Widdersdorf Süd (ein neuer Stadtteil entsteht)

  • Ich finde diese Klischees übel, dass man als Familie angeblich nur ein einem Häuschen leben kann. Selbst bin ich in zwei Etagenwohnungen aufgewachsen: Einmal in der Altstadt ähnlich größer Stadt wie Köln, später am Innenstadtrand mit einem 90m-Hochhaus vor den Fenstern. Es war gar nicht schlecht.


    Natürlich - wenn man die Stadt mit denkbar ödesten Kisten zustellt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn Menschen lieber ins Grüne fliehen. Das alles (rapide Zersiedlung) muss eigentlich nicht sein.

  • Bewacher


    Du schliesst - wie leider in fast allen Deinen posts - nur von Dir auf andere.


    Es gibt massenhaft Bedarf für EF-Häuser am Stadtrand und wenn Köln diesen nicht deckt ziehen die Menschen in die kleinen Kommunen vor den Toren Kölns, zB Pulheim, Hürth, Wesseling, um nur einige zu nennen.

  • Ach, was denn konkret sollte es an Etagenwohnungen mit gemeinsamen Gärten derart lebensbedrohliches geben, dass ein Familienleben darin unzumutbar sein sollte? Sogar meine reiche Tante zog ihre Kinder in einer Wohnung in einem MFH groß - zwar diesmal mit eigenem Garten, aber mit 3 anderen Wohnungen darüber. Mein Schwager ist sogar von einem Dorf in die historische Altstadt von Nördlingen gezogen.


    ... und wenn Köln diesen nicht deckt ziehen die Menschen ...


    Köln durch was anderes ersetzen - wenn jede Stadt es so handhabt, wird bald wirklich alles zugepflastert. Wie wär's erst mal damit, Wohnhäuser nicht als öde, gesichtslose Kisten zu errichten - wie die meisten Visualisierungen hier? (Sowas zum Beispiel - da möchte man wirklich schleunigst in ein Häuschen ziehen wenn man diese Ansammlung der klobigen Klötze sieht)

  • Ich persönlich finde das Projekt Widdersdorf Süd gelungen. Man sollte ja jedem Bewohner etwas passendes anbieten.


    Natürlich spricht nichts dagegen auch in der Stadt mit einer Familie zu wohnen. Das gibt es ja auch.


    Aber es gibt halt auch Familien die es gern kleinteiliger und überschaubarer haben wollen. Ist doch toll wenn die Stadt Köln seinen Bewohnern die Möglichkeit zur Auswahl bietet. Entweder zentral in der Stadt oder zentrumsnah etwas mehr im Grünen.


    So kann jeder frei wählen, frei nach dem Motto "jeder Jeck is anders" oder "Jeder so wie er mag". ;)


    Ist doch gut das nicht alle Menschen gleich sind oder?

  • Vielleicht träumen auch einige von einem EFH, es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass sowas in den Großstädten bereits wegen der Grundstückspreise eher was für die Reichen ist. Diesen Krieg auf verschleuderte Flächen sollten die Städte schleunigst beenden - so schafft man nur eine ungünstige Verkehrsstruktur (MIV) und weitere Staus. Gerade Köln kann solchen Krieg eh nicht gewinnen, weil die Städte des Umlandes einfach mehr Fläche pro Einwohner haben - es müssen halt andere Faktoren der Attraktivität her.


    Von den heute gesehenen Wohnprojekten in Köln/Bonn halte ich nur eine einzige Gestaltung für brauchbar (falls die Farbgebung stimmen wird) - dort sollte man ansetzen bevor man sowieso knapp gewordene Freiflächen verschleudern möchte. Es gibt durchaus Städte und Stadtteile, die dicht bebaut sind und doch als liebenswürdig gelten. Offen gesagt: Ich halte es für reichlich doof, nur einiger Dogmen wegen die bekannten Rezepte (kleinteilig gestaltet, lieber etwas traditionell, auf keinen Fall "elitär" minimalistisch usw.) nicht anzuwenden.


    Warum "muss" kleinteilig frei stehende Baukörper bedeuten - und ein MFH eine 100m lange Einheitsweiß-Fassade haben? Die könnte man aufteilen und variiert gestalten - wenn man es nur möchte. Bereits mit individuell gestalteten Bürgerhäusern (wie Reihenhäuser, aber jedes möglichst anders aussehend) könnte man mit unter 100 qm Grundstück pro Haus auskommen - mit einer unterirdischen Sammelgarage statt individueller Zufahrten so ab 100 WE pro Hektar schaffen.


