Ich hätte die Veränderung der Einkaufsgewohnheiten als wesentlichen Grund angesehen. Zum Zeitpunkt der Entstehung der Gründerzeitbauten war die Einkaufslandschaft wesentlich durch kleine Fachgeschäfte geprägt. Die wurden erst durch Supermärkte, Discounter und Einkaufszentren verdrängt und zuletzt immer massiver durch den aufkommenden Internethandel. Für jeden Investor ist absehbar, dass die Nachfrage nach solchen Gewerbeflächen gering sein wird und das zukünftig garantiert noch schlechter wird. Mit der heute verbliebenen Klientel von An- und Verkäufen, Dönerläden und ominösen Wettbüros kann man die Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Flächen nicht mehr gewinnbringend füllen. Es kann ja mal jeder selber überlegen, wie oft er in letzter Zeit kleine Fachgeschäfte aufgesucht hat (und falls das öfter war, ob er nicht die große Ausnahme ist).
Umgang mit Bauerbe
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Das würd ich auch so sehen. Diese Geschäfte müssen Mangels Parkmöglichkeiten von der Anwohnerschaft und sonstiger Laufkundschaft leben. Hier und da mal ein Imbiss, eine Kneipe, Friseur, Getränkemarkt. Mehr geben die Flächen in der Regel nicht her.
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Dass die Ladenzeile in der Endersstraße 1 in Wohnungen umgewandelt werden, habe ich noch gar nicht so richtig wahrgenommen. Das ist wirklich nicht schön, ist aber nach meiner Beobachtung dennoch die Ausnahme. Die Ladenzeilen werden oft auch abseits der Geschäftsstraßen historisch genau wiederhergestellt, wo sie dann nicht selten noch ziemlich lange leerstehen. Und gerade im Leipziger Westen sind es oftmals die als linke Spinner oder Lebenskünstler verspotteten Leute diejenigen, die bei der Ausgestaltung ihrer Läden viel Kreativität an den Tag legen und dadurch eine schöne Abwechslung zu den Bäckerfilialen im Corporate Design, Dönerbuden oder auch schnöden Versicherungsagenturen bilden. Auch hierzu würde sich eine Galerie lohnen. Leider können viele von ihnen sich die neuen Mieten nach der Sanierung nicht mehr leisten.
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In der Regel kommt das dem Ursprungszustand sehr nahe. Derartiger Fassadenschmuck wurde meist nicht durch Farbunterschiede kenntlich gemacht. Jedenfalls nicht so deutlich, als dass man es heute noch nachweisen könnte. Die einfarbigen Fassungen sollten eleganter wirken und die Ornamentik wie aus Stein gearbeitet daherkommen. Was hier Cowboys Bild nach zu urteilen vielleicht sogar der Fall ist. Den Rest sollten Licht und Schatten erledigen.
Es gibt sicher Fälle in denen das zutrifft, aber es gibt auch Gegenbeispiele... im Vergleich empfand ich die 1. Fassung hinter dem Gerüst stimmiger.
Mit den technischen Bauabläufen und den Materialien kenne ich mich nicht so gut aus, aber das sah doch weitgehend fertig aus, wieso musste das nochmal überstrichen werden? Vielleicht kann Cowboy, der bestimmt über eine moderne hochauflösende Kamera verfügt einen Bildausschnitt zeigen, auf dem man mehr Details der Fassade erkennt?Zudem hab ich doch noch ein Bild gefunden, auf dem das Haus zumindest seitlich zu erkennen ist und die Gestaltung in etwa der 1. Fassung entspricht:
Ich finde das Ergebnis der Endersstraße 1, bin heute dran vorbeigekommen, auch überzeugend und glaube, dass die Arbeiten sehr eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt wurden.
Zunächst nochmal Danke für die Bilder aus der Karl-Heine-Str., sehr interessant.
Unabhängig davon, welche Variante besser gefällt, würde ich gerne wissen, welche Gründe es dafür gab. Bei einem anderen Beispiel ist auch deutlich von der Originalgestaltung abgewichen worden, obwohl sie ursprünglich "eine kräftige Farbigkeit zeigte". Besonders auch am Türmchen zu erkennen:
Ich hab ja Verständnis dafür, dass nicht immer jedes Detail wiederhergestellt werden kann, aber bei der Farbe dürften doch die Kosten keine Rolle spielen - wieso dann aber solche Entscheidungen?
