Potsdam: Wiederaufbau Stadtschloss
Meine Meinung: Baut das Schloß, baut das Schloß, baut das Schloß, baut das Schloß, baut das Schloß, baut das Schloß, baut das Schloß !!!!!!!
Egal ob ihr Schulden macht, ich will das Schloß haben !!! Ich will das Schloß !!
"Die Welt"
6.6.2003
Aufbau des Potsdamer Schlosses wird immer wahrscheinlicher
von H.R. Karutz, G. Mallwitz und K. Schoelkopf
Potsdam - Der Wiederaufbau des weltberühmten Stadtschlosses aus der Zeit Friedrichs des Großen könnte Wirklichkeit werden. Der Hamburger Projekt-Entwickler ECE aus der Otto-Gruppe will für 160 bis 180 Millionen Euro den 1959 auf Befehl von SED-Chef Walter Ulbricht gesprengten Knobelsdorff-Bau wieder errichten. Er soll Sitz des gemeinsamen Landtages von Berlin-Brandenburg werden, falls 2009 die Fusion zustande kommt. "Das Vorhaben ist noch nicht in trockenen Tüchern, aber wir klären schon Details", sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Offen bleibt bisher, wann die Entscheidung über das wichtigste Nachkriegs-Projekt der Landeshauptstadt fällt. Gestern zeigte sich beim nicht in die Geheimgespräche eingebundenen und deshalb verärgerten CDU-Koalitionspartner denn auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem ehrgeizigen Vorhaben.
Das Grundproblem: Die öffentliche Hand müsste - bei allenthalben leeren Kassen - rund 45 Millionen Euro für die Verkehrserschließung rund um den Schlossplatz aufbringen. Außerdem ginge die zumindest historisierende Schlossfassade ebenfalls zu Lasten der öffentlichen Hand. Der private Bauherr ECE strebt als Gegenleistung für den Bau die Genehmigung für ein Einkaufszentrum auf dem Gelände der heutigen Fachhochschule westlich der Nikolaikirche an.
In die streng vertraulichen Schloss-Kontakte waren Premier Matthias Platzeck, Landtagspräsident Herbert Knoblich, OB Jakobs und Finanzministerin Dagmar Ziegler eingebunden. Versandhaus-König Werner Otto, der ECE-Gründer, zählt zu den bedeutsamsten Potsdamer Sponsoren: Dank seiner Hilfe wird am 25. Juni das Pfingstberg-Schloss wieder öffentlich zugänglich.
Der Wiederaufbau des prächtigen, in einem rötlichen Sandsteinton strahlenden Schlosses (Günther Jauch spendierte mit dem wieder errichteten Fortunaportal bereits den Nord-Zugang des Baus) war bereits vor Jahren von den Potsdamer Stadtverordneten grundsätzlich beschlossen worden. Seither zerbrechen sich Fachleute vor allem über die Finanzierung den Kopf. Im Dezember 2002 hatte Oberbürgermeister Jakobs hoffnungsvoll erklärt, der Bau könne komplett privat finanziert werden. Das "neue" Schloss am Eingang zur alten Residenzstadt bekäme mit dem Landtag einen Hauptmieter, der für die Betriebskosten aufkäme. Ministerpräsident Platzeck vertritt den Standpunkt, der Bau ließe sich politisch rechtfertigen, wenn die Baukosten nicht die Ausgaben für einen etwaigen Landtagsneubau plus Betriebskosten überstiegen. Potsdam läuft bei einer Fusion Gefahr, den Landtagssitz an Berlin zu verlieren, falls der marode Komplex auf dem Brauhausberg nicht saniert oder eben durch einen Neubau ersetzt wird.
Staatskanzleichef Rainer Speer ist wegen der Kosten strikt gegen die Schloss-Lösung: "Sie ist angesichts der Finanznot nicht im Lande vermittelbar." Bei der Union herrscht eine abwartende Haltung: "Die Sache ist angesichts der Geldnot seit einem Jahr kein Thema mehr gewesen", sagte CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger. Für Innenminister Jörg Schönbohm scheint noch nicht sichert, ob das Projekt zu verwirklichen ist. Auf SPD-Seite überwiegt indessen Pragmatik: "Wir müssen ein zugkräftiges Angebot für den künftigen gemeinsamen Landtag machen. Sonst könnte Potsdam seinen Status als Landeshauptstadt verlieren", fürchtet Fraktionschef Gunter Fritsch. Ein derartiger Verlust wäre gleichbedeutend mit einem zweiten Nein der Brandenburger zur Fusion mit Berlin - wie 1996.