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    BTW: In diesem Buch habe ich mal tagelang als Bauing.wesen-Student geblättert: Paulhans Peters und Rolf Rosner, Wohn - Häuser. Einfamilienhäuser und Wohnungen in kleinen Siedlungen - darunter Beispiele reichlich dichter Siedlungen, die sogar einem großen Teil der Wohnungen Mini-Gärten bieten. Es geht wirklich dichter, als man es macht - und doch liebenswürdig dank der Gestaltung.


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    Nachtrag #2: Auch diese Siedlung wurde im besagten Buch beschrieben: Vier Grundtypen der Häuser und farbig variierende Flächen, die praktisch jedes Haus individuell machen. Wenn man es in den Jahren 1975-1980 schaffen konnte, wieso sollte diese Fähigkeit heute unerreichbar sein? Ich zitiere: "Der Jasminweg wurde im Jahr 1992 als schönste Wohnstraße Ratingens gekürt." - und die Siedlung hat eher mehr Dichte als die in diesem Thread vorgestellte!

  • - Bewacher Das von dir gepostete Beispiel finde ich grauenhaft (wie so einige andere von dir gepostete Beispiele ebenfalls).


    - Die gepalante Bebauung in Widdersdorf-Süd finde auch ich übrigens recht gelungen. Dein Vergleich mit Chorweiler entbehrt jeder Grundlage.


    - Des weiteren hoffe ich, dass die Wohnbebauung in Sülz genau so realisiert wird (ohne Farbexperimente). Es gibt genügend Straßenzüge in Köln, die durch eine vollkommen willkürliche und unpassende - in keiner Weise aufeinander abgestimmte Farbgebung - ruiniert sind.


    - Schlechte Architektur macht man im Übrigen durch Farbe nicht besser. Eine gute Formensprache (... und ja, die gibt es auch sachlich und schlicht und und ohne "Dekowahn" ...) bedarf keiner zusätzlichen Farbgestaltung als "Aufwertung" (es sei denn, es ist im architektonischen Gesamtkontext so vorgesehen).


    - Zum Schluß: Ich habe keine Lust, hinter nahezu jedem hier geposteten Beitrag ein Statement von dir, mit dem Tenor: "Das ist Mist - das geht auch besser" - und irgendwelchen an den Haaren herbeigezogenen Gegenbeispielen zu lesen.


    P.S.: Die anderen User hier mögen mir meinen etwas persönlich geratenen letzten Absatz bitte verzeihen!

  • Das von dir gepostete Beispiel finde ich grauenhaft


    Ich wiederhole das Zitat: "Der Jasminweg wurde im Jahr 1992 als schönste Wohnstraße Ratingens gekürt."; irgendwie gekürte schönste Wohnstraße einer Stadt kann man unmöglich als "grauenhaft" bezeichnen. Es gibt Methoden, objektiv festzustellen, welche Gestaltung der großen Mehrheit der Menschen zusagt (ähnliche wendet man ja in etlichen Wirtschaftszweigen an) - und die Erkenntnisse daraus sollte man anwenden. Was gewinnt man konkret, wenn man Gegenteiliges tut?

  • Schon putzig, wie man sich so echauffieren kann. Wenn es einen Bedarf an einzelstehenden EFHs und MFHs in Köln gibt, wäre die Stadt doch bekloppt, diesen Bedarf nicht zu erfüllen.


    Wenn die Stadtväter die gleiche Meinung hätten wie du, dass man doch auch in Etagenwohnungen seine Familie versorgen kann, dies jedoch die betroffenen Familien anders sehen, würde man eine Abwanderung dieser wissentlich in Kauf nehmen. Und das kann ja wohl in niemandens Interesse sein.
    Und nur weil diese Ratinger Siedlung 1992 mal eine Auszeichnung bekommen hat, heißt das doch noch lange nicht, dass diese deswegen objektiv gesehen attraktiv ist. Da fallen mir ganz andere schaurige Beispiele architektonischer "Kunst" ein, die irgendwann mal prämiert wurden, heute jedoch lieber platt gemacht werden sollten...

  • Die Rundschau bringt mal etwas zum Projekt "Widdersdorf Süd" mit einem Interview des Initiators Norbert Amand:


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1288741499913.shtml


    http://www.rundschau-online.de…tikel/1288741500063.shtml


    Interessant finde ich das jetzt gerade im Hinblick auf den wiederentdeckten Trend vom Wohnen in der Innenstadt. Das Projekt "Prima Colonia" markiert wohl mit den Höhepunkt des gegenteiligen Trends vom Wohnen auf der "grünen Wiese" und der zunehmenden Verstädterung des peripheren Umlands.

  • Unkritisch?

    Erstmal hallo zusammen!


    Es tut mir leid, dass mein erster Beitrag hier schon vermutlich auf wenig Gegenliebe stoßen wird. Seit Jahren lese ich regelmäßig in diesem Forum mit und doch ist es ausgerechnet diese alte Diskussion hier, die mich zum Anmelden motiviert hat.


