Leipziger Wohnungsbau

  • Ziemlich, ähh, abgefahren der Erste. Mein Namensvorschlag: die hängenden Gärten von Schleußig :D ich weiß zwar noch nicht so richtig, ob ich den Entwurf gut finde, aber besser als so manch andere gepflegte Langeweile dürfte er schon sein.

  • Das Haus an der Könneritzstraße finde ich absolut überzeugend. Geplantes Chaos, das sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügt. Erinnert mich von der Grundidee an Hundertwasser in Wien. Phantasievoll und freundlich, das Gegenteil der heutzutage meistens gebauten unterkühlten Tristesse.

  • Ich bin da selbstverständlich anderer Meinung, Klötzchenarchitektur vom Feinsten. Chaos ja, stimmig nein in meine Augen.
    Die Fassade scheint an den "grossen Sonnenterassen" zurückgesetzt und da der Bau auch nicht in der Höhe mit dem Nachbarn abschließt bleibt der Blick auf ein gutes Stück Brandmauer. Den Anspruch die Lücke angemessen zu Füllen hat der Entwurf deshalb mMn schon verwirkt.

  • Hossa, das nenne ich ja mal einen Entwurf für das Eckgrundstück Oeserstr./Könneritzstr. Wie man dem Ist-Zustand auf dem 3. Bild von Dave entnehmen kann, wird die Bebauung dieser ätzenden Eckbrache zu einer enormen Aufwertung des Straßenraums führen. Die geplante Dachlandschaft mit den Gärten (ein bisschen wie bei den Höfen am Brühl, nur dass sie hier auch vom Straßenraum aus erkennbar sein werden) ist geradzu spektakulär. Auch die offensichtlich geplante Ladenzeile im EG kann man gar nicht positiv genug bewerten. Das ist Großstadtarchitektur, die Spaß macht. Es wird wohl einzig auf die verwendeten Materialien ankommen, dass dieser Entwurf auch in Natura erstklassig sein wird. Ansonsten bitte genauso umsetzen. Für den Bau verantwortlich ist offensichtlich das Architekturbüro Bauart Studio aus Leipzig, das mit einer mehr als spärlichen Internetpräsenz aufwartet.


    Wie man zudem auf den darauffolgenden Bildern von Dave aus Schleußig erkennt, kommt jetzt beim privaten Wohnungsbau zumindest in jenen Gegenden, wo der Wohnraum langsam knapp wird, richtig Fahrt auf. Gut das.


    Edit:


    Saxonia: Der Blick auf ein "gutes Stück Brandmauer" ist gerade bei rein historischen Gebäudezeilen allgegenwärtig. Soll ich dir Beispiele bringen oder magst du selber googlen?

  • Oeserstraße und Könneritzstraße


    @ Cowboy - Zustimmung, es gibt auch in der Gründerzeit immer wieder unterschiedliche Gebäudehöhen, so dass Brandmauern von einigen Metern Höhe dort vorkamen. Auch gibt es manchmal das Nebeneinander von Gebäuden vor 1880 (2-3 Etagen) und Gebäuden aus der Gründerzeit, welche oft 2 Geschosse mehr besaßen. Hier sind ebenfalls Brandmauern vorhanden und das schon seit über 100 Jahren.

    Das Gebäude gefällt!
    Es bricht aus der tristen Bauweise vieler Neubauten heraus, nicht nur das gern verwendete Schema "viel Glas, Beton, weiß angestrichen, fertig". Es erinnert teilweise auch an die Gründerzeit, sieht aber trotzdem modern aus. Gleichzeitig nimmt es Ideen von Hundertwasser (Grün im Gebäude) auf.
    Einzig diese drei großen rechteckigen Fenster (links oben, mittig unten und rechts vorn, oben) gefallen mir nicht, das passt irgendwie nicht zum Rest und sieht zu klotzig aus. Und die Erdgeschosszone sieht im Gegensatz zum Rest des Gebäudes wirklich etwas fad aus ... da sollte man ein bisschen nachbessern.

  • Körnerstr 19

    Der Lückenschluss in der Körnerstr. 19 ist im Rohbau fertig.



    Und so solls mal aussehen



    Zur Gestaltung würde ich sagen, ... aber wenigstens ist es ein richtiger Lückenschluss und nicht nur eine Stadtvilla.


    ® Eigenbilder

  • ^ Also mir gefällt die horizontale Gliederung des Neubaus in der Körnerstraße. U.a. deswegen, weil sie auf die m.E. sehr missglückte Neuinterpretation des Altbaus daneben richtig reagiert, so dass auch dieser chaotische Nachbar nach Fertigstellung des Neubaus besser zur Geltung kommen wird.

