Potsdam: Wiederaufbau Stadtschloss

  • Zitat gekürzt.
    Und sollte wirklich eines fernen Tages die Autostraße im Lustgarten verschwinden, so würde man mit Beibehaltung der heutigen Straßenbahnführung nicht nur die Rückkehr der Riingerkolonnade verhindern, sondern zudem die einzigartige Chance vertun, auch die Havelkolonnade wieder aufzubauen, die das Lustgartenareal zwischen der Langen Brücke und dem Schloss begrenzte und stadträumlich sehr wirkungsvoll und von großer Bedeutung war, was man auf vielen historischen Aufnahmen erkennen kann.



    Wo sollte denn Ihrer Meinung dann die Verkehrsstraße lang führen? Eine völlige Wiederherstellung des Platzes ist doch gar nicht möglich?

  • Was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann: Wenn es sich dabei um einen Blindenleitstreifen handelt, warum muss er sich dann farblich so extrem vom umliegenden Bodenbelag absetzen?


    Das Ganze nennt sich zwar Blindenleitsystem, soll aber auch Menschen dienen die noch geringe Sehkraft besitzen, und da ist es besser, je "extremer" der Hell-Dunkel Kontrast ist. Im besten Falle also schwarz-weiß.
    Ein in hellem Beige, passend zum Sandstein, eingefärbter Streifen sähe sicherlich etwas angenehmer aus, er enstspräche aber nicht der DIN-Norm, darf also hier nicht zum Einsatz kommen. Immerhin wurde der Streifen symetrisch in der Mitte des Platzes verlegt.


    Das im Innenhof vorwiegend Pflaster und Rasenflächen zum Einsatz kommen, dafür hab ich Verständnis, es ist in erster Linie pflegeleichter, aber vor allem bietet es mehr Möglichkeiten für Veranstaltungen. Blumen sollte man besser in Kübel planzen, die kann man bei Bedarf auch zur Seite räumen. Vielleicht kommt da ja noch was zum Sommer. :) Ein No-Go sind aber ganz klar die Betonbänke, da wollte wohl jemand unbedingt eine moderne Duftnote hinterlassen...

  • Wo sollte denn Ihrer Meinung dann die Verkehrsstraße lang führen? Eine völlige Wiederherstellung des Platzes ist doch gar nicht möglich?


    Natürlich. Durch die ISES, eine vom Hauptbahnhof parallel zur Bahntrasse verlaufende Straße Richtung Westen, egal ob "Stummel-ISES" (bis zum Wassertor) oder die ganze ISES bis zur Zeppelinstraße.

  • Brüllend komisch finde ich den Kommentar des Baunetz von 2009 unter der Überschrift "Kommentar der Redaktion" zur Entscheidung für Kulka:


    "...In zehn Jahren wird die Bausubstanz in Potsdam nicht mehr davon künden, dass hier fünfzig Jahre lang kein Schloss mehr war. Die Betreiber des Schlossneubaus wollen genau das erreichen: die Tilgung der Geschichte. Und sie sind schlau genug, sich dafür der Dienste eines in dieser Hinsicht (bislang) unverdächtigen Architekten zu versichern.


    Benedikt Hotze"

  • Unglaublich, der krasse Gegensatz: Aussen Schloss, Innen Krankenhaus. Da brauchen die Abgeordneten ja Schneebrillen, um nicht zu erblinden ;)


    Richtig! Die rote Plenarsaalbestuhlung bei schneeweißen Wänden wird stark polarisieren. Sieht aus wie eine Siematic-Küche aus den 70er Jahren...


    :D :nono:

  • Natürlich. Durch die ISES, eine vom Hauptbahnhof parallel zur Bahntrasse verlaufende Straße Richtung Westen, egal ob "Stummel-ISES" (bis zum Wassertor) oder die ganze ISES bis zur Zeppelinstraße.


    Ist dieses Projekt denn schon in Planung/Umsetzung? Es wäre doch wunderbar, die Innenstadt etwas Autofreier zu gestalten.


    DrScherber

  • Die ISES ist extrem strittig in Potsdam. Es geht einerseits um finanzielle Mittel, dann um Kleingärtner direkt neben der Bahn, die weichen müssten und noch um unterschiedliche verkehrspolitische Auffassungen. Beschlossen ist nichts, stattdessen schimpefn alle über zuviel Verkehr und zuwenig Parkplätze.

