Palais KolleBelle + Quartier 'Am Wasserturm' [realisiert]


  • Darüber hinaus sprechen manche hier das Problem der Gentrifizierung an. Ich frage mich allerdings, ob dies überhaupt ein Problem oder eher vielmehr ein wünschenswerter Vorgang ist. Gerade Berlin benötigt den Zuzug junger, talentierter Menschen, die mit ihren besonderen Eigenschaften die verkrusteten sozialen Strukturen aufbrechen. Für diese Menschen müssen entsprechende Anreize geschaffen werden; diese bettelarme Stadt kann auf sie einfach nicht verzichten.


    Zur Unterstützung meiner Ansicht, dass beim Thema Gentrifizierung die positiven Aspekte dieser Entwicklung in den meisten Fällen völlig außer Acht bleiben, ein netter Artikel in der WELT zum ehemaligen Senatsbaudirektor Hans Stimmann.


    http://www.welt.de/kultur/arti…adt-den-Wohlhabenden.html


    "Und was passiert, wenn die Berliner Innenstadt nur noch vom zahlungskräftigen Mittelstand bewohnt wird? Bedeutet das nicht einen Verlust an Urbanität und sozialer Mischung? "Sie reden ja wie ich als junger Juso, das ist doch alles Tüddelkram", sagt er im norddeutschen Duktus. "Wir brauchen in der Innenstadt Leute, die in die Geschäfte gehen, in Cafés und Restaurants"."


    Diese Aussage könnte ich so unterschreiben.

  • Kollebelle

    Abei ein paar aktuelle Bilder vom Kollebelle.



    Aussergewöhnlich ist sicher der Neubau eines Apartmentgebäudes im Hof im Look einer Fabrik des 19. Jahrhundert - wie sie sich der Architekt Marc Kocher vorstellt.


  • In der aktuellen Ausgabe der "Vor Ort" (pdf S. 10) ist zu erfahren, dass vor kurzem, vermutlich wegen des drohenden Auslaufens der 2009 erteilten Baugenehmigung, die Bauarbeiten für einen Neubau in der Kollwitzstraße 20 begonnen haben.
    Hier der Entwurf:



    Bildquelle: Eike Becker_Architekten


    Die Wohnungen sollen im Herbst nächsten Jahres bezugsfertig sein.

  • Neue Bauten im Gründerzeitviertel

    Bei einem Spazeirgang habe ich Gebäude fotografiert, die in den letzten Jahren im Prenzlauer Berg errichtet wurden. Alle stehen sie im geschlossenen Wohngebiet. Es besteht weder Anspruch auf Vollständigkeit noch ist die Serie repräsentativ.
    Mir geht es darum einen Eindruck von der Vielfältigkeit von Wohnbauten in Berlin zu vermitteln. Im Forum wurde zuletzt viel über Stilfragen und die vermeintliche Einheitlichkeit diskutiert. M. E. ergibt sich ein sehr vielfältiges Bild was Stil und Qualität betrifft:



    Shot at 2012-06-19
    Kollwitzstr./ Belforter Str.

    Shot at 2012-06-19
    Kollwitzstr./ Belforter Str.

    Shot at 2012-06-19
    Kollwitzstr./ Belforter Str.

    Shot at 2012-06-19
    Kollwitzstr.

  • Nach jahrelangem Streit um einen möglichen Abriss der 60er Jahre Wohnanlage und einer Neubebauung des Areals hat sich nun der Investor durchgesetzt. Die damals vom Bezirk erlassene Erhaltungsverordnung scheint vor Gericht wenig Bestand zu haben. Der Bezirk befürchtet Schadensersatzansprüche seitens des Investors. Hauptgrund für den Rückzieher sei jedoch ein fehlerhafter Zurückstellungsbescheid.
    Nun wolle man sich außergerichtlich einigen.


    Der Investor plant eine Blockeinfassung entlang der Straßburger Straße. 20 Wohnungen sollen wegfallen, der restliche Bestand modernisiert und aufgestockt werden.


    Artikel Berliner Zeitung
    Artikel Prenzlberger Stimme

  • ^ Bezirkspolitikerkabarett, das den Steuerzahler nun wohl eine ganze Stange Geld kosten wird. Mit einem behördlichen Präsentkorb wird sich der Investor in der Sache kaum zufrieden geben, auch wenn ein Vergleich geschlossen wird.


    In städtebaulicher Hinsicht kann man die Entwicklung aber nur begrüßen. Außerdem: 150 mögliche neue Wohnungen gegen 20 bestehende...

  • ^Mich würde mal interessieren, wie ein "behördlicher Präsentkorb" so aussieht.


    Der Bezirk ist hier sehenden Auges in die Auseinandersetzung gegangen. Den Schadenersatz würde ich versuchen bei Michael Nelken (Ex-Baustadtrat von den Linken) zu holen. Landowsky soll ja auch wegen seiner Fehler bluten.

  • ^ Das gehört m.E. vor einen Untersuchungsausschuss. Berlin schmeißt da massiv Geld raus. Man möchte "böse Investoren" am investieren hindern und muss ihnen hinterher noch kräftig Schadensersatz zahlen. Damit wird die Dividende dann wirklich recht ansehnlich. Ein gerissener Spekulant, sollte in Berlin genau auf diese ideologischen Spielchen mit anschließendem Urteil setzen.

