Potsdam: Wiederaufbau Stadtschloss

  • Ich versteh ohnehin nicht wozu man eine Figur wie Kulka braucht um das Schloss zu bauen. Schließlich soll hier nicht das Rad neu erfunden werden und wenn er dachte hier unbedingt seinen eigenen Stempel aufdrücken zu können, dann ist er schlicht auf der falschen Baustelle.
    Warum ein Nachbau "ungeschickt" sein soll erschließt sich mir außerdem ebenfalls nicht. Damit könnte er sein ganzes Tun dort als "ungeschickt" bezeichnen na Glück auf....

  • Vielleicht hat Kulka ja doch recht, wenn er die Sache auch etwas zu sehr aufbläst. Bei der Reko braucht man aus Sicherheitsgründen wohl parallele Plexiglasscheiben oder so (typisch Deutschland :nono:).

  • Kulka hat sich letztlich doch durchgesetzt. Seine modernere Treppenvariante kommt.
    So hätte es aussehen können (siehe Grafik).


    Artikel PNN


    Saxonia, hab meine Beitrag nochmal geändert, da ich das mit der Grafik falsch interpretiert habe. Eine Visualisierung der Kulka-Treppe konnte ich auch noch nicht finden.

  • Sicher? Ich hab noch keine Visualisierung gesehen aber eine "geschlossene, geschwungene Mauer" kann ich mir dort nicht wirklich vorstellen.

  • Er "befürchtet", dass dort aus sicherheits Gründen eine Glaswand mit eingebaut werden muss...ja und?
    Eine Prüfung durch Fachmänner würde doch reichen oder nicht?:nono:

  • Das Stadtschloss kommt voran!

    Ich war am Samstag in der Friederisiko-Ausstellung und anschließend - nach dem Regen - noch ein bisschen in Potsdams Mitte. Das Stadtschloss ist jetzt schon beeindruckend, auch wenn noch viel zu tun ist.


    Ein paar Bilder, auch wenn es schon dämmerte und der Fortschritt zu Bens Bildern von vor gut einem Monat nicht so groß ist:



    Blick nach Südosten, rechts das Filmmuseum und hinten das Mercure Hotel:




    Baustelleneinfahrt, Blick auf die Westfassade:





    Datailaufnahme der Giebelfront rechts vom Fortunaportal. Der Sockel wird mit Sandstein verblendet:




    Hier wurden anscheinend die alten Original-Säulen verwendet, mitsamt ihren Kriegsbeschädigungen:




    Fortunaportal:




    Ein wenig hätte man die Kriegsspuren der Säulen schon restaurieren können:




    Blick in den Innenhof:




    Das Dach wird bereits mit Kupferblechen versehen:




    Gesamtübersicht:




    Die Ostfassade:




    Blick von der Langen Brücke:


  • Vielen Dank für die Fotos, Backstein! :)
    Ist natürlich sehr schön, das Potsdams Herz langsam wieder geflickt wird. Was mir persönlich allerdings ganz und gar nicht gefallen will: dieser sich im Berliner Raum doch immer stärker ausprägende (und da möchte ich gerne einen lieben Forumer von hier etwas umzitieren): Ruinen-Fetischismus! Warum ist es heute so unmöglich schönes aus reiner Schönheit willen zu erhalten? Warum MUSS alles immer einen großen Haken, einen großen Bruch/Kontrast haben? Die dunklen, vernarbten Säulentrommeln sehen einfach nur ranzig aus. Immer muss uns mit der Holzhammermethode eingebläut werden: Leute, hier fand ein Krieg statt, den eure Vorfahren angezettelt haben und heile, schöne Welt ist für euch nicht mehr drinnen, basta!
    Ich finde es ja noch erträglich, wenn z.B. die Staatsbibliothek Unter den Linden hier und da ein paar Einschusslöchlein im Sandstein aufweist. Das tut dem Großen und Ganzen nicht weh. Aber mittlerweile tut man teils nicht mal mehr abgebröckelten Putz anbringen (Neues Museum), der sehr wahrscheinlich Jahre nach dem Krieg einfach durch Verlotterung abgebröckelt ist und nicht durch unmittelbare Kriegseinwirkungen.
    Warum hat man die Säulen des Potsdamer Schlosses, wenn schon zerschossen, nicht überall gereinigt? War das auch der Krieg? Ich glaube, der ganze Moosbefall/Flechtenbefall kam eher vom jahrelangen rumgammeln an einem ungeschützten Ort... Man schafft und konserviert hier eine künstliche Ruinenoptik. Meiner Meinung nach, ist das genau so fraglich wie ein künstliches "Disneyland" rund um den Neumarkt in Dresden oder im Nikolaiviertel von Berlin.