    Auch wenn ich Bewachers Geschmack nicht unbedingt teilen kann, so finde ich doch einige Punkte, auf die er bisher hingewiesen hat extrem wichtig!
    Natürlich gibt es einen Bedarf an Wohnungsbau, wie er jetzt in Widdersdorf geplant ist und natürlich gehört das freistehende Haus im Grünen (oder zumindest in der Vorstadt) noch immer für weite Teile der Bevölkerung zum Lebensziel. Sicherlich hat es auch einige Vorzüge in einem weniger verdichteten Gebiet Kinder aufzuziehen.
    Für ein Projekt dieser Art halte ich die Planungen für Widdersdorf auch relativ gelungen.
    Unabhängig davon halte ich es aber für falsch, diese Tatsachen derart unkritisch hinzunehmen!
    Es ist doch schon lange kein Geheimnis mehr, dass Bauen dieser Art unter ökologischen wie auch ökonomischen Aspekten in einigen Punkten fragwürdig ist. Städte wie Köln, die durch ihre demographischen Bedingungen noch nicht unmittelbar gezwungen sind sich damit auseinanderzusetzen - wie so manche Stadt in den neuen Bundesländern - ignorieren offenbar in vielen Neubaugebieten die infrastrukturellen Konsequenzen.
    Aber auch die Chancen! Hier bleibt die Möglichkeit ungenutzt, die ungebrochene Attraktivität der Stadt mit einem gewissen pädagogischen Anspruch zu verbinden. Es kann generell nur wünschenswert sein, dem Trend des gigantischen Flächenverbrauchs entgegenzuwirken und das ist möglich. Ich bin überzeugt, dass auch für Familien angemessener und anspruchsvoller Wohnungsbau in wesentlich größerer Dichte umsetzbar ist, wenn man nur aufhört, clichéhafte und überkommene Typologien abzudecken. Gerade Städte wie Köln bieten doch - nicht zuletzt auf Grund von großzügigen Grünflächen an fast jeder Ecke - eine hohe Lebensqualität und werden dafür geschätzt.
    Da es an Nachfrage für Wohnungen in Köln keineswegs mangelt, könnte die Stadt auch einfach hinnehmen, dass potenzielles "Einfamilienhaus-Park-Klientel" in umliegende Gemeinden ausweicht, denn sicher ist es richtig, dass derart ideologisch geprägte Siedlungspolitik erst wirksam wird, wenn sie kein Einzelfall bleibt.
    Das mag jetzt sehr dogmatisch klingen, aber ich finde es wichtig zumindest zu berücksichtigen, dass Neubaugebiete wie diese grundsätzliche Implikationen im Bereich Mobilität, Versorgung, Umweltbelastung usw. haben.
    Das wird selbst in dem verlinkten Artikel des Stadtanzeigers thematisiert.


    Und jetzt das grundsätzliche beiseite und zurück zum eigentlichen Thema:
    Ich finde, dass auf den aktuellen Photos gut zu sehen ist, dass das prinzipiell erstmal gut klingende Veedel-Konzept letztendlich nicht richtig aufgegangen ist. Die Baumassen sind zu kleinteilig und distanziert um Zusammenhang zu vermitten und auch das beabsichtigte kölsche Gefühl bleibt auf den ersten Blick aus. Bleibt abzuwarten, was die Bewohner daraus machen werden.

  • Hallo und willkommen im Forum Goanna!


    Zunächst will ich mal sagen, dass kluge und engagierte Beitrage zu Diskussionen hier eigentlich immer auf Gegenliebe stoßen werden (also nur Mut :))


    Zu deinem ersten Einwand: Das Thema Zersiedelung ist in der Kölner Forums-Ecke vielleicht tatsächlich etwas zu kurz gekommen. Da wird in anderen Städten mehr drüber diskutiert (Ich verweise nur mal auf den spannenden Thread Wohnen in Düsseldorf). Eine unkritische Haltung würde ich daraus allerdings nicht ableiten. Ich selbst finde das Zukleistern von Flächen mit endlosen Legohaus-Siedlungen alles andere als zukunftsweisend und würde auch nicht ins "Prima Colonia" ziehen wollen. Es gibt aber immer noch genügend Leute, die genau das tun. Zwar gibt es wieder einen Trend mehr hin zum innerstädtischen Wohnen, aber für sehr viele ist das Häuschen auf dem Acker eben noch immer höchstes Ziel (Werbung und Politik tun da ihr übriges). Und solange wird die Stadt auch weiterhin Bauland für so etwas ausweisen.


    Ich glaube aber "Widdersdorf-Süd" ist aus heutiger Sicht ein bisschen aus der Zeit gefallen. Die Größe des Projekts markiert sicherlich einen Höhepunkt der Kölner Suburbanisierung (Laut Artikel haben die Planungen schon in den Achtzigern begonnen), der so sicherlich überschritten ist.