  • Noch ist kein Schadensersatzurteil gefällt. Um das zu vermeiden wird der Investor nun wohl bauen dürfen.

  • ^


    Um das nochmal zu konkretisieren:


    ######################


    Wenn es zu einem Prozess kommen würde, riskiert der Bezirk diesen zu verlieren und dementsprechend eine hohe Schadenersatzzahlung. Es sieht zur Zeit so aus, als wäre das der wahrscheinlichste Ausgang einer Klage.


    Der Bezirk möchte das vermeiden und stimmt dem Projekt zu.


    Es entstehen so keine weiteren Kosten.


    ######################


    Hab ich das so richtig verstanden? Aus den jeweiligen Artikeln und Beiträgen hier im Forum werde ich nicht wirklich schlau.

  • So etwas in der Art. Wobei B. sicher eine Kompensation für die vergangenen Zeit und seine entstandenen kosten verlagen wird. Z. B. mehr Baufläche. Z.B. größere TG, z. B. Zugeständnisse bei anderen Projekten, die er schon gekauft hat. So läuft's doch üblicherweise.

  • Wenn ich das Urteil richtig verstanden habe, dann moniert das Gericht, dass die Erhaltungssatzung zu spät erlassen wurde. Bei rechtzeitigem Erlass wäre das Urteil wohl anders ausgefallen.
    In diesem konkreten Fall wird man vermutlich nicht mehr viel tun können, allerdings sollte das Urteil eine Lehre für die Zukunft sein, in dem Sinne, dass künftig solche Erhaltungssatzungen rechtzeitig erlassen werden.

  • Gehören denn alle drei 60er Jahre Bauten dem Investor? Oder nur das Grundstück im Blockrand zum Kolle?

  • Wenn ich das Urteil richtig verstanden habe, dann moniert das Gericht, dass die Erhaltungssatzung zu spät erlassen wurde.


    Kann man das Urteil irgends einsehen?


    ^Ja, aller drei Blöcke. Und zum "Kolle" geht keiner, zum Wasserturm.

  • Dieser Artikel macht es ein wenig verständlicher und bestätigt meine Annahme

    Einmal editiert, zuletzt von Artec () aus folgendem Grund: Artikel mit Bezug zu meinem vorherigen Beitrag

  • Es geht los. 60 Bäume wurden die Woche auf dem Baugrund gefällt.


    Nochmal zum Projektumfang: Geplant sind 150 Wohnungen, eine Tiefgarage mit 200 Stellplätzen. Das Investvolumen beträgt 35 Mio Euro. Architekt ist wie beim Palais Kolle Belle Marc Kocher.


    Für den Neubau sollen bekanntlich auch Bestandsbauten abgerissen werden. Dagegen laufen momentan Klagen von sechs Mietern.


    Artikel BZ

  • ^ ... den Abriß von bewohnten und intakten Bestandsbauten zugunsten von gehobenen Neubauten sehe ich sehr kritisch.
    200 Tiefgaragenstellpätze für 150 Wohnungen ( + Gewerbe ? ) ist natürlich was Feines. Mich ärgert meist, wie wenig Tiefgaragenstellplätze bei Neubauten geschaffen werden. Häufig gibt es nur für jede dritte Wohnung einen Stellplatz.

  • Meines Wissens geht in diesem Fall nicht um den kompletten Abriss von Bestandsbauten. Vielmehr bleiben die vorhandenen Wohnriegel erhalten; sie müssen lediglich um einige Meter verkürzt werden, damit für den neuen Gebäudetrakt entlang der Straßburger Straße Platz geschaffen wird. So entsteht eine kammartige Bebauung unter Einbeziehung der Bestandsbauten, aber einige der vorhandenen Wohnungen müssen leider geopfert werden. Immerhin entstehen so über den künftigen Tiefgaragen ruhige, gegen die Straßburger Straße abgeschirmte und gestalterisch aufgewertete Wohnhöfe.


    Bato, woher hast du die Information, dass Marc Kocher der Architekt des neuen Komplexes sein wird? Mir war anderes bekannt.

  • zu der Anzahl der Tiefgarageplätze:
    Es werden 90 Wohnungen in den bestehenden Gebäuden erhalten bleiben. Dazu eben die 150 neuen Wohneinheiten. Die Anzahl der Plätze ist üppig dimensioniert, aber aufgrund des sehr dichten Altbaubestandes ohne Tiefgaragen ringsum sicher wirtschaftlich in der Vermietung.

    zu den Neubauten generell:
    ich sehe das als Nachbar kritisch. Auf der einen Seite sind die Bestandsbauten keine Augenweide und ich würde es niemandem verübeln wenn er sie allein aus diesem Grund - also ästhetisch motiviert - als abrisswürdig einstuft.
    Auf der anderen Seite ist es für ortskundige schon etwas zynisch, aus der "kammartigen bebauung" auch eine positive Veränderung für die Bewohner herauszustellen. Sobald die Bebauung zur sehr ruhigen Straßburger Str. steht, herrscht in den Gebäuden dahinter weitgehende Dunkelheit. Auch noch so "aufgewertete" Innenhöfe können hier nichts mehr wett machen.

    Ich hätte persönlich eine sozialverträgliche Lösung inklusive Abriss des Riegels zur Belforter - der ja dann total eingeklemmt und verschattet wird - für die beste Lösung gehalten. Das was jetzt kommt ist Murks.

    d.