Gründerzeit in Frankfurt

  • Gründerzeit in Frankfurt

    Skyline-Fotos gibts ja jede Menge, von den teilweise durchaus auch ansehnlichen Gründerzeitvierteln hingegen kaum.
    Den Anfang machen ein paar Impressionen aus dem Malerviertel in Sachsenhausen, im wesentlichen der Bereich zwischen Schweizer und Holbeinstraße (von einer Gestaltungsatzung geschützt wird aber einzig der Bereich westlich der Holbeinstraße), wo man es tatsächlich noch schafft Bausünden weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Bei Gelegenheit kommt auch noch das Westend. Und ein paar Bilder von Nordend, Bahnhofsviertel, Ostend und dem übrigen Sachsenhausen wollt ich auch mal irgendwann knipsen wenns die Zeit zulässt.


    Sachsenhausen - Malerviertel


    Schon zu Beginn wird klar: roter Mainsandstein und Schieferdächer sind das prägende Merkmal




    Holbeinstraße mit durchaus gelungenem Nachkriegsfüllbau (vor allem hinsichtlich Dachgestaltung, nur die Fensterformate wollen nicht gefallen):


    Anfang der Kennedyallee:


    Gartenstraße Blickrichtung Schweizer Straße:




    Townhouses ;) :


    Liebighaus von der Steinlestraße aus gesehen:


    Ach ja, Fotos allesamt von mir ;)

  • Danke und immer wieder DANKE! Du zeigst das Frankfurt das es in den Köpfen der meisten Deutschen eigentlich gar nicht gibt - das größere Phantom als Bielefeld. :) Sehr gut!

  • Westend-Süd


    Wie angekündigt, hier ein paar Bilder aus dem Westend. Genauer gesagt Westend-Süd, also alles südlich des Grüneburgwegs. Nicht nur die Bebauung (zumindest jene die den Krieg überstanden hat) ist recht großbürgerlich, auch politisch ist das Westend trotz Uni Hochburg der bürgerlichen Parteien. 20% und mehr allein für die FDP sind keine Seltenheit. Die Studenten wohnen eher im benachbarten Nordend, Bockenheim oder in Bornheim.




    Leider stellvertretend fürs ganze Westend - Gründerzeit und eher unpassende Nachkriegsbausünden, auch umgebaut lassen sie noch einiges zu Wünschen übrig:


    Jetzt geht's in die Siesmayerstraße:


    Weiter östlich ist die Bebauungsdichte höher:



    Mit Mut zur Rekonstruktion könnte das ein nettes Ensemble abgeben:


    Recht hochwertige Neubauten, aber mal wieder mit dem scheinbar unverzichtbaren Flachdach. Etwas mehr Fassadengliederung wäre zum Teil auch nicht schlecht:

  • Super Bilder :) Das Westend scheint eine traumhafte Wohngegend mitten in Frankfurt zu sein - ich hoffe zumindest, dass es noch oder wieder einen gewissen Wohnanteil dort gibt. Damit könnte Frankfurt endlich etwas gegen seinen schlechten Ruf als Wohnstadt tun. Die Mischung aus Gründerzeit-, Nachkriegs-, und Neubauten finde ich persönlich nicht schlimm, im Gegenteil, sie macht solche Gegenden eher spannender und gehört in deutschen Großstädten einfach dazu.

  • Tolle Bilder!


    @ iconic: Es gibt im Westend schon einen sehr hohen Wohnanteil, nur vereinzelt befinden sich in einzelnen Gründerzeithäusern Büros/Kanzleien/Praxen. Das Westend gilt in der Tat als schönstes innenstadtnahes Wohngebiet in Frankfurt. Es ist dort aber leider auch entsprechend teuer.

  • ^^Ich mache auch mal Bilder vom "unbekannten" Frankfurt. Dafür brauche ich Zeit, schönes Wetter und eine neue Kamera. Das kann allerdings nicht lange dauern. Denn nach diesen schönen Bildern juckt es mich richtig. Auf mich hört ja niemand. Frankfurt muss zeigen das es diversifizierter ist als die meisten Menschen denken!