    Zum Thema "Veedels-Konzept" :
    Das ist nicht viel mehr als das übliche Marketing-Geschwurbel. Ein "Veedels-Gefühl" entsteht für mich eher durch vielfältige, gewachsenen Strukturen und sicher nicht durch Anhäufung einer handvoll Ein-/Zweifamilienhaus-Typen. Wenn genug zu sehen ist, werde ich mich trotzdem irgendwann mal mit der Kamera bewaffnet in das Viertel wagen.

  • Neuer Bericht über Widdersdorf-Süd in der Kölner Rundschau.


    Fast alle 1200 Grundstücke sind mittlerweile verkauft; nur noch 12 sind noch zu haben.
    Der Investor war vom schnellen Erfolg selbst überrascht und will jetzt auch die Äcker südlich des Baugebiets vermarkten.
    Ich hoffe aber, die Stadt lässt sich darauf nicht ein, denn dieses Gebiet ist als radiale Verbindung zum dritten Grüngürtel gedacht, welcher entlang der Ville verläuft.
    Auf der neuen Umgehungsstraße bildet sich jeden Morgen ein kilometerlanger Stau Richtung Innenstadt. Es wird Zeit, dass die Stadt endlich eine Straßenbahnverbindung plant.



    http://www.rundschau-online.de…tt,15185496,20892904.html

  • Die Stadt hat nocht nicht einmal Mittel beim Land angefordert, um überhaupt mal die Wirtschaftlichkeit einer Stadtbahnverlängerung zu prüfen! Die Trasse mit 3 geplanten Haltepunkten wurde im Bebauungsplan berücksichtigt. Es gäbe zwei Varianten mit einer Anbindung an Bocklemünd oder Weiden, nur wird diese leider nie kommen.:mad:

  • Eine Wirtschaftlichkeit kann sich bei einer Bebauung, die überwiegend aus Einfamilienhäusern besteht, auch nicht ergeben, die Prüfung kann man sich schenken. Dass die Bewohner dieser Bausparerträume nun im Stau stehen, hätten sie vorher an drei Fingern abzählen können.


    Als Autofahrer würde ich mich aber fragen, warum man nicht von der Ortsumgehung L213 direkt auf den Autobahnring auffahren kann, sondern erstmal noch den Militärring oder die Aaachener Straße weiter verstopfen muss. Es werden ja sicher nicht alle ihr Fahrtziel im Innenstadtbereich haben.


    Als Radfahrer, der morgens und abends je 25 km per Velo pendelt kann ich sagen, dass man den Bahnhof in Lövenich oder die Stadtbahn in der Aachener Straße von Widdersdorf aus auch untrainiert in kaum mehr als 10 Minuten mit dem Rad erreichen kann.


    Man hätte, wenn man denn meint, unbedingt die guten Lössböden in der Gegend noch weiter mit Einfamilienhäuschen dekorieren zu müssen, auch gleich Standorte ausweinen können, die bereits vom SPNV erschlossen sind. So z.B. im Bereich des Bahnhofs Weiden West, der ja derzeit eigentlich nur Parkplätze, Kläranlagen, Friedhöfe und Erdbeerfelder bedient, den Bereich zwischen Dürener Straße und Stadtbahn-Haltepunkt Stüttgenhof, den Bereich Egelspfad/Brauweilerweg, diverse Freiflächen in Lövenich, Arrondierungen entlang der Südseiten von Potsdamer Straße/Frechener Weg oder Erich-Deuser-Straße/Wiener Weg, alles nur halbseitig bebaute längere Erschließungsstraßen, alles im Bereich Weiden/Lövenich/Junkersdorf, überall vorhandene Infrastruktur, die besser genutzt würde. Stattdessen muss in Widdersdorf das meiste neu errichtet werden. Über die miese Haushaltslage der Stadt muss man sich dann auch nicht wundern.

  • Auf Youtube wird eine aktuelle Fahrt durch das Neubauviertel in Widdersdorf gezeigt.
    Man braucht zwar etwas Geduld, da öfter durch die gleichen Straßen gefahren und auch ein Abstecher
    durch das alte Widdersdorf unternommen wird, aber man kann doch gut erkennen, wie groß dieses Projekt ist.


    https://www.youtube.com/watch?v=8x24KVttREc

  • Was Weiden West angeht, die Felder die dort liegen gehören zum Rhein-Erft-Kreis. Daher kann die Stadt Köln dort nicht bauen bzw. bauen lassen.

  • ein traum für jeden beton-fetischisten... wenn in ein paar jahren die witterung eingesetzt hat, wird das ziemlich grau dort...