  • Ich darf dem Reigen der Bauschilder ein weiteres Bild hinzufügen. Diese Stelle http://maps.google.de/maps?hl=…MA&cbp=12,196.58,,0,-7.68 an der Richter-/Prellerstraße sieht aktuell so aus:


    Wenn diese Gohlis-Suiten keine Preissensation sind, dann weiß ich auch nicht!
    Mal unter uns: die schlimmste Baulücke ist die unbebaute Ecke. Aber wie haben in Leipzig viele davon, die es nötiger hätten, bebaut zu werden. Hier bedaure ich einfach die schönen alten Bäume, zumal auf dem Grundstück schon gewerkelt wurde.

  • Die Fassadengliederung ist nicht der Punkt, sondern die Farb- bzw. Materialwahl. Für eine recht kleine Strasse sind die gewählten Farben der Verblendung (anthrazit) etwas einengend vielleicht sogar düster.
    Betrachtet man die Körnerstr. wie auf dem Foto zu sehen und auch im Rendering beachtet, kann man die Fassade nicht frontal einsehen, sondern immer nur im Winkel. Dadurch kommt es zu einer zusätzlichen Kompressionen der dunklen Flächen.

  • Stimmt - Sie haben Recht; das ist mir so noch gar nicht aufgefallen. Meinen Sie, daß der schräge Blick die Fassade noch zusätzlich verdunkle?
    Was mir weiter auffällt: diese neue Konzeption des Erdgeschosses, bei dem nichts mehr (man verzeihe mir die prosaische Formulierung) mit dem Spaziergänger zu kommunizieren scheint, verfestigt sich immer mehr. Es werden gerade noch Zugangslöcher im Beton für Bewohner & Fahrzeug belassen und das war's. Ein klassisches Erdgeschoß findet nicht mehr statt. Es wirkt wie ein leider notwendiger Zugangsbereich, der die Bruttogeschoßfläche vermindert. Erst darüber beginnt die eigentliche Fassade ... schade.

  • Der Entwurf der Körnerstrasse 19 sieht aus wie die schlimmste 70er Jahre Büroarchitektur. Das Erdgeschoss scheint entsprechend dem Rendering dann noch mit Kleinmosaik-Verkachelung verblendet zu werden. Schlimmste Architektur, die in der Regel zwischenzeitlich als Bausünde interpretiert wird und im günstigsten Fall abgerissen wird. Und sowas soll dort neu gebaut werden? Kaum zu glauben :(

  • Abgerissen wird so etwas meist, weil es den heutigen Anforderungen an das Raumangebot nicht entspricht und/oder weil an alte Gebäudekanten vorbei gebaut wurde, nicht wegen der horizontalen Gliederung. Ausserdem haben solche Gebäude meist sehr glatte zweidimensionale Fassaden, während hier eine gewisse Tiefe geschaffen wird. Ausser der horizontalen Gliederung (ich bin auch kein Fan davon) gibt es also nicht wirklich Parallelen zu besagten Bürogebäuden.


    Was die Dunkelheit betrifft, ist diese doch eine recht angenehme Abwechslung im sonstigen Pastelleinerlei, in Berlin funktioniert das beispielsweise in der Choriner Strasse ganz hervorragend.


    Insgesamt m.E. einer der besseren Wohnungsneubauten.

  • Auch schräg gegenüber in der [url=http://maps.google.de/maps?q=leipzig+k%C3%B6rnerstr+16&hl=de&ie=UTF8&ll=51.325346,12.372381&spn=0.002397,0.006539&sll=51.325363,12.371807&layer=c&cbp=13,158.78,,0,-5.81&cbll=51.325378,12.371752&hnear=K%C3%B6rnerstra%C3%9Fe+16&t=h&z=18&vpsrc=0&panoid=7BK8ofPO0IogmdU80li66A]Körnerstraße 16-18[/url] soll ein Lückenschluß erfolgen.
    Baustart ist 2012 geplant und 13 Wohneinheiten sollen dort entstehen.



    Quelle: asabp

  • ^ ich kann mich dem nur anschließen. Der Entwurf ist sicher nicht der Beste aber auch nicht der schlechteste weil 1.) kein Pastell-Einerlei, 2.) eine Baulücke geschlossen wird, 3.) weil der Entwurf doch sehr anders aussieht als alte Bürobauten oder Plattenbauten.


    Der Entwurf Oeserstraße ist auch sehr gelungen, alles was nicht dem Standart-Einerlei entspricht und zudem Baulücken füllt ist zu begrüßen.


