mal die Situation dokumentiert:

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    Eigene Bilder


    Dass auf dieser Fläche früher ein sehr besonderes Gebäude stand wissen in Leipzig wahrscheinlich nur wenige. Das Monument des Eisens von Bruno Taut und Franz Hoffmann errichtet für die IBA 1913:

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    Es ist wohl nicht allzu anmaßend zu behaupten, dass Leipzig auf der dt. Architekturlandkarte heutzutage durchaus eine prominentere Stellung inne hätte wenn dieses Bauwerk noch stehen würde.

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  • Hätte das "Monument des Eisens" vielleicht zwischen den beiden Neubauten noch Platz, sollte man irgendwann auf die Idee kommen, es zu rekonstruieren? Ein würdiger Kandidat wäre es.

  • ^^

    Tja, damals hatte man noch ein ganzes anderes Verständnis von Städtebau - Sichtachsen, markante Gebäude, repräsentative Gestaltung der Freiflächen mit Beeten und Springbrunnen etc. etc.


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    110 Jahre später sieht es vor Ort deutlich nüchterner und steriler aus. Der Platz vor dem Aufgang zur Messebrücke hätte das Potential als repräsentativer Stadtplatz, hat aber, soweit ich weiß, noch nicht mal einen Namen. Wenn man wohlwollend argumentiert könnte man der BioQuare- Neubauplatte (rechts im Bild, von letzter Woche) unterstellen, dass sie diesem undefinierten Platz zumindest einen Rahmen gibt.


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    Bezogen auf BioSquare hätte zumindest der Neubau an der Straße des 18. Oktober (mit Torsituation zum Völkerschlachtdenkmal) deutlich anspruchsvoller gestaltet sein müssen. Der Umbau der Alten Messe zum Retro-Plattenneubau-Ensemble schreitet auch von der Prager Straße sichtbar voran:


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    ©555Farang maps

  • repräsentative Plätze mit Charme und Charakter scheitern allzuoft an den vermeintlich wichtigeren Bedürfnissen der heutigen Zeit: Parkplätzen. Jeder freie Quadratmeter wird so lange hin und her gedreht, bis das zum Parkierungssystem passt. Ob das Alleepflanzungen sind, Hochbauten, Möblierungen usw....

  • repräsentative Plätze mit Charme und Charakter scheitern allzuoft an den vermeintlich wichtigeren Bedürfnissen der heutigen Zeit: Parkplätzen. Jeder freie Quadratmeter wird so lange hin und her gedreht, bis das zum Parkierungssystem passt. Ob das Alleepflanzungen sind, Hochbauten, Möblierungen usw....

    genau. Lustlose Fasadengestaltung und plumpe, sichtbare Versorgungsetagen auf Dächern sind den 15 Parkplätzen vorm Eingang geschuldet. Da hast du völlig Recht. Wichtig ist einfach jede Enttäuschung und falsche Entscheidung auf einen PKW zurückzuführen.

  • Zur Fotostrecke war der Einwurf von C. S. tatsächlich auffallend unpassend. Wären hingegen Bilder aus dem Waldstraßenviertel zu sehen gewesen, etwa aus der Hinrichsenstraße, hätte er absolut Recht gehabt, obwohl dort fast nur schöne Altbauten stehen. Umgekehrt ist es eine städtebauliche Wohltat, dass der Mittelstreifen der Nordstraße heute von Fliederbüschen, statt von Autos bestanden ist.


    Wenn man die Kriterien aus den obigen drei Beiträgen zusammenfasst...


    Städtebau

    • Sichtachsen
    • Alleepflanzungen

    Architektur

    • markante Gebäude
    • Fassadengestaltung

    Freiflächengestaltung

    • repräsentative Freiflächen mit Beeten
    • ästhetische Stadtmöblierung (Laternen, Bänke, Brunnen, aber auch Wartehäuschen, Straßenbeschilderung, Trafokästen, Reklame etc.)