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Wer sagt denn, dass dieses Foto aus dem Jahr 1928 (oder um die Drehe) noch den Originalzustand aus der Erbauungszeit etwa 30 Jahre zuvor zeigt?
Ich gehe davon aus, dass bei den allermeisten Sanierungen zuvor Befunduntersuchungen durch das Amt für Denkmalpflege und Bauordnung vorgeschrieben sind und sich die neue Fassadengestaltung am ältesten Befund orientiert. Zumindest war es bei uns so - es gab allerdings auch nur eine alte Putzfarbe und keine spätere Farbfassung.
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Nochmal zum Thema Läden im Kiez: natürlich erledigt niemand seinen Haupteinkauf in kleinen Läden, m.E. hat aber doch eine regelrechte Renaissance eingesetzt. Nicht nur Galerien und Bars im Abriss-Style entstehen, sondern auch Spätis, Modegeschäfte, Spezialitätenläden, Cafés, Fahrradläden etc. man vergleiche mal den Ladenbesatz heute in Schleußig oder in Reudnitz mit dem vor 15 Jahren - wer ist damals in Schleußig in einen Käseladen samt Weinhandlung, in der SV in einen Späti oder in Reudnitz in einen internationalen Spezialitätenladen gegangen? Das Problem dürfte also weniger sein, dass man kein Geld mit Gewerbeflächen verdient, sondern wie schon LE Mon. hist. erwähnt hat, dass mit Wohneigentum schlicht schneller Geld fließt. Was schade für die einzelnen Viertel ist, denn deren Urbanität hängt eben nicht nur an steigenden Einwohnerzahlen und schönen Fassaden, sondern auch an solchen Angeboten in den Gewerbeflächen von Wohnbauten.
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Wer sagt denn, dass dieses Foto aus dem Jahr 1928 (oder um die Drehe) noch den Originalzustand aus der Erbauungszeit etwa 30 Jahre zuvor zeigt?
Ich sage das!
Also ich bemühe mich zumindest darum, so zu formulieren, dass zu erkennen ist, ob ich etwas aus einer seriösen Quelle weiß oder ob ich etwas nur vermute, meine oder glaube.
In diesem Fall hab ich die "kräftige Farbe" als Zitat gekennzeichnet, weil ich das aus der Denkmalbeschreibung entnommen habe. Der ganze Satz lautet so: "An diesem Bau verschmolzen die bewegte Umrisslinie und die reiche plastische Ausstattung mit der kräftigen Farbigkeit zu einem malerisch-üppigen Gesamtbild." Gebaut wurde das Haus übrigens 1905 und es gibt dazu eine weitere Ansicht von 1910, die es in gleichem Zustand wie 1928 zeigt.
Außerdem macht es auch keinen Sinn, so eine Art Fachwerktürmchen anzubringen und es dann so zu übermalen, dass dieses Element kaum noch zu erkennen ist. Die 1. Etage passt in der neuen Form auch nicht mehr so richtig zum Rest des Gebäudes, während es sich zuvor als einheitlich wirkendes und durchgestaltetes Bauwerk präsentierte.Noch zur Endersstr. 1: gebaut 1907, Bild ca. 1913.
Zumindest war es bei uns so - es gab allerdings auch nur eine alte Putzfarbe und keine spätere Farbfassung.
Was bedeutet "bei uns"? Warst Du an einer Sanierung beteiligt?
Dazu passend noch ein Beispiel aktueller Frühjahrstrends in der Farbgebung:
Schreiberstraße 6, gerade fertig geworden, vorher sah es so aus.
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^ Sieht buchstäblich nach Disney aus. Kann man machen, aber vielleicht nicht zu häufig
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Nochmal zum Thema Läden im Kiez: natürlich erledigt niemand seinen Haupteinkauf in kleinen Läden, m.E. hat aber doch eine regelrechte Renaissance eingesetzt. Nicht nur Galerien und Bars im Abriss-Style entstehen, sondern auch Spätis, Modegeschäfte, Spezialitätenläden, Cafés, Fahrradläden etc. man vergleiche mal den Ladenbesatz heute in Schleußig oder in Reudnitz mit dem vor 15 Jahren - wer ist damals in Schleußig in einen Käseladen samt Weinhandlung, in der SV in einen Späti oder in Reudnitz in einen internationalen Spezialitätenladen gegangen?