    Der Entwurf Richterstraße ist auch nicht der allerschlimmste. 1.) kein Pastell siehe oben, 2.) eine rund ausgeführte Ecke


    insofern hoffen wir auf weitere dieser Bauten, die nach Bauschildern ja in 2012 fleißig entstehen sollen

  • ^ Ansichtssache ja, man sollte es aber schon mal in natura im Umfeld gesehen haben, ergo: schon mal selber da gewesen? Ich fahre dort so gut wie jeden Tag vorbei und kann nicht behaupten, dass es in irgend einer Weise störend wirkt. Und nach 70ern sieht es aus ähnlichen Gründen wie beim Entwurf Körnerstraße auch nicht aus.


    Die Körnerstrasse 16-18 finde ich recht gelungen, vor allem gelingt der Übergang zwischen den sich anschließenden unterschiedlich hohen Bauten, bei den Gohlis-Suiten stört mich trotz der interessanten Eckgestaltung das unnötig auffallende rote Treppenhaus. Vielleicht wird das ja noch etwas dezenter umgesetzt.

  • Es ist sehr entzückend und erbaulich, wie für abweichende Meinungen gleich negative Bewertungen verteilt werden. Ich kann mich leider der ablehnenden Meinung zum Neubau Körnerstraße 19 nur anschließen. Er wirkt auf den Visualisierungen leider tatsächlich wie ein Klon aus den 70ern. Die dunklen Platten der Fassaden wirken dominierend und blickheischend und insgesamt mit den roten Fensterrahmungen sehr unruhig. Auch die Erdgeschosszone weist leider dem Straßenraum abweisende Züge auf. Auf die Spitze treibt dies allerdings Körnerstraße 16-18. Deren Fassade wirkt zwar etwas öde, aber zumindest weniger störend und Parkhaus-like wie das beschriebene Gegenüber und bemüht sich um angedeutete Kleinteiligkeit. Das graue, und nur mit schmalen Lichtluken auf Überkopfhöhe versehene Erdgeschoss ist allerdings ein Desaster und eine Bankrotterklärung für den Dialog mit dem Straßenraum. Ich ahne, dass die Antwort darauf aus der Gegenrichtung mit großzügigen Grafitti erfolgen wird (mit ist klar, dass dort dahinter die Autos parken. Ich denke aber, dass es dafür glücklichere Lösungen gegeben hätte)
    Das Traufgesims als traditionelles Element würde ich versöhnlich allerdings als positiv hervorheben.


    Frohe Weihnachten!

  • ^ ... Der Entwurf ist sicher nicht der Beste aber auch nicht der schlechteste weil 1.) kein Pastell-Einerlei, 2.) eine Baulücke geschlossen wird ...


    "De gustibus non est disputandum." Trotzdem ist Anthrazit nicht der Gegenentwurf zu Pastell und umgekehrt. Es gibt von der Industrie schon länger wesentlich mehr Farben als Pastelltöne oder Anthrazit, sogar für Fassaden. Auch sollte man sich nicht am unteren Ende der Skala orientieren, denn dann ist jeder Entwurf ein akzeptabler.
    In der Lichtmischung ist Grau nun einmal der niedrigste Kompromiss aus allen Farben in gleichen Teilen, es ist also durchaus gerechtfertigt von einem beliebigen lieblosen Entwurf zu sprechen oder soll man die abgesetzten Fenster als Temperamentsausbruch bewundern?
    Ein Gebäude als Solitär herauszuheben durch kontrastierende Form oder Farbe sind begrüßenswert, aber dies sollte formal gerechtfertigt erfolgen.

  • ^ Also in deinem ersten Beitrag hast du dich über die Düsterkeit beschwert und nicht über die Farbe an sich. Wenn dann erwidert wird, in einer von hellen Tönen geprägten Straße sei das eher als Abwechslung zu sehen, heißt das nicht, dass man damit Anthrazit als bestmögliche Alternative oder gar als Gegenentwurf zu Pastelltönen sieht. Es heißt schlicht, dass man der Ansicht ist, dass damit die Straße keinesfalls verdüstert wird und hat mit irgendeiner Farbdiskussion nichts zu tun.


    @ Dunkel_Ich: inwiefern kommunizieren denn die aufgrund des Gefälles der Straße vergitterten Kellerfenster der angrenzenden Altbauten besser mit der Straße - außer, dass sie etwas niedriger hängen?

  • ^Es geht um die gesamte Erdgeschosszone und nicht um Kellerfenster (dahinter leben zumeist keine Menschen), die sich zudem...wie du ja bereits erwähnt hast, bei den Altbauten nicht auf Kopfhöhe befinden. Wir haben es bei den Neubauten 16/18 mit einer nackten grauen Wand zu tun ohne jegliches erkennbares Profil, während sich bei den Altbauten der Kopf zumindest bei nicht gar zu klein geratenen Menschen auf Fensterbretthöhe befindet. Damit ist eine gewisse Geste an den Straßenraum vorhanden, die der Neubau vermissen lässt.