    ...hat der Städtebau der ehem. Technischen Messe zwar ein gutes Potenzial, da er überwiegend aus einer Zeit stammt, als man Städtebau noch konnte. Da fallen mir tatsächlich der Porta-Parkplatz (PKW!) und der DDR-Riegel am Deutschen Platz am negativsten auf. Jedoch fehlt es (noch) sehr an Dichte. Und daher fallen auch die miserablen Fassaden so sehr ins Gewicht, weil sie in einem Radius von hunderten Metern wahrnehmbar sind. Man kann ihnen quasi nicht ausweichen.

  • genau. Lustlose Fasadengestaltung und plumpe, sichtbare Versorgungsetagen auf Dächern sind den 15 Parkplätzen vorm Eingang geschuldet. Da hast du völlig Recht. Wichtig ist einfach jede Enttäuschung und falsche Entscheidung auf einen PKW zurückzuführen.

    Ziegel hat es besser zusammen gefasst.


    ich kritisiere mit meiner Ableitung nicht die Entwurfsqualität der Häuser, sondern die räumliche Gesamtwirkung. Ob das Möblierung, Beleuchtung, Technisierung oder Zerstückelung des öffentlichen Raums ist spielt weniger eine Rolle. Die Räume werden nicht als Plätze sondern aus Verkehrsfläche begriffen und zoniert. Hier aufgrund des Drucks des MIVs


    Schau dir mal die Umbauten in Frankreich an, oft muss sich das Verkehrsbedürfnis den Platzqualitäten unterordnen.


    Die Gestaltqualität der Gebäude mag dabei sein wie sie will, ist ein deutlich nachgelagertes Problem in diesem Zusammenhang.

  • Telrekonstruktion und Neubau am ehem. Sowjetischen Pavillon (heute Stadtarchiv) für Ämterunterbringung und Depot verschiedener städtische Museen, u. a. Grassi und Stadtgeschichtliches Museum. Für das Naturkundemuseum plant die Verwaltung ein Depot im Kohlrabizirkus, naja.


    Eigene Bilder vom Bau:


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    Ist der Zugang neu? Nee, oder? Der sieht räudig und angejahrt aus:


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    Innen macht es auch der Baum nicht viel besser:


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    Ich bin gespannt auf das Ergebnis und freue mich eigentlich drauf. Gegenüber gibt's ein schönes Wandbild!


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    Bitte mehr davon! Es gibt so viele triste Wände, motivierte Künstler(innen) und Geld, das nur herumliegt.

  • Die LVZ berichtet über zukünftige Bauprojekte auf der Alten Messe: https://www.lvz.de/lokales/lei…CIDRBBZHQ2SZFBJFRF54.html

    Für uns neu sind Vorhaben neben dem Stadtbalkon und an der Prager Straße. So plant die IQ Spaces Management zwischen Stadtbalkon (Sanierung dieses Jahr) und Halle 13 ein (Zitat) "...hochmodernes Labor- und Forschungsgebäude mit rund 10.000 Quadratmeter Geschossfläche". Aktuell laufe die Planungsphase.


    Halle 13 (letztes Ausstellungsgebäude der DDR) - Ansicht von der Messebrücke, rechts das besagte Grundstück:

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    Das zweite Projekt befindet sich direkt an der Prager Straße neben dem Doppel-M. Hier plant OFB den dritten Abschnitt vom BioSquare. Dieser umfasst auch die ehem. Messegaststätte:

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    Eigene Bilder


    Diese Grafik gibt einen Überblick:

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    Quelle: https://www.lvz.de/lokales/lei…CIDRBBZHQ2SZFBJFRF54.html

  • Die ehemalige Messegaststätte wird zurzeit abgebrochen - ob komplett oder nur ein Teilstück, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist der erste Flachbau an der Ecke Prager Straße bereits weg.

  • Wurde die nicht erst unter Denkmalschutz gestellt? Mir war so. Vermutlich wird dann tatsächlich nur ein Teil abgebrochen.