  • ^ Prinzipiell finde ich es ja okay, wenn erhaltene Originalsubstanz (auch in Resten) verwendet wird und ich habe auch nichts gegen Geschichtsspuren, sei es durch Verwitterung oder durch Kriegseinwirkungen. Beim Neuen Museum kann ich gut damit leben, da ein Großteil des Gebäudes ja erhalten war, wenn auch als Ruine.


    Aber hier stimme ich dir zu: Beim Potsdamer Stadtschloss hat man mal wieder grauenhaft übertrieben, wie man es vor allem am 7. Foto sieht. Da wird aus Beton, Glaswolle und Ziegelverblendung ein Schloss, dass vollständig verschwunden war, wieder neu aufgebaut, wobei man bei Kubatur/Raumverteilung und vielen Details nicht allzu eng exakt am Original bleibt. Aber dafür werden ein paar zerschossene und versiffte Säulen vom abgerissenen Vorgängerbau als "authentische Deko" davorgestellt. Ich sehe jetzt schon das irritierte Kopfschütteln der Touristen, wenn alles fertig ist. Sieht ja auch wirklich daneben aus, fast schon peinlich.


    Würde man die Original-Säulen "normal" aufarbeiten, würde man immer noch sehen, dass sie alt sind und beschädigt wurden. Das wäre dann völlig ok.


    Naja, das wurde alles ja schon zig-mal diskutiert. Aber hier kann ich auch nur mit den Kopf schütteln. :nono:

  • Treverer


    ausnahmsweise gehen wir einmal völlig d'accord! unglaublich :)
    ich schliesse mich deiner meinung vorbehaltlos an. es kann gut aussehen so zu verfahren aber in den meisten fällen, erst recht wenn es sich um eine völlige neuschaffung handelt, ist mir das auch zu erzieherisch und erklärend.
    ich freue mich jetzt schon auf so manche fragende gesichter.

    Einmal editiert, zuletzt von ARCADIEN ()

  • Zuerst: "peinlich" ist ein Begriff, denn man aus der Diskussion halten sollte. Berlin und Potsdam ist selbst die Verschiebung der Flughafeneröffnung nicht "peinlich", warum sollte der zeitgeistige, belehrende Didaktizismus "peinlich" sein?


    Im Gegensatz zu Backstein kann ich beim Neuen Museum mit dieser Verfahrensweise nicht leben, weil sie mir nicht erlaubt, die Entwurfsidee des Architekten (Architektur im Kontext der Exponate) nachzuvollziehen und selbst zu beurteilen. Hier soll der Betrachter vor einem schlechten Geschmack (Kitsch!) bewahrt werden. Stattdessen kann man nur einen ruinenromantische Geschichtscollage besichtigen, die wenig mit dem Originalbau zu tun hat.


    Im Potsdamer Fall ist es natürlich grober Unfug, die geschwärzten Säulen incl. Löcher zu montieren. Geflickt und gereinigt hat man sie ja selbst in Berlin. Jedoch ist de Entwurfsidee des Architekten zwar beeinträchtigt, jedoch erlebbar. Insofern kann ich im Potsdamer Fall eher mit dem Quatsch leben.


    Aber in beiden Fällen wird die Zeit die Wunden heilen, das Neue Museum kann man einfach später ordentlich verputzen und die Stadtschloß-Säulen ex post instandsetzen.

  • Ich glaube, es ist zu früh, die Wirkung der alten Säulen zu beurteilen. Zumindest ist das die Erfahrung, die ich bei der Rekonstruktion des Braunschweiger Residenzschlosses gemacht habe: Auch dort wirkten die historischen Fassadenteile (Säulen, Friese, einige Fassadensteine) während der Bauphase wie Fremdkörper. Nach der Fertigstellung der Fassade passen sie nun aber recht gut. Also: Abwarten und Tee trinken - Einschusslöcher flicken kann man später immer noch.


    Hier noch eine Webcam, auf dem die historischen Elemente besser zu erkennen sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Link ergänzt.