Ja - genau darum ging es mir. Ich wollte hier nicht einen globalen Trend des Konsumverhaltens unwissentlich als Grund für die Umwandlungen von Ladenzeilen missachten. Natürlich geht es um die Wandlung der Betreiber von Läden welche durch Zuzüge nicht nur eine neue Nachfrage bedienen. Sondern natürlich auch eine neues Angebot in den Kiezen der Stadt anbieten. In Lindenau und auch teilweise Plagwitz, kann man immer wieder neue Läden entdecken.
Der wesentliche Grund ist, dass Bauträger Gewerbeeinheiten viel schlechter an Anleger_innen verkaufen können als Wohnungen. Nur in wenigen Ausnahmefällen lassen sich Firmen wie die Immovaria, die hier Bauträger ist, daher auf den Erhalt der Läden ein. Bisweilen wird es das EG gestaltet, dass es wie ein Laden aussieht, dahinter jedoch eine Wohnung steckt, so etwa bei der Georg-Schwarz-Str. 120 (ebenfalls Immovaria).
Deswegen braucht es logischerweise auch ein Angebot seitens an Flächen. Es sind ja nicht nur kleine Spätis, sondern auch Märkte wie z.B. "Schwarzwurzel" auf der Georg-Schwarz-Straße. Die haben ja richtig Fläche.
Darum mein Hinweis, dass der Denkmalschutz bei etlichen Komponenten einer Sanierung extrem agil zu Tage tritt. Aber bei den mittlerweile auch wichtigen Komponenten wie einer Ladenzeile, wird da teilweise "totsaniert". Nun schließt eine Umwandlung einer Ladenzeile nicht eine zukünftig Rückumwandlung einer Wohnung in eine Ladenzeile aus. Dennoch sollte die Stadt auch hier einen Diskurs führen, ob nicht wenigsten Ladenzeilen an Hauptstraßen/-achsen sowie an Eckgebäuden zu erhalten sind.
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Einige kurze Updates ohne Bilder:
Zentrum-N
Pfaffendorfer Straße 46 - wird zur Sanierung vorbereitet. War bewohnt.
Leider finde ich zum Objekt im Web nichts, auf Kulturdenkmal.de wurde es mal (ohne Adresse) für >3.000 Euro/m² angeboten, auch dort ist nichts mehr drin.Zentrum-N
Berliner Straße 32 ist seit KW 21 eingerüstet. Ein sehr schmales Haus, weiß jemand warum das so vom Rest der Gebäude abweicht? Lt. Flurstücken der Stadt Leipzig gab es im weiteren Verlauf der Berliner Straße noch weitere, nicht mehr vorhandene Gebäude mit dieser schmalen Bauweise.Eutritzsch
Delitzscher Straße 15 - wird nach ewigem Warten eingerüstet!
Bauträger (verkauft?)
http://www.gruenderzeit-immobi…litzscher-strasse-15.html
Im Streetview sieht man die 19 (saniert 2008-2009), die 17 (aktuell eingerüstet mit Fassadenauffrischung) und die 15 (jetzt endlich gerettet?).Zentrum-W
Mendelssohnstraße 7 - nun komplett eingerüstet. Leider im StreetView gepixelt, am Rand rechts sieht man die bereits sanierten Nummern 6 (saniert um 2010) sowie 8 (saniert ca. 2014). Alle drei Objekte (Nr. 6, 7, waren zuvor zumindest teilweise bewohnt ebenso wie die Nr. 3 (zweitsaniert 2015). -
Eutritzsch
Delitzscher Straße 15
Im Streetview sieht man die 19 (saniert 2008-2009), die 17 (aktuell eingerüstet mit Fassadenauffrischung) und die 15 (jetzt endlich gerettet?).
Kleine Korrektur: es handelt sich um die Hausnummern 15, 19 und 21.
Die 17 könnten die Gebäude hinter der 15 an der Bahn sein, da bin ich mir aber nicht sicher. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass die 21 der ursprüngliche Dienstboteneingang der heutigen W.-Sammet-Straße 1, der seinerzeitigen Bleichertstraße 1, war. Die Sanierung 2008-2009 betraf im Übrigen nur noch Fassade und Außenanlagen, im Inneren wurde das bereits um die Jahrtausendwende erledigt. -
Das Foto von Gründerzeit-Immobilien zeigt die Villa des alten Fahrzeugfedernwerks, was direkt an der Bahn liegt.