  • Schlossbesichtigung

    Ich habe mir das Landtagsgebäude am Sonntag mal zu Gemüte geführt und muss leider sagen, dass ich erschrocken bin. Da passt ja fast gar nichts. An der Fassade hab ich persönlich erstmal wenig zu meckern, auch wenn mir die Verarbeitung der Fenstereinfassung zum Teil etwas unbeholfen aussah. Ich bin da aber kein Experte und überlasse dieses Urteil anderen.


    Den ersten Schrecken bekam ich beim Gang von der Langen Brücke in Richtung Fortunaportal. Dort läuft die Garageneinfahrt auf den Nord-Ost-Risalit zu und unterschneidet diesen dann unterirdisch längs, sodass man das Gefühl kriegt das Gebäude falle jeden Moment in sich zusammen. Backstein hatte hier ein Photo von außen, der Effekt bleibt da aber leider verborgen:


    Ostflügel mit Tiefgarageneinfahrt:




    Das Innere würde mir bei einem Neubau nicht schlecht gefallen, man merkt nur leider viel zu oft, dass hier ein Bürogebäude in ein Schloss gequetscht werden musste. Innenliegende Gänge werden einem eigentlich an der Uni ausgetrieben, hier hatte Kulka aber wahrscheinlich gar keine andere Wahl (vorausgesetzt jeder Abgeordnete muss ein Einzelbüro haben - wovon ich ausgehe). Die vielen Einzelbüros werden dann leider zu Schläuchen, die mich an nachträglich ausgebaute Bäder in Gründerzeitbauten erinnern. Die sonst wunderbar hohen Decken bekommen in diesen Zellen eher einen negativen Beigeschmack. Die obligatorischen Lichtschlitze vom Büro zum Gang haben viele Abgeordnete schon mit 'witzigen' Bildern zugeklebt (der beste Einfall war dabei noch ein Photo mit Blick in das Büro und einem lächelden Abgeordneten am Schreibtisch).


    Weil man irgendwie mit den Dekcnehöhen spielen musste und sich vermutlich nicht getraut hat eine offene Installation zu führen (sowas bedarf ja Planung und wird entsprechend teuer) sind (zumindest in den Gängen) die Decken niedriger als die Fenster. Man bekommt also etwa einen halben Meter von der Außenwand entfernt einen Versprung von ca. 30 cm, was bei den Rundbogenfenstern wirklich schrecklich aussieht.


    Was mich aber am meisten schockiert hat waren aber die Fenster selbst. Es mag sein, dass das echte Schloss nur eine Einscheibenverglasung zu bieten hatte. Dann hätte man ja jetzt wunderbar das originale Fenster und dahinter für Lärm- und Kälteschutz ein ordentliches Isolierglas einbauen können. Hat man im Grunde auch, nur dass die vorderste Scheibe gänzlich auf ihr äußeres reduziert wurde. Sie ist nämlich (um Schimmel zu vermeiden?) hinterlüftet. Oben links sieht man in Backsteins Bild quasi über dem Fenster noch waagerechte Schlitze, die gibt es auch unten:

    Blick auf den Westflügel:



    Die Thermoscheibe dahinter ist übrigens aus Kunststoff und kann nicht gerade mit schönen (oder wenigstens schmalen) Profilen aufwarten.


    Wenn man sich im Schloss bewegt fallen einem immer wieder solche Unstimmigkeiten auf, die zumindest jemandem aus dem Baubereich Bauchschmerzen bereiten sollten. Man kann solche Punkte als Details abtun, ich finde sie aber Elementar für die Baukultur und kann nur hoffen, dass man beim Berliner Schloss nicht ähnliche Fehler macht. Die städtebauliche Prägnanz beider Bauten ist mir bewusst und ich könnte mir weder in Potsdam noch in Berlin an der jeweiligen Stelle ein anderes Gebäude vorstellen, so wie in der Landeshauptstadt darf es aber meines Erachten nicht kommen. Die elementar andere Nutzung in Berlin lässt mir einen Schweif Hoffnung, der Kostenrahmen in dem das Gebäude errichtet werden soll wirft für mich aber schon sehr große Schatten voraus...