  • Und wieder mal Sachsenhausen - Nord, genauer gesagt der Bereich östlich der Schweizer Straße. Bebauungsdichte ist recht hoch, fast ausschließlich durchgehende Blockrandbebauung anzutreffen. Dieser Teil dürfte mit zu den am besten erhaltenen Teilen des Gründerzeitrings um die Innenstadt gehören:


    los geht's am Oppenheimer Platz


    recht gelungener Neubau an der Oppenheimer Landstraße (nur das Dach hätte noch schwarz sein müssen ;) )


    Sanierter Altbau, die Obergeschosse geben so entstuckt aber ein armseliges Bild ab:





    Was sich der Architekt des Nachbargebäudes mit dieser Vorstadt-Architektur gedacht hat, weiß wohl auch nur er selbst:





    Südbahnhof:

  • Ich habe mich mit der Frankfurter Gründerzeit auseindergesetzt. Dabei ist eine Art "best of" der schönsten Gründerzeitgebäude von Frankfurt am Main entstanden. Frankfurt hat trotz der großen Zerstörungen ein riesiges architektonisches Erbe, dass man jetzt im Zusammenhang betrachten kann. Meiner Meinung nach kann Frankfurt locker mit Leipzig mithalten. Was meint Ihr?

    Wie ist eure Meinung zum Altbestand von Frankfurt?


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  • ^ Frankfurt hat schon einige Gründerzeiter, auch wenn viele wohl nicht ganz original sind (Stichwort: Notdächer).

    ABER mit Leipzig kann es Frankfurt niemals aufnehmen. Leipzig hat über 15.000 Denkmäler (darunter 80% aus der Gründerzeit).

    Jedoch, wenn ich in Leipzig unterwegs bin, abseits der Innenstadt, dann staune ich einfach darüber, dass es noch so viel schönen Bestand hat.

    In Frankfurt hat man im Banhofsviertel (Kaiser-, Münchener- und Taunusstraße) recht viele, einige im Westend, Nordend, Sachsenhausen und einige einfache im Gallus. Vereinzelt findet man welche in Höchst, aber halt überall, außer in den Neubaugebieten aus der Nachkriegszeit. Selbst im Westend gibt es mehr "Neubauten", als Gründerzeiter.


    In Frankfurt ist es so: Man fährt/geht durch die Stadt und sieht einige Gründerzeiter, dann gibt es lange nur Nachkriegsbauten, dann wieder 2-3 Gründerzeiter. Gut zu sehen beim letzten Bild im Video (müsste irgendwo am Anfang der Zeil sein, Nähe Gesundheitsamt).

    In Leipzig habe ich den Eindruck gewonnen, dass man viele Gründerzeiter sieht, dann eine Brache, dann wieder lange nur Gründerzeiter, dann Nachkriegsbau, einige Gründerzeiter, usw. Alleine die Anzahl der Gründerzeiter im Waldstraßenviertel, im benachbarten Gohlis-Süd, Südvorstadt, Bachviertel, Oststraße, usw. In diesen und vielen Vierteln dominieren gründerzeitliche Gebäude, Neubauten sind eher die Ausnahme.


    Was allerdings in Leipzig oft der Fall ist, ist, dass auch das Innenleben oft noch im Originalzustand ist. In Frankfurt ist oft nur noch die Haut alt, aber das Innere kahl (I'm looking at you Gallusanlage 2).


    PS: War kein Tourist in beiden Städten.

  • In Leipzig lagen die Kriegszerstörungen mit "nur" 40% der Wohngebäude deutlich niedriger als in Frankfurt und es wurde halt nach dem Krieg im Stadtzentrum weniger Neubau von Wohn- und Geschäftsgebäuden betrieben, sondern man ließ die Gründerzeitler 40 Jahre rumstehen und vergammeln.


    Entsprechend gab es nach der Wende noch genug Substanz, um mit den Ansprüchen der 1990er an den Denkmalschutz, ganze Straßenzüge wiederherzustellen.


    In Frankfurt waren die beschädigten Gründerzeitler im Lebensgefühl der Wirtschaftswunderzeit Ballast einer Zeit die man hinter sich lassen wollte, sie überlebten nur dann, wenn sich kurzfristig damit Geld verdienen ließ - wenn entsprechend mit Notdächern wieder benutzbar gemachte Gebäude über ihre Mieterträge mehr einbrachten, als ein Abriss und Neubau (was ja keine kleine Investition war) erwarten ließen, hat das die Gebäude in unsere Zeit gerettet.

