Deutschlands schönste Bausünden

  • @ Lear:
    nun wo der PDR nicht mehr da ist, was soll denn sonst statt dem Schloß dahin?
    Bist du so ein riesiger Fan von der Kunsthalle? Willst du die etwa dauerhaft?


    ???? Meinst die Übergangskiste für 2 Mark 50 von Rockenschaub ?
    Die ist zwar nett aber nichts für länger.


    Die Würfel für das Grauen (aka Stadtschloss) sind gefallen. Deshalb bin ich wenig geneigt die Debatte aufzurollen. Hier aber ein Kommentar von mir der als Leserbrief vor 2,5 Jahren in der Berliner Zeitung veröffentlicht wurde:


    "Dem Abriss (PDR) sollte keine Träne nachgeweint werden. Auch wenn die künstlerischen Möglichkeiten vom Senat zu spät und vom Bund gar nicht erkannt wurden, bleibt die ideologische Belastung aus einem sozialistischen Deutschland.


    Die Argumente für barocke Fassaden im Sinne der Wiederherstellung eines baulichen Ensembles oder der Rekonstruktion von urbanen Sichtachsen laufen ins Leere. Es wird kurioserweise übersehen, dass einige Meter entfernt einer der höchsten Bauten Europas steht, der Fernsehturm, der die Sichtachsen HEUTE dominiert. Es sei denn, das Schloss wird 400 Meter hoch.


    Berlin braucht einen Neubau von weltweiter Strahlkraft, wegen dem Besucher von überall her kommen. Wegen eines Stadtschlosses kommt niemand extra."

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  • ^Und was soll das dann sein? Etwa wieder so ein Solitär nach dem Bilbao- oder Dubai-Prinzip, der alle "Woooow":glubsch2: sagen lässt, aber im Prinzip überall auf dem Planeten stehen könnte und nichts mit dem Ort an sich zu tun hat? Wichtig ist eher, dass die Geschichte des Platzes respektiert wird, und da hat meines Erachtens nach bedauerlicherweise so etwas wie Gehrys Guggenheim-Museum oder so ein himmelsbohrer wie der Burj Dubai keine Existenzberechtigung. Wenn, dann sehe ich die wiederhergestellte Aussenhülle des Schlosses noch als die beste Lösung. Wichtig ist, dass die zur Diskussion stehende Ostfassade nicht so ein Graus wird wie es in Braunschweig am Bohlweg mit dem neuen und dem Technischen Rathaus ausgeführt worden ist:gaah:.

  • Als Daniel Liebeskinds Buch vor ein paar Jahren erschien, fragte einmal ein Zeit Journalist, warum jede Diskussion über Architektur automatisch zu einer Diskussion über Berlin wird. Die Antwort ist einfach, nirgendswo sonst ist der Widerspruch aus gebauten Utopien, Ideologien, Geschichte, Neuanfängen und der intellektuelle Reiz sich mit Baugeschehen zu beschäftigen größer.


    @ Lear:
    Eine reine Verneinung des Genius Loci greift zu kurz! Fassen wir einmal zusammen, es gibt 2 Bauensembles von Interesse an diesem Ort:


    1. Das Schloß als Vervollständigung der Museumsinsel.


    2. Der PdR als wichtigen Teil in Verbindung mit dem Fernsehturm.
    Falls du dich einmal mit der Baugeschichte der DDR auseinandergesetzt haben solltest, müsstest du um die Besonderheiten des PdR wissen. Die DDR wollte zuerst einen "sozialistischen Turm" bauen. Aufgrund besserer Nutzbarkeit teilte man die beiden Ansprüche an ein Gebäude auf, und schuf eine deutsche sozialistische Version des schinkelschen Volkshauses und den Fernsehturm.


    Gerade an diesem zentralen Ort der Stadt muss dieses berücksichtigt werden.
    Meinetwegen kann das geplante Museum für Gegenwartskunst ein Solitär werden, und wahrscheinlich wird auch die eine oder andere Kunsthalle von einem privaten Sammler ein außergewöhnliches Stück Architektur, ein moderener Solitär ohne Anbindung an Stadt und Geschichte auf dem Schloßplatz kann aber nicht die besondere Funktion erfüllen, die Stadt zu verbinden, und die Geschichte des Ortes zu beachten.

  • Meine Kritik richtig sich in allererster Linie gegen eine "moderne" wie auch immer andersartige Ostfassade, die eine halbgare Idee von Wiederaufbau konterkariert und ad absurdum führt. Ich bin kein prinzipieller Gegner von Rekonstruktion. Die Frauenkirche in Dresden ist traumhaft gelungen. Auch unterstütze ich ein Stadtschloss in Potsdam.


    Erst in zweiter Linie bin ich ein Verfechter von zeitgemäßer Gestaltung an diesem Platz. Das hierbei nur die allerhöchsten Ansprüche angelegt werden können ist dem zentralen Ort und der Stadt Berlin als Kapitale der Republik zuzurechen.