  • Ich denke ebenfalls, dass es zu früh ist, die Wirkung der alten Säulen zu beurteilen, da diese ja noch zusammenhanglos am "nackten" Rohbau der Kopfbauten zu sehen sind. Sobald die Rohbauten der östlichen und westlichen Kopfbauten der Marktseite erst einmal fertig verkleidet sind und die Dreiecksgiebel angebracht sind, welche ebenfalls als Original erhalten sind, ergibt sich sicher ein stimmigeres Bild. In den Medien war übrigens zu lesen, dass die Originalsäulen vor dem Einbau restauriert wurden (auch wenn dies auf den Fotos nicht so aussieht). Ich denke ebenfalls "Restaurieren und Einschusslöcher flicken kann man später immer noch. Und da Sandstein bekanntlich schnell dunkel wird, werden die sich die Unterschiede zwischen alt und neu sicher relativ schnell angleichen.

  • Mittlerweile wurde auch der "Kunst am Bau" - Wettbewerb für das Landtagsgebäude entschieden. Sieger ist demnach Florian Dombois. Dombois will im Innenhof zwei Pavillons errichten, die die Fassade des Schlosses Sanssouci imitieren.
    Chancen auf Verwirklichung hat auch der Entwurf von Annette Paul, die den zweiten Preis gewonnen hat. Sie will an der Fassade einen goldenen Schriftzug "Dies ist kein Schloss" anbringen, dies allerdings auf französisch.
    Beide Entwürfe verstehen sich als ironische Kommentare zu dem Gebäude.


    http://www.pnn.de/potsdam-kultur/678649/

  • Das ist keine Kunst am sondern im Bau. Als ob der Hof nicht schon verkleinert wurde, stellt man sich ihn auch noch mit solchem Spiddel zu. Ironisch ist daran wohl nur, dass diese Teile potentiellen Fotografen die Aufnahme der extra rekonstruierten Fassade verstellen und natürlich das man dafür überhaupt Geld übrig hat und sich ansonsten von Plattner unter die Arme greifen lässt. Sicher, die Summen sind nicht vergleichbar aber es geht ums Prinzip und solcher Quatsch läppert sich.

  • Ich finde beide Arbeiten gar nicht schlecht. Schließlich ist es die Aufgabe eines Künstlers, gerade den politisch Verantwortlichen den Spiegel vorzuhalten.
    Ich sehe in der Aussage beider Werke die Kritik, dass nicht originalgetreu genug gebaut wurde: Im verlinkten Artikel respektiert der Künstler die Entscheidung des Volkes für einen Schlossnachbau, krititsiert dabei aber das Abweichen vom alten Gebäudevolumen durch die Entscheidungsträger. Warum soll nicht daran erinnert werden, dass Verhindererpolitik ein Mehr an Rekonstruktion unmöglich gemacht hat? Das wird also keine Deko, sondern unbequeme Kunst. (Ich hätte ja zwei Knastgitter-Tore entworfen und an den Standorten der ehemals vorhandenen und nicht rekonstruierten Durchgänge aufgestellt ;) )

  • Schließlich ist es die Aufgabe eines Künstlers, gerade den politisch Verantwortlichen den Spiegel vorzuhalten.


    Also das wäre mir neu?! Satire und politisches Kabarett mögen zwar auch Kunstformen sein, definieren aber ganz gewiss nicht den grundsätzlichen Begriff Kunst.

  • Auch hier ein Fotoupdate. Das Schloss kommt gut voran, die historisch nachempfundene Fassadengestaltung ist z. T. bereits gut erkennbar und das Kupferdach ist so gut wie fertig.


    Blick von der Kuppel der Nikolaikirche:



    Vorne rechts Schloss, hinten Demo:






    Blick von "ebener Erde" aus auf den Südwest-Flügel:



    Blick in den Innenhof:


  • Die Sächsischen Sandsteinwerke Pirna, die die Fassade des Schloss- und Landtagsneubaus erstellen, haben die Arbeiten eingestellt und Insolvenz angemeldet; laut der PNN aufgrund von offenen Forderungen für geleistete Arbeit. Die BAM Deutschland AG, die den Landtag schlüsselfertig baut, soll Rechnungen von 1,9 Mio. Euronen nicht beglichen haben. Hr. Plattner, der mit seiner Spende die Fassade nach historischen Vorbild ermöglicht, ist aufgebracht, so die Zeitung. Er wird mit folgenden Worten zitiert: „Es ist schwer zu verstehen, insbesondere da ich die Summe für die Fassade - 20 Millionen Euro - vor mehr als drei Jahren gespendet habe und laut Finanzminister gute Zinsen eingefahren wurden.


    Die BAM hat in der Zwischenzeit zwar keine Stellungnahme abgegeben, aber durch eine schriftl. Kündigung des Auftrages für die Errichtung der Fassade, die Lage der Firma mit 92 Mitarbeitern weiter verschärft.


    Hier der Link zum Artikel