  • Frankfurt kann gründerzeitlich nicht mit Leipzig mithalten, allerdings können große Teile des Nordends und Sachsenhausens sowie teilweise des Westends und Bockenheims zumindest in der selben Liga im Mittelfeld mitspielen. Die wenig erhaltene repräsentative Bausubstanz war ein wesentlicher Grund weshalb die Landeshauptstadt in das weitaus weniger kriegszerstörte Wiesbaden angesiedelt wurde. Eine Entscheidung, die Frankfurt städtebaulich gerade im Vergleich zu Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart und München sehr geschwächt hat. Erst in den 80er Jahren wurden Alte Oper oder Römer-Ostzeile wieder hergestellt, die viel gefeierte Neue Altstadt (2018) kam sogar erst 73 Jahre nach Kriegsende. Diese Stadtreparatur wäre als Bundes- oder Landeshauptstadt wesentlich schneller und vor allem repräsentativer/großzügiger ausgefallen.


    Besonders schlimm ist es in Frankfurt zwischen Hauptwache, Zoo und Mainufer (bspw. südliches Ostend rund um das August-Strunz Zentrum). Die wenigen Gründerzeitler, die dort nicht der Ideologie des radikalen Neuanfangs zum Opfer fielen, stehen wie verlorene Exoten in einem Meer von banalsten Siedlungsbauten mit Wäscheleinen im Hintergarten herum. Die Häuserzeile gegenüber der EZB zeigt was für furchtbare Kaliber zwischen den 50er und 90er Jahren dort entstanden, in bester 1A-Lage in Mainufer-Nähe wohlgemerkt. Es ist nun schon 8 Jahre her, dass der EZB Turm im Ostend entstand, aber die Stadtreparatur im Ostend schreitet nur quälend langsam voran (siehe jahrzehtelange Hängepartie rund um den Ostbahnhof).

  • zu #14:


    Ich glaube diese Ansicht ist etwas verzerrt, da die Gründerzeit in Frankfurt nicht so dominant für das Standbild (FFM = mittelalterlicher Kern, Rekonstruktionen, viele prominent- und zentralgelegene Wiederaufbausünden, einzige echte Skyline Deutschlands und Gründerzeit) ist. Leider kenne ich Leipzig unter den deutschen Großstädten am wenigsten und kann deshalb beide Städte nur bedingt vergleichen. Aber ich kann mir vorstellen, dass durch das geschlossener Stadtbild der Eindruck (Bias) entsteht es gäbe ein viel größere Anzahl an Gründerzeitlern als in FFM. Mir geht es z. B. im Vergleich FFM / Wiesbaden so!


    Ich würde daher zumindest widersprechen, dass Frankfurt nur in wenigen Stadtteilen über einen großen stock an Gründerzeitlern verfügt. Nördlich der Wallanlagen zwischen Palmengarten, Grüneburgpark, Hauptfriedhof, Günthersburgpark, Ostpark und nördlich des Zoos verfügt Frankfurt über ein sehr großes zusammenhängendes Gebiet, in welchem die gründerzeitliche Bebauung vorherrschend ist. Ganz grob gemessen ist das eine Tangente von 4-5 km mit relativ intakter, vornehmlich gründerzeitlicher Bebauung. Das ist, um bei meinem Beispiel zu bleiben, in Wiesbaden eben sogar eher ein kleineres zusammenhängendes Gebiet. So viel Städte gibt es dann in Deutschland auch nicht die signifikant größere Bestände haben. Insbesondere finde ich aber die Aussage falsch, dass außerhalb dieses Gebiets praktisch nur Nachkriegsbauten zu finden sei. Fahrt man die Eschersheimer Landstraße Richtung Norden finden sich links und rechts im Dornbusch und Eschersheim viel wirklich schöne gründerzeitliche Häuser, um nur mal ein Beispiel zu nennen. In Bezug auf die Qualität der Bebauung haben Sie sicherlich nicht ganz unrecht. Ich finde jedoch, dass wie in den Vorbeiträgen teils schon angemerkt, insbesondere fehlende Stadtreparatur in sehr zentralen zentralen Lagen (Dächer am Entree zur Kaiserstraße oder ganze Teile der Innenstadt wie das Gerichtsviertel) den falschen Eindruck "Frankfurt sei die Gründerzeit im Vergleich zu anderen Städten unterrepräsentiert" verstärkt. Das führt dann im schlimmsten Fall dazu, dass der gründerzeitliche Bestand nicht die Wertschätzung /Schutz durch die Gesellschaft und Politik erfährt, die Sie eigentlich verdient. Jüngstes und erschreckendes Beispiel, das in diesem Forum gezeigt wurde, ist die Planung Marschnerstr. 3-5 im Nordend.


    Daher finde ich das Video aus #13 einen wirklich wertvollen Beitrag, da er darauf aufmerksam macht, dass Frankfurt eben auch viel bedeutsamen Bestand aus der Gründerzeit hat und man sich um dessen Erhalt eventuell etwas mehr bemühen sollte.