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Korrekt, die Nr. 17 ist der "Hinterhof".
Die 19 ist gerade eingerüstet und die Fassade wird saniert.
Das auf StreetView noch unsanierte Haus ist die 21-23.
Hab es nochmal auf http://stadtplan.leipzig.de/ nachgeguckt.Die 15 ist das, was "Gründerzeit-Immo" veröffentlicht hat (Villa, wurde eingerüstet).
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DFB-Gründungshaus, Büttnerstraße 10
Ein weiteres Kleinod schmückt bald das graphische Viertel: Ab Herbst 2016 verkauft die Ticoncept Bauprojektentwicklungs- und Vertriebs GmbH aus Berlin im Hofmeister-Haus an der Büttnerstraße 10 ca. 25 Loftwohnungen. Das Haus wird zugleich denkmalgerecht saniert. Weitere Infos folgen.
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Bornaische Straße 11:
Sanierung Eckhaus Bornaische Straße / Bernhard-Göring-Straße (Vorzustand)
Vorvorzustand.Biedermannstraße 30:
Taubestraße 10:
Zur Farbdiskussion Endersstraße/Härtelstraße noch eine witzige Variante aus den 90ern:
Link -
^ Dem Rumgeschmiere bei der Biedermannstr. 30 nach zu urteilen, wobei das in Connewitz nichts heißen muss, ist die Sanierung schon länger her. Um genau zu sein, schon vor 2008, wenn man Streetview glauben kann.
In Leipzig werden langsam auch die besonderen Härtefälle in Angriff genommen. So zum Beispiel Georg-Schwarz-Straße 150 oder auch dieses Eckhaus in der Georg-Schumann-Straße.
Im nicht so schönen Teil von Plagwitz wird dieses Gebäude in der Gießerstraße eingerüstet.
Die Gründerzeithäuser sind hier meist sehr einfach gehalten. Auffällig ist die lockere Blockrandbebauung, bei der nach zwei Wohnhäusern immer eine Lücke folgt und der Hauseingang nicht selten an der Rückseite im Hof liegt.
Die Sanierung Karl-Heine-Straße 96 ist abgeschlossen. Vorzustand:
Karl-Heine-Straße 96 heute Vormittag. Über die ahistorische Dachpartie darf freilich die Nase gerümpft werden.
Bilder: Cowboy -
^ ich kann mich über die neue Dachpartie eigentlich nicht beschweren. Dir Traufhöhe zum Nachbargebäude wird nicht überschritten und die Fensterfront fügt - trotz erheblich mehr Fensterflächen - in der Mitte sowie an den Außenkannten perfekt ein. Man hat hier die Position eines Einfügens des neuen Dachaufbaus, mit gleicher Fassadenfarbe und Fensterrahmen, gewählt. Das passt hier gut und wird einem kaum auffallen!
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^ Dem Rumgeschmiere bei der Biedermannstr. 30 nach zu urteilen, wobei das in Connewitz nichts heißen muss, ist die Sanierung schon länger her. Um genau zu sein, schon vor 2008, wenn man Streetview glauben kann.
Oha, ich hatte das nur im Vorbeigehen bemerkt und weil die Giebelwand eingerüstet war, sah es auf den ersten Blick so aus, als ob man an der Straßenseite das Gerüst gerade abgebaut hätte.
Der Mittelpunkt der Welt (Dimpfelstraße 48) wurde aber wirklich neu bepinselt:
Vorzustand
Das "moderne" Grau im EG stellt allerdings keine Verbesserung dar, in der Kneipe scheint sich altes Mobiliar erhalten zu haben, bei Gelegenheit werd ich da mal reinschauen... und vielleicht steht der Oswin ja auch noch da. -
Mann soll es ja kaum glauben, aber an der doch sehr sehr abgerockten Bude in der Friedrich-Bosse-Str., die uns Cowboy am 13.05.2016 zeigte, steht die Sanierung an. Woanders hättes es wohl ein Rendez-Vous mit der Abrissbirne gegeben, wohl auch in Dresden...
Das Ganze kursiert unter dem Namen "Quartier Stephan"
http://valerum.ag/aktuell-im-verkauf/quartier-stephan/
Die LS-Immobiliengruppe hat sich unterdessen die Sanierung der Eutritzscher Str. 10 vorgenommen. Die haben dort wohl einst Großeinkauf bei den Häusern gemacht.