  • Friedrich der Große hat es errichtet, die Bomben des Zweiten Weltkriegs haben es beschädigt, das DDR-Regime hat es gesprengt: das Potsdamer Stadtschloss. Nun ist es wieder aufgebaut und soll als Landtag dienen. Zur Eröffnung hat der deutsche Architekturkritiker Dieter Bartetzko einen ausführlichen Artikel im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht.


    http://www.faz.net/aktuell/feu…wie-koenige-12757027.html


    (An dieser Stelle danke ich sowohl Günther Jauch für den auf eigene Kosten errichteten Nachbau des Fortunaportals 2001 als auch Hasso Plattner für seine Großspende zum Wiederaufbau der historischen Fassade im Jahr 2007 und die Finanzierung des Kupferdaches im Jahr 2011. Darüber hinaus gratuliere ich allen Potsdamern zum neuen alten Stadtschloss, allen Brandenburgern zum meiner Meinung nach schönsten Landtagsgebäude der Republik und hoffe, dass nach diesem Vorbild weitere Projekte in ganz Deutschland folgen werden!)

  • Weißer Adler könnte doch noch rot werden

    Der weiße Adler im neuen Landtagsgebäude hat laut einem Bericht der Berliner Morgenpost unter den Besuchern am Eröffnungswochenende für breite Empörung gesorgt. Ein CDU-Abgeordneter will nun Maßnahmen ergreifen, um das weiße Wappentier doch noch rot zu färben.


    http://www.morgenpost.de/brand…nnte-doch-rot-werden.html

  • ^^ Toll das Foto in dem von Architektator verlinkten Morgenpost-Artikel. Wie bescheuert sieht denn bitte das Schild für den Notausgang direkt unter dem Adler aus?


    Das wird man jetzt sicher öfter in Filmbeträgen oder auf Fotos sehen. Wirkt auf mich so richtig schlecht durchdacht.

  • Mich wundert, dass hier nach dem Tag der offenen Tür überhaupt keine Diskussion über die wirkliche Qualität des Gebäudes aufkommt. Sind die Befürworter etwa verstummt und die Rekonstruktionsgegner müde? Oder ist einfach niemand da gewesen? Jetzt ist doch erst der Zeitpunkt für eine bewertendes Gespräch gekommen!

  • ^^ Vielleicht gibt es ja auch einen Zustand zwischen schwarz und weiß?


    Ich kann das Schloss nur von außen beurteilen und finde, dass es eine wirkliche Wohltat für Potsdam (und meine Augen) ist, besonders im Vergleich zu vorher.

  • Von außen ist das Schloss auch in meinen Augen auf jeden Fall eine Bereicherung!


    Ich probiere ja nur auf die harsche Diskrepanz zwischen Innenraum und Fassade hinzuweisen. Weder das eine noch das andere wird damit für sich entwertet - beides passt nur nicht wirklich zusammen. Und das (wie oben beschrieben) nicht nur optisch, sondern auch von der Ausführung her. Die Kontraste moderner Architektur, die viele im Forum zu Recht immer wieder bemängeln, finden doch im Brandenburger Landtag ihren Höhepunkt. Da hätte ich einfach größere Resonanz erwartet.


    Aber genug jetzt, man muss das Thema ja nicht künstlich immer wieder nach oben holen.

  • ... Innenarchitektur / Design kommt in diesem Forum meist nur am Rande vor, leider. Innenarchitektur lässt sich für Aussenstehende natürlich auch schwieriger dokumentieren, da man häufig kein Zutritt ins Gebäudeinnere erlangen kann und Innenraumfotografie auch anspruchsvoll ist.
    Vielen im Forum, vor allem den Traditionalisten, kommt es auf vorwiegend auf die Wiederherstellung des Äusseren an. Sprich Wiederanlage von im Nachkriegszeitraum umgestalteten Plätzen und Straßenzügen und vergangenen Fassaden.
    Ich sehe die reine Fassadenrekomanie kritisch und bin der Meinung, dass man bei den meisten Rekos, so auch im Fall des Potsdamer Stadtschloßes, mit einer modernen Fassadengestaltung besser gefahren wäre.


    Auch im Humboldforum wird es das Problem geben, dass die Raum und Fensterhöhen des Schloßes nicht mit den zukünftigen Nutzungen übereinstimmen werden.

  • Roter Adler im Plenarsaal?

    Laut Tagesspiegel wird diskutiert, doch noch einen roten Adler im Plenarsaal des Landtags anzubringen. Der derzeitige, vom Architekten Peter Kulka durchgesetzte weiße ist umstritten und führte zu viel Kritik.


    Das Landtagspräsidium hat sich inzwischen mit dem Thema befasst. Auch wenn noch keine Beschluss gefasst wurde, stünden "die Zeichen gut".


    Angestrebt wird der Austausch noch vor der Sommerpause, aber wie gesagt, entschieden ist noch nichts.