  • ^ Wie gesagt, es gibt in FFM Gründerzeiter zur Genüge.

    Ich kenne Frankfurt sehr gut, die genannten Stadtteile kann man natürlich erweitern, aber nicht beliebig.


    Frankfurt und Wiesbaden lassen sich schlecht vergleichen (habe in beiden Städten gelebt), da Wiesbaden deutlich kleiner ist.

    Vor dem 1. Weltkrieg (davor stammen die Gründerzeiter) lag Wiesbaden gerade mal bei ca. 100k Einwohner, Frankfurt bei 400k und Leipzig bei fast 600k.

    Wenn man nun die Phasen von 1870 bis 1914 betrachtet, dann ist Leipzig rasant gewachsen (von ca. 100k auf 600k), Frankfurt "nur" von 90k auf fast 400k.


    Es versteht sich von selbst, dass Leipzig aufgrund des Wachstums deutlich mehr Wohnraum geschaffen hat, mehr Häuser, mehr Wohnungen, mehr Villen, mehr Fabriken.

    Zusätzlich kommt nun mal hinzu, dass Leipzig im 2. WK "nur" 40% seines Bestands verloren hat bzw. wurde sogar einiges nach der Wende aufgebaut.


    Ich empfehle dir nach Leipzig zu fahren und dir selbst ein Bild von der Stadt, auch außerhalb des Zentrums zu machen. In jedem x-beliebigen Stadtteil, außer Grünau, findet man tonnenweise Gründerzeiter. Das habe ich selbst noch in keiner deutschen Stadt gesehen. Ok, nicht alle sind in Top-Zustand oder mit Graffiti überdeckt, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass diese immer noch existieren.


    Wie erwähnt, das schnelle Wachstum in der besagten Periode und das "Glück" im Krieg, haben Leipzig einen deutlichen Vorteil verliehen.


    PS: Ich vertrete übrigens nicht die Meinung, dass Frankfurt hässlich ist, wie viele Mitbürger, die die Stadt nur vom Bahnhof her kennen.

    PPS: Jeder Beitrag (#13) ist lobenswert. Ich würde gerne solche Videos von Leipzig machen, die Zeit fehlt.

  • Die wenig erhaltene repräsentative Bausubstanz war ein wesentlicher Grund weshalb die Landeshauptstadt in das weitaus weniger kriegszerstörte Wiesbaden angesiedelt wurde. Eine Entscheidung, die Frankfurt städtebaulich gerade im Vergleich zu Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart und München sehr geschwächt hat.

    Wenn Du dir anschaust, wie man in den Nachkriegsjahren das Bundesdorf Bonn mit repräsentativen Gebäuden im Stil der 1950er versehen hat, wünschst Du Dir nicht mehr, dass man Frankfurt zur Hauptstadt auf irgendeiner Organisationsebene gemacht hätte. Nebenbei war in Frankfurt der Sitz der Besatzungsmacht, auch das sprach gegen die Ansiedlung der Landeshauptstadt in Frankfurt.


    Handelsstädte wie Frankfurt oder Köln, die in ihrer Grundstruktur nie eine Repräsentationsfunktion hatten, mit entsprechenden Strukturen zu versehen, geht entweder durch Anbau in einer Regierungs-Trabantenstadt oder durch massiven Abriss. Da weite Teile nach dem Krieg zerstört waren und/oder nicht mehr den Ansprüchen des Wirtschaftswunderlands genügten, wäre das was wir heute als Nachkriegszerstörung der Stadt kritisieren, noch wesentlich intensiver über Frankfurt gekommen, als ohnehin schon.

  • Das geht jetzt etwas in eine Off-Topic-Richtung: Xalinai, Du hast vermutlich recht, aber letztlich bleibt es Spekulation, wie es Frankfurt ergangen wäre. Es waren ja viele Gebäude für einen künftigen Hauptstadtsitz schon im Bau, als die Entscheidung für Bonn fiel. Das jetzige Funkhaus am Dornbusch war für den Bundestag vorgesehen und meines Wissens das schon wieder abgerissene AEG-Hochhaus am Mainufer als Ministerium gedacht. Ich spekuliere auch mal, dass diverse Infrastrukturprojekte (Riederwaldtunnel, Lückenschluss A66, etc.) vor dem Mauerfall schon umgesetzt worden wären und auch das U- und S-Bahnnetz dann anders aussehen würde. Aber wie gesagt reine Spekulation... es hätte sicher, wie so vieles, Vor- UND Nachteile gehabt.