    Ich habe speziell bei diesem Projekt einen Blick von außen entwickelt. Ich frage mich, wie es wirken würde, wenn in Paris, L.A. oder Tokio ein seit 60 Jahren nicht mehr existierendes Gebäude errichtet werden soll, welches in seiner Endfassung noch nicht einmal äußerlich komplett erscheinen wird. DAS ist aus meiner Sicht Disney, Dubai oder Las Vegas.

  • ^ Das ist keine deutsche, sondern eine sowjetische Bausünde aus den 70-er Jahren, die nie fertig gebaut wurde: das Haus der Sowjets. Stilistisch entspricht sie dem Brutalismus wie unseres Technische Rathaus. Sämtliche Versuche der Fertigstellung sind vor und nach dem Ende des Kommunismus gescheitert. Als auf dem Schloßareal gebaute könnte diese Bausünde liebend gerne das Schicksal des Frankfurter Technischen Rathauses teilen.

  • Ihr wollt eine Bausünde sehen!? Dann kann ich euch nur das Aalener Rathaus empfehlen. Es stammt aus den 70ern, mehr brauch dafür wohl nicht zu sagen. Okay, ich geb zu, mir gefällt die Architektur, aber ich weiß, wie der architektonische Geschmack, der breiten Massen ist. ;)


    Wenn man Bilder aus der Altstadt des beschaulichen schwäbischen Städtchens sieht, erblickt man meist immer nur dieses Blickfeld.
    In die andere Richtung sieht das dann so aus. Es lässt sich am Ende des Marktplatzes schon erahnen.
    Und von nahem kann man dieses Schmuckstück dann so genießen. ;)

  • Oh ja, das Aalener Rathaus ist ja wirklich eine Zumutung. Tut mir leid, aber ich kann auch beim besten Willen nicht verstehen, wie du dem überhaupt etwas entnehmen kannst. Das sieht aus, wie ein DDR Verwaltungsgebäude und ich spreche aus Erfahrung, denn ich bin in Leipzig aufgewachsen, was mich auch schon zur nächsten Bausünde bringt: Die berühmte Blechbüchse.


    Kontrovers und heiß diskutiert. Eigentlich wollten alle das Teil weg haben, dann sollte es endlich abgerissen werden, da haben die Leute angefangen zu protestieren. Ich kann es verstehen, irgendwie gehörte es schon dazu. Schließlich ist ein Teilstück von der grotesken sowietischen Aluminiumfassade geblieben, 15m in die Höhe ragend. Das wird in das zukünftige Kaufhaus eingebaut. Das nenne ich innovativen Denkmalschutz (Vergleich).
    Als ich zuletzt da war, klaffte noch eine riesige Lücke in der Leipziger Innenstadt, auf die ich von meiner Ferienwohnung aus blicken konnte. Ich bin sehr gespannt, wie das Endprodukt aussehen wird. Viel schlimmer kann es ja nicht werden, aber irgendwie wird man schon ironischerweise nostalgisch, wenn man drüber nachdenkt, wie es noch war, als dieses hässliche Monster da rumstand.

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  • Dom-Residenz

    Da ich in Köln wohne: Die Seniorenresidenz am Dom ist logistisch und architektonisch so absurd, dass man keine bessere Karikatur der Stadtentwicklung erfinden könnte! Wenn da nicht bald mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz eingefordert wird, gibt es auf der Domplatte bald den ersten Discounter! Meine freundliche und unaufgeregte Anfrage bei der Stadt nach den Entscheidungsabläufen blieb leider unbeantwortet.

  • Mal etwas verspätet ein paar Richtigstellungen:


    Eigentlich wollten alle das Teil weg haben, dann sollte es endlich abgerissen werden, da haben die Leute angefangen zu protestieren.


    Wer wollte das denn weg haben? Es wurde gar nicht über eine Erhaltung der Blechfassade diskutiert, eben weil sie eine so hohe Akzeptanz in der Bevölkerung genießt.


    Schließlich ist ein Teilstück von der grotesken sowietischen Aluminiumfassade geblieben, 15m in die Höhe ragend. Das wird in das zukünftige Kaufhaus eingebaut. Das nenne ich innovativen Denkmalschutz


    Es ist ein 15m breites Teilstück der ursprünglichen Gründerzeitfassade erhalten geblieben. Die Aluminiumfassade eines DDR-Architekten wird ansonsten komplett wieder hergestellt.

  • War schon mal jemand in der Fussgängerzone von Ludwigshafen... wenn nein könnt ihr alle nicht einschätzen was Bausünden am Fliesband sind... da steht auf einigen km Länge nicht ein schönes Haus. 50 Jahre Architektur vom allerfeinsten.


    Ansonsten kann ich jedem noch das hier auf der anderen Rheinseite empfehlen
    http://de.wikipedia.org/wiki/Neckaruferbebauung_Nord
    70icher Brutalismus in Reinform!

  • Stimmt, da gibts weitaus schlimmere Hochhäuser.
    Die wahre Sünde in dem Fall ist die Nähe zum historischen Wasserturm daneben.

  • Der Wasserturm ist nen guten Kilometer entfernt, was daneben steht ist die Alte Feuerwache, die ursprünglich mal - heruntergekommen - für ein viertes Hochhaus abgerissen werden sollte.